### Ein Danke an alle Reviewer und „stille" Leser. Wir hoffen es sind noch alle da?! Ein Mal die Woche zu updaten ist doch noch erträglich oder? Schneller geht's leider nicht, wenn man noch Familie um sich hat, die auch ihr Recht einfordert. Also seid bitte verständnisvoll und bleibt am Ball, okay?!
***Black Pearl: Schön, dass du immer wieder eine kleine Review
an uns schickst. Du bist die treueste Leserin, die wir haben und die es uns auch
mitteilt. Tut uns leid, dass wir den armen Legolas so leiden lassen, aber wir
sind LSL-Fans (Lasst sie leiden – aber am Ende muss
alles wieder in Ordnung kommen!). Außerdem heißt es doch so schön: „Was uns
nicht umbringt, macht uns stärker!" Also wenn es danach geht, werden Aragorn
und Legolas letztendlich fast überirdisch stark durch uns. *grins*
***Cherrycoke: Schön, dass du trotz der „fiesen"
Zwerge in unserer Geschichte immer noch dabei bist. Die sogenannten
Mary-Sue-Storys, in denen du sprichst, finden wir auch nicht so berauschend.
Sicher gibt es auch da schöne Geschichten, die man aber erst mal finden muss.
Außerdem sind wir viel zu eifersüchtig, um Legolas oder Aragorn eine Frau als
Hauptcharakter an die Seite zu stellen. *grins*
Und nun weiter im Text!
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Kreuzwege
von: ManuKu
und: Salara
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Elrohir sah sich um. Sie folgten den Spuren der Zwerge schon einige Stunden. Es war nicht schwer sie zu lesen, nicht einmal dann, wenn man nicht unbedingt in dieser Fähigkeit ausgebildet war. Es war unverkennbar, dass die Zwergen sich sicher fühlten und keinen Wert darauf legten, die Tritte der Pferde zu verwischen.
Der Elbe packte die Zügel seines Pferdes fester. Um so besser – diese Sorglosigkeit würde ihnen mit Gewißheit zum Verhängnis werden!
Während er mit den anderen durch die langsam lichter werdenden Wälder den Bergen entgegenritt, wanderten seine Gedanken immer wieder zu Estel und seinem Zwillingsbruder zurück.
Ob sie es noch rechtzeitig zurück nach Bruchtal schaffen? Ich hoffe, Vater kann meinen Bruder retten! Oh, Iluvitar, ich hoffe, wir sind nicht zu spät gekommen...
Die Ungewissheit zerriß Elrohir fast und er überließ Glorfindel bereitwillig die Führung. Elrohir wußte, dass er zu abgelenkt war, um selbst auf die Feinheiten der Fährte zu achten, die der erfahrene Kundschafter sah, und wünschte sich im Grunde nichts sehnlicher als umzukehren und nach Bruchtal zurückzureiten. Es war lediglich das Versprechen, dass er dem bewusstlosen Aragorn gegeben hatte, das ihn davon abhielt, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen.
Dass sein Bruder das Talent besaß, in die ungewöhnlichsten Situationen zu geraten, hatte Elrohir schon vor Jahren erfahren müssen, doch ihm war bisher nicht im mindesten klar gewesen, wie sehr das der Fall war. Dass Estel unter so ungewöhnlichen Umständen die Bekanntschaft des Sohns von König Thranduil gemacht hatte, war sicher eine bemerkenswerte Geschichte, von der er hoffte, sie eines Tages von seinem jüngeren menschlichen Bruder erzählt zu bekommen.
Legolas, der Erbe des Reiches von Düsterwald also!
Ohne es zu bemerken schüttelte Elrohir kurz den Kopf.
Er war dem Prinzen von Düsterwald noch nie begegnet, hatte nur von seinen Fähigkeiten als Krieger und guter Bogenschütze gehört, doch wenn Aragorn in so kurzer Zeit mit ihm Freundschaft schließen konnte, musste er ein beeindruckender Elbe sein...
In diesem Augenblick registrierte er aus den Augenwinkeln, dass die Pferde der vor ihm reitenden Krieger gezügelt wurden, und so wie sie brachte auch Elrohir sein Reittier zum Halten.
