Von Erinnerungen, Briefen und der letzten Chance ~drei~ ***** by Toyo Malloy ****

Szene sechs

Lupin hatte fertig gepackt, doch was Severus am meisten irritierte war, dass das er immer noch hier war. Das letzte das Lupin eingepackt hatte war sein alter, verschlissner Winterumhang gewesen, den er, als eine Art Polster, über seine Bücher gelegt hatte. Mit einem Wink seines Zauberstabes schloss sich der Koffer und Lupin sank erschöpft auf ihm zusammen. Sein Gesicht sah müde aus und war von seiner letzten Verwandlung, letzte Nacht, noch stark gezeichnet. Das einzige das jetzt noch übrig war, war der leere Grindelo-Kasten, der nun einsam auf dem Schreibtisch stand.

Severus brauchte einen Moment um zu merken, dass Lupin ihn ansah. Die hellen, traurigen, kastanienbraunen Augen blickten in seine Schwarzen, suchten nach etwas, auf das Severus keine Antwort kannte. Einen Moment lang blickten sie sich ehrlich und aufrichtig in die Augen, bis Severus' Augen kälter wurden und er seinen Blick von Lupin abwandte.

"Was möchtest du denn noch von mir?" Lupin's Frage hallte in Severus' Ohren. Genau, was wollte er eigentlich noch hier? Was sollte er antworten?

Ich möchte dich um etwas bitten." Severus lächelte kalt, seine Augen blitzten aggressiv und gefährlich. "Ich möchte dich bitten jemanden etwas von mir auszurichten."

Lupin legte den Kopf schief.

"Richte Black schöne Grüße von mir aus und sag ihm, dass wenn er sich noch einmal hier in Hogwarts blicken lässt, ich ihn töten werde. Er ist eine Gefahr für die Schüler, genau wie du. er soll ja weit weg bleiben." Lupin blickte ihn fragend an, in seinen Augen machte sich eine große Traurigkeit breit.

"Wie kommst du darauf, dass er mich kontaktieren wird?" fragte Lupin unschuldig. Severus lächelte Kalt.

"Zu wem sollte dieser Bastard denn sonst Kontakt halten, als zu Potter und dir? Ihr habt ihm zur Flucht verholfen." Severus drehte sich in Richtung der Tür." Außerdem wird es sich Black nicht nehmen lassen, seinen alten Liebhaber über alles im laufenden zu halten. Ich wette er vermisst dich schon." Lupin's Gesicht fiel in sich zusammen. Erst einige Zeit später meldete er sich zu Wort.

"Ich dachte Albus hätte dir es dir erzählt. Sirius ist." Lupin wurde von Severus unterbrochen. Seine Worte starben in seinem Mund, als er Severus' hasserfüllten Blick sah.

"Ich habe mit dem Schulleiter gesprochen und mir diesen Schwachsinn über Back Unschuld angehört. Und auch wenn er es sein sollte, er stirbt, wenn ich ihn hier noch einmal sehen, als Mensch oder als räudiger Köter!"

Severus würde Black niemals so leicht verzeihen könne. Er hasste ihn, mit allem was er hatte und war. Dieser Bastard hatte versucht ihn umzubringen. Und er hatte Severus gewaltsam aus der einzigen Zeit seines Lebens gerissen, in der er glücklich gewesen war.

*****

Szene sieben

*Flashback*

Severus saß noch immer im Büro des Schulleiters Albus Dumbledore, aber der alte Zauberer war bisher noch nicht erschienen. Severus' innere Uhr sagte ihm, dass er schon seit fünfundvierzig Minuten hier saß. Madam Taylor, die Krankenschwester, war in dieser Zeit schon viermal hier gewesen, hatte nach ihm geschaut und hatte ihm jedes Mal eine Tasse heiße Schokolade mitgebracht; ein aufmunterndes Lächeln zierte jedes mal ihr Gesicht.

Severus hatte es nach zwanzig Minuten endlich geschafft sein Zittern unter Kontrolle zu bekommen. Sein, in Angstschweiß getränkten Harre klebte an seiner Stirn und er wünscht sich nicht mehr, als eine Dusche und guten Schlaf, unter Einfluss einer Traumlostrankes. Er nippte an seiner vierten Schokolade, als Dumbledore endlich sein Büro betrat.

