5. Kapitel

"Ich glaube sie wird wieder wach".

"Hmmm ja sieht so aus."

"Ich hätte noch Salmiac-Riechsalz, damit ist sie im Nu wieder da."

Langsam lichtete sich der Nebel vor meinen Augen. Irgendwo in den hinteren Ecken meines Bewußtseins dröhnte es ganz schrecklich.

Ich blinzelte. Drei Gesichter starrten mich an. "Alles ok?", fragte Sebastian und half mir mich aufzurichten.

Ich sah mich vorsichtig um, lange konnte ich nicht weg gewesen sein, ich befand mich noch immer in dem Boot, das allerdings zwischenzeitlich dem Ufer um einiges näher gekommen war.

"Hier trinken sie das, meine Liebe", sagte eine weibliche Stimme neben mir, und schon wurde mir aus einer winzigen Pipette eine purpurne Flüssigkeit eingeflößt. Sobald der erste Tropfen meine Kehle hinunterrann, war ich plötzlich wieder hellwach, es war als hätte mir jemand einen Eimer Wasser ins Gesicht geschüttet, der Kopfschmerz, die Benommenheit all das viel schlagartig von mir ab.

Ich strich mir das Haar aus dem Gesicht. Erst jetzt erkannte ich wer außer mir und Sebastian noch in dem Boot saßen, es waren Sybilla und Cedrick Parker-Bowles. "Danke", sagte ich und brachte ein gequältes Lächeln hervor.

"Keine Ursache", sagte Sybilla und verstaute die Pipette in ihrer Tasche.

Sebastian, der noch immer neben mir daß, warf mir einen besorgten Blick zu.

"Du bist plötzlich umgekippt, ich wollte dich noch auffangen," er machte eine Wage Geste, "ehm aber ich war nicht schnell genug, ich fürchte du bist mit dem Kopf an die Kante geschlagen." Das erklärte das Pochen hinter meinen Schläfen.

"Ich..., Gott das tut mir leid." Murmelte ich.

"Na ja es ist ihr Kopf", meldete sich Cedrick zu Wort und lächelte schief. "Haben sie so was öfter?"

'Na wunderbar, fassen wir das mal zusammen, du schleichst dich in Hogwarts ein mit dem Ziel nicht entdeckt zu werden, und was machst du fällst in Ohnmacht. Nennst du das unauffälliges Verhalten? Bravo, sehr gut gemacht', zeterte eine Stimme in meinem Kopf. 'Und jetzt, wie willst du das erklären.' "Nein, ehm.. Zucker".

"Zucker?"

"Ja, ich habe heute noch nichts gegessen, wahrscheinlich bin ich nur ein wenig unterzuckert. Keine Sorge es geht mir gut, es wird nicht wieder vorkommen."

In diesem Moment, legte das Boot an, und plötzlich schossen mir wieder die gleichen Fragen wie vor meinen kleinen Panikanfall durch den Kopf. Die Parker-Bowles erhoben sich und kletterten an Land. Dann folgten Sebastian, der mich stützte, und ich. Unsicher sah ich mich um.

Meine Sorgen erwiesen sich als unbegründet. Denn da war es, klar und deutlich, direkt vor mir zeichnete sich die Silhouette Hogwarts gegen den blauen Abendhimmel ab, der Anblick verschlug mir die Sprache, das Schloß war wunderschön, mit unzähligen kleinen Türmen und Giebeln, die Fenster hell erleuchtet. Sebastian warf mir einen skeptischen Seitenblick zu. "Alles in Ordnung?"

"Ja," sagte ich und atmete tief durch, "Es ist nur..., ich hatte vergessen was für ein unbeschreiblicher Anblick es ist."

"Ja, nicht war, fast wie am ersten Schultag."

Ich lächelte während wir durch das große Portal schritten. Nun erschien erneut die Figur, die uns am Bahnhof auch schon in Richtung Boote geschleust hatte. Der Mann war ein buchstäblich ein Riese. Das mußte einfach Hagrid sein. Er hatte sogar entfernte Ähnlichkeit mit der Filmfigur, auch wenn seine Ausmaße die des Schauspielers weit in den Schatten stellten.

"Tja ich denke ich brauche mich nicht vorzustellen, hab mich wohl kaum verändert", schallte seine Stimme durch den Raum "ein paar Gesichter hab auch ich schon wiedererkannt, Buckelhorst", er nickte einen schlanken blonden Zauberer zu, der mit einem breiten Grinsen reagiert, "dich hab ich ja auch oft genug davon abgehalten dich in den Verbotenen Wald zu schleichen", alle lachten, "Nun gut, ich wird dann mal, wir sehen uns ja alle noch, Professor Dumbledore wird sie gleich abholen". Mit diesen Worten verließ er die Gruppe.

Und ich nutze die Gelegenheit mich umzusehen. Irgendwie sah es genauso aus wie ich es mir vorgestellt hatte, und andererseits auch wieder nicht. Auf jeden Fall war es der beeindruckendste Raum in dem ich je gestanden hatte. Der Kulisse im Film nicht unähnlich, bewegten sich die Bilder, und über mir, schwankte leise knarrend eine Treppe in eine neue Position.

