### Ein ganz liebes Danke für die Reviews. 

*** Hey, BlackPearl, also du gehst so selbstverständlich davon aus, dass die beiden einfach mal so gerettet werden... Na, ich weiß ja nicht, ob du dich da nicht vielleicht irrst... ;) Manchmal packt uns auch der Wahnsinn... Schon gut, schon gut, bevor hier ein paar Leute das große Zittern bekommen – NEIN, wir würden Aragorn oder Legolas niemals was antun, jedenfalls nicht langfristig und quasi tödlicherweise. Was hätten wir davon? Dies ist vielleicht der Anfang einer Serie... Also macht dir mal keine Sorgen!!! *grin*

*** Hey, Cherrycoke, tut uns leid, dass wir deinen Lieblingen den Zwergen so miese Eigenschaften andichten. Klar Orcs hätten es auch getan, doch so etwas findet man in jeder zweiten Geschichte. Wir wollten mal einen anderen Gegner. Da die Geschichte eine ganze Weile vor dem Kinofilm spielt und die Beziehungen zwischen Elben und Zwergen in der Zukunft noch immer nicht so rosig sind, dachten wir, dass ist eine gute Idee. Ich glaube wir werden eine Warnung an alle Zwergenfreunde in der summary einbauen. Danke für den Hinweis!

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Kreuzwege

von: ManuKu
und: Salara

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„Neeeeiiiiiinnnnn!!!"

Aragorn schrie und stieß Legolas im nächsten Augenblick zur Seite. Der Elbe hatte keine Chance gehabt, zu reagieren. Er fiel zu Boden und drehte sich auf den Rücken, um zu sehen, wie Aragorn von einem heftigen Schlag getroffen, ebenfalls zu Boden ging und dort reglos liegen blieb.

Wieso hatte Estel sich vor ihn gestellt? Legolas fand auf diese Frage keine Antwort. Erschüttert und unfähig, seinen Blick vom bewusstlosen Menschen zu lösen, ließ er sich ohne Gegenwehr von den Zwergen gefangen nehmen.

Sie schleppten ihn in die Höhle, in der sie noch vor einer Stunde vor dem Unwetter Schutz gesucht hatten, und fesselten ihn an Händen und Füßen. Dann brachten sie auch Aragorn herein und warfen ihn in wie ein Stück Abfall in eine Ecke.

Vor dem Höhleneingang hatten die Zwerge vorsorglich vier ihrer Leute als Wache abgestellt. Sie wollten nicht riskieren, den Elben noch einmal entkommen zu lassen. Der Rest der Zwerge kümmerte sich um die Bestattung der Getöteten. In der Nähe fanden sie eine kleine Bärenhöhle. Sie legten die Toten mit all ihren Waffen und ihren Habseligkeiten in die Höhle. Eine Gruppe von fünf Zwergen wachte bis zum Morgengrauen an ihrer Seite. Beim ersten Sonnenstrahl begannen sie, den Höhleneingang mit Steinen aufzufüllen, bis kein Spalt mehr frei war und die Toten ihre endgültig letzte Ruhe in dieser steinernen Grabkammer gefunden hatten. 

Während die Zwerge vor der Grabkammer die Totenwache hielten, wachten andere vor der Höhle mit den zwei Gefangenen. Von Zeit zu Zeit warf einer der grimmigen Wächter einen Blick in das provisorische Gefängnis und verschwand wieder.

Das Innere der Höhle war von einer Fackel am Höhleneingang in mildes Dämmerlicht getaucht. Legolas wand sich mühsam hin und her, um näher an seinen Begleiter heran zu kommen, der im hinteren Teil der Höhle lag und sich nicht rührte. Der Elbe erschauerte noch immer, als er sich die letzte Kampfszene in Erinnerung rief. Der Schlag gegen den Menschen war furchtbar gewesen und er war von einem Zwerg mit einem Streitkolben geführt worden... Estel konnte das unmöglich überlebt haben!

Als er nah genug heran war, um ihn zu betrachten, konnte er jedoch den leichten pulsierenden Schlag der Halsschlagader erkennen. Für einen Elben war es nicht schwer, selbst bei so schwachen Lichtverhältnissen Lebenszeichen bei einem Verletzten zu erkennen. Legolas atmete erleichtert auf. Er lebte noch! Dem Lichte Eärendils sei Dank!

