Disclaimer: Ich besitze weder die Charaktere, die Serie oder die Rahmenhandlung von Digimon. Ich wünschte ich tät's, aber leider ist es nur ein Traum. Weder verdiene ich mit diesen Geschichten Geld oder irgendetwas anderes. Ich mach's alleine wegen der Erfahrung und aus Spaß.
A/N: Anti-Daikari. Auf Hochdeutsch: Daisuke und Hikari kommen nicht allzu gut davon... Da sieht man mal, was passiert, wenn man zu viele schlechte Daikaris zwischen die Finger bekommt... Ach ja, ich schreibe aus der Sicht einer neuen Schülerin, wobei ihre Meinung nicht unbedingt meine persönliche wiederspiegelt. Daisuke- und/oder Hikari-Fans sollten lieber etwas abstand von dieser Story nehmen, zu ihren und zu meinem Besten. Flames werden ignoriert und sind absolut unerwünscht. Wer meint, mich wegen dem trotzdem zu flamen, dem kann ich nur sagen, ich habe ihn mehr als einmal gewarnt...
Über Culumon, ich habe sie von den Tamers ‚ausgeborgt', wo ‚sie' eine zentrale Rolle spielt, auch wenn laut der Amerikanischen Fassung Culumon dort ein ‚er' ist. Irgendwie passt dieses Digimon perfekt in diese Story rein und macht sie ebenfalls etwas konsistenter. Also muss ich eine leichte Spoiler-Warnung mitgeben, auch wenn ich Culumon für diese Story leicht modifiziere...
Nebenbei bemerkt, es lohnt sich, auf die Serie zu warten, sie hat riesiges Potential und wirkt insbesondere bei den Charakteren zum Teil noch ausgereifter als die Season 1 oder 2, egal ob Digiritter/Tamer oder Digimon.
Charaktere :
Iwakomo Rena – 15:
Geboren in Deutschland, wurde später von ihrem Stiefvater adoptiert und erhielt auf diesen Weg den Namen Iwakomo. Zwischenzeitlich lebte sie mit ihren Eltern in Deutschland, Frankreich und zuletzt in Amerika, bevor ihr Stiefvater nach Japan versetzt wurde. Einige ihrer besten Freunde sind Catherine Dupré, Tachikawa Mimi und Sybil Reynolds.
Takaishi Takeru 15 Izumi Koushiro 17 Tachikawa Mimi 17
Takenouchi Sora 18 Ishida Yamato 18 Yagami Hikari 15
Yagami Taichi 18 Inoue Miyako 16 Ichijouji Ken 16
Hida Iori 13 Kido Jyou 19 Motomiya Daisuke 15
Catherine Dupré 16 Sybil Reynolds 15
Prolog
Was soll ich sagen, das Leben, mein Leben ist eine regelrechte Wundertüte. Man denkt, man hat schon alles gesehen bzw. erlebt, dann wird man regelrecht in ein neues Abenteuer geworfen. Eigentlich hätte ich als Tochter eines Diplomaten mit keinen großartigen Problemen rechnen sollen, an sich sollte mein Leben daher ruhig verlaufen, aber Pustekuchen, daraus wird nichts...
Kapitel 1 – Neue Schule, neue Probleme„Mein Name ist Iwakomo Rena, und bin 15 Jahre alt. Bis jetzt lebte ich in Deutschland, Frankreich und Amerika, seit letzter Woche lebe ich hier mit meiner Mutter und meinem Stiefvater. Ich spiele Basketball und fotografiere für mein Leben gerne."
„Danke, Rena. Bitte setzte dich neben Takeru."
Herr Shin, mein neuer Klassenlehrer, zeigt auf den freien Platz neben den passiv wirkenden Blondschopf, welcher partout einen Haarschnitt braucht. Trotz allem sieht der Junge recht süß aus, auch wenn er wirklich extrem passiv und leblos wirkt, fast so wie ein Zombie. Man kann regelrecht sehen, dass er Probleme hat, vermutlich mit seinem Herzen... Irgendwie kommt mir dieser Junge auch recht bekannt vor, ich bin sicher, ihn schon ein-/zweimal zuvor gesehen zu haben, aber ich kann mich nicht erinnern, wo...
Während ich zu meinem neuen Platz gehe, schweift mein Blick durch den Raum. Mir fallen insbesondere zwei Personen auf, welche mich neugierig beobachten, ein brünettes Mädchen in der einen Ecke und ein weinrot-haariger Junge mit einer blöden Brille auf dem Kopf. Vor allem das Mädchen schaut mich an, als ob sie mir sagen wollte, dass ich den blonden Jungen, Takeru glaube ich, bloß in Ruhe lassen solle. Was fällt der Göre ein, ist der Junge ihr Privateigentum ? – Okay, das war etwas hart, aber ihr Blick lässt vermuten, dass sie der Grund für den Zustand von Takeru ist... Dieses ist leider nur Eingebung, obwohl mich meine Eingebung nur sehr seltenst im Stich lässt...
Als ich mich hinsetzte sage ich Takeru leise : ~ „So, ab jetzt sind wir wohl Sitznachbarn."
Er blickt kurz in meine Richtung und nickt mir verstehend zu. Danach konzentriert er sich wieder auf den Unterricht.
Von meiner anderen Nachbarin am Nebentisch höre ich dann : ~ „Erwarte von Takeru keine Antwort, er hat seit einem halben Jahr kein einziges Wort mehr gesprochen."
Bevor ich sie fragen kann, dreht sie sich wieder zum Klassenlehrer zu. Ich denke mal, dass der Klassenlehrer nicht gerade zimperlich mit Störenfrieden umgeht. Also warte ich lieber noch bis nach der Stunde und hole mir dann die genauen Informationen...
Es ist nicht leicht, dem Unterricht zu folgen, da meine Japanischkenntnisse leicht eingerostet sind, ich spreche es zwar flüssig, aber im Schriftlichen, da hapert's noch ein bisschen. Aber ich habe nichts anderes erwartet, so war es schon früher so, als ich nach Frankreich oder später nach Amerika umgezogen bin. Ich musste immer wieder meine Sprachkenntnisse auffrischen, zumindest bin ich jetzt in einem Land, wo mein Herz hängt, nichts gegen die anderen Länder in denen ich lebte, doch entweder fühlte ich mich in ihnen fremd, oder mich verbinden schlechte Erinnerungen mit denen.
Jedenfalls schaffe ich es, dem Unterricht zu folgen, obwohl mir auch auffiel, dass ein reger Briefverkehr in der letzten Reihe stattfindet, zwischen dem zuvor genannten Mädchen und dem blöd ausschauenden Jungen. Dieser Junge versucht auch immer, wenn ich mal in seine Richtung schaue, mit mir zu flirten, absolut widerlich... Dazu kann ich nur noch meinen Kopf schütteln und angewidert wegschauen... Fast schon nebenbei bemerke ich, wie Takeru mich anschaut und etwas ähnliches wie ein leichtes Grinsen für mich erübrigt. Ich glaube, meine Intuition hat mich mal wieder nicht im Stich gelassen...
Den Rest des ‚Unterrichts' versuche ich, dem Lehrer zu folgen, ich meine natürlich stofflich zu folgen, was trotz allem nicht gerade das einfachste für mich ist. Japanische Literatur, das ist halt ein Gebiet, auf dem ich nicht gerade sehr bewandert bin, insbesondere mit meiner Schreib-/Leseschwäche. Naja, jetzt habe ich wenigstens mal wieder eine Beschäftigung für meine freien Nachmittage, so dass ich mich zur Abwechslung mal nicht mit Basketball beschäftigen muss... Mann... oder besser Frau... heute habe ich mal wieder einen Eimer Sarkasmus zum Frühstück gehabt...
Jedenfalls kann ich mich nun ein bisschen mit der Umgebung vertraut machen, ich könnte sehr gut eine kleine Einführung hier vertragen, über die ‚wichtigen' Persönlichkeiten der Klasse sowie der restlichen Schule, genauso wäre ein Persönlichkeitsprofil (jetzt klinge ich schon fast wie Dad) der Lehrer von Nutzen...
Die folgenden Stunden sind nicht minder leicht zu verfolgen, doch zum Glück bin ich im Stofflichen bei den meisten voraus, insbesondere in Englisch, 3 Jahre Amerika sind doch ‚etwas' hilfreich. Jedenfalls irgendwie überstehe ich diese Stunden und es ist Mittagszeit. Seit Amerika habe ich mir angewöhnt nur ein paar Brötchen zum Mittag zu essen, welche ich am Morgen selbst zubereitet habe; warm gegessen wird dann, wenn ich aus der Schule komme. Kantinenessen in Amerika, zumindest an meiner damaligen Schule, hat es mich so gelehrt... Und anscheinend bin ich nicht die einzige, die auf diese Idee kam, Takeru hat auch nur ein paar belegte Brote dabei und verzichtet ebenfalls auf eine warme Mahlzeit und verkrümelt sich im Speisesaal in die entlegenste Ecke einsam an einen Tisch. Als ich den Blick so durch den Raum schweifen lasse, fällen mir mehrere Personen auf, zum einen das Pärchen aus dem Unterricht mit den Briefchen, welche zusammen leicht entlegen an einem Tisch sitzen, sowie ein gemischt zusammengewürfelter Haufen ebenfalls leicht abgelegen, welcher leicht Takeru sowie das Pärchen beobachtet. Ich spüre regelrecht, dass diese Personen ein gemeinsames Band teilen, so deutlich war meine Eingebung noch nie.
Das ist aber auch ein wilder Haufen, alle möglichen Altersstufen sowie die unterschiedlichsten Auras. Da wäre zum einen ein Blondschopf, welcher annähernd so aussieht wie Takeru, ich könnte ihn Glatt für seinen Bruder halten. Von ihm geht eine seltsame Aura aus, er wirkt einerseits sehr, sehr kühl, aber andererseits auch recht freundlich, oder besser freundschaftlich. Nahezu an seinem Arm klebend befindet sich ein orangehaarige Jugendliche, welche sehr verliebt aussieht; ihre Aura ist auch dementsprechend, so liebenswürdig, lieblich. Den beiden gegenüber sitzt ein brünetter Jugendlicher mit einer Riesenfrisur, welcher leicht genervt dreinschaut; seine Aura ist die eines Anführers, er erinnert mich etwas an Dad. Neben ihm sitzt ein stachelhaariger Rotschopf, welcher ein englisches Buch über Halbleitertechnologie liest; eindeutig ein Computerfreak, so wirkt auch seine Aura. Daneben sitzt ein Pärchen aus einem dunkelblauhaarigen, leicht vornehm gekleideten Jugendlichen, sowie einer verdreht aussehenden Jugendlichen, die eine zu große Brille trägt und türkise Haare hat. Er strahlt eine freundliche Aura aus, auch wenn sie irgendwas verbirgt, irgendein düsteres Geheimnis, sie hingegen wirkt wie eine Klatschtante, auch wenn etwas an ihr klar macht, dass sie voller Liebe ist. Schon fast nebenbei bemerkt, er kommt mir irgendwie bekannt vor, als wenn ich mal etwas über ihn gelesen oder gesehen habe. Ähnliches fällt mir nun auch für den Blondschopf, sowie diesem Anführertypen auf. Ich könnte schwören, dass ich sie schon mindestens einmal gesehen habe...
Na ja, genügend über diese Leute nachgegrübelt, ich habe Hunger. Nur wo soll ich mich hinsetzen ? Von Anfang an scheiden die Sportler-Cliquen aus, die Jungs wollen nur flirten und die Mädels... Meine Erfahrung lehrt mich, dass diese meistens recht snobbisch sind und nur Auserwählte zulassen, etwas was ich zutiefst verabscheue. Ich lebte einst auf der untersten sozialen Schicht und ich kann es einfach nicht ertragen, wenn ‚wohlgeborene' Gören sich für etwas besseres halten. Auch wenn mein Dad Diplomat ist, fühle ich mich trotz allem dem ‚gemeinen' Volk hingezogen, weswegen ich partout auf Privatunterricht und Privatschulen verzichten kann. Das Gute ist, dass Dad selbst aus ‚dem gemeinen Volk' stammt, und meine Entscheidung respektiert und begrüßt...
Jedenfalls, die Sportler fallen komplett weg, somit ein gutes Viertel der Tische... Ach was soll's, ich weiß doch, wohin es mich zieht... Der Junge, der mein Sitznachbar wurde.
„T'schuldigung, ist hier noch frei ?"
Takeru schaut mich kurz verwundert an und konzentriert sich dann wieder auf seine Brote... Aber habe ich was anderes erwartet ? – Nee... Nicht wirklich. Er verhält sich fast wie Alice, meine damalige beste Freundin... Kurz bevor sie gesprungen ist... Ich kann nur hoffen, dass er nicht den gleichen Fehler begeht, es wäre schade für die Welt, wenn ein solch interessanter Junge sich entschlösse, den ‚einfachen Weg' zu begehen und einfach aufgibt... Okay, er hat an sich schon aufgegeben, aber zumindest noch nicht den letzten Lebensfunken... Zumindest gibt es noch einen Funken Hoffnung... Einen Funken... Ein Funke, wie der in seinen azurblauen Augen. Als ich in seine Augen schaue, was etwas diffizil ist, bemerke ich einen großen Schatten der Verzweiflung in ihnen, aber trotz allem sehe ich ebenfalls diesen kleinen Funken, leicht versteckt, aber anwesend. Ich weiß nicht, was es ist, was mich an ihn fasziniert, aber hat seltsamerweise meine vollkommene Aufmerksamkeit, es ist soviel an ihm, was mich interessiert, so vieles zu entdecken, viele Geheimnisse, gute und auch traurige. Hinzu kommt seine Aura, sie wirkt so halbiert, als ob ein Teil von ihm verloren ist, vergessen oder verschüttet. Es ist die seltsamste Aura, die ich jemals gespürt habe, so stark, aber schwer verletzt... Es ist nahezu unmöglich, diese zu umschreiben, aber eines ist sicher, ihm fehlt etwas, etwas was er benötigt, um wieder eins zu sein.
Langsam schwinden meine Gedanken und ich verliere mich in ihn...
Ich weiß nicht, wie lange ich so verharre, aber irgendwas holt mich zurück in die Realität... Ach ja, die Schulklingel... Habe ich wirklich eine Halbestunde so verbracht ?... Plötzlich fällt mir auf, dass ich noch immer in seine Augen starre, wobei er zurückstarrt. Es mag seltsam erscheinen, aber so habe ich mich noch nie verhalten. Ich muss jedoch zugeben, dass dieser Junge definitiv interessant ist, und dass ich ihn besser kennen lernen möchte... Ich weiß definitiv nur eines, ich muss ihm helfen, dieses, sein, Problem zu lösen. Er darf nicht mehr nur vegetieren, nein er soll wieder leben...
„Na komm schon, wir müssen wieder zurück zur Klasse."
Er schaut mich nur verwirrt an, bevor er realisiert, wie spät es ist, dann packt er alles zusammen, er hat auch nicht viel mehr gegessen als ich die ganze Zeit, und ich zerre ihn nahezu zurück zu unserer Klasse. Ich weiß noch nicht mal, wieso ich das tue, es überkommt mich halt hin und wieder...
Der restliche Tag verläuft recht gemächlich, nichts aufregendes halt. Hin und wieder beobachte ich Takeru, wie er versucht, dem Unterricht zu verfolgen. Aber irgendwas scheint ihn leicht abzulenken, und manchmal glaube ich, in meinen Augenwinkeln gesehen zu haben, dass er mich beobachtete. Jedoch, wenn ich mich auf ihn dann konzentriere, dann wirkt er wieder eher etwas passiv, so wie heute morgen... Aber ich glaube, dass ich langsam seine Aufmerksamkeit geweckt habe. Ebenfalls bemerke ich, dass wohl einige meiner Klassenkameraden dieses ebenfalls bemerkt haben, sie schauen mich hin und wieder leicht verwundert an, als ob ich ein Wunder vollzogen hätte...
Jedenfalls verlief der restliche Schultag genau so. Gerade als die Klingel ertönt, welche das Ende für heute einläutet, merke ich, wie Takeru gemächlich seine Sachen packt und sich vorbereitet, nach Hause zu gehen.
„Das war's dann wohl für heute. Wir sehen uns dann morgen wieder, oder ?"
Er mustert mich ein letztes Mal und nickt mir zustimmend zu.
Am liebsten würde ich noch ein bisschen mit ihm flirten, aber ich glaube, es wäre besser, etwas langsamer mit ihm vorzugehen. Ich denke, er benötigt erst mal einen Freund, und was sich dann daraus entwickelt, das werde ich danach sehen...
„Also bis morgen, ich kann's kaum erwarten..."
Ich zwinkere ihm noch einmal zu, bevor ich ihn verlasse, um in Richtung meiner Wohnung oder besser die Wohnung meiner Eltern, zu gehen.
„Hallo Rena, wie war dein Tag ?" So werde ich von Dad gleich an der Haustür begrüßt.
Bevor ich überhaupt antworte, begrüße ich ihn mit einem gewohnten Kuss auf die Wange. Er mag zwar nicht mein leiblicher Vater sein, aber im Herzen hat er dessen Stelle, denn er ist mehr ein Vater als mein leiblicher es jemals war.
