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If your hopes scatter like the dust across your track
I'll be the moon that shines on your path
The sun may blind our eyes I'll
pray the skies above
For snow to fall on the sahara
If that's the only place where you can leave your
doubts
I'll hold you up and be your way out
And if we burn away I'll pray the skies above
For snow to fall on the sahara

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Heero hatte Mühe, seinen rasenden Herzschlag und seinen stoßweisen Atem zu beruhigen.

Das...das war so REAL gewesen...so wirklich.....

Er war wirklich davon überzeugt gewesen, dass Duo noch lebte.......

Heero wusste nicht, wieso, doch plötzlich krampfte sich sein Körper unter Schmerzen zusammen und er sank nach vorne, die Hände vor der Brust verschränkt.

Was?, fragte er sich erschrocken. Was in aller Welt ist das? Was passiert hier?

Auf dem Boden kniend, versuchte Heero schließlich sich wieder zu beruhigen, sodass er sich vorsichtig bewegen konnte ohne befürchten zu müssen, dass sich sein Körper erneut zusammenkrampfte.


Heero wollte sich gerade aufrichten, als seine Zimmertür aufflog und ein völlig besorgter Wufei hineinstürmte, mit dem Katana in der rechten Hand und einem doch kämpferischen Ausdruck auf dem Gesicht.

"Was?", fragte er knapp und Heero schüttelte den Kopf.

"Ich...hatte einen Alptraum......."

Eine pechschwarze, fein geschwungene Augenbraue hob sich überrascht und Wufei gab einen fragenden Laut von sich.

"Du hattest WAS?", hakte er ungläubig nach, woraufhin der japanische Pilot seinen Kopf abwandte.

"Kann vorkommen."

Ein leises Lachen ertönte und Heero sah überrascht auf.

"Du hast von Duo geträumt, nicht wahr?", fragte Wufei und ein böses Glitzern glitt über seine schwarzen Augen. "Auch wenn du es nicht zugibst, Yuy, du vermisst ihn."

Heero knurrte guttural und funkelte sein Gegenüber wütend an.

"Ich bin nicht so verweichlicht, Wufei", erwiderte er kalt und ging an dem chinesischen Piloten vorbei ins Bad, laut die Tür zuknallend, das eindeutige Zeichen, dass er nicht mehr gestört werden wollte.

Und Wufei starrte ihm hinterher, für einen Moment regungslos, um sich dann lautlos den Kopf schüttelnd in seine eigenen Gemächer zu begeben, immer noch einen Stich verspürend, wenn er an den fröhlichen amerikanischen Piloten dachte, der ihn so oft geärgert hatte und dem er so oft den Tod gewünscht hatte. Doch nun.....nun wollte er nichts sehnlicher, als dass der langhaarige Pilot lebte, ihn weiter triezte.

Duo.....deinen Wert erkennt man erst, wenn du fort bist, seufzte er unhörbar und schloss die Tür zu seinem Zimmer.




Heero hingegen starrte sein ebenes Spiegelbild mit solcher Intensität an, dass man meinen könnte, er würde sich selbst den Tod wünschen.

WAS?, fragte er sich erbost und ballte seine Hände zu Fäusten. Was ist passiert? Warum spüre ich so einen Stich in meinem Herzen? Warum denke ich so oft an den Traum? Es war nur ein Alptraum, hervorgerufen durch die Erlebnisse, die mein Gehirn verarbeitet, nichts weiter! Nichts weiter!

Damit fluchte er ein weiteres Mal stumm und drehte sich resolut um, das Licht hinter sich ausschaltend und sich wieder ins Bett legend. Doch er fand keinen Schlaf.



Als Heero am nächsten Morgen aufstand, fühlte er sich ausgelaugt und erschlagen. Das harte Training der letzten Tage machte sich jetzt mit vollster Wucht bemerkbar, sodass er alle seine Muskeln um das Zweifache, wenn nicht sogar noch stärker, spürte und das Gefühl hatte, einfach nur im Bett liegen bleiben zu müssen, um seine geschundenen Gliedmaßen nicht noch mehr zu quälen, als er es jetzt schon tat.
Doch nein, er MUSSTE aufstehen. Seine Pflicht als Soldat sagte es ihm, genauso wie das rote Signallämpchen an seinem Laptop, das eine angekommene Nachricht ankündigte.

Die braunen Augenbrauen zusammenziehend, hievte er sich aus dem Bett, das mit einem Male viel zu weich und tief zu sein schien und quälte sich auf den harten Holzstuhl am Tisch.

Und tatsächlich...eine Mail von Dr. J. Ein neuer Auftrag, wie er innerlich aufstöhnend feststellte. Und zwar für sie alle. Für alle Vier.

Heero stolperte einen kurzen Moment über diesen Gedanken, bevor er sich gewahr wurde, was ihn genau so daran gestört hatte. Vier.....die Zahl hörte sich so ungewöhnlich in seinen Ohren an. Normalerweise waren sie immer zu fünft gewesen. Wufei, Trowa, Quatre, er selbst und......Duo.

Doch Duo war jetzt tot.

Sich genau diese Fakten vor Augen haltend zog er sich an und verließ sein Zimmer, den Anderen die Nachricht überbringend.

Heero fand Wufei im Salon, der gerade dabei war zu frühstücken, eine Maske der Gleichgültigkeit auf seinem Gesicht, die jedoch sofort von ehrlicher Wut übertüncht wurde, als er den japanischen Piloten erblickte.

Er hält mich für einen gefühllosen Bastard, wurde Heero sich gewahr, nahm dies aber nur mit einem inneren Schulterzucken zur Kenntnis.

