Disclaimer:

Alle Harry-Potter-Charakter und was so dazugehört gehören natürlich nicht mir, sondern J. K. Rowling.


@Maxine - ich sag's ja, die Jungs tun manchmal einfach was sie wollen - da hilft nichts - kein Taschengeldentzug, kein Fernsehverbot ;-)
@Khair ed Din - Danke, an dem Satz hab' ich wirklich lange rumgeschraubt, bis er so herrlich zweideutig war...
@Severin - Machst du jetzt den Sekundenkleber wieder ab *bettel* Beim Zähneputzen ist das nämlich etwas lästig ;-)

Tja, dann melde ich mir vorläufig zum letzten Mal zu Wort um mich für die vielen lieben, konstruktiven und anspornenden Reviews zu bedanken - Hach, ich könnte euch alle zu Tode knuddeln! Seid dieses Mal gnädig mit mir, ich bin mir nicht sicher, ob mir dieses Kapitel so gut gelungen ist *seufz*. Es ist relativ lang und kompliziert, es zu schreiben war auch ziemlich anstrengend - die Jungs waren ziemlich zickig, ihr wisst schon, was ich meine. Wie auch immer... dies ist also der letzte Teil - Licht, Kamera, Ton uuuuund Action:


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Drei Freunde sollt ihr sein


Fanfiction von Lorelei Lee

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Kapitel 6 - Teil 1 - Open your eyes, look up to the skies and see


Der morgendliche Regen hatte die Luft merklich abgekühlt und erfrischt. Man hatte das Gefühl, endlich wieder frei atmen und klar denken zu können. Lupin war draussen im Garten appariert und betrachtete versonnen die feucht-glitzernden Pflanzen. Er machte sich Gedanken darüber, was ihn wohl im Haus erwarten würde, obwohl er eine verschwommene Vorstellung davon hatte. Die Sonne verscheuchte die restlichen Regenwolken der Nacht und Lupin betrat gefasst, aber mit einem flauen Gefühl im Magen sein Haus. Er hoffte nur, dass Black nicht versuchen würde ihn zu belügen. Wenn er ehrlich zu ihm war, würde er ihm alles verzeihen können, eine Lüge jedoch...

In der Küche sass Black, der bleich und übernächtigt wirkte. Er war allein.
Black begrüsste ihn mit einem schwachen Lächeln. "Du bist wieder da?"
"Ja. Wie ich sehe, steht das Haus noch", bemerkte Lupin leichthin. "Wo ist Severus?"
"Oben", antwortete Black etwas gepresst. "Er packt gerade."
Eine böse Vorahnung stieg in Lupin hoch, doch er bemühte sich um Gelassenheit und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
"Warum?" fragte er deshalb lediglich.
Black stand das schlechte Gewissen förmlich ins Gesicht geschrieben, doch in seinem Blick lag Entschlossenheit, als er antwortete.
"Wir haben uns nicht gestritten, wenn es das ist, was du meinst. Heute morgen kam eine Eule von Dumbledore. Er soll heute noch zurück nach Hogwarts."
Lupin verdaute diese Nachricht und fragte sich, wann Black ihm wohl reinen Wein einschenken würde. Im Moment erschien ihm allerdings Snape das dringendere Problem zu sein. Black und er hatten noch alle Zeit der Welt, doch Snape würde demnächst nicht mehr hier sein. Wenn es mit ihm etwas zu klären gab, musste es am Besten sofort geschehen. Lupin sah Black fragend an. "Wird er sich noch von uns verabschieden oder glaubst du er wird versuchen sich davon stehlen?"
Es überraschte Lupin etwas, dass Black über diese Frage tatsächlich nachdachte, bevor er antwortete. "Ich weiss es nicht." Er zuckte mit den Schultern.
"Dann werde ich besser mal nach ihm sehen", sagte Lupin schliesslich und wandte sich zur Treppe.