„Estel, mellonamin [mein Freund]," sagte Legolas leise und stieß ihn mit dem Ellenbogen an.

Der Mensch antwortete mit einem leisen Stöhnen, bewegte sich aber nicht. Nach ein paar Sekunden schien er das Bewusstsein dann doch wiedererlangt zu haben.

„Legolas?" Seine Stimme war kaum zu hören, doch der Elbe vernahm sie mit erfreulicher Deutlichkeit.

„Ja." Der Elbe krabbelte noch dichter an Aragorn heran und versuchte, dessen Wunden zu begutachten. Der Schlag gegen dessen Schulter musste den Arm ausgekugelt haben, denn er lag in einer unnatürlichen Haltung unter dem Körper des Menschen, den die Zwerge auf die verletzte Seite geworfen hatten. Was Legolas jedoch noch mehr beunruhigte, war das Blut am Hinterkopf des jungen Menschen. Er musste beim Fallen gegen einen Stein geprallt sein. Wie es aussah, sorgte die Platzwunde für einen recht hohen Blutverlust. Estel brauchte unbedingt einen Heiler, sonst würde er den nächsten Tag nicht mehr erleben. Legolas schob sich an der Höhlenwand in eine sitzende Position und wandte sich seinem menschlichen Freund wieder zu.

„Estel, hörst du mich?" Legolas war zwar kein Heiler, doch er wusste, dass er den Menschen wach halten musste, damit er nicht den Kontakt zu dieser Realität verlor.

„Ich kann dich hören," flüsterte Aragorn und öffnete die Augen. Er drehte sich vorsichtig auf den Rücken und starrte an die Höhlendecke. Er versuchte, durch den neu aufflammenden Schmerz, der seinen ganzen Körper zu erfassen schien, hindurch zu atmen. Das Brennen in der Schulter war zu einem stechenden Pulsieren geworden, das bei jeder noch so kleinen Bewegung einen neuen Höhepunkt erreichte. Er fühlte, wie etwas an seinem Hals herunterlief und tastete mit seinem gesunden Arm danach. Es fühlte sich dickflüssig und warm an. Blut. Er blutete? Was war geschehen?

„Legolas? Warum blute ich?" fragte Aragorn verwirrt.

Legolas runzelte besorgt die Stirn. „Erinnerst du dich an den Kampf mit den Zwergen? Du wurdest schwer verletzt."

„Zwerge?" Aragorn schien nachzudenken. Dann huschte ein Schatten über sein Gesicht. „Richtig... die Zwerge!" Beide schwiegen.

„Estel? Warum hast du das getan?" fragte Legolas nach einer Weile und musterte das schmerzverzerrte Gesicht des jungen Mannes. „Warum hast du dich vor mich geworfen?"

Aragorn lächelte leicht. „Hat dir noch niemand erzählt, dass Menschen sehr emotionell reagieren? Du bist ein Freund und ich musste etwas tun. Ich konnte nicht einfach nur zusehen." Erschöpft schwieg er. Dann runzelte er die Stirn.

„Legolas?"

„Ja, Estel?"

„Warum ist es so dunkel hier drin? Ich sehe nicht einmal meine Hand vor Augen."

Legolas mühte sich beunruhigt auf die Knie und robbte, so gut es seine Beinfesseln zuließen,  dicht an Aragorn heran. Er sah ihm in die Augen und ... Aragorn erwiderte den Blick nicht. Seine Pupillen schwirrten unruhig hin und her und suchten nach einem sichtbaren Punkt in der Finsternis.

Legolas erschauerte. Estel war blind!

Der Elbe verfluchte seinen gefesselten Zustand. Wie gerne würde er dem Menschen jetzt eine Hand auf die Stirn legen, um ihn zu beruhigen und ihm zu zeigen, dass er in der Nähe und seine Stimme keine Halluzination war. Er konnte nur eines tun: sich dicht neben den Menschen legen und ihm so das Gefühl von Nähe geben.

„Legolas? Was ist los?" In Aragorns Stimme klang jetzt Furcht mit, ein Gefühl, das Legolas nachempfinden konnte. Wie sollten sie dieser ausweglosen Situation entkommen?

