Ist sie das wirklich wert? 7
Ranma wusste nicht mehr, was er sagen sollte und kramte aus Nervosität in seinen Taschen. Plötzlich fassten seine Finger etwas eckiges. Ranma fiel es wieder ein. 2 Freikarten! Er hatte ja eh vorgehabt sie Akane zu geben! Aber eigentlich hatte er das als Ranma machen wollen. Um ihr eine Freude zu machen. Aber was sollte er jetzt sonst noch sagen? Unentschlossen lächelte er Akane an, dann fasste er einen Entschluss. Er zog seine Hände aus den Taschen und verschränkte sie hinter seinem Rücken. Wieder starrte er das Mädchen vor sich verlegen an.
*Ich will es ihr nicht jetzt und als Reiku geben! Lieber nachher! Aber...was sag ich jetzt?*
"Bist du am 27.11. ((Tag des Konzertes. Merkt euch das Datum!)) auch dabei? Ich würde mich freuen!"
Akane lief rot an. Alle übrigen Fans platzten fast vor Neid! Reiku, ihr geliebter und verehrter Reiku machte sich an dieses blauhaarige Mädchen ran.
"Warum nur sie!?" heulten viele Mädchen. Denn jede hatte sich erträumt eines Tages in seinen Armen zu liegen. Der Traum zerplatzte gerade knallend, wie eine übergroße Seifenblase. Manche verfielen in hemmungsloses Schluchzen, andere liefen davon. Arare sah das mit Besorgnis. Es hob nicht gerade das Image, wenn bekannt wurde, dass Reiku sich verliebt hatte! Er wusste mittlerweile, wer das junge, hübsche Mädchen war. Ranmas Verlobte, Akane! Sie war wirklich hübsch, aber er musste es ihr doch nicht in aller Öffentlichkeit sagen! Er tippte Ranma leicht auf die Schulter. Dieser drehte sich verwundert zu dem nervösen Star um.
"Ja?"
"Reiku! Wir müssen los!"
Ranma nickte verwundert. Irgendetwas in Arares Stimme hatte ihm verraten, dass er wieder eine Menge falsch gemacht hatte! Er seufzte und wollte sich wieder Akane zuwenden, als er grob an der Jacke mitgeschliffen wurde. Akane sah ihnen verwundert hinterher. Arare beschleunigte seinen Schritt, um den verfolgungslustigen Fans zu entkommen. Ranma schleifte immer noch, doch dann riss er sich los.
"Hey! Lass das! Was soll das werden?"
Arare blieb die Antwort schuldig und sagte nur in festem Ton.
"Du kannst sehr schnell rennen und hoch springen! Also komm mit!"
Damit sprang er auf ein Dach und rannte darüber hinweg zum nächsten, bis er fast nicht mehr zu sehen war. Ranma folgte ihm schnell und ihre Verfolger blieben betrübt auf der Straße stehen.
Nun rannte Ranma neben Arare. Es fiel kein Wort. Langsam wurde das ganze Schweigen Ranma zu bunt und er platzte heraus, was ihm auf der Zunge lag.
"Was ist los?"
Keine Antwort. Ranma verdrehte genervt die Augen. Er hatte wirklich etwas falsch gemacht!
"Und was hab ich falsch gemacht?"
Arare blieb abrupt stehen, sodass Ranma, der es etwas später bemerkte fast vom Dach geschlittert wäre. Er bemerkte, wie ihn Arare verwundert anstarrte.
*Nein! Er ist nicht Reiku! Er ist wirklich ein anderer. Reiku hätte nicht solch einen Fehler begangen!*
"Ranma! Hör zu! Das war deine Verlobte, stimmts?"
Ranma nickte und senkte beschämt den Kopf. Er hatte so etwas in der Art befürchtet.
"Ich mache dir keinen Vorwurf, du konntest es nicht wissen, aber was du gemacht hast, war das Schlimmste, das du hattest tun können!"
Ranma war nun seinerseits verwirrt.
"Warum?"
Arare seufzte. Es war schwer, die Geduld nicht zu verlieren!
"Du darfst dich keinem Fan besonders widmen!"
Ranma verstand Arare nicht, und so sah er dementsprechend auch aus. Arare atmete tief durch.
"Hör zu. Wenn du dich einem Fan besonders widmest und er ist auch noch vom weiblichen Geschlecht, verspielst du alle Karten bei den anderen! Schnell gehen die Gerüchte rum du hättest eine Freundin und viele Tausende wenden sich von unserer Gruppe ab! Denn es ist, leider Gottes, so, dass die meisten nur an Stars interessiert sind, die Single sind! Sie erhoffen sich eine Chance bei ihnen, aber wenn sie sehen, dass du eine Freundin hast..."
"Habe ich aber nicht!" sagte Ranma aufgebracht.
Arare seufzte wieder.
"Ja! Du hast nur eine Verlobte! Ist ja nicht so schlimm wie eine vorrübergehende Beziehung!" Arares Tonfall war mächtig ironisch. Ranma versetzte das in Zorn.
"Wir wurden gegen unseren Willen verlobt!"
Arare zuckte nur mit den Schultern und fuhr fort.
"Egal! Trotzdem liebst du sie!"
Ranma konnte nichts erwidern und blieb die Antwort schuldig.
"Du darfst dich ihr nicht im besonderen widmen, hörst du? Du musst sie behandeln, wie alle anderen Fans auch!"
Ranma machte einen abfälligen Laut.
"Deswegen bin ich doch gerade eingestiegen! Deswegen! Ich wollte ihr näher kommen! Gut, wenn ich es nicht kann, höre ich auf! Nehmt euch doch irgendeinen anderen, der bereit ist, sein Privatleben aufzugeben!"
Ranma wendete sich zum Gehen.
"Dann müssen wir uns aber auflösen..." Arares Stimme klang traurig. Ranma zuckte mit den Schultern.
"Ihr werdet schon jemanden finden!"
"Nein." Sagte Arare leise, doch sehr bestimmt.
"Nur dank dir können wir weitermachen!"
Nun fuhr Ranma verwirrt herum. Nur dank ihm?
"Aber...es gibt viele, die besser singen als ich!"
"Darauf kommt es nicht an!"
