Disclaimer: Legolas und seine Mutter gehören immer noch Tolkien, die Lyrics sind von Staind

Summary (Ch 1): Legolas will eine alte Schuld mit seiner Mutter begleichen, um sie töten zu können. Allerdings gerät er dabei in die Gefangenschaft von Tirinas.

A/N: Jelly (yay Staind!), Leahna (dein Weihnachtsgeschenk...) und Elrowen (du bist geschockt? yay me!): viel, viel Danke fürs Reviewen – ich war mir anfangs nicht ganz so sicher, ob ich nicht die einzige mit sadistischen Legolas-quäl-Anwandlungen bin...

Warnings: Gewalt

Die letzte Jagd - II

So now the waves they have subsided

And my soul is bleeding I can't take away

the shame I feel. Forgive me.
                                                          Staind: Change (Break the Cycle)

Legolas hörte damit auf, die Schläge zu zählen, als er bei zwanzig stecken blieb. Der Fürst war ohnehin bereits ein kräftiger Elb, doch wenn er seine ganze Kraft aufwendete um die Peitsche brutal auf den Rücken seines Gefangenen schlagen zu lassen, gab dies auf die Dauer ein fürchterliches Resultat.

Ergeben nahm er sein Schicksal hin, ohne auch nur ein einziges Mal aufzuschreien; diese Genugtuung wollte er Tirinas nicht gönnen. Obwohl er ihm den Rücken zuwandte, konnte er dessen wutverzerrtes Gesicht vor sich sehen. Sein Blick fiel auf die vermummte Gestalt, die den Fürsten in den Hof begleitet hatte. Sie kam ihm irgendwie bekannt vor, er konnte sich nur nicht entsinnen, woher.

Plötzlich stoppten die Schläge und Legolas hörte, wie der Eldar hinter ihm leise etwas in Elbisch zu seinem Begleiter sagte. Dieser nickte und bewegte sich auf ihn zu. Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen, als er die Bewegungen der Gestalt genauer beobachtete: seine Mutter hatte sich schwer verschleiert hierher begeben. Unschwer erkannte er, dass sie die Auspeitschung sehr genoss. Mit einem gurrenden Lachen nahm sie den Riemen an sich. Der Fürst trat zurück, und die Folter begann von neuem.

Diesmal waren die Schläge nicht so kräftig, dafür um einiges schneidender. Die grausame Handschrift seiner Mutter.

Nach Stunden, wie ihm schien, versank Legolas dankbar in der Schwärze, die ihn umgab, nur manchmal, wenn ein Hieb zu stark kam, zuckte er unmerklich zusammen. Sein Rücken brannte wie Feuer, sein Innerstes wollte nur noch laut aufschreien, doch sein Stolz ließ es nicht zu. Kein Laut, kein auch noch so leises Geräusch, entkam seinen zusammengepressten Lippen. Er spürte, wie sich die Peitschenschnur über seine Haut zog, sie zerfetzte, und den entsetzten Blick der Mitgefangenen, die ihn umstanden. Das seidige Haar war vom Blut verklebt und seine Haltung hatte die überhebliche Anspannung verloren.

Als der Fürst sich vor ihn stellte um ihm sein Angebot zu wiederholen, sah er erst nur einen verschwommenen Umriss, der sich mit dem Schmerz hin- und herbewegte. "Legolas, bitte mich, und deine Qual hat ein Ende."

Der blonde Elb leckte seine Lippen, die er sich blutig aufgebissen hatte. Selbst diese geringe Bewegung schien zu schmerzen. "Nein", keuchte er heiser. "Das werde ich bestimmt nicht tun."

Das Klatschen der Peitsche begann von neuem.

-

Ilithan verschloss die Augen vor dem grausamen Schauspiel, das sich ihm zeigte. Woher hatten der Fürst und diese unbekannte Gestalt nur solche Bosheit, dass sie dieses unschuldige Geschöpf derartig misshandeln konnten? Bereits die erste Spur des Riemens auf der glatten Haut des Elben hatte ihn entsetzt, doch wenn er nun auf den aufgerissenen Rücken sah, die verkrampften Gesichtszüge des Eldar, so musste er die Augen abwenden, wenn er nicht auf den Fürsten losgehen wollte.