"Nein, Remus, warte." Black war aufgesprungen und sah Lupin mit seltsam eindringlichem Blick an. "Es gibt da noch was, was ich dir sagen muss."
Lupin erwiderte den Blick ruhig. "Ja?"
Black atmete tief durch und fuhr sich nervös mit einer Hand durch seine Haare und suchte verzweifelt nach den richtigen Worten.
"Gestern als du weg warst... also, da habe ich... ich habe versucht bei Snape... ich... also mit ihm... und... ich wollte Sex mit ihm." Obwohl er stockend gesprochen hatte, hatte seine Stimme nichts von ihrer Entschlossenheit verloren.
Lupin seufzte leise. "Das habe ich mir schon gedacht", erwiderte er gelassen. Jetzt, da er Gewissheit hatte, empfand er seltsamerweise eine gewisse Erleichterung. Das flaue Gefühl in seiner Magengegend war verschwunden und auch sonst schien er nicht sehr viel zu empfinden. Zumindest verspürte er weder Schmerz noch Hass. Er war einfach nur froh, dass Black genug Vertrauen zu ihm hatte um ihm die Wahrheit zu beichten.

"Was?" stiess Black verblüfft hervor. "Ich selbst hab's noch nicht mal gewusst, bevor ich nicht vor seiner Tür gestanden habe und du hast es dir ganze Zeit schon gedacht?"
Ein feines Lächeln huschte über Lupins Mundwinkel, er konnte nicht anders, es war alles so lächerlich irreal.
"Anscheinend kenne ich dich besser, als du dich selbst - ausserdem hätte ich wirklich mit Blindheit geschlagen sein müssen, um die Blicke, die du ihm schon den ganzen Tag über geschenkt hast, nicht zu bemerken."
Blacks Augen starrten gequält ins Leere, dann senkte er beschämt den Kopf.
"Du musst mich jetzt hassen", flüsterte er heiser.
Erst jetzt zog sich Lupins Herz krampfhaft zusammen, doch nicht vor Wut oder Zorn, sondern vor Mitleid mit Black. Er wusste, dass Black ihn liebte. Er war auch mehr als geneigt ihm zu verzeihen, doch zuvor musste er noch zwei Dinge klären.
"Nicht unbedingt - genau kann ich es dir allerdings erst sagen, wenn du mir zwei Fragen beantwortest. Erstens: warum hast du es getan?" fragte er sanft und nickte Black aufmunternd zu.
Black war wieder auf seinen Stuhl gesunken. "Das spielt doch keine Rolle", sagte er mit müder Stimme. Dann barg er sein Gesicht in seinen Händen.
Lupin beobachtete ihn einen Moment schweigend.
"Oh doch, das tut es", entgegnete er mit fester Stimme.
"Warum ist das jetzt noch wichtig?"
"Das erkläre ich dir später. Also: warum?", wiederholte Lupin mit Nachdruck.
Black nahm endlich die Hände vom Gesicht, doch er brachte es immer noch nicht fertig, Lupin in die Augen zu sehen. Wie sollte er ihm nur alles erklären? Es war ihm doch selbst immer noch ein Rätsel. Langsam fing er an seine Gedanken zu ordnen. Er wusste, dass Lupin keine Ruhe geben würde. Er kannte diesen Tonfall an ihm.

"Weißt du, er hat mich irgendwie schon immer fasziniert - ich habe das nur nie begriffen", äusserte er zögernd. "Es waren diese unterschwelligen Gefühle, von denen man eigentlich nie weiss, dass sie da sind. Das klingt jetzt so entsetzlich blöd", stiess er schliesslich frustriert aus.
Doch Lupin hatte ihm aufmerksam zugehört. Vor allem hatte er darauf geachtet, wie er es gesagt hatte.
"Nein, nein", beruhigte er ihn. "Ich kann zwar nicht sagen, dass ich deine Faszination für Severus teilen kann, aber ich kann es durchaus verstehen."
Erst jetzt sah Black wieder auf und seine Augen trafen sich mit Lupins, die unglaublicher Weise tatsächlich voller Verständnis waren. Black fasste neuen Mut. Vielleicht würde Lupin wirklich verstehen, dass es nichts mit ihm zu tun hatte, dass er ihn immer noch liebte, verzweifelt liebte...
"Es ist dieses Düstere, nicht Fassbare an ihm...", fuhr er fort. "Wie auch immer - ich habe mich dann in diese fixe Idee verrannt, dass er vielleicht auch nicht abgeneigt wäre - immerhin hatte er mich den ganzen Tag über fast wie ein menschliches Wesen behandelt...", er lachte bitter. "Irgendwann war es dann ein Gefühl von ‚ich muss es wenigstens versuchen, sonst grüble ich den Rest meines Lebens darüber nach wie es wohl gewesen wäre, wenn...' Es war völlig idiotisch, ich weiss." Black schüttelte den Kopf und sah Lupin an. Doch Lupin schwieg. Black überkam ein Gefühl von Verlust und Verzweiflung und der Gedanke, sich vor einen Zug zu werfen wurde immer verlockender. Er stand wieder auf. "Ich gehe jetzt nach oben und packe." Es gelang ihm nicht völlig, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken.