"Auf was denn dann?"
Ranma wurde ärgerlich. Irgendetwas lag in der Luft. Etwas sehr verzwicktes, geheimnisvolles, das spürte er.
"Weil wir einen Eid geleistet haben!"
"Was?"
"Ich will es dir erklären! Aber erst, wenn wir zu Hause sind! Hier könnte uns jemand hören!"
Ranma willigte ein und sie liefen Richtung des alten Hauses.
Akane starrte den beiden davon hastenden nach. Ryoga immer noch an ihrer Seite. Er hatte sich nicht gerührt. Beide waren stehen geblieben, während alle anderen den Flüchtlingen hinterherwetzten. Bewaffnet mit Kuli, Lippenstift und Schreibblock. Akane war steif. Sie konnte sich nicht bewegen. Erst musste sie das Erlebnis verdauen. Reiku! Der Reiku, war auf sie zugekommen, als er sie gesehen hatte. Nur auf sie! Warum? Warum nicht auf das Mädchen, dass hinter ihr oder neben ihr gestanden hatte? Warum sie? Sie war verwirrt und glücklich. Er war total nett! Viel netter als es Ranma je sein könnte! *Ein sehr schöner Name! Er passt zu einem wunderschönen Mädchen!* Das hatte er gesagt! Ihr war ganz warm ums Herz geworden. Aber, ihre Augen verengten sich und ihre Stirn bildete feine Fältchen. Warum erstarb sein Lächeln, als er sah, dass Ryoga sie an der Hand hielt? Nein das war falsch! Das sie Ryoga an der Hand hielt, damit er sich nicht verlaufen konnte? Warum...Sie kam nicht drauf! Der Klang ihres Namen rief sie zurück in die Normalität.
"Akane!?"
Sie sah sich um. Ryoga blickte sie grinsend an.
"Aufwachen aus den Tagträumen! Vergiss den Typ! Bist du nicht in Ran-"
Akane hielt ihm den Mund zu. Rot vor Verlegenheit senkte sie den Kopf. Sie wollte nicht, dass es jemand aussprach! Nein! Sie wollte es sich selbst noch nicht wahr haben. Zumindest nicht bewusst! Sie ließ die Hand sinken und sah Ryoga nun ebenfalls grinsend an.
"Wir wollten doch einkaufen!"
Sie zog ihn mit sich ins Einkaufzentrum. Sie irrten durch die Regalreihen. Akane sah sich hilflos um. Sie griff nach einer weißen Tüte.
"Also da hätten wir schon mal das Salz! Jetzt fehlen noch Zucker und Mehl!"
Akane wollte es gerade in den Korb tun, als eine Hand sie daran hinderte.
"Nein Akane! Das ist Waschsalz! Wir sind in der Waschmittel- Abteilung!"
Akane starrte auf die Aufschrift. Mit großen Buchstaben stand WASCHSALZ. Sie hüstelte und stellte es verlegen in das Regal zurück.
"Ähm ja- ich- man kann sich irren! Wir- äh- Wo ist denn die Lebensmittel- Abteilung?"
"Gleich da drüben!"
Ryoga zeigte stolz in eine andere Ecke des Supermarktes.
"Los komm!"
Er griff Akanes Hand und zog sie mit sich.
"Ähm Ryoga?"
"Ja?"
"Hattest du nicht gesagt, die Lebensmittelabteilung ist da drüben?"
Akane deutete in die entgegengesetzte Richtung. Ryoga wurde rot.
"Äh- ja richtig!"
Wieder machten sie sich beide auf den Weg.
Zum selben Zeitpunkt saßen Ranma, Arare, Okoro und Keri in einem Zimmer zusammen. Ranma blickte sie erwartungsvoll an.
"Also?"
Arare räusperte sich.
"Nun! Es ist so. Vor einem Jahr ungefähr lernten wir Reiku kennen! Wir waren eine bedeutungslose Band und wir waren miserabel! Keiner von uns konnte singen! Dann kam er! Wie aus dem Nichts! Er war einfach da. Er freundete sich mit uns an und später stellten wir fest, dass er ein hervorragender Sänger war! Wir brauchten lange, ihn zu überreden mitzumachen. Doch dann ließ er sich umstimmen. Durch ihn, nur durch ihn sind wir berühmt geworden! Wir verdanken ihm viel! Wie schon gesagt, wollte er das Herz seiner Verlobten erobern...aber wir hatten irgendwie immer den Eindruck, dass er log...Egal! Jedenfalls legte er eines Tages völlig aus heiterem Himmel etwas fest. Wir mussten schwören, es einzuhalten."
Hier machte Arare eine kleine Pause. Okoro und Keri nickten heftig.
"Und?"
"Nichts und!"
"Na ich meine, was musstet ihr schwören?"
Arare schien nachzudenken. Er war sich nicht sicher, ob es richtig war, es Ranma zu erzählen.
"Er sagte, wenn er einmal sterben würde, dann müssten wir uns auflösen! Es sei denn..."
Arare schien schon wieder eine Starre zu haben. Okoro führte nun weiter.
"Es sei denn, wir finden jemanden, der genauso aussieht wie er!"
Ranma sah alle an, als ob sie sich gerade über seine nächtlichen geheimen Träume lustig gemacht hätten! Sie bemerkten es.
"Es ist die Wahrheit! Er sagte, wir sollten nach Nerima gehen, wenn wir jemanden suchen!"
Das war zu viel für Ranma. Woher sollte dieser Reiku denn wissen, wo er zufällig einen Doppelgänger hatte! Das war ja absurd! Da hätte man ihm gleich unter die Nase reiben können, Mousse mit seinen versteckten Waffen wäre der Weihnachtsmann! Er sah die drei misstrauisch an. Diese seufzten nur leicht und senkten die Köpfe. Es war klar, dass Ranma ihnen nicht glaubte! Von vornherein! Sie hatten Reiku bei seiner Bitte ja auch ausgelacht! Es für einen Scherz gehalten, aber es war sein Ernst gewesen! Wieder seufzten sie. Unheimliche Stille herrschte. Ein Blick aus dem Fenster sagte Ranma, dass es Zeit war zu gehen. Der Himmel färbte sich schon etwas dunkler. Schnell stand er auf.
