Immer noch der gleiche Disclaimer wie schon im Prolog.
Kapitel IV
"Darim, ich möchte dir Daniel vorstellen. Er ist einer der Menschen, der Wesen, die wir gestern heldenhaft aus den Händen der Wesen gerettet haben. Er ist ebenfalls Forscher. Ich glaube, ihr beide werdet euch gut verstehen. Daniel, wenn du Fragen über die Nécas hast, dann musst du sie Darim stellen. Er ist quasi die Bibliothek der Nécas. Er hat viel Wissen in seinem Kopf gespeichert." Jezriel grinste, als er Daniels verblüfften Blick bemerkte. "Darim ist ein Titelloser. Vor dem Krieg wurden solche Leute verbannt, aber heute können wir uns das nicht mehr leisten. Er weiß zuviel. Außerdem ist er der beste Freund, den man sich vorstellen kann. Weißt du, die Titellosen kennen alle Namen, die ganze Geschichte der Nécas." Die beiden Wissenschaftler musterten sich neugierig im Licht der vielen Fackeln, die in der großen Höhle verteilt waren und die Szene in ein gespenstisches Licht tauchten. Darim trug die Kleidung, die viele der Nécas trugen: Stiefel, Hemd und Hose in dunklen Farben. Er hatte die Flügel ordentlich auf dem Rücken gefaltet. Sein Haar war kurzgeschnitten und von einer unbestimmbaren Farbe, der dunkelblond wahrscheinlich am nächsten kam. "Ich würde gerne noch ein bisschen bei euch bleiben und mit euch über Geschichte oder einem anderen interessanten Thema diskutieren, aber ein Zweiter hat gewisse Aufgaben, die er auch nach einem großen Sieg erfüllen muss. Wir sehen uns später!" Jezriel verließ die Höhle mit einem Schmunzeln. Die beiden waren für die nächste Zeit beschäftigt.
Jezriel hatte nicht ganz die Wahrheit gesagt. Er hatte nichts zu tun, er wollte den beiden Wissenschaftlern nur Gelegenheit geben, ungestört zu reden. Er würde Darim später über die Details ausfragen, und er war sich sicher, dass Jack das gleiche mit Daniel machen würde. Die Menschen hatten allerdings eine seltsame Befehlsstruktur. Ein Untergebener hätte ihm nie auf die Weise widersprochen, wie Daniel es bei Jack offenbar mehrmals tat.
Jezriel trat neben Jack, der am Rand des großen Trainingsplatzes stand und die wenigen Krieger, die übten, beobachtete. Jezriel trat neben ihn und registrierte das Lächeln, dass auf Jacks Gesicht lag. Als er in die gleiche Richtung wie Jack sah, erkannte er den Grund für dessen amüsierten Gesichtsausdruck: Teal'C, der riesige Jaffa, der Diener der Wesen, der ein Freund der Wesen geworden war, trainierte mit den Kriegern. "Sie haben keine Chancen gegen einen ausgebildeten Jaffa", grinste Jack. Jezriel zuckte mit den Schultern. "Genauso wenig wie wir." Beendete Jack den Satz. Er sprach offensichtlich aus Erfahrung. "Wir werden sehen.", antwortete Jezriel. Auch er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Wie wäre es mit einem kleinen Kräftemessen? Wir beide gegeneinander?", schlug er vor. Jack zuckte mit den Schultern. "Unter welchen Voraussetzungen?" Er rief Teal'C zu sich, und Jezriel wählte einen der Krieger als Schiedsrichter. Die anderen bildeten einen lockeren Kreis um die beiden.
"Ohne Waffen.", sagte Jezriel. Jack nickte, und ein Lächeln spielte um seine Lippen. "Abgemacht. Wenn du mich nicht beißt." Jezriel verstand den Hinweis. "Ich werde mich bemühen.", versprach er. Jack gab seine Ausrüstung Teal'C, und Jezriel gab seine seinem Krieger. "Du musst mir noch etwas versprechen.", meinte er. "Was?" "Nicht an den Flügeln ziehen. Das ist sehr schmerzhaft. Ich werde auf dem Boden bleiben." Jezriel trat in die Mitte des Kreises. Teal'C hielt Jack zurück. "Sei vorsichtig, O'Neill.", sagte er. "Die Nécas sind gut ausgebildete Kämpfer." Jack nickte. "Ich werde mein bestes geben.", versprach er. Dann folgte er Jezriel in den Ring.
