### Danke für die Reviews.
*** Also das Verhalten der Zwerge bereitet nicht nur unseren Helden Schwierigkeiten
im weitesten Sinne, sondern anscheinend
auch euch. Okay, vielleicht haben wir sie übertrieben reagieren lassen, als sie
Legolas so schlimme Verletzungen beibrachten, aber „unsere" Zwerge sind ein
wenig aus der Art geschlagen. Es ist sozusagen eine habgierige Splittergruppe! ;)
*** Vielleicht habt ihr es schon bemerkt: Die neuen Kapitel erscheinen jetzt immer
Samstags.
Jetzt aber weiter im Text!
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Kreuzwege
von: ManuKu
und: Salara
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Die kleine Reiterschar hatte Bruchtal schon vor einer Weile hinter sich gelassen.
Mit einem Tempo, das den kräftigen Pferden äußerste Anstrengung abverlangte, hielten sich die Elben auf der Alten Waldstraße, wie Lord Elrond es ihnen vor ihrem Aufbruch gesagt hatte.
Niemand wunderte sich, woher er seine Gewissheit nahm – man wusste, dass der Elbenfürst über mächtige Kräfte verfügte. Lediglich die Eile, zu der er die Kämpfer gedrängt hatte, schuf Unruhe.
Glorfindel, Elronds Berater, hatte die Führung der Reiter selbst übernommen und ritt nun an der Spitze des gut ausgerüsteten, schweigend reitenden Trupps, dem sich auch Elladan und Elrohir angeschlossen hatten. Nichts hatte die Zwillinge in den Gefilden Bruchtals halten können, denn sie wussten, dass es um ihren Bruder ging.
Der Morgen war noch sehr jung, doch die Eile hatte die Reiterschar bereits weit von Bruchtal weggeführt. Um so überraschender kam es, als Glorfindel plötzlich langsamer wurde, die anderen durch ein Handzeichen halten ließ und schließlich allein auf eine kleine, sich rechts am Wegesrand öffnende Lichtung zuritt.
Er stieg ab, ging ein paar Schritte und blieb schließlich neben einer sorgfältig mit Erde bedeckten Feuerstelle stehen, zu der er sich hinabbeugte.
„Was ist? Hast du etwas entdeckt?"
Elladan sah zu Glorfindel hinüber.
Dieser stocherte mit einem Stück Holz in den Resten des Lagerfeuers herum, wendete ein paar der dort liegenden Steine, ehe er sich schließlich wieder aufrichtete.
„Die Art, in der dieses Feuer vor Wind geschützt und später erstickt wurde, entspricht unserer Vorgehensweise."
„Du meinst, unser Bruder war hier?"
Glorfindel nickte. „Ja, ich bin mir sicher."
„Kannst du sagen, wann das war?" Nun war auch Elrohir herangeritten.
Der erfahrene Kundschafter zuckte unsicher mit den Schultern. „Ich würde sagen, es ist etwa einen Tag alt, vielleicht weniger."
„Dann hatte er hier möglicherweise sein Nachtlager aufgebaut," vermutete Elrohir. „Wir sind also auf dem richtigen Weg. Das ist gut zu wissen. Lasst uns weiterreiten. Vater sagte uns, die Zeit drängt."
Glorfindel, der bereits auf dem Rückweg zu seinem Pferd war, blieb plötzlich erneut stehen. Er stocherte mit der Schuhspitze kurz in der Erde, dann bückte er sich und begann schließlich mit zwei Fingern im Erdreich zu graben.
„Was ist?" Die Zwillinge, die ihn mit wachsender Ungeduld beobachteten, waren kurz davor, abzusteigen und sich zu ihm zu gesellen.
Der Elbe antwortete nicht sofort. Nach einigen Augenblicken, ging er schließlich in die Hocke und zog mit vorsichtigen Bewegungen etwas aus dem Boden, das er sorgfältig zu drehen und zu mustern begann. Endlich sah er auf, doch seine Miene drückte höchste Besorgnis aus.
„Das sind mit Kräutern belegte Verbände. Der Stoff, scheint mir, ist elbischer Natur." Er stand auf, ließ den Stoff in das Erdloch zurückfallen und schob dieses mit dem Fuß wieder zu.
„Unser Bruder ist verletzt?" Die Zwillinge, die sich sicher waren, dass auch dieser Fund mit Aragorn zu tun haben musste, wechselten einen raschen Blick, dann bedeuteten sie dem Elben, zurückzukehren. „Kommt. Jeder Augenblick, den wir länger hier verweilen, ist einer zuviel."
