Disclaimer: Siehe Prolog...


Kapitel III

"Ich hoffe, ich störe euch nicht." Zögernd trat Jezriel in den hellen Kreis, den die Fackeln warfen. Daniel, der ihn schon kannte, schüttelte hastig den Kopf. "Nein, komm ruhig näher." Die anderen drei musterten Jezriel misstrauisch. Der Zweite beschloss, dass er, wenn er Offenheit erwartete, auch offen gegenüber den Menschen sein musste. "Ich grüße euch. Ich hoffe, wir haben euch nicht zu große Unannehmlichkeiten bereitet." Jack nickte, und Daniel atmete heimlich auf. Jack hatte die Entschuldigung Jezriels akzeptiert. Das war schon mal gut, denn Jack konnte sehr nachtragend sein, wie Daniel aus eigener Erfahrung wusste.
"Zweiter, darf ich dir vorstellen: Das hier sind Jack, Sam und Teal'C." Daniel übernahm die Vorstellung. "Mein Name ist Jezriel.", warf der Nécas bestimmt ein. Dann lächelte er flüchtig. "Entschuldige bitte. Es ist nur so, dass der Name hier einen höheren Stellenwert hat als offensichtlich bei euch. Ich würde niemals einfach so den Namen eines Freundes preisgeben, selbst mit dessen Einverständnis." Jack zog fragend die Augenbrauen hoch. "Und wie redet ihr euch dann an?" Erfreut lächelte Jezriel. "Jeder hat einen Titel. Meiner ist Zweiter. Ich führe die Krieger an. Die Krieger sind durchnummeriert, und außerdem in einzelne Gruppen untergliedert." Er deutete auf sich. "Zweiter Führer der Krieger der Nécas, Erster Krieger und Führer des Teams STAC-1." Jack grinste und rutschte ein Stück zur Seite. "Setz dich zu uns. Und dann erzähl uns doch mal, wieso ihr uns vor den Goa'uld gerettet habt."
Jezriel zögerte wieder einen Augenblick und kauerte sich dann auf den Boden. Während er seine Flügel neu anordnete, erzählte er.
"Wir kämpfen schon seit längerem gegen die Wesen. Diese Kreaturen, die skrupellos kleine Kinder töten und sich hinter ihren Dienern und in ihren Schiffen verstecken. Sie kamen durch das Portal." "Durch das Portal?" Teal'C legte fragend die Stirn in Falten. "Das Stargate.", warf Daniel ein.
"Die Beschreibung der Wesen passt jedenfalls genau auf die Goa'uld.", warf Sam mit trockenem Humor ein. Jezriel sah verwirrt von einem zum anderen. "Ihr habt ... keinen Führer? Jemandem, dem ihr folgt?" "Doch." Daniel nickte in Jacks Richtung. "Jack." "Das ist dein Name, nicht wahr?" Neugierig musterte Jezriel Jack. "Ja."
"Zweiter..." Ein weiteres geflügeltes Wesen betrat den Lichtkegel. "Ja?" Der Angesprochene drehte sich halb herum. "Der Vierte Wissenschaftler möchte dich jetzt sehen. Und die Krieger verlangen deine Anwesenheit." Sie war schlanker, zierlicher, hatte lange, hellbraune Haare, die sie mit einigen Spangen gebändigt hatte, und grüne Augen. Sie trug graue Kleidung. Jezriel nickte müde und erhob sich. "Dies hier ist die Zweite Wissenschaftlerin und die Dritte Kriegerin. Würdest du dich bitte um unsere Gäste kümmern?" Sie nickte und Jezriel verließ eilig die Höhle.
"Seid gegrüßt." Sie lächelte freundlich. "Ihr müsst unseren Zweiten entschuldigen. Er hat viel Arbeit. Und ihr müsst hungrig sein. Ich hoffe, ihr mögt unsere Nahrung." Sie stellte einen Korb auf den Boden. "Nun, es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.", grinste Daniel.