"Hey, wo gehen wir eigentlich hin?" Sam sah Seri fragend von der Seite an. Seri deutete nach vorne. "Dort ist das Portal. Ich habe einige Umwege gewählt, weil die Wesen hier überall Patrouillen haben. Außerdem wissen wir ja noch nicht, in wie fern wir euch trauen können." Sie lächelte entschuldigend. "Das verstehe ich schon.", beruhigte Sam sie. "Ihr wisst so viel über die Wesen.", sagte Seri bewundernd. "Na ja, so viel wissen wir gar nicht. Wir wissen, dass es die System-Lords gibt, und die Tok'Ra. Die Tok'Ra sind gute Goa'uld. Sieh mich nicht so entsetzt an. Die Tok'Ra sind wirklich gute Goa'uld. Sie hassen es, wenn sie Goa'uld genannt werden. Mein Vater gehört auch zu ihnen." Seri schüttelte verwundert den Kopf. "Ihr seid eine seltsame Wesensart. Ihr bekämpft die Goa'uld, aber ihr seid Verbündete der Tok'Ra." Seri blieb plötzlich stehen und lauschte. "Wesen.", murmelte sie entsetzt. Sam legte ihr eine Hand auf den Arm und zog sie zwischen die Felsen am Wegrand. "Wir könnten einfach wegfliegen.", murmelte Seri. Dann warf sie einen Blick auf ihre menschliche Freundin. "Ich könnte wegfliegen. Ich könnte es vielleicht schaffen, dich in Sicherheit zu bringen. Oder die Wesen abzulenken. Sie rechnen nicht mit deiner Anwesenheit. Du könntest dich in Sicherheit bringen." Seri wollte schon aufstehen, aber Sam zog sie am Arm zurück. "Bist du verrückt!", zischte sie leise. "Niemand wird hier unnütz sein Leben wegwerfen. Und wenn", setzte sie grimmig hinzu, während sie ihre Waffe entsicherte, "dann werden wir ein paar Jaffa mitnehmen."
"Das wird nicht nötig sein.", erklang plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihnen. Zu Tode erschrocken fuhren die Beiden herum. Ein Goa'uld stand hinter ihnen. Er war leicht zu erkennen an seiner Kleidung und an der Handspange, die er erhoben hatte und mit der er auf die beiden zielte. "Ihr werdet nicht sterben. Zumindest im Moment nicht." Betäubt fielen Sam und Seri zu Boden. Der Goa'uld winkte seinen Jaffa, die die Gefangenen in Richtung des Tores schleppten und dann durch die Teleportationsringe verschwanden. Niemand bemerkte den Vogel, der in einiger Höhe über ihnen seine Runden drehte.
Daniel und Darim hatten sich inzwischen ein bisschen besser kennen gelernt, und Daniel hatte erstaunt erfahren, dass die Nécas, ähnlich wie die Menschen der Erde es im Moment taten, angefangen hatten, die Planeten, die sie mit ihrem Tor erreichen konnten, zu erforschen. Daniel mochte Darim auf Anhieb. "Was ist das?" Daniel musterte verwundert eine lange, hohe Wand, auf der verschiedene Schriftzeichen abgebildet waren. Die ganze Höhle war von den Schriftzeichen bedeckt, die teilweise mittels feiner Linien miteinander verbunden waren. "Das ist die Geschichte der Nécas.", erklärte Darim. "Der Stammbaum und das Leben eines jeden Nécas." Er führte Daniel zu einer Reihe von Linien und Zeichen und deutete auf sie. "Jehal und Sirél hatten einen Sohn, dem sie den Namen Ezriel gaben. Ezriel wurde der Gefährte von Ségez. Sie hatten einen Sohn und eine Tochter. Dann brach der Krieg aus, und Ezriel wurde Krieger und bekam die Ehrensilben Né und Jé. Durch einen Unfall verlor er dann seinen kleinen Sohn. Er verlor den Mut und gab sich auf. Er gab die Silbe Né ab. Dann wurden seine Gefährtin und seine Tochter in einen Hinterhalt der Wesen gelockt und starben. Von diesem Moment an kämpfte er wieder für die Freiheit aller Nécas und arbeitete sich in der Hierarchie der Krieger nach oben. Er vereinte die einzelnen Stämme und führte sie von einem Sieg zum nächsten."
Sie hatten sich auf einen Kampf in drei Runden geeinigt. Zwei dieser drei Runden waren gekämpft, und es stand unentschieden. Teal'C sah den Vogel zuerst, der zielstrebig auf Jezriel zuflog und schließlich auf seiner Schulter landete. Jezriel gab Jack ein Zeichen, dass er wartete und wandte seine Aufmerksamkeit dem Vogel zu. Der Vogel stieß einige Laute aus. Kurz darauf wurde Jezriel blass. Sie würden nie erfahren, wer von ihnen der bessere Kämpfer war.
"Der Führer eines Stammes wurde der Erste, als der gewählte Erste im Kampf sein Leben ließ. Er ernannte Jezriel zum Zweiten, wegen seiner Verdienste im Kampf gegen die Wesen. Jezriel nahm sich eine neue Gefährtin, die Tochter des neuen Ersten. Die Beiden sind ein Traumpaar, Daniel. Leider blieb die Verbindung zwischen Jezriel und Seri bislang ohne Kinder." Sanft strich Darims Hand über die raue Wand. "Jezriel und Seri sind verheiratet?", fragte Daniel überrascht. In dem Moment kamen Jack und Jezriel wieder in die Höhle. Beide sahen blass und erschrocken aus. "Jack! Was ist passiert?", fragte Daniel alarmiert, denn in diesem Zustand hatte er Jack, seiner Meinung nach, noch nie gesehen. Jezriel schüttelte den Kopf. "Es ist vorbei.", murmelte er vor sich hin. Jack stützte ihn und ließ ihn jetzt auf den Boden gleiten. "Diese gottverdammten Goa'uld..." Jack ballte die Hände hilflos zu Fäusten. "Sie haben Sam und Seri." Wütend trat er nach einem kleinen Steinchen. "Daniel, wir müssen sie da raus holen." sagte er leise, aber mit der gewohnten Festigkeit in der Stimme. "Wir werden Sam da rausholen, und wenn es das letzte ist, was wir machen."
