Only tell me that you still want me here
When you wander off out there
To those hills of dust and hard winds that blow
In that dry white ocean alone

Lost out in the desert
You are lost out in the desert

~~~~~*******~~~~~~





"Lieutenant Parker, würden Sie Pilot 02 wohl in den Verhörraum bringen!"

Heero nickte kurz und machte sich dann ohne ein Wort zu sagen auf den Weg in den Zellentrakt. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck dachte er an die Order, die er gerade eben erhalten hatte.

Dumme Soldaten, alle miteinander! Niemandem war aufgefallen, dass er nicht Parker war, niemand hatte sich gefragt, warum ein Lieutenant so jung war. Und niemand würde bemerken, dass Parker erwürgt in einer Zelle der Basis lag. Solange nicht, bis er Duo hier rausgebracht hatte und mit geflohen war.

Heero erreichte den Zellentrakt. 1524, dort wurde Duo gefangen gehalten.

1513....1517....1520.....1524, zählte der perfekte Soldat in Gedanken durch und blieb schließlich stehen, den Schließmechanismus der Zelle genau untersuchend und ihn mit einer schnellen und präzisen Arbeit außer Gefecht setzend. Die Tür glitt in einer leisen Bewegung auf und Heero betrat den nur vom Flurlicht beleuchteten Raum, ein steriles Gefängnis, kalt, nur mit dem Nötigsten

Er ließ seinen Blick mechanisch durch den kleinen Raum gleiten, um dann kurz darauf seinen Mitpiloten zu erblicken, der in einer Ecke des Raumes lag, anscheinend bewusstlos und soweit in dem spärlichen Licht erkennbar, schon mehrere Male `verhört` worden.

Heero glitt schnell durch den Raum, sank neben seinem Partner in die Knie und drehte ihn zu sich herum, nur um das vollkommen geschwollene, zerschlagene und verfärbte Gesicht zu sehen. So wie er es erkennen konnte, hatten die Soldaten ihm mindestens einmal die Nase gebrochen, ganz zu schweigen von den Wangenknochen.
Heeros Blick wanderte weiter nach unten, wo er den zerrissenen schwarzen Stoff des Oberteils wahrnahm und darunter nur verbrannte, zerfetzte und verätzte Haut fand.

Heeros Augen verengten sich vor Wut als er das Desaster sah. SO würden sie niemals in der Lage sein zu entkommen, wenn Duo noch nicht einmal selbst laufen konnte! Es wäre zu auffällig, den amerikanischen Piloten hinauszutragen, gar, ihn zum Hangar zu bringen, zu dem sie notwendigerweise mussten.

Verflucht seist du, Maxwell! Warum musst du dich immer schnappen lassen!, fluchte Heero in Gedanken stumm und machte sich daran, seine Arme unter den Körper seines Mitpiloten zu schieben, ihn dann hochzuheben und schließlich aus der Zelle zu tragen, immer noch keine Reaktion von seinem Partner erhaltend.

Aber er lebt noch, ich kann schwach seinen Herzschlag spüren!, versicherte sich Heero, dass seine Mission nicht umsonst war und setzte einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf. Dann musste er eben improvisieren, wenn er nicht mit Maxwells Zusammenarbeit rechnen konnte. Aber er würde es auch so schaffen, denn dafür war er ausgebildet worden, das hatte man ihm von klein auf antrainiert.

Heero fingerte nach der kleinen Fernbedienung in seiner Tasche.

Zu dumm, dass ich sie jetzt schon benutzen muss, aber es gibt keine andere Lösung.

Er drückte den kleinen roten Knopf und Sekunden später erbebte das ganze Gebäude unter der Wucht von explodierenden, präzise angebrachten Sprengköpfen, die Heero am Vortag allesamt in der Basis platziert hatte. Eigentlich sollte es ja eine Art Abschiedgeschenk sein, wenn die Beiden im Gleiter gesessen hätten, doch jetzt hatte der japanische Pilot seinen Plan etwas vorgeschoben. Genau wissend, welche Korridore ihnen noch die Möglichkeit zur Flucht lassen würden, umging er mit dem bewusstlosen Deathscythepiloten diese Gefahrenherde, machte sich die Unruhe und Verwirrung der anderen Soldaten zu Nutze und schaffte es schließlich, mit seinem Partner zu einem der Gleiter zu gelangen, ihn hinein zu verfrachten, dann selbst hinter das Steuer klemmend und ohne die Starterlaubnis abzuwarten, die Basis zu verlassen.

