So, wieder n Kapitel vorbei...
Ich liebe diese Szene mit dem Spiegel Nerhegeb, oder auch Mirror Erised, im ersten Band (Im Film war sie ja wohl unmöglich!!). Naja, und ich denke, dass Harry auch bei den richtigen Büchern inzwischen nicht mehr seine Eltern sehen würde...aber vielleicht werden wir es ja noch erfahren. (Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass der Spiegel irgendwann noch mal in den Büchern auftaucht.) Ach ja, habt ihr schon gehört, dass J.K.R. darüber nachdenkt, auch noch n achtes Buch zu schreiben?! *allenumdenHalsfall* *garnichtmehreinkrieg*
Okay, ich sollte jetzt mal mit der FF weitermachen... (hach, ihr müsst ja schon denken, ich hätte gar nichts zu tun, so wie ich euch immer vollquatsche...)
Irgendwie ist das hier das Harry-belauscht-Gespräche-Kapitel...
Gehört alles der tollen JKR, außer einer rothaarigen Locke, einer kleinen Schwester, einem Cristina-Aguilera-Verschnitt (Ist das richtig geschrieben? Sorry an alle Christina-Fans!) und noch n paar anderen verrückten...
Dieses Kapitel ist für Chris – weil ich hoffe, dass es ich ein paar Dinge, die du vermisst hast, mit reingebracht habe.
~AnnaMoonlight~
Von Pusteblumen und Spionen
Die nächsten Wochen vergingen rasch. Alle lernten wie verrückt für die Prüfungen, Ron und Hermine waren verliebt wie nie zuvor und Harry hatte kein überraschender Geistesblitz ereilt, der ihm erzählte, wen er denn nun wirklich liebte. Kimi war in der letzten Zeit sehr viel mit Sean Admir zusammen, es war richtig süß, die beiden so zusammen zu sehen.
Als Harry an einem sonnigen Morgen durch die Gänge lief, traf er auf Remus Lupin und Arabella Figg.
"Oh, hallo Harry!" rief Arabella. "Schön, dich zu sehen."
"Hallo!" sagte Harry. "Wie geht es Susan?" fragte er Arabella.
"Ihr geht es gut." Arabella lächelte glücklich. "Sie war über die Osterferien bei mir! Wir haben uns ausgesprochen und entschieden, dass sie zu mir ziehen wird! Damit bringen wir uns zwar beide in Gefahr, aber wir wollen es versuchen!"
"Das ist ja toll!" rief Harry.
Lupin lächelte. "Ja, auch mir geht es gut. Das Ministerium musste ihre Verdächtigungen gegen mich einstellen, da ich als Miss Pandler und Miss Chang angegriffen wurden, ein sicheres Alibi hatte."
"Glück gehabt!" sagte Harry. Wenigstens diese Dinge schienen sich zum Guten zu wenden.
Er verabschiedete sich schließlich von den beiden und machte sich auf den Weg in die Große Halle. Doch plötzlich hörte er die wütende Stimme Professor Sundores.
"Albus, sie wissen doch genau, in welche Gefahr sie ihn bringen!"
"Professor Sundore, das war seine eigene Entscheidung und das wissen sie auch!" Das war Dumbledore.
"Ach ja? Entschuldigen Sie, aber ich weiß sehr gut, wie sowas enden kann, wenn Voldemort ihn erwischt! Sie wissen, was er mit Spionen macht!"
"Es geht ihm gut! Noch ahnt Voldemort nichts!"
"Ja, noch! Blicken sie doch endlich mal etwas weiter, als über ihren eigenen Horizont, Albus!"
Mit diesen Worten ließ Professor Sundore Dumbledore stehen und lief fast Harry über den Haufen. In ihren grünen Augen schimmerten Tränen. Harry starrte ihr noch, dann ging er zum Gryffindortisch.
Dumbledore und Sundore hatten über Snape gesprochen, soviel war klar. Es sei denn, es gab noch einen Spion in Voldemorts Reihen. Doch das war wohl eher unwahrscheinlich. Snape war also immer noch ein Spion. Wo er jetzt wohl war?