"Ich gehe dann!"
Alle sahen ihn erwartungsvoll an. Ranma kämpfte mit seinem Ego.
"Bis- bis morgen!"
Er hörte ein leichtes Aufatmen, als er die Tür hinter sich schloss und hinausging. Sein Blick streifte den Flur entlang, in dem er stand. Eine kleine Kommode verengte den Durchgang. Irgendetwas zog ihn an. So eine arme einsame Kommode! Was da wohl drinnen war? Langsam ging er darauf zu und öffnete die Schublade. Ein Haufen bunter staubiger Stofffetzen blickte ihm entgegen. Nichts interessantes also! Er wollte die Schublade gerade schließen, als er eine Ecke aus der Öffnung eines besonders grässlichen Wollstrumpfes hervorstehen sah. Er griff danach und zog ein Kästchen heraus.
*Was das wohl ist?*
Langsam öffnete er es und lugte hinein.
*Was ist denn das?*
Ein kleines Fläschchen mit Wasser, so sah es aus, und ein weiteres Kästchen lagen darin. Ranma konnte nichts damit anfangen.
*Dann muss ich wohl noch mal rein! Das gehört bestimmt Arare oder einem der beiden anderen!*
Er machte kehrt und riss die Tür auf. Ein Knall, so als ob etwas gerissen war, kam ihm entgegen. Okoro fluchte.
"Kannst du nicht anklopfen!? Wegen dir ist die Saite gerissen!"
Fluchend zeigte er auf einen gekringelten Draht, der lustig hin und herschwenkte. Ranma ging nicht auf ihn ein, sondern schnurstracks zu Arare und hielt ihm das Kästchen unter die Nase.
"Was ist das?"
"Das wollte ich dich fragen! Ich habe es im Flur gefunden!"
Arare nahm das Kästchen entgegen und öffnete es. Er prüfte den Inhalt. Ein verblüfftes Geräusch entwich seiner Kehle.
"Das- das sind Kontaktlinsen! Und sie sind lila!"
"WAS!?" schrieen Okoro und Keri gleichzeitig. Ranma stand nur mit verschränkten Armen da und sah sie bedeutungslos an.
"Na und?"
Arare sah ihn entgeistert an.
"Was heißt hier na und? Weißt du, was das bedeutet!?"
Ranma schüttelte den Kopf.
"Reikus Augen waren nicht lila!"
"Danke Ryoga! Nett, dass du mir beim Einkaufen geholfen hast!"
"Hab ich doch gerne gemacht Akane!"
"Willst du noch mit reinkommen?"
Ryoga schüttelte den Kopf.
"Nein! Ich muss sofort auf Reisen!"
Akane lächelte.
"Aber komm mal wieder vorbei ja?"
Ryoga nickte heftig. Dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und verschwand. Akane sah ihm mit einem Lächeln nach. Es war lustig mit ihm! Sie hatten sich zwar 4 oder 5 Mal verlaufen, aber dann doch noch alles gefunden, was sie wollten. Ryoga nahm es nicht so ernst, wenn sie etwas falsches machte. Er konnte darüber lachen! Aber Ranma...Er musste sie immer gleich auslachen oder beleidigen!
*Apropos Ranma! Wo ist er nur? Den ganzen Tag war er weg! So ein Idiot! Na vielleicht ist er ja inzwischen wieder da!*
Akane öffnete die Tür zum Haus, trat ein, streifte sich die Schuhe ab und hastete in die Küche.
"Frau Saotome! Ich bin wieder da! Ist Ran- ko wieder da? "
Ranmas Mutter drehte sich lächelnd um.
"Nein! Noch nicht!"
"Aha."
Er war also noch nicht wieder zu Hause. Merkwürdig!
"Können wir anfangen?"
Mutig nickte Akane. Das Herz klopfte wild und laut. Dieser Kuchen musste einfach gelingen! Er musste! Nichts durfte schief gehen! Ranma musste dieses eine Mal zufrieden sein! Sie nur einmal loben. Mehr wollte sie nicht!
Sie machten sich ans Werk. Eifrig versuchte Akane das zu machen, was Frau Saotome ihr vorgab.
"Und jetzt Zucker...Nein Akane! Das ist Mehl! - JA! Das ist Zucker! Und jetzt- nein kein Salz! - Akane! Das ist Pfeffer!- Curry gehört nicht in einen Kuchen!"
Ranma riss die Augen auf. Kontaktlinsen?
"Ja- aber- welche Augenfarbe hatte denn dann Reiku?"
Alle zuckten mit den Schultern.
"Keine Ahnung! Ich kenne ihn nur mit lila Augen!"
*Das wird immer merkwürdiger! Erst sieht er genauso aus, wie ich und dann hat er auch noch Kontaktlinsen getragen! Wer war dieser Kerl!?*
Arare und die anderen Mitglieder von ORKA schienen auch nicht mehr zu wissen als er! Deshalb überließ er sie ihren Gedanken und verschwand.
Langsam ging er durch die Straßen, Richtung Tendo Dojo. Den Zopf hatte er mittlerweile wieder gebunden und seine Kleidung gewechselt. Er hatte beschlossen immer erst zu dem geheimen Unterschlupf der Gruppe zu gehen und sich dort umzuziehen. Dementsprechend waren seine Sachen, die er als Reiku trug nun dort. Irgendwie fühlte er sich wohl, wieder in seiner alten Haut zu sein! Voller Energie trat er um sich und sprang über die Dächer. Jetzt konnten die stärksten Gegner kommen, er hatte Lust zu kämpfen!
*Vielleicht kann ich Akane zu einem kleinen Trainingskampf überreden!*
Der Gedanke an Akane brachte das bis vor kurzem im Hintergrund stehende Ereignis wieder zum Vorschein. Seine Augen blitzten wieder in Eifersucht auf. Wie sie Ryogas Hand gehalten hatte! Richtig sanft! Aber was hatte sie gesagt? Sie waren nicht zusammen! Ranma jubelte lautlos. Wenigstens etwas gutes! Er war so in Gedanken, dass er die alte Frau am Straßenrand nicht bemerkte und lief blindlings in einen Wasserschwall. Wie ein begossener Pudel stand Ranma- chan da.
