### Ist heute wirklich schon Sonntag??? Entschuldigt Leute! Meine
kleine Tochter bekommt Zähne (Kann sich noch jemand von Euch daran erinnern,
wie das den Backenzähnen war? Na dann wisst ihr ja, was bei mir zu Hause los
ist! ;-) )und irgendwie habe ich darüber
das Updaten vergessen.
### Allen, die sich die Zeit genommen haben zu reviewen, ein ganz, ganz, ganz liebes Danke! Ihr seid die Besten!
***Queen-of-Gondor: Tut uns leid, dich so quälen zu
müssen. Aber unter einer Woche zu updaten schaffen wir noch nicht. Vielleicht brauchen
wir nur etwas mehr Übung. Hey, das ist unsere erste HdR-Story!
Vielleicht entwickeln wir uns ja noch... (*zweifelndes Stirnrunzeln*)
***Black Pearl: Ja, ja, wir drücken so manches Mal richtig heftig auf die Gefühle. Aber wir sind beide total emotionale Typen. Nicht umsonst nennen wir uns auch die „Snuggle Production". Ohne Umarmungen und Berührungen läuft keine Geschichte bei uns ab. Das ist für uns sozusagen das Salz in der Storysuppe.
*** MoJa+BlackAngelGirl: Suchtgefahr? Na, wir werden ja merken, wer alles am
Ball bleibt und die nachfolgenden Storys ebenfalls mit Spannung verfolgt und reviewt...
*** Stoffpferd: Abgeknabberte Fingernägel? Ach du meine Güte! Wenn das kein
Zeichen für Spannung ist. *grins*
***Norinia+Sihrina-T+Hiyu: Wer ist der Fremde? Tja,
also... *stotter*...*schluck*... Da müsst ihr noch
ein Weilchen warten. Seine Geschichte wird in der 3. Story erzählt. Es wäre
sonst alles ein wenig viel für eine Story und zu verworren. Wer soll da noch
den Durchblick behalten? Wir bitten also um etwas Geduld, denn wie heißt es so
schön... „... dies ist eine andere Geschichte!"
***Amlugwen: Diese Story hat neben diesem noch ein
Kapitel. Wir haben aber schon drei weitere Storys in Planung. Die Abenteuer
unserer zwei Haupthelden dauern also noch ein Weilchen an.
***SweetDevil:
Weißt du, dass uns dein Name schon wieder auf eine neue Storyidee gebracht
hat??? Als wenn wir davon nicht schon genug in der Schublade liegen hätten.
*verzweifelter Blick auf unsere Muse* Mal sehen, ob sich da was arrangieren
lässt...
***Nili: Letzte Woche drohst du uns mit Goethe, diese
Woche mit Schiller... Ich hoffe, du verbietest es dir selbstredend, irgendwann
mal nach J.R.R. Tolkien zu greifen. Was deine Mutmaßungen hinsichtlich Rivars angeht, siehst du uns verschmitzt grinsen... Aber
lass auch du dich noch ein wenig hinwegtrösten mit einer netten Aragorn-Story...
Kann es sein, dass du dir öfter mal eine Überdosis HdR
verabreichst? Deine Selbstgespräche mit Elladan
klingen für mich nicht so gesund! (Und das sagt jemand, der sich fast jeden
dritten Tag beim Wäsche bügeln die DVD reinzieht – ManuKu)
*schmunzel*
Und jetzt ab mit dem Kapitel auf den FF.net Server!!!
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Kreuzwege
von: ManuKu
und: Salara
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Es war eine Stunde vor Morgengrauen, als Rivar schließlich das Pferd aus dem kleinen Stall holte und vor seine Hütte führte. Mit geübter Routine packte er zusammen, was er an Vorräten, Heilkräutern und Ausrüstung zu brauchen glaubte, dann trat er an die Lagerstatt heran.
„Es ist Zeit," sagte er und sah auf Legolas hinab. Dieser hatte sich seit ihrem Gespräch nicht bewegt. Jetzt jedoch setzte er sich auf. Sein Blick mied den Menschen noch immer.
„Ich verstehe."
Es war diese gespenstische Ruhe des Elben, die ihn beunruhigte und ihn sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder hilflos fühlen ließ. Als Legolas bei dem Versuch, aufzustehen, zu fallen drohte, griff Rivar zu. Er legte sich einen Arm des Elben über die Schulter und stabilisierte ihn auf diese Weise, während sie zusammen langsam ins Freie gelangten. Widerstandslos ließ der Elbe es zu, dass Rivar ihm aufs Pferd half und sich kurz darauf hinter ihn setzte.