Nicht, dass Harry sich Sorgen um ihn machte...doch, genau das tat er. So ungern er es auch zugab, Harry wollte seinen Lehrer nicht von Voldemort getötet sehen. Snape musste dieses Jahr viel riskiert haben, für die gute Seite. Er fragte sich, warum Snape das ganze Schuljahr nicht aufgetaucht war. Hatte Voldemort den Todessern so viele Aufträge erteilt?
Stillschweigend aß er und sah sich in der Großen Halle um. Scary saß mit trauriger Miene am Slytherintisch. Seit sie von dem Attentat auf Cho erfahren hatte, war sie völlig fertig. Harry nahm sich vor, gleich mal mit ihr zu reden.
Cho lag auf der Krankenstation. Auch sie hatte überlebt. Doch Harry fragte sich, woran das lag...warum hatte dieser Wolf, oder was immer es auch war, Sarah getötet, Hillary, Chelsea und Cho aber nur verletzt? War er durch irgendwas gestört worden?
Durch all diese Gedanken, hatte Harry gar nicht bemerkt, dass Scary schon gegangen war. Er sprang auf und wollte ihr hinterher rennen, wurde jedoch von Professor McGonagall aufgehalten.
"Mr. Potter, da sie gerade nichts zu tun haben, könnten sie bitte diesen Brief zu Professor Avorda bringen?"
Harry nickte. "Ja, natürlich."
Er nahm den blauen Umschlag und machte sich auf, zu Avordas Büro.
Als er gerade an die Tür klopfen wollte, hörte er plötzlich Avordas Stimme.
"Viola, was soll ich denn nur tun? Ich kann das nicht mehr mit ansehen!"
Jetzt ertönte eine andere Frauenstimme. "Das klingt hart, aber du kannst ihr nicht helfen, Charis. Du hast dich auf diese Sache eingelassen, jetzt musst du sie auch durchziehen!"
"Du wärst auch mitgekommen, wenn du gekonnt hättest!"
"Ja, das gebe ich auch offen zu. Aber du darfst dich nicht einmischen."
"Sie gehen beide daran kaputt! Ich kann das nicht ignorieren!"
"Das musst du aber, Charis. Das alles liegt jetzt nicht mehr in unserer Hand. Konzentriere dich auf die Prüfungen und kümmere dich um nichts anderes."
Professor Avorda seufzte. "Ich habe wohl keine Wahl."
Diesen Moment nutzte Harry, um an die Tür zu klopfen.
"Herein!" rief Professor Avorda.
Harry trat ein und sah sich um. Der Raum war nett eingerichtet, doch es war niemand da, mit dem Professor Avorda sich hätte unterhalten haben können...
"Professor McGonagall gab mir einen Brief für sie," beeilte Harry sich zu erklären, als er Professor Avordas ungeduldiges Gesicht sah.
Sie nahm ihn entgegen, schlitzte den Umschlag auf und las. Harry wollte schon wieder verschwinden, als sie sagte: "Mr. Potter, warten sie noch ein wenig. Ich werde schnell eine Antwort schreiben, die können sie Minerva dann gleich geben."
Sie verschwand im Nebenzimmer und Harry setzte sich auf einen Stuhl.
Mit wem hatte sich Avorda eben unterhalten, fragte er sich.
"Du fragst dich wohl, warum Charis Avordas Gesprächspartner so plötzlich verschwunden ist, hm?" ertönte plötzlich die Stimme von eben.
Harry sprang erschrocken auf. Er sah sich um.
"Ich würde schon etwas weiter nach oben gucken!" sagte die Stimme amüsiert.
Jetzt erkannte Harry, wer gesprochen hatte. An der Wand hing ein Bild mit schönem Goldrahmen. Es zeigte das Portrait einer Frau. Sie hatte schulterlange hellbraune Haare, hellblaue Augen und Unmengen von Sommersprossen. Doch sie sah irgendwie traurig aus.
"Du bist also Harry Potter," sagte sie mit gerunzelter Stirn. "Ganz schön klein geraten, wie? Dein Dad war ziemlich groß. Aber deine Mum entsprach ungefähr deinen Maßen."
Harry starrte sie an. "Sie kannten meine Eltern?"
Sie lachte. Es war ein lautes, ansteckendes Lachen. "Na, und ob ich sie kannte! Wir waren im selben Jahrgang in Hogwarts. Ich bin übrigens Viola!"
"Mochten Sie meine Eltern?" fragte Harry neugierig.
