Er hatte lange überlegt, ob er seinen Laden an diesem Tag öffnen sollte.
Aber schließlich hatte er die klaustrophobische Enge seines Quartiers nicht mehr ausgehalten und war doch – nach einer schlaflosen Nacht – zur üblichen Zeit aufgestanden und war in sein Geschäft gegangen.
Während er an einem Kleidungsstück nähte, schweiften seine Gedanken schnell ab. Das hatte er erwartet, war doch die eintönige Arbeit eines Schneiders geradezu prädestiniert für verworrene Gedankengänge.
Garak kämpfte vergeblich gegen die Erinnerung. Es war so real gewesen. So richtig... Der Cardassianer schnaubte mißbilligend.
War das alles, was ihn in seinem Leben noch erwartete? War es schon so weit mit ihm gekommen, daß seine einzigen Höhepunkte Phantasiegebilde und Hirngespinste waren? Er schüttelte den Kopf über sich selbst. Sein erbärmliches Liebesleben der letzten Jahre lief vor seinem Auge ab und er wandte sich resigniert einer weiteren Naht zu, die gezogen werden mußte – und er gedachte, tadellose Arbeit abzuliefern, wie man es von ihm gewohnt war, auch wenn ihm das Schneiderhandwerk heute so wenig bedeutete, wie schon lange nicht mehr...
Garak gab sich einen Ruck!
Schließlich war doch gar nichts passiert...
Falsch!
In Wahrheit war unendlich viel passiert, nur leider nicht das, was er sich gewünscht hatte und Garak war in solchen Dingen ein schlechter Verlierer. Er war es gewohnt, daß die Dinge sich nach seinen Wünschen entwickelten. Er grinste bitter. Sah man einmal von einigen unbedeutenden Dingen in seinem Leben ab, die ganz und gar nicht nach seiner Planung gelaufen waren – Nun die letzte Nacht konnte man unbedenklich auf diese Liste setzen...
Als sich die Tür plötzlich öffnete, mußte er gar nicht aufblicken.
Er wußte, daß sie es war.
„Wie können Sie es wagen?" fauchte er sie an, ohne sie überhaupt zu Wort kommen zu lassen. Fast schüchtern blieb sie unentschlossen nahe bei der Tür stehen und schwieg. „Habe ich Ihnen nicht schon gestern deutlich genug gesagt, daß ich Sie nie wieder sehen will?" Kaltes Eis schien in seiner Stimme zu klirren – das selbe Eis, das in seinen Augen blitzte.
„Garak bitte!" verlegen rang sie ihre Hände, deren ungewöhnliche Male jetzt wieder so unauffällig waren, wie gestern, als sie sich kennengelernt hatten. Auch ihre Augen glommen jetzt nicht mehr, wie in seiner Erinnerung, aber es war unbestreitbar: Sie konnte ihn sehen.
Er wollte nicht hören, was auch immer sie ihm sagen wollte. Er wollte sie auch nicht ansehen, denn ihr Anblick schnürte ihm die Kehle zu, so schmerzte ihn die Erinnerung, die angeblich nur seiner Phantasie entsprungen sein sollte...
„Gehen Sie! Sie haben mich genug verhöhnt!" preßte er hervor.
Doch sie schien Mut zu fassen und mit erstaunlich fester Stimme sagte sie:
„Es tut mir so unendlich leid! Wenn ich gewußt hätte, was dieses Ritual in Ihnen auslösen würde... Ich hätte Sie nie darum gebeten! Bitte hören Sie mich an! Ich werde die Station bald verlassen und ich versichere Ihnen, daß ich Sie nie wieder belästigen werde, wenn Sie mir einen Augenblick zuhören."
„Fassen Sie sich kurz! Ich habe zu tun!"
„Also gut." Sie trat nun doch weiter in den Laden und auf Garak zu, der sie schweigend anblickte und sich nicht die Mühe machte, ihr einen Stuhl anzubieten, obwohl es in seinem Geschäft sicher genug Sitzmöglichkeiten gab.
Sie blieb vor ihm stehen.
„Ich habe noch nie von einer Person gehört, die so intensiv auf das Ritual reagiert hat. Ich kann nachvollziehen, daß Sie Ihre Phantasien für real gehalten haben..." sie senkte beschämt den Kopf.
„Und ich habe auch meinen Teil dazu beigetragen, daß es soweit gekommen ist."
„Sie wissen, was ich erlebt habe?" fragte er und ärgerte sich im selben Moment. Er hatte sich nicht in ein Gespräch verwickeln lassen wollen – Diese Föderationscounselor waren allesamt mit Vorsicht zu genießen!
