So, das musste jetzt sein. Es klingt seltsam, aber ich mochte Sarah wirklich gerne (nicht nur, weil sie Reamonn hört...^-^). Ich weiß, man hat nicht viel von ihr mitgekriegt, aber als Autorin kennt man seine Charaktere eben doch am besten. So. Erinnert euch an Sarah Rosen.

Übrigens hab ich einen neuen Nick: Anna Moonlight. Ich wollte nicht einfach nur Anna sein...(Jaja, ich weiß was ihr jetzt denkt...)

Ihr wisst, nichts gehört mir, außer Scary, Kimi, Anastacia, April, Chelsea, Hillary...und vielleicht kann ich wenigstens sagen, dass mir Sarahs Geist noch gehört. Oder ihre Leiche.

~ Anna Moonlight ~

Die üblichen Verdächtigungen

"NEEEIIIIIIIIIN!!!"

Kimi brach in Deans Armen zusammen. Cho stürzte zu ihr. Kimi riss sich von Dean los, stürzte zu Sarah und begann sie zu schütteln. "Wach auf! Das ist nicht lustig! Wach auf! Wir wollten doch noch Discman hören! Wir wollten doch noch..."

Dumbledore zog sie hoch und hielt sie fest.

"Ganz ruhig, Kim, ganz ruhig," sagte er leise.

Doch Kimi schrie immer noch, sie weinte und schlug um sich. Cho nahm sie in Arme und sagte leise: "Weine, Kimi. Glaub mir, es geht dir dann besser."

Kimi vergrub den Kopf in Chos Armen. Die ganzen Große Halle schien unter Schock zu stehen. Sogar die Bilder an der Wand begannen zu weinen. Harry stand da, wie erstarrt. Alle Schüler hatten geschwiegen, doch nun kam ganz langsam Bewegung in die Menge und das Getuschel überströmte sie, wie eine große Welle. Jetzt hatten es alle begriffen: Sarah Rosen war tot. Getötet. Zerfleischt. Fort.

In diesem Moment teilte sich die Menge und wieder hörte man Schreie. Andy Rush, der Junge, der Sarah bei der Auswahl zugewinkt hatte und der an ihr interessiert schien, stolperte herein. Er sah fast so schlimm aus wie Sarah. Harry, Ron, Hermine, Ginny, Brenda, Cho und Laurent stellten sich schnell vor Sarahs Körper, damit er nicht gleich mit ihrem Anblick konfrontiert wurde. Andy sah sich um. Er stürzte auf Professor Dumbledore zu.

"Sarah! Hilfe! Schnell!" stieß er hervor.

Professor Dumbledore sah ihn an und sagte: "Andy. Beruhige dich erstmal. Ganz ruhig. Bitte erzähle uns genau, was geschehen ist."

Andy sah verzweifelt aus. "Sarah und ich sind noch ein bisschen spazierengegangen und dann haben wir plötzlich so ein Grollen gehört. Dann stürzte sich etwas auf mich und schmiss mich in die Büsche, es verletzte mich. Ich war wie betäubt. Dann hörte ich Sarah schreien. Ich bin aus dem Büschen gelaufen, aber..." er schluchzte auf, "Sarah war weg. Ich wollte sie suchen, aber alleine hätte ich ja keine Chance gehabt. Wir müssen sie suchen, schnell!"

Dumbledore fragte: "Konntest du erkennen, was es war, was dich angegriffen hat?"

Andy nickte. "Es war ein Werwolf."

Nach diesen Worten herrschte Stille. Man hätte eine Stecknadel auf den Boden fallen hören können. Harry wusste, dass alle dasselbe dachten wie er: Lupin...

Ausgerechnet heute war Lupin gekommen, und außerdem war ja Vollmond...

Hermine starrte Harry und Ron mit großen Augen an. "Aber...das kann doch nicht sein! Professor Lupin," nun flüsterte sie, "hat doch garantiert den Wolfsbann-Trank geschluckt!"

Harry nickte abwesend. Ein Werwolf? Aber wenn Lupin es nicht war...wer war es dann?

Andy drängte inzwischen wieder darauf, nach Sarah suchen zu gehen.

