@Kai, Kikkyo und Maxine: Danke für eure Reviews. * knuddel *
Dank euch gibt es jetzt das 1 Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch und den anderen die dies lesen!
Kapitel 1
Wirklich ein komischer Mann. Aber das wusste sie ja auch schon vorher. Überall wurde von ihm erzählt. Hauptsächlich diese aufgeplusterte Trio von Tratschtanten im Supermarkt konnten es einfach nicht lassen, ständig von nichts anderem zu reden als diesen "mysteriösen" Irren im Wald. Zwar sind sie ihm noch nie begegnet und kannten ihn nur aus Erzählungen anderer Tratschweiber, die wiederum von anderen unwissenden dummen Frauen weiterzählt wurden, die ihn ebenfalls noch nie gesehen hatten. Aber er war dennoch überall bekannt und er war immer das Thema auf das jeder zurückgriff, wenn andere ausgingen.
Jedoch seinen Namen wusste niemand. "Verrückte brauchen keine Namen", hatte einmal eine der Frauen im Supermarkt gesagt.
"Aber irgendeinen Namen muss er doch haben!", hatte eine andere erwidert.
"Manche sagen, er hieße Adalbert, aber ich glaube nicht so recht daran. Wenn ihr mich fragt, ist Adalbert noch zu gut für einen solchen Verrückten. Er müsste lieber Adolf heißen, wie verrückt der ist. Neulich habe ich von einer Bekannten gehört, dass die gehört hat, dass jemand gehört hat, dass jemand anderes vom Förster gehört hat, dass der aufgebracht im Wald rumgerannt ist, wie ein aufgeschreckter Hahn und angeblich 'Hilfe! Die Russen kommen!' ewig hysterisch geschrieen hat."
Die dritte hatte schockiert drein geschaut und sich eine Hand vor den Mund geschlagen. "Ja ist das denn die Möglichkeit!"
"Wenn ich euchs doch sag!"
"Ich möchte diesem Irren nie Nachts begegnen.", hatte sich die zweite eingeschaltet. "Wer weiß was der mit mir anstellen würde. Ich mein am Ende denkt der noch ich wäre eine tschechische Komplizin und würde ihn aushorchen. Ich möchte nicht wissen, wie das enden könnte."
Ilona hatte sich nicht mir halten können und war auf das Trio zugegangen.
"Oh nein! Wie schrecklich!", hatte sie sich eingemischt.
"Ja, sehen sie? Vor diesem Mann ist niemand mehr sicher."
"Ich glaube ich könnte den armen Mann wirklich verstehen, wenn er Sie, falls Sie ihn tatsächlich nachts im Wald treffen würden, um die Ecke bringen würde, denn ich würde garantiert dasselbe als letzten Ausweg erwägen!" Somit hatte sie sich umgedreht und war mit vollbepackten Einkaufstüten aus dem Laden marschiert und konnte noch hören was sie dann sagten.
"Was meinte sie damit?"
"Eine Unverschämtheit! Wenn ihr mich fragt ist die mit diesem Verrückten Waldmenschen irgendwie in Kontakt. Jedenfalls sollten wir unsere Männer und Kinder nicht mehr aus dem Haus lassen. Wer weiß was die dem Irren alles schon von uns erzählt hat und wenn der erfährt, dass wir hier über ihn reden, dann Gnade uns Gott!"
Ilona grinste in sich hinein. Wie dumm diese Supermarkttanten doch waren. Dieser "Waldmensch" sah zwar mit seinem grünen Bundeswehranzug und seiner mächtigen Haarpracht alles andere als normal aus und ließen ihn irr aussehen, es änderte aber nichts daran, dass er einen sehr stabilen Eindruck machte.
Ilona ärgerte sich, dass sie ihn weggeschickt hatte. Wahrscheinlich war er gar nicht so verrückt, wie alle dachten, vielleicht war er ja ganz normal und nur die Leute machten ihn zu jemanden, der er gar nicht war.
Sie wollte unbedingt wissen, was er mit seiner Andeutung gemeint hatte, aber das würde sie jetzt wohl nie erfahren. Bald würde sie ohnehin keine Probleme mehr haben. Ilona ließ den Schlafsack liegen, den würde sie eh nicht mehr brauchen, und machte sich auf die Suche nach einer geignetten Stelle, wo sie danach niemand finden würde, jedenfalls vorerst nicht.
Doch während sie suchte waren ihre Gedanken immer wieder bei diesem abnormalen Geisteskranken. Was meinte er nur mit dem was er gesagt hatte? Sie versuchte diese nervenden Gedanken, abzuschütteln, doch wie schon geahnt, wollte es ihr nicht so gelingen.
Immer und immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie ihrer Fantasie freien Lauf gab, obwohl es sie eigentlich gar nicht mehr zu interessieren hatte was in der Welt geschehen solle, doch ihrem Unterbewusstsein störte das herzlich wenig. Und so bemerkte sie gar nicht, dass sie mittlerweile schon eine ganze Weile an einem wunderschönen Ort, der wohl ideal für ihr letztes Ritual sein würde, stand. Wie lange konnte sie nicht sagen, aber sie stand einfach da und versuchte die Ordner in ihrem Gehirn in die richtige Reihenfolge zu bringen. Was nicht gerade ein Kinderspiel war, da sie neben den Ordnen noch anderes zu erledigen hatte, wie zum Beispiel Löcher in die Luft zu starren.
Irgendetwas war hier ganz ungewöhnlich. Sie konnte sich nicht sagen was, dennoch hatte sie ein ungutes Gefühl, was diesen Ort betraf. So schön dieser Ort auch sein mochte, eine gute Aura ging nicht von ihm aus, das spürte Ilona, auch wenn sie wirklich keine Ahnung hatte woher dieses ungute Gefühl herkam. Alles schien hier perfekt zu sein.
Die Sonne schien durch die Baumkronen wunderschön auf einen großen Felsen, der inmitten der Lichtung stand, auf der sich Ilona gerade befand. Der Fels war ganz und gar mit Efeu bedeckt, dass vollkommen rein von irgendwelchen Dreck oder Ungeziefer war. Als ob sich irgendjemand um diese Stelle kümmerte und dies mit sehr viel Liebe und Sorgfalt tat. Direkt hinter dem Stein standen zwei Bäume, zwei Eichen.