Doch sie zeigte keine Gefühlsregung, sondern nickte nur ernsthaft.
„Ich habe Ihr Erlebnis geteilt, denn ich habe es mit meinen latent-telepathischen Fähigkeiten erst möglich gemacht. Ich war sozusagen der Verstärker für Ihre Wünsche und Sehnsüchte." Einen Moment schwieg sie, bevor sie leise zufügte: „Es war das erste Mal, daß ich eine solch starke Reaktion ausgelöst habe – auch ich bin verwirrt"
„Aber es war so real..."
„Ja, das schien es in der Tat zu sein..."
Überrascht ließ er sein Werkstück sinken, das er noch immer in der Hand gehalten hatte und sah sie an. Ihre Wangen glühten und sie konnte seinem Blick vor Verlegenheit nicht standhalten.
„Sie haben also wirklich..." hob er an, doch sie unterbrach ihn, bevor er weiter sprechen konnte.
„Ich hätte das Ritual unterbrechen sollen, als ich bemerkte, wie stark Sie auf meine Berührungen reagieren. Mr. Garak, ich habe in Sie gesehen..."
„Und? Was haben Sie gesehen?" wollte er mit einem nur scheinbar amüsierten Gesichtsausdruck wissen und auch der Zynismus in seiner Stimme klang nicht ganz so glaubwürdig, wie er es sich gewünscht hätte.
Jetzt blickte sie doch auf und sah ihm direkt in die Augen.
„Ihre Wut. Ihr Mißtrauen. Ihre Sehnsucht. Ihre Einsamkeit Es gibt wirklich dunkle Bereiche in Ihrer Seele, Garak..."
„Was gab Ihnen das Recht, in meinem Bewußtsein herumzustochern, Junior-Counselor Telh?"
„Es geschah nicht absichtlich, sondern es ist ein Nebeneffekt des Rituals. Ich werde niemandem jemals davon erzählen!"
„Nun, wenn Sie wirklich meine dunkle Seele gesehen haben, dann wissen Sie auch, daß das besser für Ihre Gesundheit wäre, diesen Vorfall so schnell, wie möglich zu vergessen..." der drohende Unterton war nicht zu überhören, aber sie hatte dafür nur ein schmales Lächeln übrig.
„Wollen Sie mir drohen?" fragte sie überaus sanft und er ärgerte sich, daß er sich so hatte gehen lassen, daß seine Gefühle für einen Augenblick seine Worte diktiert hatte. Er war tatsächlich verwirrt und ihre Anwesenheit so nah bei ihm machte die Sache zu seinem eigenen Mißfallen auch nicht besser.
„Ach, Ms. Telh... was soll dieses Geplänkel?" langsam wurde Garak ungeduldig und er machte keinen Hehl daraus.
„Ich dachte, Sie wollen vielleicht wissen, was wirklich geschehen ist."
„Nein danke, ich habe wirklich kein Interesse daran!"
„Damit sie sich nicht die Illusion einer erfüllten Liebesnacht zerstören? Oh ich weiß, daß es auf diesem Gebiet bei Ihnen momentan nicht sonderlich gut bestellt ist..." auch sie konnte schnippisch sein, wenn es sein mußte.
„Ich glaube, daß wir dieses unsinnige Gespräch beenden sollten, bevor ich mich gezwungen sehe, wirklich unhöflich zu werden! Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mein bescheidenes Geschäft jetzt verlassen würden!"
„Ich bin weder hierher gekommen, um mit Ihnen zu streiten, noch um Sie zu verletzen. Ich war nur der Meinung, daß wir vor meiner Abreise noch etwas zu besprechen hätten. Garak! Wir beide sind erwachsen und ich hatte gehofft, daß wir noch einmal vernünftig miteinander reden könnten."
„Ich fürchte, ich muß Ihnen diese Hoffnung leider zerstören. Es gibt nichts mehr zwischen uns zu sagen! Sie haben anscheinend alle Informationen, die Sie brauchten – unser Deal ist beendet und ich hoffe, daß ich nie wieder mit einem Mitglied Ihrer Spezies konfrontiert werde!"
„Wenn Sie wirklich so darüber denken, dann ist wohl wirklich besser, wenn ich jetzt gehe! Ich wünsche Ihnen ein gutes Leben Mr. Garak. Und ich hoffe, daß dieses Leben eines Tages wieder in geregelten Bahnen verläuft, so daß eine einfache Phantasie Sie nicht mehr derart verwirren kann! Guten Tag!"
Sie bemühte sich sichtlich, die Fassung zu bewahren. Brüsk drehte sie sich um und verließ mit schnellen Schritten die Schneiderei.
