Eine Gestalt tauchte zwischen den Bäumen auf. Schwarze lange Haare fielen
offen auf seine Schulter und Ranma blickte in zwei lila Augen. Ein fahles
Licht drang durch das dichte Gewirr der Äste und ermöglichte es Ranma nun,
die Person, die auf ihn zukam zu erkennen. Sein Herz hörte für einen kurzen
Moment auf zu schlagen.
"Meinst du, sie liebt mich?" wiederholte der Mann noch einmal mit ruhiger
Stimme.
Ranma stand immer noch still da. Der Mann der vor ihm stand war kein
anderer als der echte Reiku! Ranma blinzelte einen Moment lang verwirrt,
doch dann verhärtete sich seine Miene wieder und wurde ausdruckslos.
"Wer bist du?"
Der Mann lachte. Ranma beobachtete ihn. Er war etwas größer als er und sah
männlicher aus. Ranma schätzte ihn etwa 6 Jahre älter, was auch Arare auch
einmal gesagt hatte.
"Du willst mir doch jetzt wohl nicht weis machen, dass du nicht weißt, wer
ich bin!?"
Er lachte wieder. Ranmas Gesichtszüge blieben ausdruckslos. Er wollte keine
Gefühle mehr zulassen. Reiku verstummte und sah Ranma nun ernst an.
"Hör auf damit!"
"Womit?" fragte Ranma unbeteiligt.
"Du sollst deine Gefühle nicht unterdrücken!"
"Ich wüsste nicht, was dich das angeht!"
"Sehr viel...Ranma."
Ranma schwieg. Reiku seufzte.
"Weißt du, es ist schwer mit dir zu sprechen!"
Ranma nickte.
"Ich weiß! Ich rede nicht gerne!"
Unwirsch schüttelte sein Gegenüber den Kopf. Die Haare flogen hin und her.
"Nein Ranma, das meinte ich nicht! Ich meinte, es ist schwer mit sich
selbst zu sprechen!"
"Was!?"
Ranma starrte ihn entgeistert an. Ohne Zweifel! Dieser Kerl war verrückt!
Er konnte niemals er sein! Niemals!
"Bitte geh zu Akane! Sie liebt dich! Und du..."
"NEIN! Ich liebe sie nicht! Ich habe sie aufgegeben!"
Reiku sah Ranma mitleidig an.
"Warum versuchst du mich zu belügen? Ich kann dir eh nicht glauben, weil
ich deine Gefühle nur allzu genau kenne!"
"Kannst du nicht!"
"Doch!"
Langsam kam Reiku auf Ranma zu, der immer noch wie angewurzelt da stand,
krampfhaft um ein teilnahmsloses Gesicht bemüht. Er registrierte, wie Reiku
seine Haare mit seinen Händen zusammennahm und sie hinter dem Kopf flocht.
Dann führte er sie zu seinen Augen. Ranmas Augen weiteten sich, als der
junge Mann nun direkt vor ihm stand und ihn aus strahlend blauen Augen
ernst ansah. Es war, als würde er in einen Spiegel sehen!
"Siehst du! Ich bin du!"
"Nein." Flüsterte Ranma leise.
"Wie kannst du...?"
Reiku hob die Hand um ihn zum Schweigen zu bringen.
"Das ist jetzt nicht wichtig! Geh! Geh zurück zu Akane!"
"Nein!" sagte Ranma wieder.
Reiku wurde zornig.
"Was soll das!? Ihr liebt euch! Geh zu ihr! Du hast Glück, dass du sie
hast! Ich...ich habe es schon lange nicht mehr!"
Reiku sah Ranma aus schmerzgefüllten Augen an. Und noch ehe dieser etwas
sagen konnte, veränderte sich die Welt um ihn herum. Ranma sah sich
verwirrt um. Er stand auf der Straße, auf der Akane und er früher immer zur
Schule gegangen waren.
"Wie...?"
Reiku tauchte an seiner Seite auf.
"Um dir meine Geschichte klar zu machen, müssen wir von dir aus 3 Jahre vor
und von mir 9 zurück gehen! Was du hier siehst, sind meine Erinnerungen!"
