Titel: Harry Potter und der Erbe von Slytherin

Autor: Luka

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Altersbeschränkung: 12

Inhalt: Kapitel 13: Harry erfährt, wer der Erbe von Slytherin ist. Das hätte er nie erwartet...

Disclaimer: Die vorliegende Geschichte ist eine FanFiction zu Harry Potter. Dies zu schreiben macht in erster Linie mir Spaß und liegt fern jedes kommerziellen Gedankens. Dies zu lesen soll allen Spaß machen, die eine neue Geschichte von Harry Potter haben wollen. Sie sollen das tun können ohne eine müde Mark auszugeben. Alle Charaktere gehören Joanne K. Rowling, bis auf die, die in der Geschichte noch entwickelt werden müssen und die nicht von JKR sind. ( So z.B. Helene Baumann und Henri Perpignan der in dieser Geschichte auch wieder eine, wenn auch nicht so wichtige Rolle spielt)

13. Der Erbe von Slytherin

Die Nachricht, dass der dicke Mönch von Hufflepuff schon einmal in den Gängen und Verließen von Slytherin gewesen war, besserte die Stimmung von Harry und seinen Freunden erheblich auf. Einzig, dass sie keine Gelegenheit fanden, mit dem dicken Mönch in Verbindung zu treten, beunruhigte sie. Seit diesem denkwürdigen Tag, als der Sprechende Hut den Schülern und Lehrern verkündet hatte, dass es für das Haus Slytherin keine Schüler gab, und der Blutige Baron zornentbrannt durch die Mauer verschwunden war, hatte es keinen Kontakt zu den Hausgeistern mehr gegeben. Sie schienen wie vom Erdboden verschwunden zu sein, die einzige Ausnahme bildete die Maulende Myrthe, die allerdings auch kein Hausgeist im engeren Sinne war.

Hermine versuchte aus Myrthe heraus zu bekommen, wo sich die Hausgeister zur Zeit aufhielten, aber Myrthe zuckte nur mit den Schultern und sah Hermine unwissend an. Langsam begannen die Drei zu begreifen, dass sie sich auf ihrer Suche in einer Sackgasse befanden und wiedereinmal von vorn anfangen mussten.

Harry verlor schnell die Lust, sich weiter mit der Geschichte zu befassen. Hermine kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass ihr jetzt der entscheidende Part bevor stand, die Angelegenheit voran zu treiben. Manchmal fühlte sie sich wie seine Mutter, übernahm Verantwortung für Dinge, die sie bestimmt nie etwas angehen würden, würde sie Harry nicht zu den ganz wenigen wirklichen Freunden in ihrem Leben zählen. Sie hasste diese Rolle, und ganz besonders wurde es ihr deutlich, wenn sie sich von Harry bewusst in diese Rolle gestoßen sah.

Oft fragte sie sich, ob Harry das wirklich mit Absicht machte, oder ob er es noch nicht einmal merkte. Jetzt war wieder ein solcher Zeitpunkt gekommen. Am Montag nach ihrem erfolglosen Ausflug in die Kammer des Schreckens, hatte Harry ein großes Paket erhalten, das von sieben Eulen gleichzeitig transportiert werden musste. Es waren die Besen, die nun endlich geliefert worden waren. Sie waren eigens in einer Nebenproduktionsreihe für die Schulmannschaft von Hogwarts gefertigt worden und als Harry den ersten der wunderschönen Feuerblitze mit der Typenbezeichnung Ligero auspackte, fiel ein bedrucktes Pergament aus dem Packpapier.

Harry faltete es auseinander und begann zu lesen.

„Verehrter Mr. Potter,

als ehemaliger Schüler und Quidditch-Spieler in Hogwarts, genauer, im Hause Gryffindor, machte es mir ein besonderes Vergnügen, diese sieben Besen persönlich zu fertigen. Ich habe sie alle mit größter Sorgfalt geprüft und mit dem Wappen der Schule versehen und hoffe, dass es ihnen das notwendige Glück bringen wird. Ich drücke ihnen alle Daumen, die ich finden kann und verbleibe mit äußerster Hochachtung

Roy Connerly,

Besenbinder

Milford Manufaktur

für magische Besen"

Harry lächelte vor sich hin, als er den Brief wieder zusammenfaltete. Diese Besen, die er hier vor sich liegen sah, waren das Beste, was sich ein Zauberer für seinen Lieblingssport nur wünschen konnte. Es war klar, dass er während der ganzen Woche an nichts anderes mehr denken konnte, als an die nächste Trainingsstunde.

