A/N: @Daniela und Joana: Vielen Dank für das Feedback :-)
@ alle anderen: Habt ihr mir gar nichts zu sagen? *g*
Disclaimer: (Ups, hab ich bisher vergessen) Jep, alle Figuren, die ihr erkennt, gehören dem großartigen JRR Tolkien (WARUM, warum gehört Boromir nicht mir?!*g*). Gwyneth gehört mir ganz allein (naja, noch...;-), aber auch für Oleila und Aralyn zeichne ich mich verantwortlich.
Die Streitszene dürfte manch einen an eine ähnliche in Jane Austens "Stolz und Vorurteil" (Kapitel 11) erinnern.
Noch was: Ich möchte Sean Bean für seine großartige Darstellung des Boromir in "Die Gefährten" danken:-)
Doch nun zum neuen Kapitel....
Titel: Stolz und Vorurteil, Kapitel 3: Von Fehlern und Schwächen
Der neue Morgen brachte nur graue Wolken und sehr viel Regen. Die Tropfen schlugen schwer an Gwyneth' Schlafzimmerfenster. Sie lag bereits einige Stunden lang wach und starrte unentwegt an die gewölbte Decke. Ein Schmetterling flog an ihr entlang und versuchte einen Weg aus dem Zimmer zu finden, doch all seine Mühen blieben ohne Ergebnis. Gwyn stand auf und streckte ihre rechte Hand nach oben. Sofort nahm der Schmetterling darauf Platz. Sie betrachtete ihn und schritt dann vorsichtig zum Fenster, öffnete es und überließ dem Schmetterling selbst die Wahl, sich den sintflutartigen Regenfällen auszusetzen oder in ihrem Zimmer zu bleiben. Der Flatterer zog die schützende Wärme des Zimmers vor. Gwyneth lächelte und wollte das Fenster wieder schließen, als sie Faramir, gefolgt von seinem älteren Bruder, zum Haus des Fechtmeisters laufen sah. Sie beschloss ihnen zu folgen, denn es war immer eine Freude ihnen bei den Fechtstunden zuzusehen.
Kurze Zeit später war sie auch schon auf dem Weg zu dem großen runden Pavillon, der den Übungsplatz darstellte. Er war ganz weiß. Große Fenster, an ihrer Oberseite rund, säumten die Wände. Der Regen wollte nicht nachlassen und so eilte sie in den Pavillon. Was sie hier erwartete, verwunderte sie nicht im Geringsten. In der Mitte sah sie die Brüder, wie sie Anweisungen von ihrem Fechtmeister bekamen und Drumherum standen wohl ein Dutzend Mädchen, einige von ihnen aus den mächtigsten Familien Gondors, und blickten ohne Unterbrechung auf die beiden Krieger. Manche von ihnen seufzten von Zeit zu Zeit, andere kicherten, aber alle hatten einen schwärmerischen Blick auf ihren Gesichtern. Gwyn sah deutlich, wie sorgfältig die meisten Kleider ausgesucht worden waren, um Faramir und Boromir zu beeindrucken.
Gwyneth beobachtete das Geschehen in der Mitte eine ganze Weile. Sie hatte sich früher oft gefragt, warum sie Fechten übten, wenn sie im Kampf Schwerter einsetzten. Doch bald wurde es ihr klarer: durch die Fechtübungen wurden beide schneller, genauer und somit geschickter.
Sie verfolgte jede der Bewegungen genau, denn sie selbst konnte auch sehr gut fechten. Faramir hatte sie immer mitgenommen, wenn ihnen die Zeit dafür blieb.
Gwyn errötete leicht, als sie sich dabei ertappte, wie sie längere Zeit auf den Oberkörper des älteren Bruders starrte, dessen Muskeln sich durch das Hemd abzeichneten. Warum ausgerechnet ER, fragte sie sich selbst. Faramir musste sich schließlich auch nicht verstecken. Sie schloss die Augen, um sich wieder auf Wesentliches konzentrieren zu können und öffnete sie erst wieder, als der Fechtmeister die Stunde für beendet erklärte und Faramir sie schon mit einem fröhlichen "Guten Morgen" begrüßte.
"Guten Morgen Faramir," sagte sie mit einem Lächeln zu ihm, als sie dem anderen Bruder nur zunickte. "Hast Du Deinen Harem schon begrüßt?" fragte sie wieder mit einem Lachen.
