Noch eine Woche!!

Wieder war alles dunkel. Licht drang durch ihre Augenlieder. Sie hörte Stimmen. Ein Schatten lief vor ihr auf und ab. Sie öffnete langsam die Augen. Die Vorhänge um ihr Krankenbett waren zu gezogen und wahrscheinlich ein Mann schreitete vor dem Vorhang auf und ab. Melissa richtete sich nicht auf und drehte nur ihren Kopf zu ihrer rechten. Oliver saß auf einem Stuhl mit dem Kopf auf seine Arme gelegt und die lagen auf der Seite von Melissas Bett. Er murmelte etwas im Schlaf und dann fiel ihr Name. Noch etwas zittrig legte sie ihm ihre Hand auf den Kopf und tätschelte ihn.

Oliver öffntete ruckartig die Augen. Nahm langsam den Kopf hoch und begutachte das noch blasse, aber wache Mädchen. "Ich hab mir große Sorgen gemacht," flüsterte er. Sie lächelte aber nur. Sie fühlte sich zu schwach um sich großartig zu bewegen. Er war sehr glücklich wieder seine Freundin wach zu sehen. Schnell sprang er auf und zog die Vorhänge auf. Diana lag auf dem Nebenbett und der Mann, der sich mit Madam Pomfrey unterhielt, war niemand anderes als Melissas Vater, Harry. "Melissa!" Harry er schrak ein wenig, war aber über glücklich, dass seine Tochter wieder wohl auf war. Er stürmte auf seine Tochter zu und nahm sie in den Arm.

Diana wachte auf. Sie riebsich noch einige Male die Augen. Sie konnte es nicht glauben und auch sie stürmte auf das noch schwache Mädchen zu.

Madam Pomfrey war unterwegs um Melissa etwas zu Essen zu holen. "Geht es dir gut? Brauchst du irgendwas?" Harry bemutterte seine Tochter, denn Ginny konnte nicht kommen. Wer sollte sich denn dann um den Haushalt kümmern, wenn keiner da wäre? Aber der eigentliche Grund war, dass Ginny sich verrückt machen würde, wenn sie ihre Tochter tagelang so gesehen hätte. Diana tätschelte ihre Cousine und lief dann mit Oliver los um die anderen zu holen.

Harry fütterte gerade Melissa mit Hühnerbrühe, als die anderen in das Zimmer gerannt kamen. "Melissa!" schrie die Horde, die da aus Diana, Varity, Nadine, Rika, Melanie, Jason und James bestand. "Was macht ihr denn alle hier?" fragte Melissa schwer atmend. "Doofe Frage!" sagten Rika und Nadine. "Wir wollten wissen, wie es um dich steht!" sprach Melanie. Da platzten auch, ausser Atem, Oliver und Junior durch die Tür. Harry stellte den Teller beiseite und stand auf: "Dann lass ich euch jetzt lieber allein." - "Nein," keutchte Melissa, "geh nicht!" Sie fing an zu husten, als würde sie an Altersschwäche leiden. Sie hörte nicht auf. Die Jungs und Mädchen wussten nicht, was sie tun sollten um sie zu beruhigen. Harry stützte seine Tochter, während diese, so schien es, ihre Seele aus dem Leib hustete.

Minni wirbelte in das Zimmer, gefolgt von Professor Dagger und Professor McGonnagal. "Ihr müsst jetzt gehen!" sagte McGonnagal und wies den acht die Tür. Sie wollten gerade Einspruch erheben, als McGonnagal ihnen ihren 'Bösenblick' zu warf und Professor Dagger hinter ihrem Rücken den Schülern zu nickte. Mit einem lauten Gegrummel verließen sie den Raum.

Melissa beruhigte sich nun endlich und wurde von ihrem Vater wieder hingelegt. Dann wirbelten Snape und Madam Pomfrey in den Raum. Snape hatte in einem kleinen Glasgefäß eine lilane Flüssigkeit, die rauchte. "Guten Tag, Professor Snape," sagte Harry. "Helfen sie mir kurz, Mister Potter?" Snape war unglaublich freundlich zu seinem ehemaligen verhassten Schüler. Beide wurden von den früheren Geschichten gekennzeichnet. Harry stütze nun den Kopf von Melissa und Snape verabreichte ihr das Getränk. Sie schluckte es zwar, aber dann fing sie an zu würgen und zu husten. Melissa dachte, sie würde innerlich verbrennen. Sie schrie nicht, aber klopfte um so heftiger mit der rechten Faust auf ihre Mattratze. Nach einigen Minuten wurde das Glühen zu einem angenehmen Gefühl im ganzen Körper. Sie bekam wieder Farbe im Gesicht und ihr ganzer Körper war nun auch nicht mehr blass. Erschöpft ließ sie sich in ihr Kopfkissen fallen. Sie fühlte sich schon die ganze Zeit so, als hätte sie irgendetwas anstrengendes gemacht, das sie total erschöpfte und dann das noch. Sie wurde wieder müde. Keiner sprach ein Wort und langsam schlief Melissa aus Erschöpfung ein.