Sie kräuselte die Nase. "Naja...mögen wäre übertrieben. In Hogwarts habe ich sie gehasst. Später sind wir miteinander ausgekommen. Als sie starben, tat es mir natürlich schon leid und ich habe mich gefragt, warum ich sie nie besser kennengelernt habe. Naja, in Hogwarts waren es wohl die typischen Gryffindor-Slytherin-Differenzen."
"Sie waren in Slytherin?" fragte Harry.
Sie nickte. "Ja. Und?"
"Nichts!" sagte Harry rasch.
"Du solltest nicht denken, dass alle Slytherins schlecht, Harry."
"Das denke ich gar nicht!" sagte Harry. "Ich bin schließlich auch mit einer befreundet!"
"Das ist etwas anderes," sagte Viola ernst. "Thora kanntest du schon vorher. Wenn ihr euch erst in Hogwarts begegnet wärt, dann hättet ihr gar nicht erst versucht, euch anzufreunden."
Harry starrte sie wütend an. "Woher wollen sie das denn wissen? Sie kennen Scary ja gar nicht!"
"Natürlich kenne ich sie. Wahrscheinlich sogar besser, als jeder andere!" sagte Viola. Jetzt sah sie ebenfalls wütend aus.
"Ach ja? Woher denn bitte?" sagte Harry giftig.
"Ich ging mit ihrer Mutter zur Schule!" fauchte Viola. "Ich habe sie praktisch mit aufgezogen!"
Seltsamerweise brachte diese Frau Harry vollkommen in Rage. "Das glaube ich ihnen nicht! Sie sind doch nur ein dummes Bild an der Wand!"
Harry ließ dabei völlig außer Acht, dass hinter jedem Bild auch eine eigene Persönlichkeit steckte.
Viola verschränkte die Arme. "So? Was würdest du denn sagen, wenn ich dir erzählen würde, dass Severus Snape einer meiner besten Freunde war und auch heute noch ist? Das ist für dich doch auch ein typischer Slytherin. Und genauso war ich auch. Und noch etwas: Ich habe deine Eltern verabscheut. Tja, Pech für dich, Harry Potter."
Harry schwieg wütend. Plötzlich wurde ihm etwas klar.
"Das Gespräch, dass du eben mit Professor Avorda geführt hast, ging um Scary, nicht wahr? Woran geht sie kaputt?"
Viola sah plötzlich schuldbewusst aus. "Das geht dich nichts an."
Harry wollte gerade widersprechen, als Professor Avorda zurückkam. Sie warf einen Blick zu Viola, dann sagte sie: "Oh, sie haben sich mit Vi unterhalten, Mr. Potter? Ich weiß ja nicht, was sie ihnen erzählt hat, aber sie redet immer sinnloses Zeug. Hier ist der Brief."
Sie händigte Harry den Brief aus. Er verabschiedete sich und ging hinaus. Im Weggehen hörte er, dass Professor Avorda Viola wütend anfuhr.
Harry übergab Professor McGonagall den Brief.
Die ganze Zeit musste er daran denken, was Viola und Professor Avorda gesagt hatten. Was hatten sie mit Scary zu tun? Was wussten die beiden über sie? War Viola wirklich mit Scarys Mum zur Schule gegangen? Aber dann mussten seine Eltern und Scarys Mutter sich ja auch gekannt haben...
Als er so durch die Gänge lief, traf er plötzlich auf Anastacia und Draco Malfoy. Die beiden schienen sich zu streiten. Doch dann senkte Draco Malfoy den Kopf und kniete sich vor seine Schwester. Es sah aus, als ob er betete. Harry riss den Mund auf. Draco Malfoy kniete vor seiner kleinen Schwester?!
In diesem Moment entdeckten die beiden Harry. Anastacia ging mit bedrohlich glitzernden Augen auf ihn zu. Harry starrte sie an. Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er hatte wirklich Angst vor diesem Mädchen...
Malfoy blieb hinter seiner Schwester. Er sah richtig ängstlich aus...Was war nur aus ihm geworden?
Jetzt stand Anastacia vor ihm. Harry starrte in ihre blauen Puppenaugen.
"So," zischte sie. "Der große Harry Potter hält es für notwendig, meine Angelegenheiten zu belauschen?"
"Ich bin nur zufällig vorbeigekommen!" sagte Harry wütend.