-

Dass der Prinz keinen Laut von sich gab, machte die Sache auch nicht einfacher für ihn, im Gegenteil. Mit jedem Zurückhalten eines Schreis wurde Tirinas nur noch wütender.

Was bildete sich der Prinz Düsterwalds nur ein, sich ihm, einem hohen Elbenfürsten gegenüber auf eine derartig abwertende Weise zu verhalten? Nun gut, zugegebenermaßen wäre er selbst auch nicht unbedingt erfreut, wenn er in einen kalten Kerker gesperrt werden würde, doch dies war noch lange keine Entschuldigung für die verletzenden Anspielungen, die der blonde Elb gemacht hatte.

Wütend holte er erneut mit der Peitsche aus und eine heftige Befriedigung wallte in ihm auf, als Legolas unmerklich die Zähne ob dem grausamen Schlag zusammenbiss. Weniger glücklich war er, als er nach einer Weile bemerkte, dass er den Elben bewusstlos geschlagen hatte.

Verlegen dass ihm das entgangen war, drehte er sich brüsk um. "Ihr könnt gehen. Bringt den Gefangenen in seine Zelle zurück."

Tirinas stand mit dem Rücken zur Tür am Fenster, als Legolas in den Raum geführt wurde. "Weißt du", begann er, "ich wollte das, was vor einigen Tagen passiert ist genauso wenig, wie du, mein Prinz."

Legolas schnaubte verächtlich. "Es war deine Entscheidung, Tirinas."

"Ich mag es nicht, wenn ich gereizt werde, und das weißt du ganz genau. Trotzdem hast du dir eingebildet, mich herausfordern zu müssen. Ich habe keine Angst vor dir, im Gegenteil. Ich sehe die Furcht in deinen Augen."

"Natürlich. Das ist auch der Grund dafür, dass du mich fesselst wie einen Schwerverbrecher und Todfeind." Er rasselte mit den Ketten, die in seine Handgelenke und Fußknöcheln einschnitten.

"Du weißt ganz genau, was ich meine."

"Tut mir leid, ich kann dir nicht folgen, Tirinas." Seine Stimme drückte kein übermäßiges Bedauern aus.

Der Fürst drehte sich um und blickte den blonden Elben an. Sein Haar war noch immer von Blut verklebt und seine Haltung verriet bei genauem Hinsehen, dass er starke Schmerzen verbarg. "Du willst mir noch immer nicht verraten, was du über die Ringe erfahren hast?", wechselte er abrupt das Thema.

Der Elb beschloss darauf keine Antwort zu geben.

"Ich bin mir absolut sicher, dass du einiges darüber weißt." Mit einigen schnellen Schritten stand Tirinas vor dem Prinzen.

Legolas keuchte vor Schmerz, als der Fürst ihm brutal an der Schulter fasste und ihn mit dem geschundenen Rücken gegen eine Säule stieß.

"Es ist mein vollster Ernst. Ich will wissen, wo die Ringe sind. Sofort. Hast du mich verstanden?"

Keine Reaktion.

" Wo. Sind. Die. Ringe.?" Tirinas trat noch näher, sodass er die Muskelbewegungen des blonden Elben beinahe spüren konnte.

"Du weißt, dass ich dir das nicht sagen werde." Legolas reckte widerspenstig sein Kinn vor und sah den Fürsten herausfordernd an. Schließlich konnte dieser ihn nicht noch mehr verletzen, als er es ohnehin schon getan hatte. Dachte er.

-

Valar, war dieser Elb erregend! Wie er so dastand, seine Augen finster auf ihn gerichtet und sein blutiges Haar, das ihm ins Gesicht fiel. Ein starkes Verlangen überkam ihn, dessen Strähnen aus der Stirn zu streichen, doch es war ihm bewusst, dass Legolas ihn nur zurückgestoßen hätte. Eine solche Demütigung wollte er nicht noch einmal hinnehmen.