Ilona wollte gehen, doch irgendetwas hinderte sie daran sich einfach umzudrehen und sich so schnell wie nur möglich von diesem Ort zu entfernen. Dieser Ort war magisch und Ilona war überwältigt von der Schönheit dieser sonnenbeschienen Felsen und den fruchtbaren Bäume dahinter. Erst als Ilona den Felsen näher beobachtete konnte sie ein komisches Zeichen unter dem Efeu erkennen. Sie hatte so eine seltsame Ahnung, was es war.
Ilona wagte es einen Schritt näher zu treten. Langsam schob sie das Efeu ein bisschen auf die Seite, damit sie es genauer erkennen konnte. Erst war sie sich nicht ganz sicher, ob es wirklich das war, wonach es auszusehen schien. Aber Ilonas Vermutung stellte sich leider als wahr heraus:
Dieses sternähnliche Gebilde war unverwechselbar ein Pentagramm; ungefähr so groß wie eine Handfläche und tief in den Felsen reingeritzt. Ilona schreckte zurück. Dies musste ein Altartisch sein, der für Opfergaben einer Sekte bestimmt war und auf dem eine böse Aura lastete.
Sie trat noch ein Schritt zurück. Dies war wirklich kein Platz des Friedens, auch wenn das Aussehen dieser Lichtung etwas anderes zu sein vorgab. Sie drehte sich um und wollte gehen, doch etwas hielt sie zurück, das selbe etwas wie vorhin. Irgendwie magisch, aber vielleicht war es doch nur Neugierde?
Also was sollte es schaden, wenn sie mal ein genaueren Blick auf das Pentagramm warf. Was könnte schon passieren?
Sie ging wieder einen Schritt auf den Felsen zu und diesmal schreckte sie nicht zurück, sondern starrte nur stumm das Pentagramm an.
Sie streckt zaghaft ihre Hand aus um es zu berühren, zog ihre Hand jedoch kurz vor ihm zurück. Ein Kribbeln ging durch ihre Fingerspitzen, jedoch kein unangenehmes, eher etwas beruhigendes, was Ilona noch misstrauischer machte.
Sie entfernte sich wieder einen Schritt und umrundete mit gerunzelter Stirn den Felsen, wobei ihre Augen nur auf das Pentagramm gerichtet waren. Was zog sie nur so wahnsinnig zu diesem erschreckenden Symbol hin. Was war es?
Noch ein paar mal ging sie im Kreis bevor sie sich entschloss das Pentagramm doch zumindest mal anzufassen. Vielleicht würde sie wieder ein komisches Kribbeln durchzucken und ihre Fragen beantworten. Es war alles so absurd und unwirklich. Was kümmerte sie dieser Opferstein, wenn sie doch andere Probleme zu bewältigen hatte?
Sie streckte ihre Finger aus und berührte das eingeritzte Symbol. Ilona hielt den Atem an, doch nichts geschah. Was sollte denn auch geschehen? Ilona stand ganz allein im Wald vor einem Felsen, der zufälligerweise ein Pentagramm auf sich geritzt hatte und sie merkwürdigerweise seltsam anzog und glaubte doch tatsächlich, dass bei einer kleinen Berührung des Symbols sie teil eines magischen Ereignisses wurde? Wie tief muss sie wohl gesunken sein, dass sie zu so etwas fähig war. Sie, die zeit ihres bisherigen Lebens nie an irgend eine Religion, geschweige denn einen Gott glaubte, hatte jetzt plötzlich den Drang teil eines unglaublichen Wunders zu haben?
"Ich glaube es wird jetzt wirklich Zeit, bevor ich es mir noch anders überlege!"
Damit entfernte sie sich mit schnellem und sichrem Schritt von der Lichtung. Was war nur in sie gefahren? Hatte sie jetzt doch tatsächlich noch den Weg zum Glauben gefunden? Jetzt, kurz nachdem sie einen Entschluss gefasst hatte? Vielleicht war es ein Zeichen, dass sie sich doch noch Zeit nehmen um noch mal gründlich darüber nachzudenken sollte, was sie wirklich wollte. Doch sie wusste, wenn sie jetzt zuviel darüber nachdachte, würde sie sich höchstwahrscheinlich noch für einen anderen Weg entscheiden, egal was für Schmerzen sie hatte durchleiden müssen. Was war eigentlich noch mal so schlimm gewesen, dass sie sich das Leben nehmen wollte? War es das wirklich wert? Da, es fing schon an!
Ilona beschleunigte ihre Schritte - so wahr das überhaupt möglich war. Jedoch ohne ein bestimmtes Ziel vor sich zu haben. Wenn die Tanten im Supermarkt sie jetzt so sehen könnten, wie sie mit starrer und bösartiger Mine durch den Wald lief, sie hätten sie wohl für Gemeingefährlich erklärt und sie gleich eingewiesen. Ilona lächelte wieder bei diesem Gedanken. Wieso hatte sie nur das Gefühl, dass das wohl der einzige Ausweg war?
'Am besten sollten die Leute dort mich noch einer Gehirnwäsche unterziehen,' dachte sie, 'dann würde ich vielleicht endlich geheilt sein. Aber ach nein, Gehirnwäsche verwenden die dort ja nicht. Ich glaube da müsste ich mich wohl eher an die Mafia oder an Terroristen oder vielleicht sogar an die Regierung wenden. Ah ja das werde ich machen. Die sollen mir dann aber auch gefälligst auch gute Erinnerungen an ein besseres Leben einpflanzen. Ja, ich nehme an, dann würde es mir besser gehen, bestimmt.'
