Teil 3 Der Übertritt war kurz und schmerzhaft. Von einem Lidschlag zum nächsten fand sich Usagi im Gewölbe des Magierkönigs wieder. Mamoru stand nur wenige Schritte von ihr entfernt, er zitterte wie sie am ganzen Körper. Seine Großtante Manako und sein Großonkel Tsutomi knieten gleich daneben. Das gelbliche Licht der Höhle spiegelte sich in ihren furchterfüllten Augen und ihre Gesichter glichen bleichen Masken.

"Bist du in Ordnung, Mamoru?", fragte Usagi.

"Ich habe mich schon besser gefühlt", antwortete er mit einem schiefen Lächeln. Er machte ein paar Schritte auf sie zu und nahm ihre Hände. "Du hättest mir nicht folgen sollen. Wer weiß, was uns hier erwartet."

"Wie könnte ich dich je allein lassen?", fragte Usagi mit bebender Stimme, einen neuen Funken Hoffnung in den Augen. Machte er sich noch immer etwas aus ihr? Trotz Yuri?

Mittlerweile erholten sich Manako und Tsutomi von ihrem Schreck. Sie standen auf und brachten ihre Kleidung in Ordnung.

"Wo sind wir hier gelandet? Und wer hatte die Frechheit, uns auf diese Weise zu entführen!", verlangte der Onkel mit barscher Stimme zu wissen.

"Ah, Chemaron, du warst schon immer ziemlich zäh im Nehmen", sagte eine heisere Stimme. Das dämmrige Licht wurde heller und heller und sie konnten den Rest des Gewölbes sehen. Der Magierkönig stand, umgeben von den fünf Atem des Todes am anderen Ende und musterte die vier mit tückischem Blick. "Willkommen in meinem bescheidenen Heim."

Mamoru ließ Usagis Hand los und stellte sich schützend vor sie. Tsutomi zuckte bei dem Namen Chemaron nicht einmal zusammen. "Das muss ein Irrtum sein", sagte er ungehalten. "Wir sind Tsutomi, Manako und Mamoru Chiba. Wir stammen aus einer sehr einflussreichen Familie. Wenn Sie uns nicht unverzüglich wieder zurück bringen, wird es böse Folgen für sie haben."

Der Magierkönig lachte nur. "Dir ist wirklich keine Erinnerung gelieben, alter Feind. Die Tage als du wirklich Einfluss hattest, sind lange vorrüber. Das was du heute bist, ist ein jämmerlicher Schatten dessen, was du einst warst. Es wäre so leicht, dich gleich hier auf der Stelle zu vernichten, aber es wäre ein leerer Sieg. Erst musst du dich erinnern..." Er nahm einen der grauen Steine, die neben ihm auf dem zerfurchten Tisch lagen, hielt ihn hoch und murmelte ein paar beschwörende Silben. Sogleich verwandelte sich der Stein eine Kugel aus grellem, grünem Licht. "Nimm das!" rief Geddhan und warf das Licht auf Tsutomi. Manako schrie auf und riss ihren Mann zur Seite. Dadurch geriet sie ebenfalls in die Bahn der Kugel, die genau zischen ihnen in tausend grüne Funken explodierte. Beide, Manako und Tsutomi wurden von den Funken umschlossen und eine seltsame Wandlung ging in ihnen vor. Mamorus Großonkel bekam längeres Haar und auf seiner Strirn erschien das Symbol der Erde umgeben von zwei Flammen, statt seines Kimonos trug er ein dunkelblaues Gewand und einen weiten, schwarzen Umhang, beides mit rätselhaften, schimmernden Zeichen bedeckt. Manako schien jünger zu werden und ihr schwarzes Haar fiel offen herab, auf ihrer Stirn tauchte ein Mondsymbol auf, allerdings nur in Umrissen, gekrönt von einer sternförmigen Blüte. Ihr Kimono verschwand und machte einem langen, silbergrauen Kleid Platz. Überall waren kleine, goldene Sternblumen aufgedruckt.

"Wen haben wir denn da?", grinste Geddhan. "Arenia, die Hofdame der Mondkönigin höchstselbst. Hahaha! Was für eine nette Draufgabe. Es ist schon seltsam, dass sich die selben Paare über mehrere Leben hinweg immer wieder finden." Daraufhin klatschte er in die Hände und die grünen Funken erloschen. Gleichzeitig wurden die beiden wieder zu normalen Menschen.