"Nein," schmunzelte Faramir, "das erscheint mir doch zu gefährlich." Und mit einem Zwinkern fügte er hinzu: "Wir wollen doch keine Gerüchte aufkommen lassen."
Damit spielte er recht eindeutig auf ein Ereignis des vergangenen Abends an, das Gwyn schnell aus ihren Gedanken verbannte, weil es ihr seitdem Kopfzerbrechen bereitete.
"Nun, Gwyneth," machte sich Boromir bemerkbar, der bis jetzt nur stumm daneben gestanden hatte, "da Ihr gestern nicht mit mir tanzen wolltet, würdet Ihr vielleicht heute zu einem kleinen Duell einwilligen?"
Er lächelte dieses leicht überlegene Lächeln, dass Gwyneth immer als Beweis für seine oft maßlose Arroganz auffasste. Sie blickte ihm direkt in seine Augen.
"Ich nehme an, Ihr wollt viel mehr eine Revanche für Eure letzte Niederlage - oder irre ich mich und Euer Stolz ist heute noch genauso unbeschädigt wie damals?"
Er zuckte kurz, bevor er zu einer Antwort ansetzte.
"Denkt was Ihr wollt, aber ich würde wirklich gern prüfen, inwiefern Ihr Eure Fähigkeiten seit unserem letzten Duell verbessern konntet."
"Nun denn, wenn Ihr nicht zurückschreckt, so sollt Ihr Euer Duell bekommen. Dann brauche ich ja nur noch einen Degen."
Boromir schritt an die Wand, an der sämtliche Degen standen, suchte einen heraus und warf ihn ihr mit einem "Hier!" zu. Gwyneth fang ihn gekonnt mit ihrer rechten Hand auf. Es war jener, den sie für gewöhnlich zu nehmen pflegte. Die beiden Wettstreiter stellten sich gegenüber und verbeugten sich.
"En Garde!" rief Gwyneth und schon waren sie mitten im Kampf. Mit einigen gekonnten Bewegungen war es ihr bereits zu Anfang möglich, ihn recht weit zurückzudrängen, denn Ziel war es den anderen entlang des langen roten Teppichs ganz an das Ende zu drängen oder, als zweite Option, den Gegner zu Fall zu bringen. Boromir gab sich natürlich noch längst nicht geschlagen und hatte sie wieder in der Mitte. Es war ihm sogar möglich sie noch einige Schritte weiter rückwaärts zu zwingen. Für die Außenstehenden wirkte es fast wie ein Tanz und nicht wenige der Mädchen blickten leicht eifersüchtig auf Gwyneth. Faramir stand am Rand und beobachtete den Kampf der beiden mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht. Er genoss diese kleinen Auseinandersetzungen sichtlich. Beim letzten Kampf hatte es Gwyn tatsächlich geschafft, Boromir wortwörtlich den Boden unter den Füßen wegzuziehen und ihn zu Fall zu bringen. Das hatte ihn ein wenig in seinem Stolz verletzt, gleichzeitig aber auch zu immer neuen Sticheleien angetrieben.
Plötzlich hörte man einen Aufschrei und mit einem Male lag Gwyneth genau auf der Mitte des Teppichs auf dem Boden. Faramir lief sofort zu ihnen, weil er glaubte, dass Gwyn etwas zugestoßen war, doch beruhigte sich schnell, als er sah, dass sie vollkommen unverwundet war - zumindest was physische Schäden betraf, denn Faramir war sich sicher, dass sie diese Niederlage nicht leicht vergessen können würde.
"Es sieht so aus, als hätte ich gewonnen," verkündete Boromir mit einem Lächeln und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen.
"Das war unfair!" keifte Gwyn, als sie die Hand ergriff, sich daran hochzog und ihr Gesicht unerwartet nah dem seinen war. Sie räusperte sich, trat einen Schritt zurück und fuhr fort. "Normalerweise wäre der Kampf noch gar nicht zu Ende! Ich wurde aus dem Konzept gebracht....woher kam überhaupt der Schrei?"
Sie blickten sich alle suchend um. Und da lag die Quelle, oder besser gesagt, dort lag Aralyn, deren Freundin Oleila ihr gerade aufzuhelfen versuchte.
"Entschuldigt bitte meine tollpatschige Freundin, Frau Gwyneth. Sie wollte sie sicherlich nicht verunsichern." Sagte letztere und setzte eins ihrer süßesten Lächeln auf.
