Beka brachte den Fighter weit außerhalb Frankfurts runter, sie wollte und konnte nicht riskieren entdeckt zu werden. Wortlos packte sie ihre Ausrüstung in einen Rucksack, stellte ihre Kampflanze auf töten und machte sich auf den Weg in die Stadt. Tyr raffte ebenso seine Sachen zusammen und folgte der vollkommen überladenen Beka. Kilometer um Kilometer legten sie schweigend zurück. Die Pilotin kochte vor Wut. In der Abenddämmerung ballten sich dunkle Wolken über dem Wald zusammen und eine wahre Sintflut von einem Regen ging nieder. Das kühlte Bekas Wut keineswegs ab.
Plötzlich merkte sie das Tyr nicht mehr hinter ihr war.
Genervt ging sie den Weg zurück und fand ihn neben ein paar Felsen die sie vor zehn Minuten passiert hatte.
„Was soll das?"
Tyr blickte auf und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, Beka sah aus wie ein begossener Pudel.
„Ich baue uns ein Lager, wir sollten morgen weiter gehen, hier sind wir noch im sicheren Bereich..."
Beka hasste es wenn er Recht hatte, aber ihr ganzer Körper schmerzte von dem langen Marsch und sie sehnte sich nach Trockenheit und Wärme. Sie seufzte und ließ den schweren Rucksack vom Rücken gleiten und schubste das Teil dann in das improvisierte Zelt.
Derweil unter Frankfurt:
Es gab keine spektakulären Flackererschienungen oder Summgeräusche, nein, das Licht war plötzlich weg. Ohne Vorwarnung einfach weg.
„Sie haben uns den Strom gekappt." murmelte Harper genervt.
„Ach ja und Woher will Mr. Oberschlau das wissen? Vielleicht haben ja auch die verdammten Generatoren kein Diesel mehr." fauchte ihn eine männliche Stimme aus dem Dunkeln an.
Dann wurde der Raum von einem grünen Schimmer erleuchtet, Mira hatte einen der Leuchtstäbe aus den Vorratskisten die sie in die Nordseite, ihren Bunkerabschnitt hatten retten können zerbrochen.
Harper scherte sich nicht um das Licht, es war egal ob es hell oder Dunkel war, sie saßen hier fest.
„Wenn das Diesel ausgegangen wäre, wären die Generatoren langsam ausgefallen, das Licht hätte geflackert..." dann seufzte er. „Verdammt wir sollten nicht auch noch anfangen uns hier zu streiten."
Aber die Nerven jedes einzelnen der Nordseite lagen blank. Etwa hundert Leute gehörten zu Harpers Gruppe, hatten ihn mal wieder gegen seinen Willen zum Anführer gemacht. Die Südseite hatte etwa achzig und die Unteren, die wohl die Generatoren ausgemacht hatten, da sie in den unteren Ebenen zu den Aggregaten hatten, bestanden aus etwa zweihundert Leuten.
Nur ein Zehntel der einstmals über dreitausend Leute lebte noch.
Automatische Gewehre und Mauern hinderten die einzelnen Gruppen daran sich untereinander zu besuchen.
Von Ferne hörte man wieder Schüsse, mal wieder hatte ein frustrierter, lebensmüder, Versucht die Grenze zur Nordseite zu überqueren....
Beka rollte sich auf der Plastikplane die den Boden der Unterkunft bildete zusammen, jetzt wo sie sich nicht mehr bewegte fror sie entsetzlich. Nachdem sie eine halbe Stunde zu schlafen versucht hatte, richtete sie sich frustriert auf. Nahm ihren Rucksack und verließ das Zelt. Noch immer goss es wie aus Kübeln, aber die Bewegung brachte Wärme. Trotz Kälte und Müdigkeit durchquerte sie den Wald im Laufschritt. Ein Fehler in der fast absoluten Dunkelheit. Ihr rechter Fuß verfing sich in einer Wurzel und Beka fand auf dem matschigen Boden wieder. Als sie versuchte sich aufzurichten schoss Schmerz durch ihren Fuß. Fluchend befreite sie sich vom Rucksack und lehnte sich gegen den Baum dessen Wurzel ihr so übel mitgespielt hatte. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper aber auch das vertrieb die Kälte nicht.