Wenige Augenblicke später setzte sich die Reiterschar wieder in Bewegung. Sie schlugen ein Tempo an, das gerade schnell genug war, um die nähere Umgebung der Straße im Augen zu behalten, ohne dabei Zeit zu verlieren, doch eine weitere Spur des vermissten Menschen fanden sie nicht.
***
Es war ein heißer Tag geworden und die Sonne hatte den Mittagspunkt bereits eine Handbreit überschritten, als die ersten Ausläufer der Berge sich beiderseits des Wegesrandes zeigten.
Glorfindel sah zum Himmel empor, dann zügelte er sein Pferd und wandte sich zu den anderen um.
„Auch wenn Eile geboten ist: die Pferde brauchen bald eine Pause, und uns kann es ebenfalls nicht schaden, kurz zu rasten. Ich kenne einen Ort hier in der Nähe, der Raum für uns alle und Wasser für die Tiere bietet."
Schweren Herzens und mit einem Blick auf ihre laut schnaubenden und erschöpften Reittiere stimmten die Zwillinge dem Elben schließlich zu. Sie folgten ihm, bis er nach kurzem Ritt schließlich von der Straße abbog und zwischen den langsam höher werdenden Felswänden in den Wald abbog.
Die kleine Schar war noch nicht sehr weit ins Gelände eingedrungen, als der an der Spitze reitende Glorfindel sein Tier unvermittelt an hielt und angestrengt nach vorn spähte.
„Was ist los?"
Elrohir lenkte sein Pferd neben das des älteren Elben und sah in die Richtung, in die dieser angestrengt spähte. Vor ihnen erstreckte sich eine kleine, baumbestandene Geländesenke, die auf einer Seite von schartigen Felsen begrenzt wurde, in deren Mitte eine dunkle Öffnung den Zugang zu einer Höhle anzeigte. Unschlüssig ließ der junge Kämpfer seinen Blick über die Umgebung schweifen, bis er – nach einem zweiten, genaueren Hinsehen – erkannte, was Glorfindel sofort gesehen hatte. Der Boden der Senke war an mehreren Stellen zerwühlt und in ihrer Mitte befanden sich die Reste eines beachtlich großen Lagerfeuers, das zu zerstreuen man sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte.
„Das sollten wir uns mal aus der Nähe ansehen."
Ohne auf eine Antwort zu warten, stieg Glorfindel ab und lief leichten Schrittes in die Senke hinab.
Ein paar Mal blieb er neben einer der aufgerissenen Bodenstellen stehen, sah sich das Erdreich an, um dann zu den Resten der Feuerstelle weiterzugehen. Wie beim anderen Lager, stocherte er auch hier in den verkohlten Resten herum, dann sah er zu den anderen auf, die ihm inzwischen gefolgt waren.
„Das sieht noch sehr frisch aus. Vielleicht einen halben Tag alt. Hier ist gekämpft und gelagert worden. Der Spuren nach zu urteilen, müssen es Zwerge gewesen sein."
Er deutete auf eine abseits gelegene Stelle, an der eine Spur aus der Senke herausführte. „Und hier sind zwei Pferde geführt worden. Sie hatten es schwer, hier herauszukommen, denn sie sind immer wieder abgerutscht."
Elladan, der sich inzwischen den Waldboden genauer angesehen hatte, blieb an einer Stelle plötzlich stehen, kniete sich dort nieder, um im Gras etwas genau zu mustern, dann richtete er sich auf und sah die anderen an.
„Hier sind Spuren... das ist getrocknetes Blut!"
Er sah kurz in die Runde.
„Davon gibt es noch mehr Stellen."
Sein Blick kehrte zu Glorfindel zurück.
„Glaubst du, unser Bruder...?"
„Ich glaube gar nichts!" Der ältere Elbe schüttelte den Kopf. „Nicht, bis wir eindeutige Spuren gefunden haben. Und das solltest du auch nicht tun!"
„Du hast..." begann Elladan und verstummte plötzlich, weil er ein Geräusch vernommen zu haben meinte. Er hob die Hand, um Stille bittend, neigte den Kopf und konzentrierte sich. Die anderen folgten seinem Beispiel und kurz darauf vernahmen sie es erneut: ein kaum vernehmbares dumpfes Geräusch, das aus der Tiefe der Höhle zu kommen schien.
Keiner von ihnen war sicher, was dieses Geräusch hervorgerufen hatte. Dennoch: wenn etwas oder jemand den stattgefundenen Kampf überlebt und sich dort hinein geflüchtet hatte, mussten sie nachsehen und – wenn geboten – helfen.
Die Elben verstanden sich ohne Worte.