*Warum. Gerade. Jetzt?*
Fluchend und grummelnd zog sie den Gürtel um ihre Hose enger und lief nun als Mädchen weiter. Sie öffnete wütend die Haustür und wollte gerade Richtung Bad stapfen, als ihr eine fröhliche Stimme entgegen kam.
"Ranko! Da bist du ja!"
Das Mädchen wirbelte herum.
"Ma- Frau Saotome!" siel lächelte nun auch.
"Komm mit! Akane hat eine Überraschung für dich!"
Ranmas Mutter verschwand in der Tür zum Wohnzimmer. Ranko stand völlig überrumpelt da.
*Für mich?*
Langsamen Schrittes folgte sie und trat ins Wohnzimmer. Ihr Blick schweifte umher. Da entdeckte sie auf dem Tisch etwas merkwürdiges, braunes. Daneben saß Akane und hielt schüchtern den Kopf gesenkt.
*Süß!* durchfuhr es Ranko.
"Was ist denn nun?"
Akane sah auf, in Rankos blaue Augen. Auch wenn diese jetzt ein Mädchen war, empfand sie dasselbe für ihn. Für Ranma.
"Wo bist du denn die ganze Zeit gewesen?" fragte Akane giftig.
Ranko erwiderte im selben Tonfall.
"Geht dich nichts an!"
"Warst du wieder bei- einem Verlobten?"
Akane hatte sich beherrschen müssen nicht Verlobte zu sagen. Ranma sah sie nun böse an.
"Nein! War ich nicht! Im Gegensatz zu anderen Personen, die Händchenhaltend durch die Stadt rennen!"
Das hatte sie nicht sagen wollen, vor allem nicht vor ihrer Mutter, die gerade reinkam. Diese sah Akane erstaunt an.
"Ist Ranma zurück, oder mit wem läufst du Hand in Hand durch die Stadt?"
Akane wurde rot.
"Nein! Es war nicht Ranma! Den würd ich nicht mal an der Hand halten, wenn er mich retten würde! Nicht mal dann!"
Frau Saotome sah entsetzt auf. Ranko auch. Wollte sie ihn vor seiner Mutter zur Schnecke machen?
"Ist er so ein Ekel Akane?"
Akane rang sichtlich mit sich. Sie hätte liebend gern ja gesagt! Aber das wollte sie Ranma nicht antuen.
"Nein." Sie senkte die Stimme.
"Es ist nur- er- er ist so oft weg!"
Sie hatte nicht mal gelogen, denn Ranma war in den letzten Tagen wirklich sehr oft fort.
"Er lässt mich alleine!"
"Ach Akane! Er trainiert!"
Akane schielte zu Ranko, die puterrot angelaufen war.
"So! Und nun vergesst den Streit und stürzt euch auf Akanes Kuchen."
Ranko war sichtlich schockiert. Man sah ihr an, wie sie um eine Ausrede kämpfte. Doch Akane hielt ihr schon einen Teller mit einem Stück Kuchen darauf unter die Nase. Ranko hob den Blick und sah in Akanes herausfordernde Augen.
*Sie hat wunderschöne Augen!*
Gedankenverloren nahm Ranko den Teller entgegen und setzte sich auch an den Tisch.
Mit zittrigen Fingern führte sie die Gabel an den Kuchen. Schweiß tropfte von ihrer Stirn, denn wer weiß, wie dieser Kuchen schmeckte! So, wie er aussah vielleicht? Hoffentlich nicht! Nun hatte sie ein winziges Stück auf ihrer Gabel und führte diese langsam zum Mund. Die Hand fing immer heftiger an zu zittern.
*Hoffentlich überleb ich das! Hoffentlich überleb ich das!*
Nun war der Bissen im Mund versenkt. Sie hielt den Atem an, schluckte. Weg war er. Und sie fiel nicht in Ohnmacht!?
*Wow! Ich falle gar nicht tot um!*
Wagemutig nahm sie ein größeres Stück auf die Gabel und steckte es abermals in den Mund. Nun schmeckte sie den Kuchen auch.
*Lecker! Der ist Akane aber gut gelungen!*
"Sie haben doch bestimmt geholfen, Frau Saotome!?"
Akane starrte sie wütend an. Nodoka schüttelte den Kopf.
"Nein! Ich habe nur Anweisungen gegeben! Sie hat alles selbst gemacht!"
"Aha."
Akane ärgerte sich. Nichts als ein Aha hatte er gesagt! Wütend stand sie auf, nahm den Tisch hoch und knallte ihn über Rankos Kopf. Frau Saotome schrie leise auf.
"Könntest du nicht einmal etwas nettes sagen!?"
Sie rannte aus dem Zimmer. Ranko rappelte sich auf. Frau Saotome sah sie vorwurfsvoll an.
"Das war nicht nett Ranko! Sie hat den Kuchen nur für dich gemacht!"
"Echt?"
"Ja!"
*Ich muss mich entschuldigen!*
Plötzlich fielen ihr die Karten ein. Schnell zog sie eine hervor und reichte sie ihrer Mutter.
"Ich würde mich freuen, wenn sie kommen!"
Schnell machte sie sich davon. Akane hinterher. Diese war in das Dojo gerannt, um sich abzureagieren. Ranko trat vorsichtig ein. Eine Weile stand sie einfach da, doch dann rief sie Akane.
"Akane! Ich- ich möchte dir- dir was sagen!"
Akane reagierte nicht.
"Hör mir bitte zu!"
Immer noch keine Reaktion. Akane verhaute wieder eine unschuldige Strohpuppe mit Zopf. Ranma tat es weh, wenn sie darauf einschlug. Jetzt reichte es. Akane sollte zuhören!
"Mensch du flachbrüstiges Machoweib! Muss ich dich immer erst beleidigen, bis du reagierst!?"
Das wirkte. Akane raste auf sie zu und wollte ihr wieder eine überbraten, doch Ranko hielt ihre Handgelenke fest.
"Schlag nicht zu, wenn ich loslasse!"
Akane nickte. Ranko ließ los...und sie hatte einen Ziegelstein auf der Rübe. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah sie Akane an.
"Ich höre!?"
Ranko beließ es dabei und griff in ihre Tasche.