Was war nur mit ihr los? Wieso war sie so hysterisch? Vor was hatte sie denn Angst? Es war doch alles so absurd. Ihr ganzes Leben war absurd. Wieso wurde sie überhaupt auf die Welt geschickt? Sie hatte keine Freunde, hatte keine Zuneigung, kein Verständnis, hatte noch nie etwas von wahrer Liebe spüren können, hatte immer nur Qualen überstehen müssen. War dies etwa ihre Bestimmung gewesen? Endlos und ohne irgendeine Lebenslust, jeden einzigen Tag, damit zu verbringen, sich Selbstvorwürfe zu machen, von anderen sagen zu lassen , was man falsch gemacht hat? Nannte man das etwa ein erfülltes Leben?
Eine Träne rann ihren Wangen hinab. War sie wirklich an all dem Schuld, was ihm zugestoßen war? Hätte sie es vielleicht verhindern können? Sie hatte ihn doch geliebt, und er... er hatte sie doch geliebt, oder?
Ilona ließ ein herzenszerreißenden Seufzer von sich und fiel auf die Knie, das Gesicht tränenüberströmt.
"Ich war doch nicht daran Schuld! Ich hatte doch keine Ahnung! Du hast dich doch von mir getrennt. Du wolltest doch nichts mehr von mir wissen! Du bist doch einfach fort gegangen! Verdammt, wieso...!" Sie hob verzweifelt ihren Blick und das was sie da sah verwirrte sie nun vollends.
Das konnte doch nicht sein.
Lautlos und völlig reaktionslos erhob sie sich. Mit leerem Blick starrte sie den Felsen und die zwei dahinterstehenden Eichen an.
Zum Teufel, was ging hier vor? Ohne auf zu sehen drehte sie sich um und lief weg. Das heißt, das hatte sie vor gehabt, doch anstatt zu flüchten lief sie direkt in einen Mann rein. Vor Schreck fiel sie auf den Rücken.
"Na, na nicht so hastig!" Ilona schaute abrupt auf und als sie einen Mann mit Bundeswehranzug, buschigem braunen Haar und einem seltsamen Lächeln sah sprang sie hastig auf die Beine und rannte.
Doch wieder hielten sie zwei Arme fest. Sie versuchte sich wegzureißen, aber der Mann war zu stark für sie. Sie erkannte, dass sie nicht viel ausrichten konnte und so sah sie auf und sah zu ihrer Verwunderung in das Gesicht einer Frau, die sie immer noch mit einem festen Griff festhielt.
Was ging hier bloß vor?
Sie schaute um sich und erkannte zu ihrem Entsetzen, dass überall um den Opferstein solche Frauen standen. Alle trugen sie bedrohliche blutrote Gewänder, die bis zu ihren Taillen ziemlich eng anliegend dann aber ziemlich locker ausfielen. Die Ärmel waren kurzgeschnitten und doch schienen die Frauen nicht im mindesten zu frieren, eher im Gegenteil. Mittlerweile hatte die Frau, die sie daran gehindert hatte zu flüchten, sie losgelassen, doch Ilona spürte immer noch die Wärme, die von ihr ausging.
Angsterfüllt und mehr als verwirrt schaute Ilona zu dem - wie es aussah - Sektenführer. Sie hatte jetzt plötzlich nicht mehr so einen großen Drang zu wissen, was hier eigentlich los war. Jetzt Angesicht in Angesicht mit gleich mehreren Verrückten um einen Opferstein versammelt, wollte sie gar nicht mehr wissen, was es eigentlich war, was auf die Menschheit zukommen würde, falls überhaupt etwas in Gefahr war, was Ilona sehr bezweifelte. Aber andererseits, vielleicht sollte sie sich doch erst mal anhören, was er dazu zu sagen hatte. Es war ja nicht so, dass sie nicht neugierig war und da sie sich sowieso von dieser Welt entfernen wollte, konnte sie doch das Risiko eingehen, dass sie, falls diese Geisteskranken böse Absichten hatten, hier liquidiert würde. Wieso also Angst haben?
"Wer sind Sie?"
"Nun, sagen wir mal so: Ich bin auf gar keinen Fall jemand der Angst vor militärischen Angriffen zu haben hat und ich glaube, dass ich genauso wenig verrückt bin wie du."
"Ach ja und was ist das hier dann für eine Maskerade? Hab ich irgendwas verpasst? Ist heute etwa Halloween oder ..." Ilona musterte die Frauen, die den Kreis um sie und den seltsamen Mann bildeten. "...wohl eher Fasching!"
Er lächelte nachsichtig. "Weder noch! Diese 'Kostüme', wie du sagtest, sind nicht nur irgendwelche Kleidungsstücke um unser Auftreten etwas mysteriöses und eigenartiges zu geben, wie du vielleicht glauben magst. Es ist vielmehr eine alte Tradition, die über die Jahrhunderte über immer weiter gegeben wurde und heute tragen wir sie."
Ilona musterte die Bundeswehruniform abschätzig. "Und diese Uniform ist wohl dann auch schon Hunderte von Jahren alt. Faszinierend! Daher hat die Bundeswehr also die Idee mit den Tarnfarben!"
"Nun, das ist natürlich kein traditionelles Gewand, vielmehr dient es zur Tarnung." Natürlich darauf hätte Ilona ja auch von selber kommen können!!! So dumm war Ilona nun auch wieder nicht und so fragte sie nicht mehr weiter danach.
"Und wie heißt du?", fragte sie stattdessen.
"Hab ich dir etwa erlaubt mich mit du anzusprechen?" Seine Stimme war ernster geworden.
"Du sprichst mich doch auch mit du an! Wieso sollte ich das nicht dürfen? Stehst du etwa über mir?"
Die Frau, die Ilona zuvor daran gehindert hatte zu fliehen trat aus dem Kreis auf sie zu, wobei die anderen den Kreis wieder schlossen indem sie ihn verkleinerten.
"Oh ja das tut er und du tätest gut daran ihn mit Respekt zu behandeln." Sie blickte Ilona geringschätzig an und ihre Stimme hatte einen emotionslosen monotonen Ton, der Ilona sehr beunruhigte.
"Er ist nicht nur bedeutend für unsere Zukunft sondern auch höchstwahrscheinlich deiner. Je eher du das einsiehst um so besser!" Sie wandte sich zu Mr Oberspinner und redete so als wäre Ilona nicht anwesend.