Sam wachte auf, weil jemand sie unsanft durchschüttelte. Widerstrebend öffnete sie die Augen. Der mentale Hieb der Handspange des unbekannten Goa'uld. War genauso schlimm, wie sie erwartet hatte. "Sam! Wach auf!" Seri schüttelte sie fester. Sam hob die Hand. "Ist ja gut, ich bin ja wach." Murmelte sie. "Sam, wir sind so gut wie tot.", sagte Seri. Sam schüttelte den Kopf. "Wir werden hier herauskommen.", versprach sie. "Der Colonel wird uns hier rausholen." Sie quälte sich mühsam auf die Füße und musterte ihre Umgebung.
Sie befanden sich in einem Raum, der vollkommen leer war. Die Wände bestanden aus dem goldenen Material, dass auf den Schiffen der Goa'uld verwendet wurde. "Aber wie soll der Colonel uns hier finden?", fragte Seri leise. "Wir befinden uns auf dem Schiff des Wesens." Sam nickte. Das hatte sie sich gedacht. "Colonel O'Neill wird das schon schaffen. Aber wir können auch versuchen, ihm ein wenig zu helfen. Zuerst einmal dürfen wir nicht den Mut verlieren." Seri schluckte. "Ich weiß, dass die Wesen Menschen als Wirtskörper verwenden können. Aber die Nécas sind als Wirte unbrauchbar. Sie stoßen die Goa'uld ab, und sie sterben, es sei denn, der Goa'uld wird in ein neugeborenes Kind eingepflanzt.", erklärte sie. Sam nickte. "Ich weiß. Ich war einmal ein Wirt für einen Goa'uld. Besser gesagt für ein Mitglied der Tok'Ra. Keine sehr angenehme Erfahrung. Ich meine, ich bin Jolinar sehr dankbar, dass ich noch lebe und dass ich auf ihre Erinnerungen zurückgreifen kann. Dadurch konnten wir überhaupt in Kontakt mit den Tok'Ra treten.", erzählte sie, um Seri und auch ihre eigenen Nerven zu beruhigen.
Jezriel hatte ein scharfes Messer zur Hand genommen und spielte damit herum. Jack hatte Daniels letzten Satz, bevor sie ihm die schreckliche Nachricht gesagt hatten, gehört, und machte sich ernsthafte Sorgen um den Nécas. "Hey!" Er ließ sich neben Jezriel auf den Boden fallen. Jezriel reagierte nicht. "Dies ist meine zweite Gefährtin. Ich will sie nicht verlieren.", murmelte er schließlich. Jack legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. "Jack, hast du Einwände, wenn ich euch begleite? Es geht auch für mich um eine geliebte Person." Jezriel sah Jack bittend an. Jack nickte. "Klar kannst du mitkommen." Ein leises Räuspern erklang hinter ihnen. Jack und Jezriel sahen sich um. Es waren Darim und Tariss, der Krieger, den Jezriel als Schiedsrichter ausgewählt hatte. "Jez, Seri war ein Mitglied von STAC-1. Das gibt uns das Recht, mitzukommen.", sagte Darim, und zu Jack gewandt: "Ihr werdet jede Unterstützung brauchen, die ihr kriegen könnt." Jack und Jezriel nickten beide.
Dann erhob Jezriel sich. Er trat vor die Höhle. Inzwischen hatten alle Nécas von dem Unglück gehört und hatten sich vor der Höhle versammelt.
Jezriel packte das Messer fester. Mit ein paar Bewegungen schnitt er seine langen Haare ab.
"Bei den Göttern, ich schwöre, ich bringe sie zurück." sagte Jezriel, während seine Haare, Strähne um Strähne, auf den Boden fielen. Die Nécas, die sich um den Eingang der Höhle versammelt hatten, blickten ihn unverwandt an, und in den Gesichtern der meisten spiegelte sich das maßlose Entsetzen, das alle verspürten. Plötzlich entstand Unruhe unter den versammelten Kriegern. "Zweiter, Ihr sollt den Ersten aufsuchen!", rief ein junger Mann. Jezriel nickte kurz und steckte das Messer zurück in seinen Gürtel. Jack atmete insgeheim auf. Er war nicht sicher, ob der Nécas nicht doch geistig instabil war. Er wusste nur zu gut, was der Verlust einer geliebten Person bei einem anrichten konnte. Aber Jezriel wirkte ruhig und gelassen. Aufrecht, mit stolz erhobenem Kopf, schritt er auf die Höhle des Ersten zu. Respektvoll wichen die Nécas vor ihm zurück. "Das wird die schwerste Schlacht, obwohl ihr Ergebnis schon längst feststeht.", murmelte Darim leise. "Weshalb?", fragte Daniel neugierig. Darim seufzte. "Ich versuche es dir zu erklären. Die Nécas sind ein sehr traditionsbewusstes Volk. Früher, vor Tausenden von Jahren, wurden den Ausgestoßenen die Haare abgeschnitten, um einen möglichst großen Kontrast zu den Kriegern, die als höchst ehrenvoll galten, herzustellen. Das hat sich nicht sehr geändert. Die Ausgestoßenen schneiden sich die Haare freiwillig." Unwillkürlich fuhr er mit der Hand über seine eigenen Haare. "Jezriel hat sich gerade selbst aus der Gesellschaft ausgestoßen. Dabei waren seine Haare doch gerade wieder auf eine ehrenvolle Länge gewachsen." Kummervoll schüttelte er den Kopf. Er begann, einige Gegenstände zusammenzusuchen. Er seufzte. "Eigentlich sind wir viel zu alt zum Kriegspielen." Jack nickte zustimmend. "Na los.", sagte er in Daniels Richtung. Teal'C betrat die Höhle. Er musste sich bücken, damit er sich nicht den Kopf an der Decke anstieß. In einer Hand hielt er Jacks Ausrüstung, in der anderen seinen Kampfstab.