Na und? Brauche ich seine Meinung? Ich bin von je her auf mich gestellt und niemanden anders. Warum sollte ich also auf seine Meinung Wert legen?

Heero setzte sich schweigend zu ihm an den Tisch, schenkte dem Shenlongpiloten für die erste Viertelstunde überhaupt keine Beachtung, dann sagte er jedoch aus dem Nichts:

"Wir haben eine Mission."

Wufeis Kopf fuhr in seine Richtung und die Onyxaugen verengten sich kurzfristig.

"Wer ist "wir"?", fragte er und Heeros Blick wurde kalt.

"Wir alle. Auch Quatre."

Auch wenn man es nicht für möglich hielt, die zu engen Schlitzen zusammengezogenen Augen wurden noch schmaler und der chinesische Junge zischte voller Wut:

"Quatre KANN es nicht! Sieh ihn dir doch an! Verdammt, Heero!"

"Er wird sich aufrappeln müssen, so wie wir alle", erwiderte Heero immer noch ausdruckslos und griff zur Kaffeekanne, die wie immer mit der herrlich heißen Flüssigkeit gefüllt war. Die Tiefviolette Tasse einen Moment fixierend, hob er schließlich angriffslustig den Kopf und funkelte sein Gegenüber dunkel an.

"Wir sind GUNDAMPILOTEN, Wufei! Wir müssen das tun, es ist unsere PFLICHT! Und dabei gibt es kein "ich kann nicht" oder "mir geht es schlecht, weil mein Freund gestorben ist"! Das können wir uns nicht leisten! Das ist unser Tod!"

"Nein!", fuhr Wufei heftig dazwischen. "Nicht unser! DEIN! Dein Tod ganz allein, weil du dir nicht deine Gefühle zugestehen willst. Besser: Weil du keine hast!"

Heero zuckte mit den Schultern, gab Wufei indirekt Recht damit.

"Gefühle bedeuten Schwäche und Schwäche ist Tod, das weißt du so gut wie ich, Chang Wufei!"

"Nicht immer, und ich nicht grundsätzlich, Yuy. Und das willst du nicht wahrhaben, weil du ein Feigling bist! Du fürchtest dich vor diesen Gefühlen, die dir Trauer bringen könnten! Trauer um Maxwell!"

"Hör auf, Duo dauernd ins Spiel zu bringen, verdammt! Er ist TOT und niemand, aber auch niemand von uns kann daran etwas ändern. Auch ich nicht!"

"Natürlich nicht", erwiderte Wufei plötzlich leise. "Das ist ja das Schlimme. Sich einzugestehen, dass Duo nie wieder zurückkommt. Sich einzugestehen, dass man ihn früher so verflucht hat, dass man ihn zum Teufel gewünscht hat, doch nun....nun möchte man all das rückgängig machen. Bei Gott, Heero, wie oft habe ich ihn früher gejagt oder geschlagen, nur weil er mich gereizt hat und ihm angedroht, ihn umzubringen. Doch nun....."

Heero starrte den sonst so stillen Shenlongpiloten an. War es das, was er fühlte?

Und warum spürte er etwas Ähnliches in seiner Brust?

Warum wünschte er sich plötzlich, dass er Duo nicht immer sein obligatorisches "Ich werde dich töten" an den Kopf geworfen hatte?

Weil es Vergangenheit und Duo tot ist, sagte er sich wieder, zum wievielten Male in den letzten Tagen, das wusste er nicht.

"Du magst Recht haben, Wufei", lenkte er schließlich ein. "Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir eine Mission zu erfüllen haben und dies erfolgreich tun müssen. Auf unseren Schultern lastet die Verantwortung der gesamten Kolonien. Das dürfen wir nicht vergessen. Wir sind ihre einzige Chance auf Frieden."

Ein trauriges Lächeln glitt über das fein geschwungene, chinesische Gesicht.

"Ja, das ist wahr", stimmte Wufei ein und stand auf. "Aber du wirst es Quatre sagen. ICH habe nicht die Kraft dazu, ihm noch mehr Leid zuzufügen."

Heero sah ob dieser Wortwahl auf und nickte schließlich.


Nachdem er sein Frühstück in aller Stille beendet hatte, begab sich Heero in die obere Etage, zu den Schlaf- und Wohnräumen der Piloten. Vor Quatres Tür blieb er kurz stehen und holte Atem, dann klopfte er energisch und öffnete ohne eine Aufforderung zu erwarten, die Tür.

Einmal geöffnet, verströmte der Raum den durchdringenden Geruch eines Kranken, den typisch muffigen Geruch, den Heero, wenn er ehrlich war, nicht mochte.

Und mitten in diesem Raum, auf einem viel zu großen Bett lag Quatre, den Kopf zur Decke gewandt, das Gesicht, die ganze Gestalt abgemagert, in sich zusammengefallen, nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Der Tropf, dessen Flüssigkeit langsam in den Schlauch, der in Quatres Handrücken führte, tröpfelte schon beinahe harmonisch vor sich hin und schien so gar nicht zu dem antik eingerichteten Zimmer zu passen.

Heero tat einen Schritt vorwärts, sich darüber wundernd, dass Trowa nicht anwesend war. Doch anscheinend hatte der Heavyarmspilot noch einige Aufgaben zu erledigen und deswegen seinen Partner alleine gelassen.

"Quatre?", fragte Heero in seiner gewohnt ausdruckslosen Art, ließ jedoch wie immer, wenn er mit dem arabischen Piloten redete, einen ruhigen Ton einfließen. Man könnte fast sagen, er tat dies aus Angst, dieses zarte Wesen zu verschrecken.