Ranma erwiderte nichts, sondern blieb stumm.
*Ein Traum! Es ist nur ein Traum!*
Auf einmal sah er sich mit Akane die Straße entlanghasten. Er wollte fort,
doch Reiku hielt ihn auf.
"Keine Angst! Sie können uns nicht sehen! Wie gesagt, das sind nur meine
Erinnerungen! Der Ranma dort..." er wies auf eine Gestalt, die am Boden
lag. "Das bin ich! Es war der Tag, an dem uns die Lehrerin gefragt hat, ob
ich im Schulchor mitsingen will."
Ranma erinnerte sich mit Grauen daran. Er beobachtete, wie sich der Junge
erhob und der meckernden Akane folgte.
"Gut! Jetzt weißt du, wo und wann wir sind!"
Die Landschaft veränderte sich wieder und Ranma war im Hause Tendo. Er sah
sich, oder wer auch immer das war, auf dem Boden liegen.
*Da hat mich Akane bewusstlos geschlagen!*
"Hier fingen alle Missverständnisse an!"
Ranma sah irritiert zu Reiku, der jedoch nicht die Lust zu haben schien,
ihm etwas mehr zu sagen. Er starrte verbissen und mit wehleidigem Gesicht
nach unten.
Nun sah er Akane auch reinkommen und registrierte, wie sie sich hinkniete
und seine Wange streichelte. Er musste aufgewacht sein, denn nun begann sie
zu sprechen.
"Kommst du jetzt essen!?" "Ja..." "Dann beeil dich gefälligst!" "Ja doch! Mach doch nicht immer so einen Stress!!" "Ich!? Wer fängt denn immer mit dem Streiten an!?" "Das hab ich doch gar nicht gemeint!" "Oh doch! Das war eine Anspielung!" "Sag mal Machoweib, leidest du unter Verfolgungswahn, oder was?" "Du bist so ein Idiot!" "Trampel!" "Perverser!" "Das musst du grad sagen! Wer nutzt es denn aus, wenn ich bewusstlos bin!?" Stille... "Ich hasse dich, Ranma Saotome!" Ohne ein weiteres Wort ging sie aus dem Dojo. Ranma starrte nach unten. Wie lächerlich diese dummen Streitereien doch von hier aus klangen! Er wendete sich seinem ich und doch nicht ich zu. "Warum zeigst du mir das? Ich kenne das doch!" "Nein. Du kennst es nicht!" "Doch! Nachher küsst sie Ryoga und der da unten..." er zeigte auf den noch immer regungslosen Ranma, der unten im Dojo stand. "...trifft dann Arare!" Reiku schüttelte den Kopf. "Eben nicht! ORKA gab es damals noch nicht!"
Akane war wieder ein Stück in den Wald gelaufen, um einen Weg zu finden, wie sie zum Wasserfall kommen konnte. Aber nichts ließ darauf schließen, dass es einen Weg gab! Seufzend ließ sie sich auf einem Baumstamm nieder. Tränen liefen ununterbrochen ihre Wangen hinab. *Er hat mich...schon wieder verlassen!* "RANMAAA!!!"
"Damals?" "Ja! Bei mir! Zu meiner Zeit! Als ich 16 war..." "Aber du bist doch ich! Wie...?" Ranma war sichtlich am Ende seines geistigen Verständnisvermögens. "Hör zu! Sieh dir alles an. Danach erkläre ich es dir!" Ranma wollte etwas erwidern, aber ein erneuter Szenenwechsel ließ ihn verstummen. Er sah sich die Straße entlang laufen, dem verzweifelten Gesicht zufolge, hatte er gerade Akane und Ryoga beobachtet. Er sah, wie der Ranma in Ukyos Okonomiyaki Geschäft stürmte und schon befand er sich auch darin. Er sah zu seinem Begleiter. "Das nächste Missverständnis!" Er hörte ihn seufzen. Dann lauschte er dem Gespräch von "sich" und Ukyo. "Sie hat was!?" "Ich habe es dir doch gerade gesagt!" "Sie hat ihn freiwillig geküsst?" "JA!" Stille. Dann bemerkte der heimliche Beobachter, dass Ukyo sich ganz langsam zu Ranma beugte, ihm auf die Schulter tippte und als er sich umdrehte, einen Kuss auf die Lippen presste. Prompt in diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und Akane stand mit wutverzerrtem Gesicht vor ihnen. "Knutscht nur weiter!" Sie verließ verärgert das Geschäft. "Akane! Es ist nicht so wie du denkst!"
