Anmerkung: Feedback ist natürlich immernoch gern gesehen:-) Entweder unter
Reviews oder per eMail (anne_weasley@yahoo.de) Ich würd gern wissen, ob
euch meine Geschichte überhaupt gefällt:-) Und nun zum zweiten Kapitel....
Titel: Stolz und Vorurteil, 2.Kapitel: Ein Fest zu Ehren der Sieger
Gwyneth war schön. Das konnte jeder Sehende ohne Zweifel bestätigen. Sie hatte langes, kastanienbraunes Haar und grüne Augen. Ihre Figur war zierlich und doch verfügte Gwyneth über eine gewisse Stärke. Anders als all die anderen jungen Mädchen hatte sie bereits im Kindesalter gern ihre Zeit mit Faramir verbracht. Die beiden waren Freunde, so lange sie zurückdenken konnten. Man hatte sie früher oft zusammen gesehen, obwohl der Sohn des Truchsess' 5 Jahre älter war als sie und Gwyneth' Familie nicht unbedingt zu den reichsten von Gondor gehörte. Früher waren sie oft bei Gwyn zu Hause gewesen und ihr Vater hatte den beiden Geschichten erzählt; Geschichten von den alten Königen, den Elben in Bruchtal und Lothlorién, den Ents in Fangorn und den Hobbits im Auenland. Manchmal war auch Boromir mit ihnen gekommen, doch er hatte seine Besuche einstellen müssen, als ihn sein Vater auf das Amt als zukünftiger Truchsess von Gondor vorzubereiten begann. So kam es , dass Gwyneth statt den feinen Handarbeiten nachzugehen, lieber mit den Jungen Abenteuer erlebte. Sie bauten sich Höhlen aus Steinen, die sie erst herbei holen mussten, gingen auf die Jagd nach Fröschen, die sie bald darauf wieder frei ließen und malten sich aus, sie wären auf gefährlichen Reisen, unterwegs, um böse Orks oder Zauberer zu bekämpfen. Als Gwyneth' Eltern bei einem Orkangriff nahe den Wäldern von Gondor starben, kam das gerade erst 12-jährige Mädchen zu ihrer Tante, die ebenfalls in Gondor wohnte. Faramir war seit dieser Zeit ihr wichtigster Vertrauter. Doch als er fünf Jahre später tatsächlich auf gefährliche Reisen ging, um Gondor zu verteidigen, musste Gwyn zu Hause bleiben und warten und langweilte sich oft ganz fürchterlich. Wenn Faramir dann aus den Schlachten zurückkehrte erging es ihr sofort besser. Für sie war er ein Held, genauso wie sein Bruder Boromir, doch es störte sie maßlos, dass Faramir nicht so viel Aufmerksamkeit bekam wie sein älterer Bruder. Er leistete schließlich ebenso viel. Und weil sie das so ungerecht fand, dachte sie sich immer wieder neue Scherze aus, um den alles überragenden Boromir zu ärgern. Mal versteckte sie seine Kleidung, wenn er im See schwamm, ein anderes Mal machte sie sich über seine Heldentaten lustig (wie vor der letzten Schlacht, als sie ihn aufgefordert hatte, sämtliche von ihm getötete Orks für sie mitzubringen). Oft strafte sie ihn auch einfach nur mit Missachtung. Das alles ließ Boromir, obwohl er ein Ehrenmann war, natürlich nicht einfach so über sich ergehen. Auch er dachte sich allerlei Dinge aus, um es dem widerspenstigen Mädchen heimzuzahlen. Wurde ihr Zucker geliefert, so vertauschte er ihn heimlich mit Salz, oder er ließ eine Ziege in ihren so sorgfältig gehegten Vorgarten mit den wunderschönen Blumen. Oft tat er auch einfach nur so, als könnten ihre Wortspitzen ihm nichts ausmachen und bedeckte sein Gesicht mit einem überlegenen Lächeln. Über die Jahre hatten sich also für Gwyneth zwei grundverschiedene Beziehungen zu den Brüdern entwickelt. Während sie eine innige Freundschaft mit dem jüngeren Verband, ließ sich jene zum älteren Bruder nicht wirklich einordnen. Sie