Die knackige Kälte wich langsam einer etwas milderen Luft, die sich vom Meer heranschob. Gleichzeitig damit, dass die Temperaturen ein Wenig über den Gefrierpunkt stiegen, verschwand aber auch der klare und lichtdurchflutete Winterhimmel. Stattdessen schoben sich Wolken heran, tauchten die weiße Landschaft in ein trübes, graues Licht und sorgten dafür, dass die Tage mit einem Mal sehr plötzlich und sehr früh zu Ende gingen.

Der Schnee, der jetzt begann, leicht anzutauen, war im weiten Umfeld der Schule in Form von Wegen und Plätzen geräumt oder einfach festgetreten worden. Zwischen Hogwarts und den kleinen Örtchen Hogsmead verkehrten nun Schlitten, die allerdings nicht von Rentieren, sondern wie an einem unsichtbaren Band gezogen wurden. Der Hogwarts-Express hatte seinen Fahrplan wieder aufgenommen, nachdem der Reinigungstrupp der Magic-Railway-Foundation ausgeflogen war und an der mehr vierhundert Meilen langen Strecke alle Schneeverwehungen beiseitegeblasen hatte.

Eines Morgens machte sich dann auch ein Trupp aus Lehrern auf den Weg nach Hogsmead, um sich die Heulende Hütte anzusehen, und zu prüfen, ob sie denn ein geeignetes Quartier für die Familie Atado darstellte. Die Hütte befand sich in einem jämmerlichen Zustand, und Professor Dumbledore brütete tagelang über einer geeigneten Strategie, dieses Gebäude wieder bewohnbar zu machen, ohne teure Spezialisten aus London kommen zu lassen. Sinnvoll war dabei auch, gleich für etwas mehr Komfort zu sorgen, als damals, vor über fünfzig Jahren – so lange stand das Haus schon leer – üblich gewesen war.

Leider konnte man auf der Katasterstelle der Dorfverwaltung keinen Plan mehr auftreiben, der einem den Wiederaufbau erleichtert hätte. So musste man nach gut dünken vorgehen, und sich vielfach auf den gesunden Zaubererverstand verlassen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Das Haus selber hatte nicht nur seinen alten Glanz wiedererlangt, die Fensterscheiben waren nun doppelt verglast, die Fensterläden hingen wieder gerade und hoben sich angenehm mit ihrem dunkelgrünen Anstrich von dem hellen Beige des Hauses ab. Das Dach hatte wieder alle Pfannen, und diese waren vom Moos befreit worden. Bei vielem hatte der „Reparo"-Spruch ausgereicht.

Ein großes Problem jedoch stellte die Unterbringung sanitärer Anlagen dar, denn diese waren in dem ursprünglichen Haus gar nicht vorgesehen. Früher war es selbstverständlich, dass nur einmal in der Woche, an einem Samstag, in der Küche Badewasser aufgesetzt wurde. Von der ganzen Familie stiegen zuerst die Kinder, dann die Mutter und schließlich der Vater in das gleiche Badewasser, das, zumindest im Sommer, danach noch ausgeschöpft, und über die Blumen gegossen wurde. Und wer kannte vor fünfzig Jahren schon eine Toilette? Sicher, in der Stadt hatten viele Haushalte schon vor hundert Jahren ein solches Etablissement, aber auf dem Lande sah die Angelegenheit schon ganz anders aus. Hier hatte man als krönenden Luxus ein Kabinett im Hinterhof, mit viel Glück sogar versehen mit einer Tür und einem Riegel. Regelmäßig musste die Grube geleert werden, was allerdings für Zauberer nicht unbedingt eine schmutzige, aber doch eine sehr unbeliebte Arbeit darstellte. Wer räumt schon gerne den Dreck von anderen weg?