Dumbledore schwieg. Eine unangenehme Stille breitete sich aus.

Dann sagte Emily Foster, eine der älteren Ravenclaws, leise: "Andy, du solltest jetzt in den Krankenflügel gehen."

Andy sah sie an. Und sah alle anderen Schüler an, die mit erstarrten Mienen in der Eingangshalle standen. Dann fiel sein Blick auf die verweinte Kimi in Chos Armen. Harry merkte, dass Andy begriff. Er begriff, dass sie ihm etwas verschwiegen.

"Was ist mit Sarah?" schrie Andy verzweifelt. "Was ist mit ihr?!"

Harry, Ron, Hermine, Ginny, Brenda, Cho und Laurent sahen sich an. Dann traten sie alle gleichzeitig zur Seite, so dass die Sicht auf Sarahs Leiche frei wurde.

Andy erstarrte. Sah Sarahs Wunden. Und schrie. Er schrie und schrie und schrie, ganz so, wie Kimi es getan hatte. Madam Pomfrey, die natürlich inzwischen gerufen worden war, kümmerte sich um Kimi und Andy. Doch ein wenig später kamen auch die Schüler bis zur dritten Klasse, die nicht zum Ball gedurft hatten, in die Eingangshalle gerannt, angelockt durch die vielen Schreie.

Es dauerte, bis alle, im Besonderen natürlich Chelsea, April und Hillary, begriffen hatte, was geschehen war.

Die drei, Kimi und Andy wurden zur Krankenstation gebracht, wo sie die Nacht verbringen sollten.

Langsam leerte sich die Eingangshalle.

Dumbledore sah die anderen Lehrer an, dann sagte er leise: "Wir müssen sie hier wegbringen."

Er deutete auf Sarahs Körper und ließ sie an silbernen Fäden hochziehen.

In diesem Moment schrie Harry, doch gleichzeitig mit ihm, alle anderen. Unter Sarahs langen, braunen Haaren lag ein weißer Zettel. Etwas rotes war darauf. Mit Blut – Sarahs Blut – war etwas auf ihm geschrieben.

Dieses war der erste Streich...

*

In den nächsten Tagen herrschte in ganz Hogwarts ein schockähnlicher Zustand. Die Schüler tobten nicht mehr auf den Fluren und in den Kerkern, die Lehrer hatten kummervolle Mienen aufgesetzt. In der Großen Halle hingen wieder schwarze Tücher. Und wenn es doch mal ein Schüler wagen sollte, auf den Fluren herumzurennen und zu lachen, so verstummte er sofort und blieb stehen, sobald sein Blick auf die Gemälde fiel, die auch alle Schwarz trugen.

"Warum tut ihr das?" hatten Ron und Harry einmal die Fette Dame gefragt. "Bei Cedric Diggory habt ihr das nicht gemacht."

Die Fette Dame seufzte. "Oh, Sarah war der Liebling aller Gemälde. Sie war immer so freundlich...hat mich immer gefragt, wie es mir geht...hat sich bestimmt schon mit jedem Gemälde auf ganz Hogwarts unterhalten. Nun ja, mit einem natürlich nicht. Mein armes Mädchen!" Jetzt schluchzte sie und Wasser rann ihr die Wangen hinunter, so dass ihre Augen ganz verwischten.

"Diese blöde Wimperntusche!" fluchte sie. "Filch muss mich restaurieren!"

Doch Harry und Ron interessierten sich für etwas ganz anderes.

"Was meinst du mit ‚mit einem natürlich nicht'?" fragte Ron neugierig.

"Oh, eins kann nicht reden. Es bewegt sich nicht," erklärte die Fette Dame.

Ron riss die Augen auf. "Nicht? Aber wir sind doch hier in der Zaubererwelt!"

Die Fette Dame zuckte die Achseln. "Tja, Dumbledore wollte es so."

"Was ist das für ein Bild?" wollte Harry wissen.

Doch die Fette Dame schüttelte den Kopf. "Wir schweigen darüber. Ich werde es euch nicht sagen."

Harry und Ron resignierten.