"Das denke ich auch nicht. Nun, Herr Boromir, wollen wir noch einmal beginnen?"
"Nein," sagte jener. "Ich habe gewonnen und Ihr verloren. Wäre der Fehler auf meiner Seite, so würde ich Euch eine weitere Möglichkeit geben." Er lächelte siegesgewiss und war sichtlich stolz auf seinen Sieg.
"A.. Aber ich habe durch einen Einfluss von Außen verloren! Das zählt nicht...."
"Da stimme ich Frau Gwyneth zu, Herr Boromir." Oleila flatterte mit ihren Augenlidern.
"Nein, und das ist mein letztes Wort," antwortete Boromir ruhig.
Oleila erkannte ihre Chance noch länger mit dem edlen Herrn Boromir sprechen zu können und so ging sie wieder auf Gwyneth ein. "Das ist ungerecht! Ihr müsst es ihm heimzahlen," flötete sie.
"Da habt Ihr Recht. Und das werde ich auch tun," antwortete Gwyn nun eben so ruhig wie Boromir zuvor und sah ihn dabei wieder direkt an.
"Aber wie, wenn er Euch kein weiteres Duell zugesteht?!" rief Oleila gespielt schockiert. "Wie könnt Ihr es ihm heimzahlen?"
"Oh, nichts leichter als das. Spielt auf seine Fehler an und Ihr werdet ihn gekränkt finden. Neckt ihn. Lacht über ihn."
"Über ihn Lachen? Wie könnte ich das? Und von welchen Fehlern sprecht Ihr? Herr Boromir ist doch vollkommen ohne Fehler!" rief Oleila schockiert und blickte während des gesamten Gespräches auf Boromir, um nur einen Blick von ihm zu erhaschen. Vielleicht würde er ja bemerken, wie schön sie war. Aber auch ihre Lobpreisung brachte sie ihrem Ziel nicht näher.
"Ohne Fehler? Ist er das?", fragte Gwyneth mit erhobenen Augenbrauen.
"Vollkommen fehlerlos ist wohl niemand," warf jener ein, über den hier gesprochen wurde, "doch habe ich mein Leben lang versucht, solche Schwächen zu vermeiden, die nur allzu gern ins Lächerliche gezogen werden können."
"Wie zum Beispiel Eitelkeit und Stolz?" erwiderte Gwyn mit einem gewissen ironischen Unterton in der Stimme.
"Ja, Eitelkeit ist gewiss eine Schwäche. Aber Stolz - dort wo eine geistige Überlegenheit vorhanden ist, wird sich der Stolz immer in gesunden Grenzen halten."
Oleila, die schmerzlich bemerkt hatte, dass es für sie unmöglich war, auf sich aufmerksam zu machen, wenn Gwyneth und Boromir im Streit lagen, versuchte abzulenken. "Ich denke doch, dass Ihre Prüfung nun abgeschlossen ist. Darf ich fragen, zu welchem Schluss Ihr gekommen seid, Gwyneth?"
"Ich musste feststellen, dass Herr Boromir vollkommen ohne Fehler ist und es mir so zunächst unmöglich sein wird, mich an ihm zu rächen... Entschuldigt mich, ich muss mich nun wichtigeren Angelegenheiten widmen."
Und so gab sie Faramir den Degen und verschwand aus dem Pavillon, um nachzudenken; weniger über die Dinge, die sich ereignet hatten, als über ihre Gedanken sowie jene Blicke, die ausgetauscht wurden und sie momentan nicht zu verstehen vermochte.
Boromir wandte sich von der Gesellschaft der Mädchen ab und schritt ebenfalls hinaus, doch lief er in eine andere Richtung als Gwyneth. Er ging geradewegs zu Rubeus, dem alten Feldmarschall, um mit ihm über die morgige Abreise zu sprechen. Er suchte Ablenkung von den Ereignissen des Vormittags, die ihm immer wieder durch den Kopf gingen.
Der Regen nahm an diesem Tag kein Ende. Fortwährend prasselten die Wassermassen auf Minas Tirith hinab. Das änderte sich auch nicht, als die Armee Gondors am nächsten Morgen in eine neue Schlacht zog, ihr geliebtes Land vor den Schrecken Mordors zu verteidigen.