Es glich fast einer Flucht, als er das Pferd schließlich mit einem leisen Ruf anspornte und loslaufen ließ.
***
Zartes Morgenlicht legte sich über das erwachende Land, doch die Reitergruppe, die seit dem ersten Morgengrauen auf der Alten Waldstraße nach Bruchtal unterwegs war, hatte keinen Blick für diese Idylle.
Die Reiter saßen gedankenverloren auf ihren Pferden und sinnierten über das Leben und den Tod. Die Zeit der großen Kriege war schon lange vorbei. Der Tod war ein seltener Gast bei den Elben. Um so schmerzlicher wurde jeder Verlust betrauert, sei es während der Jagd, in Auseinandersetzungen mit Orcs und anderen dunklen Gestalten oder, was noch seltener war, aufgrund eines gebrochenen Herzens oder aus Trauer.
Legolas konnte in seinem Zustand, verletzt und unter Drogen, allein auf sich gestellt, kaum überlebt haben. Sie versuchten sich vorzustellen, wie König Thranduil den Tod seines einzigen Sohnes aufnehmen würde. Wie musste es sein, ein Kind zu verlieren, das man viele Hundert Jahre lang um sich gehabt hatte? Wurde der Schmerz dadurch noch größer? Alle Elben der kleinen Gruppe bis auf Glorfindel waren noch nicht gebunden. Selbst der ältere Elbe hatte noch keine Kinder und konnte auf diese Frage keine Antwort geben. Doch spielte das eine Rolle? Ob jemand ein Kind verlor oder einen Bruder, eine Schwester, einen Vater oder eine Mutter...
Elrohir ritt wie immer neben Glorfindel. Der ältere Elbe gab ihm eine innere Ruhe, die er allein nicht hätte finden können. Wäre er allein gewesen, hätte er voller Frustration und Verzweiflung geschrieen. Das Schicksal schlug manchmal erbarmungslos zu. Zuerst musste Estel mit seinen jungen Jahren diese einschneidenden Erlebnisse mitmachen und dann wurde ihm der Freund, den er gerade gefunden hatte, wieder genommen.
„Das ist nicht fair!"
„Mein lieber Freund, wer hat dir gesagt, dass das Leben fair ist?" fragte ihn Glorfindel und in dem Augenblick erkannte Elrohir, dass er die Worte laut ausgesprochen hatte.
„Warum müssen gerade die Menschen, an denen einem so viel liegt, so unsagbar leiden, dass es einem das Herz zerreißen könnte..."
„Vielleicht warten auf Estels Wegen noch weit größere Prüfungen als diese? Er ist ein Mensch und als solcher bereits ein erwachsener Mann. Du kannst ihn nicht immer beschützen wollen," meinte Glorfindel mit behutsamer Stimme.
„Und doch werde ich es versuchen. Er wird immer mein kleiner Bruder bleiben. Wenn er noch lebt..." Elrohir verstummte und wischte sich verstollen über die Augen. Glorfindel legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter.
„Estel ist stark. Er wird es schaffen. Er..."
Der Ruf eines vorausreitenden Elben unterbrach ihn.
„Ein Reiter kommt von rechts."
Sie befanden sich bereits in lichteren Gebieten des Waldes, in leicht hügeligem Gelände, das sich bis nach Bruchtal hinzog, um dort dann wieder anzusteigen.
Rechts auf dem Hügel waren zwischen den Bäumen die Umrisse eines Pferdes zu erkennen, das zwei Reiter trug. Die Gestalt verharrte, als wüsste sie nicht, ob sie näher kommen sollte oder nicht. Dann trabte das Pferd jedoch langsam auf sie zu. Elrohir und Glorfindel wiesen die anderen Elben an, wachsam zu bleiben und ritten dann den Fremden entgegen, da diese offensichtlich ein Anliegen hatten.
