Waldleute....
So nannten sie sich seit fast zweihundert Jahren....oder noch länger, keiner wusste es mehr so genau.
Zuerst waren sie vor den Magog geflohen und dann vor den Kazov, immer tiefer in verwüstete unbewohnte Territorien. Tief hinein in den Taunus.
All die Jahre war keiner der Ubers hier aufgetaucht.
Bis heute.
Ben der Jäger war grade auf dem Weg zurück ins primitive Dorf als er das Hoover bemerkte.
Soweit er es beurteilen konnte war nur ein Nietzscheaner an Bord. Der muskelbepackte Mann kontrollierte die Umgebung und verschwand dann wieder im Fahrzeug. Aber Ben war zu gut versteckt um gesehen zu werden.
„Nur einer?"
„Ja nur einer, riesig groß zwar, aber nur einer..."
Die Leute der Dorfversammlung warfen sich unsichere Blicke zu.
Ben gehörte zu den Ältesten obwohl er erst 24 Jahre alt war, niemand hier wurde alt.
Jon das Großmaul zuckte die Schultern. „Wenns nur einer ist machen wir ihn fertig und nehmen das Fahrzeug..."
Zustimmendes Gemurmel erhob sich.
Ben hob die Hände und die anderen verstummten.
„Ich werde die Nacht mit Marc und Ralf Wache halten, wir müssen sicher sein das es nur einer ist, wir dürfen das Dorf wegen einen erbeuteten Hoover nicht gefährden..."
Wieder zustimmendes Gemurmel.
Obwohl er wach bleiben wollte um nach Beka zu sehen, fiel Tyr doch in einen traumlosen Schlaf. Seinen Körper machte die Wunde am Arm und die alten, nicht ganz ausgeheilten Verletzungen zu schaffen. Da hielt ihn auch seine nietzscheanische Willenskraft nicht wach.
Geschrei weckte ihn, noch bevor er wirklich reagieren konnte durchschlugen die ersten Pfeile die Plane. Brandpfeile folgten und ihm blieb nichts anderes übrig als das Fahrzeug mit der noch immer bewusstlosen Beka zu verlassen. Mitten hinein in die Meute Waldmenschen. Verzweifelt versuchte er Beka vor den heranfliegenden Steinen und Pfeilen zu schützen und kauerte sich über sie seltsamerweise war es ihm egal ob er diesen nicht überlebte, er konnte nur hoffen das sie Beka nicht töten würden.
Er richtete sein Gaus Gewehr auf den Anführer der Leute und drückte ab, nichts tat sich, wütend war er die nutzlose Waffe weg.
Ben führte den Angriff. Verwundert sah er das der Nietzscheaner nicht, floh, nur das Hoover verteidigte. Dann sah er das der Uber nicht das fahrzeug sondern die Menschenfrau verteifigte die er von der Ladefläche gezerrt hatte.
Marc schoss einen Pfeil ab und traf Tyr in der Schulter. Tyr zuckte zusammen verließ seinen Platz aber nicht, obwohl ihm ein Durchbruch durch die Leute sicher gelungen wäre.
Etwas im Blick des Ubers und die Tatsache das er ganz entgegen der Gewohnheit seines Volkes jemand anderen schütze ließ Ben die Hand heben. Sofort senkten die anderen ihre einfachen Bogen.
„Uber wir wollen das Hoover." sagte Ben.
Tyr blickte ihn an. „Ihr könnt es haben, aber wenn es ausgebrannt ist nutzt es euch nicht viel.
Die Plane stand mittlerweile voll in Flammen. Einige der Waldmenschen deren einzige Waffen Steine waren rannten zum Hoover und rissen die brennende Plane runter.
Langsam kam Ben auf Tyr zu winkte ein paar seiner Leute heran. „Wenn Du willst das sie lebt dann rate ich Dir keinen Widerstand zu leisten."
Wie ein Tier, gefesselt und mit verbundenen Augen brachte man Tyr zurück ins Dorf. Niemand antwortete auf seine Fragen nach Beka.
Tyr hockte mit dem Rücken an einen Pfahl gefesselt in einem der Langhäuser des Dorfes.
„Ich muss Beka helfen." Sagte er zu Ben der sich zu ihm setzte.
„Die Heilerin kümmert sich schon um sie...warum ist sie Dir so wichtig, sie ist doch nur eine von uns...ein Kludge..."
„Sie ist mehr als das...und nenne sie nie wieder Kludge..." Ben zuckte bei der Schärfe von Tyrs Worten zusammen. Ein seltsames Feuer loderte in den Augen des Nietzscheaners und Ben spürte einen eisigen Klumpen ihm Magen, obwohl Tyr ihm im Moment nichts antun konnte.