Am nächsten Morgen wachte sie wieder auf. Sie versuchte sich aufzurichten, scheiterte aber an dem Versuch. Es drehte sich alles vor ihren Augen und Melissa versuchte wieder einzuschlafen. Sie lag ganz ruhig da ohne sich zu bewegen und ohne einzuschlafen. Sie blieb eine Weile liegen. Sie dachte an die anderen: 'Was machen die anderen Wohl? Können die mich nicht besuchen kommen? Stopp! Wo ist Dad?' Melissa hob ihren Kopf und schaute sich um. Keiner da. Dann bemerkte Melissa, dass etwas auf dem Nachttisch stand, was sie noch nicht kannte. Sie hob ihre zittrige Hand und griff nach dem Gegenstand. Es war ein goldener Bilderrahmen mit einem rosa-roten Rand. Melissa bekam Heimweh, als sie das Bild sah: Auf dem Bild waren Harry und Ginny, glücklich und vor der Haustier vom Potter-Anwesen. Auf der Rückseite war ein Stück Papier befestigt, auf dem stand:

'Melissa, es tut mir Leid, dass ich mich nicht verabschieden konnte. Ich wollte dich auch nicht wecken. Ich habe eine wichtige Eule bekommen und musste dem nachgehen. Wenn es dir besser geht, schick mir eine Eule. Von deiner Mutter nochmals alles Liebe. Wir vermissen dich und wir sehen uns zu Weihnachten. Dein *Daddy Harry*.'

Melissa kam es so vor, als würde sie sich das Bild schon eine Ewigkeit angucken, als Minni und Madam Pomfrey einen Blick in das Krankenzimmer durch einen Türspalt warfen. Die Beiden sahen wie Melissa das Bild betrachtete und betraten nun richtig den Raum. "Geht es dir besser, Potter?" fragte Madam Pomfrey. Melissa nickte. "Minni!" Poppy wandte sich ihrer Assistentin zu, "hol' ihr etwas zu essen und sag Professor Snape und der Direktorin bescheid! Hopp! Beeil dich!" Minni drehte sich auf ihrem Absatz und verschwand schnell durch die nächstbeste Tür. Poppy fühlte, während Minni nicht da war, Melissas Puls, prüfte ob sie Fieber hatte und legte noch ein Kissen unter Melissas Kopf, damit sie einigermaßen aufrecht saß.

So schnell wie Minni verschwunden war, kam sie auch wieder mit einer warmen Brühe, Professor Snape und Professor McGonnagal. Professor Snape unterhielt sich mit Madam Pomfrey über unverständliche und hochkomplizierte Dinge, während McGonnagal sich ganz gelassen auf einem Stuhl neben Melissas Bett niederließ. Sie fing an zu sprechen: "Melissa, du musst noch einpaar Tage unter Beobachtung bleiben, aber Besuch kannst du bekommen, darüber mach dir keine Sorgen." - "Was heißt 'einpaar Tage'?" hustete Melissa mehr als zu fragen. Sie hustete noch einpaar Mal, dann beruhigte sie sich wieder. "Das wäre ungefähr bis zum nächsten Wochenende oder halt bis zu dem Zeitpunkt, an dem du wieder ohne Hilfe deinem Leben nacheifern kannst," McGonnagal lächtelte sie an. Melissa war nicht so begeistert von der Tatsache, fast noch eine Woche in dem Bett zu liegen.