Dann erstarb plötzlich das Gemurmel der anderen Ehemaligen, Dumbledore höchstpersönlich erschien am Ansatz der riesigen Steintreppe die sich direkt vor mir befand.

"Meine Lieben Hexen und Zauberer", begann er, "schön das sie alle den Weg zurück zu ihrer alten Schule gefunden haben, ihre Koffer wurden bereits in ihre Zimmer gebracht, aber ich denke, bevor sie ihrem Gepäck folgen, wartet in der großen Halle ein Festessen auf sie. Ich bin sicher sie finden noch den Weg zu den Tischen ihrer alten Häuser, wenn sie mir bitte folgen wollen."

Er schritt voran in Richtung große Halle, die Decke (von der ich ja schon wußte das sie verzaubert ist, zeigte einen klaren Abendhimmel mit tausenden von funkelnden Sternen. "Na dann, ich bin sicher wir sehen uns noch", rief Sebastian mir zu und schritt auf den Tisch der Ravenclaws zu.

"Ehm ok", unsicher sah ich mich um, oh man ich hatte eigentlich damit gerechnet das über dem Tisch der Slytherin ein grünes Banner mit einer Schlange hängen würde, oder zumindest etwas grünes, doch weit gefehlt, die vier langen Holztische sahen alle gleich aus.

"Na, werden sie wieder ohnmächtig?"

Ich drehte mich um, hinter mir stand Cedrick Parker-Bowles und grinst dämlich. Gott sei dank ein Mit-Slytherin.

"Keine Angst, ich stehe fest auf meinen Beinen, oder war das die Frage eines Gentlemen der anbieten möchte mich zum unserem Tisch zu geleiten? In diesem Fall würde ich natürlich nicht nein sagen."

Cedrick Blick wurde skeptisch, er zögerte merklich, doch dann bot er mir seinen Arm an. Erleichtert hängte ich mich bei ihm ein. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen wie Sybilla, die bereits am Tisch der Hufflepuff Platz genommen hatte, uns beobachtete.

Cedrick führte mich zum letzten der vier Tische, nachdem er neben mir Platz genommen hatte, zog er eine Augenbraue nach oben und fragte: "Sagen Sie wie war noch mal ihr Name?"

"Also Cedrick", ich schüttelte mit gespielter Empörung den Kopf, "Sag bloß du weißt nicht mehr wer ich bin, Christina."

Er kniff die Augen zusammen, das ich seinen Namen kannte, und das nachdem er sich mir nicht vorgestellt hatte, irritierte ihn sichtlich. Nach ein paar Sekunden, die sich hinzogen wie Jahre, nickte er plötzlich. "Aber klar, Christina Hacker, mir lags auf der Zunge, tut mir wirklich leid, dabei hast du dich ja kaum verändert, du siehst noch immer so umwerfend aus wie damals."

'Natürlich' dachte ich, 'Gott der würde lieber mit einem Drachen kämpfen als zuzugeben das er keine Ahnung hatte wer ich war, ich hoffe diese Art von Stolz ist bei den Slytherin weit verbreitet.'

In diesem Moment, trat Dumbledore an den Lehrertisch, gefolgt von vier weiteren Lehrern. Dumbledor erhob sein Glas und blickte erwartungsvoll in die Runde. Mit einen leisen "Plop" erschien vor jedem von uns ein Glas mit einer Flüssigkeit, die verdächtig nach Wein aussah.

"Nun, erheben wir unsere Gläser und trinken auf einen guten Jahrgang. Lassen sie uns mit selbigem Anstoßen, bevor wir uns dem Festessen zuwenden. Cheers."

"Cheers", erklang es aus allen Mündern gleichzeitig.

"Und nun, guten Appetit". Nach diesem Worten füllten sich die Tische wie aus Zauberhand, mit allen möglichen Speisen. Hungrig nahm ich Platz.

Beim Anblick der verschiedenen Gerichte, die sich plötzlich vor mir auftürmten, wurde mir erst bewußt wie hungrig ich wirklich war. Mein Magen schien sich irgendwo zwischen meinen Kniekehlen zu befinden. Und so langte ich ordentlich zu. Den anderen schien es genauso zu gehen. Während ich versonnen an einem Hähnchenflügel nagte, lies ich meinen Blick über den Tisch schweifen. Die meisten Leute waren noch zu sehr mit Essen beschäftigt, um sich zu unterhalten. Mein Blick wanderte von einem Gesicht zum nächsten. Ein paar kamen mir durchaus bekannt vor. Und hin und wieder schoß mir sogar ein Name durch den Kopf. Und plötzlich hatte ich das absolut überwältigende Gefühl zu hause zu sein. Obwohl das völlig unsinnig war. Aber in diesem Augenblick fühlte ich mich daheim. All die Spannung, die Ungewißheit viel von mir ab, und eine tiefe Zufriedenheit nahm von mir Besitz. Ich war zu Hause.