Date: December, 9th

Author: Sarah

Category: Short Story

Characters: Sirius, Remus (no Slash!)

Disclaimer: Alle bekannten Charaktere gehören J.K. Rowling, die Kursiven Zeilen zwischen den Erinnerungen sind aus verschiedenen irischen Gedichten zusammengestückelt.

Schuld und Verlust liegen oftmals sehr nahe beieinander und können, wenn man es zulässt, ein Leben lang gefürchtete Begleiter sein.

Für Belle und Thomas: mögt ihr mir meine Schuld vergeben, wo immer ihr auch seid!

Jonathan, Catherine, Duncan und Marisa: Wir waren Kinder, hatten keine Ahnung und spielten trotzdem mit dem Feuer.

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Erinnerungen

It's lonely on the town tonight

Wandering through the street

Sirius Black stapfte in seiner Animagi Gestalt durch die verschneiten Straßen der kleinen Stadt. Er hasste diese Zeit des Jahres. Nein, Sirius, erinnerte er sich, es ist nicht die Jahreszeit, es sind die Erinnerungen.

Die Erinnerungen und die Schmerzen, die sie mit sich brachten. Er konnte die Welle der Erinnerungen, die ihn jedes Jahr zur gleichen Zeit überkamen, nicht stoppen. Es waren fröhliche Erinnerungen, aber sie erinnerten ihn an die Zukunft, die ihnen durch den Verräter und den dunklen Lord genommen wurde.

It's cold and it is snowy out

And there's not been much to eat

Er war hungrig, sehr hungrig. Es war nicht genug Abfall in den Mülltonnen für einen großen Hund, wie er einer war. Aber am meisten zehrten die Erinnerungen an ihm. Sie waren noch genauso scharf und klar wie an dem Tag vor so vielen Jahren, an dem sie sich für immer in sein Gedächtnis gebrannt hatten.

Es war Harrys erstes Weihnachten, er war gerade fünf Monate alt gewesen. Sie waren alle da gewesen, er und Remus, Lily und James und Peter. Sie hatten sich unterhalten und gelacht. Sirius war leicht angetrunken gewesen von Lilys magisch verstärktem Eierpunsch, sehr zur Freude seiner Freunde, die herzlich über seine Witze gelacht hatten.

Jetzt fragte Sirius sich, ob Wurmschwanz schon damals für Voldemort gearbeitet hatte.

But what's most painful

Tonight out here

Is those memories of us

Strong and bright and clear

Sirius wusste, wenn er in diesem Augenblick menschlich gewesen wäre, hätte er geweint. Statt dessen warf er seinen Kopf zurück und machte es den Wölfen gleich, wenn sie den Mond anheulten.

Er vermisste sie das ganze Jahr über. Jedes Mal, wenn er auf den Straßen zwei Jungs begegnete, die ihn an James und sich erinnerten.

James. Sein bester Freund. Der Mensch, dem er ewige Freundschaft geschworen hatte. Der ihn besser gekannt hatte als jeder andere. Der mit ihm Seite an Seite als Auror gekämpft hatte, der genauso wie er selbst für seine Überzeugungen eingetreten war, weil er den Wunsch gehabt hatte, dass seine Kinder in einer besseren, sicheren Welt aufwachsen sollten.

Auf seinen Reisen durch das ganze Land begegnete er auch ab und zu netten Mädchen, die mit dem großen, verwahrlosten Hund, den er darstellte, Mitleid hatten und ihn fütterten und streichelten. Aber bis jetzt hatte er noch keine gefunden, die so war wie sie. Lily.

Nur wenige hatten sich ihrer bezaubernden Art entziehen können, und Sirius hatte nicht dazugehört. Sie war hübsch gewesen, und wenn er jemals eine Frau gehabt hätte, hätte er sich gewünscht, dass sie ein bisschen wie sie gewesen wäre. Lily, Mutter seines Patenkindes und Frau seines besten Freundes. Das schüchterne Mädchen mit den leuchtend smaragdgrünen Augen und den roten Locken, die den Herumtreibern in nichts nachgestanden hatte, die junge Frau, der er vor so vielen Jahren versprechen musste, James gesund von ihren gemeinsamen Einsätzen als Auroren zurück zu bringen.

Lieber sterben, als seine Freunde verraten. Das hatte für James gegolten und für Remus auch. Selbst jetzt fühlte Sirius sich diesem Schwur, den sie während ihrer Schulzeit geleistet hatten, verpflichtet. Gott weiß, hätten sie es von ihm verlangt, er hätte es getan. Hätte er eine Möglichkeit gesehen, alles rückgängig zu machen. Ohne zu überlegen wäre er dazu bereit gewesen.

