~~~~~~~********~~~~~~~
But to stand with you in a ring of fire
I'll forget the days gone by
I'll protect your body and guard your soul
From mirages in your sight
Lost out in the desert
You are lost out in the desert.
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Sobald er den Gleiter abgesetzt hatte und ohne Probleme gelandet war, stand Heero im Hangar und wartete auf Rashid und seine Männer, die ihn zum Hauptgebäude begleiten würden.
"Master Heero", ertönte es da auch schon gewaltvoll hinter ihm und der japanische Pilot drehte sich um, um dann kurz zu nicken und darauf zu warten, dass der Trupp von Männern, die zu seinem geleit hergekommen waren, ihm den Weg zum Gut wiesen würden. Doch nichts geschah. Sie sahen ihn nur stumm an und bewegten sich keinen Zentimeter von der Stelle.
"Was ist?", fragte Heero ungeduldig, hätte sich aber im nächsten Moment seine Frage selbst beantworten können, was jedoch nun Rashid übernahm.
"Ist...ist es wahr, dass Master Duo......", brachte der schon fast übermenschlich große Araber beklommen hervor uns starrte auf seine Hände.
"Ja."
Der Kopf des Mannes fuhr hoch und Heero wusste plötzlich, dass dieser es nicht geglaubt hatte, es für einen Scherz gehalten hatte.
"Seine Leiche ist im Gleiter, schon für die Beerdigung präpariert", fuhr Heero emotionslos fort und ging an dem nun sichtlich geschockten Mann vorbei. Eine Geste der Ungeduld. Er wollte endlich zu den Anderen, wollte seine Missionsberichte schreiben, sich mit Dr. J über die nächste Mission beraten, ihn davon in Kenntnis setzen, dass ein Gundampilot gestorben war.
Ein Gundampilot........
Die Männer verstanden diese versteckte Bewegung und folgten ihm, geleiteten ihn zum großen Anwesen der Winners.
Warum war es so still hier? Warum sprach niemand ein Wort? Und wo waren die anderen Piloten, besonders Quatre, der doch sonst immer dort war, wenn sie zurückkamen.
Sie erreichten das Hauptgebäude und Heero erkundigte sich nach seinen Mitpiloten, worauf Rashid ihm mit heiserer Stimme geantwortet hatte, dass sie wohl im Salon aufzufinden waren. Wie immer, seit die schreckliche Nachricht von Duos Tod eingetroffen war.
Heero stieg die durch weinrote Teppiche gedämpfte Treppe hinauf und hielt dann vor einer dunkelbraunen, edlen Holztür mit kunstvollen Verzierungen. Er trat ohne anzuklopfen ein und begegnete sofort einem Paar onyxschwarzer Augen, die ihn überrascht ansahen, sich dann jedoch niederschlugen und weich wurden.
"Heero....", brachte Wufei leise hervor und stand auf. "Es tut mir leid......"
Der stoische, japanische Pilot zog kurz seine Augenbrauen zusammen und erwiderte:
"Das braucht es nicht, ich habe kein Problem damit. Es ist Krieg, da passiert so etwas."
Schwarzes Onyx in Unglauben getaucht begegnete ihm, erwiderte eine Weile seinen eigenen kalten stahlblauen Blick, verlor dann die Schlacht und wandte sich ab.
"Ich wusste immer, dass du kalt bist Heero, aber SO kalt?"
"Ich bin Soldat, ich kann es mir nicht leisten, Gefühle zu zeigen."
"Das ist SCHWACHSINN!", fuhr der chinesische Pilot sein Gegenüber plötzlich an. "Du kannst mir nicht sagen, dass du nicht trauerst! Er war dein Partner! Er hat dir bei den Göttern so oft den Arsch gerettet! Verdammt, Yuy!"
Heero starrte in das schwarze Feuer und zuckte schließlich mit den Schultern.
"Das mag stimmen, aber er ist tot, und daran kann ich nichts ändern. Ich akzeptiere es und damit Schluss."
Mit diesem Satz wandte er sich ab, nur am Rande bemerkend, dass Trowa und Quatre nicht dort gewesen waren, und verließ den Raum, sich nach seinem Zimmer umsehend um seine Missionsberichte zu schreiben..
Kurz nachdem er sie abgeschickt hatte und auf eine Antwort des Doktors wartete, klopfte es an seiner Tür und der grünäugige Heavyarmspilot trat ein.
"Trowa."
Der Angesprochene nickte kurz und setzte sich dann auf einen der Stühle, seinem Gegenüber direkt in die Augen blickend.
"Es ist also wahr?", begann der sonst so stille Junge und Heero nickte leicht.
"Ich habe eben mit Wufei gesprochen", fuhr Trowa mit gesenkten Blick fort. "Quatre ist zusammengebrochen, als er die Nachricht von dir bekommen hat, Heero. Er liegt seit Tagen im Bett, isst und trinkt nichts mehr und weint nur! Weißt du, was du angerichtet hast, Yuy? Weißt du das?!"
Heero erwiderte den feurigen, wütenden Blick ruhig und zuckte mit den Schultern.
"Natürlich konnte ich es mir denken, aber er hätte es so oder so erfahren. Ich habe es ihm nur einfacher gemacht!"
Heero sah die Faust, die nun auf sein Gesucht zuraste, erst, als sie auf seiner Wange landete und seinen Kopf herumwarf. Doch er gab nicht einen Laut des Schmerzes von sich, hätte es auch nicht, wenn er wirklich Schmerz empfunden hätte.
Trotzdem taumelte er kurz einen Schritt nach hinten, brachte sich somit aus der Reichweite des zweiten Schlages.
"Einfacher?!", presste Trowa zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Es ist nicht EINFACH! Duo ist tot!"
Über Heeros Miene wandelte ein Schleier der Undurchsichtigkeit, als er kalt erwiderte:
"Ja, ist er. Und genau das ist Krieg. Quatre müsste das wissen, er hat schließlich seinen Vater durch den Kampf um die Kolonien verloren."
Der Heavyarmspilot starrte ihn für einen Moment ungläubig an und erwiderte dann leise:
"Du verstehst es nicht, oder? Begreifst nicht, dass andere Menschen Gefühle haben, darum trauern, dass sie einen Menschen verloren haben, den sie lieben? Den sie gern haben? Auch wenn Krieg ist, das ist hier nicht relevant!"
"Das waren viele Worte, Barton!", knurrte Heero unwillig und funkelte sein Gegenüber plötzlich wütend an. "Viele UNNÜTZE Worte! Duo ist tot und damit Punkt! Ich kann ihn nicht zurückholen und das ist Fakt. Deshalb muss ich lernen, damit zu leben. Wie man alles im Leben lernen muss. Und ich rate dir, das solltest du auch!"
Trowa erwiderte nichts, sondern wandte sich schließlich um.
"Du tust mir leid, Heero. So ohne Gefühle....Du tust mir wirklich leid."
Damit verließ er den Wingpiloten und machte sich auf den Weg zum Zimmer seines Partners, um ihn bei seiner Trauer zu stützen, ihm seine Hilfe anzubieten.
Und Heero....Heero stand immer noch in seinem Zimmer, starrte aus dem Fenster. Er beobachtete, wie sich die Sonne einige winzige Wege durch die dicken Wolken bahnte und helle Schatten auf der Erde hinterließ.