***
Der Fremde fand die sichtbaren und unsichtbaren Wege in dieser Gegend, ohne auf eine Karte schauen zu müssen. So wusste er, dass sie bald auf die Alte Waldstrasse treffen mussten. Der vor ihm sitzende Elbe war an seiner Brust zusammen gesunken. Sein Blick war auf den Kopf des Pferdes gerichtet. Nur Rivars Arme, die die Zügel des Pferdes hielten, hinderten den Elben daran, seitlich vom Pferd zu rutschen. Er schien keinerlei Kraft mehr in sich zu haben. Seit sie aufgebrochen waren, hatte Legolas kein Wort mehr gesprochen. Rivar hatte auch nicht versucht, ein Gespräch mit ihm zu beginnen. Das Leben in der Einsamkeit hatte ihn für belanglose Unterhaltungen untalentiert werden lassen. Doch er machte sich Sorgen. Trauernde Elben hatten keine besonders großen Überlebenschancen. Vielleicht brachte er einen Elben zurück zu seiner Art, der dort sterben würde, wo er unter seinesgleichen war. Traurig zog er den Elben dichter an sich heran.
Rivar spornte sein Pferd zur Eile an. Je eher er in Bruchtal war, umso größer waren die Chancen, dass jemand Legolas aus seiner Erstarrung holen und so retten konnte.
Als er über eine Anhöhe kam, erblickte er einige hundert Meter weiter eine Gruppe Reiter. Er blieb stehen und überlegte. So nahe an Bruchtal konnte es auch ein elbischer Suchtrupp sein, der nach Legolas suchte. Ihre Wege würden sich so oder so kreuzen. Also wandte er sein Pferd in ihre Richtung und ritt langsam aber wachsam auf sie zu.
Als er näher kam, erkannte er, dass es sich tatsächlich um Elben handelte. Es waren sechs Elben und sie führten noch zwei reiterlose Pferde mit sich. Die meisten hatten lange blonde Haare, nur einer unter ihnen hatte dunkleres Haar, und alle trugen Pfeil und Bogen über dem Rücken. Nachdem sie ihn ihrerseits bemerkt hatten, waren der Braunschopf und einer der blonden Elben auf ihn zugeritten.
Nur noch wenige Meter trennten sie voneinander, als der dunkelhaarige der beiden Elben überrascht aufschrie und vom Pferd sprang.
***
„Glorfindel, es ist Legolas!" rief Elrohir und war mit einem Satz von seinem Pferd gesprungen.
Der Fremde hatte sein Pferd ebenfalls zum Stehen gebracht und sah dem Elben vorsichtig entgegen. Elrohir beachtete ihn zuerst gar nicht. Er trat an das Pferd des Menschen und versuchte, Legolas ins Gesicht zu blicken.
„Legolas," sagte er sanft und berührte die Hand des Prinzen, die auf dessen Oberschenkel lag. Er bekam keine Reaktion.
„Was ist mit ihm? Was habt ihr mit ihm gemacht?" Elrohir wurde misstrauisch und trat einen Schritt zurück. Glorfindel hatte den Fremden inzwischen beobachtet und erkannt, dass von ihm keine Gefahr ausging. Die Art und Weise, wie er Legolas schützend vor sich auf dem Pferd hielt, sagte mehr als jedes Wort. Das Gesicht des Fremden zeigte für eine Sekunde die Enttäuschung, die in ihm hochstieg. Dann wich jede Emotion aus den Zügen des älteren Mannes.
„Ich habe euren Freund in den Wäldern gefunden und seine Wunden versorgt," erwiderte er knapp.
„Dafür gebührt euch unser Dank," antwortete Glorfindel und verbeugte sich leicht vor dem Fremden. Dieser nahm den Dank mit einem Nicken entgegen.
„Verzeiht mein ungestümes Verhalten. Doch wir hatten uns Sorgen um Prinz Legolas gemacht," sagte Elrohir und trat wieder näher. Er sah den überraschten Gesichtsausdruck nicht, als der Fremde von Legolas' Stand erfuhr. Prinz Legolas...?
„Warum reagiert er nicht auf uns? Sagt uns, was ist mit ihm?" Elrohir klang besorgt.
„Er kämpft mit Schuldgefühl und Trauer um einen Freund!" war die kurze Antwort, die jedoch alles erklärte.
Elrohir lachte unvermittelte auf und schüttelte Legolas leicht. „Prinz Legolas, habt keine Sorge um Estel. Wir haben ihn gefunden. Legolas. Legolas..."