*Jetzt oder nie!*
Ranma wusste nicht mehr, was er sagen sollte und kramte aus Nervosität in seinen Taschen. Plötzlich fassten seine Finger etwas eckiges. Ranma fiel es wieder ein. 2 Freikarten! Er hatte ja eh vorgehabt sie Akane zu geben! Aber eigentlich hatte er das als Ranma machen wollen. Um ihr eine Freude zu machen. Aber was sollte er jetzt sonst noch sagen? Unentschlossen lächelte er Akane an, dann fasste er einen Entschluss. Er zog seine Hände aus den Taschen und verschränkte sie hinter seinem Rücken. Wieder starrte er das Mädchen vor sich verlegen an.
*Ich will es ihr nicht jetzt und als Reiku geben! Lieber nachher! Aber...was sag ich jetzt?*
"Bist du am 27.11. ((Tag des Konzertes. Merkt euch das Datum!)) auch dabei? Ich würde mich freuen!"
Akane lief rot an. Alle übrigen Fans platzten fast vor Neid! Reiku, ihr geliebter und verehrter Reiku machte sich an dieses blauhaarige Mädchen ran.
"Warum nur sie!?" heulten viele Mädchen. Denn jede hatte sich erträumt eines Tages in seinen Armen zu liegen. Der Traum zerplatzte gerade knallend, wie eine übergroße Seifenblase. Manche verfielen in hemmungsloses Schluchzen, andere liefen davon. Arare sah das mit Besorgnis. Es hob nicht gerade das Image, wenn bekannt wurde, dass Reiku sich verliebt hatte! Er wusste mittlerweile, wer das junge, hübsche Mädchen war. Ranmas Verlobte, Akane! Sie war wirklich hübsch, aber er musste es ihr doch nicht in aller Öffentlichkeit sagen! Er tippte Ranma leicht auf die Schulter. Dieser drehte sich verwundert zu dem nervösen Star um.
"Ja?"
"Reiku! Wir müssen los!"
Ranma nickte verwundert. Irgendetwas in Arares Stimme hatte ihm verraten, dass er wieder eine Menge falsch gemacht hatte! Er seufzte und wollte sich wieder Akane zuwenden, als er grob an der Jacke mitgeschliffen wurde. Akane sah ihnen verwundert hinterher. Arare beschleunigte seinen Schritt, um den verfolgungslustigen Fans zu entkommen. Ranma schleifte immer noch, doch dann riss er sich los.
"Hey! Lass das! Was soll das werden?"
Arare blieb die Antwort schuldig und sagte nur in festem Ton.
"Du kannst sehr schnell rennen und hoch springen! Also komm mit!"
Damit sprang er auf ein Dach und rannte darüber hinweg zum nächsten, bis er fast nicht mehr zu sehen war. Ranma folgte ihm schnell und ihre Verfolger blieben betrübt auf der Straße stehen.
Nun rannte Ranma neben Arare. Es fiel kein Wort. Langsam wurde das ganze Schweigen Ranma zu bunt und er platzte heraus, was ihm auf der Zunge lag.
"Was ist los?"
Keine Antwort. Ranma verdrehte genervt die Augen. Er hatte wirklich etwas falsch gemacht!
"Und was hab ich falsch gemacht?"
Arare blieb abrupt stehen, sodass Ranma, der es etwas später bemerkte fast vom Dach geschlittert wäre. Er bemerkte, wie ihn Arare verwundert anstarrte.
*Nein! Er ist nicht Reiku! Er ist wirklich ein anderer. Reiku hätte nicht solch einen Fehler begangen!*
"Ranma! Hör zu! Das war deine Verlobte, stimmts?"
Ranma nickte und senkte beschämt den Kopf. Er hatte so etwas in der Art befürchtet.
"Ich mache dir keinen Vorwurf, du konntest es nicht wissen, aber was du gemacht hast, war das Schlimmste, das du hattest tun können!"
Ranma war nun seinerseits verwirrt.
"Warum?"
Arare seufzte. Es war schwer, die Geduld nicht zu verlieren!
"Du darfst dich keinem Fan besonders widmen!"
Ranma verstand Arare nicht, und so sah er dementsprechend auch aus. Arare atmete tief durch.
"Hör zu. Wenn du dich einem Fan besonders widmest und er ist auch noch vom weiblichen Geschlecht, verspielst du alle Karten bei den anderen! Schnell gehen die Gerüchte rum du hättest eine Freundin und viele Tausende wenden sich von unserer Gruppe ab! Denn es ist, leider Gottes, so, dass die meisten nur an Stars interessiert sind, die Single sind! Sie erhoffen sich eine Chance bei ihnen, aber wenn sie sehen, dass du eine Freundin hast..."
"Habe ich aber nicht!" sagte Ranma aufgebracht.
Arare seufzte wieder.
"Ja! Du hast nur eine Verlobte! Ist ja nicht so schlimm wie eine vorrübergehende Beziehung!" Arares Tonfall war mächtig ironisch. Ranma versetzte das in Zorn.
"Wir wurden gegen unseren Willen verlobt!"
Arare zuckte nur mit den Schultern und fuhr fort.
"Egal! Trotzdem liebst du sie!"
Ranma konnte nichts erwidern und blieb die Antwort schuldig.
"Du darfst dich ihr nicht im besonderen widmen, hörst du? Du musst sie behandeln, wie alle anderen Fans auch!"
Ranma machte einen abfälligen Laut.
"Deswegen bin ich doch gerade eingestiegen! Deswegen! Ich wollte ihr näher kommen! Gut, wenn ich es nicht kann, höre ich auf! Nehmt euch doch irgendeinen anderen, der bereit ist, sein Privatleben aufzugeben!"
Ranma wendete sich zum Gehen.
"Dann müssen wir uns aber auflösen..." Arares Stimme klang traurig. Ranma zuckte mit den Schultern.
"Ihr werdet schon jemanden finden!"
"Nein." Sagte Arare leise, doch sehr bestimmt.
"Nur dank dir können wir weitermachen!"
Nun fuhr Ranma verwirrt herum. Nur dank ihm?
"Aber...es gibt viele, die besser singen als ich!"
"Darauf kommt es nicht an!"
"Auf was denn dann?"