Doch dann wandte er sich abrupt ab und starrte auf das zweite, leere Bett in seinem Zimmer. Früher hatte Duo dort geschlafen und hätte spätestens jetzt das ganze Bett mit den wenigen Sachen, die er hatte, eingedeckt. Ein totales Chaos geschaffen. Doch nun war das Bett so ordentlich, so sauber.
So kühl.
Heeros Blick fiel auf eine Tasche, die am Bettrand stand. Er runzelte die Stirn.
Das war doch Duos Tasche, oder? Aber, wieso?
Dann fiel es ihm ein. Quatre hatte sie mitgenommen, als Duo und Heero selbst auf die Mission geschickt worden waren. Und der amerikanische Pilot hatte noch gescherzt, dass er sie Quatre vererben wolle, wenn ihm etwas passieren würde.
Heero ging mit minimalen Schritten auf den Gegenstand zu, kniete sich vor ihm nieder und öffnete die Tasche.
Ein leichter Geruch nach Lavendel kam ihm entgegen, als er verschiedene Kleidungsstücke herausnahm, sie ordentlich auf das Bett legte.
Das ist Duos Geruch, bemerkte er sachlich.
Und dann, in einer der Seitentaschen, entdeckte er ein Foto. Schon ziemlich abgegriffen, aber immer noch deutlich zu erkennen zeigte es ihn selbst und Duo, in den typischen High School Uniformen. Duo, wie immer natürlich strahlend lächelnd und Heero mit einem kalten, wenn nicht wütenden Ausdruck in den Augen.
Der japanische Pilot erinnerte sich noch genau daran, dass Duo diese hinterhältige Überlistung und das Eindringen in seine Privatsphäre mit einer blutigen Nase und einem wunderschönen Veilchen bezahlt hatte. Und dennoch, er hatte sich nie entmutigen lassen.
Heero legte das Foto ebenfalls zu den anderen Sachen und räumte mit gewohnter Präzision die Tasche aus, entdeckte jedoch nichts weiter Ungewöhnliches
Nichts Ungewöhnliches, bis auf dieses eine Foto von Duo und ihm.
Heero stand auf und erlaubte sich ein kleines Seufzen.
Duo ist tot, dachte er. Es bringt nichts, sich darüber Gedanken zu machen. Es ist entgültig. Für immer. Er ist tot.
Es ist Krieg.
*
Die Beerdigung fand drei Tage später statt.
Quatre hatte angeordnet, dass Duo unter einem der großen Kirschbäume begraben werden solle, damit er die weißen, reinen Blüten bewundern könne, die sacht auf sie frische Erde wehten.
Wie pathetisch, hatte Heero gemurmelt, als er den Entschluss des blonden Jungen gehört hatte, hatte jedoch nichts dagegen gesagt. Wenn es Quatre half, über den Tod hinwegzukommen, dann sollte es so geschehen. Er hatte kein Problem damit.
Heero sah auf und konzentrierte sich wieder auf den kleinen, fein geschliffenen Stein, auf dem in geschwungenen, sanften Buchstaben stand:
Duo Maxwell
Er ruhe in Frieden in einer Zeit des Krieges.
Der japanische Pilot musste sich ganz ehrlich zugestehen, dass sie Duo keine bessere Ehre hätten erweisen können, auch wenn die Bestattung ohne Priester oder Trauergäste vonstatten gegangen war. Der amerikanische Pilot hätte es so gewollt.
Woher Heero das wusste, konnte er nicht sagen. Sein Verstand sagte es ihm einfach.
Sein Blick glitt nach rechts und blieb dann an der überaus blassen und abgemagerten Gestalt hängen, die im Rollstuhl saß.
Quatre.....
Heero unterdrückte das Bedürfnis, den arabischen Piloten zu verfluchen. Verdammt, wieso nahm er sich das so zu Herzen? Seit Duo tot war, weinte er nur noch, blieb in seinem Zimmer und redete mit niemanden außer Trowa ein Wort. Außerdem aß und trank er kaum etwas, was ihm mittlerweile deutlich anzusehen war.
Und das war eine potenzielle Gefahr für das gesamte Team.
Heero wandte sich ab und ging wieder auf das Haus zu. Er hatte Aufgaben zu erledigen, die auf ihn warteten. Und jede hielt ihn davon ab, sich unnötig Gedanken zu machen.
"Wo willst du hin?", wurde er plötzlich aufgehalten und der japanische Pilot drehte sich mit einem kalten Blick um.
"Was willst du, Trowa?"
"Quatre will mir dir sprechen."
Überrascht über diese einsilbige Antwort sah er über die Schulter Trowas zu dem blonden Jungen, der immer noch leeres Blickes auf das Grab starrte.
"Warum?"
"Das hat er mir nicht gesagt."
Heero überlegte einen Moment, dann nickte er. Nein, soviel Zeit hatte er noch, das konnte er erübrigen.
Also ging er zurück zu dem von sanften Blüten umspielten Platz, stellte sich schweigend neben seinen Mitpiloten und wartete. Doch ein paar Momente geschah nichts, außer dem Rauschen der Blätter im Wind. Dann sah Quatre mit dumpfen, blauen Augen hoch und fragte fast lautlos:
"Warst....du bei ihm, als er......?"
Heero nickte.
"Ich habe vor dem OP gewartet."
"Woran....ist er gestorben?"
Heero seufzte innerlich. Natürlich könnte er Quatre die Wahrheit sagen, doch ob es der blonde Junge verkraften würde, war die andere Frage.
"Er ist seinen Verletzungen erlegen", antwortet er daher verschwommen, absichtlich so viel Spielraum lassend.
Einen Moment herrschte wieder schweigen, dann seufzte Quatre leise und eine Träne rann ihm die Wange hinunter.
"Gott, es ist so still hier......", murmelte er und schlug die Hände vor das Gesicht, um nun haltlos zu schluchzen. "Ich...ich will nicht glauben, dass.....dass er tatsächlich...."
"Er ist es, Quatre", wandte sich Heero seelenruhig an ihn. Besser, wenn der blonde Junge es einsah, als wenn er sich auf ewig Wunschvorstellungen machen und dann verrückt werden würde. Er musste einfach akzeptieren, was geschehen war.
"Er ist tot und nichts bringt ihn zurück."
Blaue, weite Augen starrten ich entsetzt an, füllten sich erneut mit Tränen.
"Wie...wie kannst du nur so grausam sein? So....gefühllos? Wieso...berührt es dich gar nicht?", flüsterte Quatre fassungslos, die Wangen nun komplett tränennass.
Heero verweigerte seinem Mitpiloten die Antwort und tat stattdessen einen Schritt auf das Grab zu, um sich dann davor niederzuknien und zum Stamm des Baumes gewand zu sagen:
"Er ist für uns gestorben. Das ehre ich. Aber ich kann nichts dagegen machen. Also vergesse ich es."
Heero war selbst erstaunt über seine Worte. Duo...war für sie gestorben? Das hatte er vorher noch nie so gesehen. Wieso also gerade jetzt?
"Ich...kann es aber nicht vergessen...", murmelte Quatre erstickt und richtete damit seinen Blick auf seine verkrampften Hände, das Zeichen, dass er keine Antwort von Heero erwartete, dass er resigniert hatte.