„Wie immer am ersten Tag, gewöhnungsbedürftig."
„Und schon einen Jungen gefunden ?" Wie immer hält er sich an unser ‚kleines Spiel'. Er fragt mich dieses schon seitdem ich 12 bin, obwohl er mein kleines Problem mit Jungs kennt.
„Ähm... Um genau zu sein, da ist einer..." Nun schaut mich Dad mit Riesenaugen an, er hat wohl nicht wirklich mit so einer Antwort gerechnet.
„... Er ist recht interessant, aber ihm scheint jemand zuvor sein Herz gebrochen zu haben. Er erinnert mich etwas an Alice..."
„Alice... War das nicht deine Freundin..."
„... die gesprungen ist. Genau die..."
„Ich kann nur für dich hoffen, dass er nicht denselben Fehler begeht."
„Dann sind wir schon zwei... Jedenfalls versuche ich, ihm zu helfen; so gut es geht..."
„In Ordnung. Jedenfalls, falls du mich brauchst, ich bin in der Küche."
Dad in der Küche ? Wieso kocht denn Dad, er ist kein schlechter Koch, aber er kocht halt nicht gerne. Und wo ist eigentlich Mom ?
„Dad, wo ist denn Mom ?"
„Ohh, hat sie dir nichts gesagt ?"
„Was gesagt ?"
„Sie hat einen neuen Job, sie arbeitet jetzt für eine lokale Zeitung hier."
Mom hat einen neuen Job ? Was verwundert mich mehr, dass sie mir nichts gesagt hat, oder dass sie einen Job angenommen hat, obwohl sie ein Kind erwartet ? Na gut, vom zweiten weiß ich offiziell noch nichts, aber trotzdem wundert's mich.
„Ich denke, Mom muss es wohl ‚vergessen' haben, mir zu erzählen."
„Jedenfalls, wir essen in gut einer Stunde, wenn deine Mutter zurück ist."
„Okay, Dad."
Während Dad schnurstracks in die Küche verschwindet, begebe ich mich in Richtung meines Zimmers. Das erste, was ich mir entledige ist meine Schultasche. Ich erwäge schon, etwas für mein schriftliches Japanisch zu tun, aber dann nehme ich mir wieder dieses Spielzeug vor. Dieses ‚Ding' fand ich vor knapp ein halbes Jahr am Morgen neben meinen Computer, es ist leicht oval und regenbogenfarben. Es ist absolut seltsam, wenn man sich auf eine Stelle konzentriert stellt man fest, dass dieses ‚Ding' alle Farben annehmen kann. Da ist zwar noch eine Art Display und diverse kleine Knöpfe vorhanden, jedoch scheint das Ding ansonsten keine weitere Funktion zu haben, zumindest habe ich bis jetzt noch keine weitere gefunden. Aber irgendwas in mir sagt, dass das Gerät eine Verbindung zu mir hat, es ist etwas von mir...
Na ja, vom bloßen Anstarren erfahre ich auch nicht dessen Funktion und stecke an meinen Gürtel, so wie ich es immer zuhause mache. Es ist eine Art Glücksbringer für mich geworden, jedoch habe ich Angst, dass man es mir in der Schule oder auf der Straße klauen könnte, da dessen Vielfarbigkeit hundertprozentig Interesse erweckt.
Wie jeden Tag nach der Schule gehe ich erst mal meine E-Mails durch, vielleicht haben ja ein paar alte Freunde mir geschrieben. Cat und Sybil sind schon recht spät dran, aber sie könnten auch etwas zurückhaltender wegen meines Umzuges sein.
Kaum habe ich Zugriff auf meine E-Mail-Konten, da muss ich mich erst mal um den ganzen Müll darin kümmern... Kaufen sie dieses... Können sie einen schnellen Kredit gebrauchen ?... Arme Kinder in der 3. Welt brauchen Ihr Geld (98% werden lediglich für den Verwaltungsapparat benötigt, oder so...)... Nur heute gibt's die schärfsten Bräute kostenlos, nur den Dialer runterladen... I LOVE YOU (Den Virus gibt's immer noch ???)... I HATE YOU (KEIN KOMMENTAR...)...
ARGH ! Da kann man ja wahnsinnig werden: über 95% nur Werbung und Schweinskram... Zumindest sind die restlichen Mails eher von Interesse, eine stammt von Cat, sie fragt, wie es mir geht, wie meine neue Wohnung ist und ob ich ein paar süße Jungs getroffen habe, außerdem soll ich noch Yagami und Takaishi von ihr grüßen... Diese Namen kommen mir bekannt vor, aber woher ?... Sybil hat ebenfalls geschrieben, sie ist nahezu genauso neugierig wie Cat, aber zumindest soll ich niemanden von ihr grüßen...
Dann fällt mir die letzte Mail auf:
Von : Light@Bulb.dw
An : Rena260175@AOL.com
Betreff : DW...
Werde zu dem, was er benötigt, erstrahle für ihn, und du kannst alles, was du liebst, retten. Zeige Freundschaft und helfe denen, die sich vom Lichte abgewandt haben. Nutze das Artefakt, suche dir einen Freund, einer, der ebenfalls betrogen wurde...
Seltsame Nachricht, eine absolut seltsame Nachricht. Soll der Absender ein Scherz sein ? Light@Bulb.dw, Glühbirne, will mich jemand verarschen ? Und dann das .dw, ich kenne keine Domain namens .dw, wofür soll das überhaupt stehen ? DiscWorld (Scheibenwelt) ? Da hat wohl jemand zuviel Terry Pratchett gelesen...
Und was soll der Text dieser Mail überhaupt bedeuten ? Wer ist überhaupt ‚er', wie soll ich erstrahlen ? Bin ich denn ein Glühwürmchen ? Und was soll ich werden ? Ich bin doch kein Transformer oder wie die Dinger aus den 80ern auch immer hießen. Dann soll ich wen suchen ? Jemand, der ebenfalls betrogen wurde ? Das macht doch überhaupt keinen Sinn, bis jetzt hat mich nur einer jemals betrogen, und die einzigste Person, die er ebenfalls betrogen hat, ist meine Mutter. Nein, das kann es irgendwie nicht sein. Und was soll das ‚Artefakt' sein ? Vielleicht das komische ‚Ding' ?... Das könnte aber sein, es ist doch genauso verwirrend wie diese Mail, sie könnten definitiv zusammengehören...
An sich sollte ich diese Mail einfach ignorieren, aber irgendwas daran ist mir zu seltsam, besser ich schicke sie mal an Cat weiter, sie liebt Geheimnisse, und diese Mail passt irgendwie zu ihr... Vielleicht hat sie eine Idee...
Außerdem speichere ich diese Datei auf meinem Rechner, es könnte ja doch noch eine Bewandtnis damit haben.
Na ja, genug gemailt, ich finde, ich sollte doch lieber etwas an meinen Japanischkenntnissen arbeiten, so greife ich mir die japanische Fassung des neusten Pratchetts und fange an diesen zu ‚lesen'.
Ich liebe Fantasy-Romane, insbesondere die von Terry Pratchett und Raymond Feist, ich habe schon viele Stunden mit dem Lesen derer Romane verbracht, und jedes Mal verliere ich mich so tief in ihnen, so dass ich zumeist die Zeit verliere. Manchmal wünsche ich, Elfen, Gnome und Zwerge würden in Wirklichkeit existieren, es würde die reale Welt interessanter machen. Hinzu kommt, dass ich am liebsten selbst zaubern könnte. Aber dieses sind nur Träume, Träume eines verrückten Mädchens. Zumindest bin ich nicht die einzige auf dieser Welt, wenn ich so an Cat oder Sybil denke, diese glauben sogar an eine andere Welt da draußen. Um ehrlich zu sein, wieso soll es eigentlich keine solche geben ? Bei der Größe des Universums muss es doch schließlich mehr als nur unsere Welt geben...
Ich werde durch Dads Rufen aus meinen Gedanken gerissen. Ich glaube, Mom ist da. Nahezu schon aus Gewohnheit platziere ich ein Lesezeichen ins Buch und lege dieses beiseite, bevor ich nochmals meine Sachen glatt streiche. Ich überlege noch kurz, ob ich das ‚Ding' ablegen soll oder nicht. Ich entscheide mich dagegen, es sieht ja schließlich recht cool aus. Danach geht's auf den Weg nach unten...
Kapitel 2 – Das Geheimnis
Ich frage mich, wieso Dad eigentlich nicht öfters kocht. Sein Essen ist immer vorzüglich und er kalkuliert immer die richtige Portionsgröße ab, so dass man satt ist, aber nicht überfüttert.
Mom musste dann etwas schwitzen, als ich auf eine Erklärung wartete, wieso sie mir nichts von ihrem neuen Job erzählt hat. Sie ließ sich irgendeine fadenscheinige Geschichte einfallen, wirklich nicht sehr glaubwürdig. Lustig wurde es dann, als ich ‚aus Spaß' sagte, dass sie sogar vergessen würden, mir etwas zu erzählen, wenn meine Eltern Familienzuwachs erwarten. Der Anblick auf deren Gesichtern war einfach göttlich... Trotz allem haben sie mir nichts davon erzählt, sie warten wohl beide auf einen passenden Zeitpunkt, es mir zu erzählen. Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht freuen würde, ich freue mich wirklich, aber diese Geheimnistuerei geht mir auf den Senkel. – Mensch, ich bin 15 und nicht 4 ! – Aber wieso sollte ich mich beschweren, bis auf dieses liebe ich beide.
Mit einer ebenfalls fadenscheinigen Begründung verschwinden beide in deren Schlafzimmer. Ich frage mich nur, was sie dort machen... Aber ich denke, dass ich es schon weiß. Stellte ich dort eine Kamera auf, könnte ich wahrscheinlich die besten Schmuddelfilme aufnehmen... Aber so was mache ich nicht, nie und nimmer. Wenn ich mir schon bildlich vorstelle, was die beiden dort treiben, da sträuben sich mir die Haare. Natürlich könnte es daran liegen, dass ich bisher keinen Jungen näher als eine Armlänge an mich rangelassen habe; alle bis auf meinen leiblichen Vater damals... Aber glücklicherweise ist das Vergangenheit, er wird mir nie wieder wehtun können, nie wieder...
Ich muss dringendst auf andere Gedanken kommen, daran will ich mich einfach nicht erinnern. Ich gehe langsam zurück auf mein Zimmer, wo ich mich gleich an meinen Computer setzte.
Vielleicht ist ja jemand online, mit dem ich ein bisschen chatten kann.
Kaum schalte ich den PC an erhalte ich eine Mail von Cat, welche mir ein Programm zugeschickt hat : „DwChat.EXE" Zusätzlich hat sie mir ein Passwort dafür mitgeschickt : „Floramon"... Da ich Cat immer vertraut habe, jage ich dieses Programm erstmals durch meinen Virenscanner, bevor ich es installiere. Es ist seltsam, so klein dieses Programm auch ist, es hinterlässt enorme Veränderungen. Schlagartig ist die Windows-Oberfläche aufgeräumt, der Rechner um 30% schneller, sowie ein neues Programm im Tray. Als ich darauf klicke, öffnet sich ein Dialogfenster, wo ich Zugangsdaten eingeben soll.
Username :
Passwort :
Einladungsschlüssel :
Partner :
Für den Usernamen wähle ich „Rainbow_Gal", irgendwie hat mich das ‚Ding' dazu inspiriert. Mein Passwort ist eines, welches ich schon öfters verwendet habe : „Rincewind" und für den Einladungsschlüssel benutze ich das Passwort, welches Cat mir geschickt hat. Nur bei Partner, da weiß ich nichts einzutragen, hoffentlich akzeptiert das Programm dieses auch.
Keine 5 Sekunden später befinde ich mich in einem Chatroom, welcher dem IRC-Net recht ähnlich ist. Bevor ich jedoch auch nur die Kanalliste aufrufen kann, werde ich von „Flora_Cat" in einen Chatroom eingeladen.
Flora_Cat : Hi, Rena !
Rainbow_Gal : Hi, Cat. Was ist das hier für ein Chatroom ?Und woher weißt du, dass ich es bin ?
Flora_Cat : Sorry, das kann ich dir nicht sagen, aber ich habe jemanden wegen deiner Mail angeschrieben und er möchte dich noch einiges dazu fragen. Izzy sollte gleich online sein. Woher ich von deiner ID weiß ? Ich wurde automatisch benachrichtigt, als du meinen Schlüssel eingegeben hast. Und eines noch, bitte gib niemanden dieses Programm oder meinen Schlüssel weiter, es ist sehr wichtig, dass beides privat bleibt.
Rainbow_Gal : Kein Problem, aber wieso bist du eigentlich heute zuhause, hast du keine Schule ?
Flora_Cat : Ich liege mit einer Grippe im Bett, ansonsten hättest du recht, ich wäre dann in der Schule.
Rainbow_Gal : Dann gute Besserung. Ach ja, eine Frage, hast du ein Bild von den beiden, die ich grüßen soll, oder zumindest deren Vornamen ? Es wäre etwas hilfreich...
Flora_Cat : Oops, sorry, ich habe die Mail leicht komatös geschrieben, deren Namen sind Takaishi Takeru und Yagami Taichi. Ich schaue mal, ob ich ein Bild von beiden irgendwo finde, ansonsten wende dich an Izzy, er kennt beide ebenfalls...
TAKAISHI TAKERU ?????? Meint sie denselben Takeru ?`
Rainbow_Gal : Eine Frage, ist Takeru ein großer Junge mit blondes, unzähmbares Haar ? Hat er die blausten Augen auf Erden ?
Flora_Cat : Genau, das ist Takeru, kennst du ihn ?
Rainbow_Gal : Habe ihn heute in der Schule getroffen, er ist mein Sitznachbar. Aber irgendwas schlimmes muss vor gut einem halben Jahr passiert sein, er ist extrem depressiv und spricht seitdem kein einziges Wort mehr.
Flora_Cat : !HIKARI!
Rainbow_Gal : Wer ist denn Hikari ?
Flora_Cat : Sie ist Taichis Schwester und Takeru ist/war seither in sie verliebt. Für mein Geschmack etwas zu stark verliebt, so stark, dass es schon gefährlich für ihn ist.
Rainbow_Gal : Hat sie brünette Haare und favorisiert die Farbe pink ?
Flora_Cat : Genau das ist sie... Moment, ich schaue mal, wo Izzy bleibt...
Rainbow_Gal leaves Chat...
Hat mich meine Intuition wirklich nicht getäuscht, das Mädchen ist schuld an Takerus Misere.
Knowing_Izzy joins Chat...
Flora_Cat joins Chat...
Flora_Cat : Rena, ich bin zurück und habe Izzy mitgebracht...
Knowing_Izzy : Ich bin Koushiro, genannt Izzy, und ich hörte, du hast eine besondere Mail erhalten ?
Rainbow_Gal : Hallo, Koushiro. Das war ich, ich weiß noch nicht mal, was so besonders an dieser Mail ist, außer dass sie absolut unverständlich ist.
Knowing_Izzy : Das werden wir gleich sehen, aber zuvor habe ich ein paar Fragen...
Rainbow_Gal : Schieß los...
Knowing_Izzy : Hast du irgendwann einmal ein komisches Ding gefunden mit einem Display sowie ein paar Knöpfen darauf ? Es ist egal, ob eckig oder leicht oval.
Rainbow_Gal : Stimmt, vor 6 Monaten fand ich es am Morgen in meinem Zimmer. Es ist oval und multifarben.
Knowing_Izzy : Multifarben ?
Rainbow_Gal : Es kann alle möglichen Farben annehmen und verändert sich ständig.
Flora_Cat : Izzy, kann es sein ?
Knowing_Izzy : Cat, keine Ahnung, ich muss es mir erst mal anschauen. Rena, wo lebst du ?
Rainbow_Gal : In einem Vorort von Tokio.
Knowing_Izzy : Odaiba ???
Flora_Cat : Natürlich, Izzy. Sie geht sogar mit Takeru in dieselbe Klasse.
Rainbow_Gal : Cat, kann ich nicht für mich selbst sprechen ??? Koushiro, es stimmt. Nebenbei, bevorzugst du Koushiro oder Izzy ?
Knowing_Izzy : Persönlich bevorzuge ich Koushiro, Izzy ist nur die verkürzte Fassung meines Nachnamens. Ich benutzt lediglich Izzy online, da dieses leichter auszusprechen ist... Am besten wir treffen uns gleich an der Schule. Das geht doch, oder ?
Rainbow_Gal : Null Problemo... Solange ich vor 22 Uhr wieder zurück bin, habe ich keine Probleme. Wie erkenne ich dich ?
Knowing_Izzy : Wir treffen uns dann in einer guten Viertelstunde vor der Schule, ich habe rote, stachelförmige Haare, es sollte nicht schwer sein, mich zu erkennen.
Rainbow_Gal : Ahh, der Computer-Freak... Ich glaube, ich habe dich heute im Speisesaal gesehen, mit diesem Anführertypen neben dir und dem verliebten Pärchen dir gegenüber...
