Please don't cry! Schuldig fluchte während er seine Jacke in irgendeine Ecke seines Zimmers schmiss. Warum mussten sie ausgerechnet bei so einem sau Wetter eine Mission haben? Sicher, vor der Mission hatte es nicht mal ein Anzeichen für Regen gegeben und auch nun war das Wetter wieder trocken. Aber dafür hatte es während der ganzen Mission geschüttet wie aus Kübeln und das regte Schuldig nun total auf. Wütend stapfte er in sein Badezimmer und sah dort in den Spiegel. Oh Scheiße, sah er wieder aus. Das war ja zum Haare raufen! Apropos Haare! Die gehörten ja zu der Katastrophe! Die mussten dringend gebürstet werden. Kurzer Hand holte er seinen Kamm und begann sich die Haare zu kämmen. 'Vielleicht sollte ich sie mir doch abschneiden lassen!' ging es ihm dabei durch den Kopf. Immer noch bürstend ging er wieder zurück in sein Zimmer. Seine Laune war immer noch ziemlich schlecht, was nicht mehr an dem ehemals schlechten Wetter lag und auch nicht an der Tatsache, dass sein Haar total verknotet war (oder zumindest nur sehr wenig). Da war ein ganz anderes Problem und das war viel größer. Das Problem hieß Sibirian und war von Weiß. Das war es. Das verdammte Problem. Sibirian oder Ken Hidaka, wie er in Wirklichkeit hieß gehörte zu Weiß! Und genau die hatte er heute auch noch getroffen. Schuldigs Laune wurde noch schlechter bei dieser Erinnerung und mit wem hatte er sich anlegen müssen? Richtig! Mit Sibirian. Oh, wie er manchmal seinen Job hasste! Sicher es war immer sehr lustig, wenn man andere Menschen mit ihren eigenen Gefühlen konfrontierte, aber manchmal wäre er doch lieber eine ganz normale Person und dieses Manchmal tauchte immer dann auf wenn er auf Ken traf. Verdammte Scheiße! Warum tauchte der Kerl jetzt auch noch ständig in seinen Gedanken auf? Reichte es nicht, dass er nachts schon von ihn träumte? Nein scheinbar nicht! Wenn es wenigstens irgendwelche Rache Gedanken gewesen wären, aber nicht mal das waren sie nicht. Er hörte auf sich die Haare zu kämmen. Sie waren nun wieder einiger Massen in Ordnung. Schuldig ließ sich auf sein Bett fallen und schloss seine Augen. Vor ihm tauchte wieder ein Bild von Ken auf, diesmal sah er nicht so ernst aus wie bei all seinen Missionen, sondern er lächelte. So lächelte er immer wenn er mit den Kindern Fußball trainierte. Er sah dabei einfach immer nur süß aus. Woher Schuldig das wusste? Ganz einfach! Er hatte ihn sehr oft beobachtet. Ohne dass dieser etwas davon gemerkt hatte natürlich! Daher wusste er auch von noch einem Problem. Yohji Kudou. Der war nämlich dummerweise mit Ken zusammen. Das brach Schuldig oft fast das Herz. Sicher er hätte die beiden ohne ein großes Problem auseinander bringen können. Wofür war er ein Telepath? Doch irgendetwas hielt ihn davon ab. Er wusste selbst nicht so genau was es war. Ken war der einzige Mensch bei dem er nie versuchte die Gedanken zu lesen. Jedenfalls nicht um sie gegen Ken zu wenden. Er konnte es einfach nicht. Schuldig stand auf und ging zum Fenster. Der Mond schien in das Zimmer. Die Nacht war noch jung. Kurzerhand faste er den Entschluss noch mal weg zu gehen. In irgendeinen Club. Um sich ein wenig abzulenken.