"Jetzt weißt du, wer du gewesen bist und du erkennst mich sicher wieder, oder?", fragte Geddhan hinterhältig.

Tsutomi blickte ihn eiskalt an. "Wer könnte je Abschaum wie dich vergessen, Geddhan. Hat dich nicht deine eigene Tochter Beryl in den Ewigen Schlaf geschickt?"

Die beiden funkelten sich an. Niemand achtete sonderlich auf Usagi und Mamoru, die bei Tsutomis letztem Satz sehr blass geworden waren.

"Ich wünschte, ich könnte mich verwandeln", hauchte Usagi.

"Ich auch, aber wir dürfen uns nicht verraten. So viele Trümpfe besitzen wir nicht", flüsterte Mamoru grimmig. Er hatte eine Hand unter seine Jacke gesteckt um die magische Rose jederzeit ergreifen zu können.

"Wo ist der Ring der Tore?", fragte Geddhan seinen alten Feind.

"Das würdest du wohl gern wissen, wie?", knurrte Tsutomi. "Ich habe ihn zerstört."

"Das kannst du jemand anderem vielleicht weis machen, aber nicht mir. Meine Verbündeten sind ihm auf der Spur. Er existiert noch immer und bis vor kurzem war er in deinem Besitz. Wo ist er jetzt?"

"Rate!"

"Das", sagte Geddhan mit einem fiesen Lächeln, "habe ich nicht nötig. Zu gut weiß ich noch, wo schon immer dein Schwachpunkt war, Chemaron!"

Er winkte den fünf Atem des Todes und sie griffen sich Manako. Mamorus Großtante wehrte sich verbissen, aber gegen die dunklen Kräfte der fünf Atem des Todes kam sie nicht an. Fesseln aus grünlich schimmerndem Metall legten sich um ihre Hände und Beine. Der fünfte Atem des Todes hielt plötzlich eine Peitsche aus grüner Energie in der Hand. Er schlug ein einziges Mal damit zu und Manako schrie vor Schmerzen.

"Halt!", rief Tsutomi und machte Anstalten, sich auf alle fünf Atem des Todes zu stürzen. "Lasst sie sofort los, oder ihr werdet es bereuen!"

"Ach ja?", Geddhan lachte gackernd. "Die Zeit als du ein mächtiger Zauberer warst, sind längst vorrüber. Ich habe dir zwar die Erinnerung an dein altes Ich wiedergegeben aber nicht die Macht Chemarons. Außerdem hast du nur einen Bruchteil des Wissens zurück erhalten, das du einst besessen hast. Es gibt so vieles, was ich weiß und du niemals erfahren wirst..." Schlagartig hörte Geddhan auf zu lachen. "Du kannst wählen. Entweder siehst du zu, wie deine Frau leidet oder du verrätst mir, wo der Ring der Tore geblieben ist, entscheide dich!"

Große Schweißtropfen rannen über Tsutomis Gesicht. Er starrte zu Manako hinüber, die halb bewusstlos auf dem Boden lag. Der fünfte Atem des Todes hob erneut die Peitsche.

Usagi fasste nach ihrer Brosche. Mamorus Hand schloss sich um die Rose.

"Nein!" Tsutomi senkte den Kopf. "Ich sage es dir." Er drehte sich zu Mamoru und Usagi um. "Das Mädchen dort hat ihn. Manako hat ihn ihr gegeben."

"Wie leichtsinnig!" Geddhan rieb sich die Hände. Er winkte den fünf Atem des Todes und sie gaben Manako frei. Statt dessen umringten sie Usagi und Mamoru. Die beiden kamen nicht dazu, sich zu verwandeln. Zwei der Atem des Todes hielten Mamoru fest, die anderen packten Usagi und schleppten sie zu Geddhan.

"So, kleines Mädchen. Du willst sicher nicht so leiden wie Arenia. Also sei brav und gib mir den Ring, den du von ihr bekommen hast."

Usagi drehte den Kopf und sah zu Mamoru, der sich in der Umklammerung der beiden Rauchgestalten wand.

"Erst müssen sie Mamoru loslassen!"

