Hi, again! Ich hoffe wirklich, ihr seid nicht eingeschlafen...L ...aber ich war doch der Meinung, das müsste sein, damit man `nen Überblick bekommt. Also, Gnade, schlagt mich nicht!!! So, jetzt geht's weiter, es wird (hoffentlich) etwas spannender...aber auch verwirrender!
Nix gehört mir! *heul*
Flug ins Ungewisse
Harry stand am Fenster und starrte auf den Rasen. Unfähig klar zu denken, murmelte er nur vor sich hin: "Nein, Nein, Nein."
Onkel Vernon, Tante Petunia und Dudley starrten ihn an.
Onkel Vernon polterte: "Was ist Nein? Gibst du also zu,dass du meinen Rasen verschandelt hast???"
Harry dachte nach. Wenn Voldemort ihn töten wollte würde er als erstes zum Ligusterweg kommen. Die Dursleys würden ihm dabei nur im Weg sein. Harry hasste alle drei, aber auch er wollte nicht an ihrem Tod Schuld sein. Die Gewissensbisse wegen Cedric reichten ihm. Also würde er wohl die Wahrheit sagen müssen.
"Nun?"hakte Onkel Vernon nach.
Harry holte tief Luft.
"Nein,"sagte er. "Das war Voldemort."
Hätte er gesagt, dass Sirius die Dursleys zum Essen eingeladen hätte, wäre die Reaktion nicht anders gewesen. Dudley hielt blitzschnell beide Hände auf
seinen dicken Hintern und kniff den Mund ganz fest zu. Dudley war erst zweimal richtigen Zauberern begegnet, doch diese Erlebnisse würde er wohl nie vergessen. Das erste Mal hatte Onkel Vernon Dumbledore beleidigt und Hagrid, der Wildhüter und Pflege magischer Geschöpfe – Lehrer war so wütend geworden, dass er Dudley kurzerhand einen Schweinchenschwanz gezaubert hatte. Bei seiner zweiten Begegnung hatte Fred Weasley ihm einen Bonbon gegeben, der allerdings mit einem Schnellwürgzauber ausgestattet war und Dudleys Zunge hatte im Nu die Länge von über einem Meter erreicht.
Onkel Vernon schnarrte giftig: "Was für ein Moldewort? Soll das schon wieder eine deiner lächerlichen Ausreden sein?"
"Nein",sagte Harry abermals. "Das war der,der meine Eltern ermordet hat."
Dann holte er tief Luft und begann zu erzählen. Er berichtete kurz, dass Voldemort wieder zurück war, dass er nun hinter ihm her war, warum er diesen Sommer nicht zu den Weasleys sollte und dass, das Zeichen auf dem Rasen Voldemorts Merkmal war. Den Anfang der Geschichte kannten die Dursleys schon, denn als Harry damals von Hagrid erfahren hatte, dass er ein Zauberer war, waren sie dabei gewesen, außerdem hatte Dumbledore, als er Harry vor 14 Jahren vor die Haustür der Dursleys gelegt hatte auch einen Brief hinterlassen,in dem er alles erklärt hatte.
"So!"bellte Onkel Vernon als Harry schließlich schwieg, er sah allerdings erheblich blaß aus unter seinem buschigem Schnurrbart.
"Und du glaubst also,dass wir dir das alles abnehmen?"
"Es wäre besser für euch,"sagte Harry möglichst cool.
Onkel Vernon schwieg eine lange Zeit. Tante Petunia warf ihm immer wieder vorsichtige Blicke zu und Dudley schien unter Schock zu stehen. Schließlich sagte Onkel Vernon und man sah ihm an, wie schwer es ihm fiel diese Worte auszusprechen: "Nun gut. Dann werden wir dir wohl glauben müssen. Aber wenn du uns belügst,"fügte er eilig hinzu, "dann setzt es so ein Donnerwetter, dass dir Hören und Sehen vergeht!"
"Also,"mischte sich Tante Petunia mit ängstlicher Miene ein, "dieser...dieser Typ, der nimmt also keinerlei Rücksicht auf..., auf...anständige Menschen, wie wir es sind? Vernon, wir müssen Dudley schützen!"
"Nein",sagte Harry, denn er war der Meinung wenn er den Dursleys schon alles sagen mußte, dann sollte er das Ganze nicht irgendwie verharmlosen, sie hatten ja keine allzu schwachen Nerven und außerdem sollten sie bloß nicht denken das alles gehe sie nichts an, denn so gesehen konnte Voldemort schließlich jeden Moment im Ligusterweg auftauchen.
"Ehrlich gesagt, wärt ihr ihm nur im Weg."
Onkel Vernons Blut in den Stirnadern pulsierte, man konnte ihm ansehen, dass er stark nachdachte. Tante Petunia umklammerte Dudley, als erwarte sie,dass im nächsten Moment Voldemort zur Tür hereinstürzen und sich auf ihren verfetteten Sohn stürzen würde.
"Die Polizei? Nun,das würde wohl nichts nützen,"murmelte Onkel Vernon vor sich hin.
Scharf kombiniert, dachte Harry spöttisch.
Plötzlich breitete sich ein Grinsen über Onkel Vernons rotes Gesicht aus.
"Nun,"verkündete er."Wir sind durch dich in diese Situation geraten, Junge, also wirst du auch die Folgen tragen müssen. Wenn die Polizei nichts tun kann – was ein ziemliches Unding ist – dann müssen wir uns eben anders zu helfen wissen."
Sein Grinsen wurde noch teuflischer. Harry war sich plötzlich sicher irgendeinen großen Fehler begangen zu haben, indem er den Dursleys erzählt hatte, dass Voldemort jeden umbringen würde, der seinen Racheplänen in irgendeiner Weise im Weg stand.
Harry wußte nur noch nicht welchen, aber er ahnte, dass er das schon noch früh genug erfahren würde.