Das Haus war nun leider so klein und verwinkelt, dass Professor Dumbledore selbst nach mehrmaligen Besuchen der Baustelle keine Möglichkeit gefunden hatte, irgendwo eine Toilette oder gar ein Badezimmer einzurichten. Also entstand im Kopf von Professor Dumbledore die Idee eines Anbaues. Oben lagen zwei Schlafzimmer, unten die Küche und die gute Stube. Also musste oben ein Badezimmer und unten vielleicht noch eine Gästetoilette installiert werden. Da Professor Dumbledore nun beileibe kein Architekt war und eher praktisch, als ästhetisch dachte, besaß das Haus schon bald zwei quaderförmige Beulen, eine kleinere neben dem Hauseingang, eine ziemlich große, frei schwebende mitten in der Seitenwand im ersten Stock. Jeder Bauingenieur hätte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wenn er nicht gewusst hätte, dass der Zauber in der Lage war jegliches physikalisches Gesetz außer Kraft zu setzen und selbst den gewagtesten Konstruktionen, wie nicht zuletzt sogar das Haus der Weasleys, absolute Stabilität zu verpassen.

Zufrieden betrachtete Professor Dumbledore sein Werk. Als dann zwei Tage später feierlich der Umzug von John und seiner Mutter in ihr Haus vollzogen wurde, ließ Dumbledore es sich nicht nehmen, ihnen persönlich jedes Detail ihres neuen Heimes zu zeigen. Mrs. Atado war glücklich. In den Tagen des Umbaues hatte sie auch schon Kontakt zu Madame Rosmerta aufgenommen und zu ihrer Freude eine Arbeit in der Küche der Drei Besen bekommen.

Als dann das erste Wochenende kam, an dem die Schüler von Hogwarts nach Hogsmead durften, hing vor der Kneipe eine grüne Tafel, auf der mit Kreide geschrieben stand, was heute als besonderer Leckerei angeboten wurde. Nicht nur die Lehrer waren neugierig und probierten den Mittagstisch aus, auch einige der älteren Schüler bestellten sich zu ihrem Butterbier einen Braten oder Fasanenbrüstchen in Preiselbeersauce. Es sprach sich schnell herum, dass die Drei Besen über Nacht zu einer der ersten kulinarischen Adressen im Umkreis von einer Flugstunde geworden war, und Madame Rosmerta konnte sich über einen Anstieg der Gästezahlen und sogar Übernachtungen freuen, von dem sie vor wenigen Wochen noch nicht einmal zu träumen gewagt hatte.

Die Schüler begrüßten den Beginn der Hogsmead-Saison. Endlich endete der qualvoll chronische Engpass an Süßigkeiten in der Schule. Einigen kam es auch wie eine Befreiung vor, sich endlich vom Schulgelände herunter wagen zu dürfen. Die größte Freude hatten aber die Drittklässler, und als Harry gerade mit Ron und Hermine den Honigtopf verließ, stolperten sie über Kevin Creevy, der seinen kleinen Bruder im Arm hatte und ihm großspurig alles zeigte.

„Hallo Harry, alles klar?" fragte Kevin betont lässig. Harry verdrehte nur die Augen, murmelte etwas und sah zu, das er schnellstmöglich weiter kam. Er hatte noch vor, John in seinem neuen Heim zu besuchen. Leider war es John nicht gelungen, in den zwei Wochen, in denen er im Schloss gewohnt und an dem Schulleben teilgenommen hatte, Anschluss zu finden. Es lag noch nicht einmal an den Schülern, die ihn alle mit Neugier betrachtet hatten. Allein die Gerüchte, die sich inzwischen um ihn spannen – er sei ein geheimer Verbündeter von Harry im Kampf gegen Voldemort – machten ihn schon zu einer der interessantesten Persönlichkeiten dieses Jahres, aber John lebte in seiner Welt. Und es war für ihn sehr schwierig, aus dieser Welt in die andere Welt zu treten, die er sich mit den Schülern hätte teilen können.

Die einzige, die ihn fast täglich besuchte war keine Schülerin. Es war jemand, der berufliches Interesse an John heuchelte: Professor Trelawny. Sie zeigte sich fasziniert von seiner Kunst, allein aus den Flammen des Feuers im Kamin bestimmte Ereignisse vorauszusagen, so zum Beispiel auch den Tag der Fertigstellung ihres neuen Zuhauses. Jetzt löcherte sie ihn permanent damit, sie in seine Methoden einzuweihen. Sie erntete aber nur missbilligende Blicke der Mutter, die Professor Trelawny nur nicht vor die Tür des Gästezimmers setzte, weil sie Professor Dumbledore so sehr dankbar für die Aufnahme auf Hogwarts war. John verstand gar nicht, was diese Person mit den riesigen Augen von ihm wollte. Er mochte sie ungefähr so viel wie ein paar warme Socken im Winter, das will heißen, er empfand es als angenehm, dass sich jemand mit ihm befasste.