Allen Schülern, die den Zettel mit Sarahs Blut gesehen hatten, wurde das Versprechen abgenommen, den anderen Schülern nichts davon zu erzählen, vor allem natürlich Kimi, Chelsea, April, Hillary und Andy nicht. Die fünf lagen immer noch auf der Krankenstation. Kimi war besonders fertig. Da sie, wie sie Cho erzählt hatte, einige Tage vor Sarahs Tod eine eigenartige Vision, die Sarah betraf, in der Kristallkugel von Professor Trelawney gesehen hatte, war sie nun der festen Überzeugung, dass sie Schuld an Sarahs Tod war, weil sie die Zeichen nicht richtig gedeutet hatte.

Cho war darüber ziemlich wütend. "Sie kann doch nichts dafür! Sie zerbricht allein schon fast daran, dass Sarah tot ist! Wenn sie nun auch noch glaubt, dass sie Schuld am Tod ihrer besten Freundin ist..."

Harry sagte nichts. Er wusste genau, wie Kimi sich fühlte...

Die Lehrer hatten, wie in Harrys zweitem Schuljahr, Wachgruppen gebildet. Zusammen mit einem Geist gingen sie jeden Abend über die Ländereien.

Viele verdächtigten Remus Lupin an dem Mord an Sarah. Als der gehört hatte, was geschehen war, war er am Boden zerstört gewesen. Lupin war in seinem Büro gewesen, als harmloser Wolf durch den Wolfsbann-Trank geschützt. Doch niemand konnte das bezeugen und am nächsten Tag war die Abteilung zur Beseitigung gefährlicher Geschöpfe des Zaubereiministeriums in Hogwarts. Dumbledore konnte den Henker McNair gerade noch davon abhalten, von seiner Axt Gebrauch zu machen. Fudge erklärte Dumbledore in herablassenden Ton, Lupin sei eine Bedrohung für die Schüler und für alle Zauberer, was man ja am Beispiel Sarah gesehen habe, und müsse exekutiert werden. Harry zitterte vor Entsetzen, zusammen mit einem ganz bestimmten schwarzen Hund, der gleich am nächsten Morgen an Lupins Seite geknurrt hatte. Doch Dumbledore setzte sich durch und erklärte Fudge im selben Tonfall, man habe keine Beweise und somit sei Lupin unschuldig bis zum Beweis der Schuld.

Kaum war das Ministerium wieder verschwunden, setzte Harry sich mit Sirius in Hagrids Hütte zusammen.

"Was sollen wir nur tun?" fragte er Sirius verzweifelt.

Sirius sah vollkommen ratlos aus. "Ich weiß es nicht, Harry. Ich denke, es wird uns nichts anderes übrigbleiben, als bis zum nächsten Vollmond zu warten."

Harry sah ihn an. "Du glaubst, er wird wieder zuschlagen?"

"Harry, das ist ein Werwolf. Er wird es nicht bei Sarah belassen."

Harry nickte.

Sirius fuhr fort. "Was jedoch vollkommen undurchsichtig ist, ist dass der Werwolf an Sarah heran wollte. Werwölfe haben keinen Verstand, wenn sie sich verwandeln. Das einzige, was sie wollen, ist töten. Und es ist ihnen völlig gleichgültig, wen. Doch nachdem was dieser Andy erzählt hat, wollte der Wolf an Sarah heran. Er hat Andy beiseite gestoßen, ohne ihn zu töten. Und das passt überhaupt nicht zu einem Werwolf."

"Und wie erklärst du dir das dann?" fragte Harry.

Sirius schwieg eine Weile. Dann sagte er: "Ich denke, dass wir es mit viel mehr als einem gewöhnlichen Werwolf zu tun haben. Dieser Werwolf konnte denken, als er Sarah und Andy angegriffen hat. Ihm war klar was er tat. Er hatte sich unter Kontrolle. Und das ist eigentlich völlig unmöglich."

"Aber damit könnten wir doch beweisen, dass Lupin unschuldig ist!"

