### Danke für die lieben Reviews. Wenn wir mal nicht weiter kommen mit der Geschichte oder unsere Muse auf Reisen geht, lesen wir einfach ein paar Reviews und schon ist die Motivation da, um weiter zu machen. Also bitte, lasst den Kraftstoff für unsere Tankstelle nicht ausgehen! ;) Ihr seid die Größten!


Und nun weiter im Text!

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Kreuzwege

von: ManuKu
und: Salara

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Legolas biss die Zähne zusammen und versuchte die Schmerzen aus seinem Bewusstsein zu verbannen. Jeder Schritt des Pferdes, auf das er gebunden war, jeder stolpernde Tritt über einen Stein sorgte in Legolas Körper für eine Welle der Qual. Die Stricke, die seinen Körper auf dem Rücken des Tieres fixierten, schnitten sich tief in wieder geöffnete Wunden. Nach einem halben Tagesritt fühlte er sich am Ende seiner Kräfte.

Als er meinte, die Schmerzen nicht mehr länger ertragen zu können, machten die Zwerge überraschend eine Rast. Sie begannen die Wunden der Verletzten erneut zu verbinden. Schließlich erinnerten sie sich auch ihres Gefangenen, holten Legolas vom Pferd herunter und setzten ihn gegen einen kleinen Felsen. Die Hände und Füße blieben nach wie vor gefesselt, und zusätzlich wurde jeweils rechts, links sowie vor ihm ein Zwerg postiert, die ihn bewachten. Sie saßen so dicht neben ihm, dass sie ihn fast berührten. Er konnte ihren Schweiß und ihren nach Bier stinkenden Atem riechen. Sie starrten ihn an und in ihren Blicken konnte Legolas all den Hass, die Wut und die Verachtung erkennen, die die Zwerge für die Elben empfanden. Er machte keinen Hehl daraus, dass es ihm ebenso erging. Elben und Zwerge verband einfach nicht das geringste miteinander. Vielleicht würde sich das irgendwann ändern, doch in dieser Zeit kämpften Zwerge und Elben gegen- und nicht miteinander.

Legolas ließ den Kopf nach hinten gegen den Felsen sinken und schloss die Augen. Er dachte an Aragorn. Er hatte noch immer vor Augen, wie der Mensch hilflos am Boden lag und die Hand nach ihm ausstreckte.

Es tut mir leid, mein Freund, dachte Legolas im Stillen. Du hast mich gerettet und ich habe nichts als Verderben über dich gebracht. Es tut mir leid...

Legolas glaubte nicht mehr daran, dass Aragorn noch am Leben sein könnte. Seine Verletzungen waren so schwer gewesen und sie hatten ihm weder Nahrung noch Wasser gelassen... Zudem lebten einige wilde Tiere in den Wäldern und suchten gerne Unterschlupf in den kleinen Höhlen...

Aragorn ist tot.

Dieser Gedanke stürzte Legolas in eine tiefe Verzweiflung.

In seinem langen Leben hatte er nicht viele Freundschaften geschlossen. Die wenigen, die er als Freunde bezeichnen durfte, waren Elben. Um so mehr hatte es ihn verwundert, dass er schon nach diesen wenigen Stunden eine so große Vertrautheit und Verbundenheit zu Aragorn verspürte. Lag es daran, dass Aragorn unter Elben aufgewachsen war, dass er nicht nur wie ein Elbe sprach, sondern sich auch wie einer verhielt? Oder lag es vielleicht an dem königlichen Blut, dass in ihnen beiden floß. Vielleicht spürten sie gleichermaßen die Bürde, die auf ihnen lastete und die von ihnen in der Zukunft alles abverlangen würde, solange es nur zum Nutzen des Volkes war.

In der Zukunft... Aragorn hat keine Zukunft mehr. Aragorn ist tot.

Legolas öffnete die Augen, als er unerwartet einen Schatten über sich fühlte.

Vor ihm stand ein Zwerg, der einen kleinen Krug in der Hand hielt. Er gab seinen Gefolgsleuten, die um den Elben herum saßen, ein Zeichen. Die beugten sich zu ihm hinüber und hielten ihn fest, pressten sich mit all ihrem Gewicht gegen den Elben, um diesen bewegungsunfähig zu machen. Dann drückten sie seinen Kiefer auseinander und als Legolas schließlich erkannte, was sie vorhatten, begann er sich noch heftiger zu wehren.

Doch seine Verletzungen und der kraftraubende Ritt auf dem Pferd hatten alles aufgezehrt, was an Kräften noch übrig gewesen war. Er schrie auf, als einer der Zwerge mit voller Absicht gegen seinen gebrochenen Fuß trat. Diesen Augenblick nutzten sie und schütteten ein übel riechendes Gebräu in seinen Mund. Dann hielten sie ihm Mund und Nase zu und zwangen ihn so, die Flüssigkeit herunterzuwürgen. Als sie sahen, dass sie Erfolg hatten, traten sie zurück und beobachteten ihn nur noch mißtrauisch.