Gott sei Dank war aufgrund seines kleinen "Geschenkes" eine solche Verwirrung ausgebrochen, dass niemand den Gleiter aufhielt, in dem die beiden Gundampiloten flohen.

Alle unfähig, ihr seid alle unfähig!, knurrte Heero noch einmal lautlos, schaltete dann den Autopiloten ein und ging ins Gleiterinnere, sich um seinen Partner kümmernd. Sie hatten noch zwei Stunden zeit, bis sie auf L3 ankamen, so musste er schon einmal die schlimmsten Verletzungen notdürftig selbst versorgen.

Heero löste vorsichtig den schwarzen Stoff von den Verletzungen seines Partners- oder versuchte es zumindest, denn das getrocknete Blut wirkte wie ein Kleber und hielt das Oberteil an Duos Brustkorb. Heero seufzte. Gut, dass der Deathscythepilot bewusstlos war.....

Mit einem Ruck riss er den Stoff ab.

Die Haut sah genauso schlimm aus, wie Heero es angenommen hatte: Verbrennungen, Schnittwunden, Verätzungen, alles in einem leuchtenden, wütenden Rot, das nur zu deutlich von der Gewalt zeugte, die ihm angetan worden war.

Und er hat nichts verraten......

Heeros Kopf ruckte angesichts dieses Gedankens in die Höhe. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass sein Partner so stark war, dass er in der Lage war, so etwas auszuhalten. Gut, er hatte schon vorher gewusst, dass es Duos Wunsch war, die Kolonien, besonders L2 mit allen Mitteln zu beschützen, die ihm zur Verfügung standen, doch gleichzeitig war Heero auch davon überzeugt gewesen, dass Duo niemals im Leben so stark war wie er.

Gut zu wissen, dass dem doch nicht so war.

Heero griff zu dem kleinen Verbandskasten, den er sonst immer bei sich trug, um seine eigenen Verletzungen zu versorgen. Er nahm zielsicher ein kleines Fläschchen mit Iod heraus, tupfte es dann mithilfe eines sterilen Schwammes auf die Wunden und spürte, wie der Körper unter ihm sich leicht anspannte.

Er spürt doch etwas, dachte Heero nebenbei und widmete sich dann Duos Brustkorb um zu prüfen ob und wie viele Rippen gebrochen waren. Als seine Finger die blutige Haut berührten, spürte er, dass es den amerikanischen Piloten wohl doch sehr schlimm erwischt haben musste, denn ein Großteil seines Brustkorbes war gebrochen oder gesplittert. Heero hatte keine Zweifel, dass einige Rippen der Lunge gefährlich nahe kamen und dass sein Partner dringend ärztliche Hilfe bräuchte.
Seufzend ließ er leicht eine Hand unter Duo gleiten, um seinen Rücken nach eventuellen schweren Verletzungen zu prüfen. Hochheben durfte er ihn nicht, es wäre sonst zu gefährlich gewesen, falls sich eine Rippe aus ihrer gegenwärtigen Position lösen würde.
Doch da war nichts, außer ein paar Schnittwunden, wie Heero vermutete. Nichts, das auf eine
lebensbedrohliche Wunde hinwies, so glitt der Wingpilot nach unten, untersuchte Duos Oberschenkel, seine Knie und Knöchel, wo er schließlich feststellte, dass sie ihm beide Fußgelenke entweder verstaucht oder gebrochen hatten.

Er muss höllische Schmerzen haben.

Heero zuckte ob diesem unwillkommenen Gedanken zusammen und knurrte wütend:

"Geschieht ihm recht! Was lässt er sich auch von OZ verhaften!"