Ken stürmte durch den Park. Er rannte so schnell er konnte. Ohne ein genaues Ziel. Tränen rannen immer wieder über seine Wangen. Seine Augen waren schon ganz rot. Was er gesehen hatte war auch einfach schmerzhaft gewesen. Er hatte schon früher diese Vermutung gehabt und tief im Unterbewusstsein hatte er auch gewusst, dass es die Wahrheit war. Aber er hatte sich immer gegen diese Vorstellung gewehrt und hatte sie verdrängt. Weil er einfach es nicht hatte glauben wollen. Aber nun war er sich sicher. Er hatte es ja mit eigenen Augen gesehen. Und das hatte so verdammt wehgetan. Ken hatte Yohji gesehen. Yohji, wie er mit einer anderer Frau rumknutschte. Am liebsten hätte er geschrieen. Laut geschrieen. Doch er war stumm geblieben. Wie immer. Er hatte nie etwas gesagt. Auch nicht als Yohji wieder begann ständig in den Clubs abzuhängen. Er hatte den Mund gehalten und an Yohjis Treue geglaubt. Bis zum heutigen Tage. Er hatte Yohji zufällig gesehen und war ihm gefolgt und dann hatte er Yohjis Neue gesehen. Ken hielt an. Er konnte nicht mehr. Er sah sich um. Wo war er? Die Gegend kam ihm so vertraut vor. Ken versuchte sich für einen kurzen Moment ein klein wenig zu konzentrieren. Dann wusste er wo er war. Er stand mitten auf der großen Wiese, wo er immer mit den Kindern Fußball spielte. Er sank auf die Knie. Die Erde war wieder trocken. Es war reichlich schnell gegangen, da es bis vor einigen Stunden noch geregnet hatte. Ken legte sich auf den Bauch und vergrub sein Gesicht in seinen Armen. Gedanken an Yohji und an dessen Verhalten kamen wieder in ihm auf. Wie sollte er ihm morgen entgegen treten? So wie immer? Sollte er ihm auf den Kopf zusagen, dass er alles gesehen hatte? Was würde Yohji dann tun? Ken wusste, dass dies das Ende ihrer Beziehung war. Es wäre über kurz oder lang eh so gewesen. Auch das wusste er nun. Yohji würde ihm morgen wahrscheinlich nicht sagen, dass er mit einer anderen Frau schlief. Ken hatte zwar nur gesehen wie sie rumgeknutscht hatten. Aber er kannte doch Yohji. Vor seinen Augen tauchte erneut ein Bild von ihm und ihr auf. Dann begann er wieder zu weinen.

Schuldig trottete durch den Park. So viel zum 'Durch die Clubs ziehen'. Er war einfach nicht in der richtigen Stimmung und dann hatte er noch Kudou gesehen und ihn mal wieder am liebsten auf den Mond gesprengt. Der Typ hatte einen wunderbaren Freund und stieg immer noch mit jedem Weib ins Bett. Würde man Ken die Wahrheit sagen, würde dieser sich vermutlich auch noch wegen diesem Typen umbringen. Er konnte Yohji echt nicht verstehen und Ken noch weniger. Was zum Teufel fand er an diesem Typen? Schuldig wusste keine Antwort und wollte sie auch gar nicht wissen. Der Wind fuhr ihm durch das lange Haar und trug ein leises Geräusch mit. Schuldig hielt inne und lauschte erneut. Wieder trug der Wind das Geräusch mit sich. Ein leises Schluchzen. Es kam Schuldig so bekannt vor. Diese Stimme. Langsam bewegte er sich in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war. Eigentlich konnte ihm das ja auch total egal sein! Wer da heulte hatte eben Pech gehabt. Schuldig hätte ihn eigentlich ein bisschen ärgern können, doch er wollte erst mal sehen, wer da heulte. So war er nun mal! Sehr neugierig. Er stand vor einem Feld. Vor einem Fußballfeld. Oh Mist! Er war genau da wo Ken immer spielte! Jetzt lenkte dieser Typ auch noch seine Beine! Oder war vor da wirklich das Schluchzen gekommen? Schuldig spähte in die Dunkelheit. Es war kaum etwas zu sehen. Er gab sich einen Ruck und ging ein Stück auf das Feld. Ziemlich in der Mitte sah er jemanden liegen. Er ging näher ran und erkannte die Person. Am liebsten hätte er sich umgedreht und wäre einfach wieder gegangen. Doch allein die Geräusch, das Schluchzen, dass der andere von sich gab ließ ihn stehen bleiben. Wer hatte Ken so sehr verletzt? Wer hatte ihn dazu gebracht zu weinen? Es tat Schuldig weh ihn so zu sehen und er ging nun ganz zu Ken hin. Dieser schien ihn noch immer nicht bemerkt zu haben oder er zeigte es nicht. Aber Schuldig glaubte doch ehr das erste. Ken schluchzte und schluchzte und Schuldig fühlte sich als müsste er gleich mitheulen. Dann gab er sich einen Ruck und beugte sich über den schluchzenden Ken. Vorsichtig legte er seine Hand auf die Schulter des Jüngeren, dieser drehte sich bei der Berührung ruckartig um und starrte in Schuldigs grüne Augen. Schuldig erkannte deutlich das Entsetzen