verachtete letzteren fast schon ein wenig, weil er nichts gegen die ungleiche Liebe des Vaters zu den Söhnen zu unternehmen schien. Im Gegenteil: Gwyneth hatte den Eindruck, dass Boromir die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Vaters durchaus genoss. Auch heute Abend würde das nicht anders sein. Immer, wenn die Krieger von einer ihrer Schlachten zurückkehrten, veranstaltete der Truchsess ein großes Fest zu ihren Ehren. Für eben jenes Fest bereitete sie sich vor: sie nahm eins ihrer schönsten Kleider aus dem Schrank. Zwar vermochte es wohl nicht mit denen der jungen, reichen Töchter zu konkurrieren, doch Faramir hatte ihr einst gesagt, dass sie ihm in diesem Kleid ganz besonders gefiele. Das Gewand besaß einen wunderschönen Blau-Ton, der an den Sommerhimmel erinnerte und war mit violetten Fäden durchzogen. Gwyn hatte es selbst angefertigt und war sichtlich stolz darauf, auch wenn der Stoff nicht der beste war, den man bekommen konnte. Die Seitenpartien ihres Haars flocht sie zu kleinen Zöpfen, die sie um ihren Kopf legte und am Hinterkopf zu einem etwas breiteren Zopf zusammenführte. Der Rest des Haares lag darunter. Um ihren Hals hatte sie die Kette ihrer Mutter gebunden. Der hellblaue Kristall hing an einem dünnen Band aus braunem Leder. So verließ sie das Haus ihrer Tante und begab sich auf den Weg zum Fest. Die Dämmerung war schon fast vollkommen in Nacht übergegangen. Fackeln beleuchteten den Weg. Obwohl sie wusste, dass überall Wachen den Weg säumten, fühlte sich Gwyneth unsicher. Sie beeilte sich zum Fest zu kommen, dessen Beleuchtungen schon von weitem zu sehen waren. Ein kalter Windhauch ließ sie erschauern und im nächsten Augenblick glaubte sie einen Schatten zu erkennen, der sich schnell zwischen den hohen Bäumen bewegte. Als sie sich gerade wieder beruhigt hatte, versetzte ihr die Figur, die eben vor ihr auf dem Boden aufgekommen war einen gehörigen Schrecken. Gwyneth schrie kurz auf, doch der Laut erstarb in ihrem Hals, als sie sah, dass sie nur einem dummen Streich ausgeliefert war. Im Nu kroch der alt bekannte Spott wieder in ihr hoch. "Herr Boromir, ich wusste gar nicht, das ihr das Töten von Orks jetzt an harmlosen Jungfrauen übt. Oder gibt es eine andere Erklärung für Euer unerwartetes und unpassendes Auftreten, dass so ganz und gar nicht zum heutigen Abend gehört?" Gwyneth hatte sich nun wieder so weit beruhigt, dass ihr ein abschätziges Lächeln gelang. Boromir rieb sich den linken Arm an der Stelle, an der er auf den Boden aufgeschlagen war. Er blickte sie direkt an und kam nicht umhin, ihr Auftreten zu bewundern. Es glich manchmal dem einer Elbenfrau. Boromir verdrängte den Gedanken schnell und besann sich darauf, eine schlagkräftige Antwort zu finden. "Nichts von dem. Ich war nur noch auf der Suche nach ein paar Nüssen." Er streckte ihr die Hand mit den Nüssen entgegen und bot ihr eine an, doch Gwyn lehnte ab. "Zu Eurer These:," sprach er weiter, "ich werde mich Hüten meine Kampftechnik an jemandem auszuprobieren, der mich schlimmer zurichten könnte als ein Ork." Er grinste nun wieder. "Ich befürchte sogar, dass es nicht Mordor sein wird, das mich umbringt, sondern Ihr, Gwyneth." Gwyn fand sich unfähig auf diese, ihr rüpelhaft erscheinende Antwort, kontern zu können. Statt dessen setzte sie mit einem Kopfschütteln ihren Weg fort. Boromir blickte ihr nach und wusste nicht recht, ob er sich über seinen kleinen Triumph freuen sollte.
