Date: December, 7th

Author: Maxine

Category: Short Story

Characters: Helga Hufflepuff

Dedicated to: Ensis (deren Helga ich mir ausgeliehen hab *wuschel*. Dafür mache ich ein bisschen Werbung: Lest Ensis' „Unentschuldbar". Hier auf ff.net!)

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Stille Nacht

Es war Weihnachten. Sie stand am Fenster und blickte mit leeren Augen hinaus ins Schneegestöber. Der Wind rüttelte an den Fensterläden. Ein Feuer brannte im Kamin, doch es vermochte nicht die Kälte aus ihrem Innersten zu vertreiben.

Zwei Monate war es her, seit er gegangen war. Ohne ein Wort des Abschieds. Sie versuchte sich ihre Gefühle in Erinnerung zu rufen. Zuerst war es Wut gewesen, ein paar Wochen später Trauer und jetzt nur noch eine endlose Leere. Wie sollte es in Zukunft weiter gehen? Sie wusste keine Antwort auf diese Frage.

Rowena und Godric waren froh, dass er endlich fort war. Zu viele böse Worte waren gefallen. Worte, die nicht mehr zurückgenommen werden konnten. Es war zu spät. Die Erkenntnis war bitter.

Sie hatte am Fenster gestanden, so wie jetzt, als er gegangen war. Sein Gesicht war wutverzerrt gewesen. Er hatte gewusst, dass sie ihn beobachtete. Hatte noch einmal zu ihr hochgeblickt, so wie er es immer tat, wenn er für ein paar Tage fort musste. Sie erinnerte sich an seine funkelnden, schwarzen Augen und seine schmalen Lippen. Dann hatte er den Blick abgewandt, war in die Kutsche gestiegen, um für immer aus ihrem Leben zu verschwinden. Kein Lächeln, kein Gruß.

Das leise Geräusch der ans Fenster klatschenden Schneeflocken riss sie aus ihren Gedanken. Sie fröstelte. Die Ländereien und der See waren hinter einer Mauer aus Schnee verschwunden, dafür konnte sie ihr eigenes Gesicht sehen, das sich im Fensterglas spiegelte. Eine junge Frau Anfang dreißig, mit blonden Haaren, die zu einem Knoten geschlungen waren. Graue Augen, die mit einem Hauch von Sehnsucht in die Ferne blickten. Traurige Augen.

Sie waren doch Freunde gewesen. Wie hatte er das nur vergessen können? Fünfzehn lange Jahre hatten sie zusammen gearbeitet, hatten diese Schule aufgebaut und ihren gemeinsamen Traum verwirklicht. Doch dieser Traum hatte für ihn heute scheinbar keine Bedeutung mehr. Ebenso wenig wie ihre Freundschaft. Alles hatte sich geändert.

In der Hand hielt sie einen Brief. Er war heute angekommen und enthielt nur einen einzigen Satz.

Ich hoffe, dass Ihr eines Tages bereit seid, mir zu vergeben, Mylady. – S.S.

Das Blatt Pergament entglitt ihren Händen und flatterte sanft zu Boden. Sie schloss die Augen und träumte von kommender Zeit, während das Feuer im Kamin langsam nieder brannte.