Sirius lächelte bitter. "Das ist für das Ministerium kein Beweis, Harry. Lupin ist ein Werwolf, also ist er schuldig. Fudge und seine Leute sehen nur das, was sie auch sehen wollen. Doch solange Dumbledore da ist, kann Fudge nichts tun. Wie dem auch sei, ich werde erstmal hier weggehen. Wenn das Ministerium hier jeden Tag herumstrolcht, wird der Boden für mich zu heiß."

Harry erschrak. "Aber du kannst jetzt nicht gehen! Mit deinen Verletzungen kommst du nicht weit und es ist viel zu gefährlich!"

Sirius lächelte. "Keine Sorge, ich werde mich wieder in Hogsmeade in meiner Höhle aufhalten. Da wird nichts passieren."

Harry resignierte. Am nächsten Tag war Sirius fort. Das Leben in Hogwarts nahm allmählich wieder seinen gewohnten Gang an. Keiner schien es in Erwägung zu ziehen, dass der Werwolf noch einmal zuschlagen würde. Harry, Ron und Hermine dachten da natürlich ganz anders. Cho hatte einfach nur Angst, dass Kimi völlig zusammenbrach. Man sah Kimi, seit sie aus dem Krankenflügel zurückgekehrt war, kaum noch, weil sie die ganze Zeit bei Professor Trelawney saß. Ginny und Brenda blieben meistens in Harry, Ron und Hermines Nähe, da sie große Angst hatten. Scary äußerte sich überhaupt nicht dazu. Sie war nun ziemlich in sich gekehrt und redete kaum noch, nicht einmal mit Alain. Ihre Haare waren immer noch unter ihrem Hut versteckt und ihre blauen Augen schauten traurig. Sie saß oft stundenlang allein am See und schaute aufs Wasser. Im Unterricht meldete sie sich nicht mehr, so dass Harry, der immer noch so gut im Unterricht war und keine Ahnung hatte, warum, und Hermine die einzigen waren, die sich überhaupt beteiligten. Bei den Mahlzeiten saß Scary still im Slytherintisch, aß in Rekordzeit, und hockte kurz darauf schon wieder am See.

So schien das ewig weiterzugehen und nichts besonderes ereignete sich...bis der nächste Vollmond kam.

*

"Wisst ihr, was heute ist?"

Harry zuckte zusammen. Hermines Stimme hatte ihn und Ron aus ihren düsteren Gedanken gerissen.

"Ja," sagte Ron nur.

"Vollmond," murmelte Harry leise.

Die drei saßen schon den ganzen Nachmittag zusammen und überlegten, was sie tun konnten.

"Nicht viele glauben, dass der Werwolf wieder kommen wird," sagte Hermine.

"Aber was sollen wir denn tun?" Brenda war plötzlich mit Ginny neben ihnen aufgetaucht.

"Wir können ja nicht die ganze Schule überwachen!" sagte Ginny geknickt. "So gerne, wie ich das auch machen würde, es ist unmöglich."

Die anderen nickten.

"Zumindest sollten wir dafür sorgen, dass nach Sonnenuntergang niemand mehr das Schloss verläßt," sagte Brenda.

"Wo sind Kimi und die anderen?" fragte Harry.

"Kimi ist heute wieder zusammengebrochen," sagte Ginny betrübt. "Sie liegt im Krankenflügel. Chelsea, Hillary und April sind in ihrem Schlafsaal."

"Ich würde gerne mal wissen, was Trelawney immer mit ihr macht!" sagte Ron finster.

Hermine legte stumm einen Arm um ihn. "Sag lieber nichts zu ihr, Ron. Hier werden im Moment schon genug falsche Verdächtigungen angestellt. Da müssen wir nicht auch noch damit anfangen."

Die beiden lächelten sich verliebt an und Harry, Ginny und Brenda grinsten.

Eine Weile saßen alle schweigend da und schließlich entschlossen sie sich, in die Schlafsäle zu gehen. Ron legte sich auf sein Bett. Auf seinem Nachtisch stand das Foto von Hermine, das Harry ihm geschenkt hatte. Harry stand schweigend am Fenster und sah zu, wie die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwand. Nach einer Weile ging der Mond auf. Es schien Harry, also hatte er noch nie so rund und gleichzeitig so bedrohlich ausgesehen. Harry setzte sich auch auf sein Bett, doch er konnte nicht ruhig bleiben.