Glorfindel, der bislang an der Spitze geritten war, hatte sich halb im Sattel aufgerichtet und spähte konzentriert nach vorn. Dann, Augenblick später, wandte er sich um und bedeutete den anderen, dass sie am Ziel ihrer Verfolgung waren. Dass dem so war, konnten die geübten Elbenkrieger auch ohne diesen Hinweis erkennen, denn aus nicht allzu großer Ferne ertönte das Gewirr vieler Stimmen.
Im Schutze dieser Geräuschkulisse und beinahe völliger Lautlosigkeit stiegen die Elben ab und banden ihre Pferde an die nächsten Baumstämme, dann folgten sie Glorfindel, der die einzelnen Elbenkrieger mit kurzen Handzeichen in die günstigsten Positionen winkte, um die Zwerge möglichst von allen Seiten attackieren zu können.
Lautlos wie Schatten bewegten sich die Elben über den Waldboden, der hier schon mehr mit Felsgestein als mit weichem Waldmoos übersät zu sein schien. Jeden Baum, jeden Strauch als Deckung benutzend, schlichen sie voran, bis ein zweites Handzeichen Glorfindels ihnen bedeutete, anzuhalten. Ihr Ziel lag unmittelbar vor ihnen.
Elrohir, der den Großteil seines Lebens damit zugebracht hatte, alle denkbaren Situationen zu trainieren, bewegte sich vorsichtig weiter nach vorn. Schließlich fand er hinter einem alten, von Wind und Wetter zerfurchten Baum, genügend Deckung. Er blieb stehen und sah aufmerksam nach vorn, auf das Ziel ihrer Verfolgung.
Vor seinen Augen öffnete sich eine kleine Lichtung, die bereits deutlich die Nähe der Berge erahnen ließ, denn an zwei Seiten verdrängten Felsbrocken die Bäume fast zur Gänze.
Ziemlich dicht vor sich, am Rand der Bäume, erspähte Elrohir eine kleinere Gruppe etwa hüft- bis mannshoher Felsen, vor denen die reglose Gestalt eines Elben am Boden lag. Sein schmales, von langen, silbernen Haaren eingerahmtes Gesicht war, selbst auf diese Entfernung hin erkennbar, bleich und von Schrammen überzogen. Seine Augen waren geschlossen und man hatte ihn an Händen und Füßen gefesselt.
Das musste Legolas, der Prinz von Düsterwald, sein.
Besorgt musterte Elrohir den Prinzen, dem es sichtlich schlecht zu gehen schien. Was hatten die Zwerge nur mit ihm angestellt? Sie waren sich seiner Hilflosigkeit offenbar derart sicher, dass sie weder eine Wache bei ihm zurückgelassen hatten, noch aus der Entfernung auf ihn acht gaben. Was auch immer es war – der Elbe schwor sich, diesen Umstand auszunutzen, um den Prinzen schnellstmöglichst aus der Gefahrenzone zu schaffen. Ob und wie gut er ihm zu helfen vermochte, würde er sehen, wenn es soweit war.
Er ließ den Blick in die weitere Umgebung schweifen.
Etwas weiter weg sah er sie schließlich – die Gruppe der Zwerge, die für den Zustand Aragorns und Legolas' verantwortlich sein mußten.
Sie hatten sich in den Schutz einiger mächtiger Gesteinsblöcke zurückgezogen, saßen dort um ein Feuer herum und redeten und lachten so sorglos miteinander, als wären ihre Rüstungen und die Waffen für sie Grund, jede Wachsamkeit vernachlässigen zu können. Doch Elrohir ließ sich nicht täuschen. Die Zwerge schienen nur sorglos. Sie waren es jedoch ebenso wenig, wie sie dumm waren. Ihre Waffen – eine beeindruckende Anzahl riesiger, gefährlich aussehender Streitäxte und Kampfkeulen – lagen zumeist in unmittelbarer Griffnähe und das geübte Auge des jungen Elben sah die Scharten und ausgebesserten Stellen an ihnen, die von häufigem, handfesten Gebrauch kündeten.
'Und all dem hast du dich allein gegenübergesehen, Estel...'
Elrohir zählte fünfzehn Zwerge bei den Felsen. Sie waren ihnen also um 5 Krieger unterlegen. Doch da der Überraschungsmoment auf Seiten der Elben lag, war es eine hoffnungsvolle Konstellation. Elrohir packte grimmig seinen Bogen fester.
