Flugangst und Fettsucht

"Und eins und zwei und eins und zwei...Hoch mit den Schweinehaxen!" bellte die blecherne Stimme des Online-Trainers des Todesstern-Fitnessstudios aus den Lautsprechern. Nauri hechelte und stolperte fast über ihre vor ihr herumschleifende Zunge.
"Ich kann nicht mehr!" heulte sie. Ihre Beine fühlten sich wie Gelee an und wie sie sich überhaupt noch auf dem Laufband halten konnte, erschien ihr mehr als wundersam. Wahrscheinlich lag es an dem Sicherheitsgurt, der sie in relativ aufrechter Lage hielt.
"Verdammt!" schnaufte sie, "halt das Ding an!" Zu ihrer Freude wurde das Laufband wirklich langsamer. Erleichtert schnallte sie sich ab und fiel auf den Linoleumboden der Turnhalle. Von weitem hörte sie einige der Soldaten schreien, wahrscheinlich hatte schon wieder einer beim Squisch gewonnen. Das war eine heikle Sportart, und sogar Darth Vader war es aufgefallen, daß immer mehr Soldaten den Dienstbeginn verpassten oder gar nicht mehr auftauchten. Nauri selbst hatte das Spiel noch nie gespielt und sie wußte, daß sie es nie spielen wollte, denn Sinn und Zweck war es, immer unbedingt verlieren zu wollen, denn der Kopf des Gewinners war bei der nächsten Partie der Squischball. Daher auch der Name, Squischball, Squisch war nämlich das Geräusch, dass der durch die Luft fliegende und an die Wand klatschende Kopf verursachte.
Das Schwein warf einen enttäuschten Blick zurück auf das Laufband. "So ein Scheiß! In Cindy Crawford's Fitnessvideo sah das alles so einfach aus. Warum kann ich das nicht? Ich will auch so aussehen!" Das Schwein war mit den Nerven völlig am Boden. Seit nunmehr einer halben Stunde versuchte sie, etwas Gewicht zu verlieren und ihren rosafarbenen, presswurstartigen Schweinekörper in Form zu bringen. Enttäuscht griff sie in ihre Tasche und holte ein Diplu heraus, die fettarme Variante des Duplos, und biss hinein, während sie die Tränen unterdrückte.
"Warum bin ich nur so wie ich bin?" meinte sie traurig. Keine Antwort kam, das Orakle hatte wohl gerade Mittagspause. Mittag - das war das Stichwort. "Ich habe Hunger..." maulte sie.
Mit hängenden Ohren packte sie ihre Sachen zusammen und schlich
zurück in die Kommandozentrale, wo Darth Vader schon wieder fleißig am Atmen war.

"Hallo Schwein, wie war das Training?"
"Haha! Lustig ist das Meisterchen heut wieder!" murrte das Schwein.
"Wie oft soll ich es noch sagen, du sollst mich nicht Meisterchen nennen!"
"Und wie oft soll ich es noch sagen, daß es mir egal ist! Ich nenn dich so wie ich es will!" witzelte Nauri, immer noch ein bisschen aus der Puste.
"Nauri!" begann Darth Vader sich aufzuregen.
"Hey, ganz ruhig, denk immer schön ans Atmen. Du weißt, was passiert, wenn du dich aufregst."
Vader dachte kurz nach. Mist, sagte er zu sich selbst, das Schwein hat Recht. Jetzt darf ich mich nicht einmal mehr aufregen. Etwas eingeschnappt zog er sich an seinen Aussichtsplatz ans Fenster zurück und versuchte, die Aussicht zu genießen.

