3. Kapitel

Langsam schritt das Pferd auf dem verlassenen Feldweg voran. Rowena war im Halbschlaf und summte wieder ihre Melodie vor sich hin, während sie sich an Godric lehnte, der hinter ihr auf dem Ross saß.

"Ahh... da ist es."

Nach stundenlangem Schweigen durchbrach Gordic die morgendliche Stille. Rowena öffnete die Augen und sah ein Städtchen vor sich liegen. "Broomsticks. Die einzige Stadt in England, in der nur Magier leben...", dann gab er dem müden Pferd die Sporen.

Er brachte es vor einem Wirtshaus zum Stehen und stieg ab.

"Hast du irgend etwas Bestimmtes vor?" fragte Rowena, als sie den in Rauchschwaden gehüllten Pub betraten.

"Ja, ich würde gern jemanden wiedersehen."

Der dicke Wirt an der Theke begrüßte ihn sofort: "Godric! Lässt du dich auch mal wieder blicken! Wen hast du mitgebracht?" fragte er und beäugte Rowena, die gerade die allerlei seltsamen Gestalten im Raum betrachtete.

"Rowena Ravenclaw. Ich habe dir von ihr erzählt," er beugte sich zu ihm hin, so dass sie ihn nicht hören konnte, "eine unheimlich talentierte Hexe; sie kann mir vielleicht helfen, meinen Traum zu verwirklichen." Der Wirt nickte und sagte leise:"Muss harte Zeiten durchgestanden haben, die Kleine."

Godric nickte und fragte nun in normaler Lautstärke:"Wo ist deine schöne Tochter, ich würde sie gern wiedersehen."

"Ja, ich werde sie holen, einen Moment..." der Wirt verließ die Theke.

"Godric? Was ist das da bitte?" Rowena zeigte auf eine dunkle, äußerst hässliche Gestalt am Ende des Raumes.

"Ein Kobold. Die kommen öfters hierher."

Sie zog eine Augenbraue hoch. "Was soll das heißen, öfters. Wie kannst du davon wissen, lebtest du doch in Teakwater?"

"Ich bin hierher appariert. Verschwinden und an einem beliebigen Ort wieder auftauchen mittels Zauberei" erklärte er ihr kurz.

...

"Helga! Schön dich wieder zu sehen."

Godric umarmte eine Frau. Sie war etwas älter als Rowena mit einem überaus freundlichen Gesicht. Im Grunde war sie sehr hübsch, wenn auch mit ziemlich ausgeprägten weiblichen Rundungen.

"Helga Hufflepuff mein Name, schön dich kennen zu lernen." Sie streckte Rowena die Hand entgegen. Ewas verdutzt über die freundliche Art und das "du" erwiderte Rowena den Händedruck.

"Kennst du jemanden, der vielleicht Rowenas Talent fördern könnte? Einen guten Ausbilder?" fragte Godric Helga, mit einem fast schon flehenden Gesichtsausdruck.

"Nun... seit die Millers... dem schwarzen Tod zum Opfer gefallen sind, ist es schwierig damit geworden, aber die Ollivanders könnten sich der Sache vielleicht annehmen."

Rowena stand wie so oft nur neben Godric und wurde vor vollendete Tatsachen gestellt.

"Großartiger Einfall! Wir werden sofort zu ihm gehen. Bei dieser Gelegenheit können wir dich auch gleich magisch ausrüsten."

Er wandte sich an Rowena.

"Heute Nacht werden zwei Zimmer für euch frei sein." meinte Helga mit einem Augenzwinkern. "Aber ich muss dann auch..."

"Ja natürlich, wie immer fleißig..." Er grinste, verabschiedete sich von ihr und bedeute Rowena ihn aus der Tür zu begleiten.

"Zauberstäbe?" fragte Rowena, als sie einen aufgemalten Zauberstab auf dem verbogenen Ladenschild erkannte.

"Ja, Ollivanders! Einer der ersten Hersteller in England, und das schon seit über 1000 Jahren... Leider werden sie bald nach London umziehen; sie erhoffen sich dort noch besseren Profit."

Godric betrat den Raum und hätte dabei fast die verrostete Klinke mitgenommen, die mindestens genauso alt und klapprig war, wie alles in "Ollivanders".

Er räusperte sich vernehmlich und trat an den verstaubten Ladentisch, während sich Rowena sorgfältig umsah.

"Mr Gryffindor, womit kann ich dienen?" Eine raue Stimme durchzog das modernde Gemäuer. Rowena wandte sich um und erkannte einen schier uralten Mann mit grauen trüben Augen.

Godric ergiff wie immer das Wort: "Ms Ravenclaw braucht einen Zauberstab, könnten sie..."

"Ja... ja, natürlich. Wir werden schon einen passenden finden." Mr Ollivander schlurfte bedächtig zu einem Stapel Zauberstäbe.

"Nun, außerdem braucht sie eine Ausbildung, da ich sie gerade erst von den Muggeln 'erlöst' habe. Könnten sie nicht...?"

Der alte Ollivander reichte Rowena währenddessen Zauberstäbe, die sie durch die Luft wirbelte.

Ollivander antwortete nach einer Pause: "Nein... Nein, ich fürchte dafür fehlt mir die Zeit, ich bin untröstlich."

"Kennen sie niemanden, der sich dazu bereiterklären würde?"

"Nun... die Waldreiter vom Oldern Forest bilden junge Hexen und Zauberer aus."

"Die Waldreiter," Godric sah ihn missmutig an, "sind mir suspekt."

Im gleichen Augenblick gab es eine kleine Explosion im Raum. Rowena lächelte verlegen.

"Ahja, die junge Dame hat ihren Zauberstab gefunden." Mr Ollivander entblößte seine gelben Zähne zu einem Lächeln. "Und was Ms Ravenclaws Lehre betrifft, überdenken sie meinen Vorschlag. Es wäre doch schade um solch ein junges Talent."

Allerdings verzog Godric das Gesicht nur zu einem argwöhnischen Lächeln, bezahlte den Zauberstab und verließ mit Rowena den Laden.

"Waldreiter. Von wegen. Bevor ich diese Halunken..."

"Wer sind sie?" unterbrach ihn Rowena.

"Oh, du kennst sie... Mehr oder weniger."

Sie blickte ihn fragend an.

"Erinnerst du dich an die Reiter vor ein paar Tagen in Teakwater? Waldreiter. Sie waren auf einem ihrer Streifzüge auf der Suche nach unentdeckten Hexen und Zauberern."

Sie blieb plötzlich stehen. "Deshalb hat mich ihr Führer so genau angesehen?"

"Offenbar."

"Aber..."

"Aber sie haben dich nicht mitgenommen. Das wundert mich. Sie sind große Zauberer, die größten überhaupt, die England kennt, Muggelhasser, aber ihnen entgeht für gewöhnlich kein Talent. Aber bei dir... nun ja, wer weiß."

"Ihr Anführer..."

Er schnitt ihr noch einmal die Worte ab: "Er gilt als der mächtigste Magier, der heute lebt. Allerdings nicht als einer der sympathischsten. Ja... eine dunkle Aura umgibt ihn...

Salazar Slytherin."