Er sah "sich" hinter ihr herrennen. Dann folgte wieder ein Szenenwechsel. Sie standen im Dojo. "Was ist jetzt?" "Der verhängnisvollste Tag in meinem ganzen Leben! Der 27. 11." Sagte Reiku düster. Ranma schaute dumm aus der Wäsche. Alles war so merkwürdig! Doch ehe er sich weitere Gedanken darüber machen konnte, flog die Tür auf und eine wütende Akane und ein ebenso wütender Ranma kamen ins Dojo.
Ich habs dir doch schon tausendmal erklärt!" "hmpf" "Jetzt hör aber auf! Es reicht! Du hast schließlich auch Ryoga geküsst!" Akane schenkte ihm einen äußerst vernichtenden Blick. "Ich war halt nur so glücklich, dass Ryoga immer noch mein Kumpel sein wollte, obwohl ich ihn abgewiesen habe!" Stille. *Sie...Ryoga hat ihr seine Liebe erklärt? Jetzt verstehe ich.* dachte Ranma, der das ganze mit wachsendem Herzklopfen verfolgte. "Das rechtfertigt noch lange nicht, dass du ihn küsst!" "Mensch Ranma! Wir streiten jetzt schon geschlagene 3 Tage! Unsere Familien sind im Urlaub und haben mich mit dir Idiot allein gelassen, der nicht außer streiten kann!" Sie war rot vor Wut. "Denkst du ich will mit einem kleinen miesen Machoweib wie dir alleine sein!? Das ist schlimmer als die Hölle! Und außerdem, glaube ich, dass Ryoga nach dem Kuss tot umgefallen sein muss! Bei so einer Bestie wie dir!!!" Geschockt blickte Ranma auf sein wütendes Ebenbild. Akane war verdächtig ruhig. Sie zitterte. Dann, ohne Vorwarnung rannte sie hinaus. Der "Ranma", der unten im Dojo stand, verharrte nur kurze Zeit doch dann rannte er ihr nach. Wieder wechselte die Szene und Ranma sah, wie Akane so schnell sie konnte die Straße entlang lief. Ranma dicht hinter ihr. Sie wollte über die Straße doch...Erstarrt vor Schreck hörte Ranma quietschende Reifen und einen Schrei. "AKANEEEEEE!!!!!!!! NEINNNNNNNN!!!!!!!!!!!!!!!!!!" Er sah, wie der Junge verzweifelt auf den Körper des Mädchens zustürzte, sie hastig in die Arme nahm. "Ra...Ranma..." "Akane! Es wird alles gut, alles wird gut!" Tränen fielen Akane ins Gesicht. Sie atmete schwer und unregelmäßig. Sie schloss die Augen um sich zu sammeln, dann schlug sie sie wieder auf und lächelte. "Ich...es ist...vorbei..." "Nein!" sagte der Junge verzweifelt. Akane lächelte wieder. Ranma sah zu Reiku. Stumme Tränen liefen seine Wangen hinunter. Ranma stand unter Schock. War das passiert? Ist es passiert? Passiert es noch? Er hörte Akane wieder hauchen. "Ranma...ich...ich liebe dich..." "Akane ich..." Doch zu spät. Sie hatte die Augen geschlossen und sank schlaff zurück. Ein Schrei von Ranma, der Akane in den Armen hielt und dann...Ranma fand sich im Wald wieder. Neben ihm stand Reiku. Sein Gesicht war feucht. Ranma vermutete, dass es Tränen waren. "Was war das?" fragte er geschockt. "Das hätte dir eigentlich auch