Das milde Lächeln, dass immer typisch für diesen Mann gewesen war, was vollkommen aus seinem Gesicht verwunden und hatte einem sehr besorgten Gesichtsausdruck platz gemacht. Er setzte sich.

"Wie geht es dir, Severus?" Die Frage hing lange zwischen ihnen. Severus blickte seinen Lehrer mit offenem Mund an. War das nicht offensichtlich? Er war fast von einer wütenden Bestie angefallen oder getötet worden! Oder schlimmer, wäre fast ein Werwolf geworden! Er war Opfer eines Scherzes geworden, der ihm fast alles gekostet hätte und der zwar nicht sein Leben, aber sein Herz gekostet hatte. Wie sollte es ihm schon gehen. Er antwortete nicht.

"Ich muss mit dir über das Geschehene reden, Severus. Die Situation ist sehr delikat!" Dumbledore verschränkte seine Hände vor sich. Einen Moment lang herrschte Stille im Raum. "Du bist sicher noch unter Schock, aber ich muss dich bitten mit niemanden über das zu sprechen, was du heute Abend erlebt hast." Wieder herrschte Stille.

Severus sah den Schulleiter geschockt an. Mit niemanden Reden??? War das ein Witz. Dumbledore fuhr fort ohne Severus zu Wort kommen zu lassen.

"Die Tatsache, das Mr. Lupin ein Werwolf ist, ist nur dem Lehrerkollegium bekannt. Es darf nicht an die Öffentlichkeit geraten, sonst müssten wir ..."

"WAS?" Severus unterbrach Dumbledore barsch. "Ist das ein Witz? Ich wurde heute fast umgebracht und sie wollen, dass ich das einfach vergesse? Ich will das die Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen wird! Ich verlange, dass Sirius Black der Schule verwiesen wird!"

"Ich kann dir versichern, dass Mr. Black seine Strafe erhalten wird. Prof. McGonagal hat ihm für den nächsten Monat Strafarbeiten gegeben." Severus starrte Dumbledore nur an. "Ist dir nicht gut, Severus? Soll ich nach Madam Taylor schicken?"

"Ich kann das einfach nicht glauben ... Ich werde fast von diesem Bastard umgebracht und das einzige das er bekommt sind Strafarbeiten. Das ist nicht gerecht. Hätte ich, oder ein anderer Slytherin so etwas gemacht, wären wir hochkant rausgeflogen. Ich verlange Gerechtigkeit!"

"Du wirst verstehen, dass ich ihn nicht der Schule verweisen kann, ohne triftige Gründe anzugeben. Ich kann es nicht riskieren, das Mr. Lupin wegen eines dummen Jungestreiches gefährdet wird."

Severus fing an zu zittern, nur dieses mal war es nicht aus Angst sondern aus Wut. Es schien hier wohl niemanden zu kümmern, dass er beinahe getötet worden war. Alles was hier zählte war, die Sicherheit und das Ansehen der Griffindors ...

*****

*später in der Nacht in der Krankenstation*

Severus lang immer noch wach im Bett. Madam Taylor hatte ihm noch etwas zu Essen gebracht und war dann gegangen. Seitdem lang er wach und starrte an die Decke. Sein Herz schien nur mühsam zu schlagen und seine Gedanken kreisten pausenlos um die Ereignisse der letzten Stunden.

Remus! Warum? Warum hatte er ihm nicht gesagt, dass er ein Werwolf war? Severus hätte versucht es zu verstehen. Es kam ihm immer noch unvorstellbar vor, dass in dem sanften und freundlichen Remus eine reißende Bestie schlummerte. Aber er hätte es versucht, versucht zu verstehen. Er liebte Remus doch, und hatte ihm vertraut. Aber wie es schien hatte Remus ihn nie so sehr geliebt, dass er Severus sein Geheimnis anvertraut hätte.

Sei Herz schmerzte. Er fühlte sich benutzt und hintergangen...

Er hörte wie in der Krankenstation eine Tür geöffnet wurde und keine Minute später stand die zitternde Gestallt von Remus J. Lupin an seinem Bett. Der Körper des Jungen war in einen alten Umhang gehüllt, sein Gesicht wirkte müde und war an einigen Stellen mit Pflastern beklebt. Seine Arme und Hände waren Bandagen eingewickelt. Er wirkte verloren und traurig.