Onkel Vernon warf Tante Petunia einen beruhigenden Blick zu, da sie Dudley immer noch fest umklammert hielt.
Dann sagte er zu Harry: "Also, dieser...ach, du weißt schon wen ich meine, der kann...also, der kann...zaubern. Richtig?"
Sogar Onkel Vernon – der wahrscheinlich größte Muggel überhaupt – sagte schon sowas wie "Du weißt schon wen ich meine"! Verrückt!, dachte Harry stirnrunzelnd. Und Onkel Vernon hatte das erste Mal überhaupt das Wort "zaubern" ausgesprochen!
Laut sagte er: "Ja klar, wieso?"
Onkel Vernons Grinsen wurde noch breiter.
"Also, wozu brauchen wir die Polizei wenn wir einen Köder haben! Wenn dieser Typ wirklich hinter dir her ist, dann wird er ja früher oder später hier auftauchen. Und dann schlage ich zu! Ich besorge mir eine Kanone und wenn ich ihn erledigt hab, dann werde ich berühmt ,schließlich habe ich einen Verbrecher erledigt! Die Stadt wird mir danken, ich werde eine Tapferkeitsmedaille gewinnen! Ich werde befördert werden! Und", sein Grinsen schien fast über sein Gesicht hinauszuschießen," sollte das mit der Knarre nicht klappen bist du ja noch da! Entweder du erledigst ihn und ich kriege meine Medaille trotzdem, oder du erledigst ihn nicht und wir haben später dann einen Hausbewohner weniger!"
Nach diesen Sätzen herrschte ersteinmal Stille. Harry glaubte zu träumen. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Onkel Vernon war verrückt geworden. Das war die, so ziemlich einzige, logische Erklärung. Onkel Vernon, der sonst total ausrastete, wenn Harry es wagte das Wort "zaubern"und alles was damit auch nur im Entferntesten zu tun hatte unter dem Dach der Dursleys laut auszusprechen, der allen Leuten vorspielte Harry würde das St.- Brutus-Sicherheitszentrum für unheilbar kriminelle Jungen besuchen, dieser Onkel Vernon wollte mit Harry als "Köder"den gefürchtetsten Zauberer der Welt abknallen!!
Das ganze war vollkommen hirnrissig. Bis zu diesem Moment hatte Harry noch geglaubt, dass Onkel Vernon heute überraschend kooperativ war, denn er hatte ihm alles geglaubt und war sogar freundlich gewesen. Doch jetzt wurde Harry klar, dass er sich gewaltig geirrt hatte. Sollte Onkel Vernon noch so freundlich sein, er hatte garantiert immer einen Hintergedanken.
Harry holte tief Luft und sagte: "Ähm, Onkel Vernon ich glaube nicht, dass das ein guter Plan ist." Er zögerte kurz und sagte dann: "Na ja, außerdem wird sich Voldemort nicht einfach mit einer Pistole umlegen lassen. Und dann bin ich ja nicht das ganze Jahr über da,bald bin ich wieder in der Schule."
(Und da bin ich auch ganz froh drüber, fügte er in Gedanken hinzu, hier hielt er es nämlich wirklich nicht mehr lange aus.)
Onkel Vernon knurrte: "Oh nein, das wirst du nicht!"
"Was werde ich nicht?"fragte Harry, obwohl er glaubte die Antwort schon zu wissen.
"In diese Schule für Missgeburten zurückkehren! Du wirst Petunia, Dudley und mich natürlich vor diesem Verbrecher beschützen! Und," zischte Onkel Vernon, dessen Gesicht inzwischen die Farbe von roter Bete angenommen hatte, "du wirst nicht eher in diese Schule zurückkehren bis dieser Typ hinter Gittern sitzt!"
Harry glaubte zu träumen. Das war doch alles nicht möglich, Onkel Vernon war doch der größte Muggel den er kannte! Wahrscheinlich tat Onkel Vernon nur so als würde er Harrys Geschichte glauben, denn so konnte Onkel Vernon ihn davon abhalten zur Schule zu gehen. Er überlegte verzweifelt, was er jetzt machen sollte. Aber Onkel Vernon war noch nicht fertig.
"Und damit wir sicher sind, dass du deinem Paten nicht erzählst, dass du in gewaltigen Schwierigkeiten steckst, werden wir dir diese Eule wegnehmen. Ich werde sie an einen sicheren Ort bringen!"
Harry spürte unter seiner Ratlosigkeit ein bißchen Erleichterung, denn Hedwig war schließlich nicht die einzige Eule der Welt, wenn Sirius ihm bald einen Brief schickte konnte er ja immer noch diese Eule benutzen.
Da sagte Onkel Vernon: "Damit wir sicher sein können, dass du ihm nicht über irgendein anderes Vieh etwas sagst, wirst du zu mir und Petunia ins Schlafzimmer ziehen, wo du uns jeden verdammten Brief vorlesen wirst,den du bekommst! Und wir werden überwachen ,was du zurückschreibst! Solltest du dich nicht an unsere Anordnungen halten, ist deine Eule Vergangenheit!!"
Harry öffnete den Mund, doch er wusste nicht was er sagen sollte. Langsam klappte er ihn wieder zu.
"Nun?",hakte Onkel Vernon nach.
"Ähm,"murmelte Harry. Sirius würde ihn hier irgendwie rausholen müssen, fragte sich nur wie. Oder Ron und Hermine. Ron hatte ihn schonmal, in ihrem zweiten Jahr, zusammen mit seinen Brüdern Fred und George aus seinem Zimmer gerettet, nachdem Onkel Vernon ein Gitter vor Harrys Fenster angebracht hatte. Doch so wie es jetzt aussah, war seine Lage bei weitem schlimmer, denn Onkel Vernon war nicht dumm, er würde bestimmt auch dafür sorgen, dass Harry regelmäßig zurückschrieb. Und zaubern durfte er auch nicht, zum einen hatte er schon mal eine offizielle Warnung vom Zaubereiministerium erhalten, obwohl er damals wirklich keine Schuld gehabt hatte, auf der hatte es klar und deutlich geheißen, sollte er noch einmal in den Ferien zaubern würden sie sich gezwungen sehen, ihn von Hogwarts zu verweisen. Und Fudge hatte jetzt sowieso keine Achtung mehr vor dem berühmten Harry Potter, dazu war im letzten Schuljahr zuviel geschehen. Harry hatte keine Wahl. Und er wusste, Onkel Vernon würde seine Drohung wahr machen, sobald er meinte Harry würde seinen Anweisungen nicht gehorchen, täte er Hedwig etwas an.