Lupin schreckte aus seinen Gedanken hoch und sah ihn verblüfft an. "Wozu, um alles in der Welt?" fragte er erstaunt.
"Na, du schmeisst mich doch jetzt raus", stellte Black grimmig fest. Nun stand auch Lupin auf und berührte Black an der Schulter.
"Da wäre ich mir nicht so sicher - was habe ich dir gesagt, bevor ich gestern gegangen bin?"
Black war verwirrt, doch er erinnerte sich. "Dass du mich liebst...", sagte er zögernd.
"...egal was passiert", vollendete Lupin den Satz. "Ich verstehe jetzt, warum du es getan hast - es geht hier um verpasste Chancen, nicht wahr?" Er machte eine kurze Pause. "Du redest hier zufällig mit dem Meister der verpassten Chancen. Ich grüble heute noch darüber nach, was gewesen wäre, wenn ich damals Dumbledore gleich gesagt hätte, dass meine Freunde Animagi sind - wie viel Leid und Kummer dadurch vermieden worden wäre. Und ich bereue heute noch, dass ich nie den Mut aufgebracht habe, nach deinem Streich mit Severus darüber zu reden. Also erzähl mir nichts von verpassten Chancen." Er hatte bewusst einen leichten Ton angeschlagen, doch er hatte nicht verhindern können, dass die leichte Bitterkeit, die er bei diesem Thema immer empfand in seiner Stimme mitgeschwungen hatte.
Black hatte sichtlich Schwierigkeiten alles zu begreifen.
"Du bist trotzdem gegangen und hast uns allein gelassen, obwohl du wusstest, dass etwas passieren würde?"
Lupin zuckte mit den Schultern. "Was hätte ich tun sollen? Dumbledore hatte nach mir geschickt, es war wichtig, dass ich abreiste. Ausserdem wollte ich dich deine eigenen Entscheidungen treffen lassen." Er sah ihn an und sein Gesicht wurde wieder weicher. "Ich liebe dich, Sirius und ich verzeihe dir. Weißt du denn immer noch nicht, dass ich dir mit Haut und Haaren rettungslos verfallen bin?"
Blacks innerer Aufruhr legte sich langsam. Ein Hoffnungsschimmer trat in seine Augen.
"Du bist wirklich zu gut für diese Welt", sagte er kopfschüttelnd. Dann schloss er Lupin erleichtert in seine Arme.
Lupin lachte leise. "Oh nein, zuviel der Ehre. Ich habe nur gelernt, Nebensächlichkeiten nicht über zu bewerten."
Er löste sich etwas widerstrebend von Black. Leider hatte er noch seine Pflichten als Gastgeber und ein Gespräch mit Snape war unter diesen Umständen vielleicht interessant, bestimmt anstrengend und im Besten Fall unerfreulich.
"Dann werde ich mal nach Severus sehen", sagte er entschlossen und ging zur Treppe.
Black sah ihm nach, doch dann fiel ihm noch etwas ein.
"Was war eigentlich die zweite Frage?" rief er ihm nach.
Lupin drehte sich um. "Was? Ach ja... Waren deine Bemühungen eigentlich von Erfolg gekrönt?"
"Nein", antwortete Black mit einem schiefen Lächeln.
"Das überrascht mich nicht besonders", erwiderte Lupin trocken.