Amüsiert betrachtete er den blonden Elben, der unauffällig wegschlüpfen wollte. Wie fließend seine Bewegungen waren! Das Bild eines schwarzen Panthers überlagerte sich mit dem Legolas', eines Raubtiers, das gegen seinen Willen eingesperrt noch immer voller Stolz gegen seinen Peiniger kämpfte. Gegen ihn kämpfte.

Tirinas zog ein Messer mit breiter Klinge aus seiner Tasche und legte es Legolas an die Kehle. Dann begann er langsam die Fesseln an den Fußknöcheln des blonden Elben zu öffnen, ohne den Prinzen dabei aus den Augen zu lassen.

-

Legolas keuchte, als der Fürst den Körper gegen seinen presste. Mit aller Kraft versuchte er sich frei zu bekommen, doch das Messer hinderten ihn daran. "Lass das!"

"Du bekommst Angst vor mir, Gyrythos?" Dies war weniger eine Frage denn eine Feststellung. "Es wurde auch Zeit."

Als Legolas ihm sein Knie zwischen die Beine stieß, krümmte er sich und fluchte ausgiebig.

Diesen Moment nutzte der blonde Elb, um sich aus dem festen Griff zu winden. Halb rasend vor Schmerz hielt Tirinas den Elben am Gewand zurück und presste ihm wieder das Messer gegen den Hals. Dabei riss der schäbige Kittel, welchen die Gefangenen des Fürsten trugen, und die Sicht auf die grausamen Wunden der Peitsche wurde frei. Sie waren bereits am Vernarben, vorangetrieben durch die Heilungsfähigkeiten des Elben, doch Tirinas riss sie mit einer brutalen Bewegung wieder auf. Das rote Blut, das langsam heraussickerte, weckte das Verlangen in ihm nur noch stärker.

Für einen Augenblick wurde er unachtsam. Mit voller Wucht zurückgestoßen landete er mitten in einem Glastisch, der aufgrund der Wucht klirrend zerbrach. Hilflos musste er zusehen, wie Legolas durch den Raum jagte und aus dem Fenster sprang. Kurz danach kam ein dumpfer Aufprall und der erschrockene Ruf von einem der Wachen.

Obwohl der Elb verletzt und geschwächt kaum eine Chance gegen die Torhüter haben würde bestand für Tirinas kein Zweifel, dass Gyrythos den Weg in die Freiheit gefunden hatte.

Resigniert ließ er sich auf den nächstgelegenen Sessel sinken und rief einen Diener, der die Scherben zusammenkehren sollte.

Die nächsten Tage lagen hinter einem tiefen Schleier, denn der Schmerz der entzündeten Wunde riss Legolas immer wider in eine tiefe Bewusstlosigkeit. Der einzige Gedanke, der ihn aufrecht erhielt, war der von einer guten Handspanne Stahl zwischen den Rippen des Fürsten.

Als die Abstände zwischen den Fieberanfällen immer länger wurden, wusste der Elb, dass er es schließlich überstanden hatte. In der Nacht vor dem ereignisreichen folgenden Tag saß er noch lange auf einer Hügelkuppe und blickte zu den Lichtern der Burg unter ihm hinab.

Eigentlich hatte er geplant noch zu warten, bis er seinen Körper wieder vollständig unter Kontrolle hatte, doch in den frühen Morgenstunden wurde er von einem kleinen Wachtrupp der Soldaten Tirinas überrascht und es würde nicht lange dauern, bis der Fürst sich über das lange Ausbleiben der Krieger wundern würde und schließlich die Leichen entdeckte. Zum Ausrechnen, wer der Mörder dieser Männer war würde es nicht viel Kombinationsgabe brauchen, und als Legolas die einsame vermummte Gestalt der Elbenkönigin auf das Tor der Burg zureiten sah, verließ er zielstrebig den Schutz des Hügels. Eine solche Gelegenheit, Tirinas und seine Mutter zu vernichten würde sich lange nicht mehr ergeben.