"Ich will Eure Klugheit und Eure Fähigkeit keinesfalls in Frage stellen, Frank, aber sind Sie sich ihrer Fähigkeiten ganz bewusst? Ich denke, ohne ihr Urteilsvermögen in Frage stellen zu wollen, dass es sich hier um einen Irrtum handelt. Es kann doch nicht sein, dass diese Frau, die gerade erst geschafft hat erwachsen zu werden diese schwere Aufgabe aufgegeben werden soll." Ilona wollte erst schreien: 'Moment mal. Ich bin immerhin schon 23 und bin schon seit Jahren aus dem Kindesalter draußen', doch sie überlegte es sich dann doch anders und fand es für besser zu schweigen. Dieser Frank schaute Mrs Spinner erst eine Weile mit gerunzelter Stirn an bevor er antwortete:
"Darüber haben wir doch schon gesprochen, Eleasse und ich habe dir schon mal gesagt, dass ich über alles gut im Bilde bin und ich habe dir schon mal gesagt, dass wir uns in diesem Fall eben auf mein Gespür verlassen müssen!" Eleasse. Seltsamer Name, dachte Ilona, aber ziemlich passend für solch eine Person.
Eleasse blickte Ilona herablassend an und wandte sich dann wieder mit schmollender Mine zu ihrem Oberhaupt. "Ich weiß, dass du dachtest, ich würde dir diese Angelegenheit überlassen, Eleasse. Ich zweifle auch gar nicht an deinen Fähigkeiten und ich behaupte auch gar nicht, dass sie.." Er nickte kurz zu Ilona. "..mehr fähig ist als du und außerdem weißt du das es noch andere Gründe gibt, die mich zu dieser Entscheidung geführt haben und ich habe dir auch schon mal gesagt, dass ich mit dir darüber nicht mehr diskutieren will, damit das jetzt ein für alle mal klar ist."
"Aber du kannst dich doch nicht einfach so auf sie verlassen. Wer weiß ob die überhaupt einen einzigen kleinen Spruch zustande bringt." Sie musterte Ilona herablassend und Ilona befand, dass sie Eleasse nicht leiden konnte und außerdem war sie nun vollends verwirrt und fragte sich, wieso ausgerechnet ihr so etwas geschehen sollte. Wieso sie? Sie war nie etwas besonderes gewesen und war auch nicht gerade die schlauste, aber auch nicht gerade schwer von Begriff, aber in diesem Fall verstand sie wirklich nur 'Bahnhof' und das äußerte sie dann auch, so ähnlich, worauf der Oberhaupt sie verständnisvoll anschaute, während Eleasse besserwisserisch und genervt die Augen verdrehte.
"Wie gesagt, um dir alles genau zu erklären, fürchte ich haben wir nicht genug Zeit. Deshalb werde ich es so knapp wie möglich machen. Aber nicht hier." Er ging auf den Opferstein zu und berührte das Pentagramm, dass darauf hin weiß zu leuchten begann. Er sagte irgendwas unverständliches und der Opferstein begann erst ein bisschen zu wackeln und dann erschien eine durchsichtige grelle weiße Wand, die sich, wie auf einer Wasseroberfläche, zu wellen schien.
Spätestens jetzt war Ilona mit ihren Nerven am Ende und versuchte abermals aus dem Kreis zu flüchten. Da ihr das aber nicht gelang, da Eleasse mal wieder schneller gewesen war, schrie sie so laut sie nur konnte. Frank schien völlig überrascht, doch er fing sich auch gleich wieder und murmelte etwas vor sich hin und zu Ilonas Verblüffung verstummte ihr Schrei, obwohl sie genau wusste, dass sie noch immer schrie. Erst jetzt erkannte sie, dass Frank einen Stab in der Hand hielt und allmählich dämmerte es Ilona. 'Das sind Hexen, das hier ist ein Hexenorden, Hexen, Hexen ... Hexen ...'. Sie wollte etwas sagen, aber aus ihrem Mund kam kein Laut. Angsterfüllt starrte sie den Oberhaupt an.
"Ich werde dir deine Stimme wieder geben, wenn du versprichst nicht noch mal zu schreien. Okay?"
Sie nickte und nachdem Frank den Zauber wieder von ihr genommen hatte begann sie sofort hysterisch zu werden.
"Verdammt noch mal wer sind Sie? Was zum Teufel haben Sie mit mir vor? Verdammt, was ist hier überhaupt los? Wieso ich? Wieso ich? Verdammt, wieso ich? Wer seit ihr? Was wollt ihr alles von mir? Was..." Doch Ilona wurde mit einer Handbewegung von Frank zum Schweigen gebracht.
Er schmunzelte ein wenig. "Moment mal nicht so schnell. Ich hab doch gesagt, dass ich dir alles erklären werde, aber dazu müssen wir erst gehen." Er ging auf Ilona zu und reichte ihr eine Hand, welche diese nur entsetzt anstarrte.
"Was meinen sie damit? Wohin gehen? Und was ist eigentlich dieses Weiße seltsame Etwas zwischen den Eichen, Frank?"
"Collagahn!"
"Was?"
"Mein Name ist Collagahn!" Ilona runzelte die Stirn.
"Eleasse, nannte Sie aber eben Frank." Herr Collagahn schaute sie wieder mit jenem verständnisreichen Blick an. "Als meine Tochter wird sie wohl das Recht haben mich mit Vornamen anzureden."
Ilona sagte gar nichts mehr und runzelte nur noch mehr die Stirn.
"Was geht hier vor?" murmelte sie mehr zu sich als zu Frank Collagahn.
"Nun, das wirst du erfahren wenn wir dort sind. Das heißt falls du mitgehst. Also gehst du mit?"
Eigentlich wollte Ilona ja gar nicht, aber sie hatte das komische Gefühl, dass sie keine andere Wahl hatte, dass diese Frage nur aus Höflichkeit gestellt wurde und dass sie falls sie nicht aus freien Stücken mitkam, gewaltsam mitgeschleppt würde. Herr Collagahn würde so und so seinen Willen durchsetzen und so nickte sie.