+++

Snape packte seinen Koffer, allerdings tat er es sehr langsam und sehr gründlich. Es war wirklich höchste Zeit, dass er von hier verschwand und dennoch... ein Teil von ihm sehnte sich danach einfach hier zu bleiben - keine Verpflichtungen mehr, keine Todesser, keine aufmüpfigen Schüler...
Er schüttelte entschlossen den Kopf. Ein solches Leben war ihm nicht bestimmt. Es war nicht gut für ihn. Seit er hier angekommen war, war es ihm beinahe mit jedem Tag schwerer gefallen, seine Emotionen zu unterdrücken und zu kontrollieren. Etwas, was ihm jahrelang keinerlei Schwierigkeiten bereitet hatte und ihm zur zweiten Natur geworden war, kostete ihn hier allergrösste Anstrengung. Er musste einfach gehen. Hier zu bleiben war zu gefährlich. Er benötigte seine Kräfte und seine ganze Konzentration um seine Mission erfolgreich - und vor allem lebendig - zu überstehen. Zu viel hing von ihm ab. Er musste unter allen Umständen einen kühlen Kopf bewahren und durfte sich nicht ablenken lassen. Wäre er gestern nicht - wie schon so oft in den letzten Tagen - mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen, hätte er Black für seine nicht uninteressante, aber bemerkenswerte plumpe Aktion zweifellos die Eingeweide herausgerissen. Doch gestern hatte es ihn völlig kaltgelassen. Es hatte ihn einfach nur gelangweilt und wenn ihn sogar die Aussicht auf eine Konfrontation mit Black langweilte, dann machte er besser, dass er so schnell wie möglich von hier fortkam.

Ein Klopfen an der Tür scheuchte ihn aus seinen widersprüchlichen Gedanken.
"Ja?"
Die Tür öffnete sich und Lupin trat ein.
Snape trug die gleiche Kleidung wie am Tag seiner Ankunft. Lupin hatte kurz ein Gefühl von déjà vu, doch irgendetwas war anders. Der Gedanke, dass sie sich alle drei in den letzten Tagen auf die eine oder andere Art verändert hatten durchzuckte Lupin. Eine Veränderung, die vielleicht nur ein Werwolf mit seinen schärferen Sinnen erahnen konnte. Eine Veränderung, die nicht ins Auge fiel und dennoch da war.
"Du verlässt uns?"
Snape nickte. "Dumbledore hat geschrieben. Ich muss zurück."
"Schade eigentlich", sagte Lupin versonnen.
"Schade?" knurrte Snape. "Es war höchste Zeit. Er hätte keinen besseren Zeitpunkt wählen können."
Lupin lächelte gezwungen. "War dein Aufenthalt bei uns so unerfreulich?"
Als Snape beharrlich schwieg, zeigte sich ein amüsiertes Funkeln in Lupins Augen. "Du brauchst dich nicht zu bemühen", sagte er beherrscht. "Sirius hat mir erzählt, was passiert ist."
Snape schenkte ihm einen flackernden Blick. "Passiert?" fragte er ungehalten.
"Dass er versucht hat sich an dich ran zu machen", erläuterte Lupin geduldig.
Damit hatte Snape zwar nicht gerechnet, aber im Grunde war es ihm gleichgültig.
"Hat er also doch sein Gewissen erleichtert. Interessant. Werden Sie ihm verzeihen, Lupin?" fragte er spöttisch.
"Natürlich. Im Grunde genommen ist ja nichts passiert", erwiderte Lupin gelassen.
Snape musterte Lupin kühl. "Ich fürchte, ich an Ihrer Stelle hätte ihn umgebracht", entgegnete er dann ätzend.
Lupin lachte leise.
"Nur weil Sirius in einem Anfall geistiger Verwirrung versucht hat, bei dir zu landen?" bemerkte er unbekümmert, was Snape fast rasend machte. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so aufreizend ruhig, fröhlich und verständnisvoll sein!
"Ein verständnisvoller Werwolf - wer hätte das gedacht", sagte er bissig. "Aber ich nehme an, Sie haben selbst einige andere Bekanntschaften gemacht - immerhin stand Black ja nicht zur Verfügung, während er in Askaban einsass."
Lupin zuckte mit keiner Wimper. "Nein, da muss ich dich enttäuschen. Es hat immer nur Sirius für mich gegeben", erklärte er freimütig.
Als Snape darauf nichts erwiderte, sondern sich abrupt abwandte und weiter seinen Koffer packte, fragte sich Lupin, ob er ihm mit seiner Offenheit vielleicht zu nahe getreten war. Er bedauerte, dass der Umgang mit Snape immer so schwierig war und dass jede ihrer Unterhaltungen in Streit ausarteten.
"Es ist trotzdem Schade, dass du jetzt schon gehst", sagte er behutsam. "Ich hatte geglaubt, wir hätten doch noch einen Weg finden können um Freunde zu werden."
Snape schloss seinen Koffer und sah auf.
"Freunde?" Er zog eine Augenbraue in die Höhe, doch seine Stimme war zum ersten Mal ohne Spott und Lupin schöpfte Hoffnung. Vielleicht gelang es ihm doch noch diesen Eispanzer zu durchbrechen, der Snape immer zu umgeben schien.
"Ja", sagte Lupin schlicht und sah Snape offen an.
Snape erwiderte den Blick, er schien etwas sagen zu wollen, doch dann besann er sich offensichtlich eines anderen.
"Das hätte nicht funktioniert", sagte er schliesslich, doch Lupin war sich sicher, dass Snape zuerst etwas ganz Anderes hatte sagen wollen.
"Warum?" insistierte Lupin deshalb hartnäckig.
"Weil...", doch dann unterbrach Snape sich selbst. "Es hätte nicht funktioniert", wiederholte er heftig.
"Aber..." begann Lupin zu widersprechen, als Snape sich ruckartig abwandte. Lupin konnte sehen, wie sich seine Hand krampfhaft um seinen Unterarm schloss und er verstummte bestürzt.