Knowing_Izzy : Das kommt hin. Warst du das dann, welche sich gegenüber von Takeru hingesetzt hat ?
Rainbow_Gal : Ertappt... Wir sehen uns gleich...
Knowing_Izzy : CU
Somit schalte ich meinen PC aus und greife nach meiner Jacke. Es ist zwar erst 19 Uhr, aber ich bin lieber auf eine kühlere Nacht vorbereitet. Ich checke nochmals, ob das ‚Ding' noch an seinem Platz ist und gehe danach in Richtung Haustür.
Ich erwäge noch, Mom und Dad zu sagen, wohin ich unterwegs bin, aber als ich leicht stöhnende Geräusche aus Richtung ihres Schlafzimmers höre, lege ich diese Erwägung sofort ad acta. ICH WILL ES MIR NICHT VORSTELLEN...
So schnell wie möglich verlasse ich unser Zuhause und begebe mich in Richtung Schule.
Keine 10 Minuten später erreiche ich selbige und bemerke, dass der Rotschopf schon davor wartet.
„Koushiro, nehme ich an ?"
„Richtig, dann musst du Rena sein. Hast du das Gerät dabei ?"
„Genau..." Ich greife zu meinem Gürtel und ziehe das Gerät, das ‚Ding', hervor. „... Hier ist es."
Er schaut es sich genau an und gibt nur ein „Interessant..." von sich.
„In einem Punkt bin ich sicher, es handelt sich definitiv um ein Digivice, aber was genau, das erkenne ich nicht. Am besten wir gehen zu mir."
„Hey... So einfach bin ich nicht, abzuschleppen..."
Ich merke, wie Koushiro leicht ins Schwitzen kommt.
„Nein... So meine ich es nicht. Nur manche Sachen kann man nicht so einfach in aller Öffentlichkeit bereden, und diese ist eine davon. Nebenbei bemerkt, meine Freundin würde mich umbringen, wenn ich fremdgehen sollte..."
„Das ist doch kein Grund, Panik zu kriegen. Eigentlich sollte es nur ein Scherz sein. Und du siehst nicht gerade nach jemanden aus, der Frauen erst verführt und dann im Wald verscharrt."
„Äh... Nein, so was könnte ich mir partout nicht vorstellen..."
Die nächsten fünf Minuten gehen wir zu Koushiros Wohnung, um genau zu sein, es handelt sich um ein Apartment in einem Mehrfamilienhaus, worin seine Familie lebt.
„Wunder dich nicht, meine Eltern sind heute Abend ausgegangen, so haben wir unsere Ruhe."
„Ruhe wofür ?"
„Dir alles zu erzählen, oder besser, anfangen dir alles zu erzählen, denn das Ganze ist recht komplex und selbst ich, welcher von Anfang an dabei ist, habe nur einen Bruchteil davon verstanden."
„Oh...Kay..."
„Erinnerst du dich an die Ereignisse von vor 4 Jahren ?"
„Was meinst du ? Ich erinnere mich, dass da etwas war, aber irgendwie habe ich da einige Blackouts."
„Ahh... Ich hätte vermutet, dass du dich daran erinnern könntest, aber dir geht es wohl nicht anders als dem Rest der Welt. Lediglich eine ausgewählte Anzahl von Kindern und Erwachsene können sich an die Ereignisse von vor 4 und 7 Jahren erinnern, als Digimon in diese Welt eindrangen."
Digimon... Es kommt mir recht bekannt vor, da war wirklich irgendwas in diese Richtung... Bilder schwirren unkontrolliert durch meinen Kopf, Bilder aller möglichen Kreaturen. Ich dachte, die kämen aus meiner Phantasie, aber genau betrachtet wirken sie sehr real...
„Erzähl bitte weiter..."
„Diese Monster, die Digimon, stammen aus einer zu uns parallelen Welt, der Digiwelt. Dafür steht auch die Abkürzung „.dw" in deiner Mail. Jedenfalls leben in dieser Welt diese Kreaturen in einem Gleichgewicht miteinander, gut und böse, Licht und Dunkelheit. Wenn dieses Gleichgewicht außer Kontrolle gerät, dann kommen wir ins Spiel."
„Wieso ist es schlimm, wenn dieses Gleichgewicht außer Kontrolle gerät ?"
„Jede Veränderung in der Digiwelt kann auch unsere Welt beeinflussen, sogar unsere Welt zerstören. Relativ einfache Auswirkungen waren die beiden Ereignisse vor 4 und 7 Jahren, als Digimon in diese Welt eindrangen und Chaos verursachten. Schlimmer jedoch wäre, wenn diese beiden Welten verschmelzen würden oder das ganze Gefüge zwischen den Welten zusammenbräche... Deswegen ist unsere Aufgabe so wichtig."
„Und wie kommt ihr ins Spiel ?"
„Jeder von uns hat einen Digimonpartner, das Digivice verbindet uns, unsere Partner ziehen ihre Kraft aus uns und unseren Herzen. Jeder von uns Digirittern, so werden wir in der Digiwelt genannt, hat seine eigenen Tugenden, die uns diese Kraft geben; meine zum Beispiel ist das Streben nach Wissen und die damit verbundene Neugier. Aber es reichte nicht, einfach nur neugierig zu sein, ich musste den wahren Sinn dahinter erst verstehen und lernen, dass es noch wichtigeres als das bloße Streben nach Wissen gibt... Aber ich schweife etwas ab. Diese Tugenden sind es, die unseren Partnern das Verwandeln in stärkere Formen ermöglicht."
„Ist es möglich, deinen Partner zu treffen ? Ich bin neugierig auf ihn."
„Ja und nein. Technisch könnten wir sofort in die Digiwelt gehen, jedoch rate ich derzeit davon ab, bevor wir ein paar Freunde dabei haben, da die Digiwelt mal wieder außer Gleichgewicht ist und wir unter Umständen gleich nach dem Eintritt angegriffen werden könnten. Wir könnten ja einen sicheren Bereich betreten, jedoch fänden wir dann keinen von unseren Partnern, da diese teils Aufklärungsarbeit leisten, teils wichtige Gebiete schützen. Gib mir lieber ein, zwei Tage Zeit, um so viele Partner wie möglich zusammenzutrommeln."
„In Ordnung. Werde ich einen Partner haben ? Und wie wird er aussehen ?"
„Also ich glaube fest daran, dass du deinen Partner treffen wirst, aber frage mich bloß nicht, welcher es sein wird, die Wahl deines Partners hängt von deinem Charakter und deinen inneren Wünschen ab. Lass dich einfach überraschen. Außerdem habe ich keine Ahnung, was das für ein Digivice ist, es könnte auch komplett andere Funktionen aufweisen. Aber das werden wir sehen, wenn es soweit ist. Besser ich erzähle dir ein bisschen von uns und was wir erlebt haben, es sollte dich ein wenig auf das Kommende vorbereiten."
Dann Beginnt Koushiro einen recht langwierigen Monolog über dessen/deren Abenteuer. {A/N: Ich verzichte aber darauf, diese wiederzugeben.} Mir fällt auf, dass ich die meisten Personen schon kenne, entweder persönlich oder von Hörensagen. Ich erinnere mich auch nun wieder, woher ich den großen Blondschopf, Yamato, und diesen Anführertypen, Taichi, gesehen habe – im Internet damals, als sie mit ihren Digimon ein böses Virus zerstört haben. Als ich bemerke, dass es zu spät wird unterbreche ich ihn.
„Sorry, aber ich glaube, ich muss nach Hause; morgen ist ja Schule."
„Noch eines, pass auf dein Digivice auf, es ist ein Teil von dir."
„Mache ich..."
Koushiro geleitet mich noch bis zur Tür, bevor ich mich auf den Weg nach Hause mache.
Es ist irgendwie seltsam, dass ich schon zuvor soviel Kontakt zu anderen Digirittern hatte, als ob es schon vorhergeplant wurde. Vielleicht wurde es ja auch...
Als ich zuhause ankomme merke ich noch immer dieses leise Stöhnen aus dem Zimmer meiner Eltern, wie lange können die denn UND ICH WILL ES MIR NOCH IMMER NICHT VORSTELLEN...
Ich gehe so schnell wie möglich auf mein Zimmer und bereite mich für die Nacht vor. Beim Umziehen in mein Nachthemd fällt mir wieder diese Narbe auf, das letzte ‚Geschenk' meines leiblichen Vaters, bevor... Es sollte eigentlich Vergangenheit sein, aber dessen Schatten verfolgen mich noch immer, noch immer leide ich die Schmerzen, die er mir angetan hat...
Mit Tränen in den Augen begebe ich mich ins Bett...
Kapitel 3 - Ein neuer Tag
„Liebling, aufstehen !"
:Gähn: Ein neuer Tag... und seltsamerweise auch ein neues Leben. All das, was mir Koushiro gestern erzählt hat, erweckt bei mir dieses Gefühl. Es ist schon seltsam, gestern morgen war die Welt noch so einfach gestrickt und jetzt ist sie viel komplexer. Ich habe nun nicht mehr die Probleme in meinem Leben oder in den Leben meines Umfelds, jetzt überwältigen mich auch noch die Probleme einer mir fremden Welt... Ein Teil von mir wünscht sich, es wäre noch so wie gestern Morgen, aber ein anderer ist begierig, diese Welt kennenzulernen.
Aber zum Zeitpunkt kann ich daran sowieso nichts ändern, selbst wenn ich Koushiros Ratschlag ignorieren wollte, ich weiß ja nicht mal, wie ich in diese andere Welt gelange. Außerdem möchte ich den heutigen Tag bei bestem Willen nicht verpassen, ich brenne regelrecht darauf, Takeru wiederzusehen.
Meine Gedanken beiseite schiebend, kleide ich mich an. Ich wünschte nur, es gäbe nicht diese blöde Kleiderordnung... Ich persönlich bevorzuge eher schwarze Jeans und einen Regenbogenfarbenpulli, vielleicht sogar mit einem Hut, aber bestimmt keine Kleider und/oder Röcke. Es nervt ja schon, wenn ich mich auf formellen Anlässen diese tragen muss.
Aber egal, ich bereite mich lieber auf die Schule vor und greife nach meiner Schultasche.
Die nächste halbe Stunde verbringe ich mit Frühstück, dem Schmieren meiner Mittagsbrote und einem kurzen Gespräch mit meinen Eltern. Naja, seit gestern Abend hat sich ja nicht viel ereignet, zumindest nicht für sie, jedoch haben sie festgestellt, dass ich abwesend war. Dem entgegnete ich, dass ich sie nicht bei ihren privaten Angelegenheiten stören wollte und nur bei einem Bekannten war, welcher zufällig einer von Cats Freunden ist. Bei den ‚privaten Angelegenheiten' erröteten meine Eltern, wie Jugendliche, die man beim ersten Kuss erwischt hat. Ich bin wirklich nicht mehr so naiv...
Jedenfalls befinde ich mich jetzt vor der Schule und sehe einen mir bekannten Blondschopf gemächlich antraben, genau der Richtige, um meine Stimmung oben zu halten. Am liebsten würde ich ihm um den Hals fallen, aber wie ich gestern schon bemerkt habe, sollte ich lieber etwas gemächlicher an die Sache rangehen.
Als Takeru auf meiner Höhe angelangt ist begrüße ich ihn : „Guten Morgen, Takeru."
Er nickt mir mit einem schwachen Lächeln zu.
„Ach ja, bevor ich es vergesse, ich soll dich von Catherine Dupré grüßen."
Jetzt verändert sich sein Gesichtsausdruck so, als ob er fragen wollte, wer das sein soll.
„Sagt dir etwas Weihnachten vor 4 Jahren in Paris ?"
Jetzt starrt er mich mit Glupschaugen an, einfach köstlich.
„Außerdem soll ich noch den anderen Playboy von ihr grüßen. Nebenbei bemerkt, sie sprach recht häufig von euch, aber insbesondere von deinem Freund, aber sag's keinem weiter..."
Ich weiß, es ist leicht provokativ und auch etwas geflunkert, aber irgendwie muss ich ihn ja aus der Reserve locken... Jedoch das einzige was ich ernte ist ein leicht verwirrtes Blick. Ich glaube, er weiß nicht, was er davon halten soll.
„Ach, egal. Komm schon, Prinz Valium, wir kommen ansonsten noch zu spät zum Unterricht."
Ich zerre Takeru beinahe in den Klassenraum, obwohl ich weiß, dass wir noch genügend Zeit haben. Aber genau daran liegt der Gag, ich versuche ihm Genügend Stress mit mir aufzuhalsen, so dass er gar nicht erst an dieses Mädchen Hikari mehr denken muss. Manchmal ist Ablenkung die beste Strategie, es kommt lediglich darauf an, dass diese Ablenkung dann die ganze Aufmerksamkeit bündelt.
Irgendwie überbrücken wir die Wartezeit bis zum Eintreffen unseres Lehrers... Um genau zu sein, ungefähr genauso wie gestern Mittag, versunken in seinen Augen. Ich werde erst durch die Schulklingel aus diesem Zustand gerissen und wieder merke ich, dass Takeru ähnlich abwesend war. Ich könnte fast denken, dass ich zu ihm durchgedrungen bin, aber sicher bin ich mir partout nicht, leider...
Die Stunden vergehen wie gestern, halb im Flug und halb im Schneckentempo und wie gestern merke ich aus den Augenwinkeln, dass ich desöfteren der Mittelpunkt von Takerus Aufmerksamkeit bin, auch wenn er dieses so gut wie möglich zu verstecken versucht. Aber in einem Punkt muss ich mir klar sein, selbst wenn es so ist, wie ich denke, dann heißt das noch lange nicht, dass er genauso mir gegenüber empfindet wie ich ihm. Zuerst ist es wichtig, ihm ein Freund zu sein, einer, dem sein Wohl sehr, sehr wichtig ist. :Seufz: Wieso kann mein Leben nicht ein einziges Mal einfach sein...
Mittagspause... Wie gestern stehe ich wieder im Speisesaal und schaue nach einem Sitzplatz... Ich erwäge, mich zu Koushiro und seinen Freunden zu setzten, jedoch als ich Takeru wieder alleine abseits sitzen sehe, kann ich nicht anders und nehme wieder den Platz ihm gegenüber ein. Und genauso wie gestern versinke ich wieder in seinen Augen, jedoch heute wirken sie leicht heller als gestern, als ob der Schleier oder der Schatten in ihnen schwächer geworden ist, aber nur leicht... Ich könnte glatt Stunden so verbringen, tief in seine Augen schauend...
Wie gestern habe ich es heute schon wieder nicht geschafft, meine Mittagsbrötchen zu verspeisen, wie gestern habe ich die ganze Zeit nur von seinen Augen gelebt... Ich sollte mir vielleicht ein anderes Hobby zulegen... oder auch nicht... Und schon wieder muss ich zwischen Tür und Angel meine Brötchen verspeisen, aber es ist es allemal wert... Und schon wieder zerre ich Takeru zurück zum Unterricht, definitiv ein neues Hobby von mir.
Überraschenderweise, okay eigentlich weniger überraschend, haben wir heute Chemie auf dem Stundenplan – vielleicht sollte ich hin und wieder mal darauf schauen – Memo an Rena – und die ganze Klasse wurde zu praktischen Übungen eingeteilt. Wie überraschend lande ich in einem Zweierteam mit Takeru – und nebenbei bemerkt, dieses Hikari-Mädchen ist mit dem Brillenjungen zusammen. Es sind keine weltbewegenden Experimente angesetzt, lediglich einfache Reaktionen, die ich schon letztes Jahr in Amerika durchführen musste, diese sind definitiv idiotensicher… Ich könnte ganz einfach diese Experimente alleine aus dem FF durchführen, jedoch denke ich, dass es besser wäre, wenn ich Takeru ein bisschen auf Trab bringe... Vielleicht spiele ich das dumme, von-technik-nichts-verstehende Mädchen, zumindest solange, bis ich entweder Takeru zur Arbeit bewogen habe oder unser Experiment komplett den Bach runter geht.
„Takeru, am besten besorgst du den Bunsenbrenner, sowie die Reagenzgläser, während ich Spachtel und die Reagenzien besorge. Falls ich irgendwas vergessen habe oder du einen anderen Vorschlag hast, sag's mir."Ich weiß, dass ich gemein sein kann, ich habe doch glatt die Zange und das Gestell für die Reagenzgläser vergessen – dummes Mädchen... Entweder er zeigt etwas Eigeninitiative oder er muss sein Schweigegelübde brechen, egal was er macht, es wäre ein definitiver Fortschritt...
„Du hast etwas vergessen..." höre ich hinter mir, es ist dieses Mädchen Hikari.
Prompt darauf kommt dann die Antwort vom dem Brillenjungen : „Ach lass doch die Loser, wenn sie's vergeigen, dann ist es deren Problem..." Irgendwie zerrt der Junge dann das Mädchen zur Materialausgabe.