Auf dem Fest angekommen suchte Gwyneth die Menge sofort nach Faramir ab. Sie wollte zu gern wissen, was der alte Statthalter von seinen Söhnen am Nachmittag gewollt hatte. Er stand in einer Ecke und beobachtete das Volk. Gwyneth hob ihren Arm und winkte ihm zu, was er mit einem Lächeln erwiderte. Auf ihrem Weg durch die Masse der Feiernden nahm sie die prasselnden Lagerfeuer und die ausgelassen Tanzenden wahr. Wunderbare Gerüche bahnten sich den Weg zu ihr. Es war eine Mischung aus süßen Blumen, saftigen Früchten und Gewürzen. "Gwyneth, ich freue mich sehr, Dich endlich zu sehen." Faramir begrüßte sie mit einem Wangenkuss. Gwyneth lächelte und seufzte. "Ich bin auch froh, hier gut angekommen zu sein - obwohl es Deinem Bruder neuerdings beliebt von Bäumen hinunterzuspringen, um dann genau vor den Füßen einer jungen Dame zu landen." Sie lachten beide. "Aber erzähl mir bitte von Eurem Treffen mit Eurem Vater. Was wollte er?" Faramir holte Luft, als er an das Gespräch vom Nachmittag dachte. Nicht alles, was dort zur Sprache kam, war erfreulich gewesen. Doch daran wollte er jetzt nicht denken und so berichtete er ihr nur von der bevorstehenden neuen Schlacht gegen Mordor. Um möglichst von den Geschehnissen früher am Tag abzulenken, bat er seine Freundin um einen Tanz. Sie willigte ein und schon befanden sie sich auf der großen Tanzfläche, die bereits reich bevölkert war. Sie tanzten fröhlich zu der Melodie, die von den Lauten, Schellen und Fideln gespielt wurde.
Auf der anderen Seite des Festes stand Boromir bei einem der älteren Feldmarschälle und unterhielt sich mit ihm über die neuen Taktiken für die nächste Schlacht. Ganz gegen seine Natur war er diesmal nicht ganz bei der Sache und ließ seinen Blick immer wieder über die tanzende Menge wandern. Dabei bemerkte er allerdings nicht die vielen Mädchen, die sich um ihn scharten und ersuchten, nur einen Blick auf ihn erhaschen zu können oder noch besser, ihn auf sich aufmerksam zu machen. Der alte Marschall blickte schmunzelnd auf den jungen Krieger. "Und so könnten wir die Orks beim nächsten Mal mit Schokolade bewerfen, weil sie davon ganz furchtbare Pickel bekommen." "Ja, genau. So machen wir das," antwortete Boromir abwesend. "Boromir, ihr seid überhaupt nicht bei der Sache! Aber wen wundert's? Ihr müsst in Eurem Leben auch mal Platz für andere Dinge machen, als die ständigen Kriegsangelegenheiten, bevor es zu spät ist." Der Alte blickte sich nun um auf der Suche nach einem Mädchen, dass den jungen Mann neben ihm auf andere Gedanken bringen könnte. Der Zufall wollte es, dass Gwyneth, die Tochter seines alten aber toten Freundes Curufin gerade an ihnen vorbei kam. "Ah, schöne Gwyneth, es ist immer wieder eine Freude, sie zu treffen," sagte der alte und strahlte ob seiner grandiosen Idee über das ganze Gesicht. Gwyneth, die eigentlich gerade auf dem Weg war, sich etwas zu trinken zu holen, blieb leicht verwirrt stehen und lächelte den Feldmarschall an. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Rubeus," erwiderte sie mit einem Lächeln und vermied es dabei voller Absicht, Boromir auch nur eines Blickes zu würdigen. Bevor sie wieder gehen konnte, setzte der Marschall erneut zum Sprechen an. "Seht Boromir, ein Mädchen wie Gwyneth könnt Ihr nicht einfach wieder gehen lassen, ohne mit ihr getanzt zu haben." Der alte Mann strahlte immer noch, doch sowohl Boromir als auch Gwyneth verspürten einen plötzlichen Anflug des Unwohlseins. "I.." Weiter kam Gwyneth nicht, denn schon wurde sie von Boromir unterbrochen. "Mein Freund hier hat vollkommen recht, Gwyneth," stammelte er mehr, als dass es erhaben klang. "Würdet Ihr mir die Ehre erweisen, den nächsten mit mir zu tanzen?" Er sah sie erwartungsvoll an, versuchte in ihren Augen zu lesen, doch sie blickte nach unten. "Es tut mir leid, das Angebot ausschlagen zu müssen, doch mir geht es momentan wirklich nicht gut. Entschuldigt mich..." Und schon war sie zwischen den anderen Feiernden verschwunden. Boromir war sprachlos, auch gekränkt, aber vor allem fühlte er sich, als hätte ihn ein giftiger Pfeil getroffen. Von dem Schlag auf seine Schulter wurde er wieder in die Wirklichkeit zurückgerufen. "Hm, da kann man nichts machen. Aber seht Euch nur um: Hier gibt es noch viele junge Mädchen, die nur darauf warten von Euch zum Tanze aufgefordert zu werden. Wählt eine von ihnen und habt ein wenig Spaß, auch wenn keine von ihnen der holden Gwyneth gleicht." Doch auch Boromir war schon verschwunden und man sah nichts mehr von ihm an diesem Abend. Alle Bewohner Gondors feierten auf der großen Wiese - alle, außer Boromir, Gwyneth und Faramir.
...Fortsetzung folgt
© 2002 Galenturiel
Titel: Stolz und Vorurteil, 2.Kapitel: Ein Fest zu Ehren der Sieger
Gwyneth war schön. Das konnte jeder Sehende ohne Zweifel bestätigen. Sie hatte langes, kastanienbraunes Haar und grüne Augen. Ihre Figur war zierlich und doch verfügte Gwyneth über eine gewisse Stärke. Anders als all die anderen jungen Mädchen hatte sie bereits im Kindesalter gern ihre Zeit mit Faramir verbracht. Die beiden waren Freunde, so lange sie zurückdenken konnten. Man hatte sie früher oft zusammen gesehen, obwohl der Sohn des Truchsess' 5 Jahre älter war als sie und Gwyneth' Familie nicht unbedingt zu den reichsten von Gondor gehörte. Früher waren sie oft bei Gwyn zu Hause gewesen und ihr Vater hatte den beiden Geschichten erzählt; Geschichten von den alten Königen, den Elben in Bruchtal und Lothlorién, den Ents in Fangorn und den Hobbits im Auenland. Manchmal war auch Boromir mit ihnen gekommen, doch er hatte seine Besuche einstellen müssen, als ihn sein Vater auf das Amt als zukünftiger Truchsess von Gondor vorzubereiten begann. So kam es , dass Gwyneth statt den feinen Handarbeiten nachzugehen, lieber mit den Jungen Abenteuer erlebte. Sie bauten sich Höhlen aus Steinen, die sie erst herbei holen mussten, gingen auf die Jagd nach Fröschen, die sie bald darauf wieder frei ließen und malten sich aus, sie wären auf gefährlichen Reisen, unterwegs, um böse Orks oder Zauberer zu bekämpfen. Als Gwyneth' Eltern bei einem Orkangriff nahe den Wäldern von Gondor starben, kam das gerade erst 12-jährige Mädchen zu ihrer Tante, die ebenfalls in Gondor wohnte. Faramir war seit dieser Zeit ihr wichtigster Vertrauter. Doch als er fünf Jahre später tatsächlich auf gefährliche Reisen ging, um Gondor zu verteidigen, musste Gwyn zu Hause bleiben und