Und Heero.....Heero drehte sich ohne ein weiteres Wort zu sagen um und ging zum Haus, den Ereignissen keine Beachtung schenkend und seinen täglichen Aufgaben nachgehend.
*
Es war Abend geworden.
Heero schaltete den Laptop auf Standby und streckte sich stumm. Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es schon später geworden war, als er angenommen hatte.
Der japanische Pilot ging ins Bad um sich zu waschen und umzuziehen. Für einen Moment betrachtete er sein Spiegelbild, das Bild eines sechzehnjährigen Jungen mit ernsten Zügen, stahlblauen Augen und dunkelbraunen Haaren. Doch dann schien es, als ob sich das Bild verformte, die Gestalt eines lächelnden Jungen annahm, es schien, als ob die Haare wuchsen, in langen Locken seinen Körper hinunterflossen.
`Hallo Hee-chan!´, hörte er Duo fröhlich rufen und meinte, ihn zu sehen, wie er ihm zuwinkte.
´Jetzt sei doch nicht so ernst, Hee-chan!´
Der angesprochene Pilot knurrte bei diesen Erinnerungen unwillig und wandte sich ab. Nein, Duo war tot und würde nicht wieder auferstehen. Es hatte keinen Sinn, sich Wunschbilder ins Gedächtnis zu rufen, die nachher doch nur schmerzen würden.
Wenn er Gefühle hätte, vorausgesetzt.
Heero legte sich ins Bett und machte das Licht aus. Er schloss die Augen, bereit, sich der Erschöpfung und Müdigkeit des Tages hinzugeben, doch plötzlich war seine Erschöpfung wie weggeblasen. Der ganze Raum kam ihm zu still vor, es fehlten einfach die Geräusche, die Duo sonst immer von sich gab: das leise Schnarchen, die kleinen Geräusche, mit denen der amerikanische Junge sich im Schlaf bewegte, seine Träume darstellte. Das andere Bett schien viel zu leer, zu groß, zu beängstigend.
Heero öffnete seine Augen wieder.
Warum in aller Welt dachte er ausgerechnet JETZT daran? Wieso dachte er überhaupt daran? Duo war tot....für immer.......
Sein Blick fiel auf den Tisch, auf dem er das Foto von Duo und ihm hatte liegen lassen.
Was hast du dich auch verhaften lassen?, dachte er und drehte sich in einer entgültigen Geste zur Wand, die Augen nun mehr als willensstark schließend und das Unwetter draußen ignorierend.
*
Die Tage vergingen und das Wetter wurde kälter und kälter. Immer öfter prasselten nun Regenschauer auf die Erde, ließen alles in einem tiefen Matsch versinken, die ganze Welt in ein tiefes Grau untergehend.
Auch die Situation der Piloten verbesserte sich nicht, im Gegenteil. Trowa und Wufei sprachen kein Wort mehr mit Heero und waren zu sehr in ihrer eigenen Trauer gefangen. Heero nahm sich von all dem nichts an und wartete Tag für Tag auf eine neue Mission, die ihn aus diesem Versteck hinausbringen würde. Solange er noch mit den Anderen darauf warten musste, kapselte er sich völlig ab, trainierte in völliger Abgeschiedenheit und machte stundenlange - ihn bis auf das Mark erschöpfende- Waldläufe.
Doch am Schlimmsten traf es Quatre.
Der blonde Junge war seit der Beerdingung überhaupt nicht mehr aus seinem Zimmer herausgekommen nur noch vor sich hin vegetiert. Schließlich hatte er sich auch geweigert, jegliche Form von Nahrung anzunehmen und musste letztendlich künstlich ernährt werden. Eine auf Dauer unmögliche Lösung, doch was wollten sie machen. Sie waren im Krieg und gesuchte Terroristen. Sie konnten Quatre nicht der Gefahr einer Verhaftung aussetzen.
Heero holte erschöpft Luft und lehnte sich an den Türrahmen. Er hatte wieder bis zum völligen Zusammenbruch trainiert und verspürte jetzt nichts anderes, als das Bedürfnis, sich eine Dusche zu gönnen und dann ins Bett zu gehen. Mit einem hastigen Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es schon zwei Uhr morgens war, dass er sich also wieder komplett vergessen hatte.
Verdammt, irgendwie muss ich mich in Form halten, wenn die Anderen schon aufgeben. Dann kämpfe ich eben wieder alleine, knurrte er unwillig und ging gewohnt lautlos in sein Zimmer, sich den Luxus einer warmen Dusche gönnend. Schließlich trocknete er seine Haut ab und zog sich trockene, saubere Sachen an.
Noch schnell prüfend, ob eine Nachricht des Doktors angekommen war, legte er sich dann ins Bett und schlief fast augenblicklich ein.
"Heero........"
Der japanische Pilot öffnete verwirrt seine Augen und sah sich in dem hellen Licht des Morgens um.
"Heeeeero........."
Er runzelte die Stirn und setzte sich an den Bettrand, direkt mit einem eiskalten Fußboden konfrontiert, der ihn unwillkürlich zittern ließ.
"Mein GOTT!! Ich dachte, du wirst NIE wach!"
Heero wandte sich ruckartig nach rechts, ziemlich sicher, dass von dort die Stimme kam. Und er sollte Recht behalten. Dort am Fenster saß jemand, eine ihm bekannte Gestalt.
Mit langen, braunen Haaren und violetten Augen........
DUO?!
"Duo?", wiederholte er seinen Gedanken beinahe ungläubig und die lachende Gestalt am Fenster nickte.
"Natürlich! Wer denn sonst?"
"Du bist ein Traum!", bemerkte Heero kalt. Das war doch nicht möglich...Duo war tot.
Der amerikanische Pilot stand auf und ging kichernd auf ihn zu.
"Danke für das Kompliment! Doch womit habe ich das verdient? Sonst bekomme ich doch nur "Ich werde dich töten" oder "Du bist tot!" zu hören. Was ist bloß in dich gefahren?!"
Heero stand auf und starrte auf seinen Mitpiloten hinab. Was? Was hatte das hier zu bedeuten?
"Was machst du hier, Duo? Du bist tot!", erwiderte er unverblümt und die violetten Augen weiteten sich überrascht.
"Aha", erwiderte Duo intelligent und zog seine Augenbrauen misstrauisch zusammen. "Geht es dir nicht gut, Heero? Hast du Fieber? Also ich fühle mich SEHR lebendig, das kann ich dir sagen!"
Heero bewegte sich noch einen Schritt auf den amerikanischen Piloten zu und berührte den langhaarigen Jungen an der Schulter. Er verschwand nicht.
"Du bist echt?", fragte Heero mittlerweile offenkundig ungläubig und der Deathscythepilot nickte verwirrt.
"Jaaaa......", erwiderte er langgezogen. "Heero, ich weiß nicht, was du für einen Traum hattest, doch der ist jetzt vorbei! Du bist wieder in der Realität! Siehst du!"
Damit hauchte Duo seinem Mitpiloten einen Kuss auf die Wange, duckte sich lachend unter dem Schlag, der automatisch darauf folgte, hinweg und lief zur Tür, um sich schließlich noch einmal umzudrehen und fröhlich zu rufen:
"Was ist? Wir sind schon am Frühstücken! Kommst du nicht? Du bist doch sonst immer der Erste!"
