Kapitel 8 – Verrat und Flucht

General Blake, Kommandant der Streitkräfte des ehemaligen Mitteleuropas saß entspannt an seinem Schreibtisch als zwei seiner Leute einen halbtoten Menschen hereinzerrten. „Diesen haben wir vor Frankfurt abgefangen, er hatte eine Nachricht für sie dabei..."

Blake nahm das Flexi entgegen. Ron,  Informant hatte eine interessante Entdeckung gemacht.

„Tyr Anasazi..." er lächelte kalt, das würde ihm bestimmt die erhoffte Beförderung und das Interesse einiger höherer Frauen einbringen....

Er zog ein Wurfmesser und warf es gradezulässig in Richtung des ausgemergelten Menschen.

Dieser brach lautlos zusammen und hinterließ einen Blutfleck auf dem wertvollen Teppich.

„Schafft das da," Blake deutete auf den Menschen, „hinaus und schickt mir jemanden der das Blut wegmacht."

Seine Leute zerrten die Leiche aus dem Raum und wenige Minuten später erschien ein ebenso heruntergekommener Mensch und begann den Teppich zu reinigen.

Beka arbeitete wie besessen an der Maru. Nicht die Angst von den Kazov entdeckt zu werden trieb sie, es war die Angst Tyr zu verlieren. Sie konnte es nicht mehr ertragen  Leute die sie mochte, die sie vielleicht als Freunde bezeichnen konnte sterben zu sehen, nicht mehr....

Aber noch immer war niemand aus Frankfurt zurückgekehrt. Es waren nun zwei Tage und Tyr wurde immer schwächer. Seit dem letzten Abend lag er in einer Art Koma und Beka befürchtete das er daraus nicht mehr erwachen würde...

Außerdem gingen die Reparaturen nicht voran, kaum hatte sie ein Teil repariert fiel an einer anderen Stelle im Schiff wieder ein System aus...

Harper kam zu ihr in die Wartungsröhre gekrabbelt.

„Beka...ich glaube Du solltest nach Tyr sehen..." Der kleine Ingenieur wusste das Beka und Tyr eine besondere, seltsame Freundschaft verband und in den letzten Minuten waren die Lebenszeichen des Nietzscheaners immer schwächer geworden...

Die in Decken gehüllte Gestalt am Boden vor dem Brückenschott sah zerbrechlich und schwach aus...gar nicht mehr nach dem vor Kraft strotzendem Nietzscheaner den sie kannte. Beka scheuchte Ron weg, der an einem Wandpaneel neue Leitungen verlötete und kniete sich neben Tyr. Er war bleich und sein Atem kaum spürbar. Beka wusste das es zuende ging, es schmerzte tief in ihr, sie wollte nicht das die Kazov gewannen, das hatte er nicht verdient...

Das Hoover glitt leise durch den Wald, umfuhr sicher die dichten Bäume und raste dann die Schnellstrasse Richtung Frankfurt hinunter. Ein paar Militärfahrzeuge der Kazov fuhren in die andere Richtung. Sie beachteten das kleine Fahrzeug nicht.

Blake sprang aus dem Führerhaus des Leitfahrzeuges als sie die Maru erreichten.

Die Zugangsrampe des Frachters fuhr herunter und der Kazov betrat das Schiff. Die überraschten Menschen leisteten nur minimalen Widerstand. Als kein Mensch mehr an Bord war trat Ron aus dem Schatten einer Verstrebung und begrüßte Blake mit dem traditionellen nietzscheanischen Gruß.

„Wo ist Anasazi?"

„Ich konnte sie nicht aufhalten, Beka hat ihn mit dem Hoover weggeschafft, aber ich habe einen Sender an dem Fahrzeug befestigt."

In Blake wallte Wut auf und er rammte Ron die Faust in den Magen, ihn zu töten wäre dumm gewesen, er war der perfekte Maulwurf.

„Versager..." murmelte Blake leise..

Als sich der Mann zusammenkrümmte versetzte Blake ihm noch einen Schlag mitten ins Gesicht. Ron brach zusammen und blieb bewusstlos auf dem Gitterboden der Maru liegen.

Beka erreichte derweil ihr Ziel, den Frachthafen der Kazov.

Sie fuhr direkt zum Wachoffizier am Eingang, wieder trug sie die nietzscheanische Uniform.

Auch Tyr der bewusstlos im Heck des Fahrzeugs ruhte hatte sie in eine der erbeuten Uniformen gesteckt.

Nun kam es drauf an.

Sie reichte dem Mann die erbeuteten ID Marken. Er scannte sie ein und nickte.

Beka passierte das Tor.

Auf dem Flugfeld standen hunderte kleinere und größere Schiffe. Sie entschied sich für eine kleine schnelle Variante. Knackte den Zugangscode und zerrte Tyr hinein.

Der Wachoffizier sah der Aktion verwundert zu.

Warum brachte sie den Verletzten nicht in die Basis nach Frankfurt?

Außerdem war sie selber verletzt...

In ihm begannen alle Alarmglocken zu schrillen als der Uniformärmel ihres unverletzten Arms bis zum Ellbogen herunterglitt...sie war keine Nietzscheanerin...

Er drückte den Alarmknopf der das gesamte Wachpersonal auf den Plan rief und eröffnete das Feuer auf die Frau.

Beka hatte es endlich geschafft  Tyr ins Schiff zu bugsieren als die ersten Schüsse neben ihr ins Schiff einschlugen, schnell kletterte sie hinein und aktivierte das Triebwerk.

Der nietzscheanische Abfangjäger schoss in den Nachthimmel, hinein in einen ganzen Schwarm Kazov Jäger die gradezu auf sie gewartet hatten.

Trotz der Schmerzen zog Beka den Arm aus der Schlinge und packte die andere Steuerkontrolle. Flog wie eine Irre durch Salven und ihre Flugbahn kreuzende Schiffe.

Grade weit genug entfernt von der Erde öffnete sie ein Slipstreamportal und ließ das Schiff hineinrasen.

„Dylan wir bekommen ein Notsignal eines nietzscheanischen Schiffes..."

Die Schiffs AI blickte den Captain vom Hauptschirm an.

„Durchstellen..."

Es war Beka, verfolgt von gut hundert Abfangjägern.

„Hangar öffnen..."

Rommie, die Trance an der Waffenstation unterstützte runzelte die Stirn...die Hangartore zu öffnen bedeutete eine Einladung al ALLE nietzscheanischen Schiffe...

Beka raste durch den Spalt der sich öffnenden Hangartore.

„Ich bin drin."

Die Andromeda schloss das Tor wieder, ein verrückter oder extrem mutiger Verfolger wurde dabei plattgedrückt.

„Der vererbt seine Gene nicht mehr..." sagte Beka gehässig und rief dann Trance.

Beka saß seit Stunden auf der Diagnoseliege neben Tyr.

„Er wird schon wieder...." Trance kam zum mindestens zehnten Mal in die Krankenstation, Tyrs körperlicher Zustand machte ihr mittlerweile weniger Sorgen als Bekas seelischer.

„Ich weis...aber er war fast tot..."

Trance wusste das sie Beka würde hinaustragen müssen um sie von der Krankenstation zu kriegen, also ließ sie die Pilotin weiterhin neben Tyr sitzen und verließ die Krankenstation.

„So schnell sterbe ich nicht..." sein Stimme war leise, nur ein hauch. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.

„Tyr!" Beka sprang von der Liege und sah ihn an. Seine Augen waren nur einen Spalt breit geöffnet.

Unbewusst nahm sie seine Hand, er schloß wieder die Augen und schlief ein, aber sein Lächeln blieb.