Es würde nicht einfach werden, an sie heranzukommen, denn die Felsen, hinter die sich die Truppe zurückgezogen hatte, schützten sie ziemlich gut vor möglichen Angriffen aus der Umgebung. Den meisten Schaden würde wohl eine erste, überraschende Pfeilattacke anrichten. Der Rest des zu erwartenden Kampfes würde dann im Nahkampf geführt werden müssen. Das war keine leichte Aufgabe, denn die Zwerge waren gleichermaßen gut gepanzert wie bewaffnet. Trotzdem: so kampferfahren sie auch sein mochten – es würde sie sicher nicht schützen!
Er sah zu Glorfindel hinüber, der die Situation offensichtlich ebenso einschätzte, denn auch dieser hielt seinen Langbogen bereits in der Hand und erwiderte nun Elrohirs wortlose Frage mit einem kurzen Kopfnicken.
Auch die anderen Elben hatten sich inzwischen für den Angriff bereitgemacht.
Reg- und lautlos warteten alle, bis der Kundschafter ihnen das Zeichen zum Angriff gab. Im nächsten Augenblick schwirrte eine Anzahl von Pfeilen durch die Luft auf die Gruppe der Zwerge zu.
Sechs Elben trafen ins Schwarze und ihre Opfer sackten lautlos in sich zusammen. Die anderen, die zumeist nur schmerzhaft, aber nicht lebensgefährlich getroffen waren, vergeudeten keine Zeit damit, sich um die von den Pfeilen geschlagenen Wunden zu kümmern. Mit wütendem Gebrüll rissen sie sie sich aus dem Fleisch, erhoben sich, kamen hinter den Felsen aus ihrer Deckung hervor und stürmten mit kampfbereit erhobenen Waffen auf die nun aus dem Schutz des Waldes hervorbrechenden Elben zu.
Einige Elben versuchten noch, ein paar Pfeile auf die Zwerge abzufeuern, doch die flinken, wendigen Gegner konnten ausweichen und bedrängten die Elben nun im Nahkampf mit gewaltigen Schlägen.
Elrohir hatte sich von hinten an den Felsen heran geschlichen, unter dem Legolas lag. Die anderen Elben lenkten den Kampf weiter weg, so dass er die Möglichkeit bekam, den jungen Prinzen zu retten. Elrohir wand sich geräuschlos seitwärts am Felsen entlang, ging neben Legolas in die Knie und sah sich aufmerksam um. Zu seiner Erleichterung verschwendeten die Zwerge keinen Gedanken darauf, nach dem Gefangenen zu sehen. Sie waren vollauf damit beschäftigt, sich gegen die Elben zu verteidigen. Eine bessere Gelegenheit bekam Elrohir nicht wieder.
Der Elbe zückte einen Dolch und zerschnitt Legolas' Fesseln an Fuß- und Handgelenken. Die offensichtlichen Verletzungen des Prinzen waren kaum zu übersehen.
„Diese Bastarde," knurrte Elrohir und begann sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie sie ihn am besten transportieren konnten. Legolas machte nicht den Eindruck, als ob er den langen Ritt nach Bruchtal aus eigener Kraft bewältigen würde. Möglicherweise mußten sie auch für ihn eine Trage bauen.
Sein rascher Blick musterte die in der Umgebung stehenden Bäume, und so bemerkte er nicht, wie Legolas bei seiner Berührung zusammenzuckte, die Augen öffnete, einen schnellen, hastigen Blick auf ihn warf und sich dann von ihm abwandte. Elrohirs Blick kehrte wieder zum Kampfgetümmel zurück und so sah er gerade noch rechtzeitig, wie sich plötzlich einer der Zwerge von dem ihm bedrängenden Elben loslösen konnte und wütend auf ihn zugestürmt kam.
„Prinz Legolas, bleibt wo Ihr seid. Wir bringen Euch sicher nach Bruchtal. Lord Elrond wird Euch helfen..." flüsterte Elrohir und berührte beruhigend die Schulter des Elben. Zu mehr Worten ließ ihm der Zwerg keine Zeit, denn mit lautem Gebrüll begann dieser, auf den Elben einzuschlagen. Elrohir parierte die Attacke und drängte den Zwerg von Legolas weg. Er wollte nicht, dass der Prinz noch weitere Verletzungen empfing. Mit dem Gedanken, dass vielleicht ausgerechnet der Zwerg ihm gegenüber seinen Bruder Estel so schwer verletzt haben könnte, warf sich der Elbe mit einer kalten Wut im Bauch auf seinen Gegner.