Die Herrin Düsterwalds würde den heutigen Sonnenuntergang nicht mehr erleben, denn Legolas war der Meinung, dass die Peitschenhiebe seine Schuld mehr als nur abbezahlt hatten. Und was das Wissen um seine Identität anbelangte, mit der sie ihn immer zu erpressen versucht hatte... Tote Eldar reden nicht mehr.

Die Wächter der Burg bemerkten das Feuer erst gar nicht, und als sie mit vollen Eimern überschwappenden Wassers angerannt kamen, hatten die Flammen bereits auf den Wohnbereich übergegriffen. Der Fürst würde nicht sehr erbaut sein.

Mit jeder verfügbaren Hilfe versuchten sie, den Brand zu stoppen und so bemerkten sie in der Hektik nicht, dass der Gefängnishüter mit dem großen Schlüsselbund fehlte. Sie übersahen auch die schattenhafte Figur, die sich mit weichen Bewegungen in den Kerker schlich und kurze Zeit später mit einer großen Gruppe zerlumpter Gestalten von den flackernden Schatten verschluckt wurde.

Wachsam schlich sich Legolas durch die Gänge. Alles war wie ausgestorben, denn jegliche Bedienstete hatten sich aufgemacht, um das Feuer zu löschen oder sich anderweitig zu beschäftigen, wenn ohnehin keiner ihre Arbeit kontrollierte.

Der Brandgeruch wurde immer schwächer und in einem luxuriös ausgestatteten Teil des Wohnkomplexes hörte er endlich die Stimmen, nach denen er gesucht hatte. Der Elb packte das Schwert des Gefängnishüters fester, der Mann würde ohnehin keinen Bedarf mehr nach seiner Waffe haben.

Endlich kam er in einen weiten Raum, beinahe schon ein Saal, in dem ein offenes Kaminfeuer brannte. Dieses Zimmer hatte sich nicht sehr verändert, seit Legolas vor über einem Jahrtausend das letzte Mal hier gewesen war. Wie vor all den Jahren saß der Fürst mit seiner Mutter an der langen Tafel und führte mit ihr ein gedämpftes Gespräch.

Leise schlich sich der blonde Elb näher heran um etwas verstehen zu können und schlüpfte unauffällig hinter einen schweren Samtvorhang.

"...noch überraschend kräftig", sagte Tirinas soeben.

Ein perlendes Lachen seiner Mutter ertönte. "Er war schon immer recht zäh, falls Ihr das meint."

"Oh nein, im Gegenteil, ich dachte eher daran, wie sehr er seinen Körper beherrscht. Das dürfte einer seiner Schwachpunkte sein; dass er sich überschätzt und zu früh mit dem Messer auf mich losgeht."

Ein amüsierter Ausdruck huschte über das Gesicht der Elbin: "Du hast es wieder versucht?"

"Nun, wenn du so direkt fragst... Er ist verdammt anziehend dein Sohn, meine Lady, und ich hätte meine Zeit mit ihm hinter verschlossenen Türen etwas anders verbracht. Die Narben sehen schrecklich aus, doch sie passen zu seinem Charakter."

Die Elbin sah ihn kurz an. „Ich konnte Eure Vorlieben nie ganz nachvollziehen, Tirnians, doch ich schätze Ihr habt recht. Ich frage mich nur, woher er das hat. Von seinen Vater gewiss nicht."

Der Fürst schwieg und schien seinen Erinnerungen nachzuhängen.

„Es riecht hier nach Feuer, meint Ihr nicht auch?"

Er hob den Kopf. „Es wird am  offenen Kamin liegen, Herrin. Ein Scheit von schlecht getrocknetem Holz und der ganze Raum stinkt."

„Nun gut, wenn Ihr das sagt... Weshalb wolltet Ihr mich eigentlich sprechen?"

„Euer Sohn ist vor einigen Tagen entkommen und ich wollte Euch lediglich mitteilen, dass er sich schwer verwundet in den Wald zurückgezogen hat. Im Falle seines Todes will ich mein Fürstentum nicht in eine Streiterei mit dem Königreich Düsterwald hineinziehen.

„Streiterei, Tirinas?"

