6.Kapitel

So nach und nach wurde die gefräßige Stille von leiser Unterhaltung abgelöst, an der auch ich mich beteiligte. Cedrick war ein sehr einnehmender Gesprächspartner, so das ich zuerst nicht in die Verlegenheit kam mich jemandem anders vorstellen zu müssen. Er erzählte mir ausführlich über seine "Tätigkeit in der Transportbranche", was, wie ich später erfuhr hieß, er habe eine Fabrik die Besen herstelle, "keine Rennbesen wie den Feuerblitz, nein Besen für den Hausgebrauch oder kleinere Reisen", auch wenn seine Besen eine beträchtliche Geschwindigkeit zustande bekämen. Ferner erfuhr ich das es sich bei seiner Fabrik um ein Traditionshaus handle, schon seit unzähligen Generationen im Besitz der Familie. Hier drohte eine lange und ausführliche Familienchronik zu folgen, deswegen unterbrach ich ihn lieber schnell.

"Das ist wirklich sehr interessant, und Sybilla, arbeitet sie auch in der Firma?"

Sein Blick sprach Bände.

"Sybilla", antwortete er frostig, "hat es nicht nötig zu arbeiten, ich weiße ausdrücklich darauf hin das unser Unternehmen genug abwirft um mehr als nur einer Familie ein gutes Auskommen zu sichern. Sybilla und arbeiten, was für ein absurder Gedanke, was sollte sie den auch tun?"

'Oh.. na ja von Emanzipation hat der aber auch noch nicht viel gehört, oder?'

"Ich wollte dir nicht zu nahe treten," sagte ich rasch, "sehr viele Frauen sind Hausfrau und Mutter."

"Hausfrau!", wiederholte er angewidert, "Ich bin durchaus in der Lage mir mehr als genug Hauselfen zu leisten, um meinen Haushalt von ihnen führen zu lassen. Falls diese Fragen auf die Anschuldigungen des Tagespropheten abzielen, meine Firma hätte Zahlungsschwierigkeiten, so muß ich diese Unterstellungen auf entschiedenste zurückweisen."

'Autsch..'

"Oh, so war das nicht gemeint," versuchte ich ihn zu beschwichtigen, "ich wollte keineswegs unterstellen.. das.." hier unterbrach er mich.

"Arbeiten, Sybilla! In einer anständigen Familie weiß die Frau wo ihr Platz ist."

'Moment.'

"Sie halten es also für Unanständig wenn Frauen arbeiten?" fragte ich spitz.

"Durchaus, eine Frau sollte heiraten, nun gut ich meine natürlich gibt es die eine oder anderer Frau die darauf angewiesen ist zu arbeiten, wenn für sie nie die Aussicht auf eine Ehe besteht."

Ich funkelte ihn böse an. "Nun ich sehe das etwas anders, ich bin nicht verheiratet, und ich sehe auch mein Lebensziel nicht in einer Heirat begründet, ich halte Frauen die ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten durchaus nicht für unanständig. Aber das ist für Männer wie dich natürlich unvorstellbar, das es Frauen gibt die ihr Leben selbst in die Hand nehmen, und sich nicht von irgendeinem Kerl unterbuttern lassen. Wach auf, wir leben in einem neuen Jahrhundert."

Cedrick starrte mich an, doch nicht nur er, während meiner letzten Worte hatte sich meine Lautstärke wohl ein wenig erhöht, so das mir wohl in diesem Moment die Aufmerksamkeit sämtlicher am Tisch sitzender Slytherin sicher war.

Ich spürte wie mir das Blut in den Kopf schoß, am Tisch herrschte plötzlich Totenstille, alle Augen waren auf mich gerichtet. Ich schluckte, mein Hals wurde schlagartig trocken.

Und dann, hörte ich vom anderen Ende des Tisches ein leises klatschen. Verwirrt drehte ich mich um, dort saß eine kleine Hexe, mit rabenschwarzen Haaren, sie grinste über das ganze Gesicht.

"Du hast vollkommen recht." Sagte sie voller Überzeugung. "Ich weiß zwar nicht ob der Zeitpunkt für eine feministische Diskussion unbedingt gerade jetzt passend gewählt ist, aber eigentlich hast du recht."

Erleichtert atmete ich durch.

"Danke" flüsterte ich und rang mir ein Lächeln ab. Die Dunkelhaarige Hexe stand auf und kam zu mir herüber. Dankbar, Cedrick jetzt nicht ins Gesicht sehen zu müssen machte ich neben mir Platz.

"Medora Middleton", sagte sie und streckte mir ihre Hand entgegen. "Deinen Namen hab ich leider vergessen."

"Christina Hacker," sagte ich und ergriff dankbar die dargebotene Hand, "und normalerweise bin ich nicht so laut."

"Schon ok," sie winkte ab, "mein Gedächtnis ist ein Sieb, aber der Name sagt mir was. Und vor allem kenne ich Cedrick, du hättest das keinem bessern an den Kopf werfen können."

Ich wollte noch etwas erwidern, doch in diesem Moment, erhob sich Dumbledore.

"Nun, nachdem wir alle satt sind, und uns hoffentlich wieder etwas eingelebt haben, hier der weitere Verlauf. Anhand dieser Liste", er zwitschte mit seinem Zauberstab und eine große Tafel erschien neben ihm, "können sie ersehen wo sich ihre Zimmer befinden. Ansonsten ist für den heutigen Abend nichts bestimmtes geplant, außer, sich amüsieren und in Erinnerungen schwelgen. Wir alle wünschen ihnen viel Vergnügen."