Heero nickte abwesend, wütend seine Wange abtastend und schließlich im Pyjama dem Deathscythepiloten folgend, ohne dass ihm dieses jedoch wirklich bewusst war.
Trowa, Quatre und Wufei staunten nicht schlecht, als Heero noch vollkommen verschlafen und zerwühlt in den Salon kam, sich mit einem finsteren Blick an den Tisch setzte und zur Kaffeekanne griff.
"Alles in Ordnung, Heero?", fragte Quatre besorgt und der japanische Pilot sah auf.
Heero stutzte.
Quatre....er sah ganz normal aus......ohne jegliche Spuren von Hunger oder Erschöpfung oder gar Trauer. Nein, es lag der üblich, fröhlich-höfliche Ausdruck auf seinem Gesicht.
"Hn", brummte der Wingpilot als Antwort und ergriff eines der Brötchen, um es sich anschließend mit Butter und Marmelade zu bestreichen.
War das nur ein Traum? Habe ich das alles nur geträumt und Duo lebt noch? Aber wie....wie geht das? Und doch...es ist so real....so wirklich......
"Gibt es schon Informationen über unsere neue Mission?", fragte Duo und Heero sah verwirrt auf.
"Neue...Mission...?"
Duos Lächeln verrutschte ein wenig.
"Ja, Heero....", begann er zögernd. "Die Infiltration der Luna Base, du weißt doch. Dr. J hat dir gestern Bescheid gegeben."
Gestern?, fragte Heero sich verwirrt. Die Infiltration hat doch schon vor zwei Wochen stattgefunden....und vor neun Tagen ist Duo gestorben.....Mein Gott, ich muss wirklich geträumt haben.
"Ja...ja", antwortete Heero und nahm sich im Stillen vor, sofort nach dem Frühstück nach eben dieser Mail zu sehen und sie sich gründlichst einzuprägen.
Und so brachte er das Frühstück hinter sich, tief in Gedanken versunken und innerlich doch ein wenig erleichtert darüber, den exzellenten Deathscythepiloten nicht verloren zu haben und das Team zusammen zu haben.
Gerade als Heero nach oben gehen wollte, hörte er hinter sich eine besorgte Stimme:
"Heero? Was ist mit dir?"
Der japanische Junge drehte sich um und sah Duo, der ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen musterte.
"Du verhältst dich so komisch...so anders. Schon alleine, dass du im Pyjama nach unten kommst, und dann deine Zerstreutheit....."
Heero wunderte sich insgeheim, wie Duo das alles so genau wissen konnte.
Hat er mich etwa so genau beobachtet? Wieso?
"Es ist nichts, Duo", erwiderte er ausdruckslos und wandte sich wieder ab.
Die Tür hinter sich schließend, ging Heero zu dem einfachen Holztisch und klappte den Laptop auf, deutlich das rote Signal einer angekommenen Nachricht darauf erkennend.
Er öffnete sie und fand tatsächlich den Befehl von Dr. J vor, die Luna Base zu infiltrieren und in die Luft zu sprengen.
Heero zog kurzfristig die Augenbrauen zusammen, dann entspannte er sich jedoch und fuhr sich mit einer Hand durch seine vollkommen durcheinandergebrachten Haare.
Ja, Duos Tod war ein Traum......
Heero verbrachte den Tag damit, zu trainieren, den anderen Piloten beim Kartenspielen zuzusehen und sich gegen Duo zu verteidigen, der sich anscheinend in den Kopf gesetzt hatte, ihn bis auf das Äußerste reizen zu müssen, was schließlich damit endete, dass Duo mit einer schmerzenden Wange und einem Schmollen auf dem Boden saß und Heero wütend anfunkelte.
"Hee-chan, du verstehst aber auch GAR keinen Spaß!", murrte er und handelte sich damit einen weiteren tödlichen Blick ein.
"Nein, Maxwell, ich bin nur nicht so kindisch wie du!"
Damit verließ er den Salon, um sich für einen Waldlauf zu rüsten, der ihm dabei helfen würde, klare Gedanken zu bekommen und sich abzureagieren.
Was ihm auch letztendlich half und er spätabends zum Gut zurückkehrte, ausgeglichen und ausdruckslos wie immer und sich der Situation voll bewusst.
Er hatte geträumt, dass Duo gestorben war und war jetzt aufgewacht. Das hier war sein Leben und alles war wie es sein sollte.
Er gähnte ausgiebig und schlich sich nach oben, darauf bedacht, nicht einen der anderen Piloten auf seine Wiederkehr aufmerksam zu machen. Das Letzte, was er sich jetzt wünschte, war ein hyperaktiver Duo Maxwell, der ihn vom Schlafen abhielt.
In seinem Zimmer angekommen, merkte er, dass er nicht der Erste war, der zu Bett ging. Duo lag bereits in seinem und hatte den Kopf zum Raum hin gedreht, sodass Heero nun auch im Dunkeln die violetten Augen sehen konnte, die direkt auf ihn gerichtet waren.
"Gute Nacht, Heero", sagte der amerikanische Junge ungewohnt sanft und lächelte leicht.
"Nacht, Duo", erwiderte Heero simpel und legte sich dann nach einer ausgiebigen Dusche ebenfalls schlafen.
Ein Rascheln.
Heero wachte ruckartig auf.
Was war das?
Das Rascheln wurde lauter.
Heeros Kopf fuhr hoch und sein Körper spannte sich an. Einbrecher? Soldaten? Wer war das?
Er stand lautlos auf und warf einen Blick auf Duos Bett. Es war leer.
Heero runzelte die Stirn. Das Rascheln kam aus dem Bad, und wenn Duo dort war, konnte es ja nichts Ungewöhnliches sein.
Er wollte gerade wieder ins Bett gehen, als aus eben diesem Raum ein leises Wimmern herausklang.
Nun wieder beunruhigt ging Heero näher an das Bad heran, dem mittlerweile stetigen Wimmern folgend.
Mit einem leisen Schwung stieß er die Tür auf und sah in dem hellerleuchteten Raum, wie Duo mit dem Rücken zu ihm stand, nur in Boxershorts, die Haare geöffnet und ihm über den Rücken fallend.
"Duo?", fragte Heero leise, doch eine Weile lang tat sich überhaupt nichts.
Dann drehte sich der amerikanische Pilot ruckartig um und Heero keuchte vollkommen außer sich vor Schreck auf, die Hand vor den Mund schlagend um den Schrei zu ersticken.
Duos Haut war über und über mit Verätzungen bedeckt, sein Gesicht zur Unkenntlichkeit verprügelt, seine Knochen gebrochen, sodass sein Brustkorb eine einzige Masse aus brach liegendem Fleisch und herausstehenden Knochen war.
Der Deathscythepilot kam auf Heero zu, streckte eine deformierte Hand aus um damit anklagend auf seinen Mitpiloten zu zeigen.
"Du hast mich umgebracht, Heero! DU warst es!"
Heero fuhr aufschreiend aus dem Bett, vollkommen schweißgebadet. Er stand zitternd im Zimmer, immer noch zu sehr gefangen in der Erinnerung an den Traum, den er gerade gehabt hatte.