"So, du stellst Bedingungen. Das ist aber gar nicht klug von dir." Er packte sie mit seinen Klauenhänden und schüttelte sie. Dabei rutschte die Kette, an welcher der gelbe Diamant hing, aus ihrem Kimono. Geddhan grinste zufrieden. Ein Ruck und die Kette lag in seiner Hand.

Die Atem des Todes schleuderten Usagi und Mamoru zurück in den hinteren Teil des Gewölbes. Sie trieben den Manako und Tsutomi ebenfalls dorthin. Während dessen bereitete Geddhan seinen letzten großen Zauber vor. Er legte alle anderen grauen Steine zu einem Kreis auf den Boden. Auf seine Worte hin, glühten sie düsterrot auf.

"Ein Schritt noch", sagte er und warf Tsutomi einen triumphierenden Blick zu, "ein Schritt noch und die Herrscherin Clonith betritt diese Realität. Dann wird sich ihr die ganze Welt unterwerfen und ich werde an ihrer Seite regieren, nicht nur über ein Reich, eine Welt, ein System, nein über den ganzen Kosmos. Sieh her, dies ist mein endgültiger Sieg!"

Er hob den Ring genau über den Kreis und murmelte noch mehr rätselhafte, finstere Formeln. Doch ehe er seinen Zauber beenden konnte, gab es einen dumpfen Knall und ein Tor öffnete sich genau dort, wo Usagi und die anderen in das Gewölbe gekommen waren. Aus dem schwarzen Loch sprangen die Sailorkrieger, zum Kampf bereit. "Usagi, Mamoru!", rief Rei. "Geht es euch gut?"

"Kümmert euch lieber um diese fünf Rauchmonster und ihren Meister!", rief Mamoru. "Er hat irgend etwas Furchtbares vor!"

"Haltet mir diese Eindringlinge vom Leib!" fauchte Geddhan. Die fünf Atem des Todes schossen auf die Senshi zu, doch diese waren gewarnt.

"Neptun flieg und und sieg!" Sailorneptun schleuderte ihren Wasserball und spülte den dunkelroten Atem des Todes an die Wand.

"Feuerringe fliegt und siegt!" Die brenneden Mandalas gaben ihm den Rest. Mit einem ekelhaften Geräusch schmolz er wie Schnee in der Sonne.

Jupiter und Venus erledigten zusammen seinen grauen Kumpanen, Merkur und Uranus vernichteten den schwefelgeblen Atem des Todes. Blieben immer noch zwei. Diese erwiesen sich als äußerst flink und zäh. Der schlammbraune Atem des Todes warf Netze aus Energie, in denen sich Uranus, Neptun und Venus fingen. Der schwarze Atem des Todes fesselte Mars, Jupiter und Merkur mit grün glühenden Ringen an die Wand.

"Jetzt werdet ihr dafür bezahlen, dass ihr drei meiner Verbündeten vernichtet habt!", tobte der Magierkönig und befahl: " Los, Diener Cloniths vernichtet sie!"

"Niemals!" Usagi vergaß ihre Schmerzen und Blessuren. Sie riss die Brosche von ihrer Masche und vor den Augen aller verwandelte sie sich in Sailormoon.

"Wer bist du denn?", lachte Geddhan. "Noch ein kleines Mädchen, dass sich einbildet, die Welt retten zu können?"

"Ich bin Sailormoon!", sagte sie und stellte sich in Pose. "Im Namen des Mondes werde ich dich bestrafen."

"Da fürchte ich mich aber", grinste Geddhan.

"Das solltest du auch!", sagte Mamoru. Er zückte seine Rose und verwandelte sich in Tuxedo Mask.

"Das glaube ich nicht!", hauchte Manako. Tsutomis Blicke zuckten gehetzt zwischen Sailormoon und Tuxedo Mask hin und her.

Die beiden Atem des Todes zögerten nicht lange. Es galt, die neuen Störenfriede auszuschalten. Doch ehe der schlammbraune Diener Cloniths Tuxedo Mask in einem Netz fangen konnte, warf dieser seine Zauberrose und sie traf das Rauchmonster genau zwischen die Augen. Röchelnd löste sich seine Gestalt auf.