Anastacia sah ihn an, ohne mit der Wimper zu zucken. "Aber sicher, Potter. Und das damals am See, als ich mein kleines Gespräch mit Thora hatte, das war auch reiner Zufall, nicht wahr? Ja, tu nicht so, natürlich habe ich dich bemerkt! Um genau zu sein, haben wir beide dich gesehen, Potter."
Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging davon. Ihr Bruder folgte ihr.
Harry sah ihr kopfschüttelnd nach. Er wurde einfach nicht schlau aus diesem Mädchen...
Der restliche Tag verging rasch. Harry war todmüde und ging früh zu Bett.
*
Er kam zu einem Tor. Es war aus Eisen. Er wollte eintreten, doch es war verschlossen. Er wollte sich gerade abwenden, doch plötzlich ging es von alleine auf. Er trat ein und stand auf einer großen Wiese. Sie war voller Pusteblumen, so hoch gewachsen, dass er nichts anderes sehen konnte. Er ging weiter und zwängte sich durch die Blumen. Die Sonne schien und die Pusteblumen sahen schön aus, doch trotzdem war er nicht froh. Er ging weiter und der weiße Flaum der Blumen blieb an seiner Kleidung und an seinen Haaren hängen. Schließlich erreichte er eine Lichtung. Plötzlich stand er Scarlett gegenüber. Sie trug das weiße Kleid, das sie zuerst beim Weihnachtsball getragen hatte. Ihre langen Locken hingen über ihren Rücken und in den Händen hielt sie einen Strauß Pusteblumen. Sie sah unendlich traurig aus. Sie sah ihn an und sagte: "Mit diesen Samen fliegen auch meine Träume davon."
Dann blies sie in den Strauß und die Samen flogen in alle Richtungen.
Sie trat einen Schritt beiseite. Hinter ihr sah Harry einen großen grauen Stein. Einen Grabstein.
Er ging darauf zu, um die Inschrift zu entziffern...
"Harry, wach auf!"
Mit einem Ruck saß Harry kerzengerade im Bett. Er fühlte sich irgendwie nass...
Ron stand neben ihm, mit seinem Zauberstab in der Hand. "Wir müssen uns beeilen und du hast so tief geschlafen, da musste ich mit Wasser nachhelfen!"
"Ich hatte einen seltsamen Traum..." murmelte Harry.
Ron kümmerte das gar nicht. "Na und? Ich habe jede Nacht seltsame Träume! Gestern zum Beispiel..."
Doch Harry brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. "Das war anders! Ich hatte noch nie einen Traum, der so real, so...detailliert war. Dieser Traum hatte etwas zu bedeuten, Ron..."
Er erzählte Ron, was er geträumt hatte, während die beiden sich anzogen.
"...und gerade, als ich lesen wollte, was auf dem Grabstein stand, hast du mich geweckt!" klagte er.
Ron zuckte die Achseln. "Ich glaube nicht, dass dieser Traum eine besondere Bedeutung hat. Und jetzt komm, wir müssen uns wirklich beeilen!"
Harry nickte und die beiden hetzten los. Doch Harry konnte die Vermutung, dass dieser Traum ihm etwas sagen wollte, den ganzen Tag über nicht aus seinen Gedanken verbannen.
*
Heute hatten die Osterferien hatten begonnen. Hermine, Brenda und April fuhren zu ihren Eltern. Sie verabschiedeten sich und fuhren am Abend mit dem Zug nach Hause.
Harry und Ron spielten Schach und versuchten, nicht auf den Himmel zu achten. Der Vollmond brannte sich jedoch in ihre Gedanken ein. Ginny saß bei ihnen. Sie sah ängstlich aus. Kimi, Hillary und Chelsea, die endlich aus dem Krankenflügel zurückgekehrt war, saßen in einer Ecke des Gemeinschaftsraums. Sie saßen eng beisammen und hielten sich an den Händen.
"Kimis Freundinnen haben wir doch alle im Auge," sagte Ron leise zu Harry. "Und April ist sicher bei ihren Eltern."
"Das letzte Mal wurde auch keine von Kimis Freundinnen angegriffen," sagte Harry verbittert. Er machte sich schreckliche Sorgen um Cho. Sie lag nun schon mehrere Wochen im Krankenflügel, doch eine Besserung schien nicht in Sicht.