passieren sollen!" Ranma sah ihn bestürzt an. Ihm? Aber wieso war es denn nicht passiert? "Warum...? Wieso tauchte ORKA nicht auf!" Reiku sah ihn mit gemischten Ausdruck an. "Damals gab es sie noch nicht!" "Ich kann dir nicht folgen!" "Damals...als ich sie verlor...als ich Akane für immer verlor, da...du hast gehört, was sie gesagt hatte bevor sie starb?" Ranma senkte betrübt den Kopf. "Sie liebte mich! Und ich sie! Aber ich konnte es ihr nicht mehr sagen! Ich trauerte lange. Machte mir Vorwürfe und ging daran kaputt, es ihr nie gesagt zu haben! 6 Jahre später kam ich zu einem Arzt und erzählte ihm alle. Er sagte, er kennt eine Frau, die Hilfe wüsste. Natürlich machte ich mich sofort zu ihr auf. Sie versetzte mich in eine Art Schlaf, der mich wieder 7 Jahre zurückversetzte." "Warum 7?" "Ich wollte es verhindern! Ich wollte diesen Abend ändern. Doch die Frau sagte mir, ich dürfe mit keinem in Kontakt kommen, den ich gekannt hatte! Ich durfte es euch nicht übermitteln! Also beschloss ich ein Jahr mehr zurückzugehen, um so eine Lösung zu finden! Und ich fand sie! In Arare, Okoro und Keri. Sie waren eine hoffnungslose Musikgruppe, denn keiner von ihnen konnte singen. Sie haben zwar lange gebraucht, aber schließlich überredeten sie mich, mitzumachen! So wurden wir dann weltberühmt und ich hatte eine Möglichkeit gefunden! Natürlich musste ich mich verkleiden, denn meine Angehörigen und vor allem du durften mich nicht erkennen! Deswegen die offenen Haare und die Kontaktlinsen. Ich knöpfte meinen Freunden das versprechen ab, nur weiterzumachen, wenn sie jemanden finden, der mir ähnlich sieht. Ich sagte, sie sollten in Tokio suchen. Ich wusste, früher oder später würden sie dich treffen! Jedenfalls setzte ich noch einen Termin an den Tag, der mein Leben ruiniert hatte. Ich veranlasste ein Konzert am 27. 11. und sagte ausdrücklich, dass egal was geschieht, das Konzert sein müsste! Nun! Dann war meine Aufgabe erledigt! Ich wollte ihnen genug Zeit zum suchen nach dir lassen und stürzte mich die Klippe hinunter. So wachte ich wieder auf." Ranma hatte ihm mit immer mehr Erstaunen zugehört. "Aber...wieso bist du?" Reiku lächelte. "Ich bin tot! Ich bin auch in meiner richtigen zeit gestorben! Nur hatte ich noch etwas zu erledigen!" "Aber warum?" "Mein Leben ist sinnlos ohne sie! Du merkst es doch selbst!" Ranma nickte stumm. "Bitte! Geh zu ihr! Ehe es zu spät ist! Ich habe sie für immer verloren! Unfreiwillig und du...du lässt sie einfach allein! Sie ist unser Leben Ranma! Ohne sie, sind wir nichts." "Was geschieht jetzt mit dir?" "Weißt du, was passiert wenn du tot bist?" Mit einem letzten Lächeln löste er sich auf. Ranma starrte noch einige Zeit auf die leere Stelle. Immer noch unfähig, alles richtig zu verarbeiten.
