Er schreckte aus seinem Alptraum auf, sein Atem ging pfeifend, und sein
ganzer Körper war mit einem dünnen Schweißfilm überzogen. Er fror am ganzen
Körper, obwohl die Sonne schon fast im Zenit stand. Es musste also bald
Mittag sein.
Jekkt lag dicht an ihn gepresst. Anscheinend hatte er sich in der Nacht näher an Auron gewälzt, um der Wärme willen. Auron fühlte die Stirn seines Freundes. Noch immer schien ein allesverzehrende Feuer im Körper des Älteren zu wüten.
Auron überlegte, wie viel Zeit wohl schon vergangen war, seit Braska mit Valfaris aufgebrochen war. Seiner Schätzung nach konnte es nicht mehr sehr lange dauern, bis er mit der rettenden Medizin erschien.
Auron bereitete für sich eine kleine Mahlzeit vor, die er jedoch unangetastet stehen ließ. Allein bei dem Gedanken etwasEssen zu sich zu nehmen, wurde ihm schlecht. Er versuchte Jekkt ein wenig Flüssigkeit einzuflösen. Nur nach wenigen Schlucken, brach wieder ein heftiger Hustenanfall aus, und Auron begnügte sich damit Jekkts Lippen mit Feuchtigkeit zu benetzen. Immer und immer wieder blickte er sehnsüchtig nach Nordosten. "Wo bleibst du nur Braska?" Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit.
Er wusste nicht mehr, wie oft er immer in Richtung der Raststätte gesehen hatte, doch endlich konnte er einen dunklen Punkt in weiter Ferne erkennen. Obwohl er nicht völlig sicher sein konnte, dass es sich um Valfaris handelte, so klammerte er sich dennoch an den Gedanken, dass es niemand anderes als Braska sein könne. Erschöpft und erleichtert ließ er sich auf die Knie fallen, seinen Kopf in seinen Händen vergraben und schluchzte laut auf.
Dennoch dauerte es noch geraume Zeit bis die Flugbestia sich neben ihrem Lager niederließ, und Braska steif vom langen Flug von ihrem Rücken stieg. "Komm ich zu spät?" Ein Zittern in seiner Stimme zeigte, dass er das schlimmste befürchtete, doch er wartete Aurons Antwort nicht ab, sondern ging gleich zu Jekkt. Als er sah, dass dieser noch atmete, stieß er einen erleichterten Seufzer aus.
Die Bestia hatte sich mittlerweile wieder in den Himmel empor gehoben und war in einem gleißenden Kreis aus Licht verschwunden.
Vorsichtig hob Braska den von Gift geschwächten Körper hoch, und flößte ihm eine klare Flüssigkeit ein. Augenblicklich erstrahlte Jekkts Körper in einem sanften Licht. Jekkt bäumte sich kurz auf, um dann wieder leblos zurück zufallen. Behutsam bettete Braska seinen Freund zurück zu auf sein Lager. "Es wird noch einige Stunden dauern, bis sich sein Körper insoweit regeneriert hat, dass er wieder zu Bewusstsein kommt." Braska Gesicht war immer noch ernst. "Ich wäre fast zu spät gekommen." Er richtete sich etwas abseits eine provisorische Liegestätte her und legte sich darauf nieder. Es dauerte nicht sehr lange und er war in einen erschöpften Schlaf gesunken.
Obwohl Auron sich auch hingelegt hatte, fand er dennoch keinen Schlaf. Seine Gedanken kreisten immer und immer wieder um die Geschehnisse der letzten Nacht. Er konnte fast noch die rauhen Lippen seines Freundes auf den seinen spüren. Allein bei dem Gedanken an dieses fast unschuldigen Kuss, durchzog ihn ein wohliger Schauder, der seinen Körper erzittern ließ. Er schloss seine Augen noch fester und ließ das Bild seines Freundes vor seinen geschlossenen Lidern auftauchen. Er konnte jede noch so kleine Falte, jedes noch so winzige Grübchen darin erkennen. Er stellte sich vor, wie seine Finger über die Wangenknochen strichen, zärtlich, sanft, so leicht wie ein Lufthauch.