Die Stunden zogen sich dahin, es dauerte eine halbe Ewigkeit bis endlich ein wenig Helligkeit durch das Blätterdach sickerte. Ein Geräusch in ihrer Nähe weckte sie, trotz Kälte und Schmerzen war sie doch eingenickt.
Tyr dachte sie noch, dann sah sie sich zwei Kazov gegenüber die entspannt auf die leichte Beute zugingen die Beka darstellte. Eigentlich waren sie hinter Ron hergewesen, der sich in die Wälder abgesetzt hatte, aber dieser Kludge war auch gut....
Tyr hatte Bekas Aufbruch sehr wohl bemerkt, aber er hielt sie nicht auf, er wusste das es sinnlos war zu versuchen auf sie einzureden, sie war viel zu wütend auf ihn, da er gegen ihren Willen mitgekommen war.
Trotz aller Vorwände die er fand ihr nicht nachzugehen konnte er doch nicht schlafen, also brach er das Lager ab und ging ihr im Morgengrauen nach.
Ein schlecht getarntes Hoover versperrte ihm den Weg den Beka genommen hatte. Er legte seine Ausrüstung ab und lief geduckt zu dem Fahrzeug. Ein paar Kazov saßen auf der durch eine Plane geschützten Ladefläche. Geräuschlos schnitt Tyr die Plane an einer Seite auf und zog sich in den Innenraum des Fahrzeugs. Die vier Kazov im Inneren wandten ihm den Rücken zu, starrten nach Hinten, hinaus in den Regen. Tyr packte zwei im Genick und brach ihnen die Wirbel. Die anderen Beiden sahen verdutzt wie ihre Kameraden tot zusammensanken, konnten den Angreifer aber in der Dunkelheit des vorderen Laderaums nicht erkennen. Nur eine schemenhafte Bewegung als es für die schon längst zu spät war.
Tyr sprang vom Fahrzeug und ließ den Regen das Blut von seinen Knochenklingen waschen.
Nun machte er sich wirklich Sorgen um Beka. Die Besatzung dieser Aufklärer bestand normalerweise aus sechs Leuten....
Die beiden Kazov kamen langsam näher, sie grinsten siegessicher. Die Frau würde den öden Abend im Basislager versüßen....
Ihre Beute wich ängstlich ein Stück dichter an den Baum.
Endlich saß Beka so das die Kazov nicht sahen wie sie ihre Kampflanze aus dem Halfter zog. Mit einer fließenden Bewegung richtete sie die Waffe auf den ersten Kazov, feuerte und richtete sie dann blitzschnell auf den anderen. Dieser erstarrte für Millisekunden, genug Zeit für die Effektoren ihr Ziel zu finden.
Trotzdem spürte Beka Furcht in sich aufwallen, diese Kazov waren bestimmt nicht aus dem Nichts aufgetaucht, ein weiteres Geräusch bestätigte ihr Vermutung, ohne genau zu zielen schoss sie auf die Bewegung.
Obwohl er den Effektoren auswich trafen sie ihn doch am Arm, verbrannten Haut und Fleisch. Mit einem Aufschrei fiel Tyr zu Boden.
Als Beka realisierte auf wen sie da schoss war es schon zu spät, wenigstens hatte sie den Wahlhebel der Effektorenstärke grade noch herunterdrücken können so das die Kampflanze nun statt tödlicher nur noch betäubende Effektoren ausstieß.
Tyr war allerdings alles andere als betäubt. Mit einem Gesichtsausdruck der von verdutzt, zu wütend wechselte richtet er sich auf, hielt sich den nutzlosen blutenden Arm und ging zu Beka.
„Erst schauen dann schießen." Grummelte er wütend.