warten und langweilte sich oft ganz fürchterlich. Wenn Faramir dann aus den Schlachten zurückkehrte erging es ihr sofort besser. Für sie war er ein Held, genauso wie sein Bruder Boromir, doch es störte sie maßlos, dass Faramir nicht so viel Aufmerksamkeit bekam wie sein älterer Bruder. Er leistete schließlich ebenso viel. Und weil sie das so ungerecht fand, dachte sie sich immer wieder neue Scherze aus, um den alles überragenden Boromir zu ärgern. Mal versteckte sie seine Kleidung, wenn er im See schwamm, ein anderes Mal machte sie sich über seine Heldentaten lustig (wie vor der letzten Schlacht, als sie ihn aufgefordert hatte, sämtliche von ihm getötete Orks für sie mitzubringen). Oft strafte sie ihn auch einfach nur mit Missachtung. Das alles ließ Boromir, obwohl er ein Ehrenmann war, natürlich nicht einfach so über sich ergehen. Auch er dachte sich allerlei Dinge aus, um es dem widerspenstigen Mädchen heimzuzahlen. Wurde ihr Zucker geliefert, so vertauschte er ihn heimlich mit Salz, oder er ließ eine Ziege in ihren so sorgfältig gehegten Vorgarten mit den wunderschönen Blumen. Oft tat er auch einfach nur so, als könnten ihre Wortspitzen ihm nichts ausmachen und bedeckte sein Gesicht mit einem überlegenen Lächeln. Über die Jahre hatten sich also für Gwyneth zwei grundverschiedene Beziehungen zu den Brüdern entwickelt. Während sie eine innige Freundschaft mit dem jüngeren Verband, ließ sich jene zum älteren Bruder nicht wirklich einordnen. Sie verachtete letzteren fast schon ein wenig, weil er nichts gegen die ungleiche Liebe des Vaters zu den Söhnen zu unternehmen schien. Im Gegenteil: Gwyneth hatte den Eindruck, dass Boromir die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Vaters durchaus genoss. Auch heute Abend würde das nicht anders sein. Immer, wenn die Krieger von einer ihrer Schlachten zurückkehrten, veranstaltete der Truchsess ein großes Fest zu ihren Ehren. Für eben jenes Fest bereitete sie sich vor: sie nahm eins ihrer schönsten Kleider aus dem Schrank. Zwar vermochte es wohl nicht mit denen der jungen, reichen Töchter zu konkurrieren, doch Faramir hatte ihr einst gesagt, dass sie ihm in diesem Kleid ganz besonders gefiele. Das Gewand besaß einen wunderschönen Blau-Ton, der an den Sommerhimmel erinnerte und war mit violetten Fäden durchzogen. Gwyn hatte es selbst angefertigt und war sichtlich stolz darauf, auch wenn der Stoff nicht der beste war, den man bekommen konnte. Die Seitenpartien ihres Haars flocht sie zu kleinen Zöpfen, die sie um ihren Kopf legte und am Hinterkopf zu einem etwas breiteren Zopf zusammenführte. Der Rest des Haares lag darunter. Um ihren Hals hatte sie die Kette ihrer Mutter gebunden. Der hellblaue Kristall hing an einem dünnen Band aus braunem Leder. So verließ sie das Haus ihrer Tante und begab sich auf den Weg zum Fest. Die Dämmerung war schon fast vollkommen in Nacht übergegangen. Fackeln beleuchteten den Weg. Obwohl sie wusste, dass überall Wachen den Weg säumten, fühlte sich Gwyneth unsicher. Sie beeilte sich zum Fest zu kommen, dessen Beleuchtungen schon von weitem zu sehen waren. Ein kalter Windhauch ließ sie erschauern und im nächsten Augenblick glaubte sie einen Schatten zu