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So das wars mit dem 1 Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr reviewt weiter.
Dank euch gibt es jetzt das 1 Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch und den anderen die dies lesen!
Kapitel 1
Wirklich ein komischer Mann. Aber das wusste sie ja auch schon vorher. Überall wurde von ihm erzählt. Hauptsächlich diese aufgeplusterte Trio von Tratschtanten im Supermarkt konnten es einfach nicht lassen, ständig von nichts anderem zu reden als diesen "mysteriösen" Irren im Wald. Zwar sind sie ihm noch nie begegnet und kannten ihn nur aus Erzählungen anderer Tratschweiber, die wiederum von anderen unwissenden dummen Frauen weiterzählt wurden, die ihn ebenfalls noch nie gesehen hatten. Aber er war dennoch überall bekannt und er war immer das Thema auf das jeder zurückgriff, wenn andere ausgingen.
Jedoch seinen Namen wusste niemand. "Verrückte brauchen keine Namen", hatte einmal eine der Frauen im Supermarkt gesagt.
"Aber irgendeinen Namen muss er doch haben!", hatte eine andere erwidert.
"Manche sagen, er hieße Adalbert, aber ich glaube nicht so recht daran. Wenn ihr mich fragt, ist Adalbert noch zu gut für einen solchen Verrückten. Er müsste lieber Adolf heißen, wie verrückt der ist. Neulich habe ich von einer Bekannten gehört, dass die gehört hat, dass jemand gehört hat, dass jemand anderes vom Förster gehört hat, dass der aufgebracht im Wald rumgerannt ist, wie ein aufgeschreckter Hahn und angeblich 'Hilfe! Die Russen kommen!' ewig hysterisch geschrieen hat."
Die dritte hatte schockiert drein geschaut und sich eine Hand vor den Mund geschlagen. "Ja ist das denn die Möglichkeit!"
"Wenn ich euchs doch sag!"
"Ich möchte diesem Irren nie Nachts begegnen.", hatte sich die zweite eingeschaltet. "Wer weiß was der mit mir anstellen würde. Ich mein am Ende denkt der noch ich wäre eine tschechische Komplizin und würde ihn aushorchen. Ich möchte nicht wissen, wie das enden könnte."
Ilona hatte sich nicht mir halten können und war auf das Trio zugegangen.
"Oh nein! Wie schrecklich!", hatte sie sich eingemischt.
"Ja, sehen sie? Vor diesem Mann ist niemand mehr sicher."
"Ich glaube ich könnte den armen Mann wirklich verstehen, wenn er Sie, falls Sie ihn tatsächlich nachts im Wald treffen würden, um die Ecke bringen würde, denn ich würde garantiert dasselbe als letzten Ausweg erwägen!" Somit hatte sie sich umgedreht und war mit vollbepackten Einkaufstüten aus dem Laden marschiert und konnte noch hören was sie dann sagten.
"Was meinte sie damit?"
"Eine Unverschämtheit! Wenn ihr mich fragt ist die mit diesem Verrückten Waldmenschen irgendwie in Kontakt. Jedenfalls sollten wir unsere Männer und Kinder nicht mehr aus dem Haus lassen. Wer weiß was die dem Irren alles schon von uns erzählt hat und wenn der erfährt, dass wir hier über ihn reden, dann Gnade uns Gott!"
Ilona grinste in sich hinein. Wie dumm diese Supermarkttanten doch waren. Dieser "Waldmensch" sah zwar mit seinem grünen Bundeswehranzug und seiner mächtigen Haarpracht alles andere als normal aus und ließen ihn irr aussehen, es änderte aber nichts daran, dass er einen sehr stabilen Eindruck machte.
Ilona ärgerte sich, dass sie ihn weggeschickt hatte. Wahrscheinlich war er gar nicht so verrückt, wie alle dachten, vielleicht war er ja ganz normal und nur die Leute machten ihn zu jemanden, der er gar nicht war.
Sie wollte unbedingt wissen, was er mit seiner Andeutung gemeint hatte, aber das würde sie jetzt wohl nie erfahren. Bald würde sie ohnehin keine Probleme mehr haben. Ilona ließ den Schlafsack liegen, den würde sie eh nicht mehr brauchen, und machte sich auf die Suche nach einer geignetten Stelle, wo sie danach niemand finden würde, jedenfalls vorerst nicht.
Doch während sie suchte waren ihre Gedanken immer wieder bei diesem abnormalen Geisteskranken. Was meinte er nur mit dem was er gesagt hatte? Sie versuchte diese nervenden Gedanken, abzuschütteln, doch wie schon geahnt, wollte es ihr nicht so gelingen.
Immer und immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie ihrer Fantasie freien Lauf gab, obwohl es sie eigentlich gar nicht mehr zu interessieren hatte was in der Welt geschehen solle, doch ihrem Unterbewusstsein störte das herzlich wenig. Und so bemerkte sie gar nicht, dass sie mittlerweile schon eine ganze Weile an einem wunderschönen Ort, der wohl ideal für ihr letztes Ritual sein würde, stand. Wie lange konnte sie nicht sagen, aber sie stand einfach da und versuchte die Ordner in ihrem Gehirn in die richtige Reihenfolge zu bringen. Was nicht gerade ein Kinderspiel war, da sie neben den Ordnen noch anderes zu erledigen hatte, wie zum Beispiel Löcher in die Luft zu starren.
Irgendetwas war hier ganz ungewöhnlich. Sie konnte sich nicht sagen was, dennoch hatte sie ein ungutes Gefühl, was diesen Ort betraf. So schön dieser Ort auch sein mochte, eine gute Aura ging nicht von ihm aus, das spürte Ilona, auch wenn sie wirklich keine Ahnung hatte woher dieses ungute Gefühl herkam. Alles schien hier perfekt zu sein.
Die Sonne schien durch die Baumkronen wunderschön auf einen großen Felsen, der inmitten der Lichtung stand, auf der sich Ilona gerade befand. Der Fels war ganz und gar mit Efeu bedeckt, dass vollkommen rein von irgendwelchen Dreck oder Ungeziefer war. Als ob sich irgendjemand um diese Stelle kümmerte und dies mit sehr viel Liebe und Sorgfalt tat. Direkt hinter dem Stein standen zwei Bäume, zwei Eichen.