Harry fühlte sich, als müsse er sich gleich übergeben. Egal wie er die Sache drehte und wendete, er hatte das Gefühl, dass er noch nie in einer so ausweglosen Lage gewesen sei. Fast würde er lieber noch einmal mit dem jungen Tom Riddle in der Kammer des Schreckens kämpfen.
Dann durchzuckte es ihn wie ein Stromschlag. An das Schlimmste hatte er noch gar nicht gedacht! Er würde mit Onkel Vernon und Tante Petunia in einem Zimmer schlafen müssen! Harry schüttelte sich. Wahrscheinlich würde er, wie ein kleines Kind, am Fußende ihres Ehebettes schlafen müssen! Na, dachte Harry, hast du dir nicht das immer gewünscht? Einen auf "wir sind eine Familie und haben uns so lieb" zu machen? Ja, vielleicht hatte er sich das tatsächlich mal gewünscht.
Onkel Vernon unterbrach Harrys sarkastische Gedankenzüge.
"Nun", knurrte er. "Geh nach oben und bring alles was du brauchst - aber nur das Nötigste! - ins Schlafzimmer. Dann holst du...aber nein! Sagtest du nicht vorhin, du müsstest noch einen Brief an deinen Paten schreiben? Also, bring `nen Zettel und `nen Stift her und wir werden diesen Brief zusammen schreiben!"
Harry erschrak. Eigentlich hatte er sich gedacht bis er einen Brief an Sirius schicken musste, konnte er sich einen Plan überlegen und den dann Sirius irgendwie mitteilen doch nun wusste er auch nicht mehr weiter. Plötzlich fiel ihm etwas ein.
"Gut, dann bring ich Hedwig gleich mit! Sie muß ja schließlich den Brief überbringen!"
Heimlich hoffte er natürlich, dass er Hedwig damit in Sicherheit bringen konnte und die Dursleys damit ihr Druckmittel verlören. Doch Onkel Vernons Worte zerstörten diese Hoffnung.
"Das hättest du wohl gerne! Ich habe heute morgen dieses winzige Viech in deinem Zimmer gesehen! Das wird es wohl auch tun! Los! Mach schon!"
Harry ging mit gesenktem Kopf auf sein Zimmer und stöberte nach einer Feder. Was sollte er bloß tun? Langsam verlor er die Hoffnung hier wieder heil herauszukommen! Onkel Vernon hatte in dieser Stunde mehr über die Zauberwelt gesprochen als in 14 Jahren. Aber ob ihm das viel nützen würde, wenn er weiter auf diesen absurden Gedanken beharrte, Voldemort zu töten? Das bezweifelte Harry sehr.
Traurig ging er wieder nach unten. Er musste Sirius irgendein Zeichen,einen Hilferuf, zukommen lassen, am besten, er schrieb in seinem Brief etwas, was Sirius sofort komisch vorkam, etwas, dass Harry sonst nie schreiben würde. Aber was?
Onkel Vernon erwartete ihn bereits.
"Hast du alles?"blaffte er.
"Ja",sagte Harry.
"Dann fang an!"knurrte Onkel Vernon, er klang dabei wie ein Bullterrier.
Harry fing an zu schreiben:
Lieber Sirius,
ich hoffe dir geht es gut.
Plötzlich fiel Harry ein, wie er Sirius einen Hilferuf zukommen lassen konnte. Nie hätte er gedacht, dass Draco Malfoy ihm einmal nützlich sein könnte...
Mit mir ist alles okay, wie geht es Draco Malfoy? Ich freue mich so, wenn ich endlich wieder einem Schlafsaal mit ihm teilen kann.
Geht es Schnabelseide gut?
Liebe Grüße,
Harry
Angespannt beobachtete Harry, wie Onkel Vernon mit Argusaugen den Brief durchlas. Hoffentlich merkte er nichts! Auch der zweite Hinweis, Schnabelseide statt Seidenschnabel, war für Sirius ziemlich offensichtlich. Onkel Vernon guckte zwar etwas misstrauisch, aber er schien beruhigt.
"Gut!" schnaufte er. "Und jetzt schick das ab!"
Er sah zu, wie Harry den Brief auf eine Größe faltete, die Pig zu tragen vermochte und wie die Eule davonflog.
Jetzt heißt es wohl warten, dachte Harry bei sich.
Und er wartete. Da er ja keine Ahnung hatte, wo Sirius gerade steckte, hatte er keine Ahnung, ob Sirius seinen Brief schon erhalten hatte. Aber sie würden sich wiedersehen, dessen war Harry sich sicher. Sirius hatte es ihm versprochen, letztes Schuljahr im Krankenflügel,
als Harry all das Schreckliche hatte durchmachen müssen.
"Wir werden uns wiedersehen. Das verspreche ich dir, Harry," hatte Sirius gesagt .
Den ganzen Tag lang stromerte Harry wie ein nervöser Tiger,im Haus herum und dachte an Sirius. Ob er Harrys Brief schon erhalten hatte? Auch Hedwig war weg und Harry hatte keine Ahnung was Onkel Vernon mit ihr gemacht hatte. Am Abend versuchte Harry nicht daran zu denken, mit wem er heute Nacht in einem Zimmer schlafen musste. Traurig saß er auf seinem Bett und starrte zum Fenster raus, vor dem Onkel Vernon wieder ein Gitter angebracht hatte. Er hörte unten die Türklingel läuten – bestimmt ein Geschäftsfreund Onkel Vernons oder so etwas.
