Schwerkraft und andere Nebensächlichkeiten

Nauri versuchte schon seit Jahren vergeblich, zu schweben. Immerhin, sie hatte was von Yodas Blut und war auch irgendwie mit ihm verwandt, über zig-tausend Ecken und Kanten, und trotzdem schaffte sie es bloß, daß ihr vor lauter Anstrengung die Ohren schlackerten. Wie immer war sie danach furchtbar traurig und setzte sich in eine Ecke und schlug sich den Wanst mit Süßigkeiten aus Coruscant voll. Anakin, oh, sorry, Darth Vader hatte schon von klein auf immer mit ihr gemeckert, weil sie so gerne naschte. Und darin sah er auch den Grund für ihre verzweifelten, aber immer in die Hose gehenden Versuche, zu schweben.
"Du bist ein fettes Schwein, so was kann nicht fliegen!" stellte er irgendwann ohne besonders viel Mitgefühl fest und brachte das kleine buntbedruckte Schweinchen zum Heulen.
"Danke, Meisterchen!" flennte sie und rieb sich mit ihren pummeligen Händchen die Augen.
"Nauri, ich sagte, du sollst das lassen!" grollte der Meister.
"Was lassen, Meisterchen?" fragte sie ganz unschuldig, die dicken Kullertränen immer noch auf den Wangen.
"Das Meisterchen!" schnaubte Darth Vader.
"Warum denn, Meisterchen?" fragte das Schwein.
"WEIL ES MICH IRRE MACHT!" brüllte er, und fiel auf den Boden, da ihm total die Luft ausgegangen war. Röchelnd und prustend griff er sich an seinen Hals, der ein kleines bißchen unter dem Helmansatz zu erfühlen war und versuchte, die Belüftungsschlitze auf Maximum zu stellen. Nauri beobachtete ihn ganz genau. Wie gern hätte sie auch mal an seinem Hals herumgefummelt, aber seit diese doofe Padmé oder wie immer sie sich auch nannte, diesen großen Einfluß auf ihren Chef hatte, durfte sie nachts nicht mal mehr mit in seinem oder auf seinem Bett schlafen. Eine Zeit lang hatte er sein Schweinchen auch immer links liegen gelassen, gottseidank war das nach der überstürzten Abreise dieser Pute wieder ganz anders geworden!!

„Verdammt, ich krieg den Helm nicht mehr ab!" gurgelte Darth Vader. „Hilf mir, du Schwein!"
Nauri watschelte zu ihm hinüber und begann, am Visier des Helm zu zerren. Die kurzen Schweinebeinchen in den Boden gleich bei den Schultern des Meisters gestemmt, und riß mit aller Kraft daran. Doch der Helm gab nicht nach. Nauri ließ los, als ihr Meisterchen anfing, heiser zu schreien. Als er mit der Hand nach hinten schlug, um sich vom starken Griff des Schweines zu befreien, traf er Nauri direkt auf den Hintern und gab ihr einen gewaltigen Schubs, so dass sie durch den Raum flog und vor den Füßen vom Alt-Ex-Kanzler Palpatine zum Anhalten kam.
„Ja was haben wir denn hier? Ist das wieder einer deiner misslungenen Flugversuche?" kicherte der runzelige Mann.
Nauri streckte ihm die Zunge raus und spielte beleidigte Leberwurst. Das konnte sie besonders gut, aber bei Palpatine war alle Müh vergebens. Er lachte sich immer halb scheckig, wenn er das Schwein beim Versuch zu fliegen beobachtete.
„Ey, du Sack, hilf mir gefälligst, diesen scheißengen Helm von meinem schon fast zerdrückten Kopf zu kriegen. Ich geh hier drunter gleich drauf." Darth Vader röchelte immer mehr. Wie hatte er sich eigentlich dazu überreden lassen, diese merkwürdige Verkleidung überhaupt anzuziehen? Er hatte gar nicht diskutiert, sein persönlicher Modeberater hatte wohl zu tief in die Prosecco-Flasche geguckt oder beim Sushi nicht mit der scharfen Sauce gegeizt.
„Wie soll ich das denn machen?" Der Ex-Kanzler tat ein bisschen dumm und hilflos.
„Hab ich eine Ahnung?" knurrte Darth. „Tu einfach was und hilf mir, irgendwie!!! TU WAS!" brüllte er und schnappte wieder verzweifelt nach Luft. Wäre der Helm schon abgewesen, hätte Darth Vader wie eine auf dem Trockenen schwimmende Flunder ausgesehen. Nauri konnte es sich richtig bildlich vorstellen und hätte es zu gern gesehen, und so gab sie dem Kanzler einen ermutigenden Schubs in Richtung Helm und Herr, und nun war es an Palpatine, sich etwas Konstruktives zu überlegen, um den Meister aus seiner misslichen Lage zu befreien.
„Halt mal still..." murmelte er, als er sich den verklemmten Helm etwas genauer ansah. Und er sah etwas, was die Rettung versprach. Mit einem geschickten Griff öffnete er zusätzliche Lüftungsschlitze und man konnte Darth Vader regelrecht erleichtert aufatmen hören. Das Luftholen nahm fast gar kein Ende. Mit einem wohligen Grunzen stieß der Meister die Luft wieder aus, was sich für die Außenstehenden eher nach dem Schlachtruf einer läufigen Straps-Kuh aus Tatooine an. Für nichts als für das Atmen hatte Darth Vader nun Interesse.

Palpatine war eigentlich nur gekommen, um ein bisschen über die Zustände im Imperium zu lamentieren und mit Darth Vader über weitere Schritte in Richtung Dunkle Seite zu diskutieren. Doch es war wieder einmal zu lustig, um einfach nur herumzustehen und auf die Aufmerksamkeit des behelmten Meisters zu warten. Das konnte manchmal ziemlich lange dauern, aber solange das Schwein da war, wurde es nie langweilig.
„Hopp, hopp. Warum versuchst du es nicht noch mal? Das mit dem Fliegen?" Palpatine wollte unbedingt lachen. Das Leben hier auf dem Todesstern war nicht immer besonders lustig, darum nutzte er sofort diese Chance, ein bisschen die ‚Sau-rauszulassen'.
Nauri allerdings wollte sich nicht völlig blamieren, und darum weigerte sie sich einfach. Palpatine ging auf die Knie und bettetle sogar, aber das Schwein blieb hart und versaute ihm somit die gute Laune.
„Nun ja, wenn Ihr es euch bald anders überlegt..." meinte er zu Darth Vader, der immer noch fleißig atmete, „dann komme ich einfach später noch einmal wieder."
„Tschüssie!" flötete Nauri und setzte ihren Dackel-Schweine-Blick auf, wobei sie mit den langen grünen Wimpern kräftig klapperte. Mit einem Satz zur eletronischen Schiebetür hinaus war der Ex-Kanzler verschwunden.

*To come: Vader und seine Atemübungen und warum das Schwein unbedingt fliegen will.