Akane stand mit ausgebreiteten Armen am Wasserfall und blickte hinunter. Das Rauschen betörte ihren Verstand. Sie nahm nichts mehr in sich auf. Sah nur auf das aufklatschende Wasser. *Frei! Endlich werde ich frei sein!* Keine Träne lief ihr die Wange hinab. Sie hatte genug geweint! Er würde nie wiederkommen. Nie! Das hatte er ihr unmissverständlich klargemacht! Das Rauschen des Wassers war betörend. Es rief sie! Akane schloss die Augen. Sie wollte springen und danach schwimmen. Aber sie konnte es ja nicht. Doch was machte das schon? Wenn sie es nicht schaffte... Mit einem erleichterten Schrei, der alle Trauer, allen Schmerz, alle Liebe, alle Sehnsucht, alles Leid, alles Glück beinhaltete stürzte sie sich in die Tiefe.... Der freie Flug war berauschend, doch...währte er nicht lange. Besser gesagt 1 Sekunde. Eine Hand hielt sie sanft, aber entschloss fest und zog sie zurück. Akanes Herz verkrampfte. Was sollte das? Wer wagte es... Sie schlug die Augen auf und drehte den Kopf. Es verschlug ihr den Atem, als sie ihn sah. "Akane...Was...wolltest du das wirklich tun?" Akane sah ihn an, als wäre ein Gespenst. *Ranma! Ja! Es- es ist Ranma!* Sie sah in seine Augen, die nun liebevoll auf sie herabsahen. Nicht so wie vorhin. Nicht so kalt und abweisend. Nein. Voller Liebe. "Ranma..." hauchte sie. Er nickte langsam. Dann zog er sie an seine starke Brust. Sie kuschelte sich an ihn. Sie leibte diese Geborgenheit, diese Sicherheit bei ihm. Nun, da sie bei ihm war, liefen die Tränen wieder in Strömen. Schnell drückte sie sich weg. "Lass mich! Lass mich in Ruhe!" Sie wendete sich ab. Aber eine Hand ergriff sie abermals. Ganz sanft. Und dennoch drehte sie sich um und blickte in seine wunderschönen Augen. "Ich habe dich vermisst! Die ganze Zeit Akane!" Sie sah ihn lange an. Gefühle stürmten in ihr. Er war wieder da! Er war bei ihr! Durch die Berührung an ihrer Hand stand sie wie unter Strom. Sie versank in seinen liebevollen Augen. Ja sie wollte ihn! Nur ihn! "Ich..." Doch noch ehe sie etwas sagen konnte zog er sie wieder sanft an sich und presste seine Lippen auf die ihren. Erst sanft, zärtlich und schüchtern, dann immer leidenschaftlicher. Akane erwiderte den ersten Kuss. Wie schön es war seine Lippen zu spüren, seine Nähe, sein Geruch...Sie drückte sich noch enger an ihn. Endlich! Nach so langen Jahren! Nach einer kleinen Ewigkeit, hatten sie sich gefunden! Ranma löste den Kuss, aber nur so lange um ein paar Worte auf ihre Lippen zu hauchen. "Ich liebe dich! Und ich werde dich nie...nie wieder verlassen!" Danach drückte er sie wieder an sich und sie versanken in einem weiteren zärtlichen Kuss. Dieser Kuss verbannte alle Missverständnisse, alle Kränkungen, alle Schmerzen. Der Wasserfall rauschte wütend unter dem noch küssenden Paar. Das Opfer war seinem Bann entkommen. Eine stärkere Kraft als er es war, hatte sie ihm geraubt! Sie war es wert! Die Liebe.
The End
"Kommst du jetzt essen!?" "Ja..." "Dann beeil dich gefälligst!" "Ja doch! Mach doch nicht immer so einen Stress!!" "Ich!? Wer fängt denn immer mit dem Streiten an!?" "Das hab ich doch gar nicht gemeint!" "Oh doch! Das war eine Anspielung!" "Sag mal Machoweib, leidest du unter Verfolgungswahn, oder was?" "Du bist so ein Idiot!" "Trampel!" "Perverser!" "Das musst du grad sagen! Wer nutzt es denn aus, wenn ich bewusstlos bin!?" Stille... "Ich hasse dich, Ranma Saotome!" Ohne ein weiteres Wort ging sie aus dem Dojo. Ranma starrte nach unten. Wie lächerlich diese dummen Streitereien doch von hier aus klangen! Er wendete sich seinem ich und doch nicht ich zu. "Warum zeigst du mir das? Ich kenne das doch!" "Nein. Du kennst es nicht!" "Doch! Nachher küsst sie Ryoga und der da unten..." er zeigte auf den noch immer regungslosen Ranma, der unten im Dojo stand. "...trifft dann Arare!" Reiku schüttelte den Kopf. "Eben nicht! ORKA gab es damals noch nicht!"
