Please don't cry!

Ken folgte Schuldig aus dem Park, in die Straßen. Er wusste nicht mal wo er genau mit ihm hin wollte. Und doch war er froh, dass Schuldig da war. Er fühlte sich nicht mehr so einsam wie zuvor. Im Gegenteil. Er fühlte sich schon fast wohl in der Nähe des Deutschen. /Betonung auf 'fast', nicht wahr, Kätzchen?/ 'Raus aus meinen Gedanken, Schuldig!' /Na, du hast dich aber wieder schnell gefasst, Kätzchen!/ Ken zuckte zusammen und Schuldig beobachtete wie in seinen Gedanken ein Bild von Yohji und seiner neuen Freundin auftauchte. Ken unterdrückte ein Schluchzen und kämpfte heftig gegen die Tränen an. Es reichte schon, dass er einmal vor Schuldig, seinem Feind, geheult hatte. Es musste jetzt nicht auch noch ein zweites Mal sein. Plötzlich fühlte er wie Schuldig ihm den Arm um die Schultern legte. "Wenn dir so nach heulen zu Mute ist, dann heul doch! Ich fresse dich schon nicht auf!" 'Mann, das war ja so gefühlsvoll, wie ein Trampeltier!' ging es ihm als nächstes durch den Kopf. Er grinste Ken an. Und... Ken grinste zurück. Er wusste selbst nicht so genau warum er grinste. Er tat es nur einfach. Langsam, ganz langsam begann es ihm egal zu sein, dass er mit hier mit Schuldig durch die Gegend lief. Es war ja auch irgend wie egal. Was hatte er eigentlich schon groß zu verlieren. Wenn er ehrlich war fiel ihm nichts ein. Nichts wichtiges, jedenfalls. /Ist dein Leben nichts wichtig, Kätzchen?/ Ken sah verärgert zu Schuldig hoch und dieser grinste ihn breit an. "Nenn mich nicht, Kätzchen!" Schuldigs Grinsen wurde fies. /Was ewillst du denn dagegen tun, Kätzchen? Mich schlagen?/ Ken sah ihn kess an. Seine Trauer war wie vortgeblassen. "Nö, das wäre schon fast zu einfach und wirklich wehtun würde ich dir vermutlich auch nicht!" Schuldigs Gesichtsausdruck veränderte sich von einer Sekunde auf die andere. Wenn Ken wüsste! Wenn er wüsste wie weh er ihm tun konnte! Dafür würde Ken noch nicht einmal eine Waffe brauchen. Er würde Schuldig einfach nur voller Hass ansehen müssen um ihm wirklich weh zu tun. Aber das wusste Ken ja nicht. Er wusste ja nichts von dem was Schuldig für ihn empfand. Erkonnte es vermutlich noch nicht einmal ahnen. Dazu war er einfach ein Stück zu naiv. "Ist alles in Ordnung?" Schuldig sah überrascht zu dem Jüngeren hinunter. Er war überrascht in den schokobraunen Augen Besorgniss zu sehen. 'Wieso siehst du mich nur so an? Wieso?' In ihm wuchs das Verlangen sich einfach zu dem Jüngeren hinunter zu beugen und ihn einfach zu küssen. Er brachte all seine Selbstbeherrschung auf um genau das nicht zu tun. Er war gerade dabei Ken Vertrauen zu erlangen, da musste er das jetzt nicht gleich wieder in den Wind schießen. Doch es war so verdammt schwer! Und die Tatsache, dass Ken ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und kindlicher Naivität ansah, machte ihm die Sache nicht gerade leichter. Ken sah so niedlich aus! Und war sich darüber scheinbar noch nicht einmal bewusst. Wie hatte er Yohji nur geschafft ihn zu bedrügen? Das war Schuldig einfach schleierhaft. Er würde das nicht können. Allein die Vorstellung von Kens Tränen würden ihn umbringen. Langsam hob er die Hand und strich über Kens Wange. Die Haut. So weich. So zart. Schuldig kam innerlich aus dem schwärmen gar nicht mehr heraus. Dieser Junge brachte ihn einfach um den Verstand. Ken sah immer noch in Schuldig Augen. Er wusste nicht was er tun sollte. Schuldig wirkte so... anders. Nicht irgendwie spöttisch oder gefährlich. Nein er wirkte irgendwie... zärtlich! Was für ein seltsames Wort. Es passte so überhaupt nicht zu Schuldig. Dann lächelte