Die sonst so lebensfrohen, blau-grünen Augen wandten sich ihm zu. Dumpf, glanzlos, ohne Leben. So apathisch, wie er sie vorher noch nie gesehen hatte.

Kein Lächeln erschien in dem abgemagerten Gesicht, als sich der Blick auf Heero fixierte.

Der japanische Pilot zog sich einen der Stühle heran und setzte sich neben seinen Mitpiloten.

"Wie geht es dir?", fragte er unbedeutend, wusste selbst, wie sinnlos und dumm die Frage war, sah er doch Quatres Zustand.

"Nicht gut", kam auch prompt die nur gehauchte Antwort. "Aber das sieht man ja."

Heero nickte und wartete einen Moment, um sich dann vorzubeugen und fortzufahren:

"Wir haben eine Mission, Quatre. Wir alle."

Und nun erschien doch ein minimales Lächeln auf dem Gesicht seines Gegenübers, doch war es nicht von Freude, sondern von Trauer geprägt.

"Ich gehöre nicht mehr dazu, Heero. Ich will das nicht mehr."

Der japanische Junge hatte schon so etwas befürchtet, nein, mehr noch, gewusst und seufzt leise.

"Das weiß ich, Quatre, doch es muss sein. Wir sind Gundampiloten, das ist unsere Pflicht."

Ein heiseres Lachen ertönte, anscheinend jedoch eine Überanstrengung für den geschwächten Araber, der sich daraufhin eine Weile ausruhen musste und die Augen schloss. Nachdem er sie wieder geöffnet hatte, seufzte er leise und richtete sein blasses Gesicht auf den Wingpiloten.

"Ich werde es nicht mehr tun, Heero. Nicht, nachdem einer von uns daran gestorben ist."

Heero verspürte plötzlich den Wunsch, den blonden Jungen kräftig durchzuschütteln und ihm klarzumachen, was ihre Aufgaben waren. Doch anstatt dieser Begierde nachzugeben, schüttelte er nur den Kopf.

"Quatre, denk an die Kolonien. Denk an unsere Freiheit. Denk an den Terror, den OZ verbreitet. Willst du wirklich aufgeben?"

"Nein, aber es wurde auch nicht von mir entschieden. Ich kann es einfach nicht mehr. Es geht nicht mehr, ich würde es nicht können. Ich bin nutzlos für dich, Heero. Sieh das ein, ich bin keine Kriegsmaschine mehr."

Heero verstummte für einen Augenblick. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Zwingen konnte er den blonden Araber nicht, denn obwohl dieser wusste, was für eine Strafe auf die Verweigerung stand, tat er nun genau das, was ihm im schlimmsten Falle das Leben kosten würde.

Noch einen weiteren, den wir verlieren....

Und dann kam Heero noch ein Gedanken. Wenn Quatre nicht mehr kämpfen wollte, dann würde Trowa doch auch sicherlich......

"Trowa wird auch nicht mehr kämpfen", wiederholte Quatre Heeros Befürchtung laut.

"Weil er es dir versprochen hat...", vollendete Heero das Nicht-Gesagte und nickte.

Gut, dann würde er alleine kämpfen müssen. Wie er es auch schon früher getan hatte. Er brauchte niemanden, war niemandem Rechenschaft schuldig.

"Dann sehe ich es. Ihr habt eure Ziele vergessen, nur weil Duo gestorben ist."

Die blauen Augen füllten sich angesichts dieser Erinnerung mit Tränen, was Heero in gewisser Weise nun doch berührte.

"Wie...kannst du Duos Tod so abwerten, Heero?", fragte Quatre erstickt und die ersten kleinen Seen flossen seine blassen Wangen hinab. "Er...er hat sich für uns geopfert, er ist einen schrecklichen, schmerzvollen Tod gestorben, nur weil er uns beschützen wollte! Und du sagst das, als ob es NICHTS wäre! Als ob er selbst Schuld daran gewesen ist, was sie mit ihm gemacht haben!"

"War er auch", erwiderte Heero kalt und funkelte seinen Mitpiloten wütend an. "Er hat sich doch einen SPAß daraus gemacht, sich von OZ verhaften zu lassen! Hat das alles für einen Witz gehalten! Verdammt, aus dieser Sicht aus gesehen, ist es nur Recht, was ihm passiert ist!"

Quatre keuchte ob dieser so abscheulichen Worte entsetzt und richtete sich abrupt auf.

"Das ist nicht dein ERNST!", brachte er heiser hervor, versuchte, seiner Wut Ausdruck zu verleihen. "Wie kannst du Duos Bemühen nur so schänden? So in den Staub treten? Wie kannst du nur?!"

Die Hände zu krampfhaften Fäusten geballt, starrte der blonde Junge sein Gegenüber geschockt und zugleich zornig an, trieb sich damit an den Rand seiner Kraft, an den Rand des kompletten Zusammenbruchs.

Und Heero....Heero antwortete nichts, erwiderte nur ruhig den Blick, mit der scheinbaren Gewissheit, dass er die richtige Meinung vertrat, dass man sich nicht auf Gefühle verlassen durfte, dass geschehen war, was geschehen sollte und dass es nicht mehr zu ändern war.

"Überleg es dir, Quatre. Es wäre schade, dich und Trowa auch noch zu verlieren."

Damit drehte der japanische Junge sich weg und ging aus dem Raum, versuchte das laute Krachen einer der Vasen gegen die Tür zu ignorieren, die der Sandrockpilot ihm hinterher geworfen hatte.

Gut, dann bin ich jetzt allein.



Nach der aufreibenden Konversation mit Quatre widmete sich Heero seinem täglichen Trainingsprogramm, um zumindest einen Teil seiner Wut herauslassen zu können.

