Kapitel 7 – Unter der Stadt

Etwas später versuchte Beka im Pilotensitz liegend etwas Ruhe zu finden.

„Harper will einen Trupp nach Frankfurt anführen, die Stadt befreien..." Tyrs Stimme war leise und weich, er wollte sie eigentlich nicht stören, musste ihr aber sagen das der Bordingenieur drauf und dran war eine weitere Hals über Kopf Aktion zu starten.

Beka reichte Tyr ein Flexi. „Wir können die Maru hier nicht reparieren, nicht mit den Mitteln die an Bord sind. Wir brauchen Ersatzteile. Frankfurt ist der beste und einzige Ort welche zu bekommen. Ich habe vorhin kurz mit Ron gesprochen er meinte wir würden Hilfe bekommen wenn wir erst mal in der Stadt sind."

„Ich sage Harper das wir mitkommen." meinte Tyr..

„Ich ja, Du nicht.Du bist verletzt außerdem fällst Du viel zu sehr auf" er folgte ihrem Blick zu seinen Knochenklingen.

„Das ist kein Problem ich könnte etwas unauffälliges anziehen."

Beka schüttelte den Kopf.

„Ich habe keine Lust Babysitter für einen verletzen Nietzscheaner zu spielen und gleichzeitig darauf zu achten das Harper nicht in sein Unglück rennt wenn wir in der Stadt sind."

„Babysitter?" seine Stimme klang ungläubig

„Ja..." Beka lehnte sich im Pilotensitz zurück und schloß die Augen. Tyr seufzte und ließ Beka alleine, es hatte keinen Sinn mit ihr herumzudiskutieren, in manchen Dingen war sie sturer als er, besonders wenn sie eine Entscheidung getroffen hatte. Trotzdem würde er mit oder ohne ihr Einverständnis mitgehen.

Einige Stunden später machte sich ein überbewaffneter Trupp auf in die Stadt, sie verluden Kiste um Kiste in das Hoover und zwängten sich dann in das Fahrzeug.

Beka saß an den Steuerkontrollen. Sie hatte die Uniform eines der getöteten Nietzscheaners an, hoffend das es nicht auffiel das sie eine Frau und noch dazu keine Nietzscheanerin war. Hinter ihr, im Fracht und Mannschaftsabteil kauerten die zerlumpten Freiheitskämpfer, bereit ihre Stadt zurückzuerobern...

Tyr kam langsam zu sich. Sein Schädel fühlte sich an als wäre er mit Watte gestopft.

Das letzte woran er sich erinnerte war Beka mit einem Injektor...

„Verdammt..." murmelte er frustriert.  

Die Kontrollen um Frankfurt waren nach Harpers Ausbruch noch einmal verstärkt worden. Ron war in der alten Stadt aufgewachsen und kannte jeden Winkel.

Nun schlichen sie durch die Dunkelheit der alten U-Bahn Tunnel hinein in die Stadt über ihnen nutzlose Straßensperren und wachsame Kazov.

Wie ein Lauffeuer sprach sie die Neuigkeit, das es Nachschub an Waffen und Munition gab, bei den verbliebenen Widerständlern herum.

„Wow cool das ist doch der Typ aus Boston oder?" wurde Harpers Gruppe von einem der Widerständler begrüßt, als sie das provisorische Hauptquartier, die alten Bunkeranlagen unter dem ehemaligen Frankfurter Hauptbahnhof betraten.

Harper grinste stolz.

„Wie er leibt und lebt." Murmelte Ron und trug eine weitere Kiste Munition in die Bunkeranlagen.

Nachdem der Widerstand endlich wieder aktionsfähig war, begannen sie mit der Beschaffung der Ersatzteile.

„Ok lasst es noch etwas näher kommen." Murmelte Skid, der Harper vor Stunden so überschwänglich begrüßt hatte.

Das Transporthoover durchfuhr den Torbogen am Römer und setze langsam seinen Weg Richtung Ostend fort. Der Fahrer war viel zu sehr damit beschäftigt darüber nachzudenken wann ihn endlich Mojna zum Mann erwählen würde als auf den Weg zu achten.

Der Widerstand in Frankfurt war gebrochen...

Bis zu dem Moment als der erste Molotow  Cocktail an der Frontscheibe explodierte und ein paar Granaten unter das Fahrzeug geworfen wurden. Wie ein gestrandeter Wal sank das Transportfahrzeug auf den Boden.

Mojna musste sich nun einen anderen Mann suchen ....

Routiniert überbrückte Beka den Zugangscode und öffnete den Frachtraum des Transporters. Das meiste war unnützer Plunder. Was sie brauchte waren die Energiezellen des Transporters. Sie räumte die Frachtkisten zur Seite und öffnete die Bodenplatten. Reichte dann die Energiezellen in wartende Hände.

So schnell sie gekommen waren so schnell verschwanden die Menschen wieder aus dem oberen Frankfurt, in den Teil der ihnen gehörte. Das alte U-Bahn und Versorgungsnetz unter der Stadt.