Wer sind hier die Loser ??? Am liebsten würde ich dem Knaben mal eine Lektion à là Rena zeigen, aber irgendwie sehe ich derzeit keine Motivation, mich auf sein Level herabzulassen. Und der soll laut Koushiro - Wie heißt das Ding ? – das Digiarmorei der Freundschaft besitzen ? Das passt definitiv nicht zusammen... Ich kann nur leicht den Kopf bei diesem Gedanken schütteln. „Was für ein Idiot..." entweicht es mir aus meinem Mund. Von Takeru aus erhalte ich ein zustimmendes Nicken.
„Ist nun auch egal, holen wir unser Zeug..." Mit diesen Worten gehe ich in Richtung Materialausgabe, Takeru mir folgend.
Als ich mein Zeug zusammenhabe, kehre ich zu unserem Arbeitsplatz zurück, wo Takeru schon mit seinen Sachen sowie den von mir ‚vergessenen' auf mich wartet. Er ist schnell und bei der Schlacht vorne muss auch sehr agil sein. Jedenfalls lege ich meine Sachen neben seinen ab.
„Danke, Takeru. Die hab ich glatt vergessen." Und ich ‚küsse' ihn leicht auf die Wange, es ist aber mehr ein Kuss, welcher in Frankreich als Begrüßung üblich ist, als ein ‚romantischer'.
Trotz allem erzielt er eine Wirkung bei ihm, er errötet leicht, nichts auffälliges, aber genug, um meine Hoffnungen höher zu stecken. Aus den Augenwinkeln bemerke ich einen leicht angewiderten Blick von dem Brillenjungen (langsam gewöhne ich mich an diesen Ausdruck) sowie einen leicht eifersüchtigen von diesem Hikari-Mädchen. Aber was soll's ? Dieser Junge interessiert mich nicht die Bohne und das Mädchen ist der Grund für Takerus Dilemma. Es wird langsam Zeit für Takeru, über diesen Teil der Vergangenheit hinweg zu kommen, und genau das ist mein oberstes Ziel...
Wir beide bereiten langsam aber sicher unsere Experimente vor, bauen die Apparaturen auf, etc. pp. Takeru benötigt noch nicht mal großartig Motivation meinerseits, er arbeitet seinen Teil mit Bravour ab, während ich meinen dazu tue. Alles klappt wie am Schnürchen, keine Komplikationen und alle Ergebnisse erscheinen befriedigend. Jedoch bei den beiden speziellen Personen scheint es wohl nicht allzu glatt abzulaufen, aus deren Richtung kommt ein bestialischer Gestank, genug, um mir mein Mittag oder besser Frühstück wieder heraufzubeschwören. In Sekundenschnelle sind alle Fenster sperrangelweit geöffnet und von den Schülern okkupiert. Selbst der Lehrer bildet keine Ausnahme... Takeru ist sehr eng an mir gepresst aufgrund unserer Mitschüler, welche ebenfalls einen Platz an der Sonne – äh – am Fenster haben wollen. Aber ich will mich nicht beschweren, es gefällt mir sogar, ihm so nahe zu sein. Ich spüre sogar Takerus Herzschlag, zumindest glaube ich, ihn zu spüren. Es ist so seltsam, so angenehm, ihm so nahe zu sein. Wenn ich bedenke, dass sonst Jungen näher als eine Armlänge an mir dran panische Ängste hervorrufen, irritiert mich dieses. Was hat Takeru, was ihn so besonders macht ?
Fünf Minuten später ist die Luft wieder bereinigt, zumindest wieder atembar. Doch leider können wir das letzte Experiment wieder von vorne beginnen, da diese Pause es komplett ruiniert hat... Aber auch egal, mit Takeru ist das definitiv kein Beinbruch.
„Das sieht ja richtig gut hier aus. Ihr scheint ja ein gutes Team zu bilden... Wenn ihr denkt, dass ihr fertig seid, könnt ihr zusammenpacken und euch die restliche Zeit anders beschäftigen. Wie gesagt, gute Arbeit."
Das war unser Chemielehrer, bevor er sich zum nächsten Tisch aufmacht. Ich hatte noch nicht mal die Chance, dem zu antworten. Ich glaube, da war auch nicht mehr viel hinzuzufügen. Mit einem stolzen Lächeln belohne ich meinen Partner, welcher ebenfalls leicht stolz mir ein ähnliches Grinsen erwidert.
Trotz allem beenden wir beide noch unsere ausstehenden Experimente, bevor wir alles zusammenpacken. Ganz nebenbei bemerke ich, wie der Lehrer alles andere als zufrieden mit dem speziellen Pärchen ist; ich denke mal, das Fiasko von vorhin hat ihm wohl nicht allzu gut gefallen, jedenfalls hat er nun eine andere Miene auf als bei Takeru und mir. Ähnliches verraten mir auch deren beiden Gesichter. Aber was soll's... Das ist definitiv deren Problem, nicht meines.
„So, Takeru, was wollen wir nun machen ?"
Er antwortet mir mit einem leichten Axelzucken.
Ich erwäge zuerst, meinen Pratchett rauszuholen, jedoch erscheint es mir nicht fair, wenn ich hier lese und Takeru sich alleine langweilt. Mir würde ein Gespräch mit Takeru sehr gefallen, jedoch bezweifle ich, dass ich derzeit eine Antwort von ihm erhielte... Es ist schon schwer, sich etwas einfallen zu lassen, wenn der Partner nicht allzu sehr gesprächig ist. Ende vom Lied ist, dass ich wie schon heute mehrmals zuvor in einen Starrwettkampf mit ihm lande, was ich persönlich nicht verachte...
Ich habe partout keine Ahnung, wie viel Zeit ich in diesem Zustand verbrachte, und ehrlich gesagt, ich bereue keine Sekunde davon. Es ist die Schulklingel, die Takeru und mich aus dieser ‚Trance' zurückholt. Als ich mich umschaue, bemerke ich die verwirrten Blicke mehrerer Mitschüler auf uns, sowie dem eifersüchtigen von dem Mädchen Hikari. Na ja, auch egal. Bevor ich überhaupt Takeru anschubsen kann und ihn mitzerren in unsere nächste Klasse, bemerke ich ihn fertig gepackt neben mir stehend. Jetzt hat er mich kalt erwischt... Und ich könnte glatt schwören, etwas wie ein listiges Glitzern in seinen Augen gesehen zu haben...
Kapitel 4 – Neue Bekanntschaften
Irgendwie seltsam, sonst war ich immer froh, wenn der Schultag zuende ging, aber jetzt ??? Ich weiß es einfach nicht, Schule mit Takeru an meiner Seite ist irgendwie anders als früher, es macht richtig Spaß... Nicht falsch verstehen, Schule ist noch immer öde, aber Takerus Aura überschattet einfach alles andere. Ich hätte nie geglaubt, dass ich jemals so für einen Jungen empfinden könnte, aber irgendwie hat er mich etwas anderes gelehrt, worüber ich nicht mal traurig bin. Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass ich langsam zu ihm durchdringe, er wirkt nicht mehr so depressiv wie gestern früh, als ich ihn kennengelernt hatte.
Trotz allem finde ich es etwas schade, dass ich wieder bis morgen früh warten muss, bis ich ihn wiedersehen kann. Langsam sehe ich auch den Terminus ‚Liebe auf den ersten Blick' in einem neuen Licht; ich hatte niemals wirklich daran geglaubt, aber jetzt muss ich ganz ehrlich zugeben, dass es mich total erwischt hat... Ich kann nur hoffen, dass er meine Gefühle erwidert. Aber auch wenn nicht, versuche ich für ihn eine gute Freundin zu sein, selbst wenn er und dieses Hikari-Mädchen zusammenkämen...
Rena... denk doch bloß keinen Stuss... Diese Hikari ist doch bis über beide Ohren diesem blöden Brillenjungen verfallen, zumindest erweckt es bei mir diesen Eindruck. Hinzu kommt, dass die Verletzungen, welche sie vermutlich Takeru zugefügt hat, nie richtig verheilen werden und dass das verlorene Vertrauen nie komplett ersetzt werden kann. Zwischen den beiden besteht wohl kaum noch eine Chance... Vielleicht für eine einfache Freundschaft, aber mehr nicht...
Kurz nachdem ich mich von Takeru verabschiedet und in die nächste Straße in Richtung meines Zuhauses eingebogen bin, bemerke ich einen großen Blondschopf an einem Baum gelehnt wartend. Ich brauche keine 273,8 Versuche, um zu erraten, worauf. Wenn ich mich richtig erinnere, dann handelt es sich um Takerus Bruder Yamato, Ishida Yamato. (war das richtig herum ? Ich hasse es, wenn ich zwischen den Sprachen aus Versehen springe.) Ich hoffe bloß, dass er nicht von mir verlangt, Takeru alleine zu lassen oder ähnliches...
Mit einem Seufzer begebe ich mich in seine Richtung; es lohnt sich nicht, dem Unausweichlichen auszuweichen zu versuchen, also stelle ich mich meinem Schicksal.
„Hallo." Einfach und nichtssagend begrüße ich ihn; ich möchte ihn ja nicht gleich provozieren, um Takerus und meines Willen.
„Hi." Genauso nichtssagend erhalte ich eine Antwort von Yamato.
Nach ungefähr 20 Sekunde bar eines Wortes forciere ich ein Gespräch. „Wartest du auf mich ?"
Er schaut mich leicht verwirrt an, aber irgendwie wirkt es gestellt, er erscheint mir eher so, dass ich ihn auf frischer Tat ertappt habe.
„Wieso kommst du darauf ?"
„Das ist nur eine Vermutung, da du hier auf meinem Heimweg wartest, deine Freundin sowie dein Bruder in andere Richtungen nach hause gingen. Wie gesagt, nur so eine Vermutung." Den letzten Satz sage ich leicht verspielt, aber ohne mich in Arroganz zu verlieren.
Der Gesichtsausdruck ist einfach zu köstlich. Ich habe Yamato einfach auf dem falschen Fuß erwischt...
„:Seufz: Ich geb's zu, ich habe auf dich gewartet. Ich wollte gerne die Person besser kennenlernen, die es geschafft hat, endlich zu meinem Bruder durchzudringen."
Aus seinem Ton höre ich einen Hauch Ehrfurcht aber auch Sorge heraus. Außerdem sträuben sich meine Nackenhaare – ich glaube, jemand beobachtet mich oder uns. Besser bin ich vorsichtig mit meinen Worten, man weiß ja nie, wer lauscht.
„Ich habe doch nichts besonderes getan, ich versuche nur, ihm ein Freund zu sein."
Fast schon nebenbei suche ich möglichst unauffällig die Umgebung nach dem ‚Spitzel' ab...
„Nur ein Freund ?" Dabei zieht er eine Augenbraue à là Spock hoch, als ob er mir sagen wollte, dass er mir ‚diese Geschichte' nicht abkauft...
„Nur ein Freund. Genau dieses ist es, was er derzeit benötigt, nicht mehr und nicht weniger."
Und schon wieder ist seine Augenbraue hochgezogen – Ist sie festgetackert ? – Aber im Ernst, er glaubt mir nicht wirklich. Ich muss aber auch zugeben, dass ich mich um die eigentliche Frage herumgedrückt habe...
Er seufzt kurz. „Ich verstehe. Aber bitte sei vorsichtig, ich möchte nicht, dass du Takeru noch mehr verletzt, als es Hikari schon getan hat."
Aus seiner Stimme höre ich erneut diesen Hauch der Sorge, aber ich kann ihn nur zu gut verstehen. Ich weiß, was passieren könnte, und es gefällt mir partout nicht. Auch wenn Yamato mir etwas zu übervorsichtig erscheint, hat er sein Herz am richtigen Fleck.
„Keine Sorge, das war auch nie meine Absicht... Ich hoffe, dass ich nicht unhöflich klinge, aber ich werde zuhause erwartet."
„In Ordnung, das soll's für heute gewesen sein... Ich hoffe jedoch, dass wir uns irgendwann besser kennenlernen können."
„Keine Sorge, wir werden uns wahrscheinlich noch öfters sehen... Wir sehen uns..."
„Wir sehen uns..."
Langsam gehe ich weiter in meine Richtung. Ungefähr nach 10 Metern bemerke ich ein leichtes Rascheln aus dem Baum über mir. Aus den Augenwinkeln erkenne ich für einen kurzen Moment brünettes, langes Haar. Ich glaube nun zu wissen, wer mir/uns nachspioniert hat[TT1] .
Als ich die Haustür hereinkomme, bemerke ich einen Klebezettel am Spiegel:
Liebe Rena,
deine Mutter und ich wurden heute Abend zu einer förmlichen ‚Party' eingeladen. Da ich ja weiß, dass du diese formellen Anlässe nicht magst, habe ich dafür gesorgt, dass nur deine Mutter und ich anwesend sein müssen. Du kannst mir ja morgen früh danken. Sorry, dass ich es dir nicht heute Morgen sagen konnte, aber dieses kam recht unerwartet (bedank dich bei meiner Sekretärin...). Jedenfalls habe ich dir etwas Geld dagelassen, damit du dir entweder eine Pizza bestellen oder auswärts essen gehen kannst. (Du kannst dich ja auch in der Küche versuchen... Kleiner Scherz...) Wir sehen uns dann morgen früh, falls deine Mutter mich noch am Leben lässt...
Ich liebe dich,
Dad
Ich kann Dad nur viel, viel Glück mit Mom wünschen, sie wird partout nicht begeistert sein. Nicht dass sie etwas gegen formelle Anlässe hat, aber kurzerhand auf solche eingeladen zu werden, das mag sie aber weniger. Aber so schlimm wird es nicht werden, sie wird ein paar Minuten wütend auf Dad sein, ihm jedoch recht schnell verzeihen. Dad ist keiner, auf dem man länger wütend sein kann, und Mom und ich wissen, dass solche Anlässe unerwartet auftauchen können, das ist halt das Leben eines Diplomaten.
Na ja, das heißt für heute : Sturmfreie Bude... Aber das ist trotz allem kein Grund für eine Party. Jetzt heißt es zu überlegen, was ich heute Abend esse. Eines scheidet definitiv aus : Selber kochen. Sandwiches sind eines, aber richtig kochen etwas anderes. In der Küche habe ich definitiv zwei linke Hände. Vielleicht kann ich es irgendwann mal lernen, aber definitiv nicht heute Abend. Pizza hört sich verlockend an, aber ich habe kein Interesse daran, mir eine liefern zu lassen...
Ich gehe in die Küche, wo Dad das Geld für's Essen wie sonst auch immer hinterlegt hat, und nehme es an mich. Es reicht gut für weit mehr als ein Essen – das ist halt Dad, so entschuldigt er sich für diesen unvorhergesehenen Zwischenfall. Es bringt nichts, das überschüssige Geld dazulassen, da Dad es niemals zurücknehmen würde – ich hab's schon öfters versucht.
Da fällt mir jedoch ein, dass ich noch gar kein Restaurant oder Schnellimbiss hier kenne, vielleicht sollte ich jemanden fragen, der sich hier auskennt... Aber erst mal ziehe ich mir etwas menschlicheres an...
Nachdem ich mich von den Sklavenklamotten getrennt und mich wieder in einen Menschen verwandelt habe, gehe ich an meinen Computer – vielleicht ist ja Koushiro online. Es ist halt blöd, dass ich noch nicht allzu viele hier kenne. Mich verwundert, dass sich das Windows so schnell hochfährt, früher konnte ich beinahe mir eine Tasse Tee dabei kochen und jetzt reicht es nicht mal für die Tasse... Koushiro sollte das Programm vermarkten, das würde bestimmt einschlagen wie eine Bombe...
Bevor ich mich in den Chat wage, überprüfe ich noch schnell meine Mails, wobei keine davon irgendwas wichtiges enthält. Entweder handelt es sich um Werbung oder sonstigen Müll...
Ich öffne das Chatprogramm und logge mich ein. Und wie gestern habe ich keine Gelegenheit, auch nur die Kanalliste mir anzuschauen, da Koushiro mich glatt in einen Kanal einlädt – wenigstens muss ich ihn nicht erst suchen...
Joining Channel ‚Odaiba Chosen'
Currently Online : Knowing_Izzy, Loving_Bird
Knowing_Izzy : Ahh, Rena. Schön dass du online bist.
Rainbow_Gal : Hallo, Koushiro. Genau dich habe ich gesucht.
Loving_Bird : Hallo, Rainbow_Gal. Bist du neu ?
Rainbow_Gal : Jup. Bin neu in dem ‚Verein'...
Loving_Bird : Dann ein Herzliches Willkommen an dich. Mein Name ist Sora. Wohnst du hier in Odaiba ?
Rainbow_Gal : Ahh, Yamatos Freundin... Ich wohne in Odaiba, bin gerade erst hierher gezogen.
Knowing_Izzy : Entschuldigt, wenn ich etwas unhöflich euer Gespräch unterbreche. Rena, was wolltest du mit mir gerne bereden ?
Rainbow_Gal : Koushiro, eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob du einen guten Ort hier kennst, wo ich essen gehen kann. Meine Eltern sind außer haus und haben mich mit einem hungrigen Magen allein gelassen...
Loving_Bird : Ich glaube, da bist du bei mir besser aufgehoben. Ich kenne hier einige gute Möglichkeiten, essen zu gehen...
Knowing_Izzy : Sora, bei Yamatos Kochkünsten kann ich's nur allzu gut verstehen...