Alles nur ein Traum.....ein Traum.......Duo ist tot........er ist TOT.
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Sobald er den Gleiter abgesetzt hatte und ohne Probleme gelandet war, stand Heero im Hangar und wartete auf Rashid und seine Männer, die ihn zum Hauptgebäude begleiten würden.
"Master Heero", ertönte es da auch schon gewaltvoll hinter ihm und der japanische Pilot drehte sich um, um dann kurz zu nicken und darauf zu warten, dass der Trupp von Männern, die zu seinem geleit hergekommen waren, ihm den Weg zum Gut wiesen würden. Doch nichts geschah. Sie sahen ihn nur stumm an und bewegten sich keinen Zentimeter von der Stelle.
"Was ist?", fragte Heero ungeduldig, hätte sich aber im nächsten Moment seine Frage selbst beantworten können, was jedoch nun Rashid übernahm.
"Ist...ist es wahr, dass Master Duo......", brachte der schon fast übermenschlich große Araber beklommen hervor uns starrte auf seine Hände.
"Ja."
Der Kopf des Mannes fuhr hoch und Heero wusste plötzlich, dass dieser es nicht geglaubt hatte, es für einen Scherz gehalten hatte.
"Seine Leiche ist im Gleiter, schon für die Beerdigung präpariert", fuhr Heero emotionslos fort und ging an dem nun sichtlich geschockten Mann vorbei. Eine Geste der Ungeduld. Er wollte endlich zu den Anderen, wollte seine Missionsberichte schreiben, sich mit Dr. J über die nächste Mission beraten, ihn davon in Kenntnis setzen, dass ein Gundampilot gestorben war.
Ein Gundampilot........
Die Männer verstanden diese versteckte Bewegung und folgten ihm, geleiteten ihn zum großen Anwesen der Winners.
Warum war es so still hier? Warum sprach niemand ein Wort? Und wo waren die anderen Piloten, besonders Quatre, der doch sonst immer dort war, wenn sie zurückkamen.
Sie erreichten das Hauptgebäude und Heero erkundigte sich nach seinen Mitpiloten, worauf Rashid ihm mit heiserer Stimme geantwortet hatte, dass sie wohl im Salon aufzufinden waren. Wie immer, seit die schreckliche Nachricht von Duos Tod eingetroffen war.
Heero stieg die durch weinrote Teppiche gedämpfte Treppe hinauf und hielt dann vor einer dunkelbraunen, edlen Holztür mit kunstvollen Verzierungen. Er trat ohne anzuklopfen ein und begegnete sofort einem Paar onyxschwarzer Augen, die ihn überrascht ansahen, sich dann jedoch niederschlugen und weich wurden.
"Heero....", brachte Wufei leise hervor und stand auf. "Es tut mir leid......"
Der stoische, japanische Pilot zog kurz seine Augenbrauen zusammen und erwiderte:
"Das braucht es nicht, ich habe kein Problem damit. Es ist Krieg, da passiert so etwas."
Schwarzes Onyx in Unglauben getaucht begegnete ihm, erwiderte eine Weile seinen eigenen kalten stahlblauen Blick, verlor dann die Schlacht und wandte sich ab.
"Ich wusste immer, dass du kalt bist Heero, aber SO kalt?"
"Ich bin Soldat, ich kann es mir nicht leisten, Gefühle zu zeigen."
"Das ist SCHWACHSINN!", fuhr der chinesische Pilot sein Gegenüber plötzlich an. "Du kannst mir nicht sagen, dass du nicht trauerst! Er war dein Partner! Er hat dir bei den Göttern so oft den Arsch gerettet! Verdammt, Yuy!"
Heero starrte in das schwarze Feuer und zuckte schließlich mit den Schultern.
"Das mag stimmen, aber er ist tot, und daran kann ich nichts ändern. Ich akzeptiere es und damit Schluss."
Mit diesem Satz wandte er sich ab, nur am Rande bemerkend, dass Trowa und Quatre nicht dort gewesen waren, und verließ den Raum, sich nach seinem Zimmer umsehend um seine Missionsberichte zu schreiben..
Kurz nachdem er sie abgeschickt hatte und auf eine Antwort des Doktors wartete, klopfte es an seiner Tür und der grünäugige Heavyarmspilot trat ein.
"Trowa."
Der Angesprochene nickte kurz und setzte sich dann auf einen der Stühle, seinem Gegenüber direkt in die Augen blickend.
"Es ist also wahr?", begann der sonst so stille Junge und Heero nickte leicht.
"Ich habe eben mit Wufei gesprochen", fuhr Trowa mit gesenkten Blick fort. "Quatre ist zusammengebrochen, als er die Nachricht von dir bekommen hat, Heero. Er liegt seit Tagen im Bett, isst und trinkt nichts mehr und weint nur! Weißt du, was du angerichtet hast, Yuy? Weißt du das?!"
Heero erwiderte den feurigen, wütenden Blick ruhig und zuckte mit den Schultern.
"Natürlich konnte ich es mir denken, aber er hätte es so oder so erfahren. Ich habe es ihm nur einfacher gemacht!"
Heero sah die Faust, die nun auf sein Gesucht zuraste, erst, als sie auf seiner Wange landete und seinen Kopf herumwarf. Doch er gab nicht einen Laut des Schmerzes von sich, hätte es auch nicht, wenn er wirklich Schmerz empfunden hätte.
Trotzdem taumelte er kurz einen Schritt nach hinten, brachte sich somit aus der Reichweite des zweiten Schlages.
"Einfacher?!", presste Trowa zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Es ist nicht EINFACH! Duo ist tot!"
Über Heeros Miene wandelte ein Schleier der Undurchsichtigkeit, als er kalt erwiderte:
"Ja, ist er. Und genau das ist Krieg. Quatre müsste das wissen, er hat schließlich seinen Vater durch den Kampf um die Kolonien verloren."
Der Heavyarmspilot starrte ihn für einen Moment ungläubig an und erwiderte dann leise:
"Du verstehst es nicht, oder? Begreifst nicht, dass andere Menschen Gefühle haben, darum trauern, dass sie einen Menschen verloren haben, den sie lieben? Den sie gern haben? Auch wenn Krieg ist, das ist hier nicht relevant!"
"Das waren viele Worte, Barton!", knurrte Heero unwillig und funkelte sein Gegenüber plötzlich wütend an. "Viele UNNÜTZE Worte! Duo ist tot und damit Punkt! Ich kann ihn nicht zurückholen und das ist Fakt. Deshalb muss ich lernen, damit zu leben. Wie man alles im Leben lernen muss. Und ich rate dir, das solltest du auch!"
Trowa erwiderte nichts, sondern wandte sich schließlich um.
"Du tust mir leid, Heero. So ohne Gefühle....Du tust mir wirklich leid."
Damit verließ er den Wingpiloten und machte sich auf den Weg zum Zimmer seines Partners, um ihn bei seiner Trauer zu stützen, ihm seine Hilfe anzubieten.
Und Heero....Heero stand immer noch in seinem Zimmer, starrte aus dem Fenster. Er beobachtete, wie sich die Sonne einige winzige Wege durch die dicken Wolken bahnte und helle Schatten auf der Erde hinterließ.