Der japanische Pilot nahm den rechten, verstauchten Knöchel hoch und renkte ihn mit mitleidslosem Blick wieder ein, nicht auf das Versteifen des Körpers vor ihm achtend.

So, nun war alles Mögliche getan, das er so tun konnte. Jetzt musste er nur noch warten, dass sie auf L3 ankamen und er Duo in ärztliche Behandlung geben konnte, damit er sich der nächsten Mission widmen konnte.

Einen letzten Blick auf den bewusstlosen Deathscythepiloten richtend, wandte Heero sich ab und setzte sich an seinen Laptop, um den Missionsbericht zu schreiben und Dr. J nach einem neuen Auftrag zu fragen.



"Sie befinden sich im Landeanflug auf L3. Bitte weisen Sie sich aus und legen Sie ihre ID bereit."

Heero lächelte undurchsichtig und griff nach den gefälschten Pässen für sich und Duo. Der amerikanische Pilot selbst lag schon auf der in jedem Gleiter vorzufindenden Trage, auf ihm eine ebenfalls gefälschte Krankenakte, die ihn als dringenden Notfall auswies, der unverzüglich operiert werden musste.

Der japanische Pilot stieg aus dem Gleiter und wurde sofort von Stewardessen begrüßt, die unpersönlich lächelnd ihn und seinen Begleiter beäugten, ihn dann nach seinen Papieren fragten, die er ihnen ohne ein Wort des Grußes aushändigte.

"Vielen Dank, Sie können passieren!", lächelte eine blonde schlanke Frau Mitte zwanzig und wies mit ihrem Zeigefinger auf einen separaten Ausgang. Dort finden sie medizinische Transportmittel, die Sie zum Krankenhaus bringen werden, Doktor Maxwell."

Heero nickte wiederum stumm und schob sie Trage mit Duos noch immer bewusstlosem Körper auf eben diesen Ausgang zu, wählte dann das nächstbeste Transportmittel und stieg in den kleinen Krankenwagen, um dann ohne auf den eigentlich Fahrer zu warten, abzufahren.

Nach zehn Minuten Fahrt stand er dann vor dem Hospital.
Heero atmete tief durch, schwang sich dann nach hinten und öffnete die hinteren Türen, um Duo in die Eingangshalle zu rollen, wo er auch gleich auf eine der Schwestern traf, die ihm freundlich entgegenlächelte.

"Doktor Maxwell, da sind Sie ja! Sie wurden uns schon angekündigt. Doktor Po wird gleich kommen, bitte bringen Sie ihren Patienten schon in den OP 5, im zweiten Stock der dritte Gang links, ganz am, Ende. Es ist schon alles für eine OP vorbereitet."

"Danke", brachte Heero knapp heraus und schob die Trage zu einem der Aufzüge, um dann Minuten später in dem Operationssaal zu stehen und auf Sally zu warten.

"Heero!", ertönte es da auch schon freudig hinter ihm und er drehte sich mit ausdrucksloser Miene um.

"Als ich den Namen Maxwell gehört habe, musste ich gleich an dich denken!", fuhr Sally lächelnd fort und reichte ihrem jüngeren Gegenüber die Hand, die nach einigem Zögern ergriffen wurde.

"Ist das Duo?", fraget sie weiter und war bereits dabei, die leichte Decke von Duos Körper zu ziehen und kurz das Gesicht vor Wut zu verziehen. "War...war das OZ?"

Heero nickte stumm und Sally ballte ihre Faust.

"Wie kann man nur....wie kann man nur so grausam sein, einem Junge so etwas anzutun?!", fragte sie mit vor Zorn glitzernden Augen und Heero zuckte mit den Schultern.

Wenn er es sich eingestand, überraschte es ihn nicht. OZ war bekannt dafür, grausam zu sein und keine Gnade mit ihren Opfern zu kennen. Er hatte zwar damit gerechnet, dass Duo noch laufen konnte, als er ihn befreit hatte, doch das war jetzt nebensächlich.