Natürlich war es schlimm, dass Duo tot war, doch man musste damit klar kommen! Man durfte sich nicht in der Trauer verlieren! Und genau DAS ist der Fehler der anderen Piloten, knurrte Heero zu sich selbst, während er bis zur Erschöpfung auf den Sandsack in der Trainingshalle einschlug.

ICH handle nach den richtigen Prinzipien um die Kolonien zu beschützen! Nichts Anderes ist richtig, als über diesen Vorfall hinwegzusehen, ihn zu vergessen, Duo in Frieden ruhen zu lassen. Gut, er IST für uns gestorben, er HAT sich für uns geopfert, und genau deshalb müssen wir dieses Opfer achten und ehren und weitermachen!

Heero bemerkte, dass er sich mittlerweile schon die Knöchel blutig geschlagen hatte und ließ seine Fäuste sinken.

Ich sollte besser aufhören. Ich muss noch Recherchen anstellen.

Doch vorher ging er noch in Küche und machte sich eine Kleinigkeit zu Essen.

Ich muss Quatre irgendwie dazu bekommen, dass er sich wieder aufrafft, seufzte Heero lautlos, während er die Tomaten klein schnitt und zu dem Blumenkohl in die Pfanne gab.
Er ließ das Gemüse langsam anbraten, um dann zwei Eier darüberzuschlagen und das Gemisch umzurühren.
Schließlich verteilte er das Ganze auf seinen Teller und setzte sich an den großen Tisch, mit einer Gabel in seinem Essen herumstochernd.

Irgendwoher kam ihm dieses Gericht bekannt vor, er hatte es in irgendeinen Zusammenhang schon mal wahrgenommen.

Sicher, als er auf Duos Leiche gewartet hatte, da hatte sich das Gleiche gekocht, doch wo hatte er es nur zuvor schon einmal gegessen?

~Weißt du Heero, es ist mein Lieblingsgericht!~

Der japanische Pilot zuckte ungewollt ob diesem plötzlichen Erinnerungsfetzen zusammen und verschluckte sich prompt an einem Stück Blumenkohl.

Daher also.....daher kannte er es.......

Aber warum gerade jetzt?

Und dann fielen ihm mehr Sachen ein, die Duo gern gemocht hatte. Nicht, dass Heero sich dafür interessiert hätte, doch der amerikanische Pilot musste es ihm ja immer und immer wieder auf die Nase binden, dass er dies liebte und das mochte und jenes gerne aß. Und er hatte das solange getan, bis Heero entweder den Raum verließ oder seinen Mitpiloten zum Schweigen gebracht hatte. Doch das war jetzt ja nicht mehr nötig.

Das Problem hatte sich gelöst.

Das musste so sein.

Das war gut so.

Stimmte doch.

Ja.

Und warum hatte er dann das Gefühl, dass dem nicht so war?

Er war ein guter Pilot, das ist es, dachte Heero und nahm seine Gabel wieder auf. Der Verlust ist bitter, doch tragbar.

Das war es, was er dachte, nichts anderes.



Heero beendete sein Mahl und verließ die große Küche, um sich dann in sein Zimmer zu begeben, wo er die ersten Vorbereitungen für die neue Mission traf

Dr. J hatte ihm und auch den Anderen den Auftrag gegeben, eine neue Waffenfabrik von OZ ausfindig zu machen und zu zerstören. So machte er sich daran, herauszufinden, wer dort alles arbeitete und wen man am Besten möglichst unauffällig ersetzen konnte um den Komplex in die Luft zu sprengen.

Als er schließlich den Kreis der möglichen Soldaten eingegrenzt hatte und nur noch auf Dr. Js Bestätigung warten musste, lehnte der japanische Pilot sich zufrieden zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und schloss für einen Moment die Augen.

Wenn er es ehrlich zugab, war er müde und erschöpft, sowohl von dem Traum letzte Nacht
als auch von dem harten Training, das er nun über Tage absolviert hatte.

Es ist so real gewesen, überlegte Heero und öffnete die stahlblauen Augen um leer an die Decke zu starren. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass Duos Tod nur geträumt war, dass der amerikanische Pilot noch lebte. Und in gewisser Weise war ich auch erleichtert.

Natürlich war ich das, antwortete er sich selbst. Wir haben einen guten Piloten verloren und wie es im Moment aussieht, werden Trowa und Quatre auch nicht mehr für ihre Kolonien kämpfen. Auch sie werden aufgeben. Aber ich werde es alleine schaffen, ich MUSS es alleine schaffen. Ich bin für den Krieg geboren und lebe in ihm auf. Und ICH muss ihn beenden, mit meinen Händen.

Ein lautes Piepen holte den japanischen Piloten aus seinen Gedanken und er schwang sich wieder nach vorne an seinen Laptop. Die Bestätigung war da. Genauso wie die Anordnung, dass Heero diese Mission wenn es nicht anders ginge, alleine bestreiten solle, sich der Fabrik im Alleingang annehmen solle.

Gut, lächelte Heero grimmig. Dann werde ich diese Bastarde alleine vernichten! Mir soll es recht sein.

Heero schrieb gerade die Antwort, als das Fenster hinter ihm durch einen Windstoß ruckartig geöffnet wurde und er unwillkürlich zusammenzuckte.

Selbst den Kopf über seine Schreckhaftigkeit schüttelnd stand er auf, ging zum Fenster und wollte es zumachen, als er den großen Vollmond sah, der direkt ins ein Zimmer schien und es erleuchtete.

Wie kommt es, dass ich das vorher nie bemerkt habe? Es sieht so hell aus...fast wie Tageslicht....