***
Legolas nahm alles um sich herum nur durch einen Nebelschleier war. Das innere Drängen, das ihn quälte und ihn nach Khashera verlangen ließ, füllte jede seiner Adern aus, strömte durch seinen Körper und ließ ihn erzittern. Doch Rivar, dessen Wärme er in seinem Rücken spürte, gab ihm Kraft und hielt ihn fest im Sattel. Nach einer Weile ließ das Verlangen nach. Legolas dachte wieder an Aragorn und fühlte sich schuldig. Er konnte doch nicht nach Bruchtal zurückkehren und Lord Elrond erzählen, dass er seinen Ziehsohn zum Sterben zurückgelassen hatte.
Nein, er konnte nicht nach Bruchtal!
Legolas Körpers reagierte und wollte sich vom Pferd rutschen lassen, doch Rivars Griff wurde fester und hielt ihn im Sattel. Legolas wehrte sich nicht dagegen. Es war, als hätte der Kampf gegen die Entzugserscheinungen alle Kraft in Legolas aufgebraucht.
Er achtete nicht darauf, wie sorgsam Rivar seinen Weg durch den Wald suchte und beim Anblick der fremden Reitergruppe kurz stehen blieb. Er registrierte auch nicht, dass sich schließlich ein kurzes Gespräch zwischen ihnen entspann und es drang auch nicht bis in sein Bewußtsein vor, dass es Elben waren, die neben dem Pferd standen und über ihn sprachen.
In Legolas' Denken gab es nichts als das Gefühl von Trauer, das immer wieder von jenem alles verzehrenden Drang überdeckt wurde, von dem er sich nun willig peinigen ließ. Ob und wieviel Zeit dabei verging, war für den Elben längst unwichtig geworden.
Als ihn jemand zu schütteln begann, versuchte er diese Tatsache matt zu ignorieren. Doch die unwillkommene Störung wiederholte sich, und schließlich begriff Legolas, dass jemand drängend seinen Namen rief.
Wieder und wieder.
Er wollte nicht zurückkehren in die Welt, in der das Begreifen seines vermeintlichen Versagens auf ihn wartete, doch er konnte sich dem nachdrücklichen Rufen schließlich nicht mehr widersetzen. Müde hob er den Kopf und versuchte sich auf die Stimme zu konzentrieren, die ihn rief.
Aus dem verschwommenen hellen Fleck wurde nach Sekunden plötzlich ein Gesicht, das ihn erwartungsvoll und mit unübersehbarer Erleichterung musterte.
„Wer..."
Seine Stimme klang so heiser, als hätte er sie tagelang nicht mehr gebraucht. Er räusperte sich. In diesem Augenblick begriff er verwirrt, dass trotz der dunklen Haare, die das schmale Antlitz umrahmten, ein Elbe zu ihm aufsah.
„Wer seid Ihr? Ich kenne Euch nicht."
Der Elbe lächelte und schüttelte den Kopf.
„Ich bin Elrohir, Lord Elronds Sohn, und froh, Euch endlich wiedergefunden zu haben. Wir werden Euch auf dem schnellsten Wege nach Bruchtal bringen, wo mein Vater sich um Euer Wohlergehen kümmern wird, mein Prinz!"
Legolas schüttelte enttäuscht den Kopf. „Ihr versteht das nicht, aber ich kann nicht nach Bruchtal gehen..."
„Doch. Ich verstehe es sogar besser, als Ihr glaubt..."
„Nein!" Unvermittelt war Legolas laut geworden. Zornig funkelte er Elrohir an. „Ich kann nicht! Ich kann nicht zu Eurem Vater gehen und ihm sagen, dass Euer Bruder..."
Wieder bildete sich ein Kloß in Legolas' Kehle und er verstummte. Er brachte es einfach nicht übers Herz, den Satz zu vollenden, und wandte seinen Blick schließlich ab.
Als sich Elrohirs Hand auf die seine legte, sah er diesen wieder an, erstaunt über das Lächeln, das dessen Züge überzog.
„Legolas, Ihr wißt es noch nicht: wir haben Estel gefunden! Er ist bereits in Bruchtal."
„Ihr habt...?"
Ihm versagte die Stimme, als er begriff, dass seine schlimmsten Befürchtungen nicht eintreffen würden. Ungläubig, doch zugleich hoffnungsvoll, studierte er Elrohirs Gesicht, ohne jedoch darin die Spur einer Lüge zu entdecken.
„Es ist wirklich wahr?" flüsterte er und konnte nicht verhindern, dass sich Tränen in seinen Augenwinkeln zu bilden begannen.
Elrohir nickte als Antwort.