Harry stapfte den Weg hinauf zu dem Grundstück, auf dem das alte Haus stand. Der Schnee war inzwischen so weit getaut, dass er ganz sulzig und weich war. In den Rinnen, die von den Schlitten in den Schnee geschnitten worden waren, und die nun als erstes die Schotterdecke des Weges durchscheinen ließen kamen ihm Sturzbäche von Schmelzwasser entgegen. Es schien wie ein Wunder, dass es seit Beginn der Schmelze noch nicht geregnet hatte, denn das wäre typisch für diese Gegend gewesen. Entweder war es knackig kalt und trocken, oder es war feucht und trotzdem kalt.

Harry machte sich keine Gedanken darüber sondern freute sich, dass er jetzt, wo seine Schuhsohlen erste Anzeichen von Durchweichung zeigten, nicht auch noch von oben durchnässt wurde. Er war erstaunt, als er durch das schief hänge Tor in den Garten des Häuschens trat, dass es wieder recht schmuck aussah. Dumbledore und die anderen beteiligten Lehrer hatten sich wirklich Mühe gegeben, einzig die komischen Würfel, die plötzlich aus den Hauswänden ragten, störten sein ästhetisches Empfinden ein wenig. Man hätte dieses schwebende Ungeheuer von Badezimmer – Dumbledore war von Hogwarts-Maßstäben ausgegangen und hatte es recht üppig und luxuriös gestaltet – man hätte es vielleicht mit ein paar Säulen, die es stützten, zumindest verzieren sollen, denn es lud nicht gerade ein, sich länger als ein paar Sekunden darunter aufzuhalten.

Neben der Tür hing eine Messing-Kordel mit Porzellangriff, ähnlich wie an uralten Toiletten-Wasserspülungen. Harry erkannte es jedoch als Hausglocke und zog daran. Ein satter Glockenton schallte durch das Haus. Einige Sekunden später tat sich die Tür auf und Frau Atado steckte den Kopf durch den Spalt. Hocherfreut öffnete sie die Tür ganz und bat Harry herein. Da es Nachmittag war, hatte sie den Mittagsstress der Gaststätte hinter sich und verbrachte die Stunden bis zum frühen Abend, wenn die Kocherei wieder begann, in Gemütlichkeit bei ihrem Sohn am Kaminfeuer, trank Tee und aß ein paar Kekse.

„John, du hast Besuch.", kündigte sie Harry an, als sie das Wohnzimmer betraten. John saß in einem Sessel am Kamin und lächelte dem Gast entgegen.

Erstaunt ließ Harry seinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen. Es war sehr stilvoll mit alten und zum Teil durchaus kostbaren Möbeln eingerichtet. Frau Atado, die den bewundernden Blick von Harry natürlich bemerkte, klärte ihn auf, dass sie mit Professor Dumbledore zusammen auf dem Speicher des Schlosses gewesen sei, auf dem noch jede Menge ‚alter Plunder' herumstand, worunter sich vielleicht noch dieses oder jenes Stück befand, das für das Erste eine bescheidene Einrichtung darstellen könne.

Als sie mit Professor Dumbledore die steile Stiege auf den Dachboden erklommen hatte und ihren Blick über die verstaubten Möbel schweifen ließ, hatte sie sofort und mit Kennerblick einige herrliche Stücke ausgesucht, die Dumbledore mit einem Reparo-Zauber wieder in ihren Urzustand brachte, die verkleinerte und in einen Karton packte. Neben einer viktorianischen Wohnzimmereinrichtung, fanden sie noch zwei eichene Himmelbetten, verzierte barocke Schränke, Kommoden mit feinster Intarsien-Arbeit, Teppiche, und was man sonst noch für einen Haushalt benötigte. All diese Dinge hatten Lehrer, die ihre neue Stelle auf Hogwarts angetreten hatten mitgebracht, dann, wenn sie Hogwarts wieder verlassen hatten dort gelassen oder der Schule vererbt, wenn sie gestorben waren.

„Ich habe den Eindruck", sagte sie mit strahlendem Gesicht und bot Harry einen Platz auf dem Sofa an, „dass, seit dem meinem John diese schrecklichen Dinge geschehen sind, sich unser Blatt gewendet hat. Ich muss zugeben – John möge mir verzeihen – ich bin so glücklich, wie schon seit zehn Jahren nicht mehr."