"Was ist geschehen?" Erschrocken erhob sich der Erste, als er Jezriel sah, der mit erhobenem Kopf auf ihn zu kam und keine der gültigen Ehrbezeugungen zeigte. Erst auf den zweiten Blick sah er, dass Jezriels Haare kurz geschnitten waren. "Junge, was hast du getan?" "Ich habe einen Schwur geleistet.", gab Jezriel Auskunft. Er sammelte seine Gedanken und begann zu erzählen.
"Müssen wir nicht General Hammond Bericht erstatten und ihm sagen, dass wir vorhaben, auf das Goa'uld-Schiff zu gehen?" Daniel sah Jack fragend an. Jack schüttelte heftig den Kopf. "Nein." "Nein?", echote Daniel verblüfft. "Nein.", wiederholte Jack bestimmt. Er sah Daniel fest an. "Überlegen Sie doch mal, Daniel. Wenn wir jetzt nach Hause gehen, wird Carter verloren sein, denn Hammond wird uns nicht gehen lassen. Er hat uns schon mal nicht gehen lassen. Und er wird uns auch dieses Mal befehlen, nichts zu unternehmen. Und dann?" Abwartend schob Jack die Hände in die Hosentaschen. Daniel nickte zögernd. "Aber vielleicht lässt er uns dieses Mal gehen?", fragte er langsam. Jack schüttelte den Kopf. "Selbst wenn er es tun würde, würden wir wertvolle Zeit verlieren. Aber er wird es nicht tun. Daniel..." Jack schüttelte den Kopf. "Er wird uns nicht gehen lassen können, selbst wenn er wollte. Weißt du, er ist an seine Befehle gebunden. Er wird sonst vors Militärgericht gestellt, und wahrscheinlich wird ihm das Kommando entzogen. Das heißt, dass wir einen neuen Vorgesetzten bekommen, und das könnte so einer wie Mayborne sein. Und das wollen wir doch alle nicht, oder?" Wider Willen musste Daniel grinsen. "Nein, das wollen wir wirklich nicht." schmunzelte er. "Du hast recht. Aber trotzdem..."
"Daniel, es geht nicht. Sonst lande ich vorm Kriegsgericht. Und zu viele Bemerkungen in der Akte sind auch nicht gut, nicht wahr?" Jack grinste herausfordernd. "Hey, sieh es von der positiven Seite: Jetzt haben wir ein Bündnis mit den Nécas." Jack verzog das Gesicht zu einer Grimasse und bückte sich, um seinen Schnürsenkel wieder zu verknoten. Daniel nickte kurz.
Darim trat zu den beiden. "Wenn der Erste den Zweiten am Leben lässt, können wir in spätestens dreißig Zeituntereinheiten aufbrechen." sagte er mit tiefschwarzem Humor. Jack nickte zustimmend. Nach einem Moment des Schweigens sagte Darim leise: "Es hat sein Gutes, verstoßen zu sein. So kann er mich nicht ein drittes Mal aus der Gesellschaft ausgrenzen.
Er wird ihn aus dem Lager vertreiben, weil er seine Gefährtin und unseren Gast verloren hat. Selbst wenn wir Sam und Seri wiederfinden würden, ist die Verbindung zwischen Seri und Jezriel nicht nachweisbar, weil die beiden keine gemeinsamen Kinder haben.", murmelte Darim weiter. "Es wird nicht viel schlimmer kommen können."
"Du lässt mir keine Wahl, Jezriel, ich werde dich verstoßen müssen und die Verbindung zu meiner Tochter für nichtig erklären. Ich möchte das nicht tun, aber die Tradition gebietet es. Du bist nicht länger der Zweite Führer der Nécas. Du gehörst nicht einmal mehr zur Kriegerrasse. Du bist ein Niemand." Der Erste sprach diese traditionellen Worte langsam, als wollte er Jezriel Gelegenheit geben, um Verzeihung zu bitten. Aber er würde es nicht tun, dass wussten beide genau. "Du hättest dir wenigstens von jemandem anderem die Haare schneiden lassen können, Junge." sagte der Erste missbilligend. Er erhob sich. "Komm her, mein Junge." Gehorsam näherte sich Jezriel. An seiner Haltung war nichts herrschendes mehr, er hatte den Blick gesenkt. Er kniete vor dem Thron des Ersten in der Haltung, die einem Ausgestoßenen gebührte. Der Erste strich ihm mit einer Hand über den Kopf. "Jezriel, ich habe dich in meine Familie aufgenommen und dir meine Tochter gegeben. Nun muss ich dir das alles wieder nehmen. Und wofür?" Er bedeutete dem jüngeren, sich zu erheben. "Nimm dir an Waffen und Ausrüstung, was du brauchst. Sobald du mit meiner Tochter zurückgekehrt bist, darfst du in meine Familie zurückkehren." Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Wir warten auf dich, Junge." Er bedeutete ihm, zu gehen. Jezriel straffte seine Gestalt und trat hinter dem Ersten vor die Höhle.