„Und ihr bleibt wirklich nicht?" Skids Stimme klang traurig, genauso wie die anderen wollte er nicht das Harper und Beka wieder gingen.

„Na ja wir müssen auch gegen die Kazov kämpfen,  Hunt braucht seine Mannschaft..." in Harpers Stimme schwang Bedauern mit.

„Tretet ihnen nur kräftig in den Arsch"  ein verschmutzter Junge der ein Gaus Geweh,r das fast doppelt so groß war wie er selbst, in den Armen trug blickte die beiden Crewmitglieder der Andromeda ernst an.

„Werden wir auf jeden Fall." Sagte Beka ebenso ernst.

Dann machten sich Harper und Beka begleitet von Ron und ein paar anderen Erwachsenen auf den Weg zurück zur Maru, sie schleppten Kisten mit den Ersatzteilen die das Schiff wieder flugfähig machen sollten.

Die Maru...

Erneut hörte Tyr wie sich die Rampe öffnete, also war der Ausflug zuende.

Er konnte grade noch in Deckung springen als der erste Schuss fiel. Seine Rippen schickten glühenden Schmerz durch seinen Körper als er hinter einer Kiste zu liegen kam.

Die eindringenden Kazov feuerten weiter auf ihn.

Tyr zog eine Granate aus seiner Tasche und warf sie mitten in die Eindringlinge.

Die Druckwelle der Explosion erfasste auch die Kiste hinter der er lag und presste sie gegen ihn. Tyr spürte wie seine Rippen erneut nachgaben und stöhnte schmerzerfüllt auf.

Totenstille folgte der Explosion. Vorsichtig schob er die Kiste weg und wagte einen Blick in den Raum. Viel war von dieser Sektion der Maru nicht übrig. Glücklicherweise galt das auch für die Kazov.

 Aber von draußen erklangen schon neue Rufe und Schreie. Tyr richtete sich mühsam auf, nahm ein Gewehr und suchte Deckung in der Brücke der Maru. Er hörte wie die Angreifer das Schiff betraten....

Das Atmen fiel ihm schwer, mindestens eine der Rippen hatte seine Lunge durchstoßen...

Schwärze wogte heran aber er drückte sie weg.

Wie durch einen Nebel hörte er Stimmen und Rufe die immer näher kamen.

Tyr lud seine Waffe durch und wartete, nun kämpfte er an zwei Fronten, gegen die Kazov und gegen seinen immer schwächer werdenden Körper....

Nun war es an Beka einem Schuss auszuweichen, erst als sie außer Schussweite hinter dem Brückenschott kauerte merkte sie das sie doch getroffen worden war. Ihr rechter Arm fühlte sich an als würde er in Flammen stehen. Ein Geräusch von der Brücke gab ihr genug Kraft ihre Waffe zu ziehen und auf das offene Türschott zu richten.

Tyr feuerte in den Gang, erst dann merkte er auf wen er da schoss.

Der Lauf seiner Waffe war noch immer auf Beka gerichtet die ihn entsetzt anstarrte. Sein zweiter Schuss hatte sie glücklicherweise verfehlt und nur ein Loch in die Wand gebrannt. Zitternd senkte Beka ihre Waffe.

„Tyr ich bin es..." er starrte sie nur an....dann endlich ließ er das Gewehr fallen, es polterte auf den Boden.

„Beka..." seine Stimme war leise..."Wo sind die Kazov?..."

„Die hast Du wohl alle erledigt.." erwiderte Beka und verbiss sich den Schmerz im Arm.

Jetzt, da keine Gefahr mehr bestand gab Tyrs Körper den inneren Verletzungen nach und er brach neben Beka zusammen.

„Ich glaube wenn die Reparaturen so weitergehen sind wir in drei Tagen hier weg..." Harper fiel fast über Beka und Tyr er hatte sie auf der Brücke erwartet, nicht davor...nicht halbtot..

Ron steckte schnell den kleinen Signalgeber weg als Harper in den Maschinenraum stürmte. „Hat einer der Leute aus Frankfurt medizinische Kenntnisse?"

„Ja Sven und Mira, aber die sind in der Stadt...was ist los?"

Harper erklärte ihm das es seinen Schiffskameraden nicht gut ging.

Ron folgte ihm zur Brücke. Ein leichtes Grinsen huschte über sein Gesicht als er den halbtoten Tyr sah. Harper bemerkte es nicht.

Sie konnten Tyr nicht nach Frankfurt schaffen, jede Bewegung hätte die Rippen weiter in seinen Körper getrieben, also richtet Harper ihm ein Lager direkt am Türschott der Brücke ein. Beka ging es wieder besser, ihr Arm war verbunden und in einer Schlinge, so konnte sie wenigstens leichte Reparaturen machen.

Ron schickte einen Boten Richtung Frankfurt los...Hilfe holen wie er sagte......