"Wenn noch mehr passiert, ist Kimi wirklich am Ende," murmelte Ginny.
Die anderen nickten düster.
In diesem Moment klopfte es an die Scheibe. Eine Schneeeule saß auf dem Fensterbrett.
"Ist das Hedwig?" fragte Ron leise. "Vielleicht hat sie ja einen Brief von Schnuffel!"
Harry sprang auf, um die Eule einzulassen. Es war nicht Hedwig. Es war eine Schneeeule mit schwarzen Augen, die nichts Gutes verhießen. Harry fröstelte unwillkürlich. In den Klauen hatte die Eule ein Stück Pergament.
Kimi, Hillary und Chelsea kamen zu ihnen.
"Was ist das?" fragte Hillary ängstlich.
Harry entfaltete das Papier.
Im Zauberkunstkorridor werdet Ihr mein kleines Geschenk für diesen Monat nicht finden.
April, April...
Für den Bruchteil einer Sekunde starrten sie sich alle an – dann rannten sie. Zum Zauberkunstkorridor.
Ihre Schritte hallten im nächtlichen Hogwarts.
Schließlich erreichten sie den Korridor. Es war ganz still.
"Lumos!" rief Brenda und der Gang erstrahlte in hellem Licht. Harry sah sich um.
Nichts.
Vielleicht war das April, April auf dem Pergament ja doch ernst gemeint...
"Hier ist nichts," sagte Ron mit angespannter Stimme.
Die anderen nickten. Nach einer Weile kehrten sie schließlich wieder um.
Doch in diesem Moment schrie Kimi. Alle wirbelten herum. Kimi schrie noch immer und ihr zitternder Finger deutete auf einen großen Besenschrank. Jetzt sahen alle, was sie meinte.
Blut.
Unter der Schranktür hindurch tropfte Blut auf den Boden.
Harry und Ron sahen sich an. Dann gingen sie ganz langsam auf den Schrank zu. Ihre Schritte hallten im Korridor. Schließlich standen sie beide vor dem Schrank. Sie tauschten einen letzten Blick, dann streckten sie beide die Hand nach einem Türgriff aus und rissen die Türen auf.
April lag im Schrank, voll von Blut. Inmitten von Besen und Reinigungsmitteln. Kimi, Hillary und Chelsea schrien voller Horror und Ginny wurde blass und rannte los, um einen Lehrer zu holen.
Harry zitterte. Doch er versuchte ruhig zu bleiben, allein schon wegen Kimi. Ron sah ihn an, nickte ihm zu und mit vereinten Kräften zogen sie April aus dem Schrank.
Sie röchelte. Harry schloss vor Erleichterung die Augen. April lebte noch!
Plötzlich zuckte Ron zusammen und deutete in den Schrank. An der Innenseite des Schrankes stand mit Blut wieder die nun schon so bekannte Message:
Dieses war der fünfte Streich...
Kurz darauf waren eilige Schritte zu hören. Professor Dumbledore und Professor McGonagall stürzten, gefolgt von Madam Pomfrey, auf sie zu.
"Mr. Potter, Mr.Weasley, gehen sie beiseite!" rief Madam Pomfrey und beugte sich über April. In ihren langen, schwarzen Haaren klebte Blut, ihr ganzer Körper war zerkratzt.
In diesem Moment hörte Kimi auf zu atmen.
*
Niemand konnte später sagen, was wirklich geschehen war. Fest stand, dass irgendein mächtiger Fluch Kimi die Luftröhre zugeschnürt hatte. Nach zahlreichen Rehabilitationsversuchen von Madam Pomfrey und Professor Dumbledore kehrte Kimi ins Reich der Lebenden zurück. Sie war noch sehr schwach, aber sie lebte. Ihr Bett stand direkt neben dem Aprils. April würde ebenfalls durchkommen. Wieder hatte der Angreifer sie nicht getötet und keiner wusste, warum.
Harry, Ron, Ginny, Hillary und Chelsea warteten, bis Dumbledore und Madam Pomfrey Kimi und April versorgt hatten, dann stürzten sie sich mit Fragen auf den Professor.
"Wie geht es den beiden?"
"Gab es Spuren am Tatort?"
"Wer hat April angegriffen?"
"Was hat April angegriffen?"
