Alles nur aus Liebe? – Teil 11
Irgendwann kommt der Tag an dem wir eigestehn müssen
Dass wir uns selbst nicht kennen
Und an dem derjenige vor uns steht
Den wir nicht kennen wollen
Aber der uns kennt...
~~***~~
Trunks spürte den drängenden Blick seines Freundes im Rücken, der sich auf die Schnelle angezogen hatte und nun, für Goku unsichtbar hinter der Flurecke ruhte und angespannt lauschte. Er versuchte ihm irgendwie deutlich zu machen, dass Goku weg sollte, egal wohin, aber weg... wenigstens heute.
Goten hatte nicht damit gerechnet, dass seine Familie schon wieder da war. Selbst wenn, überraschte ihn trotz allem, die Tatsache, dass sein Vater nun vor der Tür stand. Wahrscheinlich, um ihn ab zu holen. Warum er? Wieso konnte nicht Gohan kommen? Mit ihm hätte er sicher reden können, aber sein vater... der ließ sich sicher nicht so leicht loswerden, ohne, dass er eine Erklärung auftischte.
Mensch Trunks... bitte lass ihn nicht rein... flehte er in Gedanken. Natürlich, konnte niemand seine Gebete erhören...
Goku sah den Freund seines Sohnes etwas perplex an. „Ist was nicht in Ordnung? Störe ich euch bei irgendetwas?"
Trunks lief auf der Stelle rot an und suchte panisch nach einer Erklärung....
Doch das war zwecklos.
„Äh.. ja, nein.. ich meine... willst du.. vielleicht erstmal .. rein kommen...?"
Verdammt warum stottere ich denn so...!? tadelte er sich in Gedanken.
Er spürte, wie Goten sich zurück in sein Zimmer verzog.
Tut mir leid.. aber wie soll ich ihn denn wegschicken...
~~***~~
Stille.
Es war ruhig. Und doch konnte er diese Ruhe nicht genießen. Tief in ihm, musste er immer und immer wieder jene Gefühle unterschlagen, die mit jeder vergehenden Minute mehr darum kämpften aus ihm hinaus zu brechen.
Nein. Er wollte das unter keinen Umständen. Niemals würde er dem nachgeben. Egal was passieren würde.
Ich bin ein Prinz. Ich habe meinen Stolz und den werde ich nicht an Dich verlieren....
Dann... plötzlich spürte er es.
Erst konnte er es nur entfernt wahrnehmen, doch dann musste er registrieren, dass es sich näherte, dass Er sich näherte. Und jetzt... befand er sich in seinem Haus. In SEINEM Haus. Was wollte er? Warum war er hier.. und warum war er schon zurück?
Vegeta fühlte sich leicht verwirrt und er wusste nicht wie er handeln sollte. Sollte er warten, bis Kakarott wieder weg war?
Eine Welle voller unbekannter Emotionen ergriff Besitz von dem Prinzen und leicht erschöpft vom Training, welches er so eben unterbrochen hatte, musste er sich von einem kurzen Schwäche anfall übermannt an der Wand des G-Raumes abstützen.
Es war zuviel Zuviel auf einmal. Die bloße Anwesenheit dieses minderwertigen Unterklassekriegers machte ihn wahnsinnig. Warum nur? Warum?
Warum reagierte er so seltsam auf Kakarott? Er hätte schwören können, dass er ihn getötet hätte, hätte er ihn gesehen, doch jetzt? Kaum spürte er seine Aura, sah er vor seinem geistigen Auge wieder dieses Gesicht. Dieses Grinsen...
Vegeta! Warte auf mich!
Vegeta....
Halt durch, ich komme!
Vegeta, nein!!
„Verdammt, halts Maul Kakarott!!!!" Der Saiyajin bemerkte, dass er laut geschrien hatte. Er wusste nicht wieso... er hatte doch nur an Kakarott...
...ja, er hatte an ihn gedacht. An IHN gedacht. Vollkommen bestürzt von seinem eigenen Verhalten und seinen plötzlichen Emotionsanfällen versuchte der Prinz sich wieder zu fangen.
Was war nur los mit ihm? So etwas hatte er noch nie erlebt. All diese Gefühle...
Er atmete tief durch und entschloss sich dazu, sich endlich zusammen zu reissen. Er würde weiter trainieren und so tun, als wäre dieser Kakarott nicht da. Er wollte sicher nur Goten abholen. Dann fiel ihm wieder ein, was er getan hatte.
Würde Goten seinem Vater Alles erzählen? Nein, dazu war er sicher immer noch zu eingeschüchtert. Und wenn doch? Wie würde Kakarott reagieren?
Argh es kann mir verdammt nochmal scheiss egal sein was dieses Arsch denkt. Es ist mir egal, verdammt es ist egal. Es interessiert mich nicht im geringsten.