Ranma wurde ärgerlich. Irgendetwas lag in der Luft. Etwas sehr verzwicktes, geheimnisvolles, das spürte er.
"Weil wir einen Eid geleistet haben!"
"Was?"
"Ich will es dir erklären! Aber erst, wenn wir zu Hause sind! Hier könnte uns jemand hören!"
Ranma willigte ein und sie liefen Richtung des alten Hauses.
Akane starrte den beiden davon hastenden nach. Ryoga immer noch an ihrer Seite. Er hatte sich nicht gerührt. Beide waren stehen geblieben, während alle anderen den Flüchtlingen hinterherwetzten. Bewaffnet mit Kuli, Lippenstift und Schreibblock. Akane war steif. Sie konnte sich nicht bewegen. Erst musste sie das Erlebnis verdauen. Reiku! Der Reiku, war auf sie zugekommen, als er sie gesehen hatte. Nur auf sie! Warum? Warum nicht auf das Mädchen, dass hinter ihr oder neben ihr gestanden hatte? Warum sie? Sie war verwirrt und glücklich. Er war total nett! Viel netter als es Ranma je sein könnte! *Ein sehr schöner Name! Er passt zu einem wunderschönen Mädchen!* Das hatte er gesagt! Ihr war ganz warm ums Herz geworden. Aber, ihre Augen verengten sich und ihre Stirn bildete feine Fältchen. Warum erstarb sein Lächeln, als er sah, dass Ryoga sie an der Hand hielt? Nein das war falsch! Das sie Ryoga an der Hand hielt, damit er sich nicht verlaufen konnte? Warum...Sie kam nicht drauf! Der Klang ihres Namen rief sie zurück in die Normalität.
"Akane!?"
Sie sah sich um. Ryoga blickte sie grinsend an.
"Aufwachen aus den Tagträumen! Vergiss den Typ! Bist du nicht in Ran-"
Akane hielt ihm den Mund zu. Rot vor Verlegenheit senkte sie den Kopf. Sie wollte nicht, dass es jemand aussprach! Nein! Sie wollte es sich selbst noch nicht wahr haben. Zumindest nicht bewusst! Sie ließ die Hand sinken und sah Ryoga nun ebenfalls grinsend an.
"Wir wollten doch einkaufen!"
Sie zog ihn mit sich ins Einkaufzentrum. Sie irrten durch die Regalreihen. Akane sah sich hilflos um. Sie griff nach einer weißen Tüte.
"Also da hätten wir schon mal das Salz! Jetzt fehlen noch Zucker und Mehl!"
Akane wollte es gerade in den Korb tun, als eine Hand sie daran hinderte.
"Nein Akane! Das ist Waschsalz! Wir sind in der Waschmittel- Abteilung!"
Akane starrte auf die Aufschrift. Mit großen Buchstaben stand WASCHSALZ. Sie hüstelte und stellte es verlegen in das Regal zurück.
"Ähm ja- ich- man kann sich irren! Wir- äh- Wo ist denn die Lebensmittel- Abteilung?"
"Gleich da drüben!"
Ryoga zeigte stolz in eine andere Ecke des Supermarktes.
"Los komm!"
Er griff Akanes Hand und zog sie mit sich.
"Ähm Ryoga?"
"Ja?"
"Hattest du nicht gesagt, die Lebensmittelabteilung ist da drüben?"
Akane deutete in die entgegengesetzte Richtung. Ryoga wurde rot.
"Äh- ja richtig!"
Wieder machten sie sich beide auf den Weg.
Zum selben Zeitpunkt saßen Ranma, Arare, Okoro und Keri in einem Zimmer zusammen. Ranma blickte sie erwartungsvoll an.
"Also?"
Arare räusperte sich.
"Nun! Es ist so. Vor einem Jahr ungefähr lernten wir Reiku kennen! Wir waren eine bedeutungslose Band und wir waren miserabel! Keiner von uns konnte singen! Dann kam er! Wie aus dem Nichts! Er war einfach da. Er freundete sich mit uns an und später stellten wir fest, dass er ein hervorragender Sänger war! Wir brauchten lange, ihn zu überreden mitzumachen. Doch dann ließ er sich umstimmen. Durch ihn, nur durch ihn sind wir berühmt geworden! Wir verdanken ihm viel! Wie schon gesagt, wollte er das Herz seiner Verlobten erobern...aber wir hatten irgendwie immer den Eindruck, dass er log...Egal! Jedenfalls legte er eines Tages völlig aus heiterem Himmel etwas fest. Wir mussten schwören, es einzuhalten."
Hier machte Arare eine kleine Pause. Okoro und Keri nickten heftig.
"Und?"
"Nichts und!"
"Na ich meine, was musstet ihr schwören?"
Arare schien nachzudenken. Er war sich nicht sicher, ob es richtig war, es Ranma zu erzählen.
"Er sagte, wenn er einmal sterben würde, dann müssten wir uns auflösen! Es sei denn..."
Arare schien schon wieder eine Starre zu haben. Okoro führte nun weiter.
"Es sei denn, wir finden jemanden, der genauso aussieht wie er!"
Ranma sah alle an, als ob sie sich gerade über seine nächtlichen geheimen Träume lustig gemacht hätten! Sie bemerkten es.
"Es ist die Wahrheit! Er sagte, wir sollten nach Nerima gehen, wenn wir jemanden suchen!"
Das war zu viel für Ranma. Woher sollte dieser Reiku denn wissen, wo er zufällig einen Doppelgänger hatte! Das war ja absurd! Da hätte man ihm gleich unter die Nase reiben können, Mousse mit seinen versteckten Waffen wäre der Weihnachtsmann! Er sah die drei misstrauisch an. Diese seufzten nur leicht und senkten die Köpfe. Es war klar, dass Ranma ihnen nicht glaubte! Von vornherein! Sie hatten Reiku bei seiner Bitte ja auch ausgelacht! Es für einen Scherz gehalten, aber es war sein Ernst gewesen! Wieder seufzten sie. Unheimliche Stille herrschte. Ein Blick aus dem Fenster sagte Ranma, dass es Zeit war zu gehen. Der Himmel färbte sich schon etwas dunkler. Schnell stand er auf.