Plötzlich hörte er einen Schrei Tante Petunias.
"Das war eigentlich meistens ein gutes Zeichen..." dachte er sich. Jetzt hörte er die Donnerstimme Onkel Vernons:
"WER SIND SIE? WAS WOLLEN SIE? VERSCHWINDEN SIE!! SOFOOOOOORT!!"
Nun war Harry doch neugierig geworden. Er sprang auf, schlich auf den Flur und ging leise auf die Treppe zu. Vorsichtig steckte er den Kopf um die Ecke. Doch er konnte diesen jemand an der Tür nicht sehen: Onkel Vernon stand in seinem Sichtfeld. Doch nun trat er, wahrscheinlich unabsichtlich, ein Stück zur Seite. Und Harry erkannte, wer da an der Tür stand.
"Sirius!"schrie Harry glücklich.
Er sprang die Treppe hinunter. Dann stand er vor der Tür.
"Hallo Harry,"sagte Sirius und lächelte.
Die beiden standen sich gegenüber und sahen sich einfach nur an. Dann umarmte Sirius Harry stumm.
Harry strahlte. Sirius war da, er würde die Sommerferien nicht mehr bei den Dursleys verbringen müssen, vielleicht sogar mit Sirius zusammen!
"Ich hab' dich so vermißt", murmelte Harry leise und vergrub seinen Kopf in Sirius' Schulter.
Sirius strich ihm still übers Haar.
"Na,geh schon mal deine Sachen packen, ja?" sagte er während er wütende Blicke zu Onkel Vernon schickte.
"Jaaa, mach ich!"sagte Harry fröhlich.
Er stürmte nach oben und suchte in aller Eile seine Sachen zusammen. Als er Hedwigs leeren Käfig sah, fiel ihm ein, dass er ja immer noch nicht wußte wohin Onkel Vernon Hedwig gebracht hatte.
Harry trug all seine Sachen die Treppe hinunter und schilderte Sirius die Sache mit Hedwig. Es dauerte nicht lange, bis Sirius Onkel Vernon davon überzeugt hatte, dass er Hedwig rausrückte ohne dass Sirius Gebrauch von seinem Zauberstab machen musste. Onkel Vernon holte Hedwig aus dem Keller.
"Wir gehen dann, Onkel Vernon, ok?!" fragte Harry scheinheilig.
"Aber...wa...wa...was...i...ist mit...?"stotterte Onkel Vernon.
"Mit wem?" fragte Sirius stirnrunzelnd.
"Das erkläre ich dir später,"sagte Harry hastig. "Lass uns einfach gehen, ok?"
"Gut,"sagte Sirius und hob Harrys Koffer hoch. Harry schnappte sich Hedwig und die beiden verließen das Haus.
"Wohin gehen wir?" fragte Harry, dem jetzt aufgefallen war, dass Sirius nichts weiter bei sich trug, als seinen Zauberstab.
"Wir müssen nur ungefähr hundert Meter laufen,"sagte Sirius lächelnd. "Aber, wenn ich es mir recht überlege..."
Er sah sich vorsichtig um, zückte seinen Zauberstab und rief:
"Kulpelus!"
Es rauchte ein wenig und als der Rauch sich verzogen hatte,sah Harry direkt vor ihnen einen großen,purpurnen Gepäckwagen, der sogar den Koffer schon aufgeladen hatte und dazu noch türkisfarbenen Dampf auspustete!
"Ich könnte den Koffer natürlich auch fliegen lassen,"erklärte Sirius, "aber ich denke mal das wäre etwas zu auffällig."
Harry verkniff sich den Kommentar, dass purpurne, dampfauspustende Gepäckwagen wohl auch nicht alle Tage im Ligusterweg auftauchten.
Harry erzählte ihm schnell, was bei den Dursleys vorgefallen und Sirius Gesicht verdüsterte sich.
"Warte mal,"sagte Harry plötzlich zu Sirius. "Ich muß dir nochmal was zeigen."
Er führte Sirius zum Rasen der Dursleys und als Sirius das eingebrannte Mal sah, wich alle Farbe aus seinem Gesicht. "Oh, nein! Ich wußte doch, dass es ein Fehler war..."
Er brach ab.
"Was war ein Fehler?" fragte Harry besorgt, er hatte Sirius wirklich noch nie so blaß gesehen.
"Dich wieder zu den Dursleys zu schicken! Hätte ich nur nicht auf Dumbledore gehört, ich hätte dich mitnehmen sollen!"
Jetzt begriff Harry, was Sirius sich für Vorwürfe machte. "Aber das ist doch nicht deine Schuld! Wenn ich zu dir, Ron oder Hermine gegangen wär, dann hätte ich euch alle in Gefahr gebracht und das wäre das Schlimmste, was hätte passieren können!"
Sirius sah trotz Harrys Worten sehr beunruhigt aus.
"Ich will nicht, dass dir irgendwas passiert, Harry," sagte er leise. "Mir hat letztes Jahr gereicht!"
Harry lächelte traurig. Unendlich wohltuende Besorgnis stand in Sirius' Gesicht.
"Harry, komm lieber weg hier,wir müssen uns beeilen! Das ist noch schlimmer als ich erwartet hatte. Aber natürlich, es war klar, dass es passieren musste, solange Arabella nicht eingreifen konnte..."
So murmelte er noch eine ganze Weile vor sich hin, schließlich, als er eine Atempause machte, gelang es Harry zu fragen:
"Wer ist denn Arabella?"
"Du kennst sie, aber anders als du bislang gedacht hast," sagte Sirius.
Bevor Harry weiter nachfragen konnte, sagte Sirius plötzlich:
Wir sind da! Hier wohnt Arabella. Aber ich denke mal du kennst das Haus..."