Eine Weile schwatzte sie noch auf Harry ein, der geduldig zuhörte und ab und zu einmal nickte. Dann plötzlich hielt sie inne und sagte:

„Mein Gott, ich rede und rede, und sie sind doch sicherlich wegen John gekommen. Möchten sie eigentlich einen Tee?"

Harry bejahte dankend, woraufhin Mrs. Atado aufstand und in die Küche eilte. Harry stand auf und ging hinüber an den Kamin. Ein zweiter, sehr bequem aussehender Sessel war noch frei und Harry setzte sich hinein.

„Sie redet immer so viel.", sagte John und grinste. Harry sah ihn erstaunt an. In London hatte er den Eindruck, dass John immer etwas weggetreten war, nicht von dieser Welt. Jetzt sah John ihn mit einer Klarheit im Blick an, die Harry schlichtweg in Erstaunen versetzte.

„Geht es dir wieder besser?", fragte er vorsichtig.

John lächelte.

„Das kann das Verdienst von eurer Madame Pomfrey sein. Sie ist klasse." Jetzt strahlte John sogar. „Sie hat herausgefunden, was auf meiner Seele lag. Sie nannte es den Schatten der Todesser. Ich nehme jetzt seit zwei Wochen den Trank, den sie für mich hat brauen lassen, und mir geht es wunderbar. Aber Psst. Sag Mom nichts davon...versprichst du es mir?"

„Klar, aber warum?"

„Sie macht sich immer solche Sorgen um mich...Wenn sie jeden Tag in die Drei Besen geht, dann ist sie beruhigt, dass ich nicht aufstehe und Blödsinn mache. Wenn sie wüsste, dass ich wieder ganz da bin, würde sie sich wieder Sorgen machen, und das ist Quatsch, ich mache wirklich keinen Blödsinn mehr. Du glaubst gar nicht, wie Interessant das hier am Feuer ist."

„Also hast du diese Gabe immer noch?", fragte Harry. Er war nicht ganz ohne Hintergedanken zu John gekommen. Er wollte von ihm erfahren, wo er den dicken Mönch finden konnte.

„Ja, die habe ich noch.", sagte John, und er strahlte dabei eine beeindruckende Ruhe und Selbstverständlichkeit aus. „Sag, Harry, kennst du diese Lehrerin, die diese dicken Brillengläser hat? Sie sieht damit aus wie eine Eule..."

„Du meinst Professor Trelawny? Sie ist Lehrerin für Wahrsagerei."

„Genau die. Ist die so oder tut die nur so?"

„Ich glaube, die ist so. Stimmt. Sie müsste großes Interesse an dir haben, wo sie doch selbst nicht wahrsagen kann..."

Harry grinste und John grinste zurück.

„Sie nervt.", stellte John fest. „Inzwischen kommt sie jeden zweiten Tag und will von mir irgendetwas wissen. Ich tu immer so, als würde ich jetzt vollkommen verblöden. Dann zieh ich immer so ein Gesicht..."

John verzog sein Gesicht zu einer Maske, die wirklich blöde aussah.

„... und schwafel dann irgend so ein Zeugs. Dann ist sie furchtbar aufgeregt und schreibt mit, und beim nächsten Besuch erzählt sie mir, was sie alles aus meinen Worten orakelt hat. Dann könnte ich mich schier kaputt lachen. Das Schlimmste ist, dass Mom sie ernst nimmt und glaubt, dass sie einen guten Einfluss auf mich hat, weil ich danach immer so lächle...aber was soll ich denn machen? Wenn laut lospruste, dann kommt doch alles heraus. Ach, da kommt Mom..."

John wandte seinen Kopf von Harry ab und starrte ins Feuer. Augenblicke später kam Mrs. Atado zurück ins Wohnzimmer. Sie trug ein Tablett mit einer Kanne Tee und drei Tassen. Sie stellte es auf den Wohnzimmertisch, goss ein und brachte sie den Jungs ans Feuer. Dann setzte sie sich auf das Sofa, nahm sich die Hexenwoche „Lasst euch nicht stören, Kinder" und las.

Jetzt sah John mit einem Seitenblick zu Harry hinüber.

„Du willst wissen, wo der dicke Mönch ist?", fragte er und gab seiner Stimme die Tonlosigkeit und Schwere wieder, die Harry in London kennen gelernt hatte.

„Woher weißt du...?"

John lächelte und deutete auf das Feuer.