und die Angst in Kens Augen. Dieser Blick tat weh. Er wollte nicht, dass Ken Angst hatte. Dieser presste sich fest ins Gras und starrte immer noch in die grünen Augen Schuldigs. Es herrschte eine Weile Stille. Ken liefen immer noch Tränen aus den Augenwinkeln, nicht mal seine Angst konnte das verhindern. Schuldig hob seine Hand und wischte ihm vorsichtig eine Träne aus dem Augenwinkel. Ken zuckte bei dieser leichten Berührung zusammen und wäre am liebsten weggelaufen, aber er hatte keine Kraft und so konnte er nur da liegen und in Schuldigs grüne Augen sehen. "Was hast du denn?" Schuldig war über den sanften klang seiner eigenen Stimme schon ziemlich verwundert. Seit wann konnte er so sanft reden? Ken war nicht weniger verwundert. Was hatte Schuldig da eben gefragt? Warum hatte es sich so besorgt angehört? Ken war total verwirrt. Schuldig grinste ihn ja noch nicht mal an. Das war wirklich sehr ungewöhnlich. Schuldig lächelte als er Kens Gedanken las. Er hatte sich zwar vorgenommen Kens Gedanken n i c h t zu lesen. Aber nun war er doch etwas zu neugierig gewesen. "Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet!" Ken war immer noch zu überrumpelt. Schuldig hatte doch allerhand Möglichkeiten um herauszufinden, was er hatte und trotzdem fragte er. Schuldig sah ihm immer noch in die Augen. "Willst du nicht darüber reden? Soll ich lieber deine Gedanken lesen?" Ken war das eigentlich egal. Ihm war alles egal. Schuldig könnte ihn nun sogar töten und es würde ihn nicht stören. Er wäre ihm vermutlich sogar noch dankbar. -- - Na, na Kätzchen! So schlimm wird es wohl nicht sein!--- Schuldig Stimme klang beruhigend, so gar nicht Schuldig mäßig. Schuldig legte seine Hände an Kens Schläfe und begann in seiner Erinnerung nach einer Antwort auf seine Frage zu suchen. Er hätte das ganze auch machen können ohne Ken anzufassen, aber so fiel es ihm erstens leichter und zweitens wollte er Ken ja berühren. Ken hielt ganz still. Er wagte es gar nicht sich irgendwie zu bewegen. Als Schuldig wusste was passiert war, wurde er erst mal richtig sauer. Das war heute schon der zweite Moment in dem er Yohji am liebsten auf den Mond gesprengt hätte. Am liebsten hätte der Deutsche Ken in den Arm genommen und ihn getröstet. Aber er lies es lieber. Schuldig würde Ken nur noch mehr erschrecken. Stattdessen setzte er sich vor ihn und sah ihn eine ganze Weile stumm an. "Du hast es die ganze Zeit über nicht gewusst?" fragte er dann plötzlich. So naiv konnte doch selbst Ken nicht sein. Oder doch? Ken hatte sich nun auch aufgerichtet und starrte Schuldig immer noch an. Dann senkte er den Kopf. "Nein" flüsterte er kaum hörbar. Schuldig schüttelte den Kopf. 'Also doch so naiv!' ging es ihm durch den Kopf. Aber irgendwie machte ihn das ungeheuer niedlich. "War wohl sehr schlimm für dich!" Ken begann fast wieder zu weinen und Schuldig hätte sich Ohrfeigen können. Natürlich war es schlimm für Ken! Er liebte diesen Mann schließlich! Und Schuldig konnte nicht sagen, dass er darüber sehr begeistert war, aber das war ja nicht unbekannt. Eine Weile herrschte Schweigen und Schuldig begnügte sich damit die Gedanken von Ken zu lesen. Auch wenn er sich vorgenommen hatte das nicht mehr zu tun. Ken hatte sich in der Zwischenzeit mal wieder etwas beruhigt und versuchte nun der Situation zu verstehen. Aber es wollte ihm nicht so recht gelingen. Schuldig las weiter seine Gedanken und musste ab und zu lächeln. Irgendwann stand er auf. Ken sah überrascht zu ihm hoch. "Was ist, Kätzchen? Gehen wir noch ein wenig durch die Clubs?" Ken war noch immer etwas durcheinander und schaffte es erst mal nicht zu antworten. Schuldig fand es langsam sehr amüsant Kens verschiedene Gedanken zu lesen und fast wäre ihm eines seiner üblichen Kommentare herausgerutscht. Doch er konnte sich gerade noch zurück halten. "Du willst mich nicht umbringen?" Kens leise Stimme riefe ihn aus seinen Gedanken. Schuldig grinste breit und schüttelte seinen Kopf. "Heute mal nicht, Kätzchen! Los komm!" Er hielt Ken die Hand hin. Nach einigem zögern nahm dieser sie und ließ sich auf die Beine ziehen. 'Eigentlich schade, dass er mich nicht umbringt' ging es Ken durch den Kopf. Schuldig grinste noch breiter und sah auf den Jüngeren herab. "Also, Kätzchen! Jetzt genieße mal dein Leben und beruhig dich wieder!" Damit nahm er Ken beim Arm und zog ihn von dem Feld herunter, hinter sich her in Richtung Straße.