Harry sah auf das kleine Haus und bekam den Mund nicht wieder zu. Tausend ganz neue Eindrücke drangen auf ihn ein. Es war das Haus von Mrs.Figg!!!
"Wie...was...warum...häh?"stotterte Harry vor sich hin.
"Eine Frage zur Zeit, mein Junge!"ertönte plötzlich eine kratzige, aber doch sehr vertraute Stimme aus dem Hintergrund.
Harry wirbelte herum. Er sah direkt in das faltige Gesicht der alten Mrs. Figg.
Mrs. Figg war sozusagen Harrys "Babysitterin" gewesen. Jedesmal wenn die Dursleys einen Ausflug unternommen hatten, in den Urlaub gefahren waren oder auch wenn Harry ihnen einfach nur lästig war, hatten sie Harry zu dieser schrulligen Katzenliebhaberin Mrs. Figg gebracht, wo er langweilige Nachmittage damit verbracht hatte, sich die Katzenfotos Mrs.Figgs anzuschauen. Nein, Harry hatte Mrs. Figg nie besonders gemocht, dass gab er offen zu. Und nun? All seine Vorstellungen waren in ein völlig neues Licht getaucht worden!
"M...Mrs. F...Figg ? Wieso...? Was machen sie hier?" fragte er argwöhnisch.
"Nun, ich dachte eigentlich, dass ich hier wohne, Harry. Oder bist du da anderer Meinung?" fragte Mrs. Figg trocken. Dann wandte sie sich Sirius zu:
"Sirius, was ist los mit dir? Du bist ja so blass! Und hast so rote Augen! Ich erinnere mich,dass eine meiner Katzen, Tuffy, diese Symptome auch einmal vorweisen konnte und da habe ich...na egal. Lass uns erstmal hineingehen, ich denke wir schulden Harry einige Erklärungen."
Harry war immer noch völlig geistesabwesend, als die 3 das Haus betraten. Er bekam kaum mit, dass Sirius ihn in den Sessel am Kamin bugsierte. Wie konnte dies alles nur möglich sein? Woher kannten sich Sirius und Mrs. Figg so gut? Sie war doch viel zu alt für ihn...
Mrs. Figg durchbrach die Stille:
"Sirius, was ist denn nun los? Mir kannst du doch nichts vormachen!"
Sirius holte tief Luft und sagte düster:
"Arabella, Voldemort hat deine Krankheit ausgenutzt. Er hat das dunkle Mal in den Rasen vor Harrys Fenster gebrannt."
Mrs. Figg zuckte zusammen.
"Verdammt,"sagte sie. "Das hätten wir wissen müssen. Aber dir geht es gut, ja?" fügte sie an Harry gewähnt hinzu.
Er nickte und fragte sich gleichzeitig, ob er sich je verwirrter oder schlechter gefühlt hatte.
"Nun,"sagte Mrs. Figg. "Nun ist es passiert und wir müssen damit leben. Dem Sternenhimmel sei Dank, dass dir nichts passiert ist, Harry. Aber ich denke,du brauchst ein paar Antworten auf deine Fragen. Sirius, leg einfach mal los!"
"Hmm..."sagte Sirius nachdenklich. "Das ist schwierig, wo soll ich anfangen? Also Harry, du erinnerst dich sicher noch an die Nacht im Krankenflügel, nicht? Da gab Dumbledore mir den Auftrag "die alten Kämpfer" wieder zu versammeln. Alle die man von der Wahrheit überzeugen könnte...Und zwar Mundungus Fletcher, Remus Lupin und –"
Doch jetzt erinnerte Harry sich. Ja, Sirius hatte Recht...
"Arabella Figg," flüsterte er tonlos. "Aber dann sind sie...ich meine..."
"Ja, ich bin eine Hexe,"sagte Mrs. Figg gelassen. "Schon immer gewesen. Meine Familie war eine der reinblütigsten Familien der ganzen Zaubererwelt! Die "Bones", schon mal gehört?"
"Jaaa,"sagte Harry, langsam begreifend. "In meinem Jahrgang in Hogwarts gibt es in Hufflepuff eine Susan Bones. Ist das- ?"
"Nein,"sagte Mrs. Figg. "Meine Nichte Jessica lernte mal einen charmanten Herren kennen, sie fand ihn attraktiv und er sie auch...Naja, kurz gesagt, Susan ist die uneheliche Tochter meiner – inzwischen verstorbenen- Nichte. Sie und ihr Ehemann, der Susan übrigens nie als seine Tochter akzeptiert hat, wurden ermordet. Ermordet von Lord Voldemort. Susan wächst seitdem in einem Waisenhaus auf."
"Oh,"sagte Harry, "das habe ich nicht gewusst. Aber warum...ich meine,warum haben Sie – ?"
"Du meinst, warum ich Susan nicht zu mir geholt habe?"
fragte Mrs. Figg – Harry gewöhnte sich allmählich daran,immer wieder von ihr unterbrochen zu werden. "Nun, weißt du, ich hätte es getan wenn ich gekonnt hätte, unehelich hin oder her, aber ich durfte es nicht! Was glaubst du denn, Harry warum du ganze vierzehn Jahre nie im Ligusterweg angegriffen wurdest? Weil ich dich beschützt habe! Und das seit dem 1. November 1981."
Harry erinnerte sich plötzlich an Rons Brief – Mr. Weasley hatte doch gesagt, im Ligusterweg sei er wenigstens gut beschützt. Damit hatte er also Mrs. Figg gemeint!