"Ich habe ihn zu dir gebracht, weil er hier am Besten aufgehoben ist!", erwiderte Heero zusammenhangslos und war bereits dabei, sich nach draußen zu begeben, als er Sally leise sagen hörte:

"Es sieht nicht gut aus."

Der Wingpilot drehte sich leicht zu ihr um und meinte dann:

"Mach das Beste draus."

Damit verließ er entgültig den OP und hörte, wie Sally ein OP per Com-Unit zusammenstellte, was auch Sekunden später eintraf.




Es waren mittlerweile fünf Stunden, die Heero auf die Ärztin wartete. Fünf Stunden, die so quälend langsam wie noch nie verstrichen waren.

Um Duo machte sich der Wingpilot keine Sorgen, er wusste ja, dass Shinigami, wie der Junge sich selbst nannte, überleben würde, schließlich hatte er immer Glück gehabt. Worum er sich allerdings den Kopf zerbrach war, welchen Anteil der Informationen, die dem amerikanischem Jungen über die anderen Piloten mitgeteilt wurden, er OZ verraten hatte. Und deshalb wartete Heero nun. Seit fünf Stunden.

Und siehe da. Die OP Tür ging auf und eine völlig fertige und schwitzende Sally Po trat hinaus, die Miene sorgsam ruhig und emotionslos, als sie schließlich vor ihm stehenblieb und auf ihn nieder sah.

Heeros Brauen runzelten sich fragend zusammen, als sie vor ihm in die Knie ging und eine Hand auf das Seinige legte, somit eine unwillkommene Einmischung in seine Privatsphäre vornehmend.

"Was ist?", fragte er kalt und sah, wie sich etwas in den Augen der Ärztin regte. War es Mitleid?

"Heero.....es tut mir leid....."

Was tat ihr leid? Konnte Duo nicht mehr laufen? Hatte er ein Körperteil verloren? WAS tat ihr leid?

"Wir haben alles versucht...."

Der japanische Pilot zuckte ungeduldig mit den Schultern und fragte ebenso:

"Was ist denn jetzt mit Duo? Was tut dir leid?"

"Wir konnten ihn nicht retten, Heero. Duo ist tot."

Dieser Satz, nur geflüstert und doch so ruhig ausgesprochen, löste im ersten Moment gar nichts bei Heero aus. Nichts, außer dem Drang, noch einmal darüber nachzudenken, und sich der Bedeutung des Satzes klar zu werden. Und dann traf es ihn, erwischte ihn die volle Bedeutung des Satzes.

Der Deathscythepilot war tot.

Gestorben.

Er nervt mich nicht mehr, war Heeros erster Gedanke, als er blinzelte, die Ärztin bewusst ansah.

"Tot?", wiederholte er fragend und sie nickte stumm. "Ich will ihn sehen."

"Heero, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist...", begann sie, wurde jedoch von ihm unterbrochen:

"Lass das mal meine Sorge sein.....ich habe schon oft Tote gesehen und noch öfter Menschen umgebracht. Ich bin es gewöhnt, Tote zu sehen."

"Aber....dieses Mal ist es Duo, der....", fuhr sie ihn an, Unglauben in der Stimme.

"Das ist egal, Duo ist ein Mensch wie jeder andere. Also bring mich zu ihm", erwiderte Heero nun völlig emotionslos und stand auf, nicht auf die Ärztin wartend, als er in den OP marschierte und dort Duo auf dem kalten Metalltisch liegen sah, die desinfizierten Geräte und Tücher um ihn herum nun blutig, das Reanimationsgerät abgeschaltet, die Lebenszeichen nicht mehr vorhanden.

Heero trat an seinem eben verstorbenen Partner heran, zog prüfend dessen Lider hoch und legte anschließend seinen Zeige- und Mittelfinger auf die Halsschlagader. Nichts. Er war also tot.


"Du hattest Recht", stellte Heero sachlich fest und starrte auf den blutigen Körper seines Mitpiloten.

"Heero....", erwiderte Sally hinter ihm leise und legte eine Hand auf seine Schulter. "Du kannst ruhig weinen, wenn du möchtest. Du brauchst dich nicht zurückzuhalten."