„Estel... die Wunde an deinem Kopf hat eine vorübergehende Blindheit bei dir verursacht..."

Legolas fühlte, wie ein Beben durch den Körper des Menschen ging und ein unterdrücktes Schluchzen dicht neben ihm erklang.

„Was lässt dich annehmen, dass sie nur vorrübergehend ist?" fragte Aragorn kurz darauf und seine Stimme hatte plötzlich jeden Hauch von Gefühl verloren.

„Hoffnung."

Sie schwiegen wieder eine Weile und jeder hing seinen Gedanken nach. Plötzlich hörte Legolas ein unterdrücktes Lachen neben sich. Zuerst glaubte er, sich verhört zu haben, doch als er einen Blick neben sich warf, sah er ein breites Lächeln auf dem Gesicht des Menschen liegen. Gleichzeitig schien es jedoch auch eine gewisse Traurigkeit zu beinhalten.

„Was ist so lustig?" fragte Legolas und setzte sich mühsam auf.

Aragorns Lächeln verschwand und er wurde ernst. „Lustig ist, dass mein Leben hier und jetzt enden wird, ohne dass ich je erfahren werde, ob sich mein Schicksal erfüllt hätte."

„Welches Schicksal?" fragte Legolas vorsichtig.

„Mein elbischer Name lautet Estel. Doch vor kurzem habe ich erfahren, dass ich auch Aragorn bin, Sohn von Arathorn und Erbe von Isildur!" Aragorn atmete schwer, als er sich das Gespräch zwischen Glorfindel und Elrond im Garten von Bruchtal wieder in Erinnerung rief. „Mein Schicksal ist es, der Schwäche meines Blutes zu widerstehen, König von Gondor  zu werden und den Untergang von Mittelerde abzuwenden!" Aragorn lachte freudlos. „Nun, darüber brauche ich mir ja jetzt keine Sorgen mehr zu machen, oder?"

Legolas schwieg überrascht. Aragorn, der Erbe Isildurs? Natürlich kannte er wie jeder andere in Mittelerde die Begebenheiten, die dazu führten, dass Sauron seinen Ring durch die verzweifelte Tat Isildurs verlor. Schwäche meines Blutes...

„Verzeih, wenn ich dich frage, doch wieso denkst du, dein Blut sei schwach?"

„Ich habe ungewollt ein Gespräch Elronds mitbekommen und so erfahren, dass Isildur die Möglichkeit gehabt hatte, den Ring in den Schicksalsberg zu werfen. Elrond war dabei gewesen. Er hat Isildur den Weg gewiesen." Aragorns Stimme wurde leiser und Legolas musste sich zu ihm hinunterbeugen, um ihn zu verstehen.

„Doch Isildur war schwach. Er hat der Macht des Ringes nachgegeben und ihn behalten, bis der Ring ihn schließlich vernichtete." Aragorn schwieg erschöpft und schloss die Augen. Er wollte, dass Legolas alles von ihm wusste. Er musste sich irgend jemanden anvertrauen. Jetzt, da er blind war, war es nicht ganz so schwer, diese Dinge zu erzählen. Er brauchte weder Mitleid noch Verachtung in den Augen des anderen suchen. Also erleichterte er sein Herz.

„Ich bin nur ein Mensch... Also bin ich aus Bruchtal geflohen. Ich wollte das Mitleid der Elben nicht. Ich wollte immer nur sein wie sie, doch das ist offensichtlich nicht möglich, denn... ich bin ein Mensch!" Aragorn spürte plötzlich nichts mehr – weder die Schmerzen in seinem Herzen noch die in seinem Körper.

Legolas sah, wie Aragorns Lider flatterten und sein Atem schneller wurde. Der Zustand des Menschen war kritisch und die Erinnerungen an das verlorene Vertrauen zu den Elben, die ihn aufgezogen hatten, verschlimmerten seinen Zustand noch. Legolas musste ihn ablenken.

„Du erwähntest Lord Elrond. In welchem Verhältnis stehst du zu ihm?"

„Er hat mich nach dem Tod Arathorns in sein Haus genommen und mich wie einen Sohn aufgezogen. Seine Söhne nennen mich Bruder. Und für mich ist Elrond wie ein Vater."