„Bereits gestern Mittag brachte ihn Elladan, mein Zwillingsbruder, heim. Wir haben seither nach Euch gesucht."
„Ich... ich war in der Hand von Zwergen, die..." wollte Legolas zu erklären beginnen.
„Das wissen wir, mein Prinz," unterbrach ihn Elrohir. „Wir folgten der Spur, die die Zwerge hinterlassen hatten und fanden Euch schließlich dort. Leider ... wußten wir nicht, dass Ihr unter dem Einfluß von Khashera standet, sonst hätten wir besser auf Euch acht gegeben. Verzeiht!"
Legolas wollte etwas erwidern, doch Rivar, der ihn noch immer fest vor sich im Sattel hielt, kam ihm zuvor.
„Entschuldigt, dass ich euch unterbreche, aber ich denke, das könnt ihr alles unterwegs besprechen."
Elrohir wandte ihm den Blick zu.
„Natürlich. Verzeiht, dass wir Euch vergaßen!"
Er winkte den zurückgebliebenen Reitern zu, die ihm eines der beiden reiterlosen Pferde brachten.
„Könnt ihr allein reiten oder möchtet ihr, dass ich Euch mit auf mein Pferd nehme?" fragte Elrohir vorsichtig.
Legolas straffte seine Gestalt und sah in die Richtung, in der Bruchtal lag. Die Verzweiflung schien wie weggewischt.
„Ich fühle mich jetzt wieder stark genug, um selbst zu reiten," antwortete er, schwang sein rechtes Bein über den Kopf von Rivars Pferd und stieg ab. Dabei versuchte er, seinen gebrochenen Fuß nicht zu belasten. Elrohir half ihm aufs andere Pferd, wofür ihm Legolas dankbar war.
Als Legolas sich umsah, um sich nochmals bei Rivar für seine Hilfe und Pflege zu bedanken, war dieser schon ein paar Meter von der Gruppe weggeritten.
„Rivar!" rief Legolas hinter ihm her. Der Mann hielt sein Pferd an und sah sich noch einmal um. Wortlos sah er zu dem Elben zurück.
„Ich danke Ihnen für alles..." Legolas verstummte. Er wusste nicht mehr zu sagen, auch wenn er das Gefühl hatte, dass es etwas ganz Besonderes war, diesen Mann getroffen zu haben.
Rivar studierte ihn einen Augenblick lang. Dann berührten seine Fingerspitzen in einer fließenden Bewegung erst den Mund, dann die Stirn und danach hob er wie zum Abschied die Hand über den Kopf.
Es war eine eigentümliche Geste, und Glorfindel glaubte, sie schon einmal gesehen zu haben. Ihm wollte jedoch nicht einfallen, wo. Er beschloß, sich später noch einmal mit dieser Frage zu beschäftigen.
Rivar unterdessen rief seinem Pferd etwas zu und das Tier trabte in schnellem Galopp davon.
Legolas hob ebenfalls zum Abschied die Hand und etwas in ihm hoffte, diesen Einsiedler irgendwann einmal wiederzusehen. Gleichzeitig fragte er sich, welches Schicksal ihn ausgerechnet mit diesem Mann hatte zusammentreffen lassen. Legolas schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Elrohir und seinen Begleitern zu.
„Erzählt mir doch bitte, wie ihr Aragorn und mich gefunden habt und in welchem Zustand sich Euer Bruder befand," fragte Legolas, an Elrohir gewandt.
Das Lächeln auf dem Gesicht des Elben verschwand kurz und er sah zu Glorfindel hinüber. Dieser wusste den Blick zu deuten und antwortete an seiner Stelle.
„Aragorn war in einem sehr schlechten Zustand, als wir ihn in der Höhle fanden, Prinz Legolas. Er wies uns an, nach Ihnen zu suchen, bevor er bewusstlos wurde. Wir haben ihn mit Begleitung zurück nach Bruchtal geschickt, damit Lord Elrond ihm helfen kann." Glorfindel schwieg einen Augenblick und sah Elrohir kurz in die Augen, bevor er an Legolas gerichtet fortfuhr.
„Seine Verletzungen waren sehr schwer und sind lange unbehandelt geblieben. Es könnte sein, dass selbst Lord Elrond ihm nicht mehr helfen konnte."
„Ihr meint, er könnte tot sein," fasste Legolas mit fast tonloser Stimme zusammen.