...Fortsetzung folgt
© 2002 Galenturiel
@ alle anderen: Habt ihr mir gar nichts zu sagen? *g*
Disclaimer: (Ups, hab ich bisher vergessen) Jep, alle Figuren, die ihr erkennt, gehören dem großartigen JRR Tolkien (WARUM, warum gehört Boromir nicht mir?!*g*). Gwyneth gehört mir ganz allein (naja, noch...;-), aber auch für Oleila und Aralyn zeichne ich mich verantwortlich.
Die Streitszene dürfte manch einen an eine ähnliche in Jane Austens "Stolz und Vorurteil" (Kapitel 11) erinnern.
Noch was: Ich möchte Sean Bean für seine großartige Darstellung des Boromir in "Die Gefährten" danken:-)
Doch nun zum neuen Kapitel....
Titel: Stolz und Vorurteil, Kapitel 3: Von Fehlern und Schwächen
Der neue Morgen brachte nur graue Wolken und sehr viel Regen. Die Tropfen schlugen schwer an Gwyneth' Schlafzimmerfenster. Sie lag bereits einige Stunden lang wach und starrte unentwegt an die gewölbte Decke. Ein Schmetterling flog an ihr entlang und versuchte einen Weg aus dem Zimmer zu finden, doch all seine Mühen blieben ohne Ergebnis. Gwyn stand auf und streckte ihre rechte Hand nach oben. Sofort nahm der Schmetterling darauf Platz. Sie betrachtete ihn und schritt dann vorsichtig zum Fenster, öffnete es und überließ dem Schmetterling selbst die Wahl, sich den sintflutartigen Regenfällen auszusetzen oder in ihrem Zimmer zu bleiben. Der Flatterer zog die schützende Wärme des Zimmers vor. Gwyneth lächelte und wollte das Fenster wieder schließen, als sie Faramir, gefolgt von seinem älteren Bruder, zum Haus des Fechtmeisters laufen sah. Sie beschloss ihnen zu folgen, denn es war immer eine Freude ihnen bei den Fechtstunden zuzusehen.
Kurze Zeit später war sie auch schon auf dem Weg zu dem großen runden Pavillon, der den Übungsplatz darstellte. Er war ganz weiß. Große Fenster, an ihrer Oberseite rund, säumten die Wände. Der Regen wollte nicht nachlassen und so eilte sie in den Pavillon. Was sie hier erwartete, verwunderte sie nicht im Geringsten. In der Mitte sah sie die Brüder, wie sie Anweisungen von ihrem Fechtmeister bekamen und Drumherum standen wohl ein Dutzend Mädchen, einige von ihnen aus den mächtigsten Familien Gondors, und blickten ohne Unterbrechung auf die beiden Krieger. Manche von ihnen seufzten von Zeit zu Zeit, andere kicherten, aber alle hatten einen schwärmerischen Blick auf ihren Gesichtern. Gwyn sah deutlich, wie sorgfältig die meisten Kleider ausgesucht worden waren, um Faramir und Boromir zu beeindrucken.
Gwyneth beobachtete das Geschehen in der Mitte eine ganze Weile. Sie hatte sich früher oft gefragt, warum sie Fechten übten, wenn sie im Kampf Schwerter einsetzten. Doch bald wurde es ihr klarer: durch die Fechtübungen wurden beide schneller, genauer und somit geschickter.
Sie verfolgte jede der Bewegungen genau, denn sie selbst konnte auch sehr gut fechten. Faramir hatte sie immer mitgenommen, wenn ihnen die Zeit dafür blieb.
Gwyn errötete leicht, als sie sich dabei ertappte, wie sie längere Zeit auf den Oberkörper des älteren Bruders starrte, dessen Muskeln sich durch das Hemd abzeichneten. Warum ausgerechnet ER, fragte sie sich selbst. Faramir musste sich schließlich auch nicht verstecken. Sie schloss die Augen, um sich wieder auf Wesentliches konzentrieren zu können und öffnete sie erst wieder, als der Fechtmeister die Stunde für beendet erklärte und Faramir sie schon mit einem fröhlichen "Guten Morgen" begrüßte.
"Guten Morgen Faramir," sagte sie mit einem Lächeln zu ihm, als sie dem anderen Bruder nur zunickte. "Hast Du Deinen Harem schon begrüßt?" fragte sie wieder mit einem Lachen.