"Lass uns wieder in den Gemeinschaftsraum gehen," sagte er zu Ron. "Ich fühle mich hier so hilflos."

Ron ging es genauso, also gingen die beiden die Treppen hinunter. In den Sesseln am Kamin saßen Hermine, Ginny und Brenda. Die fünf sahen sich an.

"Wir konnten nicht schlafen," sagten sie alle wie aus einem Mund.

Harry und Ron setzten sich ebenfalls. Eine lange Zeit schwiegen sie alle, schienen auf etwas zu warten.

Endlich, kurz nach Mitternacht, regte sich etwas. Auf der Treppe waren eilige Schritte zu hören. Wenige Augenblicke später erschien eine panisch wirkende Chelsea im Gemeinschaftsraum. April folgte ihr.

"Merlin sei Dank!" stieß Chelsea hervor. "Da seid ihr ja!"

"Was ist passiert?" rief Hermine und alle sprangen auf.

"Hillary ist weg!" rief April.

"Wir waren kurz eingeschlafen und als wir aufwachten, fanden wir dies," erzählte Chelsea.

Sie hielt einen Zettel hoch. Harry las:

Chel, April,

ich gehe Kimi nochmal kurz besuchen. Macht euch keine Sorgen.

Hilly

"Sie...sie rennt in den leeren Gängen herum? Jetzt?" Hermines Stimme wurden immer schriller. Zusammen mit Ron stürzte sie zum Portraitloch.

"Ihr bleibt hier!" rief Harry Ginny und Brenda zu.

"Aber..." wandte Ginny ein.

"Gin, bitte. Es ist zu gefährlich. Passt auf Chelsea und April auf!" schrie Harry und stürzte Ron und Hermine nach.

Harry, Ron und Hermine rannten durch die Gänge zum Krankenflügel. Harry rannte so schnell, wie noch nie. Schon tauchte die vertraute Treppe vor ihnen auf. Jetzt blieben die drei stehen. Vorsichtig schlichen sie die Treppe hoch. Plötzlich hörten sie ein Stöhnen. Wie erstarrt blieben sie stehen. Dann kam ihnen etwas entgegen. Harry erkannte erst beim zweiten Blick, dass es sich um Hillary handelte. Sie war voll von Blut. Ihr Umhang war zerfetzt und ihre Arme, ihre Beine, ihr ganzer Körper war zerkratzt.

"Hillary..." stieß Harry hervor.

"Ich hole Madam Pomfrey!" keuchte Hermine und rannte los.

Plötzlich blieb Harry die Luft weg. Hinter Hillary bewegte sich etwas. Ein Mann kam zum Vorschein. Es war Remus Lupin.

Harry und Ron starrten ihn an.

Schließlich flüsterte Harry: "Was...was machen Sie hier?"

Lupin starrte sie an. Dann fiel sein Blick auf Hillary und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Ihm war wohl sofort klar, was die beiden dachten, was sie denken mussten.

"Harry, Ron," stieß er hervor. "Bitte hört mir zu. Ich habe nichts damit zu tun. Ich habe Schreie gehört und bin ihnen gefolgt. Dann hörte ich ein Knurren. Ich kam näher – und dann sah ich euch."

Harry und Ron sahen sich an. Konnte es Zufall sein, dass Lupin – der Werwolf – am Tatort war?

Doch den beiden blieb keine Zeit zu überlegen, denn in diesem Moment hörten sie eilige Schritte und die Stimmen von Hermine, Professor Dumbledore, Professor McGonagall und – Cornelius Fudge.

‚Ausgerechnet der!' dachte Harry. Dann flüsterte er: "Gehen Sie!"

Lupin starrte ihn an.

"Na los! Fudge wird ihnen nie glauben und Sie gleich nach Askaban stecken!" drängte Harry.

"Aber – ", wollte Lupin einwenden und sah auf Hillary.

"Nun machen Sie schon! Sie werden jeden Moment um die Ecke kommen!" zischte Harry verzweifelt.