Erneut bahnte sich eine gewaltige Welle von Wut und Hass seinen Weg zu dem Herzen des Prinzen. Er war Schuld. Es war Alles seine Schuld. Kakarott war Schuld daran, dass er nicht mehr klar denken konnte.
Und dass er Stimmen hörte.
Und Alpträume hatte.
So einfach war das. Er würde einfach diesem großgewachsenen, naiven Kindskopf die Schuld daran geben und dann ging es ihm besser...
Dachte er jedenfalls...
~~***~~
„Und,.. wie .. war der Urlaub?" Trunks versuchte irgendein Gespräch mit Goku zu beginnen, während er ihm eine Tasse Kaffee auf den Küchentisch stellte.
Er musste sich ablenken. Und dafür sorgen, dass Gotens Vater ihm keine Fragen stellte. Jedenfalls keine, die er ihm nicht beantworten konnte.
Goku setzte sich an den Küchentisch und starrte gedankenverloren die Tasse an. Er wirkte ungewohnt nachdenklich. Und auch in irgendeiner seltsamen Weise... bedrückt. Irgendwie... erinnerte er Trunks an seinen Freund. Er starrte morgens in gleicher Weise diese Kaffeetasse an.
Goten...
Nach einigen Minuten in Schweigen hob der großgewachsene Saiyajin den Kopf und sah Trunks fragend an.
„Hast.. du was.. gesagt...?" Trunks hob erstaunt eine Augenbraue. Hatte er ihm gar nicht zugehört? Es musste ihn wirklich Etwas berücken, ein so redescheues Verhalten war er von ihm gar nicht gewohnt. Woran er wohl dachte? Er schöpfte doch wohl keinen Verdacht...?
Unbehagen breitete sich in Trunks Magen aus, was sich noch zusätzlich verstärkte, als Goku ihm eine weitere Frage stellte.
„Trunks... wo steckt eigentlich... mein Sohn..?"
Der Angesprochene schluckte unmerklich. Ich kann ihm doch nicht sagen, dass er sich in meinem Zimmer verkriecht und ihn aus psychischen Gründne jetzt nicht sehen will...
Dringend nach einer Notlüge greifend, erzählte er ihm schließlich, dass Goten duschen war und jetzt nicht gestört werden wollte.
Goku nickte nachdenklich und starrte wieder auf seinen Kaffee. Trunks fühlte sich nicht gut. Er mochte es nicht zu lügen, aber er verstand auch seinen Freund. Er wusste zwar, dass es schwer für ihn war bei ihm zu bleiben,.. allein schon wegen Vegeta... andererseits.. bei sich zuhause wäre er noch einsamer. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Goten mit seinem großen Bruder über all das reden konnte... Außerdem...
Wollte er nicht, dass Goten ihn verlässt. Nicht gerade zu jenem Zeitpunkt, wo sie dabei waren sich endlich näher zu kommen....
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Goku sich erhob und dann die Kaffeetasse in einem Zug leer trank.
„Ich warte, bis er fertig ist. Ich muss... unbedingt mit ihm reden..." Trunks nickte, auch wenn ihm diese Gegebenheit ganz und gar nicht zusagte, konnte er Goku ja trotz allem nicht aus dem Haus jagen, dazu hatte er weder das Recht, noch einen triftigen Grund.
„Und.. was willst du solange machen....?"
Goku sah zur offen stehenden Tür hinaus auf den Flur.
„Ich denke... ich werde mal Vegeta einen Besuch abstatten..." murmelte er halb zu Trunks, halb nur zu sich selbst.
Dann verließ er die Küche.
Zurück blieb ein vollkommen sprachloser violetthaariger Jugendlicher, der dem Schwarzhaarigen nur fassungslos nachsah.
Irgendwie... ist er heute... verdammt... seltsam...
~~***~~
Langsam... seiner Meinung nach viel zu langsam wandelte Goku den langen Flur entlang. Mittlerweile war es dunkel geworden und nur das Licht aus diversen Türen fiel auf den Flurboden.
Er wollte sich nicht beeilen... er wusste nicht.. wie er ihm entgegen treten sollte... was sollte ersagen? Wir würde er wohl reagieren...
Was sollte er ihm antworten, falls er ihn fragte.. und das würde er mit Sicherheit, warum er gekommen war...? Sollte er ihm etwa antworten, dass er es selbst nicht wusste...?
Er musste sich endlich entscheiden. Nur wenn wer ihm auch gegenüber treten würde... konnte er herausfinden, was es mit seinen Gefühlen auf sich hatte...
Dann erreichte er die große Tür. Sollte er sie öffnen.. oder.. lieber nicht..? Er spürte nach der Aura des Prinzen.
Er trainierte.
Sollte er ihn stören? Unsicher hob der Saiyajin die Hand und führte sie langsam zu dem Knopf, der die Schwerkraft auf null senken und die Tür öffnen würde...
~~Ende Teil 11~~