* * *
Aber schließlich hatte er die klaustrophobische Enge seines Quartiers nicht mehr ausgehalten und war doch – nach einer schlaflosen Nacht – zur üblichen Zeit aufgestanden und war in sein Geschäft gegangen.
Während er an einem Kleidungsstück nähte, schweiften seine Gedanken schnell ab. Das hatte er erwartet, war doch die eintönige Arbeit eines Schneiders geradezu prädestiniert für verworrene Gedankengänge.
Garak kämpfte vergeblich gegen die Erinnerung. Es war so real gewesen. So richtig... Der Cardassianer schnaubte mißbilligend.
War das alles, was ihn in seinem Leben noch erwartete? War es schon so weit mit ihm gekommen, daß seine einzigen Höhepunkte Phantasiegebilde und Hirngespinste waren? Er schüttelte den Kopf über sich selbst. Sein erbärmliches Liebesleben der letzten Jahre lief vor seinem Auge ab und er wandte sich resigniert einer weiteren Naht zu, die gezogen werden mußte – und er gedachte, tadellose Arbeit abzuliefern, wie man es von ihm gewohnt war, auch wenn ihm das Schneiderhandwerk heute so wenig bedeutete, wie schon lange nicht mehr...
Garak gab sich einen Ruck!
Schließlich war doch gar nichts passiert...
Falsch!
In Wahrheit war unendlich viel passiert, nur leider nicht das, was er sich gewünscht hatte und Garak war in solchen Dingen ein schlechter Verlierer. Er war es gewohnt, daß die Dinge sich nach seinen Wünschen entwickelten. Er grinste bitter. Sah man einmal von einigen unbedeutenden Dingen in seinem Leben ab, die ganz und gar nicht nach seiner Planung gelaufen waren – Nun die letzte Nacht konnte man unbedenklich auf diese Liste setzen...
Als sich die Tür plötzlich öffnete, mußte er gar nicht aufblicken.
Er wußte, daß sie es war.
„Wie können Sie es wagen?" fauchte er sie an, ohne sie überhaupt zu Wort kommen zu lassen. Fast schüchtern blieb sie unentschlossen nahe bei der Tür stehen und schwieg. „Habe ich Ihnen nicht schon gestern deutlich genug gesagt, daß ich Sie nie wieder sehen will?" Kaltes Eis schien in seiner Stimme zu klirren – das selbe Eis, das in seinen Augen blitzte.
„Garak bitte!" verlegen rang sie ihre Hände, deren ungewöhnliche Male jetzt wieder so unauffällig waren, wie gestern, als sie sich kennengelernt hatten. Auch ihre Augen glommen jetzt nicht mehr, wie in seiner Erinnerung, aber es war unbestreitbar: Sie konnte ihn sehen.
Er wollte nicht hören, was auch immer sie ihm sagen wollte. Er wollte sie auch nicht ansehen, denn ihr Anblick schnürte ihm die Kehle zu, so schmerzte ihn die Erinnerung, die angeblich nur seiner Phantasie entsprungen sein sollte...
„Gehen Sie! Sie haben mich genug verhöhnt!" preßte er hervor.
Doch sie schien Mut zu fassen und mit erstaunlich fester Stimme sagte sie:
„Es tut mir so unendlich leid! Wenn ich gewußt hätte, was dieses Ritual in Ihnen auslösen würde... Ich hätte Sie nie darum gebeten! Bitte hören Sie mich an! Ich werde die Station bald verlassen und ich versichere Ihnen, daß ich Sie nie wieder belästigen werde, wenn Sie mir einen Augenblick zuhören."
„Fassen Sie sich kurz! Ich habe zu tun!"
„Also gut." Sie trat nun doch weiter in den Laden und auf Garak zu, der sie schweigend anblickte und sich nicht die Mühe machte, ihr einen Stuhl anzubieten, obwohl es in seinem Geschäft sicher genug Sitzmöglichkeiten gab.
Sie blieb vor ihm stehen.
„Ich habe noch nie von einer Person gehört, die so intensiv auf das Ritual reagiert hat. Ich kann nachvollziehen, daß Sie Ihre Phantasien für real gehalten haben..." sie senkte beschämt den Kopf.
„Und ich habe auch meinen Teil dazu beigetragen, daß es soweit gekommen ist."
„Sie wissen, was ich erlebt habe?" fragte er und ärgerte sich im selben Moment. Er hatte sich nicht in ein Gespräch verwickeln lassen wollen – Diese Föderationscounselor waren allesamt mit Vorsicht zu genießen!