Mrs. Figg durchbrach wieder die Stille:
"Harry, ich will dir alles erzählen. Vor vierzehn Jahren wohnte ich noch mit meinem Mann und meiner Nichte Jessica zusammen, die hochschwanger war. Wir waren glücklich, wir hatten schließlich allen Grund dazu! Denn unsere Familie war eine der bedeutensten und reinblütigsten der ganzen Welt. Doch dann," Mrs. Figgs Gesicht verdüsterte sich, "dann geschah es. Am 4. August 1981 drang Lord Voldemort in unser Familienanwesen ein. Er tötete meinen Mann. Er tötete die ganze Familie Bones. Alle, bis auf Jessica und mich. Wir flohen durch einen Geheimgang, Jessica bekam die Wehen, der Schock alle Verwandten verloren zu haben war zu groß. Susan kam mitten auf der Straße zur Welt. Doch Jessica...sie...die Anstrengung war einfach zu groß. Sie starb. Und ich wusste, dass Voldemort uns auf den Fersen war, er konnnte jeden Moment auftauchen. Ich apparierte in das Büro von Albus Dumbledore, mit dem Baby auf dem Arm. Das war das einzige Mal, dass ich ihn in Unterwäsche gesehen habe, aber egal...nun Albus brauchte nur in mein tränenüberströmtes Gesicht zu sehen und er wusste, was passiert war. Ich lebte eine Weile bei ihm, er musste mich verstecken bis er wusste, wie wir weiter vorgehen. Während dieser Zeit habe ich etliche Namesbücher gewälzt, ich wollte dem Baby einen Namen geben, der etwas aussagte...und das habe ich getan. Susan Evelyn Bones. Susan bedeutet die Lilie und Evelyn die Leben gebende. Die Lilie, die Leben gibt. Jessica liebte Lilien.
Dann kamst du ins Spiel. An Halloween ´81 umkreiste deine Geschichte die Zauberwelt. Ja und dann machte mir Dumbledore einen Vorschlag oder war es eher ein Befehl? Ich hätte nicht ablehnen können...
Er sagte mir, wir hätten nur eine Chance, Susan und ich. Ich müsse mich an den Schauplatz des Geschehens werfen, dort wo Voldemort mich nie vermutet hätte. Susan müsse in ein Waisenhaus und ich in den Ligusterweg, denn er brauche jemanden, der auf dich aufpasst. Ich protestierte, da ich Susan nicht weggeben wollte. Doch Dumbledore machte mir klar,dass es die einzige Möglichkeit sei, Susan außer Gefahr zu bringen. Das leuchtete auch mir ein, denn wenn Susan bei mir wohne, würde Voldemort auch sie töten wollen. Wer weiß schließlich, was für Sachen ich ihr hätte beibringen können? Anderenfalls jedoch würde Susan ihn gar nicht interessieren, schließlich war sie ein uneheliches Kind und hatte kein reines Bones-Blut. So zog ich in den Ligusterweg und aus Alice Bones wurde Arabella Figg. Dieser alte Muggel-Trick kann auch der Zauberer-Welt sehr nützlich sein. Susan wurde ins Waisenhaus gebracht und unter den Fidelius-Zauber gesetzt. Du weißt wie er funktioniert, nicht? Jedenfalls..."
Harry, der die ganze Zeit gespannt und gleichzeitig bestürzt gelauscht hatte unterbrach jetzt Mrs.Figg:
"Aber warum hat Voldemort sie ganze vierzehn Jahre nicht angreifen oder töten lassen? Dann wäre sein Weg zu mir doch frei gewesen!"
"Nun,"sagte Mrs. Figg stirnrunzelnd. "Mich hat Dumbledore unter den Surünus-Zauber gesetzt. Das ist so etwas ähnliches wie der Fidelius-Zauber. Voldemort weiß zwar, dass ich da bin und auch,dass ich dich beschütze aber ich bin unortbar für ihn und für alle Menschen, die je auf Voldemorts Seite waren,es sind oder es sein werden. Sie können mich nicht sehen, nicht fühlen, nicht riechen, nicht hören und daraus folgernd auch nicht angreifen. Sie können mich nur ahnen. Und so bin ich, und du ebenfalls, geschützt."
"Gibt es denn keine Möglichkeit, diesen Zauber zu brechen?" fragte Harry.
"Doch, die gibt es. Solltest du oder ich, sollten wir jemals auf die dunkle Seite gehen, in diesem Moment wird der Zauber gebrochen sein. Also, solltest du jemals mit diesem Gedanken spielen," sie lachte kurz auf, "dann bedenke, dass du nicht nur dich damit umbringst, sondern auch mich. Aber in der Beziehung brauchen wir uns keine Sorgen machen, denke ich."
"Und wie belegt man jemanden mit diesem Zauber?" wollte Harry wissen.
"Nun, nur ein sehr mächtiger und dazu noch herzensguter Zauberer oder Hexe kann diesen Zauber vollenden. Insgesamt gibt es nur 8 Hexen und Zauberer die ihn ausführen können und von denen sind 4 tot. Bei mir war es Dumbledore. Für diesen Zauber braucht er einen kraftvollen magischen Gegenstand, wie den Sprechenden Hut. Dieser Hut umzog mich mit einem magischem Bannkreis, so, dass Voldemort mich nicht finden konnnte. Außerdem gab er mir 4 kraftvolle Beschützer. Ja, Tibbles, Snowy, Tuffy und Putty sind keine gewöhnlichen Katzen, Harry. Es sind alle vier Katzenkörper mit dem Wesen und dem Blut mächtiger Zauberer und Hexen."
In diesem Moment wurde Sirius blaß und Harry kam es so vor, als würde er leise den Kopf schütteln. Einen Moment später jedoch war er sich sicher, dass er sich getäuscht haben musste. Sirius murmelte etwas von, er würde sich mal ein Glas Wasser holen und ging hinaus.