Doch dann wandte er sich abrupt ab und starrte auf das zweite, leere Bett in seinem Zimmer. Früher hatte Duo dort geschlafen und hätte spätestens jetzt das ganze Bett mit den wenigen Sachen, die er hatte, eingedeckt. Ein totales Chaos geschaffen. Doch nun war das Bett so ordentlich, so sauber.
So kühl.
Heeros Blick fiel auf eine Tasche, die am Bettrand stand. Er runzelte die Stirn.
Das war doch Duos Tasche, oder? Aber, wieso?
Dann fiel es ihm ein. Quatre hatte sie mitgenommen, als Duo und Heero selbst auf die Mission geschickt worden waren. Und der amerikanische Pilot hatte noch gescherzt, dass er sie Quatre vererben wolle, wenn ihm etwas passieren würde.
Heero ging mit minimalen Schritten auf den Gegenstand zu, kniete sich vor ihm nieder und öffnete die Tasche.
Ein leichter Geruch nach Lavendel kam ihm entgegen, als er verschiedene Kleidungsstücke herausnahm, sie ordentlich auf das Bett legte.
Das ist Duos Geruch, bemerkte er sachlich.
Und dann, in einer der Seitentaschen, entdeckte er ein Foto. Schon ziemlich abgegriffen, aber immer noch deutlich zu erkennen zeigte es ihn selbst und Duo, in den typischen High School Uniformen. Duo, wie immer natürlich strahlend lächelnd und Heero mit einem kalten, wenn nicht wütenden Ausdruck in den Augen.
Der japanische Pilot erinnerte sich noch genau daran, dass Duo diese hinterhältige Überlistung und das Eindringen in seine Privatsphäre mit einer blutigen Nase und einem wunderschönen Veilchen bezahlt hatte. Und dennoch, er hatte sich nie entmutigen lassen.
Heero legte das Foto ebenfalls zu den anderen Sachen und räumte mit gewohnter Präzision die Tasche aus, entdeckte jedoch nichts weiter Ungewöhnliches
Nichts Ungewöhnliches, bis auf dieses eine Foto von Duo und ihm.
Heero stand auf und erlaubte sich ein kleines Seufzen.
Duo ist tot, dachte er. Es bringt nichts, sich darüber Gedanken zu machen. Es ist entgültig. Für immer. Er ist tot.
Es ist Krieg.
*
Die Beerdigung fand drei Tage später statt.
Quatre hatte angeordnet, dass Duo unter einem der großen Kirschbäume begraben werden solle, damit er die weißen, reinen Blüten bewundern könne, die sacht auf sie frische Erde wehten.
Wie pathetisch, hatte Heero gemurmelt, als er den Entschluss des blonden Jungen gehört hatte, hatte jedoch nichts dagegen gesagt. Wenn es Quatre half, über den Tod hinwegzukommen, dann sollte es so geschehen. Er hatte kein Problem damit.
Heero sah auf und konzentrierte sich wieder auf den kleinen, fein geschliffenen Stein, auf dem in geschwungenen, sanften Buchstaben stand:
Duo Maxwell
Er ruhe in Frieden in einer Zeit des Krieges.
Der japanische Pilot musste sich ganz ehrlich zugestehen, dass sie Duo keine bessere Ehre hätten erweisen können, auch wenn die Bestattung ohne Priester oder Trauergäste vonstatten gegangen war. Der amerikanische Pilot hätte es so gewollt.
Woher Heero das wusste, konnte er nicht sagen. Sein Verstand sagte es ihm einfach.
Sein Blick glitt nach rechts und blieb dann an der überaus blassen und abgemagerten Gestalt hängen, die im Rollstuhl saß.
Quatre.....
Heero unterdrückte das Bedürfnis, den arabischen Piloten zu verfluchen. Verdammt, wieso nahm er sich das so zu Herzen? Seit Duo tot war, weinte er nur noch, blieb in seinem Zimmer und redete mit niemanden außer Trowa ein Wort. Außerdem aß und trank er kaum etwas, was ihm mittlerweile deutlich anzusehen war.
Und das war eine potenzielle Gefahr für das gesamte Team.
Heero wandte sich ab und ging wieder auf das Haus zu. Er hatte Aufgaben zu erledigen, die auf ihn warteten. Und jede hielt ihn davon ab, sich unnötig Gedanken zu machen.
"Wo willst du hin?", wurde er plötzlich aufgehalten und der japanische Pilot drehte sich mit einem kalten Blick um.
"Was willst du, Trowa?"
"Quatre will mir dir sprechen."
Überrascht über diese einsilbige Antwort sah er über die Schulter Trowas zu dem blonden Jungen, der immer noch leeres Blickes auf das Grab starrte.
"Warum?"
"Das hat er mir nicht gesagt."
Heero überlegte einen Moment, dann nickte er. Nein, soviel Zeit hatte er noch, das konnte er erübrigen.
Also ging er zurück zu dem von sanften Blüten umspielten Platz, stellte sich schweigend neben seinen Mitpiloten und wartete. Doch ein paar Momente geschah nichts, außer dem Rauschen der Blätter im Wind. Dann sah Quatre mit dumpfen, blauen Augen hoch und fragte fast lautlos:
"Warst....du bei ihm, als er......?"
Heero nickte.
"Ich habe vor dem OP gewartet."
"Woran....ist er gestorben?"
Heero seufzte innerlich. Natürlich könnte er Quatre die Wahrheit sagen, doch ob es der blonde Junge verkraften würde, war die andere Frage.
"Er ist seinen Verletzungen erlegen", antwortet er daher verschwommen, absichtlich so viel Spielraum lassend.
Einen Moment herrschte wieder schweigen, dann seufzte Quatre leise und eine Träne rann ihm die Wange hinunter.
"Gott, es ist so still hier......", murmelte er und schlug die Hände vor das Gesicht, um nun haltlos zu schluchzen. "Ich...ich will nicht glauben, dass.....dass er tatsächlich...."
"Er ist es, Quatre", wandte sich Heero seelenruhig an ihn. Besser, wenn der blonde Junge es einsah, als wenn er sich auf ewig Wunschvorstellungen machen und dann verrückt werden würde. Er musste einfach akzeptieren, was geschehen war.
"Er ist tot und nichts bringt ihn zurück."
Blaue, weite Augen starrten ich entsetzt an, füllten sich erneut mit Tränen.
"Wie...wie kannst du nur so grausam sein? So....gefühllos? Wieso...berührt es dich gar nicht?", flüsterte Quatre fassungslos, die Wangen nun komplett tränennass.
Heero verweigerte seinem Mitpiloten die Antwort und tat stattdessen einen Schritt auf das Grab zu, um sich dann davor niederzuknien und zum Stamm des Baumes gewand zu sagen:
"Er ist für uns gestorben. Das ehre ich. Aber ich kann nichts dagegen machen. Also vergesse ich es."
Heero war selbst erstaunt über seine Worte. Duo...war für sie gestorben? Das hatte er vorher noch nie so gesehen. Wieso also gerade jetzt?
"Ich...kann es aber nicht vergessen...", murmelte Quatre erstickt und richtete damit seinen Blick auf seine verkrampften Hände, das Zeichen, dass er keine Antwort von Heero erwartete, dass er resigniert hatte.