***
Legolas dämmerte in einem Zustand zwischen Entspannung und absolutem Irrsinn hin und her. Aus der Flucht durch sein steinernes Gefängnis war ein Schweben in grauem Nichts geworden. Er empfand nichts, sah nichts und auch seine Schmerzen waren fast vollständig in den Hintergrund getreten. Selbst ein Großteil seiner Emotionen waren mit seinen Gedanken zerfasert. Weder Schmerzen noch Furcht noch Sorge waren ihm geblieben. Hätten ihn die Fesseln nicht gehindert, wäre er aufgestanden und hätte diesem Schweben einen Boden gegeben...
Plötzlich schob sich ein Schatten in das Grau seiner Einsamkeit. Mühsam versuchte er, dem Schatten eine Form zu geben, doch es gelang ihm nicht. War ihm bis vor wenigen Augenblicken noch jedes Gefühl fremd gewesen und nichts anderes existent als dieses weiche Schweben im Nichts, überfiel ihn von einem Augenblick zum anderen panische Angst. Er zuckte zusammen und versuchte dem Schatten zu entkommen, ihm keine Möglichkeit zu geben, Besitz von ihm zu ergreifen. Doch der Schatten wollte ihn nicht gehen lassen. Er berührte ihn, flüsterte ihm falsche Hoffnungen ins Ohr und als Legolas sich weigerte, dem Flüstern zuzuhören, brüllte der Schatten auf und ließ ihn los...
Ohne sich darüber zu wundern, warum es ihm plötzlich möglich war, sich zu bewegen, setzte Legolas sich auf, schob sich auf die Knie und begann aus purem Instinkt damit, über den in seinem Rücken liegenden Felsen zu klettern. Sein gebrochener Fuß behinderte ihn zwar, doch durch die Drogen in seinem Körper spürte er keinen Schmerz. Es war reines Glück, dass der Prinz den kleinen Felsen erklimmen konnte, ohne zu stürzen. Als er ihn schließlich hinter sich gelassen hatte, lief er, ohne zurück zu schauen, in den Wald.
Nun, wo er fühlte, dass er der Gefangenschaft entronnen war, verhielt er sich ausschließlich rein instinktiv. Er bewegte sich durch das Walddickicht, ohne eine Spur zu hinterlassen. Seine Sinne begannen sich zu schärfen und die betäubenden Auswirkungen der Pflanzendroge wurden langsam in den Hintergrund gedrängt. Er nahm seine Umgebung nun bewusster wahr und registrierte auch die Rückkehr seiner Erinnerungen. Doch seine Erinnerungen erschienen nicht in der richtigen Reihenfolge in seinem Gedächtnis. Alles schien irgendwie durcheinander.
Nur eine Erinnerung stand glasklar vor seinem inneren Auge: Aragorn streckte die Hand nach ihm aus... „Legolas? ... Hilf mir!"
Der Elbe erzitterte bei dem Gedanken, den Menschen hilflos zurückgelassen zu haben.
Warum habe ich das getan?
Legolas konnte sich nicht erinnern. Er sah Aragorn in seiner Erinnerung in einer kleinen Höhle liegen. Dort, so sagte ihm etwas, würde er ihn sicher finden. Entschlossen machte er sich auf den Weg.
Er hatte nur ein Ziel vor den Augen: er musste Aragorn vor den Zwergen finden.
***
Der Kampf war beendet. Die Zwerge waren entweder schwer verletzt oder tot. Der Sieg gehörte den Elben.
Elrohir wandte sich dem Platz zu, an dem er Legolas zurückgelassen hatte, doch der Prinz war verschwunden. Nichts deutete darauf hin, in welche Richtung der Elbe gegangen sein könnte oder warum er diesen Platz verlassen hatte. Direkt neben Legolas' Lager stand ein kleiner leerer Krug, in dem sich grünliche Überreste befanden. Elrohir roch an dem Krug und verzog angewidert das Gesicht. Der Inhalt roch stark bitter mit einem leicht süßlichen Nachklang. Das war bestimmt keins der üblichen Getränke der Zwerge. Es schien, als sei dies ein Gebräu speziell für den Prinzen Legolas gewesen. Er rief Glorfindel zu sich und reichte ihm den Krug.