Mit diesen Worten erhob er sich, ebenso wie die anderen Lehrer. Bei meinem kleinen Disput mit Cedrick hatte ich vollkommen vergessen das ja nicht nur Schüler anwesend waren.

Da waren die Hauslehrer, Prof. McGonagall, unverkennbar, der Schauspielerin im Film ebenfalls nicht unähnlich, nur das sie statt rotem, schwarzes Haar hatte. Prof. Flitwick, anhand seiner Größe natürlich ebenfalls schnell zu identifizieren.

Die etwas verschroben aussehende Dame neben ihm mußte dann wohl Prof. Sprout sein, Hauslehrerin der Hufflepuff.

Und dann, natürlich der Sagenumwobene Professor Snape. Auf ihn war ich besonders gespannt. Stina hatte mir erzählt das er zu ihrer Schulzeit noch nicht in Hogwarts gewesen war. Was mich ehrlich gesagt ziemlich erleichtert hat, denn wenn ich schon auffliegen sollte dann wäre Snape der letzte von dem ich mich erwischen lassen wollte.

Er sah dem Schauspieler im Film ebenfalls sehr ähnlich, auch wenn seine Haare ein wenig fettiger waren, ein Detail das man im Film freundlicherweise weggelassen hatte. Instinktiv mußte ich Lächeln, denn eben diesem Schauspieler, der den Snape verkörpert hatte war ich schon in London begegnet. Und um ehrlich zu sein fand ich ihn brillant. Auch wenn mir natürlich klar war, das beide Personen nicht das geringste gemein hatten.

Der Snape, den ich jetzt vor mir sah, war der fiese, eklige Lehrer aus den Romanen, und um ehrlich zu sein war ich nicht allzu scharf darauf mit ihm engerer Bekanntschaft zu machen. Auch wenn das kleine trotzige Mädchen in mir schrei: 'Na und dann ist es eben Snape, du bist keine Schülerin mehr, du läßt dich nicht so leicht einschüchtern.' Hier riß mich Medora aus meinen Gedanken.

"Hey willst du in der großen Halle schlafen?"

Ich fuhr herum, "Nein, ich komme gleich."

"Kannst du dir sparen, ich habe gerade gelesen das unsere Räume direkt nebeneinander sind, im Kerker, am besten du folgst mir einfach."

Also folgte ich Medora, wobei ich sie mehr als einmal beinahe verloren hätte, denn der Weg zu den Kerkern von Hogwarts war einfach berauschend. Vorbei an sich bewegenden Gemälden, an Klassenzimmern und Kammern. Den Eingang zum Gemeinschaftsraum der Slytherin passierten wir ebenfalls, wobei Medora mir erklärte, das wir den jederzeit betreten könnten und das Paßwort laute "Henkersmahlzeit".

'Wie passend', dachte ich, und mußte lächeln. Dann hatten wir zwei schwere Holztüren erreicht, Medora blieb stehen. Und wies auf die rechte Tür.

"Das ist dein Reich, ich kuck mal schnell ob mein Koffer da ist und dann komm ich zu dir rüber in Ordnung?"

"Ehm.. klar," antwortete ich und öffnete zögerlich die Tür.

Das Zimmer das ich gerade betrat war nicht allzu groß, in der Mitte stand ein Bett, das mehr als bequem aussah, daneben ein Nachtisch. An der Wand ein Schrank, vor dem mein Koffer abgestellt worden war, der Raum hatte keine Fenster, sondern wurde von Kerzen beleuchtet die rings herum an der Wand befestigt waren, und den Raum in ein dämmriges Licht tauchten. Zu meiner rechten führte eine Tür in ein winziges Badezimmer, in dem sich außer Waschbecken und Toilette noch eine kleine Badewanne befand.

Ich war sprachlos. Langsam ließ ich mich auf dem Bett nieder. Sobald ich saß wurden mir meine Glieder bleischwer. Rückwärts ließt ich mich auf das Bett fallen. Liegen, schlafen... Dieser Raum war wundervoll. Ich dankte Gott dafür das ich Medora getroffen hatte, ohne sie hätte ich mein Zimmer wahrscheinlich morgen noch nicht gefunden. Plötzlich gingen mir Medoras Worte noch einmal durch den Kopf: ".... am besten du folgst mir." Meine Güte ich mußte wirklich schrecklich verloren gewirkt haben. 'Reiß dich mehr zusammen, verdammt, du bist hier 7 Jahre zur Schule gegangen, also verhalte dich auch so,' schalt ich mich selbst. Als es an meiner Tür klopfte.

"Komm rein", rief ich.

Medora Kopf erschien grinsend im Türspalt.

"Nett, oder? Ich bin echt froh das sie uns nicht in Gemeinschaftsräume gesteckt haben."

"Und ich erst", murmelte ich, während ich noch immer auf meinem Bett lag.

"Kann ich mir vorstellen."

Mühsam richtete ich mich auf, "Sorry, setz dich wenn du willst."

Ich rutschte nach Oben und lehnt mich gegen die Rückwand, während Medora es sich auf dem unteren Teil des Bettes bequem machte. Ihr großen dunkel Augen sahen mich lange an, dann:

"Also erzähl mal, wie kommst du hier her?"

Ich fuhr zusammen, "Wie meinst du das", fragte ich skeptisch?

Medora lächelte, "Den anderen kannst du vielleicht was vormachen, aber mir nicht, du hast dich verraten. Du bist keine Hexe."