„Wer weiß wie König Thranduil reagiert, wenn er vom Tod seines Sohnes durch meine Hand erfährt."

„Deswegen müsst Ihr Euch keine Sorgen machen. Ich habe ihn fest im Griff."

„Dann ist ja gut, meine Lady. Noch Wein?"

„Gerne, es ist ein ausgezeichneter Jahrgang... Was gedenkt Ihr mit Prinz Legolas anzustellen, wenn Ihr ihn findet?"

„Ich habe eine nette Zelle neben meinem Schlafgemach, mit allem ausgestattet, was eine schöne Zelle haben muss." Ein grausames Lächeln.

Legolas schauderte innerlich, er konnte sich vorstellen, was dies bedeutete.

„Ich kann schließlich nicht riskieren, dass er seinen Mitgefangenen und Wächtern zu viel über mich erzählt. Es wäre nicht sonderlich vorteilhaft für mich wenn die mächtigen Elbenlords Gerüchte darüber hörten, dass Fürst Tirinas nicht nur gewisse Vorlieben hat, sondern auch ungesetzlich Gefangene in seinem Kerker hält. Häftlinge, die ihm im Weg waren. Wusstet Ihr, dass der Sohn dieses Fürsten - soweit ich weiß heißt der Junge Ilithan - sich einige Stockwerke weiter unter Euch hinter Schloss und Riegel befindet? Er gilt seit über einem halben Jahrtausend als vermisst, denn er hat mich eines Nachts in einer etwas unvorteilhaften Lage überrascht."

„Dies wird nicht der einzige Grund  dafür sein, dass ihr den Prinzen Düsterwalds neben Eurem Schlafgemach wollt."

„Zugegebenermaßen nicht, allerdings müsst Ihr ja nicht unbedingt darauf herumreiten, Lady."

„Wollt Ihr nach dem Prinzen suchen lasen?"

„Ich glaube kaum das dies nötig ist." Eine kurze Pause, dann rief er laut in den weiten Raum hinein: „Was sagst du dazu, Legolas?"

Gyrythos trat mit gezücktem Schwert hinter dem Samtvorhang hervor. "Wenn du bereit bist, so lasst uns beginnen. Es wird mir eine Freude sein, dir bei fairem Kampf die Gedärme herauszuschneiden, Tirinas."

"Du bist tatsächlich der Meinung, dass du es bereits mit mir aufnehmen kannst? Du siehst noch ziemlich geschwächt aus; mit entzündeten Wunden ist nicht zu spaßen."

Der Prinz gab keine Antwort. Mit einer geschickten Bewegung fing er das lange, silberne Messer auf, das der Fürst aus seinem Umhang gezogen hatte. Das unhandliche Schwert des Gefängniswächter legte er zur Seite. Was für ein gutes Gefühl, wieder die vertrauten Verzierungen des Griffs unter den Fingern zu spüren, das bekannte Gewicht, das in seiner Hand lag. Sein Messer, das Tirinas ihm am Tag seiner Ankunft abgenommen hatte.

Der Fürst lächelte grimmig. Mit einer raschen Bewegung streifte er sein flatterndes Übergewand ab, das ihn nur bei raschen Bewegungen gestört hätte. Der blonde Elb war doch wirklich zu überheblich! Glaubte er ernsthaft, mit den Wunden und seinen fiebrigen Bewegungen ein Duell mit einem ausgebildeten Krieger führen zu können? Auch wenn er als Gyrythos gewiss einiges an Fertigkeit haben musste, so zählte Tirinas zur führenden Spitze der Elbenkrieger.

Mit einem lauten Ruf begann das Duell. Beide der Eldar wussten, das es nur mit dem Tod von einem der Beiden enden würde, doch es liefen ihnen jeweils andere Gedanken durch den Hinterkopf.

Die Herrin Düsterwalds war erst nur überrascht daneben gesessen; woher mochte der Fürst nur gewusst haben, dass Legolas im Raum war? Sie hätte sich nie gedacht, dass sich die Elben so eiskalt aufeinander stürzen würden. Doch auch wenn es der Prinz nie zugegeben hätte, zeigten seine Augen unstillbaren Hass und im Blick Tirinas' lag ein verzweifeltes Verlangen. Sie betrachtete die angespannten Streiche und Finten der beiden genau, und sogar sie, die nichts von Nahkampf verstand, sah die Meister hinter den Hieben.