Einer der Kämpfer hatte bereits eine Fackel angezündet und hielt sie nun Glorfindel hin, der sie mit einem bestätigenden Nicken entgegennahm. Mit einer Handbewegung bedeutete er den Zwillingen, dass sie vor der Höhle bleiben sollten, dann winkte er zwei seiner Kämpfer zu sich und betrat mit ihnen vorsichtig die Höhle.
Elladan und Elrohir, die angespannt links und rechts des Einganges mit angelegtem Bogen in Stellung gegangen waren, wechselten einen stummen, aber dennoch beredten Blick. Die Ungewissheit über das Schicksal ihres Bruders hatte sich angesichts aller bislang gefundenen Spuren ins Unermessliche gesteigert, und dieses Gefühl hatte mit dem Auffinden dieses Kampfplatzes sogar noch neue Nahrung erhalten.
„Elladan! Elrohir! Schnell, kommt her!"
Die beiden sprangen auf und betraten das Innere der Höhle, die sich vor ihnen öffnete. Die Stimme Glorfindels, die sie aus dem Inneren gerufen hatte, barg eine Besorgnis, wie sie die Brüder noch nie zuvor vernommen hatten. Mit raschen Schritten eilten sie in diese steinerne, und für sie bedrückenden, Grotte hinein.
Nach einigen Schritten schälten sich die Gestalten Glorfindels und seiner Begleiter aus der Dunkelheit. Die drei knieten und standen um etwas herum, das sich den Blicken der Neuankömmlinge bislang noch entzog.
Als die Brüder sich schließlich auf Armeslänge genähert hatten, traten die zwei Kämpfer, die den älteren Elben begleitet hatten, wortlos zur Seite und machten den Zwillingen Platz, die erschüttert stehen blieben, als sie sahen, was ihrem Blick bislang entzogen gewesen war: die blutüberströmte, unnatürlich verdreht am Boden liegende Gestalt Aragorns!
„Estel!"
Mit einem langen Satz waren die beiden bei ihm und knieten sich an seine Seite.
„Ganz ruhig, kleiner Bruder, wir sind jetzt bei dir. Alles wird gut..."
Elladan nahm vorsichtig Aragorns Hand. Zu seiner Verwunderung stellte er fest, dass diese einen Stein umklammert hielt.
Aragorn, der die Stimme Elladans nun ganz in seiner Nähe hörte, wäre diesem am liebsten vor Erleichterung um den Hals gefallen, doch zu mehr, als den Stein los zu lassen, mit dem er verzweifelt auf den Boden gehämmert hatte, um auf sich aufmerksam zu machen, reichte seine Kraft nicht mehr.
Der junge Mann war zu Tode erschöpft und hatte kurz davor gestanden, den Kampf gegen die in seinem Körper tobenden entsetzlichen Schmerzen aufzugeben, als er unvermittelt die Stimmen vor der Höhle vernommen hatte. Die Zeit war für den jungen Menschen seit dem Morgen, an dem er und Legolas getrennt worden waren, so quälend langsam vergangen, dass er sich fast in ihr verloren hätte, und mehr als einmal war er in einen Dämmerzustand hinübergeglitten. Es war pures Glück, das er lange genug bei Bewusstsein geblieben war, um die Rettung zu hören, die ihm so nahe gekommen war!
Verzweifelt sammelte Aragorn die letzten Reste der ihm verbliebenen Kraft. Sie musste einfach reichen, um seinen Brüdern zu sagen, dass sie Legolas aus den Händen der Zwerge befreien mussten.
„Ihr..."
Es war nicht mehr als ein undeutbares Krächzen, das seine Kehle verließ. Er versuchte es ein zweites Mal, doch das Ergebnis war das gleiche.
„Warte!"
Aragorn spürte, wie sein Kopf vorsichtig angehoben wurde und man ihm die Öffnung eines Wasserschlauches an die Lippen hielt.
Wasser!
Erst, als er trank, merkte er, dass der Durst ihn mindestens ebenso gequält hatte wie die Schmerzen. So etwas wie Enttäuschung durchzuckte ihn, als man den Schlauch fortnahm.
„Wir bringen dich erst mal aus dieser Höhle," hörte er die Stimme Elladans wie aus weiter Ferne.
Aragorn begriff, dass er gleich erneut das Bewusstsein verlieren würde, und nahm die letzten Reste seines Willens verzweifelt zusammen. Es war seine letzte Chance, Legolas zu retten!
„Helft ... Legolas..." hörte er sich keuchen und bemühte sich, die dunkle Wolke, die seinen Geist einzuhüllen begann, noch für ein paar Augenblicke länger zurück zu drängen. „...die Zwerge... haben ihn ... weggeschleppt ..."