Der schwarze Atem des Todes war geschickter. Er duckte sich und schleuderte seine Ringe.

"Pass auf Tuxedo Mask!", rief Sailormoon, doch es war zu spät. Die Ringe erwischten Tuxedo Mask an den Händen und im Nu war er ebenso hilflos wie die anderen Senshi.

Geddhan nickte zufrieden. Er murmelte ein Wort und schwarze Funken tanzten über die Ringe und die Netze. Die Senshi schrien gequält auf und Tuxedo Mask stöhnte.

"Hör damit auf!", schrie Sailormoon.Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie packte ihren Mondstab, doch der schwarze Atem des Todes lachte.

"Gleich habe ich auch dich!" Seine grünen Energieringe zischten auf Sailormoon zu. In letzter Sekunde tauchte sie unter ihnen hindurch.

"Gib auf!", rief Geddhan. "Du hast keine Chance!"

"Niemals!" Sie wirbelte ihren Mondstab und rief: "Macht der Liebe, flieg und sieg!" Ihr Mondstab sandte dem letzten Atem des Todes ein riesengroßes Herz entgegen. Es schmetterte ihn an die nächste Wand, wo er mit einem Zischen dahinschmolz.

"Geschafft", atmete Sailormoon auf, als die Netze und Ringe verschwanden und die Sailorkrieger wieder frei waren.

"Sei dir nicht so sicher", sagte Uranus. Sie wies auf Geddhan, der in aller Hast, sein Ritual beendete und den Ring der Tore in den Kreis der glühenden Steine fallen ließ. Sogleich stieg von jedem Stein ein strahl schwarzroter Energie empor, die Strahlen verschmolzen zu einem Strom und aus diesem Strom heraus schälten sich die Umrisse eines neuen Schattenmonsters, dreimal so groß wie die Atem des Todes. Mars fuhr schaudernd zurück, als sie die ungeheure Macht dieses finsteren Wesens fühlte.

Merkur befragte ihren Computer und wurde kreidebleich. "Das ist die mit Metallia verwandte Energie, die hinter allem steht", flüsterte sie und man konnte ihr Entsetzen spüren. "Sie ist unglaublich stark! Stärker als es Metallia jemals war."

"Aber ihr habt Metallia besiegt", sagte Uranus, "also werdet ihr mit uns zusammen auch diese Clonith bezwingen."

Merkur sah sie ernst an. Ihre Augen waren sehr dunkel und ihre Stimme klang ungewöhnlich rau: "Ihr wart nicht dabei, es hat uns allen das Leben gekostet, selbst Sailormoon."

"Dieses Mal", sagte Sailormoon, "weiß ich was zu tun ist, ohne dass ihr euch vorher opfert. Geht zur Seite." Sie legte die Hände um ihre Brosche und der Silberkristall strahlte auf.

"Nein!" Tuxedo Mask packte sie an der Schulter. "Es muss einen anderen Weg geben."

Merkur fing seinen verzweifelten Blick auf und blickte grimmig auf ihren Computer. Hastig tippte sie ein paar neue Befehle ein, schüttelte den Kopf und wiederholte ihre Berechnung.

Während dessen trat Geddhan stolz vor Clonith. "Ich heiße euch in dieser Welt willkommen, Ewig Finstere. Gewährt mir die Gunst Eure Macht zu teilen, da ich euch gerufen habe."

"Jämmerlicher Sterblicher", zischte Clonith und es klang als spräche sie mit vielen zischenden Stimmen zugleich, "was Clonith in Besitz nimmt, das teilt sie mit niemandem."

Geddhans eitles Grinsen erlosch. "Ohne mich wärt Ihr nie hierher gelangt. Die Atem des Todes haben mir versprochen..."

"Die Atem des Todes sind geringe Diener, die nur sagen, was ich ihnen auftrage. Wo sind sie jetzt?"

"Ausgelöscht durch die Macht der Sailorkrieger. Ich verlange, dass du sie dafür bestrafst, und dann will ich meine Belohnung!"

"Deinen ersten Wunsch werde ich dir erfüllen, da niemand ungestraft meine Werkzeuge vernichtet. Und hier ist deine Belohnung!" Sie packte Geddhan mit einer ihrer mächtigen Hände und hob ihn empor, bis vor ihr hässliches Gesicht. Dann hauchte sie ihn an, der schwarzrote Atem hüllte ihn ein und er schrie gequält auf.