"Es ist bald wieder soweit, nicht wahr?" fragte er vorsichtig, als Snape sich wieder gefangen hatte.
"Ja", antwortete Snape düster.
"Ich wünschte, ich könnte dir helfen", sagte Lupin impulsiv und legte seine Hand auf Snapes Unterarm.
Snape erstarrte und Lupin befürchtete einen schwerwiegenden Fehler begangen zu haben. Doch nichts geschah. Weder machte Snape eine boshafte Bemerkung, noch schüttelte er Lupins Hand ab.
Nach einigen Sekunden blinzelte Snape angestrengt.
"Lass es sein, Remus", erwiderte er matt. "Ich brauche dein Mitleid nicht."
Langsam und widerstrebend zog Lupin seine Hand zurück. Was ging hier vor? Und warum hatte Snape ihn jetzt zum ersten Mal bei seinem Vornamen genannt?
Snapes Gesichtszüge waren so unbewegt wie immer, doch in seinen Augen war ein neuer Ausdruck, den Lupin nicht zu deuten vermochte.
"Wenn es irgend etwas gibt, was ich für dich tun kann..."
Snape schien in tief in Gedanken versunken zu sein. "Es hat einmal eine Zeit in meinem Leben gegeben, da...", murmelte er halblaut.
"Was?"
"Ach, nichts", wiegelte Snape ab.
"Was?!"
"Das wirst du nicht hören wollen."
"Wie kannst du dir das so sicher sein?"
"Manche Dinge bleiben besser unausgesprochen."
Für einen Moment schwiegen beide.
"Ich kann dich so nicht gehen lassen, Severus", sagte Lupin leise.
"Ach ja? Und warum nicht?" Snape musterte ihn abschätzig.
"Weil du mir nicht gleichgültig bist", antwortete Lupin sanft.
Snape atmete tief ein und aus. Dann griff er nach seinem Koffer.
"Das bilden Sie sich ein, Lupin", sagte er schroff.
Lupin seufzte bekümmert. Der Moment war vorüber.
Snape griff in seinen Umhang und zog einen Beutel heraus, in dem Münzen klimperten. Er hielt ihn Lupin hin.
"Für die Auslagen, die Ihnen durch meine Anwesenheit entstanden sind."
Lupin sah ihn gekränkt an. "Damit beleidigst du mich, Severus."
"Nimm es!" herrschte Snape ihn ungeduldig an. "Immerhin bist du hauptsächlich wegen meiner Indiskretion ohne geregeltes Einkommen und ich weiss, dass Blacks Konten bei Gringotts mittlerweile gesperrt wurden."
Lupin nahm den Beutel widerstrebend entgegen.
"Danke. Aber das hättest du nicht tun müssen."
"Danken Sie mir nicht", sagte Snape kalt. "Leben Sie wohl, Lupin."
Bevor Lupin noch etwas erwidern konnte, war er desappariert.