Nauri schaltete den FAT-SCREEN-Fernseher an und zappte durch die Kanäle. Beim Musiksender SleepTV hielt sie inne und bekam einen abwesenden Ausdruck in den Augen. Dort lief nämlich gerade das neue Video von 'Lonestarr in der Sardinenbüchse'. Diese 9er Combo war ihre Lieblingsgruppe, neun heiße Sardinen, die in ihrer Dose rockten und herumpunkten.
"Nauri..." grummelte der Meister von der anderen Seite des Raumes, "werd endlich erwachsen. Wie lange willst du denn noch diesen schwulen Sardinenschnöseln hinterherhecheln?" Darth Vader hatte diese Fanliebe seines treuen Schweinchens zu dieser Gruppe schon von vornherein mit großem Missfallen betrachtet.
"Ich hechle gar nicht!" Nauri war beleidigt, das hatte ihre Fanwürde verletzt. "Und ausserdem sind es keine Schnösel!"
"Sind sie wohl!"
"Sind sie nicht!"
"Sind sie wohl!"
"Nein!"
"Doch!"
"Nein, nein, nein!"
"Doch, doch, doch!"
"Nein hoch 10!"
"Doch hoch 20!" Darth verspürte schon den Hauch des Gewinnens.
"Nein hoch unendlich!" triumphierte das Schwein.
"Doch...na gut, du hast gewonnen!" mußte sich der dunkle Lord geschlagen geben. "Aber schwul sind sie!" setzte er gleich noch eins drauf.
Wie ihr Meisterchen dieses Wort aussprach, da klang es gleich wie ein Suppengemüse oder so etwas. Schuwuhuel...Nauri verlor sich fast vor lauter Lachen und bemerkte gar nicht, wie Darth sich plötzlich über sie beugte.

"Nauri, ich habe mir Gedanken gemacht."
"Nein, ehrlich?" äffte das Schwein die Stimme des Meisters nach.
"Schwein!"
"Ja, gut..."
"Also, ich habe nachgedacht, wie ich dir beim Fliegen helfen könnte."
"Ehrlich?" Nauri bekam ganz große Äuglein.
"Ja. Ich werde dir eine Flugstunde schenken, die dir hoffentlich genug Antrieb gibt, daß du das Fitnesstraining durchhältst."
"Juchuuuuuuu!" kreischte das Schwein und sprang vor Freude im Dreieck. Darth Vader schaute etwas erstaunt, aber durch seinen Helm kam keine Gesichtsregung zustande, die ein Aussenstehender hätte sehen können.
"Wann gehts los?" Nauri kriegte sich kaum wieder ein.
"Wenn du magst, dann gleich!"

Nauri war total perplex, als sie die hutzlige Maschine sah, die ihr Meister mit dem hochgestochenen Titel eines Flugsimulators bezeichnete.
Darth Vader deutete ihr an, sich seitlich daneben zu stellen, und begann, die, wie er es nannte, Sicherheitsgurte um das Schwein zu schnallen.
"Mein Gott, nun lass doch mal die Luft raus!" meckerte er und zerrte noch doller. Nauri bekam es wirklich mit der Angst zu tun.
"Ich will nicht..." sagte sie leise. Doch als Vader nicht aufhörte, wie ein Besessener an den Gurten zu reißen, fing sie mit dünnem Stimmchen an zu schreien.
"Ich will nicht!"
Der dunkle Lord ließ los und schaute das Schwein verwundert an. "Ich dachte, du wolltest unbedingt fliegen?"
"Ja schon, aber nicht so!"
"Du feige Sau!"
"Ich bin ein Schwein!" erwiderte Nauri trotzig. Was konnte sie denn dafür, daß sie Angst hatte? Es lag ja schließlich nicht an ihr, aber mit so einem Ding wollte sie nicht fliegen lernen.
"Dann eben feiges Schwein!" Darth redete sich schon wieder in Rage. "Aber gut...nun weißt du ja, wie das mit dem Fliegen ist. Vielleicht magst du ja gar nicht mehr..." fügte er hoffnungsvoll hinzu.
"Oh doch, aber nicht so! Ich werde nicht aufgeben!" drohte das Schwein, aber es hörte sich eher nach einem wieder mal verlorenen Kampf gegen den eigenen Hunger an. Nauri nahm die Beine in die Hand und rannte in die Cafeteria.

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