Glorfindel sah den gleichen Schmerz in den Augen des Prinzen wie in denen Elrohirs. Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht, das jedoch von den anderen nicht wahrgenommen wurde, da beide tief in Gedanken versunken waren. Der Mensch Aragorn hatte die Fähigkeit, die Herzen von Elben zu berühren und sicher gelang ihm das bei den Menschen ebenso. Egal was er selbst glaubte: Glorfindel war sich sicher, dass Aragorn dereinst einmal ein guter König werden würde.
„Mein Prinz, wir halten die Hoffnung fest, dass Estel noch am Leben ist. Er ist stark und wird um sein Leben kämpfen. Glaubt mir, ich kenne ihn. Er gibt nicht so leicht auf." Elrohirs Stimme war fest und er glaubte plötzlich selbst an das, was er gesagt hatte.
Er stieg auf sein Pferd und gesellte sich an Legolas' Seite. Auf diese Art konnte er schnell eingreifen, falls Legolas aufgrund seiner Verletzungen Gefahr lief, vom Pferd zu rutschen. Langsam ritten sie weiter und während Legolas Elrohir von seinen Erlebnissen mit Aragorn berichtete, eilten ihnen ihre Gedanken hoffnungsvoll voraus nach Bruchtal.
***
Elrond stand auf dem Balkon von Aragorns Zimmer und schaute nach draußen, wo sich der Himmel bereits spätnachmittäglich zu verfärben begann. Er hatte seit vielen Stunden an Estels Bett gewacht und auf ein Zeichen gewartet, dass sein Ziehsohn endlich das Bewusstsein wiedererlangen würde. Doch es geschah nichts.
Er wusste nicht, wie lange er dort draußen gestanden und in den Himmel gestarrt hatte, doch plötzlich klopfte es leise an der Tür und Celboril trat ein, ohne auf eine Aufforderung zu warten.
„Lord Elrond, Euer Sohn Elrohir ist soeben mit Prinz Legolas und den anderen des Suchtrupps eingetroffen!" verkündete der Diener und seiner Stimme war es anzuhören, wie gerne er seinem Herrn diese Nachricht überbrachte.
Elrond warf einen letzten Blick auf Estel und prüfte seine Atmung. Der Heilschlaf war noch immer tief und verlief so, wie er es auch bei Elben getan hätte. Für den Augenblick zufrieden über den immerhin stabilen Zustand Aragorns, verließ er beruhigt den Raum, um Elrohir und die anderen willkommen zu heißen.
***
Im Empfangsaal angekommen, schloss er Elrohir in die Arme. „Ich bin froh, dass du unverletzt zu uns zurückgekehrt bist, mein Sohn."
„Das bin ich auch. Aber sagt mir, Vater, wie geht es Estel?"
Lord Elrond hörte das Beben in der Stimme seines Sohnes und konnte sich sehr wohl vorstellen, welche Sorgen er sich gemacht haben musste.
„Estel geht es gut. Er befindet sich in einem Heilschlaf, aus dem er bald erwachen müsste."
„Iluvitar sei Dank," flüsterte Legolas, sah den Herrn von Bruchtal dankbar an und ließ sich dann auf einem Stuhl nieder. Nun, wo alle Last von ihm gewichen war, gestattete er es sich, die Schwäche zu zeigen, die er fühlte.
Elrond hatte den erleichterten Ausruf sehr wohl vernommen und musterte den Elben nun seinerseits.
„Ihr müsst Prinz Legolas sein. Es ist mir eine Ehre, Euch kennenzulernen!"
Elrond verbeugte sich leicht und ging auf den Prinzen zu.
„Es ist lange her, dass ich Euch gesehen habe. Leider finden unser und Euer Haus nur noch selten zusammen. Dennoch erinnere ich mich an Euch. Seid herzlich willkommen in Bruchtal!"
Durch Legolas Körper ging ein Zittern und es schien, als hätte er die höflichen Worte Lord Elronds nicht vernommen. Er krümmte sich zusammen und versuchte erfolglos ein Stöhnen zu unterdrücken. Elrond kniete sich sofort an seiner Seite nieder und sah ihm in die Augen.
„Er wurde einer höheren Dosis Khashera ausgesetzt, mein Lord," sprach Glorfindel und berichtete kurz, was Legolas widerfahren war.
„Elrohir, Glorfindel, helft dem Prinzen auf und bringt ihn in eines der Gästezimmer. Auch ihm wird der Heilschlaf die nötige Zeit geben, die Nachwirkungen der Droge zu bekämpfen. Die übrigen Verletzungen werden so auch schneller heilen."