dieser plötzlich und Ken glaubte für einen Moment die Zeit würde stehen bleiben. Die Erde schien sich nicht mehr zu drehen. Nirgenswo waren Autos. Es war einfach nur Still und er war allein. Allein mit Schuldig. Allein mit dessen Lächeln. Ken merkte sich alles ganz genau. Er prägte sich das Lächeln ein. Wer wusste schon wann er Schuldig das nächste Mal so ehrlich lächeln sehen würde. Ob(!) er Schuldig überhaupt nochmal so lächeln sehen würde. Dann war der Moment auch schon wieder vorbei und Schuldigs Lächeln wandelte sich in ein Girnsen um. "Na los! Gehen wir uns noch ein wenig amüsieren, bevor ich dich nach Hause bringe!" Ken sah Schuldig irritiert an. "Brave Jungen machen nicht bis 5 Uhr morgens durch!" grinste Schuldig. Ken lachte leise und ging neben ihm her. "Du weißt was 'brav' bedeutet? Ich dachte das sein ein Fremdwort für dich!" Schuldig konnte es nicht lassen und schnappte sich Kens Arm. "Ich habe nicht gesagt, dass ich es von mir kenne. Aber du bist ja wohl ein lieber, braver Junge!" Ken grinste frech. "Bist du dir da so sicher?" "Ja! Und ich werde dafür sorgen, dass du um spätestens 2 Uhr zu Hause bist!" "Hui! Da hast du dir aber ganz schön etwas vorgenommen!" Schuldig zuckt mit den Schultern und zog Ken einfach in den nächst besten Club. Die laute Musik schlug den beiden entgegen und Ken hielt sich erstmal gequält die Ohren zu. Aus der Stille in diesen Krach war schon grausam. Aber Schludig schien das ganze gar nicht zu stören. 'Der ist wohl unempfindlich! Sowas vermutlich gewöhnt!' Ken beobachtete Schuldigs Gesichtsausdruck. Es war rein gar nicht darin zu sehen. Nichts fieses. Nichts gefährliches. Nichts sonstiges. Es war ein ganz neutraler Gesichtsaudruck. Schuldig hielt in zwischen ausschau nach zwei Plätzen für sie. Er hatte nicht wirklich Lust zwei Leute von ihren Plätzen zu verkraulen. Und tatsächlich schien er das gar nicht zu müssen. Zwei Plätze wurden frei und die beiden ließen sich dort nieder. Schuldig warf einen Blick auf seine Uhr. Kurz nach 23 Uhr. /So, Kätzchen! In drei Stunden muss ich dich wieder zurück bringen!/ Ken lachte leise, sagte aber nichts zu diesem Kommentar. Weder zu dem Ausdruck 'Kätzchen', noch zu sonst etwas. Plötzlich stand Schuldig auf und zog Ken ohne eine Vorwarnung auf die Tanzfläche. Dieser sah ihn im ersten Moment total verwirrt an, dann wurde ihm bewusst in welcher Situation er war und was Schuldig mit ihm vor hatte. "Nein, Schuldig! Nein, lass das!" Ken versuchte sich von Schuldig zu befreien, doch dieser grinste nur und hielt ihn noch fester fest. /Was hast du denn, Kätzchen? Findest du tanzen so schlimm?/ Ken wurde rot und Schuldig musste noch breiter grinsen. Ken sah so, nur einfach unglaublich niedlich aus. "Nein, ich finde tanzen nicht schlimm! Aber ich kann es absolut nicht!" "Na, dann lernst du es jetzt!" war sein Kommentar und ehe Ken sich versah, tanzten sie auch schon. Die Bewegungn kamen ganz von selbst, wie Ken überrascht feststellen musste. Schuldig beobachtete Kens Gedankengang. Wie es schien machte Ken das Tanzen ganz schön viel Spaß. /So viel zu dem Satz 'cih kann nicht tanzen', Kätzchen!/ Ken sah zu ihm hoch und lächelte. /Ich konnte es auch bis vor einigen Minuten nicht!/ /Du meinst du hast es noch nie versucht!/ Schuldigs Worte klangen leicht spöttisch, doch der Brünette störrte sich nicht daran. /Du musst aber auch immer das letzte Wort haben, oder Schuldig?/ /Point taken!