„Ist ja schon gut..." sagte der junge Mann dann ging er zu einigen anderen die um die kleine Feuerstelle des Hauses saßen und ließ Tyr mit seinen Gedanken alleine.
Der Nietzscheaner war die Attraktion des Dorfes, wie ein exotisches Tier wurde er betrachtet, einige ganz mutige Besucher wagten es sogar ihn zu berühren. Am liebsten hätte Tyr sie weggescheucht, aber jede feindliche Handlung würde Beka gefährden.
Dumm waren diese Leute nicht, sie hatten ihm die Hände hinter dem Pfahl gefesselt. Dabei das angefeuchtete Seil zwischen den Knochenklingen durchgezogen. Jetzt trocknete es langsam und begann empfindlich weh zu tun, denn man hatte ihm zu allem Überfluss die Ledermanschetten abgenommen die die empfindliche Haut zwischen den natürlichen Waffen der Nietzscheaner schützte. Anscheinend wollte man keinerlei Risiko eingehen das er sich aus den Fesseln befreite, selbst die paar Millimeter des Leders waren da zu viel.
Tyr konnte irgendwann nicht mehr abschätzen wie viel Zeit vergangen war. Seine unbequeme Lege ließ ihn nur kurz schlafen. Die Zeiten die wach war quetschte Ben ihn aus. Verhörte ihn über die Kazov und glaubte ihm kein Wort als Tyr immer wieder beteuerte die Kazov genauso zu hassen wie die Waldleute es taten. Erzählte ihm von der Andromeda und Hunts Mission das Commonwealth neu zu errichten.
„Du lügst Uber, das Commonwealth fiel vor über 300 Jahren..." bevor Tyr auch nur die Chance bekam Ben zu erklären woher Dylan plötzlich kam verließ der junge Mann wütend das Langhaus.
Nach einer halben Ewigkeit kam Ben mit Ralf im Schlepptau zurück.
„Deine Frau ist erwacht."
Das Beka seine Frau war hatte nicht er Ben erzählt sondern Beka um Tyr zu schützen. Nun sah Ben den Nietzscheaner forschend an, nur ein Hauch Verachtung in seinem Gesicht, auf diese Worte hätte genügt um Tyrs Tod zu besiegeln.
Tyr lächelte unwillkürlich. Etwas das ihm das Leben rettete.
„Wann?"
„Schon vor vier Tagen...ihre Geschichte stimmt mit deiner überein...Du darfst zu ihr."
Ralf kniete sich hinter Tyr und löste seine Fesseln, derweil hielt Ben eine der Waffen aus dem Hoover auf Tyr gerichtet. Als seine Arme endlich frei waren richtete Tyr sich vorsichtig auf, seine Beine fühlten sich nach der tagelangen Bewegungslosigkeit an wie Puddig.
Beka blickte von ihrem Lager auf als man Tyr hereinbrachte. Man hatte ihm wieder die Arme auf den Rücken gefesselt. Trotzdem war sie froh in zu sehen. Dann sah sie die entzündete Wunde an seinem Arm und die Wunde an seiner Schulter in der noch immer der abgebrochene Pfeils steckte.
„Jala!" Die Heilerin kam aus einem Nebenraum ihre kleinen Hauses.
„Geht es Dir schlechter Beka?" fragte sie besorgt.
„Nein, mir geht es dank Dir gut, aber Tyr bracht Hilfe."
Jala schüttelte den Kopf.
„Er ist ein Uber, er verdient keine Hilfe.." sie wollte wieder gehen..
„BITTE, Jala er gehört nicht zu den Kazov er hasst sie wie ihr auch.."
Die Heilerin drehte sich um.
„Helf Du ihm wenn Du willst," sie verschwand kurz in einen anderen Raum und kaum mit Salben und Kräutern wieder.
„Ich sage Dir was Du tun sollst...aber ich werde niemals einen Uber anfassen.." Wut und Ekel schwang in ihrer Stimme mit.
Beka brauchte all ihre Überredungskunst um Ben zu überzeugen Tyrs Fesseln zu lösen.
Nun war es an ihm gegen den Schmerz zu kämpfen als Beka die Wunde am Arm säuberte und vorsichtig den Pfeil herauszog.
Wenig später lag er neben ihr und schlief endlich. Beka hingegen war hellwach und hoffte das die Waldleute auf ihren Plan eingingen, den sie mit Ben besprochen hatte.