Kapitel IV
"Darim, ich möchte dir Daniel vorstellen. Er ist einer der Menschen, der Wesen, die wir gestern heldenhaft aus den Händen der Wesen gerettet haben. Er ist ebenfalls Forscher. Ich glaube, ihr beide werdet euch gut verstehen. Daniel, wenn du Fragen über die Nécas hast, dann musst du sie Darim stellen. Er ist quasi die Bibliothek der Nécas. Er hat viel Wissen in seinem Kopf gespeichert." Jezriel grinste, als er Daniels verblüfften Blick bemerkte. "Darim ist ein Titelloser. Vor dem Krieg wurden solche Leute verbannt, aber heute können wir uns das nicht mehr leisten. Er weiß zuviel. Außerdem ist er der beste Freund, den man sich vorstellen kann. Weißt du, die Titellosen kennen alle Namen, die ganze Geschichte der Nécas." Die beiden Wissenschaftler musterten sich neugierig im Licht der vielen Fackeln, die in der großen Höhle verteilt waren und die Szene in ein gespenstisches Licht tauchten. Darim trug die Kleidung, die viele der Nécas trugen: Stiefel, Hemd und Hose in dunklen Farben. Er hatte die Flügel ordentlich auf dem Rücken gefaltet. Sein Haar war kurzgeschnitten und von einer unbestimmbaren Farbe, der dunkelblond wahrscheinlich am nächsten kam. "Ich würde gerne noch ein bisschen bei euch bleiben und mit euch über Geschichte oder einem anderen interessanten Thema diskutieren, aber ein Zweiter hat gewisse Aufgaben, die er auch nach einem großen Sieg erfüllen muss. Wir sehen uns später!" Jezriel verließ die Höhle mit einem Schmunzeln. Die beiden waren für die nächste Zeit beschäftigt.
Jezriel hatte nicht ganz die Wahrheit gesagt. Er hatte nichts zu tun, er wollte den beiden Wissenschaftlern nur Gelegenheit geben, ungestört zu reden. Er würde Darim später über die Details ausfragen, und er war sich sicher, dass Jack das gleiche mit Daniel machen würde. Die Menschen hatten allerdings eine seltsame Befehlsstruktur. Ein Untergebener hätte ihm nie auf die Weise widersprochen, wie Daniel es bei Jack offenbar mehrmals tat.
Jezriel trat neben Jack, der am Rand des großen Trainingsplatzes stand und die wenigen Krieger, die übten, beobachtete. Jezriel trat neben ihn und registrierte das Lächeln, dass auf Jacks Gesicht lag. Als er in die gleiche Richtung wie Jack sah, erkannte er den Grund für dessen amüsierten Gesichtsausdruck: Teal'C, der riesige Jaffa, der Diener der Wesen, der ein Freund der Wesen geworden war, trainierte mit den Kriegern. "Sie haben keine Chancen gegen einen ausgebildeten Jaffa", grinste Jack. Jezriel zuckte mit den Schultern. "Genauso wenig wie wir." Beendete Jack den Satz. Er sprach offensichtlich aus Erfahrung. "Wir werden sehen.", antwortete Jezriel. Auch er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Wie wäre es mit einem kleinen Kräftemessen? Wir beide gegeneinander?", schlug er vor. Jack zuckte mit den Schultern. "Unter welchen Voraussetzungen?" Er rief Teal'C zu sich, und Jezriel wählte einen der Krieger als Schiedsrichter. Die anderen bildeten einen lockeren Kreis um die beiden.
"Ohne Waffen.", sagte Jezriel. Jack nickte, und ein Lächeln spielte um seine Lippen. "Abgemacht. Wenn du mich nicht beißt." Jezriel verstand den Hinweis. "Ich werde mich bemühen.", versprach er. Jack gab seine Ausrüstung Teal'C, und Jezriel gab seine seinem Krieger. "Du musst mir noch etwas versprechen.", meinte er. "Was?" "Nicht an den Flügeln ziehen. Das ist sehr schmerzhaft. Ich werde auf dem Boden bleiben." Jezriel trat in die Mitte des Kreises. Teal'C hielt Jack zurück. "Sei vorsichtig, O'Neill.", sagte er. "Die Nécas sind gut ausgebildete Kämpfer." Jack nickte. "Ich werde mein bestes geben.", versprach er. Dann folgte er Jezriel in den Ring.
"Hey, wo gehen wir eigentlich hin?" Sam sah Seri fragend von der Seite an. Seri deutete nach vorne. "Dort ist das Portal. Ich habe einige Umwege gewählt, weil die Wesen hier überall Patrouillen haben. Außerdem wissen wir ja noch nicht, in wie fern wir euch trauen können." Sie lächelte entschuldigend. "Das verstehe ich schon.", beruhigte Sam sie. "Ihr wisst so viel über die Wesen.", sagte Seri bewundernd. "Na ja, so viel wissen wir gar nicht. Wir wissen, dass es die System-Lords gibt, und die Tok'Ra. Die Tok'Ra sind gute Goa'uld. Sieh mich nicht so entsetzt an. Die Tok'Ra sind wirklich gute Goa'uld. Sie hassen es, wenn sie Goa'uld genannt werden. Mein Vater gehört auch zu ihnen." Seri schüttelte verwundert den Kopf. "Ihr seid eine seltsame Wesensart. Ihr bekämpft die Goa'uld, aber ihr seid Verbündete der Tok'Ra." Seri blieb plötzlich stehen und lauschte. "Wesen.", murmelte sie entsetzt. Sam legte ihr eine Hand auf den Arm und zog sie zwischen die Felsen am Wegrand. "Wir könnten einfach wegfliegen.", murmelte Seri. Dann warf sie einen Blick auf ihre menschliche Freundin. "Ich könnte wegfliegen. Ich könnte es vielleicht schaffen, dich in Sicherheit zu bringen. Oder die Wesen abzulenken. Sie rechnen nicht mit deiner Anwesenheit. Du könntest dich in Sicherheit bringen." Seri wollte schon aufstehen, aber Sam zog sie am Arm zurück. "Bist du verrückt!", zischte sie leise. "Niemand wird hier unnütz sein Leben wegwerfen. Und wenn", setzte sie grimmig hinzu, während sie ihre Waffe entsicherte, "dann werden wir ein paar Jaffa mitnehmen."