Die Stunden verstrichen, bis Melissas Freunde sie endlich besuchten. "Wieso besucht ihr mich erst jetzt?" quengelte Melissa. Die anderen fingen an zu kichern. "Heute ist Montag," sagte Varity, "und im Moment ist Mittagspause!" Melissa war sichtlich schockiert. "Und wo sind die Jungs?" fragte Melissa. "Die Zwillinge sind in der großen Halle," erzählte ihr Rika. "Oliver," sprach Diana und Melissa wurde hellhörig, "streunert irgendwo herum. So wie Junior." - "Sean und der Rest der Quidditch- Mannschaft sind in der großen Halle und warten auf Antwort von uns!" sagte Melanie. "Die wollen doch nur wissen, wie es ihrem Sucher geht! Und, ob sie bald wieder spielen kann!" meinte Nadine. "Und wie geht's dir?" fragte ihre Cousine. "Wollt ihr das wirklich wissen?" fragte Melissa. Die anderen nickten. "Na gut. Ich möchte gerne was anderes essen ausser Hühnerbrühe! Immer wenn ich versuche mich aufzurichten, wird mir ganz anders! Die Kissen werden mit der Zeit unbequem und davon abgesehen, dass ich hier noch eine Woche rumliegen muss und ihr eine schöne Zeit habt und ich mich die ganze Zeit so erschöpft fühle, geht's mir prima!" Melissa fing gleich wieder an zu husten. Nach ein oder zwei Minuten hörte sie endlich auf. "Und dieser Husten bringt mich um!" sie fing an zu keuchen, als wäre sie gerade einige Kilometer gelaufen. "Wir haben keinen Spaß!" versuchte Melanie sie zu beruhigen. "Stimmt," willigte Diana ein, "wir müssen ganz viel neuen Stoff lernen..." - "Den ich innerhalb weniger Tage nachholen muss!" unterbrach sie Melissa, die jetzt noch mieser gelaunt war. "Sollen wir gehen?" fragte Rika. Melissa schüttelte den Kopf in ihrem weißen Kissen. "Ich finde auch, wir sollten gehen," sagte Varity, "gleich beginnt der Unterricht." Einer nach dem anderen stand von seinem Stuhl auf. "Grüßt die anderen von mir," rief ihnen Melissa hinterher, als die anderen schon an der Tür waren. Melissa drehte sich auf die andere Seite und versuchte einzuschlafen.

Da Melissa keine Uhr hatte und nicht wusste, wann die Stunde wieder anfing, wusste sie auch nicht, dass die nächste erst in zehn Minuten anfangen würde. Die Mädchen hatten noch genug Zeit um zu überlegen, was sie machen könnten, damit Melissa wieder gute Laune bekommt. "Gibt es nichts, was wir ihr schenken könnten?" fragte sich laut Rika. "Wir sollten ihr nichts kaufen!" meinte Varity. "Stimmt," erwiderte Rika, "sie würde noch schlechtere Laune bekommen, wenn sie etwas aus Hogsmeade, wo nur wir im Moment hinkönnen, bekommt! Ausserdem wird sie bis wir dort wieder hinkommen, wieder entlassen worden sein!" Die anderen verstanden. "Gibt es denn wirklich nichts und niemanden, was sie aufmuntern könnte?" schrie Diana. Nadine blieb abruppt stehen. Die anderen drehten sich nach ihr um. "Was ist?" fragte Rika. "Wieso denken wir immer nur an das was?" fragte Nadine. Die anderen zuckten mit den Schultern. "Wen kennt Melissa schon seid ihrer frühesten Kindheit? Ausser mir natürlich!" die anderen wandten sich zu Diana. Diana schien der Groschen gefallen zu sein: "Wer war wirklich immer für sie da, wenn nicht wir?" Die anderen schienen, ihr Gehirn liegengelassen zu haben. Dann fielen es auch Melanie und Rika ein: "Wer hat ihr das Plüscheinhorn geschenkt, als sie noch nicht nach Hogwarts durfte?" fragte Rika. Varity verstand nun: "Und in wen ist Melissa verknallt, obwohl sie das niemals zugeben würde?" - "OLIVER!" riefen alle zusammen. "Was ist mit mir?" fragte eine Stimme hinter ihnen. Die Mädchen zuckten zusammen. "Hast du uns belauscht?" fragte Diana. "Nein," antwortete Oliver, "ich kam hier nur vorbei. Darf ich das nicht?" - "Klar, darfst du," sagte Rika. "Man sieht sich," sprachen Diana und Varity und die Mädchen flitzten los. "Ich hoffe für Melissa, dass er das nicht gehört hat!" sagte Nadine. "Aber eigentlich hätten wir ihn fragen müssen, ob er heute noch zu Melissa geht!" meinte Melanie. "Wir kommen zu spät!!" rief Varity plötzlich auf. "Wohin?" fragte Nadine. "Zum Unterricht!!" Und dann liefen die Mädchen wie kopflose Hühner durch die Gänge und Flure von Hogwarts um noch rechtzeitig zu den jeweiligen Unterrichtsstunden zu kommen. Und alle rutschten noch gerade eben durch die Türen in ihre jeweiligen Unterrichtsstunden.