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Kaum war Snape verschwunden, hastete Lupin aufgewühlt und verstört die Treppe hinunter.
Black sah ihn fragend an. "Ist er weg?"
"Ja - was ist hier noch passiert?" bestürmte Lupin Black übergangslos.
"Wieso - ich habe dir doch schon alles erzählt", behauptete Black, doch Lupin entging nicht das nervöse Flackern seiner Augen.
"Ich denke nicht", stellte Lupin unmissverständlich fest.
Blacks Mund bekam einen störrischen Zug. "Hier ist sonst gar nichts mehr passiert."
Lupins Augen blitzten. "Das glaube ich nicht! Es muss noch etwas gewesen sein. Severus hat sich nicht so verhalten wie sonst und ich will endlich wissen..."
"Das wirst du nicht wissen wollen!"
"Jetzt fang du nicht auch noch damit an, mir vorzuschreiben, was ich wissen will und was nicht! Ich bin kein kleines Kind mehr!" schimpfte Lupin lautstark.
"Also gut, du hast es so gewollt!" rief Black genervt. "Ich habe in dieser Nacht schlecht geschlafen und bin immer wieder aufgewacht. Kurz vor Sonnenaufgang war ich wieder wach und da habe ich aus Snapes Zimmer etwas gehört."
"Was?"
"Er hat im Schlaf gesprochen."
"Was hat er gesagt?" Lupins Stimme war drohend geworden.
"Das konnte ich nicht verstehen", antwortete Black ausweichend.
"Was hat er gesagt!" wiederholte Lupin aufgebracht.
"Deinen Namen! Er hat ‚Remus' gerufen und nicht nur einmal!" brach es aus Black heraus. Mit einer gewissen wilden Befriedigung registrierte er, dass Lupin im ersten Moment betroffen zurückwich. "Siehst du, ich wusste, dass du das nicht hören willst."


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Kapitel 6 - Teil 2 - and a rock feels no pain


Zwei Stunden nach seinem Eintreffen in Hogwarts hatte Snape Dumbledore in seinem Büro aufgesucht.
"Ich hoffe, Sie haben die Verschnaufpause genutzt und sich gut erholt?" fragte Dumbledore.
Ein grimmiger Ausdruck trat in Snapes Augen. "Black und der Werwolf in Harmonie vereint - es war eher enervierend", lautete seine Antwort in der Spott, Langeweile und noch etwas Anderes mitschwang.
"Tut mir leid, das zu hören", erwiderte Dumbledore gleichmütig. "Hat Sirius immer noch diese kleine Tätowierung an der Hüfte? Was war es noch gleich... ein Pferd?"
"Ein Wolfskopf", antwortete Snape geistesabwesend, bevor ihm klar wurde, was er da gerade gesagt hatte. Sein misstrauischer Blick glitt vorsichtig über den Schulleiter. Doch dieser erwiderte den Blick ruhig und ohne das kleinste Zwinkern.
Snape erhob sich aus seinem Sessel und ging in Gedanken versunken unruhig in dem Raum hin und her. Unbewusst rieb er sich dabei den Unterarm.
"Das Mal?" fragte Dumbledore besorgt.
"Ja, es ist bald wieder soweit", erwiderte Snape, ohne ihn anzusehen. Dann schien er sich einen Ruck zu geben und ging auf Dumbledores Schreibtisch zu.
Aus den Falten seiner Robe zog er einen versiegelten Umschlag, den er dem Schulleiter reichte.
"Was ist das?" fragte Dumbledore, während er den Umschlag zwischen seinen Händen hin und her drehte. Er trug keine Adresse oder Absender, nur das Siegel.
"Es ist ein Brief", erwiderte Snape emotionslos. "Falls mir etwas zustösst geben Sie ihn bitte Rem... - Lupin", ergänzte er mit starrem Gesichtsausdruck, nur seine Augen verrieten seinen inneren Aufruhr und die Überwindung, die es ihn kostete.
Dumbledore nickte. "Das wird nicht nötig sein." Eine Bewegung mit seinem Zauberstab und der Brief ging in Flammen auf.
Snapes Mundwinkel zuckten kurz und ein melancholischer Ausdruck glitt über sein Gesicht.
"Sie werden ihn wiedersehen, Severus. Da bin ich mir sicher."
"Vielleicht will ich das gar nicht", erwiderte Snape dumpf und verliess den Raum.