Akane war wieder ein Stück in den Wald gelaufen, um einen Weg zu finden, wie sie zum Wasserfall kommen konnte. Aber nichts ließ darauf schließen, dass es einen Weg gab! Seufzend ließ sie sich auf einem Baumstamm nieder. Tränen liefen ununterbrochen ihre Wangen hinab. *Er hat mich...schon wieder verlassen!* "RANMAAA!!!"
"Damals?" "Ja! Bei mir! Zu meiner Zeit! Als ich 16 war..." "Aber du bist doch ich! Wie...?" Ranma war sichtlich am Ende seines geistigen Verständnisvermögens. "Hör zu! Sieh dir alles an. Danach erkläre ich es dir!" Ranma wollte etwas erwidern, aber ein erneuter Szenenwechsel ließ ihn verstummen. Er sah sich die Straße entlang laufen, dem verzweifelten Gesicht zufolge, hatte er gerade Akane und Ryoga beobachtet. Er sah, wie der Ranma in Ukyos Okonomiyaki Geschäft stürmte und schon befand er sich auch darin. Er sah zu seinem Begleiter. "Das nächste Missverständnis!" Er hörte ihn seufzen. Dann lauschte er dem Gespräch von "sich" und Ukyo. "Sie hat was!?" "Ich habe es dir doch gerade gesagt!" "Sie hat ihn freiwillig geküsst?" "JA!" Stille. Dann bemerkte der heimliche Beobachter, dass Ukyo sich ganz langsam zu Ranma beugte, ihm auf die Schulter tippte und als er sich umdrehte, einen Kuss auf die Lippen presste. Prompt in diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und Akane stand mit wutverzerrtem Gesicht vor ihnen. "Knutscht nur weiter!" Sie verließ verärgert das Geschäft. "Akane! Es ist nicht so wie du denkst!"
Er sah "sich" hinter ihr herrennen. Dann folgte wieder ein Szenenwechsel. Sie standen im Dojo. "Was ist jetzt?" "Der verhängnisvollste Tag in meinem ganzen Leben! Der 27. 11." Sagte Reiku düster. Ranma schaute dumm aus der Wäsche. Alles war so merkwürdig! Doch ehe er sich weitere Gedanken darüber machen konnte, flog die Tür auf und eine wütende Akane und ein ebenso wütender Ranma kamen ins Dojo.
Ich habs dir doch schon tausendmal erklärt!" "hmpf" "Jetzt hör aber auf! Es reicht! Du hast schließlich auch Ryoga geküsst!" Akane schenkte ihm einen äußerst vernichtenden Blick. "Ich war halt nur so glücklich, dass Ryoga immer noch mein Kumpel sein wollte, obwohl ich ihn abgewiesen habe!" Stille. *Sie...Ryoga hat ihr seine Liebe erklärt? Jetzt verstehe ich.* dachte Ranma, der das ganze mit wachsendem Herzklopfen verfolgte. "Das rechtfertigt noch lange nicht, dass du ihn küsst!" "Mensch Ranma! Wir streiten jetzt schon geschlagene 3 Tage! Unsere Familien sind im Urlaub und haben mich mit dir Idiot allein gelassen, der nicht außer streiten kann!" Sie war rot vor Wut. "Denkst du ich will mit einem kleinen miesen Machoweib wie dir alleine sein!? Das ist schlimmer als die Hölle! Und außerdem, glaube ich, dass Ryoga nach dem Kuss tot umgefallen sein muss! Bei so einer Bestie wie dir!!!" Geschockt blickte Ranma auf sein wütendes Ebenbild. Akane war verdächtig ruhig. Sie zitterte. Dann, ohne Vorwarnung rannte sie hinaus. Der "Ranma", der unten im Dojo stand, verharrte nur kurze Zeit doch dann rannte er ihr nach. Wieder wechselte die Szene und Ranma sah, wie Akane so schnell sie konnte die Straße entlang lief. Ranma dicht hinter ihr. Sie wollte über die Straße doch...Erstarrt vor Schreck hörte Ranma quietschende Reifen und einen Schrei. "AKANEEEEEE!!!!!!!! NEINNNNNNNN!!!!!!!!!!!!!!!!!!" Er sah, wie der Junge verzweifelt auf den Körper des Mädchens zustürzte, sie hastig in die Arme nahm. "Ra...Ranma..." "Akane! Es wird alles gut, alles wird gut!" Tränen fielen Akane ins Gesicht. Sie atmete schwer und