„Ja natürlich.", gab Harry zu. „Ich muss zugeben, das war ein Grund, dich zu besuchen."

„Ist nicht schlimm.", sagte John. „Seit dem ich in die Zukunft schauen kann, habe ich einiges über die Menschen gelernt. Alle wollen immer irgend etwas, wenn sie mit anderen reden. Das ist ganz normal. Ich fand es übrigens total nett von dir, dass du mich in London besucht hast. Weißt du, ich hatte plötzlich keine Freunde mehr. Keiner hat mich mehr besucht. Das ist der Schatten der Todesser..."

„Wie ist das eigentlich, wenn du in die Zukunft siehst? Sprechen die Flammen mit dir?"

„Das sage ich so, weil ich es nicht anders ausdrücken kann.", sagte John so leise, dass seine Mutter es nicht verstehen konnte. „Ich höre Stimmen, irgendwo hier drinnen." Und er deutete mit dem Zeigefinger auf seinen Kopf. „Ich höre Schritte, oder manchmal sehe ich Gesichter, die etwas sagen. Ich verstehe das meiste nicht. Das, was aber wichtig ist, das höre ich klar und deutlich. Oft schalte ich es einfach ab, dann höre ich nicht hin und ich vergesse es auch. Und wenn ich dann wieder Lust darauf habe, oder Zeit dafür, dann mache ich es wieder an."

„Das ist so wie fernsehen...", meinte Harry nachdenklich.

„Stimmt, du hast letzten mal daran gedacht.", sagte John bestimmt.

„Kannst du etwa auch Gedanken lesen?"

„Nicht richtig. Immer nur das, was wirklich wichtig für mich ist. Ich merke aber, wenn jemand denkt. Und wenn mir jemand später davon erzählt, dann weiß ich es schon."

Harry schüttelte den Kopf. Irgendwie war es ihm keine angenehme Vorstellung, dass jemand in seinen Gedanken lesen konnte. Aber John sah ihn so ruhig und rein an, dass er sein Misstrauen schnell verwarf.

„Was weißt du denn über den dicken Mönch?", fragte Harry nach.

John sah ihn bedauernd an.

„Nichts!", sagte er. „Aber ich weiß, dass der Mönch dir nichts nutzen wird."

Mit einem mal schien sich Johns Blick einzutrüben.

„Der Erbe kommt zurück. Nur mit ihm wirst du weiterkommen. Du musst ihm das geben, was ihm genommen wurde. Dann werdet ihr den richtigen Weg finden. Frag Henry..."

John schreckte kurz hoch, sah Harry an und grinste dann etwas verlegen.

„Siehst du. Manchmal kommt es einfach."

Harry starrte ihn mit offenem Mund an.

„John...weißt du, wer der Erbe von Slytherin ist?"

John schüttelte langsam den Kopf.

„Ich weiß nur, dass er zurück kommt. Das waren Worte, die in meinem Kopf gesprochen wurden. Mehr weiß ich nicht."

„Was hat Henry damit zu tun?", fragte Harry nochmals.

John zuckte nur die Schultern.

„Tut mir leid, Harry, ich weiß es nicht."

Harry hatte nur wenig Hoffnung in diesen Besuch gesetzt. In den letzten Tagen hatten sich die Hausgeister als so spurlos verschwunden erwiesen, dass nicht einmal Myrthe etwas über deren Verbleib sagen konnte. Um so mehr überraschte es Harry, nun vom Erben gehört zu haben, und als er sich von John verabschiedete, hatte sich in seinem Kopf ein mächtiges Grübeln eingenistet. Wer war der Erbe von Slytherin? Dieser Gedanke ließ sich durch nichts mehr aus seinem Kopf verbannen. Selbst als er in den drei Besen seine Freunde bei einem Butterbier sitzend und scherzend vorfand und sich hinzugesellte, gab es immer einen kleinen Teil in seinem Gehirn, der sich mit genau dieser Frage befasste.

Einige Tage später kam Post aus Perpignans Place. Wieder waren es zwei Briefe, die zusammengebündelt und von einer Eule transportiert wurden. Die Briefe stammten von Sirius und Henry. Harry schlang schnell den Rest seines Mittagessens hinunter und eilte dann hinauf in den Schlafsaal. Ungeduldig brach er das Siegel des ersten Briefes, der von seinem Paten stammte.