Ilona wollte gehen, doch irgendetwas hinderte sie daran sich einfach umzudrehen und sich so schnell wie nur möglich von diesem Ort zu entfernen. Dieser Ort war magisch und Ilona war überwältigt von der Schönheit dieser sonnenbeschienen Felsen und den fruchtbaren Bäume dahinter. Erst als Ilona den Felsen näher beobachtete konnte sie ein komisches Zeichen unter dem Efeu erkennen. Sie hatte so eine seltsame Ahnung, was es war.
Ilona wagte es einen Schritt näher zu treten. Langsam schob sie das Efeu ein bisschen auf die Seite, damit sie es genauer erkennen konnte. Erst war sie sich nicht ganz sicher, ob es wirklich das war, wonach es auszusehen schien. Aber Ilonas Vermutung stellte sich leider als wahr heraus:
Dieses sternähnliche Gebilde war unverwechselbar ein Pentagramm; ungefähr so groß wie eine Handfläche und tief in den Felsen reingeritzt. Ilona schreckte zurück. Dies musste ein Altartisch sein, der für Opfergaben einer Sekte bestimmt war und auf dem eine böse Aura lastete.
Sie trat noch ein Schritt zurück. Dies war wirklich kein Platz des Friedens, auch wenn das Aussehen dieser Lichtung etwas anderes zu sein vorgab. Sie drehte sich um und wollte gehen, doch etwas hielt sie zurück, das selbe etwas wie vorhin. Irgendwie magisch, aber vielleicht war es doch nur Neugierde?
Also was sollte es schaden, wenn sie mal ein genaueren Blick auf das Pentagramm warf. Was könnte schon passieren?
Sie ging wieder einen Schritt auf den Felsen zu und diesmal schreckte sie nicht zurück, sondern starrte nur stumm das Pentagramm an.
Sie streckt zaghaft ihre Hand aus um es zu berühren, zog ihre Hand jedoch kurz vor ihm zurück. Ein Kribbeln ging durch ihre Fingerspitzen, jedoch kein unangenehmes, eher etwas beruhigendes, was Ilona noch misstrauischer machte.
Sie entfernte sich wieder einen Schritt und umrundete mit gerunzelter Stirn den Felsen, wobei ihre Augen nur auf das Pentagramm gerichtet waren. Was zog sie nur so wahnsinnig zu diesem erschreckenden Symbol hin. Was war es?
Noch ein paar mal ging sie im Kreis bevor sie sich entschloss das Pentagramm doch zumindest mal anzufassen. Vielleicht würde sie wieder ein komisches Kribbeln durchzucken und ihre Fragen beantworten. Es war alles so absurd und unwirklich. Was kümmerte sie dieser Opferstein, wenn sie doch andere Probleme zu bewältigen hatte?
Sie streckte ihre Finger aus und berührte das eingeritzte Symbol. Ilona hielt den Atem an, doch nichts geschah. Was sollte denn auch geschehen? Ilona stand ganz allein im Wald vor einem Felsen, der zufälligerweise ein Pentagramm auf sich geritzt hatte und sie merkwürdigerweise seltsam anzog und glaubte doch tatsächlich, dass bei einer kleinen Berührung des Symbols sie teil eines magischen Ereignisses wurde? Wie tief muss sie wohl gesunken sein, dass sie zu so etwas fähig war. Sie, die zeit ihres bisherigen Lebens nie an irgend eine Religion, geschweige denn einen Gott glaubte, hatte jetzt plötzlich den Drang teil eines unglaublichen Wunders zu haben?
"Ich glaube es wird jetzt wirklich Zeit, bevor ich es mir noch anders überlege!"
Damit entfernte sie sich mit schnellem und sichrem Schritt von der Lichtung. Was war nur in sie gefahren? Hatte sie jetzt doch tatsächlich noch den Weg zum Glauben gefunden? Jetzt, kurz nachdem sie einen Entschluss gefasst hatte? Vielleicht war es ein Zeichen, dass sie sich doch noch Zeit nehmen um noch mal gründlich darüber nachzudenken sollte, was sie wirklich wollte. Doch sie wusste, wenn sie jetzt zuviel darüber nachdachte, würde sie sich höchstwahrscheinlich noch für einen anderen Weg entscheiden, egal was für Schmerzen sie hatte durchleiden müssen. Was war eigentlich noch mal so schlimm gewesen, dass sie sich das Leben nehmen wollte? War es das wirklich wert? Da, es fing schon an!
Ilona beschleunigte ihre Schritte - so wahr das überhaupt möglich war. Jedoch ohne ein bestimmtes Ziel vor sich zu haben. Wenn die Tanten im Supermarkt sie jetzt so sehen könnten, wie sie mit starrer und bösartiger Mine durch den Wald lief, sie hätten sie wohl für Gemeingefährlich erklärt und sie gleich eingewiesen. Ilona lächelte wieder bei diesem Gedanken. Wieso hatte sie nur das Gefühl, dass das wohl der einzige Ausweg war?
'Am besten sollten die Leute dort mich noch einer Gehirnwäsche unterziehen,' dachte sie, 'dann würde ich vielleicht endlich geheilt sein. Aber ach nein, Gehirnwäsche verwenden die dort ja nicht. Ich glaube da müsste ich mich wohl eher an die Mafia oder an Terroristen oder vielleicht sogar an die Regierung wenden. Ah ja das werde ich machen. Die sollen mir dann aber auch gefälligst auch gute Erinnerungen an ein besseres Leben einpflanzen. Ja, ich nehme an, dann würde es mir besser gehen, bestimmt.'