Heeros Blick fiel auf den klaren See, der die runde Kugel identisch wiederspiegelte.

Irgendwie beruhigend......

Doch dann runzelte er die Stirn. Irgendwie schien sich die Oberfläche zu verformen, Gestalt anzunehmen. Und plötzlich sah der japanische Pilot nicht mehr den Mond, der sich klar darin spiegelte, sondern eine dunkle, schemenhafte Gestalt, die sich aus dem Wasser zu erheben schien.

Heeros Augenbrauen zogen sich zusammen.

Das konnte doch nicht.....DUO?!

Der Wingpilot wandte sich ruckartig ab. Ich träume, das ist einfach unmöglich. Ich habe Halluzinationen!

Damit schloss er entschieden das Fenster und setzte sich wieder an seinen Laptop, mit dem Gedanken, dass er Duos Tod doch irgendwie verarbeitete und dass das nur eine notwendige Konsequenz daraus war, mit der er leben musste.




Dass er am Tisch eingeschlafen war, bemerkte Heero erst, als er am nächsten Morgen vollkommen angespannt und versteift aufwachte.

Ungelenk stand er auf und ging unter die Dusche um sich von dem heißen Wasser die Verspannungen aus dem Körper massieren zu lassen. In der kleinen aber luxuriösen Kabine stehend, griff er instinktiv nach einem der Duschgels, die am Rand standen und öffnete den zartvioletten Verschluss, um kurz darauf verblüfft innezuhalten.

"Lavendel...", murmelte er leise und Bilder von Duo schossen plötzlich in seine Gedanken, zeigten den amerikanischen Jungen, wie er sich anzog, wie er lachte, wie er Heero neckte.

"Warum....?", begann der Wingpilot verwirrt und fixierte die hübsche kleine Flasche.

Duos Geruch...dieser unverwechselbare Duft, so zart, dass man ihn kaum bemerkt, so leicht, dass es wie ein Hauch ist, eine vergängliche Erinnerung, eine tote Erinnerung.

Genauso wie Duo selbst, unterbrach sich Heero kalt und schloss die Flasche wieder. Er würde sie zu den Sachen in Duos Tasche legen, die immer noch vor dem leeren Bett des toten Piloten stand. Zu den einzigen Habseligkeiten, die der Deathscythepilot hier auf Erden besessen hatte

Er kicherte leise und wusste im nächsten Moment, dass es nicht er selbst war, der das getan hatte.

"Hee-chan.....du benutzt MEIN Duschgel!"

Heero drehte sich ruckartig und sein Herz blieb stehen, als er in strahlend violett-blaue Augen blickte, die ihn belustigt anfunkelten.

"Duo?!", krächzte er und ließ seinen Blick über die schmale Gestalt seines toten Mitpiloten wandern, der vor ihm stand.

"Du bist ein Traum, nicht real, unwirklich!", fuhr Heero dann sicherer fort. Gut, dann träumte er also wieder. Fein. Dieses Mal war er darauf vorbereitet, dieses Mal wusste er, wie er mit der Situation umzugehen hatte.

"Natürlich bin ich das", erwiderte eben dieses Traumbild kichernd. "Deshalb stehst du auch nackt vor mir!"

Heero sah an sich herunter und realisierte erst jetzt richtig, dass es wirklich nicht viel trug- nämlich gar nichts.

Er zuckte gleichgültig mit den Schultern.

"Na und....ich träume nur!", beharrte er stur und sein Gegenüber seufzte leise.

Ein komisches Geräusch...es klang so nachhallend, so echoreich.

"Wenn du träumst....", begann Duo und lehnte sich ein Stück vor. "Wie erklärst du dir dann das?"

Damit schnellte seine Hand vor und er kniff dem Wingpiloten fest- sehr fest- in den Oberarm, dessen erschrockenes und zum Teil auch wütendes Aufkeuchen vollkommen ignorierend und dabei leicht lächelnd.

"Was?!", begann Heero, nicht in der Lage, den Schmerz und vor allem die Bedeutung desselbigen zu verstehen.

Gut, letzte Nacht hatte er auch die Kälte gespürt, als er seine Füße auf den Boden gesetzt hatte, doch das hier....das war etwas vollkommen anderes. Das war heißer, klarer Schmerz, echter Schmerz, den seine Nerven an sein Gehirn schickten. Das hieße doch......das hieße doch.....

Heeros Blick fuhr ruckartig hoch.

"Wer....wer bist du? WAS bist du?!", fragte er mit aufkommendem Unwohlsein und merkte, dass ihm die Antwort darauf überhaupt nicht gefallen würde.

Die Gestalt sah ihn an und lächelte dann.

"Ein Geist", lautete die einfache Antwort, die für Heero jedoch gar nicht so simpel war.

"Geist?", wiederholte er flüsternd und spürte, wie selbst sein scharfer Verstand nicht in der Lage dazu war, das zu verstehen, geschweige denn, es zu akzeptieren, so schaltete er einfach ab und ließ Heero in eine gnädige Ohnmacht fallen.



"War ja wieder klar! In der Dusche! Hätte es nicht irgendwo anders sein können?"

Heero versuchte benommen, seinen Verstand wieder zum Arbeiten zu bringen, sich daran zu erinnern, warum warmes Wasser auf ihn niederprasselte und er eine Stimme neben sich hörte.
Er öffnete langsam die Augen und sah zuerst nur die hellblau mit Muscheln gekachelte Duschwand.

"Na ENDLICH! Ich dachte schon, du hättest dir den Kopf angeschlagen!"

Der japanische Pilot wandte seinen Kopf nach rechts und stockte.

Duo?