Loving_Bird : Koushiro... Sei doch nicht so gemein gegenüber Yama... Obwohl ich zugeben muss, dass ich es lieber vermeide, ihn kochen zu lassen... Takeru ist von den beiden Brüdern eindeutig der bessere Koch.
Takeru kann kochen ? Das hört sich ja interessant an... Vielleicht sollte ich mich irgendwann einmal bei ihm einladen...
Knowing_Izzy : Rena, lass dich lieber von der lieben Sora in diesem Punkt weiterhelfen... Ach ja, hast du morgen nach der Schule Zeit ?
Rainbow_Gal : Bis jetzt liegt noch nichts an, aber genaueres kann ich dir erst morgen früh sagen. Willst du dich mit mir verabreden ??? g
Knowing_Izzy : +Schwitz+ Nein, ich käme nie auf den Gedanken...
Rainbow_Gal : Nein im Ernst, weswegen fragst du ? Ich weiß doch, dass du eine feste Freundin hast, es sollte doch nur ein Scherz sein...
Knowing_Izzy : Lass das aber lieber nicht meine Freundin hören, sie könnte recht ballistisch werden... Aber im Ernst, ich hatte geplant, morgen dann einen ‚Ausflug' in die Digiwelt zu starten. Wenn du keine Einwände hast, dann werde ich einen Treffpunkt für morgen arrangieren.
Loving_Bird : Ach so, Koushiro, deswegen hast du heute so gefragt... Rena, hast du schon deinen Partner kennengelernt ?
Rainbow_Gal : Koushiro, wie gesagt, wahrscheinlich habe ich morgen Zeit... Sora, noch nicht, aber ich lasse mich überraschen.
Knowing_Izzy : In Ordnung, dann werde ich alles weitere erst mal arrangieren. Gib mir morgen früh dann eine Bestätigung oder eine Absage, je nachdem... Jedenfalls bin ich erst mal unsere Digimon kontaktieren. Wir sehen uns...
Rainbow_Gal : Au Revoir...
Loving_Bird : Bis morgen dann...
Knowing_Izzy leaves Chat...
Loving_Bird : So, jetzt sind wir alleine...
Rainbow_Gal : Sieht wohl so aus. Zurück zum Thema, wo kann man hier gut und schnell essen gehen ?
Loving_Bird : Ich könnte dich hier ein wenig rumführen, falls du willst.
Rainbow_Gal : Falls ich will ? Ich hab' derzeit sowieso nicht allzu viel heute vor. Hat dein Freund nichts mit dir vor ?
Loving_Bird : Heute hat er mal wieder Bandprobe, wie jede Woche. Da ich langsam seine Songs alle auswendig kenne, nutze ich den ‚freien Tag' lieber für mich selbst. Und ich finde diese Praxis recht angenehm, so erhalte ich mir ein bisschen Freiraum in unserer Beziehung.
Rainbow_Gal : Da kann ich leider nichts dazu sagen, ich hatte noch nie eine Beziehung... Aber zurück zum Thema, wo und wann wollen wir uns treffen ?
Loving_Bird : Wie wär's in einer Viertelstunde vor der Schule ? Das ist immer ein guter Startpunkt. Wie erkenne ich dich ?
Rainbow_Gal : Du wirst mich erkennen... Falls nicht, ich trage eine schwarze Jeans, einen Regenbogenpulli und habe wahrscheinlich eine Sommerjacke über meine Schulter... Von dir brauche ich keine Beschreibung, ich kenne dich schon...
Loving_Bird : In Ordnung. Bis gleich...
Rainbow_Gal : CU
Noch schnell den PC herunterfahren und danach geht's schnell runter in den Flur, wo ich meine Jacke greife... Ich weiß, dass ich trotz allem recht früh da sein werde, doch was soll ich hier noch rumtrödeln, es bringt doch gar nichts...
Irgendwie ist es doch seltsam, dass sich mein Leben nun fast nur noch um die Schule herum dreht, die Schule tritt immer wieder in den Vordergrund. Na gut, die Schule als Treffpunkt zu wählen macht schon durchaus Sinn, da man da sicher sein kann, dass diese jeder kennt...
Als ich an der Schule ankomme, sehe ich, dass ich die erste hier bin... Also heißt es jetzt warten...
Ich muss noch nicht mal allzu lange warten, bis ich sie ankommen sehe. Sie trägt einen kurzen, roten Rock sowie ein pinkes Shirt, welche recht modisch wirken. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so einen Modestil bevorzugen würde, da er irgendwie nicht ganz zu ihr passt. Keine Ahnung, warum...
Ich bemerke, dass ich nun Sora ins Auge gefallen bin – gleich kommt's...
! „DU ???"
Ihr Gesichtsausdruck sagt mehr als tausend Worte, dieser ist einfach zu köstlich...
„Ebenfalls hallo, Sora, ich habe's dir ja gesagt, dass du mich erkennen wirst..."
Aus irgendeinem kuriosen Grund beginnt Sora abrupt zu lachen, als ob sie gerade ihren Verstand verloren hätte...
„Weiß Takeru davon ?"
„Noch nicht, denn ich weiß es auch erst seit gestern Abend. Wäre nicht meine Freundin Cat gewesen, dann wüsste selbst jetzt noch nichts davon..."
„Cat ? Wen meinst du ?"
„Catherine Dupré, sie lebt in Frankreich und traf Takeru und Taichi vor gut 4 Jahren dort, es war gegen Weihnachten..."
„Ach dieses Mädchen, Takeru hat mal von ihr erzählt, auch wenn er nicht allzu viele Worte über sie verlor. Taichi ist noch verschlossener in diesem Punkt."
„Ich kann mir vorstellen warum, aber bevor du fragst, das ist eine Sache zwischen denen..." Obwohl ich mir gerne Takerus Perspektive anhören würde...
„In Ordnung, ich weiß wann ich besser meine Nase heraushalten sollte... Aber sag lieber nichts davon gegenüber Mimi..." Mimi... Koushiro hat gestern eine Mimi erwähnt, sparte jedoch deren Nachnamen aus, aber irgendwie habe ich das komische Gefühl, dass ich an dieselbe Mimi denke... „... Sie hat so ihre Wege, um jemanden zum Reden zu bringen..." Zumindest klingt es nach ihr...
„Die würde ich allzu gerne kennenlernen..."
„Das wirst du bestimmt, Koushiro hat sie für morgen ebenfalls eingeladen, er kann halt nicht ohne seine Freundin auskommen... Diese beiden sind ja noch schlimmer als Yamato und ich oder Miyako und Ken... Ob man's glaubt oder nicht, der Computer-Freak hat eine romantische Ader, zumindest kennt er genügend Web-Adressen, wo er sich romantische Tipps holt..."
Wieso auch nicht, wenn man etwas nicht weiß, dann sucht man sich jemanden, der's...
„Woher er's weiß, sollte doch eigentlich egal sein, oder ?"
„Stimmt... Ich wünschte, Yama würde ein bisschen mehr nach Koushiro in diesem Punkt gehen... Er schreibt die romantischsten Rock-Songs, aber ansonsten ist er gegenüber Romantik so blind wie..."
„Lass mich raten, wahrscheinlich ein Maulwurf mit Sonnenbrille und Augenklappen, seinen Pfoten vor selbigen und in einem dunklen Raum eingesperrt..."
Sora kann nicht anders, als einfach loszuprusten...
„Das war zwar nicht unbedingt meine Wortwahl, aber der Vergleich passt wie..."
„Faust auf's Auge, nachdem das Auge sowie die Faust operativ aneinander angepasst wurden ?"
Nocheinmal kann Sora sich ein Losprusten nicht verkneifen...
„Du weißt, dass du ein wenig verrückt bist ?"
„Nicht wirklich verrückt, da jedoch mein Zynismus häufig nicht als selbiger erkannt wurde, lernte ich diese Art von Wortspielen; zumindest erziele ich damit eher die mir vorgestellte Wirkung..."
„DAS kann ich mir nur zu gut vorstellen..."
„Ich hätte da aber eine Frage, wie fühlt man sich eigentlich als Digiritter ?"
„Das ist eine interessante Frage, und nur sehr, sehr schwer zu beantworten, ich will's aber gerne versuchen... Ich hoffe es stört dich nicht, wenn wir dabei langsam in Richtung eines meiner Lieblingsrestaurants aufmachen ?"
„Pas de problèmes…
„Hä ???"
„Sorry.... Entschuldigung, bin aus versehen ins Französische abgerutscht, kann mir hin und wieder passieren. Der Satz bedeutete, dass ich kein Problem damit habe..."
„Ach so..." Sora beginnt in eine bestimmte Richtung zu gehen; ich folge ihr steten Fußes. „... Um wieder auf deine Frage zurückzukommen, es ist ein seltsames Gefühl, irgendwas zwischen Stolz, Angst und Verantwortlichkeit, halt schwer zu beschreiben. Ich will dich nicht anlügen, auch wenn hauptsächlich unsere Partner für uns kämpfen, besteht immer eine recht hohe Gefahr für uns Digiritter. Ich habe irgendwann aufgehört, die brenzligen Situationen, in denen es um Leben und Tod ging, zu zählen. Dass du in einer solchen Situation selbst gelangst, ist wahrscheinlicher als, dass dich ein Auto beim Überqueren einer Autobahn zu Fuß rammt; und doch haben wir bis heute noch keinen Digiritter bei unseren Kämpfen verloren, im Gegensatz zu unseren Digimonpartnern..."
„Es sind schon Partner von euch gestorben ?"
„In unserem Team waren es bis heuer zwei Verluste, Patamon, Takerus Digimonpartner, und Wormmon, Kens, wobei jedoch zu erwähnen ist, dass beide wiedergeboren wurden. Jedoch gilt das nicht für alle gefallenen Freunde und Verbündete. Auch nicht zu vergessen ist, dass wiedergeborene Digimon nicht dieselben sind wie vor ihrem Tod. Aber für mehr Details in diesem Punkt frage lieber Jyou oder Koushiro; ich rate dir jedoch, weder Ken noch Takeru darüber zu befragen, für beide waren diese Ereignisse traumatische Erlebnisse..." Memo an mich: Das Thema besser aussparen... „... Wieder zur ursprünglichen Frage, neben der Gefahr steht jedoch auch ein gewisser Grad an Stolz. Nicht jeder kann von sich behaupten, dass er mehr als zweimal die Welten gerettet zu haben, auch wenn es niemanden außerhalb unseres Kreises dieses jemals verstehen könnte. Am Ende ist es die Erfahrung, die wir in den Jahren gesammelt haben, sie hat uns in gewisser Art und Weise reifen lassen, uns unsere wahre Stärke offenbaren lassen. Aber für mich am wichtigsten ist, dass sich unsere Freundschaften entwickelten und uns unzertrennlich werden ließen... Ach ja, hier sieht du, den Gemischtwarenladen der Familie Inoue, häufig kannst du hier Miyako antreffen, da sie hin und wieder den Laden ihrer Eltern hüten muss. Die Preise sind fair und die Qualität in Ordnung..." Währenddessen schaue ich mir den Laden von außen an, von außen kann ich nicht viel beanstanden. „... Besser wir gehen heute jedoch nicht hinein, da wir uns ansonsten nicht von Miyako loseisen können, sie ist zwar ein wunderbares Mädchen, aber hin und wieder verliert sie einfach das Verhältnis zur Zeit. Nebenbei bemerkt, wirst du ab morgen wohl genügend Zeit mit ihr verbringen; sie kann manchmal schlimmer sein als unsere Mimi, und die ist ‚sehr' exzentrisch..."
Irgendwas sagt mir, dass es definitiv ‚meine' Mimi ist, am besten setzte ich jetzt alles auf eine Karte und pokere...
„Danke für die Warnung, du solltest jedoch mal ein paar von meinen Freundinnen kennenlernen, Mimi und Sybil sind wahre Meister ihres Faches, das scheint aber in deren Familien zu liegen... Ob nun die Tachikawas oder die Reynolds, diese beiden Familien nehmen sich einfach nichts..." Ich merke ein leicht geschockten Gesichtsausdruck bei Sora; nun bin ich mir sicher, dass wir die ganze Zeit über dieselbe Mimi geredet haben.
„Du kennst Tachikawa Mimi ?"
„Wir trafen uns in New York, als wir noch in Amerika lebten. Da ihr Vater und mein Stiefvater früher Studienkollegen waren und in einer Wohngemeinschaft zusammen lebten, hatten wir zwangsläufig häufig Kontakt, insbesondere bei formellen Anlässen oder familiären Feierlichkeiten... Zwar würde ich Mimi nicht meine ‚beste Freundin' nennen, aber irgendetwas wie Freundschaft bestand schon zwischen uns..."
„Weißt du eigentlich, wie grotesk es langsam wirkt ?"
„Dass ich schon häufiger mit einzelnen von euch Kontakt hatte ? Sehr grotesk... Das kann einfach kein Zufall sein..."
! „Bingo." Während dieses Ausrufs hält sie beide Daumen nach oben gestreckt... eine absolut irre Geste.
„Was war das ?"
„Nur ein Insider-Gag. Kleiner Tipp: Achte auf Miyako und du wirst es verstehen... Ach ja, wo wir wieder bei Miyako sind, hier wohnen sie, Iori und Takeru, nur für den Fall, dass eine der Wohnungen mal als Treffpunkt abgemacht werden." Da war aber noch ein gewisser Hauch in ihrer Stimme, als ob sie mir noch mehr sagen wollte, so etwas wie : ‚und für den Fall, dass du gerne mal Takeru privat treffen möchtest.' Ich habe das dumpfe Gefühl, dass Sora mich bestimmt noch über meine Beziehung zu Takeru ausfragen wird... Ich glaube, dass es besser ist, dieses so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, bevor sie mich in einem unvorbereiteten Moment erwischt...
„Gut zu wissen..." Ich spreche mit einen gewissen Unterton, als ob Sora mir etwas gesagt hätte, als ob ich meine eigenen Hintergedanken dabei habe... Und um es noch zu unterstreichen, füge ich dem ein leichtes unterdrücktes Lächeln hinzu.
Unmerklich danach bemerke ich einen gewissen, kurzen Lichtblitz in Soras Augen, die Maus hat den Speck gerochen und ist schnurstracks in die Falle getappt...
„So nebenbei gefragt, was hältst du eigentlich von unserem Blondschopf ?"
Es ist sehr, sehr schwer, nicht lauthals loszulachen... Trotz allem ist ein Antworten auf diese Frage nicht gerade ein Zuckerschlecken... Es ist verdammt schwer...
„Was soll ich sagen, Takeru ist sehr interessant."
Und schon wieder sehe ich in Soras Augen diesen Lichtblitz. Ich denke mal, dass diese Antwort schon viel zu viel aussagte...
„Interessant ?"
Ach, was soll's, jetzt kann ich's auch ganz zugeben; es ist ja nicht so, dass ich mir etwas anderes einreden möchte, ich habe mich einfach in ihn verknallt... Okay, vielleicht sollte ich's nicht so offen zugeben...
„Das trifft am ehesten auf ihn zu, er hat die interessanteste Aura, die ich jemals gesehen habe, sie wirkt so halbiert, so stark und doch so verletzt. Und dann ist noch dieser versteckte Funken Hoffnung in seinen Augen..."
Ich bemerke, dass Sora mich mit geweiteten Augen anschaut... Das war wohl doch etwas zu offen...
„Dich scheint's ja voll erwischt zu haben... Ich hoffe mal für dich, dass du nicht dasselbe vorhast wie Hikari."
Irgendwie hätte ich eine leicht andere Reaktion erwartet...
„Ich bezweifle es, obwohl ich nicht genau weiß, was sie genau getan hat."
Man kann sehen, dass Sora sich ihre Gedanken macht...
„Ach was soll's, es ist ja schließlich auch kein Geheimnis..." Häh ? „... Sie ist mit Takeru nur ausgegangen, um ihre ‚große Liebe' Daisuke eifersüchtig zu machen. Beim Schulfest ist Daisuke dann der Kragen geplatzt und hat Takeru, sagen wir's mal so, seine Meinung dargestellt – mit Fäusten und Füßen... Aber anstelle sich für Takeru dann einzusetzen, hat sie Daisuke zu sich herangezogen und geküsst..."
Ich hätte ihr ja 'ne Menge zugetraut, aber dieses ist sehr, sehr tief... Ich dachte, Paul wäre das einzige Arschloch dieser Art auf der Welt, bevor er auf eine ähnliche Weise Alice gebrochen hat, was schlussendlich für sie tragisch endete...
„Wie können Menschen nur so tief sinken..."
„Diese Frage habe ich mir schon öfters gestellt... Ich weiß, dass ich selbst kein Unschuldslamm bin, und Taichi verletzt habe, aber zumindest hatte ich versucht, die ganze Zeit mit offenen Karten zu spielen... Jedoch das, was Hikari fabriziert hat, schlägt dem Fass den Boden aus..."
„Jetzt verstehe ich, warum mir bei ihrem Gesicht immer das Gefühl aufkommt, ihr die Nase zu brechen..."
Kaum ausgesprochen, ernte ich wieder diese Riesenaugen...