"Nein," schmunzelte Faramir, "das erscheint mir doch zu gefährlich." Und mit einem Zwinkern fügte er hinzu: "Wir wollen doch keine Gerüchte aufkommen lassen."
Damit spielte er recht eindeutig auf ein Ereignis des vergangenen Abends an, das Gwyn schnell aus ihren Gedanken verbannte, weil es ihr seitdem Kopfzerbrechen bereitete.
"Nun, Gwyneth," machte sich Boromir bemerkbar, der bis jetzt nur stumm daneben gestanden hatte, "da Ihr gestern nicht mit mir tanzen wolltet, würdet Ihr vielleicht heute zu einem kleinen Duell einwilligen?"
Er lächelte dieses leicht überlegene Lächeln, dass Gwyneth immer als Beweis für seine oft maßlose Arroganz auffasste. Sie blickte ihm direkt in seine Augen.
"Ich nehme an, Ihr wollt viel mehr eine Revanche für Eure letzte Niederlage - oder irre ich mich und Euer Stolz ist heute noch genauso unbeschädigt wie damals?"
Er zuckte kurz, bevor er zu einer Antwort ansetzte.
"Denkt was Ihr wollt, aber ich würde wirklich gern prüfen, inwiefern Ihr Eure Fähigkeiten seit unserem letzten Duell verbessern konntet."
"Nun denn, wenn Ihr nicht zurückschreckt, so sollt Ihr Euer Duell bekommen. Dann brauche ich ja nur noch einen Degen."
Boromir schritt an die Wand, an der sämtliche Degen standen, suchte einen heraus und warf ihn ihr mit einem "Hier!" zu. Gwyneth fang ihn gekonnt mit ihrer rechten Hand auf. Es war jener, den sie für gewöhnlich zu nehmen pflegte. Die beiden Wettstreiter stellten sich gegenüber und verbeugten sich.
"En Garde!" rief Gwyneth und schon waren sie mitten im Kampf. Mit einigen gekonnten Bewegungen war es ihr bereits zu Anfang möglich, ihn recht weit zurückzudrängen, denn Ziel war es den anderen entlang des langen roten Teppichs ganz an das Ende zu drängen oder, als zweite Option, den Gegner zu Fall zu bringen. Boromir gab sich natürlich noch längst nicht geschlagen und hatte sie wieder in der Mitte. Es war ihm sogar möglich sie noch einige Schritte weiter rückwaärts zu zwingen. Für die Außenstehenden wirkte es fast wie ein Tanz und nicht wenige der Mädchen blickten leicht eifersüchtig auf Gwyneth. Faramir stand am Rand und beobachtete den Kampf der beiden mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht. Er genoss diese kleinen Auseinandersetzungen sichtlich. Beim letzten Kampf hatte es Gwyn tatsächlich geschafft, Boromir wortwörtlich den Boden unter den Füßen wegzuziehen und ihn zu Fall zu bringen. Das hatte ihn ein wenig in seinem Stolz verletzt, gleichzeitig aber auch zu immer neuen Sticheleien angetrieben.
Plötzlich hörte man einen Aufschrei und mit einem Male lag Gwyneth genau auf der Mitte des Teppichs auf dem Boden. Faramir lief sofort zu ihnen, weil er glaubte, dass Gwyn etwas zugestoßen war, doch beruhigte sich schnell, als er sah, dass sie vollkommen unverwundet war - zumindest was physische Schäden betraf, denn Faramir war sich sicher, dass sie diese Niederlage nicht leicht vergessen können würde.
"Es sieht so aus, als hätte ich gewonnen," verkündete Boromir mit einem Lächeln und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen.
"Das war unfair!" keifte Gwyn, als sie die Hand ergriff, sich daran hochzog und ihr Gesicht unerwartet nah dem seinen war. Sie räusperte sich, trat einen Schritt zurück und fuhr fort. "Normalerweise wäre der Kampf noch gar nicht zu Ende! Ich wurde aus dem Konzept gebracht....woher kam überhaupt der Schrei?"
Sie blickten sich alle suchend um. Und da lag die Quelle, oder besser gesagt, dort lag Aralyn, deren Freundin Oleila ihr gerade aufzuhelfen versuchte.
"Entschuldigt bitte meine tollpatschige Freundin, Frau Gwyneth. Sie wollte sie sicherlich nicht verunsichern." Sagte letztere und setzte eins ihrer süßesten Lächeln auf.