Die Sailorkrieger warfen einander hilflose Blicke zu. Der Schweiß stand ihnen auf der Stirn. Wenn Cloniths Atem allein schon so stark war, wie sollten sie mit ihr fertig werden.

"Ich muss es einfach tun", sagte Sailormoon halb zu sich, halb zu Tuxedo Mask. Sie sammelte ihre Kräfte und trat vor die anderen Senshi.

"Warte noch!" Merkur war gerade mit ihren Berechnungen fertig. "Cloniths einziger Schwachpunkt liegt darin, dass sie immer noch mitten im Tor zu ihrer Dimension steht. Wenn es uns gelingt, diesen Energiestrom zu durchdringen und den Ring der Tore zu zerstören, haben wir eine Chance."

"Dann versuch ich es als erste", sagte Uranus und ein goldener Energieball entstand in ihrer Hand.

"Nicht so",Merkur wischte sich den Schweiß ab. "Wir müssen all unsere Kräfte vereinen, eine von uns muss diese Kräfte in sich bündeln und mit ihrer Waffe auf den Ring los lassen. Nur so ist der Angriff stark genug."

"Das mache ich", sagte Sailormoon. "Ich werde die vereinigte Macht im Mondstein sammeln."

"Es ist nicht ungefährlich", mahnte Merkur.

"Haben wir eine andere Chance?" fragte Sailormoon ruhig.

Merkur schüttelte den Kopf.

"Dann los." Aus ihrer Stimme sprach soviel Autorität, dass die anderen nur nickten.

"Wir anderen werden Clonith nachher ablenken, sodass du in Ruhe werfen kannst", sagte Venus, während sie einen Ring um Sailormoon bildeten und sich an den Händen nahmen.

Mittlerweile hatte Clonith genug mit Geddhan gespielt. Sie hauchte ihn noch einmal an. Sein Geschrei verstummte kurz darauf und er bewegte sich nicht mehr. Clonith ließ den leblosen Körper zu Boden plumpsen und wandte ihren glühenden Blick voll albsoluter Bosheit den Sailorkriegern zu.

Diese riefen die Macht ihrer Planteten an, ihre Auren glühten und das Licht strömte auf Sailormoon über. Deren Aura begann in allen Senshifarben zu strahlen. Sie nahm das Diadem ab und zwang die vereinigte Energie in den leuchtenden Diskus bis er wie ein Stück Regenbogen schimmerte.

Daraufhin verteilten sich die Senshi und jede sandte eine Attacke. Tuxedo Maks warf einen ganzen Arm voll magischer Rose, doch egal ob Seifenblasen, Donnerschlag oder Wasserstrahl, Clonith wehrte sie spielend ab und lachte dabei zischend.

Sie achtete nicht auf Sailormoon, die sich in aller Ruhe auf den winzigen gelben Fleck konzentrierte, der hie und da durch den Energiestrom des Tores schimmerte. Sailormoon sammelte all ihre Kraft, legte auch ein bisschen von der des Silberkristalls dazu und purpurnes Licht hüllte den Mondstein zusätzlich ein. Dann erst zielte sie, holte aus und warf. "Mondstein, flieg und sieg!" Knapp über dem Boden sauste der Diskus dahin, als Clonith ihn bemerkte, war es für sie zu spät. Er durchschnitt den Energiestrom des Tores und traf den Ring mit voller Wucht. Der magische gelbe Diamant explodierte in einem Funkeregen. Sogleich erlosch ein roter Stein nach dem anderen. Clonith, gefangen zwischen den Dimensionen konnte weder vor noch zurück. Als der letzte der Steine sein Licht verlor schmolz sie dahin. Die Steine selbst zerfielen zu Staub, genauso wie Geddhans sterbliche Überreste.

"Wir haben gewonnen!", jubelte Venus.

"Ich danke euch", sagte Sailormoon schwach und brach zusammen.

"Sailormoon!" Tuxedo Mask konnte sie gerade noch auffangen. Ihr Gesicht war sehr blass und ihre Hände eiskalt.

Merkur eilte an ihre Seite und fühlte den Puls. "Er ist kaum zu spüren. Es war doch zuviel für sie."