Lupin warf noch einen letzten Blick auf Hillary, dann stürmte er wieder in die Richtung, aus der er gekommen war. Im selben Moment brach Hillary vor ihren Füßen zusammen. Dann stürzten Hermine, Dumbledore, McGonagall und Fudge um die Ecke. Dumbledore nahm die Situation sofort in die Hand. Er schickte Professor McGonagall unverzüglich zu Madam Pomfrey. Er selbst hob Hillary hoch und brachte sie in den Krankenflügel. Fudge stand die ganze Zeit daneben und sah Harry, Ron und Hermine lauernd an. Kaum waren Dumbledore und Madam Pomfrey mit Hillary in einem Krankenzimmer verschwunden, begann er die drei zu befragen.

"So. Was habt ihr drei denn nachts in der Schule zu suchen?"

"Hillarys Freundinnen zeigten uns einen Zettel, den sie hinterlassen hatte, auf dem stand, dass sie Kimi nochmal besuchen wollte. Sie hatten Angst, dass Hillary etwas passiert sein könnte. Also sind wir sie suchen gegangen. Ihre Freundinnen sind im Gemeinschaftsraum geblieben," erzählte Harry kühl.

"Wie heißen diese Freundinnen und wie heißt Hillary überhaupt mit Nachnamen?"

"Hillary heißt Rufes, ihre Freundinnen sind Chelsea Pandler und April Lindley," sagte Hermine.

"Wieso habt ihr keinem Lehrer Bescheid gesagt, sondern nahmt euch das Recht, auf eigene Faust nachzusehen?"

"Hermine ist Vertrauensschülerin," sagte Ron mit zusammengebissenen Zähnen. "Wir haben sie begleitet. Außerdem war die Zeit zu knapp, um jemandem Bescheid zu sagen."

Fudge macht sich stirnrunzelnd Notizen. In diesem Augenblick kam Dumbledore aus dem Krankenzimmer. Er sah besorgt aus.

"Madam Pomfrey braucht absolute Ruhe, wenn sie Miss Rufes behandelt, da kann auch ich nicht helfen," erklärte er auf die fragenden Blicke von Harry, Ron und Hermine.

Er ließ sich seufzend auf der Bank neben Harry nieder.

"Aber das hatte Hillary in der Hand," sagte er bedrückt.

Er hielt einen Zettel hoch und Harry ahnte Schreckliches...

Wieder war mit Blut darauf geschrieben.

...doch der zweite folgt sogleich. Frohes neues Jahr!

"Oh, mein Gott, wie makaber!" flüsterte Hermine.

Auch Harry war geschockt. Er war inzwischen wieder überzeugt, dass Lupin es nicht gewesen sein konnte. Er würde so etwas nie schreiben.

Dumbledore seufzte und sagte: "Sarah und Hillary kommen, beziehungsweise kamen, beide aus einer Muggelfamilie."

Harry, Ron, Hermine und Fudge zuckten zusammen. "Sie meinen," sagte Hermine mit zittriger Stimme, "da ist wieder jemand, der Muggelgeborene angreift?"

Dumbledore sah sie an. "Ich weiß es nicht, Hermine. Aber wir müssen mit allem rechnen."

In diesem Moment kam Madam Pomfrey aus der Tür.

Alle sprangen auf. "Was ist mit ihr?"

Madam Pomfrey sah ernst aus. "Miss Rufes ist zwar noch sehr schwach, aber sie lebt. Professor Dumbledore, ich kann ihnen nur nahe legen, sich schnellstens um diese Angelegenheit zu kümmern. Miss Rosen ist schon durch dieses Untier getötet worden und Miss Rufes ist dem nur sehr knapp entronnen!"

Dumbledore nickte abwesend. "Ja..."

Dann nahm er sich zusammen, bat Madam Pomfrey die ganze Nacht bei Hillary zu bleiben, und verabschiedete sich kühl von Mr. Fudge. Dieser verschwand, die Worte "Das wird das Ministerium interessieren, ha!" murmelnd. Dann wandte sich Dumbledore Harry, Ron und Hermine zu. "Ich möchte euch um etwas bitten. Sagt ihr Chelsea und April, was geschehen ist. Ich kann das jetzt nicht..."