"Stör ich dich?" Jekkts Stimme ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Schamesröte stieg ihm ins Gesicht. "Was,......ähm..... nein,....... ähm,.....natürlich nicht." Schamhaft wandte Auron seinen Kopf zur Seite. Er konnte einfach nicht in das Gesicht des Älteren blicken. Fragenden Blicke bohrten sich in seinem Nacken. Würde Jekkt womöglich erahnen können, welche Gedanken Auron gerade hatte. Könnte er vielleicht erkennen, wie sehr jede Faser von Aurons Körper nach einer Berührung von ihm schrie? Er hörte leise Schritte die sich von ihm entfernten. Als Auron es endlich wagte den Kopf wieder zu drehen, war Jekkt bereits einige Schritte von ihm entfernt. Plötzlich blieb er stehen und drehte seinen Kopf leicht in Aurons Richtung. "Danke" sagte er knapp und ging weiter zu Braskas Schlafplatz. Dort angekommen untersuchte er die mitgebrachten Vorräte. Schnell fand er allerlei Essbares und fing an diese in sich hineinzustopfen. Jekkt sah zu seinem Freund. "Hascht du nischt auch Hunger?" fragte er mit vollem Mund. "Hat dir noch nie jemand Manieren beigebracht" ließ Auron mit gespielter Strenge verlauten. "Mit vollem Mund spricht man nicht!" Ein breites Lächeln breitete sich über Jekkts Gesicht aus. Wusste er eigentlich wie verführerisch er war, wenn er dieses lausbübische Grinsen zeigte? Schoss es Auron durch den Kopf. Er schob diesen Gedanken beiseite und begab sich an die Seite seinen Gefährtens.
Angesichts der Unmenge von Speisen, wurde Auron erstmals bewusst, wie hungrig er doch eigentlich war. Beide tauschten einen verschwörerischen Blick und begannen dann wie Tiere über die Speisen herzufallen. Kaum eine viertel Stunde später hatten sich beide vollgegessen, und stöhnten zufrieden. Auron bezweifelte sehr, dass er in diesem Zustand kämpfen könnte. Würde jetzt, ein, auf Nahrungssuche befindliches Monster sie angreifen, wäre er hoffnungslos verloren. Er sah zu dem ebenfalls vollgestopften Jekkt hinüber. Dieser hatte seine Arme auf dem Bauch verschränkt. Aurons Blick wanderte über seine kräftigen Oberarme, seinen muskulösen Oberkörper, zu seinem Bauchnabel. Verträumt blieb sein Blick dort hängen.
"Ich denke oft an Titius. Die kleine Heulsuse fehlt mir." Jekkts Stimme war melancholisch. Auron wusste, dass Jekkt daheim in seinem Zarnakand, wo er ein berühmter Blitzballspieler war, eine Frau und einen kleinen Sohn namens Titus, von 7 Jahren hatte. Auron kannte natürlich Blitzball, dieses Spiel war auch in Spira sehr beliebt. Obwohl er die Faszination dafür nicht teilte, würde er Jekkt gerne in dieser überdimensionalen kugelförmigen Sphäre aus Wasser spielen sehen. Es musste ein atemberaubender Anblick sein, diesen Mann zuzusehen, wie er schwerelos durch das Wasser glitt, immer hinter dem Ball hinterher, die Gegner austricksend. Was hätte Auron dafür gegeben, diesen Moment erleben zu dürfen.
Ihr erstes Treffen schlich sich in Aurons Gedanken. Braska und er hatten von einem Mann gehört, der behauptete aus Zarnakand zu kommen. Einem Zarnakand, dass noch nicht zerstört war, und in dem noch immer das Leben blühte. Braska war der Ansicht, dass sie einen solchen Mann gut gebrauchen könnten, bei ihrer Reise zu den Ruinen eben dieser legendären Stadt. Sie trafen Jekkt schlussendlich in einem Gefängnis. Als er von ihrem Vorhaben erfuhr, war er sofort einverstanden sie zu begleiten. Er erhoffte sich dadurch einen Weg nach Hause zu finden. Zuerst hatte sich Auron gesträubt, Jekkt mitzunehmen, doch Braska ließ keine Diskussionen zu, und so wurde Jekkt zu einem Mitglied der Leibgarde von Braska. Und wie sich herausstellte, war Jekkt ein sehr geübter und begnadeter Kämpfer. In so mancher brenzlicher Situation, hatte er sich als sehr wertvolles Mitglied des Trios herausgestellt. Die kleineren Streiterein zwischen Auron und ihm, waren mehr und mehr zu einem freundschaftlichen Spiel geworden. Jekkt hatte sichtlich gefallen daran gefunden, den Jüngeren zu provozieren.