Der Fürst hatte, so unwahrscheinlich dies auch klang, in ihrem Sohn einen Ebenbürtigen gefunden. Sein Angriffsstil galt weithin als unnachahmbar: so rücksichtslos brutal und kraftvoll seine Hiebe auch waren, so fanden sie für gewöhnlich ihr Ziel, denn der Fürst hielt nichts davon, einfach ins Blaue hinein loszuschlagen.

Doch Legolas konnte gut damit umgehen. Er war um einiges wendiger als der Fürst und seine präzisen Angriffe waren kurz und verwirrend subtil. Schier unermüdlich umtänzelte er seinen Gegner, wich den kraftaufwendigen Stößen aus. Doch obwohl er den Fürsten einige Male verwundete, waren die Verletzungen äußerst schwach und nicht erwähnenswert. Er selber wusste, wenn er in die Waffe Tirinas' lief, würde er diesen Fehler mit dem Leben bezahlen.

Der Elbenfürst beobachtete seinen Gegner genau um eventuelle Schwachstellen herauszufinden. Irgendeine war immer vorhanden, doch der Stil des blonden Elben irritierte ihn gewaltig bei seiner Analyse. Weshalb konnte er nicht einfach ruhig stehen bleiben? Immer lief er um ihn herum, duckte sich unter der Klinge und einige Male war er sogar mit einem weichen Satz über ihn hinweggesprungen um von hinten erneut anzugreifen. Nun, mit der Zeit würde er bestimmt ermüden, und das Fieber würde diesen Vorgang noch beschleunigen.

Tirinas war sehr zufrieden, als er bemerkte, wie Legolas schmerzhaft das Gesicht verzerrte, als er mit dem Rücken an die Wand gestoßen war.

Keiner der drei realisierte, dass die hohen Heuhaufen unter den Fenstern des Saales lichterloh brannten und das Feuer knisternd auf das trockene Holz übergriff. Sie waren zu sehr mit dem Kampf beschäftigt, der über ihr Leben bestimmen würde. Denn fiele Tirinas, so hatte die Herrin Düsterwalds keine Chance, der Klinge Gyrythos zu entkommen. Mit einem triumphierenden Brüllen schlug der Fürst die Klinge aus der Hand seines Gegners.

Darauf, dass Legolas ihm die Füße vor die Brust schmetterte, war er allerdings nicht vorbereitet. Aus dem Kampf mit Waffen wurde eine banale Schlägerei, die beiden Eldar rollten über den Boden. Tirinas konnte einige Male seine gewaltige Faust gegen die Rippen seines Feindes schlagen, und der blonde Elb brachte ihm katzengleich einige wohlkoordinierte Wunden bei.

Doch obwohl Gyrythos in dieser Art von Kampf eindeutig im Vorteil lag, war es das Schlimmste, was Legolas passieren hatte können. Denn so hatte er Schwierigkeiten, seinen Rücken vor dem Fürsten zu schützen, was ihm sehr schlecht gelang. Bald waren seine Wunden wieder offen und die Rückseite seines Gewandes blutgetränkt.

Die Waldelbin saß hilflos daneben, denn sie hatte wenig Lust, sich zwischen die beiden Kämpfenden zu stürzen. Vorsichtig nahm sie das blutbeschmierte Messer des Fürsten vom Boden auf, wo er es verloren hatte. Nur widerstrebend näherte sie sich damit ihrem Sohn. Zu gut erinnerte sie sich an jene Nacht nach der Geburt ihres Sohnes, als sie ihren Tod durch dessen Hand vorhergesehen hatte.

Plötzlich realisierte sie lautes Knacken und Prasseln - der Flur stand in Flammen. Sie wühlte in ihrer Erinnerung: wo war nur dieser geheime Gang gewesen, der in den Seitenflügel führte, in dem die Gäste untergebracht wurden?