Er wandte den Kopf ab. Harry sah Ron und Hermine an. Er wusste, dass sie genauso dachten, wie er.

"Ja, Professor Dumbledore, das machen wir," sagte Hermine. Sie packte Ron bei der Hand und zog Harry am Ärmel mit.

"Los, dann lasst uns gehen!" sagte sie.

Doch Harry blieb plötzlich stehen. "Warte," sagte er.

"Was ist denn?"

"Wir müssen vorher noch zu jemand anders..." erklärte Harry.

Er und Ron sahen sich bedeutungsvoll an.

"Zu wem denn, meine Güte?" fragte Hermine ungeduldig.

Harry erzählte ihr von Lupin und Hermine begriff sofort.

Die drei hasteten zu Lupins Zimmer.

"Glaubst du, es war falsch? Ihn zu schützen, meine ich?" fragte Ron angespannt, als sie die Treppen hoch rannten.

Hermine schüttelte den Kopf. "Ich denke, es war richtig. Naja, ich hoffe es."

Sie standen nun vor Lupins Zimmertür und Harry wollte gerade klopfen, als die Tür schon aufging. Lupin stand vor ihnen, blaß und traurig aussehend. Er bat sie herein.

Sie setzten sich auf das Sofa und schwiegen. Schließlich sagte Lupin: "Danke."

"Wir konnten sie ja nicht ins offene Messer laufen lassen," murmelte Harry.

"Aber ich hatte keine Beweise dafür, dass ich es nicht war. Und die habe ich auch jetzt nicht."

"Wie kommt es," fragte Ron plötzlich, "wie kommt es, dass sie kein Wolf waren, als sie uns gegenüberstanden?"

"Professor Snape hat in den Sommerferien einen neuen Trank für mich gebraut. Wenn ich ihn trinke, verwandele ich mich nur noch, wenn der Mond direkt auf mich scheint. Jetzt dämmert es ja schon."

"Und sie waren wirklich nur draußen, weil sie Schreie gehört haben?" fragte Harry.

"Ja," nickte Lupin. "Ich wollte nachsehen und folgte den Schreien. Dann hörte ich ein Knurren und Grollen. Mir war sofort klar, dass es sich nur um einen Werwolf handeln konnte. Doch dieser hörte sich seltsam an...es klang fast, als würde er lachen."

"Lachen?" fragten Harry, Ron und Hermine verblüfft.

Lupin nickte. "Es klang wie ein fröhliches Lachen! Als würde der Wolf das als eine Art Spiel ansehen! Jedenfalls rannte ich los, doch als ich ankam, war der Wolf schon weg...und nur ihr wart da."

Sie schwiegen. Dann sagte Harry: "Ich glaube ihnen."

Ron nickte. "Ich auch."

Hermine nickte ebenfalls. "Natürlich."

"Aber wird Fudge das auch?" murmelte Harry.

"Er kann schließlich nichts beweisen! Er hat Sie ja nicht gesehen!" sagte Ron.

"Aber ich kann auch nicht beweisen, dass ich es nicht war. Ich habe schließlich kein Alibi," sagte Lupin niedergeschlagen.

Er seufzte. Aber Hermine sagte: "Dumbledore meinte, Sie seien unschuldig bis zum Beweis der Schuld! Na, also!"

Lupin nickte. "Jaaa..."

Harry wusste, was er dachte. Im Stillen dachte er ja dasselbe...Wenn Lupin schon wieder kein Alibi hatte, dann würde sich der Verdacht gegen ihn ja noch verstärken und Fudge würde noch mehr darauf setzen, Lupin zu verhaften.

Schließlich verabschiedeten sich Harry, Ron und Hermine. Nun hatten sie die Aufgabe, Chelsea und April zu sagen, was geschehen war...

Sie gingen zum Gryffindorturm und kletterten durch das Portraitloch. Chelsea und April sprangen auf. Doch als sie sahen, dass Hillary nicht dabei war, wurden sie leichenblass. Chelsea brach in Tränen aus. "Sie ist tot, nicht wahr? Sag dass sie tot ist! Sag es! Ich weiß es doch!"