erkennen, der sich schnell zwischen den hohen Bäumen bewegte. Als sie sich gerade wieder beruhigt hatte, versetzte ihr die Figur, die eben vor ihr auf dem Boden aufgekommen war einen gehörigen Schrecken. Gwyneth schrie kurz auf, doch der Laut erstarb in ihrem Hals, als sie sah, dass sie nur einem dummen Streich ausgeliefert war. Im Nu kroch der alt bekannte Spott wieder in ihr hoch. "Herr Boromir, ich wusste gar nicht, das ihr das Töten von Orks jetzt an harmlosen Jungfrauen übt. Oder gibt es eine andere Erklärung für Euer unerwartetes und unpassendes Auftreten, dass so ganz und gar nicht zum heutigen Abend gehört?" Gwyneth hatte sich nun wieder so weit beruhigt, dass ihr ein abschätziges Lächeln gelang. Boromir rieb sich den linken Arm an der Stelle, an der er auf den Boden aufgeschlagen war. Er blickte sie direkt an und kam nicht umhin, ihr Auftreten zu bewundern. Es glich manchmal dem einer Elbenfrau. Boromir verdrängte den Gedanken schnell und besann sich darauf, eine schlagkräftige Antwort zu finden. "Nichts von dem. Ich war nur noch auf der Suche nach ein paar Nüssen." Er streckte ihr die Hand mit den Nüssen entgegen und bot ihr eine an, doch Gwyn lehnte ab. "Zu Eurer These:," sprach er weiter, "ich werde mich Hüten meine Kampftechnik an jemandem auszuprobieren, der mich schlimmer zurichten könnte als ein Ork." Er grinste nun wieder. "Ich befürchte sogar, dass es nicht Mordor sein wird, das mich umbringt, sondern Ihr, Gwyneth." Gwyn fand sich unfähig auf diese, ihr rüpelhaft erscheinende Antwort, kontern zu können. Statt dessen setzte sie mit einem Kopfschütteln ihren Weg fort. Boromir blickte ihr nach und wusste nicht recht, ob er sich über seinen kleinen Triumph freuen sollte.
Auf dem Fest angekommen suchte Gwyneth die Menge sofort nach Faramir ab. Sie wollte zu gern wissen, was der alte Statthalter von seinen Söhnen am Nachmittag gewollt hatte. Er stand in einer Ecke und beobachtete das Volk. Gwyneth hob ihren Arm und winkte ihm zu, was er mit einem Lächeln erwiderte. Auf ihrem Weg durch die Masse der Feiernden nahm sie die prasselnden Lagerfeuer und die ausgelassen Tanzenden wahr. Wunderbare Gerüche bahnten sich den Weg zu ihr. Es war eine Mischung aus süßen Blumen, saftigen Früchten und Gewürzen. "Gwyneth, ich freue mich sehr, Dich endlich zu sehen." Faramir begrüßte sie mit einem Wangenkuss. Gwyneth lächelte und seufzte. "Ich bin auch froh, hier gut angekommen zu sein - obwohl es Deinem Bruder neuerdings beliebt von Bäumen hinunterzuspringen, um dann genau vor den Füßen einer jungen Dame zu landen." Sie lachten beide. "Aber erzähl mir bitte von Eurem Treffen mit Eurem Vater. Was wollte er?" Faramir holte Luft, als er an das Gespräch vom Nachmittag dachte. Nicht alles, was dort zur Sprache kam, war erfreulich gewesen. Doch daran wollte er jetzt nicht denken und so berichtete er ihr nur von der bevorstehenden neuen Schlacht gegen Mordor. Um möglichst von den Geschehnissen früher am Tag abzulenken, bat er seine Freundin um einen Tanz. Sie willigte ein und schon befanden sie sich auf der großen Tanzfläche, die bereits reich bevölkert war. Sie tanzten fröhlich zu der Melodie, die von den Lauten, Schellen und Fideln gespielt wurde.