/ Ken musste lächeln und wollte noch etwas sagen, aber er entschied sich dann doch dagegen. Schweigend tanzten sie weiter und Schuldig war froh, dass Ken endlich aufgehört hatte über Yohji nach zu denken und was er falsch gemacht hatte. Und er war stolz auf sich, dass er Ken ablenken konnte. Nach einer Ewigkeit hörten sie auf zu tanzen und setzten sich wieder zurück auf ihre Plätze. Dort begannen sie sich zuunterhalten. Über nichts besonderes. Nicht über ihren Job oder etwas andreses wichtiges. Eben Small Talk. Irgendwann wurde es ihnen dann doch zu laut in dem Club und sie gingen wieder nach draußen. Die kühle Nachtluft lies Ken leicht erschaudern. Er hatte vorhin gar nicht bemerkt wie kalt es eigentlich draußen war. "Frierst du?" Ken sah kurz zu Schuldig hoch, lächelte und schüttelte seinen Kopf. "Nein? Sagmal, Ken, glaubst du im Ernst man kann mich belügen?" Schuldig grinste auf ihn hinab. "Du kannst noch nicht mal etwas vor mir verstecken, Kätzchen! Schon vergessen? Ich kann deine Gedanken lesen!" Stimmt ja! Schuldig hatte recht. Ken hatte diese Tatsache ganz vergessen. Genauso, wie die Tatsache, dass sie beide eigentlich Feinde waren. Ehe er auch noch an Yohji denken konnte, legte Schuldg ihm seine Jacke um die Schultern. "Wir sind jetzt gerade keine Feinde, Kätzchen! Schließlich sind wir ganz privat hier ohne irgendeine Mission. Verstanden?" Ken nickte. Irgendwie wirkte er eingeschüchtert. Schuldig versuchte sich von diesem Blick ab zu lenken, in dem er nach einer Bank ausschau hielt und sich dort, nachdem er diese gefunden hatte, gemeinsam mit Ken, nieder ließ. /Du siehst müde aus, Kätzchen! War der Abend so anstrengend?/ Ken sah ihn an und ein Lächeln erhellte sein Gesicht. /Der Abend war schön!/ Schuldig wusste, dass er Yohji immer noch total vergessen hatte. Er lächelte zurück und drückte Kens Kopf auf seinen Schoß. "Das finde ich auch!/ Kens Kopf lag nun auf Schuldigs Schoß und er wagte es nicht sich zu bewegen. Es war ein seltsames Gefühle. Sein Kopg lag auf dem Schoß seines Feindes. Das Gefühl war so fremd. Aber es war schön. Ken beschloss, dass er diese Gefühl mochte. Es wirklich mochte. Müde schloss er seine Augen und wenige Minuten später hörte Schuldig Kens ruhigen Atem. Der Brünette war eingeschlafen. Schuldig lächelte und strich sanft über Kens Wange. 'Wenn doch nur jeder Tag so sein könnte, wie dieser Abend. Wenn ich doch nur jeden Tag mit dir zusammen sein könnte, Kenken!' Schuldig seufzte leise, bei der Erinnerung, dass dies nur eine kleine Ausnahme war. Sein lächeln wurde traurig. Morgen würde wieder alles so sein wie immer. Sie würden wieder Feinde sein und Schuldig würde wieder gegen Ken kämpfen müssen. Der Deutsche wusste langsam nicht mehr wie er das aushalten sollte. Er war vielleicht ein gefühlsloser Killer, aber manches war ihm dann doch zu viel. Er stand auf und hob Ken hoch. "Zeit dich nach Hause zu bringen, Kätzchen!" murmelte er leise und ging die Straße entlang.

Schuldig wusste nicht genau wie er es geschafft hatte in die Wohnung von Weiß einzudringen und in Kens Zimmer zu kommen. Er war viel zu sehr mit der Gestalt in seinen Armen beschäftigt. Vorsichtig legte er Ken auf sein Bett und sah auf den Jüngeren hinab. Wie friedlich er aussah. Niemals könnte er ihm etwas antun. Niemals. Er deckte Ken zu und beobachtete wie dieser sich noch tiefer unter die Decke kuschelte. Niedlich. Wiedermal musste Schuldig lächeln. Und dann faste er plötzlich einen Entschluss. In seinem jetztigen Zustand, schadete er Schwarz mehr als er nütze. Er war Urlaubsreif. Vielleicht ein kleinner Heimatbesuch. Ja, das würde ihm gut tun. Vorsichtig beugte er sich zu Ken hinunter. "Schlaf schön und ... bis bald!" Er küsste den schlafenden Jungen leicht auf die Wange und wand sich dann zu gehen.