„Sorry, ich hing ein bisschen viel mit Mimi herum, das färbt etwas ab... Aber ich weiß, worin so etwas enden kann, eine damalige Freundin wurde auf ähnliche Weise zerbrochen und seitdem kriege ich bei einem solchen Verhalten immer Ausschlag..."
„Ohh... Wie endete es denn für deine Freundin ? Wenn ich fragen darf..."
„Du darfst fragen... Es endete tragisch für sie..." Dieses sprach ich in einem Ton, der keine Fragen offen lässt.
Soras Gesicht verliert leicht die Farbe, als sie realisiert, wie tragisch...
„Tut mir leid..."
„Ich mach dir keine Vorwürfe, dass du gefragt hast. Aber jetzt verstehst du hoffentlich, warum ich dafür sorgen will, dass Takeru aus seiner Depression herauskommt..."
„In Ordnung, ich stelle deine Motive nicht mehr länger infrage... Wollen wir lieber das Thema für heute abhaken... Hast du noch immer Hunger oder ist dir der Appetit vergangen ?"
„Von so etwas lasse ich mir nicht mehr so leicht den Appetit verderben und außerdem hatte ich heute noch nicht viel zwischen den Zähnen außer ein paar Broten..."
„Du isst nicht in der Schulkantine ?"
„Schulessen ? Gott bewahre... Seitdem ich den Schulfraß in Amerika probiert habe, meide ich Schulessen wie die Pest..."
„Schlaues Mädel... Das Essen an unserer Schule ist zwar nicht so übel, jedoch den Stempel ‚Genießbar' verdient es nur ganz knapp... Jedoch wenn man mal Yamatos Essen probiert hat, schmeckt das Schulessen wie der Himmel..."
„Ist er ‚so' schlecht ?"
„So könnte man es ausdrücken, Yamato kennt nur eine Geschmacksrichtung : ‚Scharf'"
„Ich wette jedoch, dass er keinen Bissen von Mimis Überraschungseintopf runterkriegt."
„Mimi kann kochen ?"
„Sie spricht etwas von einer Revanche..."
Sora beginnt loszulachen...
„Was ist daran so witzig ?"
Nachdem Sora sich etwas gefangen hat, antwortet sie mir : „Nur, dass sie Yamatos erstes bekanntes Opfer war... Danach kam gleich sein Bruder... Aber jeder von uns ist schon einmal auf Yamato reingefallen..."
„Dann wollen wir Mimi alles Glück der Erde wünschen, dass ihre Rache erfolgreich ist."
„Dem kann ich mich nur anschließen... Ach ja, hier befindet sich der Blumenladen meiner Mutter, und gleich darüber wohnen wir..."
Ich merke einen gewissen leichten Schmerz bei ihr, schwierig einzuordnen, jedoch vermute ich, dass es irgendwie mit ihren Vater zu tun hat... Jedoch spare ich mir die Frage fürs Erste. Ich werde noch oft genug Gelegenheit erhalten, mich in diesem Punkt schlauzufragen... Hinzu kommt, dass sie ebenfalls ein Recht auf eine gewisse Privatsphäre hat, genauso wie ich nur sehr ungern über meinen leiblichen Vater rede...
Die nächsten Stunden verfliegen wie im Flug, nicht nur, dass ich jetzt einen Überblick über den Vorort besitze, ich konnte auch genauere Informationen über meine Teamkollegen erfahren, insbesondere über Takeru und seinen Bruder. Am meisten musste ich lachen, als ich von ‚Prinzessin Mimi' erfuhr... War sie wirklich mal so eine verzogene Göre ? Ich kann es mir nur sehr, sehr schwer vorstellen... Aber das, was ich über Takeru erfuhr, war für mich weitaus interessanter... Ich kann nur hoffen, dass ich ihn wieder zu diesen Takeru zurückverwandeln kann, nur schwer hoffen...
Das Essen war gut, das Restaurant sollte ich mir merken, insbesondere da es optimal am lokalen Shopping-Center liegt und faire Preise verwendet. Sora zeigte mir noch ein bestimmtes Café, wo desöfteren Treffen abgehalten werden.
An sich waren das ein angenehmer Nachmittag und Abend; als ich nach Hause komme, stelle ich fest, dass meine Eltern noch nicht daheim waren... Es hätte mich auch sehr verwundert, ich weiß ja, wie lange solche ‚Parties' andauern können... Da ich noch etwas Zeit habe, bevor es Schlafenszeit ist, schnappe ich mir meinen Pratchett und lese noch ein bisschen...
Kapitel 5 – Zwischenfall
Das war eine recht angenehme Nacht; ich habe seit Jahren nicht mehr so gut geschlafen... Um genau zu sein, kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern, wann es das letzte Mal so war...
Mit irgendeine obskure Melodie total falsch pfeifend erledige ich meine Morgentoilette und kleide mich an... Ich weiß nicht, was meine gute Stimmung heute verderben könnte... In weniger als einer Stunde sehe ich meinen Takeru wieder, habe heute Sport auf dem Programm, treffe wahrscheinlich neue Freunde und lerne dann noch eine neue Welt kennen... einfach ein Tag, auf den man sich freuen darf... Selbst diese blöde Schulkleidung kann meine Stimmung nicht vermiesen...
Bevor ich mich zum Frühstück mit meinen Eltern aufmache, greife ich meine Schulsachen, mein ‚Digivice' sowie den Turnbeutel mitsamt passender Sportkleidung. Glücklicherweise ist diese Sportkleidung hier nicht so freizügig wie meine letzte in Amerika, dort mussten meine Eltern erst eine Sondergenehmigung zum Tragen von einer Spezialanfertigung beantragen... Aber auch egal, ich will mit diesen Gedanken mir ja diesen Tag nicht schon am Morgen versauen...
Als ich im Esszimmer ankomme, bemerke ich meine Eltern in Ruhe frühstücken; für meinen Geschmack leicht zu ruhig. Dieses wird wohl so bleiben, bis meine Mom sich auf irgendeine Art und Weise an Dad für den gestrigen Abend gerächt hat.
„Guten Morgen, Mom, Dad..." In meiner überschwänglichen Stimmung gebe ich beiden noch einen Guten-Morgen-Kuss, was ich schon lange nicht mehr getan habe...
„Guten Morgen, Rena, du scheinst ja richtig gute Laune zu haben." Dad ist wohl meine Stimmung nicht entgangen.
„Guten Morgen, Schatz..." Yup, Mom ist noch immer leicht sauer wegen gestern...
„Yup..." Ich glaube, dass ich mir erklärende Worte sparen kann... Wenn Mom oder Dad Details wollen, werden sie schon fragen.
„Rena, wie war dein gestriger Tag ?"
„Recht angenehm, ich habe eine neue Freundin kennengelernt, und wir beide machten die hiesige Gegend leicht unsicher..."
„Mir scheint, dass du dich hier schon eingelebt hast..."
„Was soll ich sagen, yup..."
„Gut für dich... Hast du schon Pläne für heute ?" Hoffentlich hat Dad nicht noch irgendwelche unvorhergesehene Termine für heute geplant, die sich kurzfristig ergeben haben...
„Eigentlich schon, Sora, so heißt die Freundin von gestern, und Koushiro, Cats Bekannter hier, wollten mich ein paar Freunden von sich vorstellen." Seltsamerweise ernte ich einen leicht verwirrten Gesichtsausdruck von Dad.
„Oh... In Ordnung, aber nimm dir dann nichts für morgen vor, ich will dich gerne einen alten Bekannten von mir vorstellen..."
Dad verschweigt mir etwas, das kann ich von seinem Gesichtsabdruck ablesen, aber irgendwas sagt mir, dass ich von Dad nicht allzu viel Informationen heute herauskriegen werde...
„Benötige ich dafür dann formelle Kleidung oder geht auch halblegere ?"
„Halblegere, er ist ein alter Bekannter und es hat absolut nichts mit dem Geschäftlichen zu tun... Außerdem müssen deine Mutter und ich mit dir über etwas die Tage sprechen..."
Na endlich, wollen sie mich endlich in ihr ‚kleines Geheimnis' einweihen... Wird aber auch endlich Zeit !!!!
Das restliche Frühstück vergeht recht schnell und ohne vieler Worte, da Mom noch immer ihr Frühstück studiert, bevor sie sich entschließt, dass es nicht unbedingt drinnen bleiben möchte... und Dad ihr besorgt hinterherläuft... Wie können Mom und Dad überhaupt glauben, dass ich bei diesen Anzeichen nichts mitbekomme... schließlich haben doch beide damals für meine Teilnahme am Sexualkundeunterricht unterschrieben...
Nachdem ich meine Brote geschmiert habe, schnappe ich meine Sachen, rufe noch ein schnelles ‚Bis später...' in Richtung Badezimmer und entschwinde in Richtung Takeru... äh Schule...
Kaum angekommen, bemerke ich, dass mein favorisierter Blondschopf schon auf mich wartet... Bin ich wirklich so spät ? Auf meine Uhr blickend kann ich diese Frage nur verneinen, also muss Takeru heute extrafrüh hier aufgeschlagen sein... Irgendwie kann ich nicht anders und begrüße ihn mit einer einfachen Umarmung, welche er erwidert...
„Guten Morgen, Takeru."
Als Antwort erhalte ich ein Grinsen, welches aber im Gegensatz zum letzten Mal einiges an Aufrichtigkeit hinzugewonnen hat. Und im Gegensatz zu früheren Malen nimmt er meine Hand und geleitet mich recht flink in unseren nächsten Klassenraum. Und ich muss zugeben, dass dieses Händchenhalten mir recht gelegen kommt, es fühlt sich einfach perfekt an, so richtig...
Mir scheint, dass unsere Klassenkameraden sowie diese zwei bestimmten Personen dieses Händchenhalten mitbekommen haben, ich ernte zum einen mal wieder diese verwunderten Gesichtsausdrücke und zum anderen von dem speziellen Pärchen hasserfüllte. Aber was interessieren mich jetzt die anderen, für mich zählt lediglich diese Hand, welche meine hält...
An sich ähnelt der Vormittag dem gestrigen, die Unterrichtsstunden vergehen wie im Fluge und die Pausen sind durch unsere ‚Augenuntersuchungen' bestimmt... Insgesamt kommt es mir schon vor, als wenn wir jetzt die Hauptattraktion unserer Klasse sind, viele Augen ruhen entweder auf Takeru oder mir, insbesondere die des Brillentyps und dieser Hikari-Schlampe. Aber auch egal, wie schon heute morgen gesagt, ich will mir diesen Tag von nichts und niemand versauen lassen !
Ich kann nicht glauben, dass es schon Mittagspause ist, mir kommt's so vor, als ob ich gerade erst in die Schule gekommen bin. An den Unterrichtsfächern kann's kaum gelegen haben, weder Geschichte, Musik noch Japanische Literatur sind Fächer, die bei mir gut liegen... In Musik hat mir der Lehrer schnell klargemacht, dass ich lieber auf ein Singen oder Vorspielen verzichten solle, er erwägt sogar, mich vom Musikunterricht befreien zu lassen... So schlecht bin ich doch wohl nicht... Okay, ich bin grottenschlecht, kann keinen Takt halten und verfehle Töne komplett... Aber das ist nichts neues für mich, schon in Amerika hat man mir nahegelegt, niemals singen oder musizieren zu wollen, deswegen beschränke ich meine musikalischen Künste auf mein Schlafzimmer und aufs Bad. Das einzige, was mich an Musik angekotzt hat, war, dass dieser Brillentyp mich höhnisch angrinste... Als ob er eine bessere Stimme hätte, zwar trifft er einige Töne besser als ich, aber als Musiker würde er Hungers sterben... Andererseits muss ich zugeben, dass diese Schlampe recht gut singen kann, auch wenn ich mir eine CD von ihr partout nicht anhören würde...
Jedenfalls ist jetzt Mittagspause und ich weiß keine bessere Möglichkeit, diese zu verbringen als mit meinen Blondschopf. Bevor ich mich jedoch zu ihm setzte winke ich schnell noch Koushiro und Sora zu und gebe ihnen ein Daumen-Hoch. Ich bemerke noch, wie Koushiro mir nickend zurückwinkt; gut, er hat mich verstanden.
Bevor ich jedoch auch nur die Chance habe, meinen Platz gegenüber von Takeru einzunehmen, werde ich von der Schlampe aufgehalten.
„Was willst du ?" Keine Ahnung, wieso ich diese Frage so kühl stelle, aber mein Gefühl sagt mir, dass dieser Ton angebracht ist.
„Lass Takeru in Ruhe !"
„Ist er dein Privateigentum ? Bist du seine Mutter ? Oder macht es dir einfach Spaß, ihn noch mehr zu quälen und zu verspotten ? Wenn Takeru mich nicht um sich haben möchte, dann soll er's mir sagen, aber nicht jemand, der oder die ihn einfach nur ausgenutzt hat."
„Du meinst wohl auch alles besser zu wissen, nicht ?" Diese Schlampe hat wirklich Nerven...
„Komm du erst mal von deinem hohen Ross herunter, und dann können wir uns weiter unterhalten. Ich versuche zumindest, Takeru zu helfen anstelle ihn weiterhin zu verletzen. Glaubst du wirklich, dass mir deine Hasserfüllten Blicke entgangen sind ? Du hast doch, was du willst, also lass doch endlich Takeru in Ruhe." Den letzten Satz spreche ich überdeutlich aus, damit diese Schlampe mich auch wirklich versteht.
„Du bist doch nur ein billiges Luder, welches Takeru für den Privatharem haben will..." Diese Schlampe hat nicht nur Nerven, jetzt wird sie aber wirklich unverschämt... Zuerst antworte ich ihr mit einer ‚leichten' Backpfeife, genügend, um ihr klarzumachen, dass ich's ernst meine, aber leicht genug, um sie nicht wirklich zu verletzen.
„Jetzt höre mir mal ganz deutlich zu: Du kennst mich überhaupt nicht und nennst mich ‚billiges Luder'. Schau doch erst mal in den Spiegel, bevor du jemand anderes so nennst, nicht ich bin mit Takeru ausgegangen, um jemand anderes eifersüchtig zu machen, es war nicht ich, die Takeru zusammenschlagen ließ und ihm dann in den Rücken fiel. Es war nicht meine Idee, Takeru als Zielscheibe zu missbrauchen; aber eins ist sicher, er verdient ein solches Verhalten von niemanden, wirklich niemanden. Verstanden !?"
Als Antwort erhalte ich einen wütenden Blick, aber da ist auch irgendwas anderes darin, ein Hauch von Schuldbewusstsein. Vielleicht wird ihr langsam klar, was sie angerichtet hat...
Aus dem Augenwinkel bemerke ich einen Schatten auf mich zustürmen. Ich brauche keine 473 Versuche, um zu erraten, was oder wer das ist... Ich trete einfach einige Schritte zurück und stelle dem ‚Angreifer' ein Bein, und da dieses Individuum keine Reaktionszeit mehr besitzt, stolpert es und fällt mit einem lauten Klatschen auf den Boden.
! „Und für dich, Brillenschlange, fass mich nicht an! Ich habe gelernt, mich zu verteidigen, insbesondere vor solchen Typen wie dir, die jemanden von hinten angreifen! Und lass mein Privatleben in Ruhe, ich hasse es, wenn mir jemand hinterherspioniert, insbesondere wenn es eine solche niedrige Lebensform wie du ist! Und hör auf, mit mir zu flirten, ich kann solche Typen wie dich nicht ausstehen!"
Mit diesen Worten drehe ich mich von beiden Individuen ab und entschwinde langsam in die Richtung Takerus Tischs. So nebenbei bemerke ich erstaunte Blicke von vielen Tischen, irgendwie ist dieses leicht peinlich...
„Entschuldige Takeru, dass ich gerade leicht ungehalten war, aber ich kann solche Typen wie diese beiden einfach nicht ausstehen..."
Anstelle von einem enttäuschten oder wütenden Blick ernte ich ein dankendes Lächeln. Wieso habe ich das dumme Gefühl, dass das, was ich eben gerade tat, von ihm schon lange ersehnt wurde ?
Mir fällt auf, wie Takerus Blick starr und angsterfüllt wird und sich leicht über meine Schulter zentriert. Ich denke mal, dass einer von den Beiden sich an mich ‚heranschleicht'...
Ich drehe mich wie ein Blitz herum, sehe für einen kurzen Moment einen Arm, greife diesen und bewege mich mitsamt diesen in einer raschen Bewegung hinter den ‚Angreifer'. Erst jetzt realisiere ich, dass es diese Brillenschlange ist. Es bedürfte nicht mehr viel Kraft, um ihn den Arm zu brechen, aber irgendwas in mir sagt, dass es das Falsche wäre. Vielleicht liegt es am schmerzenden Gesichtsausdruck.
! „Und noch mal zum Mitschreiben: Lass uns in Ruhe !"
Ich ziehe seinen Arm nochmals leicht hoch und ernte einen leichten Aufschrei, bevor ich diesen dann fallen lasse.
Ich bemerke, wie ein aufsichtführender Lehrer auf uns zukommt.