"Nun, Zweiter, es steht fest: Wenn Ihr euch nicht mehr schont, dann werdet Ihr schon bald zusammenbrechen." Der Vierte Wissenschaftler musterte den Zweiten vorwurfsvoll. Er war noch sehr jung, aber trotzdem eine führende Größe auf seinem Gebiet. "Vierter Wissenschaftler, ich kümmere mich jetzt um den Zweiten." Eine ehrfurchtgebietende Stimme erklang hinter den beiden. Der Vierte Wissenschaftler errötete ein wenig und entfernte sich.
Der Zweite musste sich nicht erst umdrehen. Er kannte den Besitzer der Stimme. Sie waren zusammen aufgewachsen. Er lächelte. "Obwohl der Vierte Wissenschaftler durchaus recht hat. Du wirst bald zusammenbrechen. Es sei denn, du entspannst dich einige Tage. Müdigkeit führt zu Fehlern, und Fehler können wir uns nicht leisten." Der Zweite Wissenschaftler sah ihn ernst an. "Wie geht es deinen verspannten Muskeln?", fragte er beiläufig, während er die verletzte Hand des Zweiten versorgte. "Woher weißt du denn das schon wieder?", schmunzelte Jezriel. "Ich habe meine Informationsquellen.", antwortete der Wissenschaftler geheimnisvoll.

Im Laufe des Abends lernten sich die Menschen und die Nécas allmählich besser kennen. Jack und Jezriel unterhielten sich über Angriffstaktiken, und Daniel, Sam und die junge Nécas, die den Namen Seri trug, sprachen über Wissenschaften.
"Weißt du, Jack, so sehr unterscheiden sich unsere Rassen gar nicht." Jezriel blickte wehmütig in die Flammen des Lagerfeuers. "Wir versuchen alle, nur zu überleben. Ihr habt eure Verteidigungsmaßnahmen, und wir haben unsere Überraschungsangrifftaktik. Wir haben überlegt, ob wir das Portal verschließen sollten, aber da war es schon zu spät. Die Wesen waren schon hier, mit ihren Dienern, und vor allem, mit ihren Raumschiffen. Wir haben uns in die Berge zurückgezogen, in der Hoffnung, endlich in Ruhe gelassen zu werden, aber die Wesen müssen alles beherrschen. Aber die Nécas lassen sich nicht beherrschen. Sie foltern gnadenlos Kleinkinder, um unseren Aufenthaltsort herauszufinden. Zwei Drittel der Gesamtbevölkerung sind schon in diesem sinnlosen Krieg gestorben." Jezriel musterte seinen neuen Freund Jack von der Seite. Es war inzwischen dunkel geworden, und diejenigen, die keine Wache übernommen hatten, hatten es sich auf dem Boden des Plateaus und in den Höhlen einigermaßen bequem gemacht.
Jezriel und Jack hatten sich beide bereit erklärt, eine Wache zu übernehmen.
Jack saß neben Jezriel. Er wirkte absolut entspannt, niemandem, der ihn nicht genau kannte und ihn beobachtete, fielen die Anzeichen für die Anspannung, unter der er stand, auf.