Auf der anderen Seite des Festes stand Boromir bei einem der älteren Feldmarschälle und unterhielt sich mit ihm über die neuen Taktiken für die nächste Schlacht. Ganz gegen seine Natur war er diesmal nicht ganz bei der Sache und ließ seinen Blick immer wieder über die tanzende Menge wandern. Dabei bemerkte er allerdings nicht die vielen Mädchen, die sich um ihn scharten und ersuchten, nur einen Blick auf ihn erhaschen zu können oder noch besser, ihn auf sich aufmerksam zu machen. Der alte Marschall blickte schmunzelnd auf den jungen Krieger. "Und so könnten wir die Orks beim nächsten Mal mit Schokolade bewerfen, weil sie davon ganz furchtbare Pickel bekommen." "Ja, genau. So machen wir das," antwortete Boromir abwesend. "Boromir, ihr seid überhaupt nicht bei der Sache! Aber wen wundert's? Ihr müsst in Eurem Leben auch mal Platz für andere Dinge machen, als die ständigen Kriegsangelegenheiten, bevor es zu spät ist." Der Alte blickte sich nun um auf der Suche nach einem Mädchen, dass den jungen Mann neben ihm auf andere Gedanken bringen könnte. Der Zufall wollte es, dass Gwyneth, die Tochter seines alten aber toten Freundes Curufin gerade an ihnen vorbei kam. "Ah, schöne Gwyneth, es ist immer wieder eine Freude, sie zu treffen," sagte der alte und strahlte ob seiner grandiosen Idee über das ganze Gesicht. Gwyneth, die eigentlich gerade auf dem Weg war, sich etwas zu trinken zu holen, blieb leicht verwirrt stehen und lächelte den Feldmarschall an. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Rubeus," erwiderte sie mit einem Lächeln und vermied es dabei voller Absicht, Boromir auch nur eines Blickes zu würdigen. Bevor sie wieder gehen konnte, setzte der Marschall erneut zum Sprechen an. "Seht Boromir, ein Mädchen wie Gwyneth könnt Ihr nicht einfach wieder gehen lassen, ohne mit ihr getanzt zu haben." Der alte Mann strahlte immer noch, doch sowohl Boromir als auch Gwyneth verspürten einen plötzlichen Anflug des Unwohlseins. "I.." Weiter kam Gwyneth nicht, denn schon wurde sie von Boromir unterbrochen. "Mein Freund hier hat vollkommen recht, Gwyneth," stammelte er mehr, als dass es erhaben klang. "Würdet Ihr mir die Ehre erweisen, den nächsten mit mir zu tanzen?" Er sah sie erwartungsvoll an, versuchte in ihren Augen zu lesen, doch sie blickte nach unten. "Es tut mir leid, das Angebot ausschlagen zu müssen, doch mir geht es momentan wirklich nicht gut. Entschuldigt mich..." Und schon war sie zwischen den anderen Feiernden verschwunden. Boromir war sprachlos, auch gekränkt, aber vor allem fühlte er sich, als hätte ihn ein giftiger Pfeil getroffen. Von dem Schlag auf seine Schulter wurde er wieder in die Wirklichkeit zurückgerufen. "Hm, da kann man nichts machen. Aber seht Euch nur um: Hier gibt es noch viele junge Mädchen, die nur darauf warten von Euch zum Tanze aufgefordert zu werden. Wählt eine von ihnen und habt ein wenig Spaß, auch wenn keine von ihnen der holden Gwyneth gleicht." Doch auch Boromir war schon verschwunden und man sah nichts mehr von ihm an diesem Abend. Alle Bewohner Gondors feierten auf der großen Wiese - alle, außer Boromir, Gwyneth und Faramir.
...Fortsetzung folgt
© 2002 Galenturiel