"Severus..." Remus Stimme klang unsicher. Severus antwortete nicht.

"Severus ... geht es dir gut? Es tut mir so leid, ich wollte..." Remus brach ab. Er hatte seine Hand nach Severus ausgestreckt, doch dieser war vor ihr zurückgewichen. Jetzt sah Severus ihn hasserfüllt an.

"Fass mich nicht an." Severus Stimme schnitt durch Remus' Herz. "Fass mich nie wieder an! Geh einfach!"

"Aber..."

"Kein aber! Ich will mit dir nichts mehr zutun haben. Du hast mich betrogen. Ich habe dir vertraut, ich dachte wie wären ehrlich zueinander, aber du hast mich nur ausgenutzt." Die kleine Gestallte von Remus schien fast unter Severus' Worten zusammenzubrechen.

"Das stimmt nicht." Sagte Remus leise. "Ich habe dir vertraut. Ich hatte nur Angst, du würdest es nicht ..."

"Unsinn!" schrie Severus dazwischen. "Deine ach so edlen Freunde schienen es gewusste zu haben. Geh einfach, ich will dich nicht sehen." Doch Remus blieb stehen, abermals streckte er die Hand nach dem Slytherin aus, aber dieser schlug sie weg. Severus wollte einfach alleine sein. Er war wütend und hasste die Welt, er wollte Remus verletzten. "GEH!"

"Ich kann nicht!" sagte Remus flehend. "Ich liebe dich doch. Wir sind doch ..."

"Wir sind gar nicht!! Verstehst du. Ich habe dich nie geliebt. Ich habe nur mit dir gespielt. Du warst mir egal, ein schneller Fick, mehr nicht. Aber jetzt, da ich weiß was du bist, ekelt mich der Gedanke an, dass du mich mal angefasst hast. Ich hasse dich. VERSCHWINDE!" Severus Stimme war laut und fast hysterisch.

Die Tränen liefen an Remus Wangen hinab. Die Augen mit einer solchen Traurigkeit gefüllt, dass Severus sich abwenden wusste. Er hörte ein leises Schluchzen und keinen Moment später fiel eine Tür ins Schloss.

Severus fand in dieser Nacht einen unruhigen Schlaf. Er fühlte sich allein, seine Tränen die einzigen die ihm Gesellschaft leisteten.

*****

*einen Tag später, nach Severus Entlassung aus dem Krankenflügel*

Severus war froh gewesen, endlich die ganzen Verbände los zu sein. Gleich nachdem er aus dem Krankenflügel entlassen worden war, war er in die Slytherin-Kerker hinab gestiegen um eine Dusche zu nehmen. Die Verspannungen in seinen Muskel lösten sich, aber das schwere Gefühl in seinem Herzen blieb.

Er saß im Gemeinschaftsraum der Slytherins und versuchte die Stunde Verwandlung nachzuholen die er versäumt hatte. Er war nie eine besonders große Leuchte in Verwandlung gewesen und ausgerechnet an dem Tag, als er gefehlt hatte, hat McGonagal beschlossen ein neues Thema anzufangen. Manchmal glaubte Severus sie tat das Absichtlich um ihn zu ärgern. Der Aufsatz für Geschichte der Zauberei, über die Gründung der ersten Zaubererstädte in England war fast fertig und Severus fehlten nur noch einige Informationen, aus einem der Geschichtsbücher in der Bibliothek.

So nahm Severus seine Tasche, stopfte den Aufsatz, seine Tinte und den Federkiel hinein, packte die restlichen Bücher weg und machte sich auf den Weg in Bibliothek.

Als er am Ausgang des Gemeinschaftsraumes stand hörte er wie jemand seinen Namen rief.

"Severus?" Er dreht sich und blickte in die stahlblauen Augen von Lucius Malfoy.

"Was ist denn Lucius.", fragte er.

"Gehst du in die Bibliothek?" Severus nickte nur kurz und Lucius begann etwas aus seiner Tasche herauszukramen. Er reichte ihm ein Stück Pergament. "Glaubst du, du kannst mir dieses Buch hier mitbringen? Ich brauche es noch für Alte Runen?" Severus nahm das Pergamentstück entgegen.

"Klar! Kann aber ne Zeitlang dauern, ich muss noch den Aufsatz für Binns zu ende schreiben."