„Was denkst du, was das gewesen ist?" fragend sah Elrohir den älteren Elben an, der von seinem Vater viel über Pflanzen und Kräuter gelernt hatte und von ihnen allen der Bezeichnung eines Heilers am nächsten kam.
Glorfindel zerrieb ein paar Tropfen der Flüssigkeit zwischen Daumen und Zeigefinger, roch daran, kostete und spukte es dann angewidert aus. „Khashera! Ziemlich konzentriert sogar!"
„Ein Gift?" fragte Elrohir beunruhigt.
„Nein, ein Betäubungsmittel. Je nach Dosierung nimmt es den Schmerz oder betäubt."
„Nun, das erklärt, warum Legolas trotz seiner Verletzungen das Lager verlassen konnte."
„Ich bezweifle nur, dass er weiß, was er tut," erwiderte Glorfindel und warf den Krug weg. „Dieses Gebräu ist so stark, dass es seine Sinne ebenso wie seine Gedanken beeinflusst. Wenn er Glück hat, weiß er gerade noch, wer er ist."
„Dann dürfen wir keine Zeit verlieren und müssen ihn suchen, ehe er noch mehr zu Schaden kommt."
Elrohir steckte sein Schwert weg und warf einen prüfenden Blick auf die Elben.
Zwei der Krieger waren während des Kampfes mit den Zwergen ernsthaft verletzt worden. Sie saßen jetzt auf dem Boden und ließen es mit zusammengebissenen Zähnen über sich ergehen, dass die anderen ihre Wunden säuberten und versorgten.
„Schick die Verwundeten mit zwei Mann Begleitung zurück nach Bruchtal. Wir anderen werden die umliegenden Wälder durchkämmen, bis wir den Prinzen gefunden haben. Er ist verletzt und kann sich noch nicht weit von hier entfernt haben."
Glorfindel schien einen Augenblick lang zu einer Entgegnung ansetzen zu wollen, überlegte es sich dann jedoch anders und wandte sich ab, um die entsprechenden Anweisungen zu geben.
Elrohir war das Zögern des Kundschafters nicht entgangen. Er wartete, bis dieser wieder an seiner Seite war, dann fragte er: „Hast du Einwände gegen meine Entscheidung?"
„Kein Einwände," Glorfindel schüttelte den Kopf. „Nur die Befürchtung, das unsere Suche ergebnislos bleiben wird. Er ist ein Waldelbe, der es besser als wir gelernt hat, spurlos zu verschwinden, wenn er will. Und in Moment wird er es mehr als alles andere wollen, denn er ist nicht mehr er selbst..."
'Als ob das Ganze nicht schon schlimm genug wäre...' schoß es Elrohir durch den Kopf. 'Die Suche darf aber nicht erfolglos sein. Ich habe es Estel versprochen.'
Der erfahrene ältere Elbe, der die Geschehnisse an der Höhle ebenso wenig aus seinem Gedächtnis verbannen konnte wie Elrohir, ahnte angesichts der Trauer auf dessen Zügen, was dieser dachte. Noch ehe Elrohir etwas erwidern konnte, fügte er hinzu: „Das Licht des Tages wird zwar nicht mehr lange bei uns sein, aber zumindest werden wir bis zum Einbruch der Dunkelheit alles in unseren Kräften stehende versuchen, ihn zu finden."
Es war genau das, was Elrohir hatte hören wollen.
Er wartete, bis die Verletzten zu den im Dickicht wartenden Pferden verschwunden waren, dann erläuterte er den Verbliebenen kurz, worum es ging. Momente später hatten sie sich verteilt und begannen in der Umgebung nach Legolas zu suchen.
***
Der Himmel wurde von der sinkenden Sonne purpurn gefärbt und es würde nicht mehr lange dauern, bis die einsetzende Dämmerung von nächtlicher Dunkelheit abgelöst werden würde.
Elladan und sein Begleiter waren mit dem bewusstlosen Aragorn so schnell geritten, wie sie es vertreten zu können glaubten, doch noch hatten sie die Grenzen Bruchtals nicht erreicht. Elladan seufzte lautlos. Langsam wurde die Zeit für Aragorn knapp.
