"Was willst du hier, Potter?"

Wieso verfolgte dieser Idiot mich eigentlich die ganze Zeit? Hatte ich ihm bei unserem letzten Zusammentreffen nicht klipp und klar gesagt, dass das ganze eine einmalige Sache gewesen war? Dass es von meiner Seite her keine Gefühle, nicht einmal Lust, gab?

Warum verzog er sich nicht zu Granger, diesem Schlammblut? Sie beide waren von unerfüllter Liebe geplagt, wobei ich sie verstand, ihn jedoch nicht.

Wer verliebte sich schon in mich? Ich war ein Ungeheuer, ganz meinem Namen, Draco, entsprechend, und ich hatte lange um diesen Status gekämpft.

Ich wollte nicht geliebt werden, ich wollte respektiert werden, und Liebe und Respekt gehen nicht Hand in Hand, das hatte ich schon als kleiner Junge erfahren müssen.

Ich respektierte meinen Geliebten kein Stück, dafür hatte ich umso mehr Gefühle für ihn. Wie hätte ich sie nicht haben können, wo doch Hass und Liebe so nah beieinander liegen?

Ronald, streitsüchtig und doch verwundbar, rote Haare wie Feuer und Augen wie Wasser; wie gegensätzlich ein einziger Mensch doch sein konnte. Genau wie ich.

Er wollte mich, ich bemerkte es in allem, was er in meiner Gegenwart tat, er nahm jede Gelegenheit wahr, mich zu berühren, auch, wenn diese Berührungen schmerzhaft waren.

Warum konnte er es nicht sein, der mir hier, in diesem spärlich beleuchteten, engen Gang gegenüberstand? Warum musste es Potter sein?

"Draco, bitte..."

Wer hatte ihm erlaubt, mich beim Vornamen zu nennen?

"Für dich immer noch Malfoy!", erwiderte ich trocken.

"Du, du, ich, ich meine, ich..."

Er druckste herum, schien keinen anständigen Satz zusammenzukriegen.

Und was erblickte ich denn da? Tränen, die sich langsam in Potters grünen Augen sammelten?

"Was denn, Potter, mach ich dich sprachlos?"

"Hör zu."

Ich zog die Augenbrauen hoch und blickte ihn erwartungsvoll, und doch wohl wissend, was nun kommen würde, an. Das übliche 'Draco, ich liebe dich' in einer seiner vielen Variationen.

"Du hast mir verdammt..."

Er war kurz davor, in Tränen auszubrechen.

"...verdammt wehgetan."

Ach nein! Das war mir ja ganz neu, ich hatte ihm also wehgetan. Natürlich hatte ich das! Es gab keinen Sex ohne Schmerzen, nicht für mich!

"So, habe ich das?", sagte ich spöttisch und lachte ihn mit meinem überheblichsten Lächeln an.

"Ich dachte, du würdest mich lieben."

"Ist dieser gesamte Satz nicht ein Widerspruch in sich selbst, Narbengesicht?"

Die Tränen flossen seine geröteten Wangen hinunter, dass es fast schon an die Niagarafälle erinnerte.

"Bitte, Potter, spar dir das Geheule für den Tag auf, an dem ich dir den Gnadenstoß versetze."

Mit diesen Worten wand ich mich ab und ging in Richtung Kerker.

Zufrieden grinste ich vor mich hin, ich hatte es einmal mehr geschafft, den Jungen der lebte zu besiegen, und es war noch nicht einmal das Ende.