„Ziehkind von Lord Elrond, Sohn von Arathorn und zukünftiger König Gondors... Nun, hier haben sich anscheinend zwei Königskinder gefunden," sprach Legolas mit leicht amüsiertem Unterton in der Stimme. Er sah, wie Aragorn interessiert die Augen wieder aufschlug und den Kopf in seine Richtung drehte. Ein fragender Ausdruck trat auf das Gesicht des Menschen.

„Wie meinst du das?"

„Ich bin Legolas, Sohn von Thranduil und zukünftiger König von Düsterwald."

Aragorn überlegte. In Bruchtal wurde nicht viel über das Königreich von Düsterwald und seine Bewohner erzählt. Die Beziehungen waren gespannt und so kannte er den Namen Thranduil gerade mal aus Elronds Erzählungen. Doch ob und wie viele Kinder der König hatte, war nie zur Sprache gekommen.

Aragorn lachte auf und verzog sofort wieder vor Schmerzen das Gesicht. „Wir sind schon ein Paar!"

Auch Legolas schmunzelte und hing wieder seinen eigenen Gedanken nach, die sich um den einen Punkt drehten: Flucht.

Aragorn riss ihn wieder aus diesen Gedanken heraus.

„Du hast mir noch nicht erzählt, warum die Zwerge so verbissen hinter dir her sind."

„Wie ich schon sagte. Ich bin der Sohn Thranduils. Sie wollen mich als Druckmittel gegen meinen Vater einsetzen, um Schürfrechte in unseren Bergen zu erhalten. Doch mein Vater würde sich nie darauf einlassen. Die Zwerge müssen außerhalb der Grenzen bleiben, sonst können wir sie nicht mehr kontrollieren und holen uns die Schlange ins eigene Nest."

„Ich verstehe."

Am Höhleneingang erschienen plötzlich ein halbes Dutzend Zwerge und unterbrachen das Gespräch der beiden. Sie näherten sich vorsichtig dem Elben und drückten ihn zu Boden. Sie lösten seine engen Fußfesseln und legten ihm neue an, die etwas großzügiger angelegt waren, damit er kleine Schritte machen konnte. Dann zerrten sie ihn auf die Beine und stießen ihn vorwärts. 

„Legolas?" Aragorn klang besorgt. „Legolas? Was geschieht hier?" Er streckte seinen gesunden Arm in die Richtung, aus der er die Stimme des Elben hörte. „Legolas?"

„Sie bringen mich weg, Aragorn. Es tut mir leid..." Legolas wollte Aragorn in seinem jetzigen Zustand nicht allein lassen und sträubte sich mit all seiner Kraft gegen die Zwerge, doch in seinem gefesselten Zustand konnte er nicht viel ausrichten.

Die Zwerge brachten ihn nach draußen und legten ihn über das Pferd, das die beiden im Dorf gekauft hatten. Dort fixierten sie ihn so, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Legolas konnte vorher lediglich noch erkennen, dass die Zwerge das Lager abgebrochen und sich zum Aufbruch bereit gemacht hatten. Sie wollten diese Gegend verlassen... ohne Aragorn.

„Ihr könnt den Menschen nicht einfach hier lassen," schrie er verzweifelt.

Einer der Zwerge drehte sich um. „Was geht das uns an? Er interessiert uns nicht. Nur du bist von Wert für uns. Der Mensch wird sowieso bald sterben."

Mit diesen Worten trieb er das Pferd an und der Trupp machte sich auf den Rückweg in heimische Gebiete, von wo aus sie die weiteren Schachzüge gegen König Thranduil planen konnten.

Aragorn lag unterdessen in seiner Höhle und hörte, wie die Zwerge abzogen. Es dauerte nicht lange und schließlich es war still draußen. Nur das erste Zwitschern der Vögel kündete ihm den beginnenden Morgen an. Es wurde Tag in den Wäldern. Doch für Aragorn war noch immer Nacht. Es blieb dunkel um ihn herum und mit Legolas verschwand auch seine Hoffnung. Keiner wusste, wo er sich befand und dass er verletzt war. Er wußte, dass niemand zu seiner Rettung erscheinen würde.

In Gedanken begann Aragorn sich auf seinen Tod vorzubereiten.


***

wird fortgesetzt

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Nun denn, ihr fleißigen Review-Schreiber, ab an die Tasten und gebt auch uns wieder was zum Lesen...