Die Warnung hatte seine Kraft verbraucht und ihn der Bewusstlosigkeit ausgeliefert, die ihn nun umhüllte. Er spürte bereits nicht mehr, dass man ihn kurze Zeit später anhob und vorsichtig aus der Höhle trug.
***
„Er lebt, aber er muss schnell zurück nach Bruchtal gebracht werden, sonst kehrt seine Seele nicht mehr zu ihm zurück."
Elladan und Elrohir waren von Glorfindels Feststellung über den Zustand ihres Bruders geschockt worden. Der Gedanke, ihn womöglich zu verlieren, war so unaussprechlich, dass es schon wehtat, ihn dennoch denken zu müssen.
Mit äußerster Behutsamkeit hatten sie ihn angehoben und aus der Höhle ins Freie getragen, wo die anderen Elben bereits aus den mitgeführten Decken ein provisorisches Lager für den jungen Menschen errichtet hatten.
Zu dritt hatten sie alle Kenntnisse über Heilkräfte gebraucht, um Aragorns Zustand zumindest etwas zu stabilisieren und die schlimme Kopfwunde zu versorgen, doch mindestens ebenso sehr wie sein ernster Zustand, hatten sie die letzten Worte des jungen Mannes besorgt.
Sie hatten sich in der Höhle bis fast an Aragorns Gesicht heranbeugen müssen, um dessen geflüsterte Worte noch zu verstehen. Was er gesagt hatte, machte die Situation für sie nun noch komplizierter.
„Legolas?" Elladan sah die beiden anderen ungläubig an. „Das ist doch der Sohn von König Thranduil von Düsterwald, oder? Was macht der Prinz so weit von seiner Heimat entfernt?"
„Das weiß ich genauso wenig wie ihr," antwortete Glorfindel und ließ einen zutiefst besorgten Blick über Aragorns leblose Gestalt gleiten. „Aber darüber können wir uns Gedanken machen, wenn wir beschlossen haben, wie Estel am sichersten nach Bruchtal zurückgelangt."
Gemeinsam mit den anderen kamen sie kurze Zeit darauf überein, aus ein paar längeren kräftigen Ästen und Decken eine Trage zu bauen, die sich an den Sätteln zweier Pferde befestigen ließ. Darauf sollte Aragorn nach Bruchtal zurücktransportiert werden.
Es dauerte nicht lange, dann war das Gestell fertig.
Mit unendlicher Behutsamkeit hob man Aragorn hinein, deckte ihn zu und sicherte ihn mit einem Seil, damit eine unachtsamer Tritt der Pferde ihn nicht unversehens hinausgleiten ließ.
Elladan und einer der Elben, die sich dem Suchtrupp angeschlossen hatten, übernahmen die Aufgabe, ihn sicher und so schnell wie vertretbar nach Bruchtal zurückzubringen. Die anderen würden unter der Führung Glorfindels versuchen, den Spuren der Zwerge zu folgen, um den Prinzen von Düsterwald aus deren Gewalt zu befreien.
Schließlich waren die beiden Gruppen zum Aufbruch bereit.
Elrohir trat ein letztes Mal an die Trage und warf einen Blick auf Aragorn, dessen reglose Gestalt sich unter der Decke abzeichnete. Das Gesicht des jungen Mannes war blass und der Elbe sah, dass er sehr flach atmete.
Er beugte sich zu ihm hinab und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. Er nahm so schweren Herzens Abschied von Aragorn, da er nicht wusste, ob er seinen menschlichen Bruder je lebend wiedersehen würde.
Dann wandte Elrohir sich seinem Bruder zu.
„Meine Gedanken werden bei euch sein, Bruder. Sag Estel, wenn er erwachen sollte, dass wir alles tun werden, um Legolas von Düsterwald zu befreien. Er muss unserem Bruder sehr wichtig sein, wenn Estel seine letzte Kraft dafür einsetzt, uns sein Schicksal ans Herz zu legen, und ich werde versuchen, ihn nicht zu enttäuschen."
Elladan nickte. „Das werde ich. Gebt ihr nur auf euch acht. Ich trage bereits schwer an der Sorge um einen meiner Brüder."
Elrohir nickte und legte seinem Zwilling wortlos die Hand auf die Schulter – ein Versprechen, auf sich acht zu geben. Dann wandte er sich ab, schwang sich auf sein Pferd und ritt mit den anderen davon.
Elladan sah zu, wie die Gruppe schnell in der Tiefe der Wälder verschwand, dann setzten auch er und sein Begleiter sich zusammen mit dem verletzten Aragorn in Bewegung.
***
wird fortgesetzt
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Nun denn, ihr fleißigen Review-Schreiber, ab an die Tasten und gebt auch uns wieder was zum Lesen...