„Ach ja? Da hat mir aber jemand bestimmtes etwas anderes beigebracht. Schießen und die qualmenden Überreste befragen, waren glaube ich Deine Worte..." Trotz ihrer Schmerzen grinste sie, Tyr sah nach seiner Landung auf dem Waldboden aus wie der Boden selbst, voller Matsch, Blätter und ähnlichem.
Innerlich gestand er sich ein das sie Recht hatte, sie handelte nur nach den Weisungen die er ihr geben hatte, trotzdem verletzte es sein Ego das sie ihn mit einem Kazov verwechselte....
Tyr beschloss das Thema zu wechseln:
„Ich habe ein Hoover gefunden, das sollten wir nutzen um nach Frankfurt zu kommen..." er drehte sich um und ging. Als sie ihm nicht folgte blieb er stehen und drehte sich um.
„Was ist? Meinst Du ich hole Dich hier ab?!"
Beka stieß erneut einen Fluch aus der diesesmal seine Ahnen bis in die zwanzigste Generation mit einschloss.
„Was meinst Du was ich hier mache? Klar ich sitze gerne die ganze Nacht im Regen im aufgeweichten Schlamm und warte bis die Kazov mich finden, vergewaltigen und töten......" sie klang gereizt, erschöpft und vollkommen fertig...und sah in Tyrs Augen einfach hinreißend aus...wie immer wenn sie wütend war....er wischte die Gedanken weg und ging wieder zu ihr, zog sie auf die Beine, was sie mit einem Aufschrei quittierte.
„Du verdammter nietzscheanischer Bastard," stieß sie wütend durch die zusammengepressten Zähne hervor.
Als Tyr merkte das sie weder stehen noch laufen konnte warf er sie sich kurzerhand über die Schulter, nahm ihren Rucksack und ging zurück zum Hoover.
Notgedrungen ließ sie diese Behandlung über sich ergehen, malte sich aber im Geist schon tausend wunderbare Rachepläne aus....in denen auch eine Zeitmaschine vorkam um seine Ahnen zu hindern ihn zu zeugen...
Vorsichtig legte er Beka auf die Ladefläche des Hoovers, direkt neben einen der toten Kazov.
Dann räumte er erst mal die Leichen von der Pritsche, Beka nutzte die Zeit um sich hinzusetzen. Bereute es aber sofort, mittlerweile schickte ihr Fuß bei jeder Bewegung Höllenqualen durch ihren Körper. Sie presste die Zähne noch fester zusammen um nicht aufzustöhnen. Dies Blöße wollte sie sich vor Mr.Ober-Nietzscheaner nicht geben
Nachdem Tyr die Kazov verscharrt hatte kletterte er auch in das Hoover und zündete eine kleine Lampe an.
Beka lehnte bleich an einer Munitionskiste. Sie hatte die Augen halb geschlossen und zitterte leicht. Tyr brauchte sie nicht zu berühren um zu wissen das sie leichtes Fieber hatte, eine Nacht im kalten Regen war nicht wirklich förderlich für die Gesundheit....
Beka realisierte schon gar nicht mehr das Tyr ihr die durchweichte Kleidung auszog und in eine der rauen Decken wickelte. Bekam nicht mit das er ihren Fuß richtete und bandagierte.
Es war kein Problem die Zugriffscodes der Hoovers zu knacken, nun bewegten sie sich seit zwei Stunden weg von Frankfurt, immer tiefer in eine fast ausgestorbene Region hinein. Tyr unterbrach die Fahrt nur um nach Beka zu sehen.
Am späten Nachmittag waren sie weit genug von jedem Kazov Außenposten entfernt, weit genug weg vor Problemen.
Nach einer weitern Sondierung der Umgebung verschwand auch Tyr wieder unter der Plane. Er kontrollierte den kleinen Heizofen der das Fahrzeug in eine wohlige Wärme tauchte und legte sich zu Beka. Ihre Mission Harper aus Frankfurt zu holen war fürs Erste gescheitert.