Am nächsten Morgen wachte Daniel früh auf. Er streckte sich und rief sich die Ereignisse des vergangenen Tages noch einmal ins Gedächtnis. Er lächelte bei dem Gedanken an Jezriel, der ihn sehr an Jack erinnerte, und verließ die kleine Höhle. Jack war natürlich schon unterwegs. Manchmal kam es Daniel so vor, als bräuchte der Colonel weniger Schlaf als alle anderen Menschen, die er kannte. Jack war morgens meistens als erster des Teams auf und er übernahm auf Einsätzen gerne eine Nachtschicht mehr, und natürlich bekämpfte er zwischendurch auch die Goa'uld. Daniel lächelte. "Guten Morgen, Colonel.", grüßte er. Jack musterte ihn gründlich. "Guten Morgen, Doktor.", antwortete er nach einem Moment. Auch er hatte sich an die Sitten der Nécas angepasst und redete seine Leute größtenteils mit dem Titel an. "Gut geschlafen?" Überrascht sah Daniel Jack an. Ausgerechnet von ihm hätte er diese Frage nicht gerade erwartet. Er nickte. "Ja, schon. Hey, Colonel, was halten Sie von einem Bündnis mit den Nécas?" Diese Idee war ihm ganz spontan gekommen, und als er Jacks Gesichtsausdruck sah, wusste er, dass er besser noch einmal über den Gedanken nachgedacht hätte. "Daniel, Sie wissen so gut wie ich, dass das nicht geht." Daniel nickte. "Natürlich nicht." Er sah Jack herausfordernd an. "Wieso eigentlich nicht?" "Daniel!" Jack seufzte übertrieben auf. "Es ist einfach nicht möglich. Okay, wenn sie das wollen, dann könnten wir sie eventuell ein wenig unterstützen, aber wir haben selbst Probleme mit den Goa'uld, schon vergessen?" Daniel gab es auf. Er wusste, dass Jack in diesem Punkt stur bleiben würde. Er nickte. "Und Sie unternehmen nichts auf eigene Faust, verstanden? Das ist ein Befehl!" Wieder nickte Daniel. "Ich habe nichts gehört, Daniel." Jack kannte ihn leider ziemlich gut. "Ja, Jack, ich hab's verstanden.", seufzte er schließlich schicksalsergeben. "So ist's gut.", grinste Jack und ging. Daniel schüttelte den Kopf. So schnell konnte dieser größenwahnsinnige Ignorant einem den Morgen verderben!, dachte er wütend.
"Hey!" Jezriel trat neben ihn und grinste flüchtig. Schwach lächelte Daniel zurück. "Hey!" "Du siehst bedrückt aus.", stellte Jezriel fest. "Ist etwas passiert?" Daniel schüttelte den Kopf. "Nein. Ich habe nur ... nachgedacht." "Das sollte man manchmal tun.", stimmte Jezriel ihm zu. "Aber wir als Krieger können uns nicht mal das nicht leisten. Wir werden darauf trainiert, Befehle auszuführen. Komm, Daniel. Gehen wir ein paar Schritte und vertreiben wir diese düsteren Gedanken." Bereitwillig folgte Daniel dem Nécas.
Ein paar Meter gingen sie schweigend, dann sagte Daniel: "Weißt du, du erinnerst mich an eine Gestalt in der menschlichen Mythologie. Graf Dracula." "So? Erzähle mir bitte von dieser Figur." Sie waren inzwischen ein Stück außerhalb des Lagers, und Jezriel setzte sich auf einen großen Stein und wartete, dass der Mensch seinem Beispiel folgte. Ein scharfer Wind pfiff über die rauen Felskanten, und Jezriel legte vorsichtig seine Flügel um seinen Körper, während Daniel sich in seine dicke Jacke wickelte.
"Na ja, Graf Dracula ist ein Vampir. Vampire sterben, wenn sie mit Sonnenlicht und Kreuzen in Berührung kommen. Oder wenn man ihnen einen Holzpfahl durchs Herz bohrt.", erklärte Daniel. Der Andere grinste ihn schelmisch von der Seite an. "Verbessere mich, wenn ich falsch liege, Daniel, aber jedes Lebewesen stirbt, wenn man ihm einen Pfahl durchs Herz bohrt, oder?" Daniel nickte bestätigend. "Ja. Aber das ist das besondere an Vampiren. Sie sind nicht lebendig und auch nicht tot." "Was sind sie dann?", fragte Jezriel verdutzt. "Na ja." Daniel zuckte mit den Schultern. "Untot eben." Fasziniert beugte Jezriel sich vor. "Bitte, Daniel, erzähle mir mehr von diesem Mythos.", bat er. "Vampire ernähren sich von Blut, dass sie ihren Opfern aussaugen. Manchmal können sie fliegen, andere Quellen behaupten jedoch, dass sie sich in Fledermäuse verwandeln." "Was ist eine Fledermaus?", fragte Jezriel wieder dazwischen, und Daniel musste wieder grinsen. In diesem Moment landete ein seltsames Lebewesen auf Jezriels Schulter. Daniel zuckte erschrocken zusammen. Das Tier stieß einen markerschütternden Schrei aus und schmiegte sich an Jezriels Ohr. Jezriel lachte leise. Das Tier glich dem, welches SG-1 bei seiner Ankunft gesehen oder besser gesagt gehört hatte. Jetzt hatte Daniel Gelegenheit, das Tier genauer zu mustern. "Eine Fledermaus sieht so ähnlich aus wie das Tier.", erklärte Daniel nach einer Weile. "Sie haben nur keine Schnäbel ... und sie können nicht so laut schreien." Tatsächlich wies das Tier frappierende Ähnlichkeiten zu einer Fledermaus auf. Es hatte ein kurzes, drahtiges, schwarzes Fell, das den ganzen Körper bedeckte, kräftige Krallen und große Ohren.