"Das wird nicht nötig sein.", erklang plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihnen. Zu Tode erschrocken fuhren die Beiden herum. Ein Goa'uld stand hinter ihnen. Er war leicht zu erkennen an seiner Kleidung und an der Handspange, die er erhoben hatte und mit der er auf die beiden zielte. "Ihr werdet nicht sterben. Zumindest im Moment nicht." Betäubt fielen Sam und Seri zu Boden. Der Goa'uld winkte seinen Jaffa, die die Gefangenen in Richtung des Tores schleppten und dann durch die Teleportationsringe verschwanden. Niemand bemerkte den Vogel, der in einiger Höhe über ihnen seine Runden drehte.
Daniel und Darim hatten sich inzwischen ein bisschen besser kennen gelernt, und Daniel hatte erstaunt erfahren, dass die Nécas, ähnlich wie die Menschen der Erde es im Moment taten, angefangen hatten, die Planeten, die sie mit ihrem Tor erreichen konnten, zu erforschen. Daniel mochte Darim auf Anhieb. "Was ist das?" Daniel musterte verwundert eine lange, hohe Wand, auf der verschiedene Schriftzeichen abgebildet waren. Die ganze Höhle war von den Schriftzeichen bedeckt, die teilweise mittels feiner Linien miteinander verbunden waren. "Das ist die Geschichte der Nécas.", erklärte Darim. "Der Stammbaum und das Leben eines jeden Nécas." Er führte Daniel zu einer Reihe von Linien und Zeichen und deutete auf sie. "Jehal und Sirél hatten einen Sohn, dem sie den Namen Ezriel gaben. Ezriel wurde der Gefährte von Ségez. Sie hatten einen Sohn und eine Tochter. Dann brach der Krieg aus, und Ezriel wurde Krieger und bekam die Ehrensilben Né und Jé. Durch einen Unfall verlor er dann seinen kleinen Sohn. Er verlor den Mut und gab sich auf. Er gab die Silbe Né ab. Dann wurden seine Gefährtin und seine Tochter in einen Hinterhalt der Wesen gelockt und starben. Von diesem Moment an kämpfte er wieder für die Freiheit aller Nécas und arbeitete sich in der Hierarchie der Krieger nach oben. Er vereinte die einzelnen Stämme und führte sie von einem Sieg zum nächsten."
Sie hatten sich auf einen Kampf in drei Runden geeinigt. Zwei dieser drei Runden waren gekämpft, und es stand unentschieden. Teal'C sah den Vogel zuerst, der zielstrebig auf Jezriel zuflog und schließlich auf seiner Schulter landete. Jezriel gab Jack ein Zeichen, dass er wartete und wandte seine Aufmerksamkeit dem Vogel zu. Der Vogel stieß einige Laute aus. Kurz darauf wurde Jezriel blass. Sie würden nie erfahren, wer von ihnen der bessere Kämpfer war.
"Der Führer eines Stammes wurde der Erste, als der gewählte Erste im Kampf sein Leben ließ. Er ernannte Jezriel zum Zweiten, wegen seiner Verdienste im Kampf gegen die Wesen. Jezriel nahm sich eine neue Gefährtin, die Tochter des neuen Ersten. Die Beiden sind ein Traumpaar, Daniel. Leider blieb die Verbindung zwischen Jezriel und Seri bislang ohne Kinder." Sanft strich Darims Hand über die raue Wand. "Jezriel und Seri sind verheiratet?", fragte Daniel überrascht. In dem Moment kamen Jack und Jezriel wieder in die Höhle. Beide sahen blass und erschrocken aus. "Jack! Was ist passiert?", fragte Daniel alarmiert, denn in diesem Zustand hatte er Jack, seiner Meinung nach, noch nie gesehen. Jezriel schüttelte den Kopf. "Es ist vorbei.", murmelte er vor sich hin. Jack stützte ihn und ließ ihn jetzt auf den Boden gleiten. "Diese gottverdammten Goa'uld..." Jack ballte die Hände hilflos zu Fäusten. "Sie haben Sam und Seri." Wütend trat er nach einem kleinen Steinchen. "Daniel, wir müssen sie da raus holen." sagte er leise, aber mit der gewohnten Festigkeit in der Stimme. "Wir werden Sam da rausholen, und wenn es das letzte ist, was wir machen."