Er vermisste ihre Parties, die Witze und Streiche, die James und er gemacht hatten, vermisste es, mit ihnen herumzuhängen und über Gott und die Welt zu sprechen. Er vermisste es, mit Harry zu spielen und Zukunftspläne zu schmieden. Spekulationen darüber anzustellen, ob er wohl ein guter Quidditchspieler werden würde, oder ob er mehr nach seiner Mutter kommen würde, die panische Flugangst gehabt hatte.

Er vermisste die Unschuld dieser Zeit. Und immer wieder durchfuhr ihn ein Gedanke: Diese Zeiten waren vorbei gewesen, noch bevor sie eine Chance hatten, ihre Träume zu verwirklichen. Ihrer aller Zukunft war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. 

Moony, dachte er, ich hoffe dir geht es nicht annähernd so miserabel wie mir.

And I wonder, maybe somehow

You'll stop and think of me

And though it could hurt you too

Remember how it used to be

They'll always be here, you know that

Those bittersweet memories

Remus Lupin schüttelte seinen Kopf und ließ ihn wieder in seine Hände sinken. Er hasste diese Jahreszeit, hasste die sorgsam verdrängten Erinnerungen, die sie jedes Jahr aufs Neue an die Oberfläche brachte.

Sie waren seine einzigen Freunde gewesen und jetzt waren sie alle fort. James und Lily waren tot. Dieser Gedanke schmerzte ihn, er wusste, das würde sich nie ändern. Peter war ein Verräter. Dieser Gedanke war bitter, schmerzhaft und voller Rachegelüste, die sich in ihm aufgestaut hatten. Es war Peters Schuld, Remus wünschte sich, er hätte die Ratte niemals kennen gelernt, wünschte sich verzweifelt, Peter hätte nie existiert.

Und Sirius, dachte er, Remus wusste, Sirius war womöglich in einer noch schlechteren Verfassung als er. Allein da draußen, womöglich in der Gestalt des Hundes, in den er sich verwandeln konnte, immer noch abgestempelt als vermeintlicher Mörder von Lily und James Potter. Seinen besten Freunden.

You're long gone now

But the memories are still there

Remus sah sich um. Er war auf der Straße – zu Weihnachten. Er hätte nie gedacht, noch nicht einmal in seinen schlimmsten Alpträumen, die er als Werwolf hatte, dass er jemals so tief sinken würde.

Was würden James und Lily jetzt von dir denken, huh? Doch fast im selben Augenblick erinnerte er sich daran, dass gerade seine Freunde ihm wieder auf die Beine geholfen hätten. Sie hätten ihn unterstützt, und Remus hätte ohne zu Zögern dankend ihre Hilfe angenommen. Sie hätten es verstanden, hätten nie an ihm gezweifelt.

And even though you're gone forever

The memories still stay clear

Die zwei Herumtreiber blickten auf den von Sternen erleuchteten Himmel.

Und als irgendwo in der Ferne eine Uhr Mitternacht schlug und es begann zu schneien, erlaubte sich Remus eine Träne zu vergießen. Nur eine einzige, für das Glück und die Zukunft, um die sie alle gebracht worden waren.

Sirius hingegen heulte den vollen Mond an, so dass es den Menschen, die in ihren warmen und freundlichen Stuben das schönste Fest des Jahres feierten, beinahe das Herz brach, als sie sein Heulen hörten.

And I wonder, maybe somehow

You'll stop and think of me

And though it may hurt you too

Remember how it used to be

They'll always be here, you know that

Those bittersweet memories

"James."

"Was, Lily- oh."

"Ich wünschte, sie wären nicht traurig."

"Mir geht es genauso...ausgerechnet zu Weihnachten."

"Das war für uns alle immer die schönste Zeit des Jahres."

"Ja... Du weißt, sie werden irgendwann bei dem Gedanken an die Vergangenheit wieder lächeln können. Es wird ihnen gut gehen....auch Harry."

"Ja, ich weiß. Aber ich vermisse sie. Besonders zu Weihnachten."

"In ihren Gedanken und Herzen sind wir immer bei ihnen."

"Ja..."

Maybe somewhere you're looking down

Think of the used-to-bes

But I just can't seem to forget

The memories…

Oh, the memories…