Seine Verbände, die sie noch an der Höhle angelegt hatten, waren wieder rot und zeugten davon, dass die Wunden vor kurzem erneut zu bluten begonnen hatten. Man musste kein Heiler sein um zu sehen, dass das Leben zusehends aus dem jungen Menschen heraussickerte.
Der Blick Elladans wanderte zu Aragorn zurück und nahm dessen bleiche, ausgezehrte Züge in sich auf. Fast jeder Lebensfunke schien inzwischen daraus verschwunden zu sein.
„Halt durch, kleiner Bruder," flüsterte er und hoffte, dass etwas in dem Menschen seine Worte hörte. „Laß deine Seele nicht ziehen..."
Dann sah er zum Himmel, an dem sich nun die ersten Sterne zu zeigen begannen. Bald würde sich die bleiche Scheibe des Mondes hinzugesellen.
Elladan spürte, wie sich ein Frösteln, das nichts mit dem nun einsetzenden kühlen Wind zu tun hatte, seinen Rücken emporarbeitete. Er hoffte inständig, Bruchtal erreicht zu haben, ehe das fahle Licht des Mondes Aragorns Gesicht mit dem Hauch des Todes übergießen würde...
***
Es war eines der schönsten Farbspiele, die der Himmel seit langer Zeit zeigte, doch Elrond zog keinen Frieden daraus. Im Gegenteil: das Purpur des Abendfirmaments steigerte seine Unruhe in kaum noch zu zügelnde Höhen. Viel zu sehr erinnerte ihn die Farbe, die die Wolken nun angenommen hatten, an vergossenes Blut.
Jedes Bild seiner Vision stand ihm noch deutlich in Erinnerung und ihre Intensität hatte seit der letzten Nacht nur unwesentlich nachgelassen.
Er hatte versucht, den Tagespflichten in gewohnter Manier nachzugehen und sich nichts anmerken zu lassen, jedoch bald begriffen, dass es ein nutzloses Unterfangen war. Nun stand er wieder auf dem Balkon seines Gemaches und sah in die Ferne.
Seine Söhne waren mit den Kriegern seit Anbruch des Tages unterwegs und bisher hatte man nichts weiter von ihnen gehört. Jeder andere hätte es als ein gutes Zeichen gedeutet, doch die Ahnung des Elbenfürsten sagte ihm, dass es nicht an dem war. So sehr er die Rückkehr der Kundschaftergruppe um Glorfindel herbeisehnte, so sehr spürte er auch, dass er sie in gleichem Maße fürchtete.
Nur unter Aufbietung aller Kräfte konnte der Herrscher von Bruchtal sich dazu zwingen, im Schloß zu bleiben, abzuwarten und gegen seine eigenen Feinde zu kämpfen: die Ungewissheit und die Zeit, die sich für ihn, den Unsterblichen, zum ersten Mal wirklich wie eine Ewigkeit anfühlte...
***
Der Wind hatte aufgefrischt und war kühl geworden, doch Legolas ließ sich davon nicht aufhalten. Das Gefühl, mit dem die abendliche Brise über seine Haut zu schmirgeln schien, war ebenso unangenehm wie die Kälte, die sie seinen überreizten Sinnen nach mit sich führte, doch nicht störend genug, um ihn aufzuhalten.
'Ich muß die Höhle erreichen ... keine Zeit zum Rasten ... so kalt ... bitte, ... Aragorn, halt durch ...'
Ob er diese Litanei wirklich dachte oder sie dem Chaos seiner khashera-bedingten Halluzinationen entsprang, wußte er nicht, und es war ihm auch gleichgültig. Wichtig war ihm nur eines: er war fest entschlossen, zu Aragorn zurückzukehren.
Er bewegte sich mit der Schnelligkeit eines Schattens zwischen den Baumstämme hindurch und ignorierte den einsetzenden Schmerz in seinem Fuß.
'Nicht wichtig ... nur ein Kratzer ... weiter, nur weiter ... ich habe Durst ... keine Zeit zum Rasten ...'
So überscharf seine Haut auf die Reize der ihn umgebenden Natur reagierte, so inaktiv war sein Orientierungssinn, der Legolas unter normalen Umständen unfehlbar in die richtige Richtung gewiesen hätte. Die Droge, die durch seinen Körper pulste, verwirrte jedoch seine Ausrichtung und ließ ihn sich immer in der Nähe der Berge halten, statt ihn zurück in die Wälder zu führen, aus denen man ihn hergeschafft hatte.
