Date: December, 8th
Author: Dreamdancerin
Category: Short Story
Characters: Petunia
Description: Das ist eine Geschichte zu "Geschwisterliebe". Man kann sie aber auch genauso gut als eine einzelne Kurzfic lesen!
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Petunia ließ entnervt den Kochlöffel sinken. Wieso schrie dieses Kind nur immer? Sie knallte den Löffel auf die Anrichte und lief die Treppe hinauf in das Kinderzimmer.
Mit einem kurzen Blick in die Kinderwiege, ihr Sohn schlief tief und fest, ging sie zu der alten Matratze unter dem Fenster und sah ihren Neffen tränenüberströmt dasitzen.
"Harry! Was ist denn schon wieder? Kannst du nicht einmal ruhig sein? Du weckst Dudley!" Petunia nahm ihn in den Arm und sofort verstummte er. Vorsichtig wollte sie ihn zurücklegen, aber Harry schien zu ahnen, was kam und begann wieder zu schreien.
Petunia hob ihn schnell wieder auf ihren Arm. "Schon gut, du kannst mit nach unten kommen!"
In der Küche setzte sie ihn auf den Boden und wandte sich wieder ihren Plätzchen zu.
Harry gluckste glücklich und brubbelte vor sich hin. Petunia sah ihn düster an. Bald war es zwei Monate her, seit ihre Schwester gestorben war und seitdem lebte Harry bei ihr und ihrer Familie. Ein schwerer Schlag, nicht wegen Lily, sondern wegen des neuen "Familienmitglieds". Harry schien nur Aufmerksamkeit zu wollen, dabei bekam er doch alles, wie Essen und Kleidung. Dazu kamen die ganzen Unkosten wie z.B. Arzt. Harry war nämlich dauernd krank und dann musste sie sich auch noch anhören, das er unterernährt aussah, dabei war er einfach nur ein Zwerg.
Petunia seufzte. Wieso hätte Harry nicht zu einem Zauberer oder einer Hexe gehen können? Dann hätte sie ihn nicht auf den Hals.
Plötzlich spürte sie ein Ziehen an ihrem Hosenbein und erkannte Harry, stehend und sich an ihr festhaltend. Er strahlte zu ihr herauf. Anscheinend war er den ganzen Weg durch die Küche zu ihr gelaufen. Das erste Mal. Und früher als Dudley!
"Was willst du denn?", fauchte sie Harry an. "Das ich dich lobe? Vergiss es! Lass mich in Ruhe weiter backen."
Petunia schüttelte ihr Bein und Harry fiel hin. Sofort begann er zu weinen.
"Hör auf zu heulen!", herrschte ihn Petunia an, aber das machte es auch nicht besser.
Sauer nahm sie Harrys Arm und zerrte ihn zum Besenschrank. Eine Decke warf sie noch hinein, bevor sie hinter Harry die Tür abschloss.
"Da bleibst du jetzt drin! Das hast du nun davon!" Das Geschrei wurde noch lauter.
Petunia ließ sich erschöpft an der Wand herunter rutschen. Diese Augen! Sie waren wie die von Lily und wenn Harry sie so ansah, erkannte sie ihre kleine Schwester.
Petunia schüttelte den Kopf. Unsinn, ihre Schwester war für sie seit Jahren tot. Warum sollte sich das wegen ihres Balgs ändern?
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"Schau mal, meiner kleiner Duddy- Schatz. Daddy hat was ganz Tolles für dich!" Vernon rutschte aufgeregt vor seinem Sohn herum und zerrte unter dem Weihnachtsbaum ein Geschenk hervor.
Petunia sah aus der Küche zu ihrer kleinen Familie und lächelte. Alles war so friedlich und gemütlich.
Plötzlich ging die Tür auf und Harry kam hereingetapst.
Er stellte sich mit großen Augen neben Vernon und deutete auf Dudleys neue Eisenbahn und dann auf sich. "Geschenk?"
"Du willst ein Geschenk?", raunze Vernon ihn sofort an. "Hier!"
Harry strahlte, aber als er erkannte, was es war, ließ er traurig die Hände sinken und lief in die Küche.
Petunia ging ihm langsam und innerlich zerrissen hinterher.
Plötzlich nahm sie seinen Arm, legte die leere Pralinenschachtel auf den Tisch und zog aus einer Schublade einen selbstgestrickten Pullover heraus. Er war rot und vorne stand mit goldenem Garn ‚Harry' gestickt.
"Hier, für dich!" sagte sie zu Harry. "Strahl mich gefälligst nicht so an. Glaub nicht, dass ich das gerne gemacht habe! Und jetzt verschwinde!"
Harry rannte vergnügt aus der Tür und Petunia setzte sich auf einen Stuhl.
Sie wusste nicht, warum sie Harry diesen Pullover geschenkt hatte. Sie hatte ihn für Dudley angefangen und er wurde irgendwie automatisch zu klein und somit perfekt für Harry. Sie hätte auch alles wieder auftrennen können, aber hätte sie das wirklich gewollt? Sie war sich nicht sicher.
Und dann dieses Lachen. Es war das gleiche wie von Lily und irgendwie versetzte gerade dieses Lachen sie in Weihnachtsstimmung. Es war ... ja, es war, als ob sie wieder 10 wäre und Lily sich für das Geschenk ihrer großen Schwester bedanken würde.