Der japanische Pilot drehte sich um und lächelte leicht. Leicht und kalt.

"Sally, du machst dir zu viele Sorgen. Ich werde nicht weinen. Er ist tot. Na und? Das ist Krieg. Man verliert die Menschen, die mit einem kämpfen. Das ist der natürliche Kreislauf.
Ich habe das akzeptiert."

Die Ärztin starrte ihn an, unfähig etwas zu sagen, geschweige denn, in irgendeiner Weise zu reagieren. Doch schließlich siegte ihre jahrelange Berufserfahrung und sie nahm eine unpersönliche Haltung gegenüber dem Wingpiloten ein.

"Heero, ich glaube, du machst dir etwas vor. Du kannst mir nicht sagen, dass er dir nichts bedeutet hat."

"Natürlich hat er mir etwas bedeutet. Er war ein guter Pilot, eine Bereicherung für die Mission. Doch jeder Mensch ist ersetzbar, auch er. Damit muss man rechnen."

Sally schüttelte den Kopf, nicht fähig, die Sachen, die Heero ihr gerade an den Kopf warf, zu begreifen. War der Wingpilot wirklich so eiskalt und gefühllos, wie Noin immer gesagt hatte? Aber das konnte doch nicht sein, oder? Und dennoch...war dieses Verhalten gerade nicht der beste Beweis, dass Heero der perfekte Soldat ohne jegliche Emotion war?
Und so sehr Duos Tod sie selbst mitnahm, da sie den lebenslustigen amerikanischen Piloten gut gekannt hatte, so wenig berührte es Heero.

".....Sally?", durchdrang seine kalte Stimme ihre Gedanken und sie zuckte unfreiwillig zusammen.

"Ja?"

"Wann kann ich ihn mitnehmen?"

"Was?!"

"Wann habt ihr ihn für den Bestatter hergerichtet?"

Die Ärztin schluckte schwer. Es war noch keine Stunde her, dass Duo gestorben war und Heero dachte an so etwas? Wie konnte er nur? Wie nur? Doch insgeheim wusste Sally die Antworten auf ihre Fragen schon: Heero war der perfekte Soldat, die Verkörperung des perfekten Menschen, ohne Gefühle wie Leid und Trauer.

"In....in zwei Tagen....", brachte sie hervor und sah ihm scheinbar fest in die Augen. "Wirst du so lange warten?"

"Ja."

Damit drehte Heero sich um und verließ den OP, eine vollkommen bedrückte und ratlose Sally hinter sich lassend.



*~



Und Heero wartete. Zwei Tage. Er hatte sich in der Nähe des Krankenhauses in kleines Hotelzimmer angemietet, unter falschem Namen natürlich. Dass er wie üblich den Namen "Maxwell" genommen hatte, war ihm erst hinterher aufgefallen.

Aus Gewohnheit, das war es gewesen. Seitdem er damals das erste Mal Duo aus dem Gefängnis befreit hatte, hatte er diesen Namen als Tarnung genommen. Warum? Aus Zufall, aus Mangel an Ideen....

Heero stand an der winzigen Küchenanrichte, das Schneidemesser mit dem er gerade Tomaten zerteilt hatte in seiner Hand. Warum dachte er gerade jetzt daran? An Duo? Den letzten Tag hatte er doch auch nicht an den amerikanischen Piloten gedacht, also wieso gerade jetzt?

Ich werde ihn nie wieder aus dem Gefängnis befreien, schoss es Heero plötzlich durch den Kopf und er knurrte unwillig. Na um so besser. Dann kann ich mich wenigstens auf MEINE Missionen kümmern und brauche nicht seinen Babysitter spielen. Nur Schade, dass er mir nicht mehr sagen kann, was er den Soldaten für Informationen gegeben hat, es wäre wirklich wichtig für mich zu wissen, wieviel nun über mich bekannt ist.

Heeros Augenbrauen schossen für eine Millisekunde nach oben, in einer unbekannten Geste, doch dann fing er sich wieder und schnitt die Tomaten zu Ende, zerteilte das rote Fleisch.