Was war nur mit ihr los? Wieso war sie so hysterisch? Vor was hatte sie denn Angst? Es war doch alles so absurd. Ihr ganzes Leben war absurd. Wieso wurde sie überhaupt auf die Welt geschickt? Sie hatte keine Freunde, hatte keine Zuneigung, kein Verständnis, hatte noch nie etwas von wahrer Liebe spüren können, hatte immer nur Qualen überstehen müssen. War dies etwa ihre Bestimmung gewesen? Endlos und ohne irgendeine Lebenslust, jeden einzigen Tag, damit zu verbringen, sich Selbstvorwürfe zu machen, von anderen sagen zu lassen , was man falsch gemacht hat? Nannte man das etwa ein erfülltes Leben?
Eine Träne rann ihren Wangen hinab. War sie wirklich an all dem Schuld, was ihm zugestoßen war? Hätte sie es vielleicht verhindern können? Sie hatte ihn doch geliebt, und er... er hatte sie doch geliebt, oder?
Ilona ließ ein herzenszerreißenden Seufzer von sich und fiel auf die Knie, das Gesicht tränenüberströmt.
"Ich war doch nicht daran Schuld! Ich hatte doch keine Ahnung! Du hast dich doch von mir getrennt. Du wolltest doch nichts mehr von mir wissen! Du bist doch einfach fort gegangen! Verdammt, wieso...!" Sie hob verzweifelt ihren Blick und das was sie da sah verwirrte sie nun vollends.
Das konnte doch nicht sein.
Lautlos und völlig reaktionslos erhob sie sich. Mit leerem Blick starrte sie den Felsen und die zwei dahinterstehenden Eichen an.
Zum Teufel, was ging hier vor? Ohne auf zu sehen drehte sie sich um und lief weg. Das heißt, das hatte sie vor gehabt, doch anstatt zu flüchten lief sie direkt in einen Mann rein. Vor Schreck fiel sie auf den Rücken.
"Na, na nicht so hastig!" Ilona schaute abrupt auf und als sie einen Mann mit Bundeswehranzug, buschigem braunen Haar und einem seltsamen Lächeln sah sprang sie hastig auf die Beine und rannte.
Doch wieder hielten sie zwei Arme fest. Sie versuchte sich wegzureißen, aber der Mann war zu stark für sie. Sie erkannte, dass sie nicht viel ausrichten konnte und so sah sie auf und sah zu ihrer Verwunderung in das Gesicht einer Frau, die sie immer noch mit einem festen Griff festhielt.
Was ging hier bloß vor?
Sie schaute um sich und erkannte zu ihrem Entsetzen, dass überall um den Opferstein solche Frauen standen. Alle trugen sie bedrohliche blutrote Gewänder, die bis zu ihren Taillen ziemlich eng anliegend dann aber ziemlich locker ausfielen. Die Ärmel waren kurzgeschnitten und doch schienen die Frauen nicht im mindesten zu frieren, eher im Gegenteil. Mittlerweile hatte die Frau, die sie daran gehindert hatte zu flüchten, sie losgelassen, doch Ilona spürte immer noch die Wärme, die von ihr ausging.
Angsterfüllt und mehr als verwirrt schaute Ilona zu dem - wie es aussah - Sektenführer. Sie hatte jetzt plötzlich nicht mehr so einen großen Drang zu wissen, was hier eigentlich los war. Jetzt Angesicht in Angesicht mit gleich mehreren Verrückten um einen Opferstein versammelt, wollte sie gar nicht mehr wissen, was es eigentlich war, was auf die Menschheit zukommen würde, falls überhaupt etwas in Gefahr war, was Ilona sehr bezweifelte. Aber andererseits, vielleicht sollte sie sich doch erst mal anhören, was er dazu zu sagen hatte. Es war ja nicht so, dass sie nicht neugierig war und da sie sich sowieso von dieser Welt entfernen wollte, konnte sie doch das Risiko eingehen, dass sie, falls diese Geisteskranken böse Absichten hatten, hier liquidiert würde. Wieso also Angst haben?
"Wer sind Sie?"
"Nun, sagen wir mal so: Ich bin auf gar keinen Fall jemand der Angst vor militärischen Angriffen zu haben hat und ich glaube, dass ich genauso wenig verrückt bin wie du."
"Ach ja und was ist das hier dann für eine Maskerade? Hab ich irgendwas verpasst? Ist heute etwa Halloween oder ..." Ilona musterte die Frauen, die den Kreis um sie und den seltsamen Mann bildeten. "...wohl eher Fasching!"
Er lächelte nachsichtig. "Weder noch! Diese 'Kostüme', wie du sagtest, sind nicht nur irgendwelche Kleidungsstücke um unser Auftreten etwas mysteriöses und eigenartiges zu geben, wie du vielleicht glauben magst. Es ist vielmehr eine alte Tradition, die über die Jahrhunderte über immer weiter gegeben wurde und heute tragen wir sie."
Ilona musterte die Bundeswehruniform abschätzig. "Und diese Uniform ist wohl dann auch schon Hunderte von Jahren alt. Faszinierend! Daher hat die Bundeswehr also die Idee mit den Tarnfarben!"
"Nun, das ist natürlich kein traditionelles Gewand, vielmehr dient es zur Tarnung." Natürlich darauf hätte Ilona ja auch von selber kommen können!!! So dumm war Ilona nun auch wieder nicht und so fragte sie nicht mehr weiter danach.
"Und wie heißt du?", fragte sie stattdessen.
"Hab ich dir etwa erlaubt mich mit du anzusprechen?" Seine Stimme war ernster geworden.
"Du sprichst mich doch auch mit du an! Wieso sollte ich das nicht dürfen? Stehst du etwa über mir?"
Die Frau, die Ilona zuvor daran gehindert hatte zu fliehen trat aus dem Kreis auf sie zu, wobei die anderen den Kreis wieder schlossen indem sie ihn verkleinerten.
"Oh ja das tut er und du tätest gut daran ihn mit Respekt zu behandeln." Sie blickte Ilona geringschätzig an und ihre Stimme hatte einen emotionslosen monotonen Ton, der Ilona sehr beunruhigte.
"Er ist nicht nur bedeutend für unsere Zukunft sondern auch höchstwahrscheinlich deiner. Je eher du das einsiehst um so besser!" Sie wandte sich zu Mr Oberspinner und redete so als wäre Ilona nicht anwesend.