Sam wachte auf, weil jemand sie unsanft durchschüttelte. Widerstrebend öffnete sie die Augen. Der mentale Hieb der Handspange des unbekannten Goa'uld. War genauso schlimm, wie sie erwartet hatte. "Sam! Wach auf!" Seri schüttelte sie fester. Sam hob die Hand. "Ist ja gut, ich bin ja wach." Murmelte sie. "Sam, wir sind so gut wie tot.", sagte Seri. Sam schüttelte den Kopf. "Wir werden hier herauskommen.", versprach sie. "Der Colonel wird uns hier rausholen." Sie quälte sich mühsam auf die Füße und musterte ihre Umgebung.
Sie befanden sich in einem Raum, der vollkommen leer war. Die Wände bestanden aus dem goldenen Material, dass auf den Schiffen der Goa'uld verwendet wurde. "Aber wie soll der Colonel uns hier finden?", fragte Seri leise. "Wir befinden uns auf dem Schiff des Wesens." Sam nickte. Das hatte sie sich gedacht. "Colonel O'Neill wird das schon schaffen. Aber wir können auch versuchen, ihm ein wenig zu helfen. Zuerst einmal dürfen wir nicht den Mut verlieren." Seri schluckte. "Ich weiß, dass die Wesen Menschen als Wirtskörper verwenden können. Aber die Nécas sind als Wirte unbrauchbar. Sie stoßen die Goa'uld ab, und sie sterben, es sei denn, der Goa'uld wird in ein neugeborenes Kind eingepflanzt.", erklärte sie. Sam nickte. "Ich weiß. Ich war einmal ein Wirt für einen Goa'uld. Besser gesagt für ein Mitglied der Tok'Ra. Keine sehr angenehme Erfahrung. Ich meine, ich bin Jolinar sehr dankbar, dass ich noch lebe und dass ich auf ihre Erinnerungen zurückgreifen kann. Dadurch konnten wir überhaupt in Kontakt mit den Tok'Ra treten.", erzählte sie, um Seri und auch ihre eigenen Nerven zu beruhigen.
Jezriel hatte ein scharfes Messer zur Hand genommen und spielte damit herum. Jack hatte Daniels letzten Satz, bevor sie ihm die schreckliche Nachricht gesagt hatten, gehört, und machte sich ernsthafte Sorgen um den Nécas. "Hey!" Er ließ sich neben Jezriel auf den Boden fallen. Jezriel reagierte nicht. "Dies ist meine zweite Gefährtin. Ich will sie nicht verlieren.", murmelte er schließlich. Jack legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. "Jack, hast du Einwände, wenn ich euch begleite? Es geht auch für mich um eine geliebte Person." Jezriel sah Jack bittend an. Jack nickte. "Klar kannst du mitkommen." Ein leises Räuspern erklang hinter ihnen. Jack und Jezriel sahen sich um. Es waren Darim und Tariss, der Krieger, den Jezriel als Schiedsrichter ausgewählt hatte. "Jez, Seri war ein Mitglied von STAC-1. Das gibt uns das Recht, mitzukommen.", sagte Darim, und zu Jack gewandt: "Ihr werdet jede Unterstützung brauchen, die ihr kriegen könnt." Jack und Jezriel nickten beide.
Dann erhob Jezriel sich. Er trat vor die Höhle. Inzwischen hatten alle Nécas von dem Unglück gehört und hatten sich vor der Höhle versammelt.
Jezriel packte das Messer fester. Mit ein paar Bewegungen schnitt er seine langen Haare ab.
"Bei den Göttern, ich schwöre, ich bringe sie zurück." sagte Jezriel, während seine Haare, Strähne um Strähne, auf den Boden fielen. Die Nécas, die sich um den Eingang der Höhle versammelt hatten, blickten ihn unverwandt an, und in den Gesichtern der meisten spiegelte sich das maßlose Entsetzen, das alle verspürten. Plötzlich entstand Unruhe unter den versammelten Kriegern. "Zweiter, Ihr sollt den Ersten aufsuchen!", rief ein junger Mann. Jezriel nickte kurz und steckte das Messer zurück in seinen Gürtel. Jack atmete insgeheim auf. Er war nicht sicher, ob der Nécas nicht doch geistig instabil war. Er wusste nur zu gut, was der Verlust einer geliebten Person bei einem anrichten konnte. Aber Jezriel wirkte ruhig und gelassen. Aufrecht, mit stolz erhobenem Kopf, schritt er auf die Höhle des Ersten zu. Respektvoll wichen die Nécas vor ihm zurück. "Das wird die schwerste Schlacht, obwohl ihr Ergebnis schon längst feststeht.", murmelte Darim leise. "Weshalb?", fragte Daniel neugierig. Darim seufzte. "Ich versuche es dir zu erklären. Die Nécas sind ein sehr traditionsbewusstes Volk. Früher, vor Tausenden von Jahren, wurden den Ausgestoßenen die Haare abgeschnitten, um einen möglichst großen Kontrast zu den Kriegern, die als höchst ehrenvoll galten, herzustellen. Das hat sich nicht sehr geändert. Die Ausgestoßenen schneiden sich die Haare freiwillig." Unwillkürlich fuhr er mit der Hand über seine eigenen Haare. "Jezriel hat sich gerade selbst aus der Gesellschaft ausgestoßen. Dabei waren seine Haare doch gerade wieder auf eine ehrenvolle Länge gewachsen." Kummervoll schüttelte er den Kopf. Er begann, einige Gegenstände zusammenzusuchen. Er seufzte. "Eigentlich sind wir viel zu alt zum Kriegspielen." Jack nickte zustimmend. "Na los.", sagte er in Daniels Richtung. Teal'C betrat die Höhle. Er musste sich bücken, damit er sich nicht den Kopf an der Decke anstieß. In einer Hand hielt er Jacks Ausrüstung, in der anderen seinen Kampfstab.