"Colonel, hast du den Zweiten gesehen?" Überrascht drehte Jack sich um. "Nein, seit heute morgen nicht mehr. Er ist mit Daniel weggegangen." In dem Moment kam Sam zu ihnen. In ihren Mundwinkeln zuckte es. "Du wolltest doch zu deinem Vorgesetzten gehen. Das da ist mein Vorgesetzter." Seri lächelte und entblößte dabei zwei Reihen weißer, gefährlich aussehender Zähne. "Ich kann den Zweiten nicht finden. Er ist nicht im Lager, und ich muss ihn erst finden, bevor ich ihn fragen kann." Jack sah abwartend von einer zur anderen. Sam nickte, und Seri verließ schnellen Schrittes das Lager, auf dem gleichen Weg, den Daniel und Jezriel vor einiger Zeit genommen hatten. "Wollen Sie mir was erzählen, Captain?" Seine Stimme klang ruhig wie fast immer, doch Sam konnte einen sarkastischen Unterton durchschimmern hören. "Ja, Sir." Sie senkte die Stimme, so dass niemand sie belauschen konnte. "Seri und ich, wir möchten die Umgebung ein wenig erkunden." Jack nickte. "Von mir aus." Sam grinste und wandte sich zum Gehen. Plötzlich hörte sie einen Pfiff hinter sich. Erstaunt drehte sie sich wieder um. "Ich muss Ihnen ja nicht unbedingt sagen, dass Sie vorsichtig sein müssen.", rief Jack. Sam nickte. Sie hatte nicht vor, das vom Colonel in sie gesetzte Vertrauen aufs Spiel zu setzen und den Goa'uld in die Hände zu fallen. Beim besten Willen nicht.

"Zweiter..." Seri landete neben den beiden Männern. Sie faltete vorsichtig die Flügel zusammen. Unbewusst registrierte Daniel, dass Seri vertrauter mit Jezriel umging als die anderen Nécas. "Ja, was gibt es?" Daniel wandte seine Aufmerksamkeit wieder Jezriel zu. "Sam und ich, wir wollen einen kleinen Erkundungsgang machen." Sie lächelte. "Die Menschen sind faszinierende Wesen. Ich möchte sie gerne besser kennen lernen. Sie verstehen lernen. Und Sam hat mir versprochen, mir zu zeigen, wie man den großen Stein vor dem Portal genauer verwendet." Ihre Augen leuchteten vor Begeisterung, und Jezriel nickte verständnisvoll. "Von mir aus. Aber seid sehr vorsichtig. Du weißt, dass niemand den Händen der Wesen lebend entkommt." Sie nickte hastig und ging schnell. "Wie kommst du darauf, dass niemand den Goa'uld lebend entkommt?" fragte Daniel nach einer Weile neugierig. Jezriel schüttelte den Kopf. "Erfahrung. Bittere Erfahrung." Er zögerte einen Moment, überlegend, in wie weit er dem Menschen trauen konnte. Schließlich behielt aber doch seine aufgeweckte, vertrauensvolle Seite die Oberhand. "Ich habe meine erste Gefährtin und meine Tochter an die Wesen verloren." Seine Miene hellte sich wieder auf. "Ich muss dir unbedingt Darim vorstellen. Er ist Altertumsforscher gewesen, aber als der Krieg ausbrach, kämpfte er in der ersten Linie, obwohl er friedliebend ist." Er sprang auf die Füße und strich sich die Haare aus der Stirn.