„Lieber Harry", las er, „jetzt sind es nur noch zwei Wochen, bis Weihnachten. Dein Freund Henry nennt es Lichterfest. Er ist nicht so sehr von der christlichen Tradition überzeugt. Wir haben in der letzten Zeit viele gemütliche Stunden am Kamin in seiner Bibliothek verbracht, und Henry hat mir viel von sich erzählt.

Ich freue mich unendlich darauf, dich wiederzusehen, zumal es einige Neuigkeiten gibt, die ich Dir nicht auf diesem Wege mitteilen kann. Eines aber kann ich Dir schreiben: Wir haben beim hohen Magiergericht einen Antrag auf Wiederaufnahme meines Verfahrens gestellt, da das Ministerium derzeit keine Kapazitäten für eine ministerielle Prüfung meines Falles frei hat.

Aufgrund eines höchst richterlichen Beschlusses und der vorgelegten Beweise kann ich bis zum Beginn meiner Verhandlungen auf Perpignans Place verweilen. Die Verhandlung selber wird in etwa im Mai stattfinden, ein genauer Termin wird noch bekannt gegeben.

Harry, mir ist auf einmal so leicht ums Herz. Stell Dir vor, ich muss inzwischen etwas mit dem Essen aufpassen, sonst werde ich dick! Die Küche hier ist aber auch zu gut. Übrigens hat Henry ein fantastisches Festmahl geplant. Mehr darf ich nicht verraten.

Remus geht es mit Hilfe von Henrys Magie erheblich besser. Aus Sympathie verwandle ich mich immer noch in einen Hund und leiste ihm für die entscheidenden Stunden Gesellschaft. Aber meist schläft er nur in seinem Zimmer, und wenn er wach ist, dann heult er ein bisschen den Mond an. Wie schade, dass er nicht gänzlich geheilt werden kann. Ich würde es ihm so wünschen.

So, lieber Harry. Ich freue mich, wenn Du kommst. Stell Dir vor, wir können einmal ganze zwei Wochen miteinander Urlaub machen. Denn das ist das hier für mich.

Viele liebe Grüße

Dein Pate Sirius."

Jetzt fiel Harry ein, dass er Sirius nach dessen letztem Brief nicht geantwortet hatte. Sirius war so diskret gewesen, dass er nichts dazu in seinem Brief geschrieben hatte. Das schlechte Gewissen packte Harry.

Er griff nach dem zweiten Pergament, entfaltete es uns las.

„Lieber Harry,

George Ollivander ist heute schon gekommen. Seiner Meinung nach könnten alle Geschäfte in London jetzt schon schließen. Er erwartet kein Geschäft mehr in diesem Jahr. George erzählte mir von Eurem Besuch in der Winkelgasse. Wer ist denn diese junge Lehrerin aus Deutschland?

George sagte, dass er zwar nur ganz kurz mit ihr gesprochen hätte, aber sie wäre eine äußerst nette Person. Frag sie doch, ob sie Weihnachten nach Hause fährt, oder ob sie vielleicht Lust hätte, die Tage auf Perpignans Place zu verbringen. Wunderst Du Dich über diese Einladung? Ich denke vielleicht auch ein bisschen an meinen neuen Freund Sirius, der seit mindestens sechzehn Jahren keine Frau mehr kennen gelernt hat.

Jedenfalls freue ich mich auf Deinen Besuch. Hermine und Ron sind natürlich auch herzlich willkommen.

Bis bald

Henry."

Harry holte tief Luft. Er sollte Magister Baumann fragen, ob sie über Weihnachten schon etwas vor hatte? Höchst seltsame Geschichte. Henry kannte sie doch gar nicht. Nur George Ollivander hatte ihm etwas von ihr erzählt! War es etwa so, dass George sie gerne wiedersehen wollte?

Harry kletterte unter das Bett, holte seinen Koffer hervor und kramte darin nach Pergament und Feder. Er wollte unbedingt verhindern, dass er dieses Mal wieder eine Antwort vergaß. Hastig schrieb er ein paar Zeilen auf je ein Pergament für Henry und für Sirius. Er sagte sein Kommen zu, und versprach auch, Magister Baumann die Einladung zu überbringen. Er beglückwünschte Sirius, dass sich seine Angelegenheiten zum Besseren wendeten.