ENDE
(Schluss aus und basta!)

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Tja, was hat nun in diesem Brief gestanden? Das bleibt der Fantasie jedes Einzelnen überlassen. Ich wage es nicht, darüber Vermutungen anzustellen, denn wer weiss schon, was in einem Severus Snape tatsächlich vorgeht...

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Anmerkung 1: wen's interessiert... im nächsten Kapitel kommt noch der Versuch einer Erklärung der Autorin... also von mir *kicher*
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Anmerkung 2:
Na, habt Ihr's alle erraten?

Teil 1 war aus "Bohemian Rhapsody" von Queen - für mich "die" Band der 80er (ja, damit habe ich mich endgültig geoutet - die 80er, das war *mein* Jahrzehnt - *seufz* damals war ich noch jung und... naja - ist ja auch egal - auf jeden Fall: Ich bin ein Zeitzeuge der 80er und ich fand sie toll!)

Teil 2 war aus "I am a rock, I am an island" von Simon und Garfunkel der in diesem Moment im Radio kam, als ich hier sass und mir den Kopf über Snape zerbrach. Dann die plötzliche Erkenntnis: mein Gott, das passt ja wie die Faust aufs Auge! Ihr glaubt mir nicht? Dann überzeugt euch selbst.

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I am a rock, I am an island

A winter's day
In a deep and dark December;
I am alone,
Gazing from my window to the streets below
On a freshly fallen silent shroud of snow.
I am a rock,
I am an island.

I've built walls,
A fortress deep and mighty,
That none may penetrate.
I have no need of friendship; friendship causes pain.
It's laughter and it's loving I disdain.
I am a rock,
I am an island.

Don't talk of love,
Well I've heard the word before;
It's sleeping in my memory.
I won't disturb the slumber of feelings that have died.
If I never loved I never would have cried.
I am a rock,
I am an island.

I have my books
And my poetry to protect me;
I am shielded in my armor,
Hiding in my room, safe within my womb.
I touch no one and no one touches me.
I am a rock,
I am an island.

And a rock feels no pain;
And an island never cries.

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Bohemian Rhapsody

Is this the real life?
Is this just fantasy?
Caught in a landslide
No escape from reality
Open your eyes
Look up to the skies and see
I'm just a poor boy, I need no sympathy
Because I'm easy come, easy go
A little high, little low
Anyway the wind blows, doesn't really matter to me, to me

Mama, just killed a man
Put a gun against his head
Pulled my trigger, now he's dead
Mama, life had just begun
But now I've gone and thrown it all away
Mama, ooo
Didn't mean to make you cry
If I'm not back again this time tomorrow
Carry on, carry on, as if nothing really matters

Too late, my time has come
Sends shivers down my spine
Body's aching all the time
Goodbye everybody - I've got to go
Gotta leave you all behind and face the truth
Mama, ooo - (anyway the wind blows)
I don't want to die
I sometimes wish I'd never been born at all

I see a little silhouetto of a man
Scaramouch, scaramouch will you do the fandango
Thunderbolt and lightning - very very frightening me
Gallileo, Gallileo,
Gallileo, Gallileo,
Gallileo Figaro - magnifico

But I'm just a poor boy and nobody loves me
He's just a poor boy from a poor family
Spare him his life from this monstrosity
Easy come easy go - will you let me go
Bismillah! No - we will not let you go - let him go
Bismillah! We will not let you go - let him go
Bismillah! We will not let you go - let me go
Will not let you go - let me go (never)
Never let you go - let me go
Never let me go - ooo
No, no, no, no, no, no, no -
Oh mama mia, mama mia, mama mia let me go
Beelzebub has a devil put aside for me
for me
for me

So you think you can stone me and spit in my eye
So you think you can love me and leave me to die
Oh baby - can't do this to me baby
Just gotta get out - just gotta get right outta here

Ooh yeah, ooh yeah
Nothing really matters
Anyone can see
Nothing really matters - nothing really matters to me

Anyway the wind blows...