"Glaubst du ich werde einen Weg nach Hause finden?" unterbrach Jekkt Aurons Gedanken. "Ich weiß es nicht." Gab Auron ernüchternd zurück.
Braska begann sich wieder zu regen. Er streckte seine Glieder von sich und gab ein zufriedenes Raunzen von sich. Blinzelnd sah er die beiden anderen an. Als er die Essensreste vor ihnen erblickte, blieb ihm einfach nichts anderes übrig als zu lächeln. "Habt ihr mir wenigstens noch etwas übriggelassen?" fragte er verschlafen. Jekkt und Auron schauten zuerst sich an, und dann die übriggebliebenen Speisen. Sie brachen in schallendes Gelächter aus. Es tat so gut, nach den Ereignissen der letzten Tage wieder lachen zu können.
Braska setzte sich zu den beiden und begann nun seinerseits Unmengen von Essen in sich hineinzustopfen. Sie blieben noch einige Zeit sitzen. Da es bereits gegen Abend war, beschlossen sie noch eine weitere Nacht an diesem Ort zu campieren.
Am nächsten Morgen beschlossen sie, dass sie nun auf direkten Weg zum Berg Gagazet gehen würden. Braska hatte genügend Vorräte mitgebracht, sodass der Umweg zu der auf der Stillen Ebene gelegenen Raststation nicht mehr nötig war. Ihre weitere Reise verlief zügig. Sie mussten noch einige Kämpfe mit ortsansässigen Monstern bestreiten, doch diese waren meist sehr schnell vorüber. Sie waren seit dem Vorfall mit dem Morbol vorsichtiger geworden, sodass kein Monster sie mehr aus dem Hinterhalt angreifen konnte.
Am dritten Tag seit ihrem Aufbruch konnten sie zum ersten mal die Umrisse des majestätischen Berges Gagazet sehen. Schneebedeckt ragte er weit vor ihnen auf. Es dauerte allerdings noch weiter 2 Tage bevor sie sich vor den gewaltigen Berg Gagazet befanden. Ein kühler Wind wehte vom schneebedeckten Gipfel herab. Sie überquerten die Holzbrücke, die über die Schlucht gezogen war,die die Stille Ebene und den Berg voneinander teilte. Die Temperatur fiel anscheinend mit jedem Schritt, den sie nach vorne gingen. Sie waren nun im Reich der Ronso, dieser kriegerischen Löwenähnlichen Rasse, die nur auf dem Berg Gagazet beheimatet war. Die Ronso waren ein sehr abgeschiedenes Volk. Lediglich zu Blitzball Turnieren sah man Ronso außerhalb ihres Gebietes. Neben ihrem katzenartigen Schwanz und ihrer Löwenmähne besaßen alle Ronso ein Horn auf ihrer Stirn. Soweit Braska wusste, wurde die Stellung eines Ronso an der Größe seines Horns gemessen.
Die drei Gefährten gingen um eine Kurve und waren nun am Bergtor angelangt. Vor ihnen stand ein junger Ronso. Er schien über 2 m groß zu sein. Sein Kopf und seine Schultern waren von blonden Fell bedeckt. Sein Körper war muskulös und durchtrainiert. Er blickte auf sie herab und begann dann mit leichtem Akzent zu sprechen: "Willkommen ehrwürdiges Medium Braska. Mein Name ist Biran Ronzo, der Dorfälteste hat mich beauftragt, euch den Weg in unser Dorf zu zeigen. Bitte folgt mir" er wandte sich rasch um und ging auf einen schmalen Durchgang in den Steinwänden zu. Braska zuckte nur mit den Schultern und folgte Biran.
Es war ein sehr anstrengender und beschwerlicher Aufstieg. Keuchend folgten die drei Männer dem Ronso, der geschmeidig und leichtfüßig vor ihnen herschritt. Als Auron schon glaubte er könne nicht einen Schritt weiter gehen, erreichten sie endlich das Dorf. Neugierige Augen blickten aus den Fenstern der kleinen Hütten als sie daran vorbei gingen. Nur wenige Bewohner waren aus ihren Häusern gekommen und sie blickten nun interessiert an. Biran brachte sie ans Ende der Straße zu einer Hütte die größer und etwas prunkvoller gestaltet war, als die anderen. Vor dem Eingang waren zu beiden Seiten riesige Felle aufgespannt worden und davor war je eine Schüssel mit brennender Flüssigkeit. Biran deutete ihnen, dass sie eintreten sollen. Sie befolgten seine Einladung und gingen durch die schmale Tür hindurch.