DUO?!

Und dann überkam ihn wieder die Erinnerung an das Geschehene. Er war zusammengebrochen, als er Duos Geist gesehen hatte, als Duos Geist zu ihm gesprochen hatte.

Einen Moment lang sprachlos, schaffte es Heero dann, sich wenigstens in eine sitzende Position zu bringen und seinen toten Mitpiloten, der ihn nun ruhig lächelnd ansah, anzustarren und kalt zu fragen:

"Also war es doch kein Traum?"

Die, wie er jetzt bemerkte, halb durchscheinende Gestalt schien für einen Moment lang verwirrt, doch dann lachte sie leise und erwiderte:

"Nein, Hee-chan, ich bin KEIN Traum! Ich bin ein Geist, der auf die Erde zurückgekommen ist!"

"Was willst du hier?", fragte Heero, immer noch nicht glauben wollend, dass es tatsächlich möglich war.

Der Geist- Duo, wie sein Gedächtnis ihm jetzt zurief- seufzte leise, erzeugte wieder dieses eine, bestimmte Geräusch und wandte sich schließlich ab.

"Wollen wir das nicht in unse....in deinem Zimmer besprechen?"

Heero starrte sein Gegenüber zunächst fragend an, bis ihm dann einfiel, dass er immer noch nackt in der Dusche saß und dem Wasserhaushalt gerade nicht sehr zuträglich war. So drehte er den Wasserhahn zu, trocknete sich dann notdürftig und nicht auf das leise Pfeifen aus dem Schlafzimmer hörend, ab und kam dann schließlich in selbiges Zimmer, nur um sich mit einem auf seinem Bett sitzenden Geist konfrontiert zu sehen.

"Also, was willst du?", fragte Heero noch einmal und ließ sich auf den Stuhl neben dem Tisch nieder, auf das kleinste Zeichen von Feindseligkeit lauernd.

"Das ist eine gute Frage", erwiderte Duo und sein Blick schweifte zum Fenster. "Ich denke, ich habe eine Mission."

"Eine Mission?"

"Eine offenstehende Rechnung, wenn du so willst. Man hat mir nicht genau erzählt, was ich hier soll, nur dass ich noch nicht bereit sei, in den Himmel zu gelangen. Ich müsse noch etwas erledigen."

"Wer ist "man"?"

Duo sah Heero direkt in die Augen und schüttelte leicht den Kopf.

"Das darf ich dir nicht sagen, Heero. Es würde nur immensen Ärger einbringen und uns beide in große Gefahr bringen. Das Einzige, was du wissen musst, ist, dass sie da oben sitzen."

Damit zeigte der langhaarige Geist nach oben und nickte bestätigend.

Heero selbst schwieg.

Er konnte nicht fassen, was da eben geschehen war. Duo war doch tot! Er hatte die Leiche doch selbst gesehen! Und nun....nun saß eben dieser vor ihm, als Geist und sagte ihm, dass er noch eine Mission zu erfüllen hatte. Das war doch alles nicht möglich, oder? Das...ging doch gar nicht. Die Wissenschaft hatte doch ausgeschlossen, dass solche Phänomene wie Geister existierten, ja mehr noch, alle Menschen, die daran glaubten, wurden schon beinahe als Verrückte abgestempelt.
Auch er selbst hatte so genannten Geisterbeschwörern keine große Achtung entgegengebracht.

Und nun saß ein Geist vor ihm, redete mit ihm.

"Und wieso bist du gerade mir erschienen?", fragte Heero mit zusammengezogenen Brauen, worauf die geisterhafte Gestalt leicht schnaubte.

"Was wäre passiert, wenn ich Wufei erschienen wäre? Er wäre auf dem direkten Wege zu einem der Beschwörer gelaufen und hätte mich bannen lassen. Oder Trowa. Er hätte gedacht, dass er Halluzinationen habe und hätte mich wohlweißlich ignoriert."

"Und was ist mit Quatre?", fragte Heero, als Duo schwieg.

"Hättet ihr ihm geglaubt, wenn er euch gesagt hätte, dass er sich gerade mit mir unterhält und dass ich Hilfe brauche?"

Heero stutzte bei Duos Worten und hakte dann noch einmal genauer nach:

"Was meinst du mit "du brauchst Hilfe"? Wieso kannst du deine Aufgabe nicht allein erfüllen?"

Der langhaarige Junge seufzte leicht und wandte dann seinen Blick ab.

"Weil ich körperlos bin, Heero. Eine Astralform, ohne irgendwelche nennenswerten physischen Kräfte. Deswegen konnte ich dich auch nicht aus der Dusche schaffen oder den Wasserhahn abdrehen, sondern ich konnte dir nur zeigen, dass es kein Traum ist!"

Heero nickte langsam. Das leuchtete ein.

"Und ich soll dir helfen?"

"Ja."

"Was soll ich tun und was passiert danach?"

Ein leises Lachen erklang von der Gestalt auf seinem Bett.

"Direkt wie immer, Hee-chan! Wenn du... wir..... wie auch immer, die Mission beendet haben, werde ich in den Himmel kommen, ganz offiziell. Dann bin ich praktisch erlöst und darf meinen Siegerpreis entgegen nehmen: ein Leben im Paradies."

"So. Und was ist deine "Mission"?"

Der Blick des langhaarigen Jungen verdunkelte sich nur für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er wieder lächelte und zu Heero gewandt sagte:

"Ich denke....ich soll die Soldaten, die mich umgebracht haben....."

Heero wusste sofort, was Duo meinte und erwiderte an dessen Stelle:

"Ich soll die Kerle umbringen."