Kalte Angst packte Tuxedo Mask. Er drückte sie an sich und murmelte: "Sei stark, Sailormoon. Du darfst mich nicht verlassen. Wir wollen doch eines Tages heiraten!"

"Und was wird aus Yuri!", fragte sein Großonkel laut. "Willst du dieses halbe Kind, dem die angemesene Erziehung und Herkunft fehlt, wirklich heiraten, nur weil ihr beide ein zweites Leben in albernen Kostümen führt? Ich weiß, dass sie uns gerettet hat und sehr tapfer war, aber es ist immer noch dasselbe Mädchen."

"Genau deshalb will ich sie", sagte Tuxed Mask. In seinen feuchten Augen brannten Angst und Zorn. "Yuri ist ein tolles Mädchen, aber sie wollte mich nur aus demselben Grund heiraten, aus dem ich mich mit ihr getroffen habe, aus Pflichtgefühl. Alles was wir einander zu geben haben, sind Sympathie und Respekt. Glaubt ihr wirklich, das genügt mir? Nicht nachdem ich eine Liebe gefunden habe, die mich nie im Stich lässt, die alles für mich opfert und sei es das eigene Leben, eine Liebe, die stark genug mir in den finstersten Abgrund zu folgen."

In seinen Armen erwachte Sailormoon. "Träume ich, oder liebst du mich noch immer, Mamoru?", flüsterte sie schwach.

"Ich werde nie aufhören, dich zu lieben, Usagi." Er küsste sie sanft, dann sah er seinem Onkel fest in die Augen. "Ihr könnt mich enterben, aus eurer noblen Familie verstoßen und es ist mir egal. Ich habe Usagi und wenn sie mich ansieht, fühle ich mich als wäre ich zehn Meter groß und trüge eine weiße Rüstung, als könnte ich die Welt mit einem Finger aus den Angeln heben. Eines Tages werde ich sie heiraten, sie und keine andere!"

"Aber Mamoru!", seine Tante schüttelte den Kopf. "Selbst in unserem früheren Leben haben Tsutomi und ich höchste Ränge eingenommen. Wir sind etwas Besonders. Dieses Mädchen steht weit unter uns, beschäme uns nicht!"

"Genug!" Uranus kochte. Sie stellte sich zu Tuxedo Mask und half Sailormoon, aufzustehen. "Ihr bildet euch soviel auf etwas ein, was ihr früher einmal gewesen seid. Aber ihr habt längst nicht alle Erinnerungen zurück bekommen, sonst wüsstet ihr, wer wir sind."

Mars gesellte sich zu Uranus. "Wir sind die Sailorkrieger und wir haben auch einmal im Silberjahrtausend auf dem Mond gelebt."

Die anderen Sailorkrieger traten hinzu und gemeinsam bildeten sie einen Ring um Sailormoon.

"Hoheit", sagte Uranus. "Es ist Zeit, ihnen die Wahrheit zu offenbaren." Die stolze Kriegerin beugte ein Knie vor Sailormoon, senkte den Kopf und legte ihre rechte Faust aufs Herz. Der Stein auf ihrem Diadem funkelte. Die anderen Sailorkrierger folgten ihrem Beispiel und auch ihre Diademe leuchteten auf. Der Silberkristall spiegelte die Farben wieder und erstrahlte. In seinem Licht verwandlete sich Sailormoon in Serenity.

"Bei allen Göttern", hauchte Tsutomi, und neue Erinnerungen strömten bei diesem Anblick auf ihn ein. "Das Mädchen ist die Mondprinzessin gewesen."

"Falsch", sagte Mamoru. Er schloss die Augen, konzentrierte sich und verwandelte sich in Prinz Endymion. "Sie ist noch immer die Mondprinzessin. Wir und die Sailorkrieger haben unsere Macht mit in unser neues Leben genommen. Tsutomi Chiba, Chemaron", er benutzte den Namen absichtlich und sah seinen früheren Hofzauberer streng an, "denkst du wirklich, du hättest das Recht deinem Prinzen vorzuschreiben, für wen sein Herz schlägt? Ich liebe Serenity, Sailormoon, Usagi, genauso wie du Arenia, Manako liebst." Bei den letzten Worten wurde seine Stimme ein wenig sanfter.