"Ich lebte also mit meinen Katzen im Ligusterweg und dann, irgendwann im März oder war es April?, kam Mrs.Dursley bei mir vorbei und fragte mich, ob ich nicht Lust auf ein bißchen Gesellschaft und Babysitting hätte. Besser hätte es meiner Meinung nach, gar nicht kommen können. Ich wollte nämlich schon mal herausfinden, wie der kleine Harry Potter geworden war. Denn ,dass es sich bei dieser "Gesellschaft" nur um dich handeln konnte war mir sofort klar, die Dursleys würden ihren ach so prächtigen Dudley nie bei irgendeiner Nachbarin abliefern. Dumbledore hatte mir vorher ausdrücklich klar gemacht, ich dürfe es nicht darauf anlegen, mit dir in Kontakt zu kommen. Und so kam mir dieser Vorschlag gerade Recht. Jedes Jahr an Dudleys Geburtstag kamst du zu mir und ich erzählte dir von meinen Katzen. Ich wusste, dass es dich überhaupt nicht interessierte ,aber du durftest mich nicht zu sehr mögen. Denn, wenn dass der Fall gewesen wäre, dann hätte Voldemort mein Haus finden können, vielleicht wärst du dann öfters gekommen und Voldemort wäre misstrauisch geworden. Auch ein Zauber ist nicht perfekt..."
Hier unterbrach Harry wieder:
"Ähm...es ist ja nun nicht so gewesen ,dass ich sie gehasst habe, es war nur – ,"
"Harry, mir brauchst du nichts vorzumachen! Ich weiß, dass du mich immer für eine schrullige ,alte Spinatwachtel gehalten hast und bei meinen Katzenerzählungen am liebsten aus dem Fenster gesprungen wärst! Aber nichtsdestotrotz, ich habe also zehn Jahre lang auf dich aufgepasst. Das ich dich besser kennengelernt hatte, will ich nicht unbedingt sagen...Ich habe dich oft allein durch die Straßen wandern sehen und als ich dich manchmal so niedergeschlagen sah, hätte ich dir gerne zugerufen, dass sich in den Sommerferien vor deinem elften Geburtstag alles ändern wird...dann war es soweit, aber nicht mal bei deinen vergeblichen Versuchen einen der Briefe aus Hogwarts zu ergattern durfte ich dir helfen...allerdings machte es richtig Spaß zuzusehen, wie die Dursleys immer panischer wurden...ich sah euch wegfahren, oder sollte ich besser fliehen sagen? Aber ich wusste, dass du deinen Brief erhalten würdest, auf Hagrid kann man sich verlassen. Schließlich warst du fort und ich hatte keine Ahnung wie es dir ergangen ist...aber dann kamst du in den nächsten Sommerferien wieder und ich sah dieses Leuchten in deinen Augen...da wusste ich, dass du glücklich bist."
"Das ist ja alles gut und schön," sagte Harry nasekräuselnd. "Aber eins verstehe ich trotzdem nicht: Wenn Voldemort und seine Anhänger sie nicht sehen und das alles können, dann müsste ihnen doch aufgefallen sein, dass hier in einem Haus des Ligusterweges nichts als 4 Katzen sind, oder? Das müsste ihn doch misstrauisch machen!"
"Gut beobachtet, Harry.Weißt du, für Voldemort und seine Anhänger gab es in diesem Haus eine ganz normale Muggel-Oma. Sie sahen nicht mich sondern eine einsame Greisin, die niemals Besuch kriegt. Denn auch meinen Besuch können sie nicht sehen. Was glaubst du, was Voldemort machen würde, wenn er Harry Potter und Sirius Black in meinem Wohnzimmer sieht?
Naja, mit der Zeit irgendwann bin ich dann etwas vereinsamt. Natürlich hatte ich von deinen Siegen, Voldemort gegenüber gehört, alles über den Stein der Weisen und deinen Sieg in der Kammer des Schreckens. Und dann hörte ich eines Tages, dass Sirius Black aus Askaban entkommen ist. Auch ich hielt ihn damals für den Verräter an deinen Eltern. Das ganze Jahr bangte ich, ob er dich kriegen würde. Und ich war sehr erleichtert, dass das nicht der Fall war. Naja, in gewissen Sinne hat er dich ja "gekriegt"...Dann war dein 4 Schuljahr zu Ende. Ich sah dich mit den Dursleys aus dem Auto steigen. Ich brauchte nur einen Blick auf dein Gesicht werfen, da wußte ich, dass etwas passiert sein mußte. Du sahst mich an als wärst du dem Tod persönlich begegnet. Später erfuhr ich dann ,dass das ja zum größten Teil stimmte. Ich machte mir wirklich Sorgen.
Und dann, vor genau einer Woche, ging ich nach draußen um die Post zu holen und da stand er. Ich sah ihn und er sah mich! Wir starrten uns an und dann sagte er: "Hallo Arabella." Mein erster Gedanke war, dass irgend etwas mit dem Surünus-Zauber nicht stimmte, denn wie konnte er mich sehen? Er war doch ein Anhänger Voldemorts! Doch dann dachte ich logischer. Mir wurde klar ,dass Sirius unter diesen Umständen unmöglich ein Anhänger Voldemorts sein konnte. Sirius hat wohl geahnt, was ich dachte, jedenfalls meinte er leise: "Ja, ich bin unschuldig, Arabella."
Im Moment könnte ich dir keinen Satz nennen, der mich glücklicher gemacht hat! Sirius war mir immer sehr sympathisch , genauso wie alle vier Rumtreiber. Nun ja, bis auf Peter Pettigrew, er war nie so mein Fall...Sirius erzählte mir alles, von Peter und seinen Jahren in Askaban. Er erzählte von dieser Nacht in der Heulenden Hütte ,wo er dich kennengelernt hat. Und von euren weiteren Treffen...alles über Snape, Karkaroff und Bartemius Crouch. Ehrlich gesagt, ich war überrascht! Sirius kennt dich so viel besser als ich und ich hatte vierzehn Jahre Zeit und er noch nicht einmal zwei! Dann erzählte er alles von Voldemorts Rückkehr... was du durchmachen musstest und natürlich alles von der Verbohrtheit, Cornelius Fudges. So und dann kam dein Brief...und alles weitere weißt du ja."