Hermine nahm sie in den Arm. "Chelsea, beruhige dich! Hillary ist nicht tot! Sie ist nicht tot, okay?"

Chelsea sah Hermine an. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. "Nicht?" fragte sie leise.

"Nein," sagte Hermine fest. "Sie liegt im Krankenflügel."

Chelsea versteifte sich wieder.

"Aber es geht ihr den Umständen entsprechend gut!" fuhr Hermine rasch fort.

"Wurde sie angegriffen?" fragte April leise.

Hermine nickte. Dann sagte sie: "Es ist besser, wenn wir alle noch ein wenig schlafen. Ginny, Brenda, kommt ihr auch?"

Die beiden nickten. Hermine legte die Arme um Chelsea und April, lächelte traurig zu Harry und Ron, und bugsierte die beiden Mädchen die Treppe hinauf. Brenda folgte ihr, doch Ginny blieb noch kurz stehen und fragte: "Ist mit euch beiden alles in Ordnung?"

Harry und Ron nickten, lächelten ihr zu und gingen in ihren Schlafsaal. Sie legten sich ins Bett und versuchten zu schlafen, doch dies gelang keinem von den beiden.

"Ron?" fragte Harry schließlich.

"Ja?"

"Hast du Angst?"

"Ja."

"Ich auch."

*

Hillarys Verletzungen waren zwar schlimm, aber sie würde überleben. Die ganze Schule sprach von nichts anderem mehr. Die Angst wurde immer größer.

Besonders Cho hatte Panik, denn bisher waren es ja immer Kimis Freundinnen gewesen, die angegriffen wurden. Doch Kimi hatte reines Blut und war somit nicht in Gefahr.

Cho verstand sich nun wieder besser mit ihren Freundinnen aus Ravenclaw. Das hieß aber noch lange nicht, dass sie nun nicht mehr mit Harry und den anderen zusammen war. Harry, Ron, Hermine, Cho, Scary, Alain, Ginny und Brenda waren inzwischen eine richtige Clique geworden. Sie passten auf Kimi, Chelsea und April auf, saßen beim Essen weitgehend zusammen und hatten ihre großen und kleinen Geheimnisse. Bis auf Scary, Alain und Cho wussten sie ja alle von Sirius' Unschuld und Harry hatte den Eindruck, dass Scary und Alain es ebenfalls ahnten. Dass Ron und Hermine ein Paar waren, störte die Gemeinschaft nicht im Geringsten, auch wenn die anderen alle nur Freunde waren. Obwohl...bei Cho, Scary und Ginny war Harry sich seinen Gefühlen ihnen gegenüber auch nicht so sicher...

Cho hatte Harry erzählt, dass ihre Freundinnen nicht mehr mit ihr geredet hatten, weil sie wütend waren, dass Cho sich mit Harry angefreundet hatte.

"Mandy, Carina, Belinda und Amanda, das waren meine besten Freundinnen, waren der Meinung...dass du Schuld an Cedrics Tod seist, was natürlich vollkommener Blödsinn ist," erklärte sie Harry. "Doch nun scheint ihnen wohl klar geworden zu sein, dass du es nicht bist. Sie haben sich bei mir entschuldigt und gesagt, dass sie mich als Freundin wiederhaben wollen und dass sie mich ja so liebhaben...dass übliche eben. Ich weiß noch nicht so Recht, was ich davon halten soll."

Nun war wenigstens dieses Problem geklärt, dachte Harry erleichtert.

Kimi war von der Krankenstation zurückgekehrt und wich keinen Schritt mehr von Chelsea und Aprils Seite. Die meiste Zeit saßen die drei an Hillarys Bett.

Harry hatte inzwischen ganz andere Sorgen: Bald musste Gryffindor gegen Hufflepuff Quidditch spielen. Harry fand, damit hätte er genug zu tun und müsse sich nicht noch mit irgendwelchen Werwölfen herumschlagen...

Langsam glitt der Januar in den Februar über. Ein neuer Monat...ein neuer Vollmond.