Wie Duos Blut.

Wiederum schüttelte der Wingpilot den Kopf.

Natürlich, das war es, er erinnerte sich nur an die Bilder, die er im Gleiter schon gesehen hatte, als er den Deathscythepiloten versorgt hatte.

Den toten Deathscythepiloten.

Heero nahm die Tomaten und gab sie zu den Eiern und dem Blumenkohl in die Pfanne.

Es wird still werden.

Der Wingpilot rührte das Gemisch mit schneller Präzision um und wartete, dass es gar wurde.

Still und entspannend.

Er nahm die Pfanne vom Herd und verteilte sein Essen auf seinem Teller, dann damit ins Wohnzimmer gehend.

Ich habe den Anderen noch nicht Bescheid gesagt. Ich glaube, ich sollte es auch nicht tun, andererseits kann ich nicht einfach so dort auftauchen und ihnen Duos Leiche präsentieren. Nein, ich sollte sie zumindest vorher warnen.

Damit setzte der japanische Pilot sich an seinen Laptop und schrieb an Quatre:

Habe die Mission ausgeführt, es gab Probleme. Duo ist tot. Heero

Er schickte die Nachricht ab und setzte sich an sein Essen., im Hintergrund die Nachrichten auf einem der Kanäle schauend, deren einziges Thema die Explosion der OZ-Basis zu sein schien.

Alles Dummköpfe!, dachte Heero verächtlich. Damit muss man leben und noch stärker daraus hervorgehen. Man darf nicht in der Vergangenheit hängen bleiben.



*~


"Heero, wie geht es dir?", fragte Sally, als der japanische Junge vor ihr stand.

Kein Anzeichen von Erschöpfung, Müdigkeit oder gar Trauer prägte sein Gesicht, nein, seine Miene war ausdruckslos und gleichgültig wie immer.

"Gut. Wo ist Duo?"

Der abrupte Themenwechsel brachte die Ärztin für einen Moment aus dem Konzept.

Was habe ich denn gedacht? Was habe ich erwartet? Dass er sich um solche "Unwichtigkeiten" kümmert? Dass er eingesteht, kein Eisblock zu sein und auch Gefühle zu haben? Das würde er nie tun.

"Komm mit, ich habe ihn schon vorbereitet", erwiderte sie resignierend und ging mit ihn hinunter in die Leichenaufbewahrungsraum.

"Wissen es die anderen schon?", fragte sie in die fast unheimliche aber sicherlich bedrückende Stille hinein.

"Ja."

Heero Yuy, ich hätte nie gedacht, dass du SO kalt bist....


Sie erreichten den sterilen, weiß ausgeleuchteten Raum, in dessen Mitte eine medizinische Bahre stand, die jedoch im Gegensatz zu der, mit der Heero Duo ins Krankenhaus gebracht hatte, geschlossen war.
Heero öffnete kurz den Deckel um einen Blick in das Innere zu werfen und sah das Gesicht des amerikanischen Jungen für einen Moment unbeweglich an, musste unwillkürlich an die lachenden Gesichtszüge seines Mitpiloten denken, wenn er sich freute, wenn er sich über ihn lustig gemacht hatte.

"Hast du die Papiere ausgestellt?", fragte er kurz angebunden und sie nickte, während sie ihm eine kleine Akte an Dokumenten überreichte, die ihm freies Geleit sicherte.

Heero nickte kurz und stemmte sich dann gegen die Bahre, um diese durch die Tür zum Aufzug zu befördern, der ihn nach oben und zu seinem Gleiter bringen sollte, mit dem er nach L2 brachte. Zu Quatre.

Mit einem knappen Nicken verabschiedete Heero sich von der Ärztin und verließ einige Minuten später das Hospital, mit Duos Leichnam im Gleiter. Er erbat die Starterlaubnis und flog kurze Zeit später durch das All, um schließlich nach einer dreistündigen Reise auf L2 anzukommen.


*~