Na bravo, jetzt hat er's geschafft, keine drei Tage an der neuen Schule und schon habe ich einen Termin beim Direktor...
Wie erwartet hat der aufsichtsführende Lehrer diese Brillenschlange, mich und diese Schlampe zum Direktor bestellt, während ein weiterer Lehrer unsere Mitschüler befragt. Absolut toll... absolut toll... Dad wird ja soo stolz auf mich sein... ARGH !!! Ich könnte diese Brillenschlange für dessen Dummheit richtig die Fresse polieren...
Jedenfalls sitze ich während der Mittagspause, die ich liebendgern mit Takeru verbracht hätte, im Vorzimmer des Direktors und warte auf eine Standpauke oder etwas noch schlimmeres... Das schlimmste jedoch ist, dass diese beiden anderen Personen ebenfalls hier sitzen und mir mörderische Blicke zuwerfen.
„Fräulein Iwakomo, der Direktor lässt bitten."
Auf zum Standgericht...
Hier stehe ich nun, schon wieder, im Büro des Direktors, jedoch dieses Mal will er mich nicht Willkommen heißen...
„Ahh, Fräulein Iwakomo, was soll ich nur mit Ihnen machen ?"
„Herr Direktor ?"
„Setzen Sie sich... Ich weiß einfach nicht, was ich mit Ihnen machen soll."
Was geht hier vor ? Kriege ich keine Standpauke ?
„Wieso ?" Ich frage recht vorsichtig, ich will ja schließlich nicht, dass der Direktor auf andere Gedanken kommt.
„Eigentlich sollte ich Ihnen eine Standpauke halten, wegen des tätlichen Angriffs auf einer Mitschülerin... Jedoch ist diese Mitschülerin kein unbeschriebenes Blatt hier und gemäß Zeugenaussagen hat sie eine solche Reaktion provoziert. Ich stecke also irgendwie in der Zwickmühle..."
„Oh..."
„Am Ende kann ich nur zu einem Entschluss kommen... Fühlen Sie sich gemaßregelt und versuchen Sie, solche Situationen in Zukunft zu vermeiden."
„In... Ordnung... Ich versuch's."
„Das wollte ich hören... Haben Sie noch irgendwelche Fragen ?"
„Eigentlich nur eine: Was geschieht mit den beiden anderen ?"
„Fräulein Yagami und Herr Motomiya ? Bei Fräulein Yagami werde ich wohl ähnlich wie bei Ihnen verfahren, jedoch in einem leicht anderen Ton, ich kann ihr diesmal nichts anderes als rüpelhaftes Verhalten vorwerfen. Bei Herrn Motomiya sieht's leicht anders aus, er hat versucht, Sie tätlich anzugreifen und dann noch von hinten... Bei seiner Vorgeschichte ist das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt..."
Er will wohl damit andeuten, dass er jetzt einen Grund hat, diese Brillenschlange von der Schule zu verweisen... Egal wie mir dieser Gedanke auch gefällt, ich kann's einfach nicht zulassen.
„Dann möchte ich Sie um einen Gefallen bitten, auch wenn ich nichts lieber sähe, als dass dieser Typ gemaßregelt wird..."
„Welcher wäre das ?"
„Geben Sie ihm bitte noch eine Chance, eine allerletzte."
Der Direktor schaut mich mit verwunderten Augen an... „Sie möchten, dass er nicht bestraft wird ?"
„Das habe ich nicht unbedingt gemeint, aber ich möchte nur, dass er eine letzte Chance erhält, sich zu behaupten..."
„Wie ich sehe, haben Sie schon einiges von Ihrem Stiefvater abgeschaut... Für Sie werde ich ihm eine allerletzte Chance geben, jedoch verzichte ich trotz allem nicht auf eine Bestrafung..."
„Danke..."
„Bedanken Sie sich nicht zu früh, Sie haben sich heute zwei Feinde draußen geschaffen..."
Das ist mir klar, aber ganz ehrlich, sie waren zuvor alles andere als Freunde...
„Ich weiß... Aber ich verstehe mich im Notfall zu verteidigen."
„In Ordnung. Holen Sie sich gleich bei meiner Sekretärin ein Entschuldigungsschreiben für Ihren Lehrer ab und gehen Sie zurück in Ihre Klasse."
Verabschiedend verlasse ich sein Büro und hole mir meine Bescheinigung ab. Währenddessen wird die Schlampe dem Direktor vorgeführt... Mit einem Hasserfüllten Blick von dieser Brillenschlange entschwinde ich aus dem Vorzimmer und gehe in Richtung meiner Klasse...
Nachdem ich das Klassenzimmer betrat, gab ich dem Lehrer die Bescheinigung und wurde auf meinen Platz geschickt. Ein Blick Takerus verriet mir, dass er wissen wollte, ob es schlimm war. Im Flüsterton antwortete ich ihm, dass es für mich recht gut verlaufen war... Was aber wohl nicht für die anderen beiden galt... Ungefähr 10 Minuten nach mir kam die Schlampe in den Raum. Ihr Blick sah nicht so berauschend aus, ich glaube, sie hat wohl eine etwas härtere Lektion erteilt bekommen. Auch sie gab ihre Bescheinigung beim Lehrer ab, bevor sie sich zu ihrem Platz begab. Während der ganzen Zeit mied sie meinen Blick wie die Pest... Dieser Brillentyp hingegen betrat den Klassenraum circa 20 Minuten nach der Schlampe mit einem Gesicht, welches Bände sprach. Auch er mied meinen Blick während der ganzen Zeit, ich glaube, dass er wohl eine sehr, sehr strenge Sitzung mit dem Direktor hatte.
Die nächsten beiden Schulstunden bis zum Sportunterricht vergehen ohne eines Blickes der beiden...
Kapitel 6 – Sport ist Mord
Sport, eine der wenigen Stunden auf die ich mich vom ganzen Herzen freue, insbesondere da hier gemischter Sportunterricht praktiziert wird und nicht wie in meiner alten Schule Mädchen und Jungs getrennt. Auch wenn ich mich nur schweren Herzens von Takeru getrennt habe, kleiden wir uns in unseren Umkleidungsräumen in unsere Sportdresses. Nebenbei bemerkt hat diese H-Schlampe so viel Abstand wie nur möglich beim Umziehen – ich denke mal, dass sie lieber nichts mehr riskieren möchte... Und genau dieses will ich ebenfalls... Solange sie Takeru und mich in Ruhe lässt, kann sie mir gestohlen bleiben... Hoffe ich mal, dass alles so bleibt, und das insbesondere während des Sportunterrichtes... Ich kann keine ‚Sportverletzung' brauchen, und ähnliches gilt wahrscheinlich ebenfalls für meinen Freund... Hinzu kommt, dass ich partout keine Lust auf noch eine Sitzung mit dem Direktor habe.
Schnellstmöglich wechsle ich meine Kleidung und trete im Sportdress heraus in die Halle, wo schon Takeru auf mich wartet... Er ist ja verdammt schnell beim Umziehen... Ich stell mich neben ihn und warte mit ihm auf den Rest unserer Klasse sowie der Sportlehrerin, welcher ich mich währenddessen kurz vorstelle. Darauf reagiert sie recht gelassen, macht keinen Kommentar und fragt mich auch nichts weiteres...
Es dauert gute 5 Minuten, bis die ganze Klasse sich hier versammelt hat, die letzten, die eintreffen sind das berüchtigte Pärchen... Und noch immer würdigen beide uns keinen Blick – es muss ja ein sehr interessantes Gespräch vorhin gewesen sein, ich hoffe aber nur, dass keiner von beiden etwas schlimmeres geplant hat, denn langsam gehen sie mir auf den Nerv...
Unsere Lehrerin entscheidet sich, heute Basketball aufs Programm zu stellen, um genau zu sein, es soll eine Art kleines Turnier werden, wo Zweierteams gegeneinander antreten. Kaum ausgesprochen bilden sich schon diverse Teams, darunter auch das Pärchen, welches keine Konkurrenz fürchten muss. Bei Takeru und mir sind Reaktionen der unterschiedlichsten Art zu bemerken, bei ihm will keiner mitspielen, während meine ‚Verehrer' sich schon beinahe um meine Partnerschaft prügeln wollen. Ich hasse das ! Ich hasse es absolut, nur wegen meiner ‚Show' heute Mittag glauben sie, dass ich ein sehr guter Partner wäre... Okay, Basketball ist ein Steckenpferd von mir und in Amerika spielte ich auch als einziges Mädchen für die Schulmannschaft, und war eine der wenigen Stammspieler... Aber eins ist klar, da Takeru keinen freiwilligen Partner findet, übernehme ich die Ehre – Ich pfeife auf meine ‚Verehrer'.
„Takeru, willst du mit mir ein Team bilden ?"
Ich merke seinen freudigen Blick in den Augen, und brauche keine Worte, um seine Antwort zu verstehen. Die anderen haben ebenfalls diesen Blick gesehen und ziehen leicht enttäuscht von dannen.
„Meinst du, wir können die anderen schlagen ?"
Ich weiß, beim Sportunterricht geht's weniger ums Gewinnen als ums Spielen, aber ein bisschen Ehrgeiz kann hin und wieder nicht schaden, insbesondere da ich erwäge, hier keiner Mannschaft beizutreten.
Als Antwort erhalte ich einen listigen, mit Funkeln gespickten, Blick... Irgendwas sagt mir, dass es für die anderen ein sehr schwerer Kampf werden wird. Ich glaube, dass auch ein paar Mitschüler diesen Blick erhascht haben, da sich deren Miene leicht verfinstert, als ob sie gerade in den Hades geblickt hätten...
Gespielt wird auf 5 Treffer, wobei das Team mit den meisten Punkten eine Runde weiterrückt, während das andere Team in die zweite Hälfte der Sporthalle geschickt wird, wo sie Ballübungen vollziehen müssen. Ich kenne ein ähnliches Verfahren aus meiner alten Schule, nur dort wurden die ‚Verlierer' mit Kraftübungen strapaziert. Diejenigen, die damals als erstes rausflogen, hatten spätestens am nächsten Morgen einen üblen Muskelkater... Zurück zu unserem Spiel hier, es gibt wie im richtigen Spiel,2- und 3-Punkter sowie bei Fouls auch 2 Versuche à 1 Punkt, wobei beide Versuche dann als ein Treffer gelten, egal wie viele das Ziel trafen. Wenn nach 5 Treffern ein Gleichstand besteht, entscheidet eine Art von ‚Sudden Death' das Spiel. Da unsere Klasse mit mir aus 24 Schülern besteht, ergeben sich 12 Teams, wobei nach der ersten Runde noch zwei von den vier besten Verlierern gegeneinander antreten dürfen, um sich trotz allem noch in die nächste Runde qualifizieren zu dürfen. Im schlimmsten Fall erwarten einem 5 solche Spiele, wenn man bis zum Finale durchkommt, obwohl man in der ersten Runde verloren hatte. Fürs erste soll's mit den Spielregeln egal sein.
Das erste Spiel gleich haben das bestimmte Pärchen und zwei Mitschüler, die ich noch nicht persönlich kenne. Ich muss zugeben, dass diese Hikari und der Brillenjunge etwas Talent besitzen, jedoch hapert's bei deren Teamspiel, sie agieren wie zwei Individuen ohne eine gemeinsame Strategie. Bei den Gegnern sieht's jedoch nicht mal annähernd so rosig aus, der eine hat das Zielvermögen eines betrunkenen Armamputierten, und der andere öffnet seine Verteidigung nahezu die ganze Zeit, so dass man ihm ohne Probleme den Ball stehlen kann... Trotz der eigenen Schwächen kommt das Pärchen bei diesen Gegnern ohne Mühe in die nächste Runde.
Als nächstes betreten Takeru und ich die Showbühne, unsere Gegner ist ebenfalls ein gemischtes Pärchen, wobei der Junge mich finster anblickt – er war einer meiner ‚Verehrer'. Mit einem Blick meinem Partner zugewandt signalisiere ich ihm, dass ich mich um das Mädchen, ich glaube, dass ihr Name Ai ist, kümmere, während er den Jungen abblocken soll.
Beim Anpfiff schafft es zwar der gegnerische Junge, den Ball zu erhaschen, jedoch dauert seine Freude nur wenige Momente, ehe sich Takeru den Ball schnappt. Akkurat wie ein Scharfschütze spielt er mir den Ball zu, mit welchen ich geschwind in Richtung des gegnerischen Korbs entschwinde. Aus den Augenwinkeln bemerke ich, dass Takeru eine sehr gute Position zum Einkorben eingenommen hat, so spiele ich ihm meine heiße Ware zurück, welche er zielgerecht in einer Bewegung fängt und einlocht. Die ersten zwei Punkte und keine 30 Sekunden gespielt... ein guter Anfang...
Die nächsten drei Körbe verlaufen nahezu genauso flüssig und schnell. Beim letzten Ball mache ich aus Versehen einen kleinen Fault-Pas und ‚verkalkuliere' beim Abgeben an Takeru das Ziel, so dass das gegnerische Mädchen Ai den Ball stehlen und in Richtung unseres Korbes entschwinden kann. Schon fast nebenbei bemerke ich Takerus Blick, welcher mir verrät, dass er meine List erkannt hat. Zwar versuchen wir noch, den Ball zurückzustehlen, doch ‚leider' konnten die Gegner trotz allem noch den Korb erzielen. Der Endstand beträgt 8:2, zwar nicht perfekt, aber trotz allem sehr gut in meinen Augen...
Bevor wir das Feld verlassen schütteln wir noch einmal dem gegnerischen Team die Hände. Ai signalisiert mir, dass sie noch schnell mit mir reden möchte. So zeige ich Takeru an, dass er auf der Bank auf mich warten soll.
~ „Danke für den Ehrentreffer."
Sie hat es bemerkt, hoffentlich nicht auch noch jemand anderes...
~ „Keine Ursache, Takeru und ich haben gewonnen und ich sehe keine Notwendigkeit, jemanden zu blamieren. Ich konnte ja nicht zuvor erahnen, dass er so gut in diesem Spiel ist."
~ „Takeru war einst unser Starbasketballer, bevor dieser Zwischenfall mit ‚ihr' eintrat, danach wirkte er eher wie eine Schlaftablette anstelle seines gewohnten Ichs. Ich bin froh, ihn wieder so zu sehen..."
~ „Wie bekannt ist eigentlich der Zwischenfall ? Es wundert mich nur ein wenig."
~ „Sehr. ‚Sie' hat ihn in aller Öffentlichkeit diesen Tiefschlag versetzt. Dummerweise waren in dem eigentlichen Moment nur wenige anwesend, und die meisten davon sind extrem schlagzeilengeil. Die haben einfach nur zugeschaut und am nächsten Tag die Neuigkeiten verbreitet."
~ „Wer ist schlimmer – das Pärchen oder die Gaffer ?"
~ „Beide... Entschuldige, aber ich sollte wieder zu meinem eigentlich festen ‚Freund' gehen, und ihm ein bisschen für seine Untreue danken..."
~ „Da er versuchte, mit mir im Team zu spielen ? Kannst ihm ja von mir auch einen leicht verpassen... Ich mag keine untreuen Freunde..."
~ „Wird gemacht..."
Mit einem schelmischen Blick entschwindet Ai zu ihrem Freund. Gut, dass der Junge schon in festen Händen ist, so brauche ich mir kaum Sorgen um einen weiteren Verehrer machen. Vermutlich wollte er mal zur Abwechslung gewinnen, und sah in mir eine Chance darauf. Ai hat zwar das Herz eines guten Spielers, jedoch fehlt ihr nur das nötige Talent, ungefähr genauso wie mir das Talent von Sarah Brightman in Musik fehlt.
Die nächsten zwei Spiele sind an sich recht fade, da keiner der Spieler wirklich etwas Talent an sich besitzt, es werden lediglich Körbe aus Zufall geworfen und gewinnen die Teams mit mehr Glück...
Danach sieht's etwas anders aus, es kämpfen zwei Teams mit Talent gegeneinander. Das Zusammenspiel von beiden klappt sehr gut und auch die Technik lässt sich sehen. Hier entscheidet am Ende das ‚Sudden Death'. Mir düngt's jedoch, dass ich mindestens gegen ein Team mit Takeru antreten muss, wenn nicht sogar beide. Das letzte Spiel der ersten Runde bestreiten zwei Mädchenteams, wobei das eine recht talentiert ist und das andere von Basketball genauso viel Ahnung hat, wie ein Catcher von Kurvendiskussionen. Dieses Spiel ist wirklich ein Massaker, das talentierte Mädchenteam gewinnt mit 10:0, und genießen ihren Sieg mit ausgelassener Freude – absolut widerlich. Glücklicherweise ist dieses auch Takerus und mein nächstes Gegnerteam... Diesmal nehme ich aber keine Rücksicht auf Verluste.
Zuvor finden jedoch die zwei ‚Regelationsspiele' statt, wo sich unsere vorherigen Gegner sowie das knapp ausgeschiedene Team für die nächste Runde qualifizieren. Bevor die zweite Runde beginnt, werden die ‚Verlierer' zu den Übungen rübergeschickt.