Duo nickte und Heero kamen plötzlich Bilder des toten Körpers in den Sinn. Bilder, die von der Grausamkeit der OZ-Soldaten zeugten. Bilder von Verätzungen, Schnitten, Verbrennungen, Knochenbrüchen.

"Es war kein angenehmer Tod", murmelte Duo leise und Heero fuhr auf.

Zum ersten Mal machte sich der japanische Pilot Gedanken darüber, WIE schmerzhaft es für den langhaarigen Jungen gewesen sein musste. Was für Qualen er hatte erleiden müssen, bis er endlich gestorben war.

"Und das Schlimmste war...sie hatten Spaß daran. Spaß, mich leiden zu sehen."

Heero erwiderte nichts, konnte es auch gar nicht, wollte es nicht.

"Warum sind Menschen so grausam, Heero?", fragte Duo traurig, doch dann wechselte seine Miene in einem überraschenden Spiel und er lächelte sein Gegenüber plötzlich fröhlich an.

"Wieso erzähle ich dir das alles, Hee-chan?", meinte er und fuhr sich durch seine Ponyfransen. "Du kannst damit ja gar nichts anfangen und kümmerst dich auch gar nicht darum. Lass es einfach gut sein, ich werde manchmal sentimental."

Der Wingpilot nickte daraufhin schweigend und schaltete seinen Laptop an.

"Weißt du die Namen der Männer oder deren Aussehen?", fraget er gewohnt professionell und Duo schüttelte den Kopf.

"Nur das Aussehen, nicht die Namen. Ich kenne ihre Gesichter auswendig."

"Gut, dann werde ich jetzt in den Datenbanken der Luna Base nachsehen, wer überlebt hat und den knöpfen wir uns dann vor."

"Willst du nicht vorher Dr. J Bescheid geben? Er wird es nicht gerne sehen, wenn du eigenmächtig etwas unternimmst, das seine so hochgeehrten Ziele untergräbt."

Heeros Mundwinkel kräuselten sich bei der Vorstellung, dass er Dr. J berichtete, Duos Geist habe ihn aufgesucht und ihm gesagt, er solle ihm bei seiner Rache helfen, leicht nach oben. Nein, wenn er das täte, würde er sofort von dem Wissenschaftler ernstlich ob irgendwelcher psychischen Störungen untersucht werden.

"Nein, das werde ich nicht. Außerdem untergrabe ich seine Ziel damit nicht, sondern verfolge sie auf meine Weise. Er will den Krieg beenden und ich will OZ vernichten. Das deckt sich."

Duo erwiderte nichts, sondern starrte nur auf das nun erscheinende Archiv der Luna Base.

"Fertig?", fragte Heero und der amerikanische Junge nickte.

So gingen sie dann Ordner für Ordner durch, systematisch und Duo nickte oder schüttelte schweigend den Kopf, wenn er ein Gesicht wiedererkannte.

Schließlich hatten sie vier Männer, die Duo das angetan hatten und noch lebten.

Heero sah auf und bemerkte den traurigen Ausdruck in Duos Augen. Er wusste nicht, wieso er das tat, doch er verspürte das dringende Bedürfnis, diese Traurigkeit aus dem toten Wesen herauszuwaschen, so sagte er ruhig:

"Wir werden sie finden und umbringen, Duo, da bin ich mir ganz sicher!"

Duos Blick verankerte sich überrascht in Heeros stahlblaue Augen und er erwiderte gezwungen lächelnd:

"Ich mir auch, Heero. Doch ich muss dich um noch etwas bitten."

"Um was?"

"Bring mich bitte zu Quatre."

Der japanische Pilot hob erstaunt eine Augenbraue. Wieso das? Und was noch die dringendere Frage war: Würde der arabische Pilot es überhaupt schaffen, Duo zu sehen? Ihn als Geist zu sehen? So psychisch instabil wie er jetzt schon war, konnte es sicherlich nicht sehr klug sein, ihn mit so einer Situation zu konfrontieren.

"Es wird ihm helfen, Heero. Da bin ich mir ganz sicher", widerlegte Duo Heeros inneren Gedankengang und sah sein Gegenüber ernst an. "Ich weiß, wie es um ihn steht und ich weiß, dass er es nicht verstehen kann, wie so etwas Grausames passiert. Ich möchte ihm helfen, es zu verstehen. Ich möchte ihn aus seiner Lethargie reißen."

Das klang einleuchtend und vielleicht hatte der amerikanische Pilot ja wirklich die Chance, den blonden Jungen wieder aufzupäppeln.

"Gut", nickte Heero und stand auf, immer Duos Geist hinter sich wissend. "Können dich alle sehen?"

"Nein", antwortete Duo und lächelte. "Nur du und Quatre. Du, weil ich dir erschienen bin und Quatre, weil er das zweite Gesicht hat. Er kann Geister wahrnehmen, wenn sie ihn um Hilfe anrufen."

Heero schwieg wieder und gemeinsam machten die Beiden sich auf den Weg zu Quatres Räumlichkeiten.

"Wie wird er reagieren, wenn er dich sieht?", fragte Heero und sah, dass sein Gegenüber nur ratlos mit den Schultern zuckte. "Entweder wird er so wie du zusammenbrechen, da er, obwohl er diese Gabe hat, noch keinen Geist gesehen hat, oder er wird mich annehmen und sich von mir helfen lassen. Ich kann es dir nicht genau sagen."

Sie waren da und Heero zögerte einen Moment, bevor er leise anklopfte und auf ein "Herein" wartete. Dies kam schließlich auch leise, jedoch von Trowa, so sah der japanische Pilot den Geist ratlos an und fragte ruhig:

"Was jetzt? Trowa ist auch dort. Was, wenn Quatre vor ihm zusammenbricht?"