"Was ist geschehen?" Erschrocken erhob sich der Erste, als er Jezriel sah, der mit erhobenem Kopf auf ihn zu kam und keine der gültigen Ehrbezeugungen zeigte. Erst auf den zweiten Blick sah er, dass Jezriels Haare kurz geschnitten waren. "Junge, was hast du getan?" "Ich habe einen Schwur geleistet.", gab Jezriel Auskunft. Er sammelte seine Gedanken und begann zu erzählen.
"Müssen wir nicht General Hammond Bericht erstatten und ihm sagen, dass wir vorhaben, auf das Goa'uld-Schiff zu gehen?" Daniel sah Jack fragend an. Jack schüttelte heftig den Kopf. "Nein." "Nein?", echote Daniel verblüfft. "Nein.", wiederholte Jack bestimmt. Er sah Daniel fest an. "Überlegen Sie doch mal, Daniel. Wenn wir jetzt nach Hause gehen, wird Carter verloren sein, denn Hammond wird uns nicht gehen lassen. Er hat uns schon mal nicht gehen lassen. Und er wird uns auch dieses Mal befehlen, nichts zu unternehmen. Und dann?" Abwartend schob Jack die Hände in die Hosentaschen. Daniel nickte zögernd. "Aber vielleicht lässt er uns dieses Mal gehen?", fragte er langsam. Jack schüttelte den Kopf. "Selbst wenn er es tun würde, würden wir wertvolle Zeit verlieren. Aber er wird es nicht tun. Daniel..." Jack schüttelte den Kopf. "Er wird uns nicht gehen lassen können, selbst wenn er wollte. Weißt du, er ist an seine Befehle gebunden. Er wird sonst vors Militärgericht gestellt, und wahrscheinlich wird ihm das Kommando entzogen. Das heißt, dass wir einen neuen Vorgesetzten bekommen, und das könnte so einer wie Mayborne sein. Und das wollen wir doch alle nicht, oder?" Wider Willen musste Daniel grinsen. "Nein, das wollen wir wirklich nicht." schmunzelte er. "Du hast recht. Aber trotzdem..."
"Daniel, es geht nicht. Sonst lande ich vorm Kriegsgericht. Und zu viele Bemerkungen in der Akte sind auch nicht gut, nicht wahr?" Jack grinste herausfordernd. "Hey, sieh es von der positiven Seite: Jetzt haben wir ein Bündnis mit den Nécas." Jack verzog das Gesicht zu einer Grimasse und bückte sich, um seinen Schnürsenkel wieder zu verknoten. Daniel nickte kurz.
Darim trat zu den beiden. "Wenn der Erste den Zweiten am Leben lässt, können wir in spätestens dreißig Zeituntereinheiten aufbrechen." sagte er mit tiefschwarzem Humor. Jack nickte zustimmend. Nach einem Moment des Schweigens sagte Darim leise: "Es hat sein Gutes, verstoßen zu sein. So kann er mich nicht ein drittes Mal aus der Gesellschaft ausgrenzen.
Er wird ihn aus dem Lager vertreiben, weil er seine Gefährtin und unseren Gast verloren hat. Selbst wenn wir Sam und Seri wiederfinden würden, ist die Verbindung zwischen Seri und Jezriel nicht nachweisbar, weil die beiden keine gemeinsamen Kinder haben.", murmelte Darim weiter. "Es wird nicht viel schlimmer kommen können."
"Du lässt mir keine Wahl, Jezriel, ich werde dich verstoßen müssen und die Verbindung zu meiner Tochter für nichtig erklären. Ich möchte das nicht tun, aber die Tradition gebietet es. Du bist nicht länger der Zweite Führer der Nécas. Du gehörst nicht einmal mehr zur Kriegerrasse. Du bist ein Niemand." Der Erste sprach diese traditionellen Worte langsam, als wollte er Jezriel Gelegenheit geben, um Verzeihung zu bitten. Aber er würde es nicht tun, dass wussten beide genau. "Du hättest dir wenigstens von jemandem anderem die Haare schneiden lassen können, Junge." sagte der Erste missbilligend. Er erhob sich. "Komm her, mein Junge." Gehorsam näherte sich Jezriel. An seiner Haltung war nichts herrschendes mehr, er hatte den Blick gesenkt. Er kniete vor dem Thron des Ersten in der Haltung, die einem Ausgestoßenen gebührte. Der Erste strich ihm mit einer Hand über den Kopf. "Jezriel, ich habe dich in meine Familie aufgenommen und dir meine Tochter gegeben. Nun muss ich dir das alles wieder nehmen. Und wofür?" Er bedeutete dem jüngeren, sich zu erheben. "Nimm dir an Waffen und Ausrüstung, was du brauchst. Sobald du mit meiner Tochter zurückgekehrt bist, darfst du in meine Familie zurückkehren." Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Wir warten auf dich, Junge." Er bedeutete ihm, zu gehen. Jezriel straffte seine Gestalt und trat hinter dem Ersten vor die Höhle.