Ein süßlicher Duft schlug ihnen entgegen. In der Mitte der Hütte knisterte ein Lagerfeuer. Im Kreis saßen Kinder und lauschten der Stimme eines älteren Ronso. Weder Braska noch seine Kameraden konnten ein Wort von dem verstehen, was der greise Mann erzählte, doch die Kinder hangen förmlich an seinen Lippen. Als der Erzähler die Anwesendheit der Fremden bemerkte, richtete er einige kurze Worte an seine Zuhörer. Sie erhoben sich alle leise und verließen die Hütte.
"Wir haben euch eigentlich schon früher erwartet, ehrwürdiger Braska." Er war aufgestanden und verbeugte sich traditionell. Auch Braska erwiderte die Geste. Er trat einen Schritt zurück, senkte seinen Kopf und formte mit seinen beiden Händen vor sich eine unsichtbare Kugel aus Luft. Jekkt kannte diese Begrüßung nur zu gut. In seiner Welt war es die traditionelle Begrüßung für Blitzballspieler, doch hier in Spira, war es eine gottesfürchtige Begrüßung der Yevon Gläubigen. Ein leichtes Schmunzeln zog sich über sein Gesicht. Wie gleich und doch verschieden Spira und sein Zarnakand waren.
"Alles was für eure weitere Reise notwendig ist, erhaltet ihr hier im Dorf. Kimahri wird sich darum kümmern." Ein blutjunger Ronso trat näher, im Gegensatz zu den übrigen Ronso relativ klein gewachsen. Sein Körper war nahtlos mit blauschimmerndem Fell überzogen. Seine langen vorderen Kopfhaare waren zu zwei Zöpfen gebunden. Seine gelben Augen stachen aus seinem Gesicht und beobachteten die Fremden argwöhnisch.
Braska verbeugte sich noch einmal vor dem Dorfältesten und verließ dann mit seinen beiden Freunden die Hütte.
Kimahri führte sie zuerst zu einer Hütte, in der ihnen reichlich Speis und Trank angeboten wurde. Nach dem Essen trennten sie sich und gingen jeder einer anderen Beschäftigungen nach. Braska wollte noch einmal mit dem Dorfältesten sprechen. Jekkt ließ seine Waffe schmieden und sich neue Ausrüstungsgegenstände beschaffen. Und Auron suchte sich einen Platz etwas außerhalb des Dorfs, um seine Gedanken zu sortieren und um nachzudenken. Er fand einen kleinen Felsvorsprung, der windgeschützt etwas abseits des Weges lag. Er ließ sich darauf nieder und versank in seinen Gedanken.
Er dachte an die Nacht in der Jekkt beinahe gestorben wäre, und er dachte an den Kuss. Besonders an den Kuss! Auron biss sich leicht auf die Unterlippe. Noch immer lief ihm ein angenehmer Schauer über seinen Rücken, wenn er an die Berührung ihrer Lippen dachte. Bisher hatte er noch nie ein so tiefes Verlangen gespürt, noch nie ein solches Begehren nach etwas oder jemanden. Er wollte Jekkt mit jeder Faser seines Körpers. Trotz der Kälte um ihn herum, war ihm unendlich hieß. Sein Atem ging schneller. Sein Herz schlug pochend in seiner Brust. Und setzte vor Schreck fast aus, als er hinter sich Schritte hörte.
"Also hierher hast du dich verkrochen?" Jekkts Stimme klang fröhlicher denn je. "Ich hab dich schon die ganze Zeit gesucht." Er ließ sich neben Auron nieder. "Wow, das ist ein Sonnenuntergang. Ich wusste ja gar nicht, was für ein Romantiker du sein kannst." Jekkt stieß ihn mit dem Ellbogen leicht in die Rippen. Auron wollte etwas erwidern, doch seine Stimme versagte. Er konnte noch nicht einmal seinem Freund in die Augen sehen. Zu groß wäre seine Schmach, wenn Jekkt seine Gedanken erahnen könnte.
"Woran hast du gerade gedacht? An eine Frau?" Jekkt schlug seine ausgestreckten Beine übereinander und stützte seinen Oberkörper mit seinen Händen ab. Auron schüttelte wortlos den Kopf. Zu mehr wäre er nicht in der Lage gewesen.