"Ich werde es regeln, vertrau mir", erwiderte Duo ruhig, lächelte kurz und nickte dann auffordernd, so machte Heero die Tür auf und trat angehaltenen Atems in das Zimmer, scheinbar ausdruckslos dem Blick Trowas begegnend, dann jedoch Quatre fixierend, der schwach hochsah und schließlich erbleichte, was man aufgrund seines angeschlagenen Zustandes nicht für möglich gehalten hätte. Es schien, als wenn selbst das Weiß aus seinem Gesicht verschwand und er nur noch durch eine fast schon durchsichtige Haut beschützt wurde.

"Hee......Heero?!", brachte er stockend hervor, die Lippen bebend und die Augen geweitet.

Der japanische Pilot nickte kurz, ging jedoch nicht auf die so offensichtlich Frage ein, sondern wandte sich ruhig an Trowa.

"Würdest du uns wohl für einen kleinen Moment alleine lassen, Trowa?"

"Wieso sollte ich? Damit du ihm noch weitere Qualen zufügst, als du es jetzt schon getan hast? Siehst du denn nicht, wie schlecht es ihm geht, Heero? Kannst du das nicht begreifen?"

Heero wollte gerade etwas erwidern, als Quatre mit fast unmerklicher Stimme dazwischenging.

"Bitte lass uns einen Augenblick allein, Trowa. Ich schaffe das schon", versuchte er seinen Partner aufzumuntern, was dieser schließlich eher skeptisch annahm, trotzdem den Raum verließ und die drei alleine ließ.

Sobald die Tür sich geschlossen hatte und Trowas Schritte verklungen waren, versuchte Quatre sich zitternd aufzurichten und starrte einen Punkt direkt hinter Heero an.

Duo, kam es dem japanischen Piloten in den Sinn. Er sieht ihn, genau wie Duo es gesagt hatte.

"Duo?!", flüsterte Quatre zitternd und Tränen liefen ihm über die Wangen. "Bist...bist du das, Duo? Wirklich du?"

Heero drehte sich um und sah, wie der amerikanische Pilot lächelte und dann auf den blonden Jungen zuging.

"Ja, Quatre, ich bin es."

Besagter Pilot streckte zitternd einen dünnen Arm aus und richtete seinen Blick dann auf Heero.

"Heero.....sag mir, dass es wahr ist. Sag mir, dass du ihn auch siehst...."

Und Heero nickte, was Quatre jedoch zutiefst zu verstören schien. Anscheinend hatte er nicht mit dieser Antwort gerechnet.

"Ich bin ein Geist, Quatre", fuhr Duo fort. "Ich bin auf der Erde, weil ich noch eine Aufgabe zu erfüllen habe."

Unzählige Tränen flossen nun über die Wangen des mageren Jungen und er flüsterte gerührt:

"Bitte...komm her.....lass mich dich berühren......lass mich fühlen, dass das kein Traum ist, den mir mein Geist vorgaukelt! Bitte........"

Duo hörte auf die verzweifelte Bitte und schwebte mehr als dass er ging zu Quatres Bett, kniete sich neben ihm nieder und strich ihm über die Wange.

"Du kannst mich zwar nicht anfassen, aber du spürst meine Berührung, nicht wahr? Du weißt, dass ich kein Traum bin!"

Der blonde Junge nickte und ein minimales Lächeln zierte seine Lippen. Heero wusste nicht, woher es kam, doch plötzlich spürte er ein Wohlgefühl in seinem Körper, das er vorher noch nie wahrgenommen hatte.

"Ich....ich habe so viele Fragen...ich möchte dir noch so vieles sagen, Duo......bitte....ich flehe dich an, bleib....bleib bei mir...lass mich nicht allein!"

Der langhaarige Junge nickte leicht, nicht fähig, die grenzenlose Erleichterung in den Augen des Sandrockpiloten zu ertragen.

"Ich bleibe, vorerst......doch du musst mir noch eine Bitte erfüllen, Quatre!"

Der blonde Junge nickte und fragte dann leise:

"Welche? Ich erfülle dir jede, die du willst Duo. Nur bitte, lass mich nicht allein!"

"Hör auf damit", erwiderte Duo und deutete auf den Infusionsständer. "Komm wieder zu Kräften, vergeude dein Leben nicht. Du hast es noch vor dir, Quatre, alles liegt vor dir, du musst es nur ergreifen. Du darfst dieses kostbare Geschenk nicht wegwerfen."

In diesem Moment herrschte Stille im Raum. Und in dieser Stille spürte Heero plötzlich, wie sich sein Herz zusammenzog. Er begriff die Worte Duos, begriff, dass der amerikanische Pilot dieses Leben nicht mehr vor sich hatte, dass die Zeit, die er hier auf Erden als Geist verbrachte, eine Gnadenfrist war, eine Zeitspanne, in der Duo seine letzten Aufgaben zu erledigen hatte um dann ins Himmelreich aufzusteigen. Und nach dieser Zeit.....dann würde er weg sein, für immer, er würde die Anderen alleine lassen. Bis auch sie starben.

Er spürte, wie sehr Duo das schmerzte und es erzeugte in ihm ein Gefühl der Hilflosigkeit, einen Schmerz, den er nicht identifizieren konnte.

Unfähig, mit diesen Emotionen umzugehen, drehte Heero sich abrupt um und wollte das Zimmer verlassen, als er hinter sich ein zweifaches "Heero?" hörte.

"Ich muss noch etwas erledigen", sagte er nichtssagend und verschwand dann aus dem Raum, zwei überraschte Blicke ignorierend.