Die kämpfenden Eldar hatten mittlerweile das Fenster erreicht. Verzweifelt sprang Legolas auf das breite Fensterbrett. Die Flammen von unten erhellten sein vom Wind bewegtes Haar, und sein Profil zeichnete sich scharf vom gewitterschwarzen Himmel ab. Der Fürst hatte kein Glas einsetzen lassen, denn die Winter waren hier sehr milde und in den kalten Jahreszeiten verirrte sich ohnehin niemand in diesen Saal.

Grausam griff Tirinas nach den Knöcheln des Elben und mit einem heftigen Ruck zog er sie zu sich. Gyrythos schwankte heftig, suchte nach einem Halt und in seinen Augen stand deutliche Furcht. Plötzlich rutschte sein Fuß auf dem glatten Marmor und er verschwand vom Fenster.

Der Fürst beugte sich sofort vor, denn er wollte noch einen letzten Blick auf den blonden Elben haben. Zu schade, dass er ihn töten musste; erschaudernd dachte er an den perfekten Körper, die wilden Augen, die geschmeidigen Bewegungen. Er sah die Finger, die sich an der Kante des äußeren Sims festklammerten erst, als er sie versehentlich streifte. War der Prinz noch gar nicht gefallen? Vorsichtig kletterte er auf die Fensterbank, den Blick auf die Finger gerichtet.

Im nächsten Augenblick raste er dem Feuer unter sich entgegen, die harten Augen Gyrythos als letzte Wahrnehmung.

Die Lady der Eldar staunte nicht schlecht, als ihr Sohn lautlos vom Fensterbrett sprang und sein silbernes Elbenmesser vom Boden aufnahm. Langsam kam er aus sie zu, was hinter seinem unbewegten Gesicht vorging konnte sie nicht sagen.

"Ich werde dich jetzt töten", erklärte er ruhig. "Einen Schrei für jede Narbe, die du mir zugefügt hast."

"Prinz, du vergisst, dass du noch immer in meiner Schuld stehst."

"Nein, Mutter, das tue ich nicht. Sie ist abbezahlt, mit meinem eigenen Blut. Dein Griff zur Peitsche war sicherlich befriedigend aber äußerst unbedacht."

Die Elbenkönigin starrte ihn verzweifelt an, als er einen entschlossenen Schritt auf sie zu machte. Nun war er ihr aus der Hand entwischt und sie hatte keine Kontrolle mehr über seine Handlungen. Dieser verdammte Tirinas!

"Legolas, mein Sohn, ich bin deine Mutter, willst du wirklich mein Leben nehmen?"

"So bereitwillig, wie du das Meine nehmen würdest."

In ihren Augen flackerte es plötzlich, als sie erkannte, dass ihr Schicksal besiegelt war. "Verdammt sollst du sein, mit dem Leben deiner Mutter!" Mit einem irren Lachen stürzte sich die Eldar in die Flammen, die mittlerweile die Türschwelle überschritten hatten.

Legolas drehte sich um, noch bevor ihre Schreie verstummt waren, und eilte durch eine geheime Passage in den Gästeflügel.

Vor einer unscheinbaren Tür blieb er stehen. Langsam öffnete er sie, während ihm viele unangenehme Erinnerungen durch den Kopf gingen. Doch sie waren jetzt Vergangenheit und nie wieder würde hier ein kleiner Junge auf Schritte lauschen, die vor dem Raum halt machten.

Entsetzt hielt er inne. Ein kleiner, blonder Elb war auf dem Bett eingerollt, sein seidenes, langes Haar glänzte im Mondlicht. Sein abgewandtes Gesicht war hinter einem Teddybären versteckt, einem Tier mit angesegnetem Fell. Ohne ihm in die Augen blicken zu müssen, war Legolas klar, dass diese ihn gequält anstarren würden.

Vorsichtig, um den Jungen nicht noch mehr zu erschrecken ging der Elb auf das Bett zu und fasste die kleine Gestalt an der Schulter. "Du brauchst keine Angst zu haben, es ist vorbei, Kleiner."