Legolas fühlte sofort eine Reaktion. Sein Magen wollte sich gegen die fremde Substanz wehren, doch er konnte sich nicht erbrechen. Die Fesseln hielten ihn erbarmungslos. Es dauerte nur wenige Augenblicke und Legolas Welt begann zu schwanken. Plötzlich trat einer der Zwerge vor ihn und zwang sein Kinn hoch.

„Sieh mich an, Elbe," forderte er. Da Legolas nicht mehr in der Lage war, sich der Berührung zu widersetzen, starrte er den Zwerg stumm an.

„Wir haben dir den Extrakt der Khashera eingeflösst."

Der Zwerg sah, wie sein Gefangener zusammenzuckte.

„Wie ich sehe, kennst du die Pflanze. Sie wird dich gefügig machen."

Natürlich kannte Legolas diese Pflanze. Sie wurde von den Heilern in geringen Dosen als Betäubungsmittel eingesetzt, um den Verletzten die Schmerzen zu ersparen, wenn schwerere Verletzungen zu behandeln waren. In höherer Dosis führte diese Pflanze jedoch nach gewisser Zeit zu Halluzinationen und zu schweren Suchterscheinungen.

„Verflucht sollst du sein," fauchte er wütend und presste gleich darauf schmerzerfüllt die Lider zusammen, denn die wenigen Worte hatten bereits wie Donnerschläge in seinem Schädel gehallt.

'Die Mixtur muss sehr stark gewesen sein, wenn sie bereits jetzt solche Wirkung hat...'

Das Gesicht des Zwerges, der spöttisch grinsend vor ihm stand, verschwamm langsam vor seinen Augen. Sein Körper begann sich plötzlich leicht und ungebunden anzufühlen und gab ihm das Gefühl, zu schweben. Legolas' Verstand wusste um seinen Zustand, doch sein Körper sagte ihm etwas anderes. Er ballte die Fäuste und bohrte seine Fingernägel ins Fleisch, um seinem Körper zu zeigen, dass dort immer noch Schmerz war. Er wollte sich am Schmerz festhalten, um sich nicht in diesem Schweben zu verlieren, doch auch der Schmerz ebbte schnell ab.

Dunkle Schatten waberten in viel zu hellem Licht, das sich sogar durch die zusammengepressten ... 'waren sie zusammengepresst?' ... Lider fraß und ihn mit grellem Schein peinigte.

Mühsam versuchte Legolas den Kopf auf die andere Seite zu drehen, um der Helligkeit zu entkommen, doch er hatte das Gefühl, halb Mittelerde mitbewegen zu müssen, bis es ihm schließlich gelang. Dass die Bewegung dennoch keine gute Idee gewesen war, begriff der letzte Rest seines schnell zerfasernden Verstandes, als die verschwommenen Schemen, die Bäume, Pferde, Felsen oder Zwerge sein mochten, sich plötzlich in einem wilden Reigen um ihn herum zu drehen begannen.

Der Elbe wollte sich abwenden, wollte einen festen Punkt inmitten all der Regellosigkeit finden – und stöhnte hilflos auf, als sich die Stricke der Fesseln bei dieser Bewegung wie glühendes Metall in seine Haut zu brennen schienen. Dieses Stöhnen wiederum klang noch dröhnender in seinen Ohren als die zuvor schon unerträglich lauten Worte des Fluches. Es schien ihn eine Ewigkeit zu peinigen und schließlich sogar die Erinnerungen an sein bisheriges Leben auszulöschen...

***

Faglin, der Anführer der Zwergengruppe, beugte sich ein letztes Mal zu Legolas hinab, studierte dessen Züge, dann winkte er den Bewachern des Elben zu, ihm zu den anderen zu folgen.

„Kommt. Den brauchen wir vorläufig nicht mehr zu bewachen. Der ist weggetreten und zudem immer noch gefesselt. Jetzt können wir uns ausruhen, ohne eine neue Flucht befürchten zu müssen."

Erfreut, der drohenden Eintönigkeit der Wache zu entkommen, erhoben sich die drei und folgten ihrem Anführer zu den anderen, die inzwischen damit fertig geworden waren, die Wunden der Verletzten zu versorgen und sich nun an einem größeren Felsen zusammenscharten.

Im Grunde mochten die Zwerge diese kämpferischen Auseinandersetzungen gar nicht. Sie kämpften gut und waren trotz ihrer Größe gefährliche Gegener, doch es befriedigte sie nicht wirklich. Alles was sie wirklich wollten, war, in den Bergen nach Edelmetallen und anderen Schätzen zu schürfen, nach guter alter Zwergenart ihre Höhlen und Grotten in beeidruckende Hallen zu verwandeln und die beruhigende Dunkelheit der Höhlen wieder zu spüren. Stattdessen mussten sie in dieser Weite herumlaufen und entflohene Elben suchen, die ihnen letztendlich doch nichts als Ärger bringen würden...

Die Zwerge waren müde von der langen, anstrengenden Verfolgung des Elben, dem Kampf, der Bestattung ihrer toten Kameraden und dem Marsch, der seitdem hinter ihnen lag. Sie hatten ein paar Stunden der Ruhe dringend nötig, um bei Anbruch der Dämmerung wieder aufbrechen zu können.