Doch sie zeigte keine Gefühlsregung, sondern nickte nur ernsthaft.
„Ich habe Ihr Erlebnis geteilt, denn ich habe es mit meinen latent-telepathischen Fähigkeiten erst möglich gemacht. Ich war sozusagen der Verstärker für Ihre Wünsche und Sehnsüchte." Einen Moment schwieg sie, bevor sie leise zufügte: „Es war das erste Mal, daß ich eine solch starke Reaktion ausgelöst habe – auch ich bin verwirrt"
„Aber es war so real..."
„Ja, das schien es in der Tat zu sein..."
Überrascht ließ er sein Werkstück sinken, das er noch immer in der Hand gehalten hatte und sah sie an. Ihre Wangen glühten und sie konnte seinem Blick vor Verlegenheit nicht standhalten.
„Sie haben also wirklich..." hob er an, doch sie unterbrach ihn, bevor er weiter sprechen konnte.
„Ich hätte das Ritual unterbrechen sollen, als ich bemerkte, wie stark Sie auf meine Berührungen reagieren. Mr. Garak, ich habe in Sie gesehen..."
„Und? Was haben Sie gesehen?" wollte er mit einem nur scheinbar amüsierten Gesichtsausdruck wissen und auch der Zynismus in seiner Stimme klang nicht ganz so glaubwürdig, wie er es sich gewünscht hätte.
Jetzt blickte sie doch auf und sah ihm direkt in die Augen.
„Ihre Wut. Ihr Mißtrauen. Ihre Sehnsucht. Ihre Einsamkeit Es gibt wirklich dunkle Bereiche in Ihrer Seele, Garak..."
„Was gab Ihnen das Recht, in meinem Bewußtsein herumzustochern, Junior-Counselor Telh?"
„Es geschah nicht absichtlich, sondern es ist ein Nebeneffekt des Rituals. Ich werde niemandem jemals davon erzählen!"
„Nun, wenn Sie wirklich meine dunkle Seele gesehen haben, dann wissen Sie auch, daß das besser für Ihre Gesundheit wäre, diesen Vorfall so schnell, wie möglich zu vergessen..." der drohende Unterton war nicht zu überhören, aber sie hatte dafür nur ein schmales Lächeln übrig.
„Wollen Sie mir drohen?" fragte sie überaus sanft und er ärgerte sich, daß er sich so hatte gehen lassen, daß seine Gefühle für einen Augenblick seine Worte diktiert hatte. Er war tatsächlich verwirrt und ihre Anwesenheit so nah bei ihm machte die Sache zu seinem eigenen Mißfallen auch nicht besser.
„Ach, Ms. Telh... was soll dieses Geplänkel?" langsam wurde Garak ungeduldig und er machte keinen Hehl daraus.
„Ich dachte, Sie wollen vielleicht wissen, was wirklich geschehen ist."
„Nein danke, ich habe wirklich kein Interesse daran!"
„Damit sie sich nicht die Illusion einer erfüllten Liebesnacht zerstören? Oh ich weiß, daß es auf diesem Gebiet bei Ihnen momentan nicht sonderlich gut bestellt ist..." auch sie konnte schnippisch sein, wenn es sein mußte.
„Ich glaube, daß wir dieses unsinnige Gespräch beenden sollten, bevor ich mich gezwungen sehe, wirklich unhöflich zu werden! Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mein bescheidenes Geschäft jetzt verlassen würden!"
„Ich bin weder hierher gekommen, um mit Ihnen zu streiten, noch um Sie zu verletzen. Ich war nur der Meinung, daß wir vor meiner Abreise noch etwas zu besprechen hätten. Garak! Wir beide sind erwachsen und ich hatte gehofft, daß wir noch einmal vernünftig miteinander reden könnten."
„Ich fürchte, ich muß Ihnen diese Hoffnung leider zerstören. Es gibt nichts mehr zwischen uns zu sagen! Sie haben anscheinend alle Informationen, die Sie brauchten – unser Deal ist beendet und ich hoffe, daß ich nie wieder mit einem Mitglied Ihrer Spezies konfrontiert werde!"
„Wenn Sie wirklich so darüber denken, dann ist wohl wirklich besser, wenn ich jetzt gehe! Ich wünsche Ihnen ein gutes Leben Mr. Garak. Und ich hoffe, daß dieses Leben eines Tages wieder in geregelten Bahnen verläuft, so daß eine einfache Phantasie Sie nicht mehr derart verwirren kann! Guten Tag!"
Sie bemühte sich sichtlich, die Fassung zu bewahren. Brüsk drehte sie sich um und verließ mit schnellen Schritten die Schneiderei.
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