"Lass dir Zeit! Ich treffe mich sowieso erst mit Narcissa." Lucius drehte sich um und ging den in Richtung der Mädchenschlafsäle. "Bis später." Sagte er lächelnd.

Severus verließ den Gemeinschaftsraum. Er war froh, dass deine Slytherinkammeraden die Lüge, die er ihnen über seinen Krankflügel -Aufenthalt, so bereitwillig geschluckt hatten. Er hatte ihnen erzählt, dass er einen Trank für sein Zaubertränke-Projekt gebraut hatte und der Kessel war explodiert, weil ein blöder Griffindor wahrscheinlich in eine der Falschen mit den Froschaugen ein Schlangenaugen gemischt hatte. Sie hatten alle nur ein bisschen über die Blödheit der Griffindors gelacht und dann, war die Sache, zu Severus Erleichterung, erledigt gewesen.

Als Severus durch die Gänge Hogwarts, in Richtung der Bibliothek ging, wanderten seine Gedanken, wie so oft an diesem Tag, zu Remus. Er hatte ein schlechtes Gewissen und sein Herz tat immer noch weh.

*Ich bin gestern ein Arschloch gewesen. Ich hätte ihm so etwas nicht sagen sollen.*

Sein schlechtes Gewissen quälte ihn und er vermisste Remus sehr. Er wollte nichts mehr, als sich beim ihm zu entschuldigen und ihn in seine Arme zu schließen. Er hatte auf einmal das große Bedürfnisse Remus zu suchen.

Kurz bevor er zur Bibliothek kam, hörte er Stimmen, die sich angeregt in einem alten Klassenzimmer unterhielten. Er wurde neugierig. Als er vor der angelehnten Tür stand, erkannte er Remus Stimme. Sein Herz fing an schneller zu schlagen. Er wollte reinstürmen und Remus in seine Arme nehmen und ihn küssen, als er aber ein andere, ihm vertraute Stimme hörte. Er öffnete die Tür einen Spalt breit und spähte hinein. Was er da sah ließ sein Herz gefrieren.

Remus. Sein Remus, lag in den Armen des jungen Mannes, der ihn umbringen wollte. Sirius Black. Blacks Arme waren liebevoll um die schmale Gestallt Remus' gelegt und sein Kopf ruht aus dessen Schulter. Beinah wäre ihm seine Tasche aus der Hand gefallen.

Plötzlich fühlte er Blicke auf sich und er blickte in die blauen Augen von Sirius Black. Er erstarrte. Severus Augen weiteten sich erschrocken, als Black anfing ihn anzulächeln. Seine Hand begannen Remus Rücken zu streicheln, das Lächeln ging in ein Grinsen über.

Severus fühlte einen Schmerz in seinem Herzen, als hätte jemand mit Gewalt ein Messen hineingestoßen. Severus sah wie Black Remus Haare küsste und dessen Körper näher an seinen zog, den Blick immer noch gehässig auf ihn gerichtet.

Severus konnte nicht länger hinsehen. Er rannte, so schnell er nur konnte.

Als er außer Atem anhielt, fand er sich vor dem Raum im Kerker wider, den er immer für seine Zaubertrankprojekte benutzte. Er trat die Tür auf und schloss sie unsanft hinter sich.

Er fühlte wie Tränen in seine Augen kamen und kämpfte mit ihnen. Er wollte nicht weinen. In seinem Kopf hallte Remus' Stimme.

*Ich liebe dich, Severus*

Die Tasche fiel ihm aus der Hand und er sank zu Boden. Die Tränen rannen seine Wangen hinab und er weinte hemmungslos.

Er hatte verloren. Er hatte seine Liebe, Remus, sein Licht in der Dunkelheit dieser traurigen Welt, an niemanden anders verloren, als Sirius Black. Sein Herz schmerzte wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er fühlte sich leer und verlassen.

Severus zog die Beine an und schlang seine Arme um sie. Sein Kopf ruhte auf seinen Knien. Es kam ihm vor, als würden seine Tränen nie mehr versiegen.

In diesem Moment versprach er sich, nie wieder jemandem sein Herz zu schenken.

Und wie sollte er überhaupt einem anderen sein Herz schenken, wenn es trotz all seinem Schmerz, immer noch in Remus' Händen lag ...

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tbc.