"An mich?" fragte Jekkt ernst mit sanfter Stimme.
Fortsetzung folgt.....
Jekkt lag dicht an ihn gepresst. Anscheinend hatte er sich in der Nacht näher an Auron gewälzt, um der Wärme willen. Auron fühlte die Stirn seines Freundes. Noch immer schien ein allesverzehrende Feuer im Körper des Älteren zu wüten.
Auron überlegte, wie viel Zeit wohl schon vergangen war, seit Braska mit Valfaris aufgebrochen war. Seiner Schätzung nach konnte es nicht mehr sehr lange dauern, bis er mit der rettenden Medizin erschien.
Auron bereitete für sich eine kleine Mahlzeit vor, die er jedoch unangetastet stehen ließ. Allein bei dem Gedanken etwasEssen zu sich zu nehmen, wurde ihm schlecht. Er versuchte Jekkt ein wenig Flüssigkeit einzuflösen. Nur nach wenigen Schlucken, brach wieder ein heftiger Hustenanfall aus, und Auron begnügte sich damit Jekkts Lippen mit Feuchtigkeit zu benetzen. Immer und immer wieder blickte er sehnsüchtig nach Nordosten. "Wo bleibst du nur Braska?" Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit.
Er wusste nicht mehr, wie oft er immer in Richtung der Raststätte gesehen hatte, doch endlich konnte er einen dunklen Punkt in weiter Ferne erkennen. Obwohl er nicht völlig sicher sein konnte, dass es sich um Valfaris handelte, so klammerte er sich dennoch an den Gedanken, dass es niemand anderes als Braska sein könne. Erschöpft und erleichtert ließ er sich auf die Knie fallen, seinen Kopf in seinen Händen vergraben und schluchzte laut auf.
Dennoch dauerte es noch geraume Zeit bis die Flugbestia sich neben ihrem Lager niederließ, und Braska steif vom langen Flug von ihrem Rücken stieg. "Komm ich zu spät?" Ein Zittern in seiner Stimme zeigte, dass er das schlimmste befürchtete, doch er wartete Aurons Antwort nicht ab, sondern ging gleich zu Jekkt. Als er sah, dass dieser noch atmete, stieß er einen erleichterten Seufzer aus.
Die Bestia hatte sich mittlerweile wieder in den Himmel empor gehoben und war in einem gleißenden Kreis aus Licht verschwunden.
Vorsichtig hob Braska den von Gift geschwächten Körper hoch, und flößte ihm eine klare Flüssigkeit ein. Augenblicklich erstrahlte Jekkts Körper in einem sanften Licht. Jekkt bäumte sich kurz auf, um dann wieder leblos zurück zufallen. Behutsam bettete Braska seinen Freund zurück zu auf sein Lager. "Es wird noch einige Stunden dauern, bis sich sein Körper insoweit regeneriert hat, dass er wieder zu Bewusstsein kommt." Braska Gesicht war immer noch ernst. "Ich wäre fast zu spät gekommen." Er richtete sich etwas abseits eine provisorische Liegestätte her und legte sich darauf nieder. Es dauerte nicht sehr lange und er war in einen erschöpften Schlaf gesunken.
Obwohl Auron sich auch hingelegt hatte, fand er dennoch keinen Schlaf. Seine Gedanken kreisten immer und immer wieder um die Geschehnisse der letzten Nacht. Er konnte fast noch die rauhen Lippen seines Freundes auf den seinen spüren. Allein bei dem Gedanken an dieses fast unschuldigen Kuss, durchzog ihn ein wohliger Schauder, der seinen Körper erzittern ließ. Er schloss seine Augen noch fester und ließ das Bild seines Freundes vor seinen geschlossenen Lidern auftauchen. Er konnte jede noch so kleine Falte, jedes noch so winzige Grübchen darin erkennen. Er stellte sich vor, wie seine Finger über die Wangenknochen strichen, zärtlich, sanft, so leicht wie ein Lufthauch.