Und womit ließ es sich besser erholen als bei einem guten Schluck Zwergenbier?

***

Das dröhnende Lachen der Zwerge hallte über die Felsen und brach sich an ihnen, doch für die Ohren des Elben klang es wie des unheilvolle Tosen eines Gewitters.

Legolas' Welt war nun so dunkel wie ein bedrohlicher Sturmhimmel geworden.

Die Schwärze, die den Elben umhüllte, war so undurchdringlich, dass er sie beinahe wie festen Stein auf sich lasten zu fühlen meinte.

'Fester Stein... Stein... Wie in einer Höhle... Die Höhle!... Bin ich wieder in der Höhle...?'

Unvermittelt tauchten Bilder vor Legolas' innerem Auge auf. Mit irritierender Schnelligkeit sah er sich wieder in der Höhle der Zwerge, glaubte sogar ihr röhrendes Lachen zu vernehmen und fühlte sich von dem Verlangen gepackt, ihrem Gefängnis ... ihrer Grabkammer ... zu entfliehen. Doch wohin sollte er sich wenden?

Von panischer Hilflosigkeit erfasst, suchte er in seiner Nähe nach einem Punkt, der Helle und Flucht versprach ... und blieb an einem Schemen hängen, der vage Ähnlichkeit mit einer ihm vertrauten Gestalt zu haben schien.

Mühevoll durchforschte er die wenigen Erinnerungen, die ihm noch geblieben waren, bis ihm schließlich ein Wort einfiel, dass noch vor kurzer Zeit ungeheuer wichtig gewesen war: ARAGORN!

'Aragorn... Das war... Wer ist Aragorn? Ich weiß nicht... kein Elbenname... ein Mensch?... ja, Aragorn ist ein Mensch... '

Plötzlich fiel es ihm wieder ein. Aragorn, sein Freund, der von den Zwergen zum Sterben zurückgelassen worden war!

Trauer mischte sich unter die Empfindungen, die wie kalter, harter Regen auf den Verstand des Prinzen einprasselten.

'Aragorn, mein Freund...'

Die Gestalt nahm jäh die Züge des Menschen an, um sich im nächsten Augenblick in jemanden zu verwandeln, den Legolas ebenfalls zu kennen glaubte.

Diesmal dauerte das Begreifen nicht ganz so lange, und es kam um so schmerzlicher...

'Vater!'

Legolas war sich sicher, seinen Vater gerufen zu haben, doch er schien nicht darauf zu reagieren, sondern stand einfach nur reglos da und schien darauf zu warten, dass der Elbe seine Kräfte gebrauchte, um der verhassten Höhle zu entfliehen, die von Augenblick zu Augenblick schwerer auf ihm lastete.

'Fliehen? Ja. Ich werde fliehen...'

Der Gedanke war kaum zu Ende gedacht, als die Gestalt Thranduils verschwand und nichts als Leere blieb.

'Nicht! Bleib bei mir! Lass mich nicht allein...'

Der sich in einem Dämmerzustand befindende Elbe warf sich herum, soweit die Fesseln es erlaubten, doch seine Halluzinationen gaukelten Legolas vor, durch einen schier endlosen, steinernen Gang zu laufen, der kein Ziel zu haben schien...

***

König Thranduil von Düsterwald saß in den Gemächern seines Sohnes am Fenster und starrte blicklos auf die Bäume hinaus.

Legolas war von einer Patrouille an den Grenzen des Reiches nicht mehr heimgekehrt. Alles deutete darauf hin, dass sie überfallen worden waren und es einen Kampf gegeben haben mußte. Seine Begleiter hatte man tot aufgefunden, doch vom Prinzen fehlte jedes Lebenszeichen. Selbst die erfahrensten Kundschafter Düsterwalds hatten es nicht vermocht, die Spur des Prinzen wiederzufinden, die sich in den westlichen Bergen verloren hatte.

Der Elbenkönig verbarg sein Gesicht in den Händen.

Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Legolas vielleicht längst tot war, ohne dass er es wusste. Legolas... sein einziger wunderschöner Sohn, der seiner Mutter so ähnlich war...

Thranduil schaute wieder auf und schüttelte den Kopf. Nein! Solange der Körper seines Sohnes nicht gefunden worden war, musste er einfach glauben, dass Legolas noch am Leben war und da draußen einen Weg zurück nach Düsterwald suchte. Legolas war stark und das Überleben war Teil seiner elbischen Natur.

Der König stand auf und straffte seinen Körper. Er musste jetzt an sein Volk denken. Er durfte sich nicht von der Trauer und der Sorge um seinen Sohn schwächen lassen. Die Dunkelheit hatte den einst so hellen Düsterwald schon ergriffen. Sie durfte nicht auch noch die Herzen der hier lebenden Elben erreichen...

Er würde warten... Er würde darauf warten, dass sein Sohn irgendwann durch die Eingangstore des Schlosses schritt und sein Herz wieder heilte.

***

wird fortgesetzt

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Nun denn, ihr fleißigen Review-Schreiber, gebt auch uns wieder was zum Lesen...