Tsutomi und Manako blickten einander an. Auf den fragenden Blick seiner Frau hin grummelte Tsutomi etwas, wurde rot und sah zu Boden. Seine offensichtliche Verlegenheit war ihr Antwort genug. Ihre Augen blickten auf einmal sehr viel weicher und sie lächelte. Als sie Serenitys ernsten Blick bemerkte, wurde sie rot. "Verzeiht mir meine Einmischung, Prinzessin Serenity", sagte sie. "Aber ich konnte ja nicht wissen..." Auch Tsutomi murmelte eine Entschuldigung.

"Ihr wollet nur das beste für meinen Endymion", lächelte die Prinzessin. "Euch sei vergeben." Und sie verwandelte sich in Sailormoon zurück. Aus Endymion wurde wieder Tuxedo Mask.

"Wir brauchen den Sailortransport, um zurück zu kehren. Tuxedo Mask und euch beide nehmen wir in die Mitte", sagte Sailormoon und nickte ihren Kriegern zu. Sie fassten sich an den Händen, nahmen die drei Chibas in die Mitte und riefen ein letztes Mal ihre Kräfte an. Der Sailortransport funktionierte und sie fanden sich vor dem Tempel wieder.

Yuri und Yuuichirou kamen soeben wieder zu sich. Die anderen Senshi verschwanden rasch hinter den Büschen, Tuxedo Mask und Sailormoon verwandelten sich zurück in Usagi und Mamoru.

Mamoru half Yuri hoch, Usagi kümmerte sich um Yuuichirou.

"Wo sind die Monster?", fragte Yuri angsterfüllt.

"Was für Monster?", fragte Mamoru nach einem raschen, warnenden Blick in Richtung Tsutomi und Manako. "Du hattest nur einen Schwächeanfall, mehr nicht."

Yuri sah sich angestrengt um, doch sie konnte keine Spur des schwarzen Loches oder eines Monsters mehr entdecken. Auch Mamoru und seine Verwandten, die ja in dem Loch verschwunden waren, waren wieder da. Also hatte sie das alles wohl geträumt.

Usagi gab Yuuirchirou eine ähnliche Erklärung und half ihm in den Tempel, wo er seine Beule kühlen konnte.

"Ich habe mich für Usagi entschieden", sagte Mamoru kurz darauf zu Yuri. "Du wirst einem anderen Mann sicher eine wunderbare Frau sein, aber ich habe die Liebe meines Lebens schon gefunden. Tut mir leid."

"Liebe? Was hat Heirat mit Liebe zu tun?", fragte Yuri kopfschüttelnd. "Meine Familie steht über so albernen Gefühlen und ich dachte, deine auch."

"Da hast du dich geirrt." Mamoru lächelte Usagi zu, als diese wieder aus dem Tempel kam. Sie lächelte zurück und ihr Gesicht strahlte vor Glück.

"Dir ist wirklich nicht zu helfen", seufzte Yuri. "Liebe, ts!" Sie ging hoch erhobenen Hauptes vom Platz, als ihr ein junger Mann in abgerissenen Kleidern entgegen kam. Er hatte wirres, blondes Haar und tiefblaue Augen. "Hallo Yuuichirou!", rief er, "Wo steckst du, wir wollten doch ins Kino!" In diesem Moment stolperte Yuri und fiel dem jungen Mann genau in die Arme.

"Verzeihung, tut mir leid, bitte vergeben Sie", stammelte Yuri mit roten Wangen und wollte sich aus seinen Armen befreien, da blickte sie ihm in die Augen und erstarrte. Dem jungen Mann ging es nicht anders, er wurde ebenfalls rot und versank in Yuris Augen. Vergessen war Mamoru, vergessen war Yuuichirou.

"Möchtest du ein Glas Eistee mit mir trinken", flüsterte der junge Mann.

"Liebend gern", hauchte Yuri. Arm in Arm stiegen sie die Stufen hinab.

Tsutomi und Manako sahen ihnen verblüfft nach.

"Na ja", meinte Mamoru und zwinkerte den beiden zu, "dann müsst ihr euch zumindest keine Gedanken machen, was ihr Yuris Vater erzählen wollt."

Die beiden sahen sich an und lachten.

Ende