Hedwig schien etwas geahnt zu haben. Jedenfalls wartete sie schon ungeduldig auf einer der unteren Stangen und streckte Harry ein Bein hin, bevor dieser etwas sagen konnte. Da Harry ein äußerst schreibfauler Mensch war, hatte Hedwig kaum etwas zu tun und ihr Eulenleben verließ in Langeweile und Eintönigkeit. Manchmal drängte sie sich vor die Schuleulen, um einmal einen Auftrag zu erhalten, aber da die Schuleulen auch gerne ausflogen, um Briefe zu besorgen, begannen sie nach Hedwig zu hacken. Sie hatte schon einige Federn bei den Kämpfen um einen Brief gelassen.

Als Harry den Brief festgebunden hatte, erhob sie sich, stieß einen langgezogenen Schrei aus und entschwand durch das kleine gewölbte Fenster. Harry ging wieder die Treppe hinunter. Er war erleichtert, Henry und Sirius geantwortet zu haben. So schwer war es doch nicht gewesen und Harry ärgerte sich, es nicht schon früher getan zu haben. Er freute sich unbändig auf die Ferien und darauf, sie im Kreise einer, wie er inzwischen fühlte, wirklichen Familie zu verbringen.

Vielleicht war Georges Idee, Magister Baumann einzuladen, gar nicht so schlecht. Harry mochte sie, nicht nur, weil sie eine außergewöhnlich gut aussehende Frau war, sondern weil sie Sinn für jugendliche Späße hatte. Er mochte den Schalk, der aus ihren Augen geblitzt hatte, als sie vor dem Halloween-Fest über die Skelett-Verkleidung gesprochen hatten. Und wenn er lange genug darüber nachdachte, kam er auch auf den Gedanken, dass sie vielleicht zu Sirius passen würde.

Auf der anderen Seite würde er sich niemals verkuppeln lassen. Mit Grauen dachte er an den Ball, im letzten Jahr, wo jeder Junge ein Mädchen ansprechen musste. Es war ihm heute unendlich peinlich, wie er Parvati hatte stehen lassen, als sie dafür, dass sie ihn auf das Fest begleitete, auch einforderte, dass er ihr Gesellschaft leistete.

In Gedanken versunken stieg er die Treppe zum Gryffindor-Turm hinauf. Als er in den Flur einbog, an dessen Ende sich das Portrait der fetten Dame befand, stutzte er. Draco stand am Ende des Flures an die Wand gelehnt und wartete. Als er Harry erblickte, grinste er schwach und stieß sich von der Wand ab.

„Du bist wieder da?", fragte Harry. „Wie geht es deiner Mutter?"

„Danke der Nachfrage.", antwortete Draco. „Im Moment geht es ihr wieder besser. Wie war es in der Kammer des Schreckens?"

„Fehlanzeige.", sagte Harry und hob die Schultern. „In der Kammer selber haben wir nichts gefunden. Dann sind wir den Gang in die andere Richtung gegangen, aber dort sind wir auf ein Verirrspiel gestoßen. Wir haben uns nicht weiter getraut."

„Tja, dann war es auch nicht schlimm, dass ich dabei war, oder?"

Harry schüttelte den Kopf. Sie sahen sich an und schwiegen. Dann begann Draco zu sprechen.

„Ich habe etwas über den Erben von Slytherin herausgefunden.", sagte er langsam. Harry merkte auf.

„Erzähl!", sagte er. „Was hast du herausgefunden?"

„Das ist nicht so einfach", sagte Draco. „Lass uns hinausgehen. Ich möchte nicht, dass jeder das mitbekommt, was ich dir sage."

„Gut. Ich hole mir eine Jacke.", sagte Harry und verschwand für einen Augenblick im Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Er kam mit Jacke und Stiefeln bekleidet wieder heraus und folgte Draco die Treppe hinunter und durch die große Halle. Draco ging schnell, er machte einen nervösen Eindruck. Vor der Tür zog Harry ihn am Ärmel.

„Mach doch nicht so schnell!", sagte er. „Ich komme kaum mit. Was ist denn jetzt mit dem Erben?"

Am Fuß der Treppe blieb Draco stehen. Ernst sah er Harry ins Gesicht.

„Ich weiß jetzt, wer der Erbe ist.", sagte er. „Ich weiß jetzt auch, warum meine Mutter krank ist. Das Schlimme ist, dass ich nicht weiß, wie ich ihr helfen soll."

„Wer ist den jetzt der Erbe?", fragte Harry ungeduldig. „Mann, mach es nicht so spannend!"

„Ich.", sagte Draco so leise, dass Harry es kaum verstand.