"Stör ich dich?" Jekkts Stimme ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Schamesröte stieg ihm ins Gesicht. "Was,......ähm..... nein,....... ähm,.....natürlich nicht." Schamhaft wandte Auron seinen Kopf zur Seite. Er konnte einfach nicht in das Gesicht des Älteren blicken. Fragenden Blicke bohrten sich in seinem Nacken. Würde Jekkt womöglich erahnen können, welche Gedanken Auron gerade hatte. Könnte er vielleicht erkennen, wie sehr jede Faser von Aurons Körper nach einer Berührung von ihm schrie? Er hörte leise Schritte die sich von ihm entfernten. Als Auron es endlich wagte den Kopf wieder zu drehen, war Jekkt bereits einige Schritte von ihm entfernt. Plötzlich blieb er stehen und drehte seinen Kopf leicht in Aurons Richtung. "Danke" sagte er knapp und ging weiter zu Braskas Schlafplatz. Dort angekommen untersuchte er die mitgebrachten Vorräte. Schnell fand er allerlei Essbares und fing an diese in sich hineinzustopfen. Jekkt sah zu seinem Freund. "Hascht du nischt auch Hunger?" fragte er mit vollem Mund. "Hat dir noch nie jemand Manieren beigebracht" ließ Auron mit gespielter Strenge verlauten. "Mit vollem Mund spricht man nicht!" Ein breites Lächeln breitete sich über Jekkts Gesicht aus. Wusste er eigentlich wie verführerisch er war, wenn er dieses lausbübische Grinsen zeigte? Schoss es Auron durch den Kopf. Er schob diesen Gedanken beiseite und begab sich an die Seite seinen Gefährtens.
Angesichts der Unmenge von Speisen, wurde Auron erstmals bewusst, wie hungrig er doch eigentlich war. Beide tauschten einen verschwörerischen Blick und begannen dann wie Tiere über die Speisen herzufallen. Kaum eine viertel Stunde später hatten sich beide vollgegessen, und stöhnten zufrieden. Auron bezweifelte sehr, dass er in diesem Zustand kämpfen könnte. Würde jetzt, ein, auf Nahrungssuche befindliches Monster sie angreifen, wäre er hoffnungslos verloren. Er sah zu dem ebenfalls vollgestopften Jekkt hinüber. Dieser hatte seine Arme auf dem Bauch verschränkt. Aurons Blick wanderte über seine kräftigen Oberarme, seinen muskulösen Oberkörper, zu seinem Bauchnabel. Verträumt blieb sein Blick dort hängen.
"Ich denke oft an Titius. Die kleine Heulsuse fehlt mir." Jekkts Stimme war melancholisch. Auron wusste, dass Jekkt daheim in seinem Zarnakand, wo er ein berühmter Blitzballspieler war, eine Frau und einen kleinen Sohn namens Titus, von 7 Jahren hatte. Auron kannte natürlich Blitzball, dieses Spiel war auch in Spira sehr beliebt. Obwohl er die Faszination dafür nicht teilte, würde er Jekkt gerne in dieser überdimensionalen kugelförmigen Sphäre aus Wasser spielen sehen. Es musste ein atemberaubender Anblick sein, diesen Mann zuzusehen, wie er schwerelos durch das Wasser glitt, immer hinter dem Ball hinterher, die Gegner austricksend. Was hätte Auron dafür gegeben, diesen Moment erleben zu dürfen.
Ihr erstes Treffen schlich sich in Aurons Gedanken. Braska und er hatten von einem Mann gehört, der behauptete aus Zarnakand zu kommen. Einem Zarnakand, dass noch nicht zerstört war, und in dem noch immer das Leben blühte. Braska war der Ansicht, dass sie einen solchen Mann gut gebrauchen könnten, bei ihrer Reise zu den Ruinen eben dieser legendären Stadt. Sie trafen Jekkt schlussendlich in einem Gefängnis. Als er von ihrem Vorhaben erfuhr, war er sofort einverstanden sie zu begleiten. Er erhoffte sich dadurch einen Weg nach Hause zu finden. Zuerst hatte sich Auron gesträubt, Jekkt mitzunehmen, doch Braska ließ keine Diskussionen zu, und so wurde Jekkt zu einem Mitglied der Leibgarde von Braska. Und wie sich herausstellte, war Jekkt ein sehr geübter und begnadeter Kämpfer. In so mancher brenzlicher Situation, hatte er sich als sehr wertvolles Mitglied des Trios herausgestellt. Die kleineren Streiterein zwischen Auron und ihm, waren mehr und mehr zu einem freundschaftlichen Spiel geworden. Jekkt hatte sichtlich gefallen daran gefunden, den Jüngeren zu provozieren.
"Glaubst du ich werde einen Weg nach Hause finden?" unterbrach Jekkt Aurons Gedanken. "Ich weiß es nicht." Gab Auron ernüchternd zurück.