***
Elrohir und die restlichen fünf Elben durchsuchten jeden Fleck in der näheren Umgebung, doch sie konnten keine Spur von Legolas entdecken. Der Prinz hatte sich sprichwörtlich in Luft aufgelöst. Er konnte sich nicht erklären, wie es dem Elben in seinem Zustand gelingen konnte, derart unerkannt zu verschwinden. Das war eigentlich unmöglich!
Elrohir sah hoffnungsvoll Glorfindel entgegen, der auf ihn zukam. Doch als er dessen Gesichtsausdruck sah, erlosch seine letzte Hoffnung. Keine Spur...
„Wir haben alles abgesucht. Es tut mir leid um den Prinzen, doch mehr können wir nicht tun."
Glorfindel sah zu den Zwergen hinüber, die – mittlerweile entwaffnet und gebunden – im Lager saßen und ihren Blick grimmig erwiderten.
„Was machen wir mit den Zwergen?"
Elrohir zuckte mit den Schultern. „Sie sind ohne Waffen und somit keine Bedrohung mehr. Lassen wir sie ziehen. Wir haben andere Sorgen." Seine Gedanken wanderten wieder zu seinem menschlichen Bruder, dessen Schicksal für ihn ungewiss war. Ob sie schon in Bruchtal angekommen waren? Würde ihr Vater ihm helfen können? Elrohir schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf die Gegenwart.
„Löse die Fesseln von einem der Zwerge. Soll er die anderen befreien, wenn wir aufgebrochen sind."
Glorfindel tat wie ihm geheißen und dann brachen die Elben auf. Sie nahmen die beiden Pferde mit, die die Zwerge Estel und Legolas abgenommen hatten und nach einem letzten Blick auf die Zwerge ritten die Elben in schnellem Tempo nach Bruchtal zurück.
***
Legolas zitterte, als er sich zu einer kleinen Quelle hinunterbeugte, um einen Schluck des klaren kühlen Wassers zu trinken. Er brannte innerlich und die betäubende Wirkung der Droge ließ nach. Seine Schmerzen wurden immer intensiver. Als er wieder aufstand und mit seinem gebrochenen Fuß versehentlich gegen einen großen Stein stieß, konnte er einen Schmerzschrei nicht mehr unterdrücken. Er sank zu Boden und versuchte, bei Besinnung zu bleiben. Ich muß Aragorn finden... Ich darf nicht aufgeben...
Er sah auf das Wasser, das sich in einer kleinen Senke sammelte, bevor es in kleinen Strömen zu einem Bach anwuchs und betrachtete sein Spiegelbild. Sein Haar hing in ungeordneten Strähnen wirr in seinem Gesicht, das die Verletzungen fremd erscheinen ließen. Legolas blinzelte verwundert.
Das war sein Bild?
Er wischte mit der Handfläche über das Wasser, störte sein Spiegelbild und wartete, bis sich das Wasser wieder beruhigt hatte. Dann sah er erneut hinein, so, als stünde er an Galadriels Quelle in Lolothrien und suche nach Antworten.
Plötzlich kippte seine Wahrnehmung und Benommenheit erfasste ihn. Im Wasser sah er das Abbild Aragorns. Der Mensch lag blutüberströmt und reglos am Boden und war von einer Gruppe Zwerge umgeben.
Nein! Legolas raffte sich auf. Er durfte nicht verweilen. Sein menschlicher Freund brauchte ihn. Er griff nach einem langen dicken Ast, der unter einem Baum lag und humpelte mit seiner Hilfe so schnell er konnte weiter.
Doch seine Schmerzen vervielfachten sich. Die Droge war durch die Anstrengung fast vollständig aus seinem Körper verschwunden. Erschöpfung und Schwäche überwältigten den Elben schließlich. Nachdem er sich ein letztes Mal aufgerappelt hatte, fiel er wenige Schritte weiter wieder zu Boden und blieb dieses Mal liegen. Ohnmächtig verlangte sein Körper die Ruhe, die Legolas Geist ihm nicht geben wollte, und der Wind wehte flüsternd über die reglose Gestalt des Elben hinweg.
***
wird fortgesetzt
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Lasst bitte nicht mit dem Review-Schreiben nach. Bitte, bitte, bitte...