„Nein!"
Legolas biss die Zähne zusammen und stand von allein auf. Er durfte jetzt nicht aufgeben, es gab noch etwas zu tun, bevor er sich dem Heilschlaf ergab.
***
Elrond hatte nachdrücklich darauf bestanden, sich zunächst Legolas' Verletzungen anzusehen, ehe er ihn zu Aragorn führte, und bei dieser Gelegenheit war der Prinz auch gleich in neue Kleidung geschlüpft.
Auf den Arm seines Gastgebers gestützt betrat Legolas nun endlich Aragorns Zimmer.
Obwohl er wusste, dass der Mensch selbst vom Klang silberner Trompeten nicht wach werden konnte, trat der Elbe geräuschlos an das Bett.
Aragorn schlief. Auf seinem Gesicht lag ein friedlicher Ausdruck, so, als würde er einen schönen Traum mit hinüber in die Genesung nehmen. Legolas prägte sich dieses Bild ein. Er wollte das schmerzverzerrte Gesicht Aragorns aus seinen Gedanken bekommen, das ihn seit Tagen in Albträumen jagte. Dann streckte Legolas eine Hand aus, legte sie ganz leicht auf Aragorns Brust und schloss die Augen. Er spürte wie sich seine Hand unter den regelmäßigen Atemzügen des Menschen hob und senkte. Der Herzschlag des Menschen war deutlich spürbar.
'Aragorn lebt! Jetzt kann ich es glauben...'
Die Furcht um den Freund, die ihn seit ihrem Kampf nicht losgelassen hatte, verließ Legolas in diesem Augenblick und er atmete erleichtert auf.
„Ich hatte schon nicht mehr daran geglaubt, ihn noch einmal wiederzusehen," sagte er leise in die Stille des Raumes hinein, zögerte kurz und richtete dann seinen Blick auf Elrond. „Tief in meinem Herzen wähnte ich Estel tot und ... ich wußte nicht, wie ich Euch diese Nachricht überbringen sollte..."
Er verstummte und der Herr von Bruchtal wartete geduldig. Er hatte bereits bei Legolas' Ankunft gesehen, dass dieser eine schwere Last auf der Seele trug. Welcher Ort war besser dazu geeignet, jene Bürde abzuwerfen, als dieser?
Legolas' Blick wanderte wieder zu Aragorn zurück. „Es ist seltsam, aber ich spürte vom ersten Augenblick unserer Begegnung an, dass er etwas Besonderes ist und bereits nach kurzer Zeit war er mir vertraut wie der beste meiner Freunde. Der Gedanke, ihn zu verlieren..."
Legolas brach mitten im Satz ab, und Elrond, der ihn die ganze Zeit über gestützt hatte, spürte, wie ein erneutes Zittern durch den schmalen Körper des Elben lief.
„Kommt. Es ist nun auch Zeit für Euch. Wie Ihr gesehen habt, geht es Estel gut. Jetzt muß ich mich um Euch kümmern. Lasst die dunklen Ereignisse hinter Euch und blickt nach vorn. Schlaft und findet neue Kraft."
Elronds Stimme hatte einen ruhigen, fast hypnotischen Klang angenommen. Widerspruchslos ließ Legolas sich mit einem letzten Blick auf den schlafenden Aragorn zur Zimmertür führen. Dort blieb Legolas ein letztes Mal stehen und sah den Elbenfürsten an.
„Sagt mir nur noch eines: wird Aragorn wieder sehen können? Als mich die Zwerge fortbrachten..."
„Seid ganz ruhig," unterbrach Elrond ihn. „Die Art von Estels Kopfverletzung ließ mich schon so etwas vermuten. Ich habe mich auch um dieses Problem gekümmert. Und nun kommt – Ihr solltet nun wirklich schlafen."
Schlafen?
Schlafen klang nach einer guten Idee. Ohnehin hatte Legolas das Gefühl, sich nicht mehr viel länger aufrecht halten zu können. Er spürte, wie der nächste Krampf sein Inneres zusammenzog.
Bereitwillig vertraute er sich Elrond an und schon bald lag ein ebenso friedlicher Ausdruck wie bei Aragorn auf seinen Zügen.
***
wird fortgesetzt
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Und jetzt ab an die Review-Tasten mit euch!