"Ich gehe dann!"
Alle sahen ihn erwartungsvoll an. Ranma kämpfte mit seinem Ego.
"Bis- bis morgen!"
Er hörte ein leichtes Aufatmen, als er die Tür hinter sich schloss und hinausging. Sein Blick streifte den Flur entlang, in dem er stand. Eine kleine Kommode verengte den Durchgang. Irgendetwas zog ihn an. So eine arme einsame Kommode! Was da wohl drinnen war? Langsam ging er darauf zu und öffnete die Schublade. Ein Haufen bunter staubiger Stofffetzen blickte ihm entgegen. Nichts interessantes also! Er wollte die Schublade gerade schließen, als er eine Ecke aus der Öffnung eines besonders grässlichen Wollstrumpfes hervorstehen sah. Er griff danach und zog ein Kästchen heraus.
*Was das wohl ist?*
Langsam öffnete er es und lugte hinein.
*Was ist denn das?*
Ein kleines Fläschchen mit Wasser, so sah es aus, und ein weiteres Kästchen lagen darin. Ranma konnte nichts damit anfangen.
*Dann muss ich wohl noch mal rein! Das gehört bestimmt Arare oder einem der beiden anderen!*
Er machte kehrt und riss die Tür auf. Ein Knall, so als ob etwas gerissen war, kam ihm entgegen. Okoro fluchte.
"Kannst du nicht anklopfen!? Wegen dir ist die Saite gerissen!"
Fluchend zeigte er auf einen gekringelten Draht, der lustig hin und herschwenkte. Ranma ging nicht auf ihn ein, sondern schnurstracks zu Arare und hielt ihm das Kästchen unter die Nase.
"Was ist das?"
"Das wollte ich dich fragen! Ich habe es im Flur gefunden!"
Arare nahm das Kästchen entgegen und öffnete es. Er prüfte den Inhalt. Ein verblüfftes Geräusch entwich seiner Kehle.
"Das- das sind Kontaktlinsen! Und sie sind lila!"
"WAS!?" schrieen Okoro und Keri gleichzeitig. Ranma stand nur mit verschränkten Armen da und sah sie bedeutungslos an.
"Na und?"
Arare sah ihn entgeistert an.
"Was heißt hier na und? Weißt du, was das bedeutet!?"
Ranma schüttelte den Kopf.
"Reikus Augen waren nicht lila!"
"Danke Ryoga! Nett, dass du mir beim Einkaufen geholfen hast!"
"Hab ich doch gerne gemacht Akane!"
"Willst du noch mit reinkommen?"
Ryoga schüttelte den Kopf.
"Nein! Ich muss sofort auf Reisen!"
Akane lächelte.
"Aber komm mal wieder vorbei ja?"
Ryoga nickte heftig. Dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und verschwand. Akane sah ihm mit einem Lächeln nach. Es war lustig mit ihm! Sie hatten sich zwar 4 oder 5 Mal verlaufen, aber dann doch noch alles gefunden, was sie wollten. Ryoga nahm es nicht so ernst, wenn sie etwas falsches machte. Er konnte darüber lachen! Aber Ranma...Er musste sie immer gleich auslachen oder beleidigen!
*Apropos Ranma! Wo ist er nur? Den ganzen Tag war er weg! So ein Idiot! Na vielleicht ist er ja inzwischen wieder da!*
Akane öffnete die Tür zum Haus, trat ein, streifte sich die Schuhe ab und hastete in die Küche.
"Frau Saotome! Ich bin wieder da! Ist Ran- ko wieder da? "
Ranmas Mutter drehte sich lächelnd um.
"Nein! Noch nicht!"
"Aha."
Er war also noch nicht wieder zu Hause. Merkwürdig!
"Können wir anfangen?"
Mutig nickte Akane. Das Herz klopfte wild und laut. Dieser Kuchen musste einfach gelingen! Er musste! Nichts durfte schief gehen! Ranma musste dieses eine Mal zufrieden sein! Sie nur einmal loben. Mehr wollte sie nicht!
Sie machten sich ans Werk. Eifrig versuchte Akane das zu machen, was Frau Saotome ihr vorgab.
"Und jetzt Zucker...Nein Akane! Das ist Mehl! - JA! Das ist Zucker! Und jetzt- nein kein Salz! - Akane! Das ist Pfeffer!- Curry gehört nicht in einen Kuchen!"
Ranma riss die Augen auf. Kontaktlinsen?
"Ja- aber- welche Augenfarbe hatte denn dann Reiku?"
Alle zuckten mit den Schultern.
"Keine Ahnung! Ich kenne ihn nur mit lila Augen!"
*Das wird immer merkwürdiger! Erst sieht er genauso aus, wie ich und dann hat er auch noch Kontaktlinsen getragen! Wer war dieser Kerl!?*
Arare und die anderen Mitglieder von ORKA schienen auch nicht mehr zu wissen als er! Deshalb überließ er sie ihren Gedanken und verschwand.
Langsam ging er durch die Straßen, Richtung Tendo Dojo. Den Zopf hatte er mittlerweile wieder gebunden und seine Kleidung gewechselt. Er hatte beschlossen immer erst zu dem geheimen Unterschlupf der Gruppe zu gehen und sich dort umzuziehen. Dementsprechend waren seine Sachen, die er als Reiku trug nun dort. Irgendwie fühlte er sich wohl, wieder in seiner alten Haut zu sein! Voller Energie trat er um sich und sprang über die Dächer. Jetzt konnten die stärksten Gegner kommen, er hatte Lust zu kämpfen!
*Vielleicht kann ich Akane zu einem kleinen Trainingskampf überreden!*
Der Gedanke an Akane brachte das bis vor kurzem im Hintergrund stehende Ereignis wieder zum Vorschein. Seine Augen blitzten wieder in Eifersucht auf. Wie sie Ryogas Hand gehalten hatte! Richtig sanft! Aber was hatte sie gesagt? Sie waren nicht zusammen! Ranma jubelte lautlos. Wenigstens etwas gutes! Er war so in Gedanken, dass er die alte Frau am Straßenrand nicht bemerkte und lief blindlings in einen Wasserschwall. Wie ein begossener Pudel stand Ranma- chan da.