"Was war das für ein Zauber, der Kimi die Luft abgeschnürt hat?"
"Professor, was können wir tun?"
Professor Dumbledore hob die Hand, um zu Wort zu kommen. "Bitte, hört mir zu. April geht es denn Umständen entsprechend gut. Auch Kim wird es schaffen. Von einem solchen Fluch, wie dem der Kim die Luft abgeschnürt hat, habe ich noch nie gehört. Es ist ein Rätsel. Etwas derartiges hat es in der Zaubererwelt noch nie gegeben. Aber nun sagt mir, wie habt ihr erfahren, dass April im Zauberkunstkorridor war?"
Harry zeigte ihm den Brief, den die Eule gebracht hatte.
Dumbledore las ihn, dann sah sie ernst an. "Ihr wisst, was das bedeutet, nicht wahr? Wer auch immer dieser Angreifer ist, will dass ihr als erstes von seiner Tat erfährt. Er will, dass ihr diese Menschen findet. Nein, Harry, ich denke nicht, dass es ihm allein um Kim geht," fügte er rasch hinzu, als Harry den Mund aufmachte. "Ihr habt Chelsea und Hillary gefunden und Kim lag zu dieser Zeit auf der Krankenstation. Wenn er gewollt hätte, dass Kim die beiden findet, hätte er es anders gemacht."
Sie nickten. In diesem Moment kam Madam Pomfrey aus dem Krankenzimmer.
"Sie sind in Ordnung," entgegnete sie auf die fragenden Blicke.
Dann wandte sie sich mit finsterem Blick an Dumbledore. "Albus, können sie mir erklären, wie das geschehen konnte? Miss Lindley gehört zum engsten Freundeskreis von Miss Chang! Damit war sie ein potentielles Opfer des Angreifers und das wissen Sie! Warum war sie nicht im Gemeinschaftsraum, bei den anderen Schülern?"
Professor Dumbledore senkte den Kopf. "Sie gehörte zu den Schülern, die über Ostern nach Hause fahren sollten. Doch sie hat den Zug wohl nie erreicht."
Er sah so aus, als gebe er sich die Schuld dafür. Langsam stand er auf und ging davon.
Madam Pomfrey sah erschrocken aus. "Nein, Albus, warten Sie! Das war nicht so gemeint..."
"Es ist gut, Poppy," sagte Professor Dumbledore und ging davon.
*
Wieder war die Schule in großem Aufruhr, als sie von dem Angriff auf April erfuhren. Doch sie hatten nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Die Prüfungswoche hatte begonnen und damit die Entscheidung der ZAG`s. Harry hatte Ron und Hermine inzwischen erzählt, dass irgendetwas dafür sorgte, dass er gut im Unterricht war. Insgeheim hatte er erwartet, dass die beiden sauer sein würden, weil ihm die ZAG's so in den Schoß fielen.
Doch es kam ganz anders.
Hermine sagte: "Harry, das hättest du dir doch denken können! Ist es denn nicht offensichtlich, dass du die goldene Phoenixfeder erhalten wirst? Du bist schließlich Der Junge, der lebt! Und Dumbledore sagte doch damals, dass derjenige, für den die Feder bestimmt ist, einen Weg finden wird, die meisten ZAG's zu erhalten!"
Harry starrte sie an. "Du meinst, Dumbledore sorgt dafür, dass ich so viel weiß?"
Hermine zuckte die Achseln. "Möglich wär's doch, oder?"
Ron hingegen meinte nur: "Ich hätte ja eh nicht die meiste Anzahl an ZAG's erhalten. Ob du die Feder kriegst oder Hermine – das läuft letztendlich auf das Gleiche hinaus."
So kam Harry ohne Probleme durch seine Prüfungen. Er wusste, wie man einen Soltrank zubereitete, konnte sich mit den verschiedensten Wetterdämonen auseinander setzen, schaffte es, Ron in eine Sonne zu verwandeln, konnte alle wärmezuführenden Zaubersprüche und schaffte es schließlich sogar, eine halbwegs passable Prophezeiung aus einem Blitz zu deuten.
Nun warteten sie alle gespannt auf die Ergebnisse ihr ZAG's, die ihm 27. Mai bekannt gegeben werden sollten. Harry war sich inzwischen ziemlich sicher – er würde die goldene Phoenixfeder gewinnen...