Und Heero.....Heero drehte sich ohne ein weiteres Wort zu sagen um und ging zum Haus, den Ereignissen keine Beachtung schenkend und seinen täglichen Aufgaben nachgehend.
*
Es war Abend geworden.
Heero schaltete den Laptop auf Standby und streckte sich stumm. Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es schon später geworden war, als er angenommen hatte.
Der japanische Pilot ging ins Bad um sich zu waschen und umzuziehen. Für einen Moment betrachtete er sein Spiegelbild, das Bild eines sechzehnjährigen Jungen mit ernsten Zügen, stahlblauen Augen und dunkelbraunen Haaren. Doch dann schien es, als ob sich das Bild verformte, die Gestalt eines lächelnden Jungen annahm, es schien, als ob die Haare wuchsen, in langen Locken seinen Körper hinunterflossen.
`Hallo Hee-chan!´, hörte er Duo fröhlich rufen und meinte, ihn zu sehen, wie er ihm zuwinkte.
´Jetzt sei doch nicht so ernst, Hee-chan!´
Der angesprochene Pilot knurrte bei diesen Erinnerungen unwillig und wandte sich ab. Nein, Duo war tot und würde nicht wieder auferstehen. Es hatte keinen Sinn, sich Wunschbilder ins Gedächtnis zu rufen, die nachher doch nur schmerzen würden.
Wenn er Gefühle hätte, vorausgesetzt.
Heero legte sich ins Bett und machte das Licht aus. Er schloss die Augen, bereit, sich der Erschöpfung und Müdigkeit des Tages hinzugeben, doch plötzlich war seine Erschöpfung wie weggeblasen. Der ganze Raum kam ihm zu still vor, es fehlten einfach die Geräusche, die Duo sonst immer von sich gab: das leise Schnarchen, die kleinen Geräusche, mit denen der amerikanische Junge sich im Schlaf bewegte, seine Träume darstellte. Das andere Bett schien viel zu leer, zu groß, zu beängstigend.
Heero öffnete seine Augen wieder.
Warum in aller Welt dachte er ausgerechnet JETZT daran? Wieso dachte er überhaupt daran? Duo war tot....für immer.......
Sein Blick fiel auf den Tisch, auf dem er das Foto von Duo und ihm hatte liegen lassen.
Was hast du dich auch verhaften lassen?, dachte er und drehte sich in einer entgültigen Geste zur Wand, die Augen nun mehr als willensstark schließend und das Unwetter draußen ignorierend.
*
Die Tage vergingen und das Wetter wurde kälter und kälter. Immer öfter prasselten nun Regenschauer auf die Erde, ließen alles in einem tiefen Matsch versinken, die ganze Welt in ein tiefes Grau untergehend.
Auch die Situation der Piloten verbesserte sich nicht, im Gegenteil. Trowa und Wufei sprachen kein Wort mehr mit Heero und waren zu sehr in ihrer eigenen Trauer gefangen. Heero nahm sich von all dem nichts an und wartete Tag für Tag auf eine neue Mission, die ihn aus diesem Versteck hinausbringen würde. Solange er noch mit den Anderen darauf warten musste, kapselte er sich völlig ab, trainierte in völliger Abgeschiedenheit und machte stundenlange - ihn bis auf das Mark erschöpfende- Waldläufe.
Doch am Schlimmsten traf es Quatre.
Der blonde Junge war seit der Beerdingung überhaupt nicht mehr aus seinem Zimmer herausgekommen nur noch vor sich hin vegetiert. Schließlich hatte er sich auch geweigert, jegliche Form von Nahrung anzunehmen und musste letztendlich künstlich ernährt werden. Eine auf Dauer unmögliche Lösung, doch was wollten sie machen. Sie waren im Krieg und gesuchte Terroristen. Sie konnten Quatre nicht der Gefahr einer Verhaftung aussetzen.
Heero holte erschöpft Luft und lehnte sich an den Türrahmen. Er hatte wieder bis zum völligen Zusammenbruch trainiert und verspürte jetzt nichts anderes, als das Bedürfnis, sich eine Dusche zu gönnen und dann ins Bett zu gehen. Mit einem hastigen Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es schon zwei Uhr morgens war, dass er sich also wieder komplett vergessen hatte.
Verdammt, irgendwie muss ich mich in Form halten, wenn die Anderen schon aufgeben. Dann kämpfe ich eben wieder alleine, knurrte er unwillig und ging gewohnt lautlos in sein Zimmer, sich den Luxus einer warmen Dusche gönnend. Schließlich trocknete er seine Haut ab und zog sich trockene, saubere Sachen an.
Noch schnell prüfend, ob eine Nachricht des Doktors angekommen war, legte er sich dann ins Bett und schlief fast augenblicklich ein.
"Heero........"
Der japanische Pilot öffnete verwirrt seine Augen und sah sich in dem hellen Licht des Morgens um.
"Heeeeero........."
Er runzelte die Stirn und setzte sich an den Bettrand, direkt mit einem eiskalten Fußboden konfrontiert, der ihn unwillkürlich zittern ließ.
"Mein GOTT!! Ich dachte, du wirst NIE wach!"
Heero wandte sich ruckartig nach rechts, ziemlich sicher, dass von dort die Stimme kam. Und er sollte Recht behalten. Dort am Fenster saß jemand, eine ihm bekannte Gestalt.
Mit langen, braunen Haaren und violetten Augen........
DUO?!
"Duo?", wiederholte er seinen Gedanken beinahe ungläubig und die lachende Gestalt am Fenster nickte.
"Natürlich! Wer denn sonst?"
"Du bist ein Traum!", bemerkte Heero kalt. Das war doch nicht möglich...Duo war tot.
Der amerikanische Pilot stand auf und ging kichernd auf ihn zu.
"Danke für das Kompliment! Doch womit habe ich das verdient? Sonst bekomme ich doch nur "Ich werde dich töten" oder "Du bist tot!" zu hören. Was ist bloß in dich gefahren?!"
Heero stand auf und starrte auf seinen Mitpiloten hinab. Was? Was hatte das hier zu bedeuten?
"Was machst du hier, Duo? Du bist tot!", erwiderte er unverblümt und die violetten Augen weiteten sich überrascht.
"Aha", erwiderte Duo intelligent und zog seine Augenbrauen misstrauisch zusammen. "Geht es dir nicht gut, Heero? Hast du Fieber? Also ich fühle mich SEHR lebendig, das kann ich dir sagen!"
Heero bewegte sich noch einen Schritt auf den amerikanischen Piloten zu und berührte den langhaarigen Jungen an der Schulter. Er verschwand nicht.
"Du bist echt?", fragte Heero mittlerweile offenkundig ungläubig und der Deathscythepilot nickte verwirrt.
"Jaaaa......", erwiderte er langgezogen. "Heero, ich weiß nicht, was du für einen Traum hattest, doch der ist jetzt vorbei! Du bist wieder in der Realität! Siehst du!"
Damit hauchte Duo seinem Mitpiloten einen Kuss auf die Wange, duckte sich lachend unter dem Schlag, der automatisch darauf folgte, hinweg und lief zur Tür, um sich schließlich noch einmal umzudrehen und fröhlich zu rufen:
"Was ist? Wir sind schon am Frühstücken! Kommst du nicht? Du bist doch sonst immer der Erste!"