"Ich will Eure Klugheit und Eure Fähigkeit keinesfalls in Frage stellen, Frank, aber sind Sie sich ihrer Fähigkeiten ganz bewusst? Ich denke, ohne ihr Urteilsvermögen in Frage stellen zu wollen, dass es sich hier um einen Irrtum handelt. Es kann doch nicht sein, dass diese Frau, die gerade erst geschafft hat erwachsen zu werden diese schwere Aufgabe aufgegeben werden soll." Ilona wollte erst schreien: 'Moment mal. Ich bin immerhin schon 23 und bin schon seit Jahren aus dem Kindesalter draußen', doch sie überlegte es sich dann doch anders und fand es für besser zu schweigen. Dieser Frank schaute Mrs Spinner erst eine Weile mit gerunzelter Stirn an bevor er antwortete:
"Darüber haben wir doch schon gesprochen, Eleasse und ich habe dir schon mal gesagt, dass ich über alles gut im Bilde bin und ich habe dir schon mal gesagt, dass wir uns in diesem Fall eben auf mein Gespür verlassen müssen!" Eleasse. Seltsamer Name, dachte Ilona, aber ziemlich passend für solch eine Person.
Eleasse blickte Ilona herablassend an und wandte sich dann wieder mit schmollender Mine zu ihrem Oberhaupt. "Ich weiß, dass du dachtest, ich würde dir diese Angelegenheit überlassen, Eleasse. Ich zweifle auch gar nicht an deinen Fähigkeiten und ich behaupte auch gar nicht, dass sie.." Er nickte kurz zu Ilona. "..mehr fähig ist als du und außerdem weißt du das es noch andere Gründe gibt, die mich zu dieser Entscheidung geführt haben und ich habe dir auch schon mal gesagt, dass ich mit dir darüber nicht mehr diskutieren will, damit das jetzt ein für alle mal klar ist."
"Aber du kannst dich doch nicht einfach so auf sie verlassen. Wer weiß ob die überhaupt einen einzigen kleinen Spruch zustande bringt." Sie musterte Ilona herablassend und Ilona befand, dass sie Eleasse nicht leiden konnte und außerdem war sie nun vollends verwirrt und fragte sich, wieso ausgerechnet ihr so etwas geschehen sollte. Wieso sie? Sie war nie etwas besonderes gewesen und war auch nicht gerade die schlauste, aber auch nicht gerade schwer von Begriff, aber in diesem Fall verstand sie wirklich nur 'Bahnhof' und das äußerte sie dann auch, so ähnlich, worauf der Oberhaupt sie verständnisvoll anschaute, während Eleasse besserwisserisch und genervt die Augen verdrehte.
"Wie gesagt, um dir alles genau zu erklären, fürchte ich haben wir nicht genug Zeit. Deshalb werde ich es so knapp wie möglich machen. Aber nicht hier." Er ging auf den Opferstein zu und berührte das Pentagramm, dass darauf hin weiß zu leuchten begann. Er sagte irgendwas unverständliches und der Opferstein begann erst ein bisschen zu wackeln und dann erschien eine durchsichtige grelle weiße Wand, die sich, wie auf einer Wasseroberfläche, zu wellen schien.
Spätestens jetzt war Ilona mit ihren Nerven am Ende und versuchte abermals aus dem Kreis zu flüchten. Da ihr das aber nicht gelang, da Eleasse mal wieder schneller gewesen war, schrie sie so laut sie nur konnte. Frank schien völlig überrascht, doch er fing sich auch gleich wieder und murmelte etwas vor sich hin und zu Ilonas Verblüffung verstummte ihr Schrei, obwohl sie genau wusste, dass sie noch immer schrie. Erst jetzt erkannte sie, dass Frank einen Stab in der Hand hielt und allmählich dämmerte es Ilona. 'Das sind Hexen, das hier ist ein Hexenorden, Hexen, Hexen ... Hexen ...'. Sie wollte etwas sagen, aber aus ihrem Mund kam kein Laut. Angsterfüllt starrte sie den Oberhaupt an.
"Ich werde dir deine Stimme wieder geben, wenn du versprichst nicht noch mal zu schreien. Okay?"
Sie nickte und nachdem Frank den Zauber wieder von ihr genommen hatte begann sie sofort hysterisch zu werden.
"Verdammt noch mal wer sind Sie? Was zum Teufel haben Sie mit mir vor? Verdammt, was ist hier überhaupt los? Wieso ich? Wieso ich? Verdammt, wieso ich? Wer seit ihr? Was wollt ihr alles von mir? Was..." Doch Ilona wurde mit einer Handbewegung von Frank zum Schweigen gebracht.
Er schmunzelte ein wenig. "Moment mal nicht so schnell. Ich hab doch gesagt, dass ich dir alles erklären werde, aber dazu müssen wir erst gehen." Er ging auf Ilona zu und reichte ihr eine Hand, welche diese nur entsetzt anstarrte.
"Was meinen sie damit? Wohin gehen? Und was ist eigentlich dieses Weiße seltsame Etwas zwischen den Eichen, Frank?"
"Collagahn!"
"Was?"
"Mein Name ist Collagahn!" Ilona runzelte die Stirn.
"Eleasse, nannte Sie aber eben Frank." Herr Collagahn schaute sie wieder mit jenem verständnisreichen Blick an. "Als meine Tochter wird sie wohl das Recht haben mich mit Vornamen anzureden."
Ilona sagte gar nichts mehr und runzelte nur noch mehr die Stirn.
"Was geht hier vor?" murmelte sie mehr zu sich als zu Frank Collagahn.
"Nun, das wirst du erfahren wenn wir dort sind. Das heißt falls du mitgehst. Also gehst du mit?"
Eigentlich wollte Ilona ja gar nicht, aber sie hatte das komische Gefühl, dass sie keine andere Wahl hatte, dass diese Frage nur aus Höflichkeit gestellt wurde und dass sie falls sie nicht aus freien Stücken mitkam, gewaltsam mitgeschleppt würde. Herr Collagahn würde so und so seinen Willen durchsetzen und so nickte sie.
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So das wars mit dem 1 Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr reviewt weiter.