unregelmäßig. Sie schloss die Augen um sich zu sammeln, dann schlug sie sie wieder auf und lächelte. "Ich...es ist...vorbei..." "Nein!" sagte der Junge verzweifelt. Akane lächelte wieder. Ranma sah zu Reiku. Stumme Tränen liefen seine Wangen hinunter. Ranma stand unter Schock. War das passiert? Ist es passiert? Passiert es noch? Er hörte Akane wieder hauchen. "Ranma...ich...ich liebe dich..." "Akane ich..." Doch zu spät. Sie hatte die Augen geschlossen und sank schlaff zurück. Ein Schrei von Ranma, der Akane in den Armen hielt und dann...Ranma fand sich im Wald wieder. Neben ihm stand Reiku. Sein Gesicht war feucht. Ranma vermutete, dass es Tränen waren. "Was war das?" fragte er geschockt. "Das hätte dir eigentlich auch passieren sollen!" Ranma sah ihn bestürzt an. Ihm? Aber wieso war es denn nicht passiert? "Warum...? Wieso tauchte ORKA nicht auf!" Reiku sah ihn mit gemischten Ausdruck an. "Damals gab es sie noch nicht!" "Ich kann dir nicht folgen!" "Damals...als ich sie verlor...als ich Akane für immer verlor, da...du hast gehört, was sie gesagt hatte bevor sie starb?" Ranma senkte betrübt den Kopf. "Sie liebte mich! Und ich sie! Aber ich konnte es ihr nicht mehr sagen! Ich trauerte lange. Machte mir Vorwürfe und ging daran kaputt, es ihr nie gesagt zu haben! 6 Jahre später kam ich zu einem Arzt und erzählte ihm alle. Er sagte, er kennt eine Frau, die Hilfe wüsste. Natürlich machte ich mich sofort zu ihr auf. Sie versetzte mich in eine Art Schlaf, der mich wieder 7 Jahre zurückversetzte." "Warum 7?" "Ich wollte es verhindern! Ich wollte diesen Abend ändern. Doch die Frau sagte mir, ich dürfe mit keinem in Kontakt kommen, den ich gekannt hatte! Ich durfte es euch nicht übermitteln! Also beschloss ich ein Jahr mehr zurückzugehen, um so eine Lösung zu finden! Und ich fand sie! In Arare, Okoro und Keri. Sie waren eine hoffnungslose Musikgruppe, denn keiner von ihnen konnte singen. Sie haben zwar lange gebraucht, aber schließlich überredeten sie mich, mitzumachen! So wurden wir dann weltberühmt und ich hatte eine Möglichkeit gefunden! Natürlich musste ich mich verkleiden, denn meine Angehörigen und vor allem du durften mich nicht erkennen! Deswegen die offenen Haare und die Kontaktlinsen. Ich knöpfte meinen Freunden das versprechen ab, nur weiterzumachen, wenn sie jemanden finden, der mir ähnlich sieht. Ich sagte, sie sollten in Tokio suchen. Ich wusste, früher oder später würden sie dich treffen! Jedenfalls setzte ich noch einen Termin an den Tag, der mein Leben ruiniert hatte. Ich veranlasste ein Konzert am 27. 11. und sagte ausdrücklich, dass egal was geschieht, das Konzert sein müsste! Nun! Dann war meine Aufgabe erledigt! Ich wollte ihnen genug Zeit zum suchen nach dir lassen und stürzte mich die Klippe hinunter. So wachte ich wieder auf." Ranma hatte ihm mit immer mehr Erstaunen zugehört. "Aber...wieso bist du?" Reiku lächelte. "Ich bin tot! Ich bin auch in meiner richtigen zeit gestorben! Nur hatte ich noch etwas zu erledigen!" "Aber warum?" "Mein Leben ist sinnlos ohne sie! Du merkst es doch selbst!" Ranma nickte stumm. "Bitte! Geh zu ihr! Ehe es zu spät ist! Ich habe sie für immer verloren! Unfreiwillig und du...du lässt sie einfach allein! Sie ist unser Leben Ranma! Ohne sie, sind wir nichts." "Was geschieht jetzt mit dir?" "Weißt du, was passiert wenn du tot bist?" Mit einem letzten Lächeln löste er sich auf. Ranma starrte noch einige Zeit auf die leere Stelle. Immer noch unfähig, alles richtig zu verarbeiten.