"Ja," sagte Sirius, der inzwischen wieder ins Zimmer gekommen war und jetzt aus dem Fenster starrte. "Nachdem ich deinen Brief gelesen hatte war mir natürlich sofort klar ,dass etwas nicht stimmte. Und alles nur, weil..."
"Tja," sagte Mrs. Figg, "ich war krank. Mutesolis, eine scheußliche, alte Zauberer-Krankheit. Sie saugt ganz langsam die Magie ab. Dadurch hatte Voldemort die Chance das dunkle Mal in den Rasen zu brennen. Ich gebe zu, ich war wohl etwas zuviel mit mir selbst beschäftigt..."
"Mrs. Figg?" sagte Harry plötzlich. "Sie haben doch vorhin erzählt, dass es 8 Menschen gab, die diesen Surünus-Zauber ausführen können. Und außerdem, dass ihre vier Katzen das Blut von Zauberern in sich haben. Von wem denn? Kenn ich sie?"
Mrs. Figg zögerte nicht eine Sekunde:
"Das, Harry, werde ich dir jetzt nicht sagen. Nicht jetzt. Du wirst es erfahren, später."
"Aber..."
"Später. Das wirst du akzeptieren müssen. Übrigens kannst du mich gerne Arabella nennen."
"Okay."
Sirius, der die ganze Zeit kein einziges Wort gesagt hatte, drehte sich jetzt um. Harry fiel auf ,dass Mrs. Figg Recht hatte: Sirius hatte wirklich rote Augen. Und wie!
"Harry,"sagte er, " wir müssen noch klären wo du die letzte Ferienwoche verbringst."
"Aber," sagte Harry leise, "kann bei dir bleiben? Ich störe dich auch nicht, ich..."
"Harry, du würdest mich nie stören, das weißt du doch? Aber es ist einfach zu gefährlich. Im Moment kannst du weder zu Ron, Hermine oder zu mir. Und hier kannst du auch nicht bleiben..."
"Harry, Sirius hat Recht. Hier würde Voldemort sich wundern, er würde wissen, dass ich nicht die harmlose alte Muggel bin, als die er mich sieht. Und Voldemort würde ahnen, dass du als erstes zu Sirius und deinen besten Freunden gehen würdest. Aber, ruhig Blut, ich habe dieses Problem kommen sehen ,während Sirius dich geholt hat, habe ich eine Eule zu einem meiner besten Freunde geschickt. Er und seine Familie haben sich einverstanden erklärt dich bei sich aufzunehmen."
"Ist das so in Ordnung für dich?" erkundigte sich Sirius besorgt.
"Jaaa, könnte ja ganz lustig werden." sagte Harry.
"Gut!" sagte Mrs. Figg in die Hände klatschend. "Dann lass uns mal los!"
"Jetzt schon?" fragte Harry verblüfft.
"Ja, Sirius muß noch weiter zu Remus Lupin und da ist es besser, du bleibst hier nicht länger in der Nähe."
"Und wie kommen wir da hin? Mit Flohpulver?"
"Nein, zum Glück nicht. Ich hasse es, wenn meine Kleidung so voll Ruß ist. Bei meinem ersten Versuch überhaupt bin ich glatt im Buckingham-Palast gelandet...nun, eigentlich würden wir auch Flohpulver benutzen, aber Leongs Kamin ist kaputt...naja, ich habe gehört du hast einen Feuerblitz? Gut! Warte mal, meiner verstaubt gerade unten im Keller..."
Ärgerlich murmelnd verschwand sie durch eine Tür. Harry starrte Sirius mit offenem Mund an.
"Sie hat einen Feuerblitz?"
"Ja," sagte Sirius lächelnd. "Sie ließ sich nicht davon abhalten, einen zu kaufen, als er neu auf den Markt kam. Aber nun zu dir, macht es dir wirklich nichts aus bei dieser Familie zu wohnen? Ich könnte dich schon mitnehmen, ich würde es Dumbledore und Arabella schon irgendwie erklären – "
Harry kämpfte mit sich. Er würde zu gerne den Rest seiner Ferien mit Sirius verbringen, aber –
"Das ist lieb von dir, Sirius. Aber ich denke Dumbledore und Mrs. Figg haben Recht; wir sollten uns nicht gegenseitig in Gefahr bringen..."
"Ich wusste, dass du das sagen würdest. Und ich bin stolz auf dich", sagte Sirius leise.
Harry lächelte und in diesem Moment hörte er den triumphierenden Schrei Mrs. Figgs:
"Ha! Ich wusste doch, dass er hier war!"
Sie kam mit einem sehr zerzaust aussehendem Besen die Treppe hoch, den Harry erst beim zweiten Blick als Feuerblitz identifizierte.
"Fliegen wird er wohl noch..."murmelte er leise.
"Und ob der noch fliegt, mein Junge!" rief Mrs. Figg, die, wie Harry feststellte, sehr scharfe Ohren hatte. "So, gehen wir alle hinters Haus, da sieht uns keiner...Hast du dein Gepäck, Harry?"
Sie gingen in den versteckten Garten, am Ende des Hauses, wo Sirius beide Besen mit einem Unsichtsbar-Zauber belegte, da die Muggel wohl misstrauisch werden würden, wenn sie zwei Menschen auf Besen in die Luft steigen sahen. Dann zauberte Mrs. Figg Harrys Gepäck auf Daumengröße und band es sorgfältig an ihrem Besen fest. Harry fiel plötzlich etwas ein.
"Mrs. Figg," fragte er, "ähm, ich meine Arabella...Kenne ich diese Familie eigentlich? Ich meine, ist da irgendwer in Hogwarts?"
"Ja," sagte Mrs. Figg. "Sie haben eine Tochter und die kommt jetzt in die sechste Klasse. Eigentlich müßtest du sie kennen, sie ist beim Quidditch Sucherin. Ihr Name ist Cho Chang.