Ein unsicherer Blick aus klaren, blauen Augen.

Legolas schrak leicht zurück. Tausende von Eindrücken überwältigten ihn, Bilder von einem kleinen Jungen, der vor mehr als einem Jahrtausend auf exakt dieselben Worte gewartet hatten, während er nichts anderes als das Stöhnen des Fürsten im Ohr hatte.

Obwohl er wusste, dass es nicht unbedingt die beste Idee war, den kleinen Elben zu berühren hob er ihn sanft auf. Es würde nicht mehr lange dauern, und das Feuer würde auch dieses Zimmer erreichen. Die Gestalt in seinen Armen versteifte sich zwar, doch dies war nur verständlich. Der Eldar eilte durch die schier endlosen Gänge und Treppen, bis er endlich an der frischen Luft stand. Die angespannte Atmosphäre verriet nur zu deutlich den nahen Ausbruch des Gewitters.

Vorsichtig setze Legolas den blonden Jungen ab. "Wo ist deine Mutter?"

"Sie ist gegangen", kam die zögernde Antwort.

"Und wo hast du denn bis jetzt gelebt, Kleiner?"

"Fürst Tirinas"

Der Prinz keuchte entsetzt. "Valar! All die Jahre?"

Der kleine Elb sagte nichts daraufhin, er betrachtete interessiert das Messer am Gürtel des Älteren. "Er hat mir gesagt, dass es Gyrythos gehört." Eine kurze Pause. "Du bist Gyrythos, nicht wahr?"

Legolas starrte ihn an.

"Bitte lüge mich nicht an."

Er würgte etwas Undefinierbares hervor und schloss die Augen. Weshalb musste der Junge seine wahre Identität herausfinden? Warum nur? Es war unmöglich, ein solches Wissen für die Lebenszeit eines Unsterblichen zu bewahren, das wusste der Prinz. Schaudernd ließ er seinen Blick über den weichen Hals des jungen Elben streifen, und das Wissen, dass er bald sein Messer daran anlegen würde schmerzte ihn.

Der blonde Eldar kniete vor ihm nieder und senkte seinen Kopf. "Ich weiß, was mich erwartet, und ich bin froh, dass es nicht durch Fürst Tirinas geschieht."

Der Prinz legte die Klinge an, und plötzlich sah er ein Paar dunkle Augen vor sich. "Weshalb hast du das getan? Ich wollte dich töten!" "Weil ich dich liebe, Gyrythos."

Mit einem Scheppern viel die Klinge zu Boden. Der Junge blickte überrascht auf, als er das Geräusch hörte. Mit blassem Gesicht und gequälten Augen stand der blonde Elb vor ihm.

"Steh auf, Kleiner. Wir gehen."

Verwirrt richtete sich der Junge auf. Sein Blick fiel auf die sagenumwobene Klinge Gyrythos. Sie lag auf dem Boden, doch der Prinz machte keine Anstalten sie aufzuheben.

Legolas war dem Augen des kleinen Elben gefolgt. "Mach dir keine Sorgen."

"Aber..."

"Gyrythos ist in dieser rauchenden Ruine geblieben." Er deutete auf die brennenden Überreste der Burg. "Er hat sein Messer zu oft gezogen."

("Weil ich dich liebe, Gyrythos.")

Legolas runzelte die Stirn. "Natürlich heißt das nicht, dass es ein Fehler war, das Leben gewisser Fürsten ein wenig zu verkürzen."

Es war ihm noch nicht ganz klar, wie er seinem Vater den Tod der Herrin Düsterwalds beibringen würde und wie er ihm erklären sollte, dass er einen kleinen, wildfremden Jungen ohne Eltern aufnehmen wollte.

Der Elb fasste den Prinzen am Arm. "Wohin gehst du jetzt?"

Ein kleines Lächeln, dann hob er den Jungen auf. "Wir gehen nach Hause, Kleiner."

***

Irgendwo, weit hinten im Wald, legte sich eine mächtige schwarze Katze müde zu Boden. Ein Schaudern durchlief ihren Körper, als sie tödlich verwundet ihre Augen schloss.

-fin-