*Warum. Gerade. Jetzt?*
Fluchend und grummelnd zog sie den Gürtel um ihre Hose enger und lief nun als Mädchen weiter. Sie öffnete wütend die Haustür und wollte gerade Richtung Bad stapfen, als ihr eine fröhliche Stimme entgegen kam.
"Ranko! Da bist du ja!"
Das Mädchen wirbelte herum.
"Ma- Frau Saotome!" siel lächelte nun auch.
"Komm mit! Akane hat eine Überraschung für dich!"
Ranmas Mutter verschwand in der Tür zum Wohnzimmer. Ranko stand völlig überrumpelt da.
*Für mich?*
Langsamen Schrittes folgte sie und trat ins Wohnzimmer. Ihr Blick schweifte umher. Da entdeckte sie auf dem Tisch etwas merkwürdiges, braunes. Daneben saß Akane und hielt schüchtern den Kopf gesenkt.
*Süß!* durchfuhr es Ranko.
"Was ist denn nun?"
Akane sah auf, in Rankos blaue Augen. Auch wenn diese jetzt ein Mädchen war, empfand sie dasselbe für ihn. Für Ranma.
"Wo bist du denn die ganze Zeit gewesen?" fragte Akane giftig.
Ranko erwiderte im selben Tonfall.
"Geht dich nichts an!"
"Warst du wieder bei- einem Verlobten?"
Akane hatte sich beherrschen müssen nicht Verlobte zu sagen. Ranma sah sie nun böse an.
"Nein! War ich nicht! Im Gegensatz zu anderen Personen, die Händchenhaltend durch die Stadt rennen!"
Das hatte sie nicht sagen wollen, vor allem nicht vor ihrer Mutter, die gerade reinkam. Diese sah Akane erstaunt an.
"Ist Ranma zurück, oder mit wem läufst du Hand in Hand durch die Stadt?"
Akane wurde rot.
"Nein! Es war nicht Ranma! Den würd ich nicht mal an der Hand halten, wenn er mich retten würde! Nicht mal dann!"
Frau Saotome sah entsetzt auf. Ranko auch. Wollte sie ihn vor seiner Mutter zur Schnecke machen?
"Ist er so ein Ekel Akane?"
Akane rang sichtlich mit sich. Sie hätte liebend gern ja gesagt! Aber das wollte sie Ranma nicht antuen.
"Nein." Sie senkte die Stimme.
"Es ist nur- er- er ist so oft weg!"
Sie hatte nicht mal gelogen, denn Ranma war in den letzten Tagen wirklich sehr oft fort.
"Er lässt mich alleine!"
"Ach Akane! Er trainiert!"
Akane schielte zu Ranko, die puterrot angelaufen war.
"So! Und nun vergesst den Streit und stürzt euch auf Akanes Kuchen."
Ranko war sichtlich schockiert. Man sah ihr an, wie sie um eine Ausrede kämpfte. Doch Akane hielt ihr schon einen Teller mit einem Stück Kuchen darauf unter die Nase. Ranko hob den Blick und sah in Akanes herausfordernde Augen.
*Sie hat wunderschöne Augen!*
Gedankenverloren nahm Ranko den Teller entgegen und setzte sich auch an den Tisch.
Mit zittrigen Fingern führte sie die Gabel an den Kuchen. Schweiß tropfte von ihrer Stirn, denn wer weiß, wie dieser Kuchen schmeckte! So, wie er aussah vielleicht? Hoffentlich nicht! Nun hatte sie ein winziges Stück auf ihrer Gabel und führte diese langsam zum Mund. Die Hand fing immer heftiger an zu zittern.
*Hoffentlich überleb ich das! Hoffentlich überleb ich das!*
Nun war der Bissen im Mund versenkt. Sie hielt den Atem an, schluckte. Weg war er. Und sie fiel nicht in Ohnmacht!?
*Wow! Ich falle gar nicht tot um!*
Wagemutig nahm sie ein größeres Stück auf die Gabel und steckte es abermals in den Mund. Nun schmeckte sie den Kuchen auch.
*Lecker! Der ist Akane aber gut gelungen!*
"Sie haben doch bestimmt geholfen, Frau Saotome!?"
Akane starrte sie wütend an. Nodoka schüttelte den Kopf.
"Nein! Ich habe nur Anweisungen gegeben! Sie hat alles selbst gemacht!"
"Aha."
Akane ärgerte sich. Nichts als ein Aha hatte er gesagt! Wütend stand sie auf, nahm den Tisch hoch und knallte ihn über Rankos Kopf. Frau Saotome schrie leise auf.
"Könntest du nicht einmal etwas nettes sagen!?"
Sie rannte aus dem Zimmer. Ranko rappelte sich auf. Frau Saotome sah sie vorwurfsvoll an.
"Das war nicht nett Ranko! Sie hat den Kuchen nur für dich gemacht!"
"Echt?"
"Ja!"
*Ich muss mich entschuldigen!*
Plötzlich fielen ihr die Karten ein. Schnell zog sie eine hervor und reichte sie ihrer Mutter.
"Ich würde mich freuen, wenn sie kommen!"
Schnell machte sie sich davon. Akane hinterher. Diese war in das Dojo gerannt, um sich abzureagieren. Ranko trat vorsichtig ein. Eine Weile stand sie einfach da, doch dann rief sie Akane.
"Akane! Ich- ich möchte dir- dir was sagen!"
Akane reagierte nicht.
"Hör mir bitte zu!"
Immer noch keine Reaktion. Akane verhaute wieder eine unschuldige Strohpuppe mit Zopf. Ranma tat es weh, wenn sie darauf einschlug. Jetzt reichte es. Akane sollte zuhören!
"Mensch du flachbrüstiges Machoweib! Muss ich dich immer erst beleidigen, bis du reagierst!?"
Das wirkte. Akane raste auf sie zu und wollte ihr wieder eine überbraten, doch Ranko hielt ihre Handgelenke fest.
"Schlag nicht zu, wenn ich loslasse!"
Akane nickte. Ranko ließ los...und sie hatte einen Ziegelstein auf der Rübe. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah sie Akane an.
"Ich höre!?"
Ranko beließ es dabei und griff in ihre Tasche.
*Jetzt oder nie!*