Braska begann sich wieder zu regen. Er streckte seine Glieder von sich und gab ein zufriedenes Raunzen von sich. Blinzelnd sah er die beiden anderen an. Als er die Essensreste vor ihnen erblickte, blieb ihm einfach nichts anderes übrig als zu lächeln. "Habt ihr mir wenigstens noch etwas übriggelassen?" fragte er verschlafen. Jekkt und Auron schauten zuerst sich an, und dann die übriggebliebenen Speisen. Sie brachen in schallendes Gelächter aus. Es tat so gut, nach den Ereignissen der letzten Tage wieder lachen zu können.
Braska setzte sich zu den beiden und begann nun seinerseits Unmengen von Essen in sich hineinzustopfen. Sie blieben noch einige Zeit sitzen. Da es bereits gegen Abend war, beschlossen sie noch eine weitere Nacht an diesem Ort zu campieren.
Am nächsten Morgen beschlossen sie, dass sie nun auf direkten Weg zum Berg Gagazet gehen würden. Braska hatte genügend Vorräte mitgebracht, sodass der Umweg zu der auf der Stillen Ebene gelegenen Raststation nicht mehr nötig war. Ihre weitere Reise verlief zügig. Sie mussten noch einige Kämpfe mit ortsansässigen Monstern bestreiten, doch diese waren meist sehr schnell vorüber. Sie waren seit dem Vorfall mit dem Morbol vorsichtiger geworden, sodass kein Monster sie mehr aus dem Hinterhalt angreifen konnte.
Am dritten Tag seit ihrem Aufbruch konnten sie zum ersten mal die Umrisse des majestätischen Berges Gagazet sehen. Schneebedeckt ragte er weit vor ihnen auf. Es dauerte allerdings noch weiter 2 Tage bevor sie sich vor den gewaltigen Berg Gagazet befanden. Ein kühler Wind wehte vom schneebedeckten Gipfel herab. Sie überquerten die Holzbrücke, die über die Schlucht gezogen war,die die Stille Ebene und den Berg voneinander teilte. Die Temperatur fiel anscheinend mit jedem Schritt, den sie nach vorne gingen. Sie waren nun im Reich der Ronso, dieser kriegerischen Löwenähnlichen Rasse, die nur auf dem Berg Gagazet beheimatet war. Die Ronso waren ein sehr abgeschiedenes Volk. Lediglich zu Blitzball Turnieren sah man Ronso außerhalb ihres Gebietes. Neben ihrem katzenartigen Schwanz und ihrer Löwenmähne besaßen alle Ronso ein Horn auf ihrer Stirn. Soweit Braska wusste, wurde die Stellung eines Ronso an der Größe seines Horns gemessen.
Die drei Gefährten gingen um eine Kurve und waren nun am Bergtor angelangt. Vor ihnen stand ein junger Ronso. Er schien über 2 m groß zu sein. Sein Kopf und seine Schultern waren von blonden Fell bedeckt. Sein Körper war muskulös und durchtrainiert. Er blickte auf sie herab und begann dann mit leichtem Akzent zu sprechen: "Willkommen ehrwürdiges Medium Braska. Mein Name ist Biran Ronzo, der Dorfälteste hat mich beauftragt, euch den Weg in unser Dorf zu zeigen. Bitte folgt mir" er wandte sich rasch um und ging auf einen schmalen Durchgang in den Steinwänden zu. Braska zuckte nur mit den Schultern und folgte Biran.
Es war ein sehr anstrengender und beschwerlicher Aufstieg. Keuchend folgten die drei Männer dem Ronso, der geschmeidig und leichtfüßig vor ihnen herschritt. Als Auron schon glaubte er könne nicht einen Schritt weiter gehen, erreichten sie endlich das Dorf. Neugierige Augen blickten aus den Fenstern der kleinen Hütten als sie daran vorbei gingen. Nur wenige Bewohner waren aus ihren Häusern gekommen und sie blickten nun interessiert an. Biran brachte sie ans Ende der Straße zu einer Hütte die größer und etwas prunkvoller gestaltet war, als die anderen. Vor dem Eingang waren zu beiden Seiten riesige Felle aufgespannt worden und davor war je eine Schüssel mit brennender Flüssigkeit. Biran deutete ihnen, dass sie eintreten sollen. Sie befolgten seine Einladung und gingen durch die schmale Tür hindurch.