"Das denke ich auch nicht. Nun, Herr Boromir, wollen wir noch einmal beginnen?"
"Nein," sagte jener. "Ich habe gewonnen und Ihr verloren. Wäre der Fehler auf meiner Seite, so würde ich Euch eine weitere Möglichkeit geben." Er lächelte siegesgewiss und war sichtlich stolz auf seinen Sieg.
"A.. Aber ich habe durch einen Einfluss von Außen verloren! Das zählt nicht...."
"Da stimme ich Frau Gwyneth zu, Herr Boromir." Oleila flatterte mit ihren Augenlidern.
"Nein, und das ist mein letztes Wort," antwortete Boromir ruhig.
Oleila erkannte ihre Chance noch länger mit dem edlen Herrn Boromir sprechen zu können und so ging sie wieder auf Gwyneth ein. "Das ist ungerecht! Ihr müsst es ihm heimzahlen," flötete sie.
"Da habt Ihr Recht. Und das werde ich auch tun," antwortete Gwyn nun eben so ruhig wie Boromir zuvor und sah ihn dabei wieder direkt an.
"Aber wie, wenn er Euch kein weiteres Duell zugesteht?!" rief Oleila gespielt schockiert. "Wie könnt Ihr es ihm heimzahlen?"
"Oh, nichts leichter als das. Spielt auf seine Fehler an und Ihr werdet ihn gekränkt finden. Neckt ihn. Lacht über ihn."
"Über ihn Lachen? Wie könnte ich das? Und von welchen Fehlern sprecht Ihr? Herr Boromir ist doch vollkommen ohne Fehler!" rief Oleila schockiert und blickte während des gesamten Gespräches auf Boromir, um nur einen Blick von ihm zu erhaschen. Vielleicht würde er ja bemerken, wie schön sie war. Aber auch ihre Lobpreisung brachte sie ihrem Ziel nicht näher.
"Ohne Fehler? Ist er das?", fragte Gwyneth mit erhobenen Augenbrauen.
"Vollkommen fehlerlos ist wohl niemand," warf jener ein, über den hier gesprochen wurde, "doch habe ich mein Leben lang versucht, solche Schwächen zu vermeiden, die nur allzu gern ins Lächerliche gezogen werden können."
"Wie zum Beispiel Eitelkeit und Stolz?" erwiderte Gwyn mit einem gewissen ironischen Unterton in der Stimme.
"Ja, Eitelkeit ist gewiss eine Schwäche. Aber Stolz - dort wo eine geistige Überlegenheit vorhanden ist, wird sich der Stolz immer in gesunden Grenzen halten."
Oleila, die schmerzlich bemerkt hatte, dass es für sie unmöglich war, auf sich aufmerksam zu machen, wenn Gwyneth und Boromir im Streit lagen, versuchte abzulenken. "Ich denke doch, dass Ihre Prüfung nun abgeschlossen ist. Darf ich fragen, zu welchem Schluss Ihr gekommen seid, Gwyneth?"
"Ich musste feststellen, dass Herr Boromir vollkommen ohne Fehler ist und es mir so zunächst unmöglich sein wird, mich an ihm zu rächen... Entschuldigt mich, ich muss mich nun wichtigeren Angelegenheiten widmen."
Und so gab sie Faramir den Degen und verschwand aus dem Pavillon, um nachzudenken; weniger über die Dinge, die sich ereignet hatten, als über ihre Gedanken sowie jene Blicke, die ausgetauscht wurden und sie momentan nicht zu verstehen vermochte.
Boromir wandte sich von der Gesellschaft der Mädchen ab und schritt ebenfalls hinaus, doch lief er in eine andere Richtung als Gwyneth. Er ging geradewegs zu Rubeus, dem alten Feldmarschall, um mit ihm über die morgige Abreise zu sprechen. Er suchte Ablenkung von den Ereignissen des Vormittags, die ihm immer wieder durch den Kopf gingen.
Der Regen nahm an diesem Tag kein Ende. Fortwährend prasselten die Wassermassen auf Minas Tirith hinab. Das änderte sich auch nicht, als die Armee Gondors am nächsten Morgen in eine neue Schlacht zog, ihr geliebtes Land vor den Schrecken Mordors zu verteidigen.
...Fortsetzung folgt
© 2002 Galenturiel