Akane stand mit ausgebreiteten Armen am Wasserfall und blickte hinunter. Das Rauschen betörte ihren Verstand. Sie nahm nichts mehr in sich auf. Sah nur auf das aufklatschende Wasser. *Frei! Endlich werde ich frei sein!* Keine Träne lief ihr die Wange hinab. Sie hatte genug geweint! Er würde nie wiederkommen. Nie! Das hatte er ihr unmissverständlich klargemacht! Das Rauschen des Wassers war betörend. Es rief sie! Akane schloss die Augen. Sie wollte springen und danach schwimmen. Aber sie konnte es ja nicht. Doch was machte das schon? Wenn sie es nicht schaffte... Mit einem erleichterten Schrei, der alle Trauer, allen Schmerz, alle Liebe, alle Sehnsucht, alles Leid, alles Glück beinhaltete stürzte sie sich in die Tiefe.... Der freie Flug war berauschend, doch...währte er nicht lange. Besser gesagt 1 Sekunde. Eine Hand hielt sie sanft, aber entschloss fest und zog sie zurück. Akanes Herz verkrampfte. Was sollte das? Wer wagte es... Sie schlug die Augen auf und drehte den Kopf. Es verschlug ihr den Atem, als sie ihn sah. "Akane...Was...wolltest du das wirklich tun?" Akane sah ihn an, als wäre ein Gespenst. *Ranma! Ja! Es- es ist Ranma!* Sie sah in seine Augen, die nun liebevoll auf sie herabsahen. Nicht so wie vorhin. Nicht so kalt und abweisend. Nein. Voller Liebe. "Ranma..." hauchte sie. Er nickte langsam. Dann zog er sie an seine starke Brust. Sie kuschelte sich an ihn. Sie leibte diese Geborgenheit, diese Sicherheit bei ihm. Nun, da sie bei ihm war, liefen die Tränen wieder in Strömen. Schnell drückte sie sich weg. "Lass mich! Lass mich in Ruhe!" Sie wendete sich ab. Aber eine Hand ergriff sie abermals. Ganz sanft. Und dennoch drehte sie sich um und blickte in seine wunderschönen Augen. "Ich habe dich vermisst! Die ganze Zeit Akane!" Sie sah ihn lange an. Gefühle stürmten in ihr. Er war wieder da! Er war bei ihr! Durch die Berührung an ihrer Hand stand sie wie unter Strom. Sie versank in seinen liebevollen Augen. Ja sie wollte ihn! Nur ihn! "Ich..." Doch noch ehe sie etwas sagen konnte zog er sie wieder sanft an sich und presste seine Lippen auf die ihren. Erst sanft, zärtlich und schüchtern, dann immer leidenschaftlicher. Akane erwiderte den ersten Kuss. Wie schön es war seine Lippen zu spüren, seine Nähe, sein Geruch...Sie drückte sich noch enger an ihn. Endlich! Nach so langen Jahren! Nach einer kleinen Ewigkeit, hatten sie sich gefunden! Ranma löste den Kuss, aber nur so lange um ein paar Worte auf ihre Lippen zu hauchen. "Ich liebe dich! Und ich werde dich nie...nie wieder verlassen!" Danach drückte er sie wieder an sich und sie versanken in einem weiteren zärtlichen Kuss. Dieser Kuss verbannte alle Missverständnisse, alle Kränkungen, alle Schmerzen. Der Wasserfall rauschte wütend unter dem noch küssenden Paar. Das Opfer war seinem Bann entkommen. Eine stärkere Kraft als er es war, hatte sie ihm geraubt! Sie war es wert! Die Liebe.
The End