Ein süßlicher Duft schlug ihnen entgegen. In der Mitte der Hütte knisterte ein Lagerfeuer. Im Kreis saßen Kinder und lauschten der Stimme eines älteren Ronso. Weder Braska noch seine Kameraden konnten ein Wort von dem verstehen, was der greise Mann erzählte, doch die Kinder hangen förmlich an seinen Lippen. Als der Erzähler die Anwesendheit der Fremden bemerkte, richtete er einige kurze Worte an seine Zuhörer. Sie erhoben sich alle leise und verließen die Hütte.
"Wir haben euch eigentlich schon früher erwartet, ehrwürdiger Braska." Er war aufgestanden und verbeugte sich traditionell. Auch Braska erwiderte die Geste. Er trat einen Schritt zurück, senkte seinen Kopf und formte mit seinen beiden Händen vor sich eine unsichtbare Kugel aus Luft. Jekkt kannte diese Begrüßung nur zu gut. In seiner Welt war es die traditionelle Begrüßung für Blitzballspieler, doch hier in Spira, war es eine gottesfürchtige Begrüßung der Yevon Gläubigen. Ein leichtes Schmunzeln zog sich über sein Gesicht. Wie gleich und doch verschieden Spira und sein Zarnakand waren.
"Alles was für eure weitere Reise notwendig ist, erhaltet ihr hier im Dorf. Kimahri wird sich darum kümmern." Ein blutjunger Ronso trat näher, im Gegensatz zu den übrigen Ronso relativ klein gewachsen. Sein Körper war nahtlos mit blauschimmerndem Fell überzogen. Seine langen vorderen Kopfhaare waren zu zwei Zöpfen gebunden. Seine gelben Augen stachen aus seinem Gesicht und beobachteten die Fremden argwöhnisch.
Braska verbeugte sich noch einmal vor dem Dorfältesten und verließ dann mit seinen beiden Freunden die Hütte.
Kimahri führte sie zuerst zu einer Hütte, in der ihnen reichlich Speis und Trank angeboten wurde. Nach dem Essen trennten sie sich und gingen jeder einer anderen Beschäftigungen nach. Braska wollte noch einmal mit dem Dorfältesten sprechen. Jekkt ließ seine Waffe schmieden und sich neue Ausrüstungsgegenstände beschaffen. Und Auron suchte sich einen Platz etwas außerhalb des Dorfs, um seine Gedanken zu sortieren und um nachzudenken. Er fand einen kleinen Felsvorsprung, der windgeschützt etwas abseits des Weges lag. Er ließ sich darauf nieder und versank in seinen Gedanken.
Er dachte an die Nacht in der Jekkt beinahe gestorben wäre, und er dachte an den Kuss. Besonders an den Kuss! Auron biss sich leicht auf die Unterlippe. Noch immer lief ihm ein angenehmer Schauer über seinen Rücken, wenn er an die Berührung ihrer Lippen dachte. Bisher hatte er noch nie ein so tiefes Verlangen gespürt, noch nie ein solches Begehren nach etwas oder jemanden. Er wollte Jekkt mit jeder Faser seines Körpers. Trotz der Kälte um ihn herum, war ihm unendlich hieß. Sein Atem ging schneller. Sein Herz schlug pochend in seiner Brust. Und setzte vor Schreck fast aus, als er hinter sich Schritte hörte.
"Also hierher hast du dich verkrochen?" Jekkts Stimme klang fröhlicher denn je. "Ich hab dich schon die ganze Zeit gesucht." Er ließ sich neben Auron nieder. "Wow, das ist ein Sonnenuntergang. Ich wusste ja gar nicht, was für ein Romantiker du sein kannst." Jekkt stieß ihn mit dem Ellbogen leicht in die Rippen. Auron wollte etwas erwidern, doch seine Stimme versagte. Er konnte noch nicht einmal seinem Freund in die Augen sehen. Zu groß wäre seine Schmach, wenn Jekkt seine Gedanken erahnen könnte.
"Woran hast du gerade gedacht? An eine Frau?" Jekkt schlug seine ausgestreckten Beine übereinander und stützte seinen Oberkörper mit seinen Händen ab. Auron schüttelte wortlos den Kopf. Zu mehr wäre er nicht in der Lage gewesen.
"An mich?" fragte Jekkt ernst mit sanfter Stimme.
Fortsetzung folgt.....