Heero nickte abwesend, wütend seine Wange abtastend und schließlich im Pyjama dem Deathscythepiloten folgend, ohne dass ihm dieses jedoch wirklich bewusst war.
Trowa, Quatre und Wufei staunten nicht schlecht, als Heero noch vollkommen verschlafen und zerwühlt in den Salon kam, sich mit einem finsteren Blick an den Tisch setzte und zur Kaffeekanne griff.
"Alles in Ordnung, Heero?", fragte Quatre besorgt und der japanische Pilot sah auf.
Heero stutzte.
Quatre....er sah ganz normal aus......ohne jegliche Spuren von Hunger oder Erschöpfung oder gar Trauer. Nein, es lag der üblich, fröhlich-höfliche Ausdruck auf seinem Gesicht.
"Hn", brummte der Wingpilot als Antwort und ergriff eines der Brötchen, um es sich anschließend mit Butter und Marmelade zu bestreichen.
War das nur ein Traum? Habe ich das alles nur geträumt und Duo lebt noch? Aber wie....wie geht das? Und doch...es ist so real....so wirklich......
"Gibt es schon Informationen über unsere neue Mission?", fragte Duo und Heero sah verwirrt auf.
"Neue...Mission...?"
Duos Lächeln verrutschte ein wenig.
"Ja, Heero....", begann er zögernd. "Die Infiltration der Luna Base, du weißt doch. Dr. J hat dir gestern Bescheid gegeben."
Gestern?, fragte Heero sich verwirrt. Die Infiltration hat doch schon vor zwei Wochen stattgefunden....und vor neun Tagen ist Duo gestorben.....Mein Gott, ich muss wirklich geträumt haben.
"Ja...ja", antwortete Heero und nahm sich im Stillen vor, sofort nach dem Frühstück nach eben dieser Mail zu sehen und sie sich gründlichst einzuprägen.
Und so brachte er das Frühstück hinter sich, tief in Gedanken versunken und innerlich doch ein wenig erleichtert darüber, den exzellenten Deathscythepiloten nicht verloren zu haben und das Team zusammen zu haben.
Gerade als Heero nach oben gehen wollte, hörte er hinter sich eine besorgte Stimme:
"Heero? Was ist mit dir?"
Der japanische Junge drehte sich um und sah Duo, der ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen musterte.
"Du verhältst dich so komisch...so anders. Schon alleine, dass du im Pyjama nach unten kommst, und dann deine Zerstreutheit....."
Heero wunderte sich insgeheim, wie Duo das alles so genau wissen konnte.
Hat er mich etwa so genau beobachtet? Wieso?
"Es ist nichts, Duo", erwiderte er ausdruckslos und wandte sich wieder ab.
Die Tür hinter sich schließend, ging Heero zu dem einfachen Holztisch und klappte den Laptop auf, deutlich das rote Signal einer angekommenen Nachricht darauf erkennend.
Er öffnete sie und fand tatsächlich den Befehl von Dr. J vor, die Luna Base zu infiltrieren und in die Luft zu sprengen.
Heero zog kurzfristig die Augenbrauen zusammen, dann entspannte er sich jedoch und fuhr sich mit einer Hand durch seine vollkommen durcheinandergebrachten Haare.
Ja, Duos Tod war ein Traum......
Heero verbrachte den Tag damit, zu trainieren, den anderen Piloten beim Kartenspielen zuzusehen und sich gegen Duo zu verteidigen, der sich anscheinend in den Kopf gesetzt hatte, ihn bis auf das Äußerste reizen zu müssen, was schließlich damit endete, dass Duo mit einer schmerzenden Wange und einem Schmollen auf dem Boden saß und Heero wütend anfunkelte.
"Hee-chan, du verstehst aber auch GAR keinen Spaß!", murrte er und handelte sich damit einen weiteren tödlichen Blick ein.
"Nein, Maxwell, ich bin nur nicht so kindisch wie du!"
Damit verließ er den Salon, um sich für einen Waldlauf zu rüsten, der ihm dabei helfen würde, klare Gedanken zu bekommen und sich abzureagieren.
Was ihm auch letztendlich half und er spätabends zum Gut zurückkehrte, ausgeglichen und ausdruckslos wie immer und sich der Situation voll bewusst.
Er hatte geträumt, dass Duo gestorben war und war jetzt aufgewacht. Das hier war sein Leben und alles war wie es sein sollte.
Er gähnte ausgiebig und schlich sich nach oben, darauf bedacht, nicht einen der anderen Piloten auf seine Wiederkehr aufmerksam zu machen. Das Letzte, was er sich jetzt wünschte, war ein hyperaktiver Duo Maxwell, der ihn vom Schlafen abhielt.
In seinem Zimmer angekommen, merkte er, dass er nicht der Erste war, der zu Bett ging. Duo lag bereits in seinem und hatte den Kopf zum Raum hin gedreht, sodass Heero nun auch im Dunkeln die violetten Augen sehen konnte, die direkt auf ihn gerichtet waren.
"Gute Nacht, Heero", sagte der amerikanische Junge ungewohnt sanft und lächelte leicht.
"Nacht, Duo", erwiderte Heero simpel und legte sich dann nach einer ausgiebigen Dusche ebenfalls schlafen.
Ein Rascheln.
Heero wachte ruckartig auf.
Was war das?
Das Rascheln wurde lauter.
Heeros Kopf fuhr hoch und sein Körper spannte sich an. Einbrecher? Soldaten? Wer war das?
Er stand lautlos auf und warf einen Blick auf Duos Bett. Es war leer.
Heero runzelte die Stirn. Das Rascheln kam aus dem Bad, und wenn Duo dort war, konnte es ja nichts Ungewöhnliches sein.
Er wollte gerade wieder ins Bett gehen, als aus eben diesem Raum ein leises Wimmern herausklang.
Nun wieder beunruhigt ging Heero näher an das Bad heran, dem mittlerweile stetigen Wimmern folgend.
Mit einem leisen Schwung stieß er die Tür auf und sah in dem hellerleuchteten Raum, wie Duo mit dem Rücken zu ihm stand, nur in Boxershorts, die Haare geöffnet und ihm über den Rücken fallend.
"Duo?", fragte Heero leise, doch eine Weile lang tat sich überhaupt nichts.
Dann drehte sich der amerikanische Pilot ruckartig um und Heero keuchte vollkommen außer sich vor Schreck auf, die Hand vor den Mund schlagend um den Schrei zu ersticken.
Duos Haut war über und über mit Verätzungen bedeckt, sein Gesicht zur Unkenntlichkeit verprügelt, seine Knochen gebrochen, sodass sein Brustkorb eine einzige Masse aus brach liegendem Fleisch und herausstehenden Knochen war.
Der Deathscythepilot kam auf Heero zu, streckte eine deformierte Hand aus um damit anklagend auf seinen Mitpiloten zu zeigen.
"Du hast mich umgebracht, Heero! DU warst es!"
Heero fuhr aufschreiend aus dem Bett, vollkommen schweißgebadet. Er stand zitternd im Zimmer, immer noch zu sehr gefangen in der Erinnerung an den Traum, den er gerade gehabt hatte.
Alles nur ein Traum.....ein Traum.......Duo ist tot........er ist TOT.