Die nächste Runde beginnen das ominöse Mädchenteam und wir. Bevor Takeru und ich den Platz betreten flüstere ich ihm noch zu ~ „Keine Rücksicht, sie sollen von ihrer eigenen Medizin probieren.", welches er mit einem finsteren Nicken quittiert.
Kaum angepfiffen, erhascht zwar das gegnerische Team den Ball, kann ihn keine Sekunde behalten, bevor er seinen Besitzer zu Takeru wechselt. Ich gebe Tacheles und spiele mich von meiner Gegenspielerin frei. Kaum befreit erhalte ich einen genauen Pass, welchen ich direkt im Korb versenke, wobei ich mich noch vor der 3-Punke-Grenze befinde. 20 Sekunden und schon führen wir 3:0. Ähnlich verhält es sich die nächsten 2 Körbe, beides ebenfalls 3-Punkter, einer von Takeru, der andere von mir. Jetzt beginnen die Mädels, rabiat zu spielen und technisch knapp an der Foul-Grenze zu agieren. Mich bringt Takerus Gegnerin auch einmal zum Stolpern, wodurch ich den Ball verliere, welche meine Gegenspielerin mit einem finsteren Grinsen in Empfang nimmt. Mit aller Kraft und Geschwindigkeit verfolge ich sie, und schaffe es, sie irgendwie zu überholen und den Ball zu stehlen. Aus weiter Entfernung höre ich ein Grölen, schüttele es aber schnell ab. Ich bemerke, wie sich die beiden gegnerischen Mädchen auf mich zu stürmen, sehe Takeru frei und spiele ihn den Ball zu. Leider schaffen es meine Gegnerinnen nicht mehr, abzubremsen, so lasse ich mich gezielt fallen und rolle auf dem Boden aus dem Weg, bevor die beiden sich mit aller Kraft treffen. Zwischenzeitlich hat Takeru den Ball zu einem 3-Punkter verwandelt. Und schon wieder höre ich das Grölen, doch diesmal wirkt es viel, viel näher. Nachdem die beiden sich wieder aufgerappelt haben, kann das Spiel weitergehen. Wie am Anfang erhascht erst eine Gegnerin den Ball, welcher dann von mir gestohlen wird. Wie wahrscheinlich zu vermuten, spiele ich selbigen an Takeru. Die Mädchen scheinen diesen Spielzug vorhergesehen zu haben und lassen blitzschnell von mir ab und versuchen Takeru einzuzingeln. Jedoch hat er dieses vorhergesehen und in einer flüssigen Bewegung mir den Ball zurückgespielt. Ohne einen Gegner bewege ich mich auf den gegnerischen Korb zu und versenke den Ball erneut zu einem 3-Punkter. 15:0 lautet folglich der Endstand für uns, und die Mädchen müssen sich kopfhängend geschlagen geben. Zwar versuchen Takeru und ich unseren Gegnerinnen die Hand zu schütteln, aber selbige lehnen unsere Geste angewidert ab. Diese beiden sind nicht nur schlechte Gewinner, sondern auch noch schlechte Verlierer. Langsam bemerke ich auch den Applaus unserer Mitschüler, die wie gebannt uns anschauen. Aus den Augenwinkeln bemerke ich unsere Sportlehrerin, welche sich Notizen in ein kleines rotes Buch schreibt. Na klar, sie muss uns ja am Ende Noten erteilen, und nur so kann sie unsere Leistungen im Auge behalten.
Mit einem Arm um des Partners Schultern begeben Takeru und ich uns nach Luft schnappend auf die Bank. Das Spiel war im Gegensatz zum Vorherigen kein Zuckerschlecken, da trotz der unsportlichen Einstellung unsere Gegner recht gut spielen konnten.
Als nächstes ist das ominöse Pärchen dran, welche mal wieder den Joker gezogen hat und auf die schwache, direkt qualifiziere, Mannschaft aus dem 3. Spiel trifft. Wie erwartet ist das Spiel recht monoton und das Pärchen gewinnt mit 8:3, wobei der 3-Punkter der Gegner mehr durch Glück als Talent erzielt wurde.
Die darauffolgenden Spiele bestreiten jeweils einer der beiden guten Teams und einer der beiden schlechteren. Das erste Spiel ist keine Überraschung, es gewinnt, wie zu erwarten, das ‚bessere' Team, welches sich vorhin nur durch die Relegation qualifiziert hat. Jedoch ist es beim anderen Spiel unerwartet, das vorhin so gut spielende Team begeht etliche grobe Schnitzer, die das andere Team ausnutzt, um zu punkten, auch wenn das zweite Team nicht wirklich berauschend spielt. Wer weiß schon, wo jetzt der Wurm drin steckt, jedenfalls ist das unerwartete Team eine Runde weiter und muss gleich auf mein ‚Lieblingspärchen' treffen.
Zuvor müssen Takeru und ich noch einmal ran und gegen das andere Team gewinnen. Ich habe kaum Zweifel, dass wir es schaffen werden, unsere Gegner sind zwar gut, aber nicht ganz so gut eingestimmt wie Takeru und ich. Bevor wir das Spielfeld betreten, schütteln wir unsere Gegner nochmals die Hände und wünschen uns ein spannendes Spiel.
Das Spiel beginnt im Gegensatz zu unseren vorherigen damit, dass Takeru als erstes den Ball erobert. Zwar gelingt es zwar einem Gegenspieler, ihm diesen abzuluchsen, jedoch dauert seine Freude nicht allzu lange, bevor er in meinen Besitz übergeht. Da Takeru sich nicht freispielen konnte, behalte ich vorerst den Ball. Als ich merke, wie sich der andere Spieler mir von hinten nähert, gehe ich auf Risiko und spiele an Takeru ab. Mit Mühe schafft er es, ihn in Verwahrung zu nehmen und zu behalten. Währenddessen schüttele ich meinen Schatten ab und bringe mich in eine gute Wurfposition, wo ich zielgenau von Takeru den Ball erhalte und in einer Bewegung im Korb versenke. Das nächste Spiel verläuft leicht ähnlich, jedoch ist es Takeru, der es schafft, den Ball in 2 Punkte zu verwandeln. Danach haben wir weniger Glück, und das gegnerische Team schafft einen Anschlusstreffer, nachdem sie mir den Ball geklaut haben. Es ist nichts, worum ich traurig bin, sie sind halt recht gut und verdienen zurecht diese Punkte. Als nächstes erhasche ich mir den Ball und bringe ihn in Richtung gegnerischen Korb, während mir beide Gegenspieler folgen. Aus den Augenwinkeln merke ich Takeru, der meinen Weg schneidet. Ich erahne, worauf er aus ist und spiele mit. So lasse ich mir den Ball von Takeru stehlen, gaukle aber vor, dass ich einen Korbversuch unternehmen will. Die Gegner, nicht realisierend, dass ich den Ball gar nicht mehr besitze, versuchen, mich zu blocken, während Takeru freie Bahn hat und die Pille versenkt. Erst jetzt bemerken unsere Gegner, dass wir sie angeschmiert haben. Als nächstes holt sich einer der Gegner den Ball, welcher von Takeru gestohlen wird, bevor der zweite Gegner seine Chance nutzt, ihn sich anzueignen. Seine Freude währt wenige Sekunden, bevor ich den Ball mein Eigen nenne. Ich versuche zwar, selbigen an Takeru zu passen, doch wird er vom ersten Gegenspieler im Fluge abgefangen. Takeru, nicht so begeistert, klaut ihn wieder, nur um ihn erneut vom anderen Gegenspieler abgeluchst zu bekommen. Dieses Spiel geht noch einige Male, bevor es unseren Gegnern gelingt, den letzten Korb mit 2 Punkten zu erzielen. Der Endstand beträgt 6:4 und wir stehen im Finale. Zu guter Letzt schütteln wir unseren Gegner nochmals die Hände.
„Gutes Spiel, ihr zwei. Es hat richtig Spaß gemacht."
„Mir ebenfalls, gegen Leute wie euch macht's sogar Spaß zu verlieren."
„Es geht doch nur um den Spaß am Spiel, oder ? Lieber verliere ich knapp, als dass ich haushoch gegen schwache Gegner gewinne. Vielleicht können wir irgendwann noch mal miteinander Spielen, ohne dann auf die Punkte zu achten."
„Das mache ich gerne, schauen wir mal..."
So entschwinden wir vier auf die Bank, um uns das andere Halbfinale anzuschauen, während unsere Lehrerin uns wohlwollend zunickt.
Das zweite Finale ist alles andere als ein berauschendes Spiel, es ist zwar recht ausgewogen, aber es fehlen irgendwelche Höhepunkte. Das Pärchen gewinnt ganz knapp und mit viel Glück. Ich hätte mir gewünscht, dass das andere Team gewinnt, da wir nun gegen das Pärchen antreten müssen und ich vermute, dass sie auf die eine oder andere Art versuchen werden, uns das Leben zur Hölle zu machen...
~ „Takeru, du nimmst die Brillenschlange, während ich mich um diese Hikari kümmere. Keine Angst, Daisuke wird nicht viel riskieren können, da er ansonsten riskierte, endgültig von der Schule zu fliegen. Wir sollten trotz allem auf Sicherheit spielen und nur 3-Punkter versuchen, wenn sich die Chance ergibt. So gerne, wie ich die beiden 15:0 abzocken würde, möchte ich nicht, dass einer von uns sich dabei verletzt oder dass wir denen unnötige Chancen geben."
Als Antwort erhalte ich ein Nicken und einen Blick, welcher sowohl Angst als auch Wut beinhaltet. Das wird definitiv ein interessantes Spiel.
Im Gegensatz zu zuvor verzichten wir beide auf ein obligatorisches Händeschütteln, bevor wir uns aufs Spielfeld begeben. Gleich zu Anfang schnappt sich Takeru den Ball und versucht an der Brillenschlange vorbeizukommen. Da es ihm nicht gelingt, und ich mich von der Schlampe befreien konnte, wirft er einen Pass auf mich, welchen ich gezielt in Empfang nehme. Damit habe ich aber beide auf meine Fersen, und sie versuchen, mir den Ball abzunehmen, wobei die Brillenschlange blöd zwischen Takeru und mir steht. Als ich bemerke, wie Takeru sich leicht zurückfallen lässt, werfe ich ihm den Ball zu, welcher die Brillenschlange knapp passiert. Zwar versuchen zwar die beiden, Takeru noch aufzuhalten, jedoch reicht es nicht mehr, um einen 2-Punkter zu verhindern. Den nächsten Ball erobert die Brillenschlange, welche sich mit Händen und Füßen gegen Takeru wehrt. Da Takeru ihn jedoch zu stark abwehrt, kann dieser keine freie Wurfbahn auf unseren Korb erhalten. Aufgrund dessen bleibt ihn nur eine Option, er muss abspielen und diese Hikari den Punkt machen lassen. Genau darin sehe ich meine Chance und lasse eine ‚peinliche Öffnung' für beide, welche sie prompt ausnutzen. Bevor sie sich jedoch versehen, schnappe ich mir den Ball in der Luft und entschwinde in Richtung deren Korbs, während Takeru mir den Rücken freihält. Aufgrund dessen, da die Gegner so keine Chance haben, mich zu stören, verwandle ich den Ball in einen 3-Punkter. Ich kann regelrecht zusehen, wie die beiden Hasserfüllt Takeru und mich anschauen. Beim nächsten Ball läuft das Spiel leicht anders herum, Takeru erobert den Ball und wird von der Brillenschlange am Punkten gehindert. Diese Schlampe versucht doch glatt denselben Trick, den ich zuvor bei ihr angewandt habe. Jedoch verändere ich ihre Falle leicht, so dass sie sich selbst reinlegt. Takeru wirft zwar einen Pass auf mich, jedoch ist er im Gegensatz zur Erwartung, nicht direkt auf mich gerichtet, sondern auf einen Punkt 3 Meter hinter mir. Diese Hikari hat einfach den Fehler gemacht, dass sie sich nach vorne fallen ließ, und mir im Praktisch einen gezielten Rückzug ermöglichte. Da diese Brillenschlange der Hikari zu Hilfe eilt, gebe ich den Ball zurück an Takeru, welcher ihn dann gezielt in 2 Punkte verwandelt. An sich haben wir schon gewonnen, da es unmöglich für die beiden ist, in den letzten beiden Treffern 7 Punkte zu erobern, jedoch wollen sie nicht aufgeben. Als nächstes kann ich den Ball erobern und begebe mich in Richtung gegnerischen Korb. Takeru versucht ein ähnliches Manöver wie in unserem zweiten Spiel, wo er versucht meine Bahn zu schneiden und somit eine sichere Ballübergabe zu gewährleisten, jedoch komme ich nicht mehr dazu, ihm den Ball zuzuspielen, da jemand mich an meiner Sporthose kurz festhält und mich zum Stolpern bringt, wodurch ich den Ball verliere, welchen sich die Schlampe schnappt und in Richtung unseres Korbes entschwindet. Glücklicherweise hat es unsere Lehrerin gesehen und das Manöver abgepfiffen. So erhalte ich den Ball und darf zwei 1-Punkter versuchen, welche mir auch ohne Mühe gelingen. Zwar erwäge ich kurz, den beiden trotz allem den Ehrentreffer zu gönnen, verwerfe es jedoch, als ich das Gesicht von der Brillenschlange sehe, welcher mich so finster anblickt, als ob Blicke töten könnten. So erwäge ich eine besondere Strategie für unser Finale.
~ „Takeru, wie gut kannst du mit deiner linken Hand dribbeln ?"
Als Antwort erhalte ich ein unsicheres Kopfschütteln.
~ „Gut, dann gehe auf meine linke Seite und bleib immer auf gleicher Höhe und sehr nahe bei mir; ich hoffe mal, dass wir gut synchron spielen können. Ab dann dribbelt jeder einmal und gibt den Ball zurück an den anderen. Da ich mit Links nicht gut treffen kann, musst du dann den Ball verwandeln. Verstanden ? Nebenbei bemerkt, dieses Manöver heißt ‚Brüderlauf'."
Ich bemerke ein Funkeln in Takerus Augen, welcher mir anzeigt, dass er die Idee dieser Strategie verstanden hat.
Glücklicherweise erhalte ich als erstes den Ball und spiele mich frei. Als ich Takeru ebenfalls freigespielt auf meiner Höhe bemerke übergebe ich ihn den Ball und deute auf den gegnerischen Korb nickend. Fortan bewegen wir uns schräg in die Mitte zwischen uns, und als wir Schulter an Schulter laufen, beginnt der ‚Brüderlauf'. Synchron wie ein Uhrwerk dribbelt einmal Takeru mit Rechts und danach ich mit Links. Als wir kurz vorm gegnerischen Korb angelangt sind, raune ich Takeru „wirf" zu, worauf er sich den Ball schnappt und ihn in den Korb legt. Meinerseits imitiere ich Takeru und wirke wie ein Spiegelbild zu ihm, lediglich ohne Ball.
Das muss grandios ausgesehen haben, und dem grölenden Publikum zufolge scheint es auch so. Ich muss zugeben, noch nie war dieses Manöver so synchron verlaufen, es war so, als ob wir uns perfekt zueinander ergänzten, einfach ein Wunder. Seltsamerweise haben wir uns selbst nach dem Punkten kaum auseinander bewegt; ich weiß nicht, aber es wirkt so angenehm... Seltsam...
Jetzt erst merke ich, dass unsere Gegner noch auf der anderen Hälfte des Feldes stehen und uns verdutzt angaffen... Dieses Manöver scheint die beiden wohl komplett umgehauen zu haben, genauso wie unserer Lehrerin, welche ihren Mund nicht zu kriegt... War es wirklich so imposant ???
Aus reiner Freude, dass dieses Manöver so gut gelungen ist, lege ich meinen linken Arm um Takerus Schulter, worauf er mich erst verwundert und dann mit einem Grinsen anblickt, bevor er dasselbe mit seinem rechten Arm bei mir macht. Es ist schwer zu beschreiben, aber es fühlt sich einfach richtig an, einfach perfekt...
{A/N: Zu diesem Kapitel passt sehr gut das Lied "All Star" von Smash Mouth, welches irgendwie eine Hymne auf die Takaishi-Ishida-Brüder wirkt.}
Kapitel 7 – Eine neue Welt
Mit dem Ende des Turniers schickt uns unsere Lehrerin duschen und umziehen. Wie schon vorhin, während des Ankleidens, befinden sich diese Hikari und ich so weit auseinander wie nur möglich. Wenigstens lässt sie mich in Ruhe und versucht nicht, mir noch mehr Stress zu machen...
Glücklicherweise ist Sport das letzte Fach des aktuellen Schultages, so dass wir bei einem rein theoretischen Fach gegen die Müdigkeit ankämpfen müssen... Kann man's glauben, dass die doch damals in Frankreich direkt nach dem Sportunterricht eine Doppelstunde Geographie bei ‚Dr. Schlaftablette' angesetzt hatten ? Das Fach bei ihm war so schon eine Qual, aber direkt nach Sport war's definitiv die Hölle... Zumindest verstehen sie es hier, einen halbwegs vernünftigen Stundenplan zu erstellen...
Da fällt mir ein, ich sollte ja gleich die anderen hier treffen... NUR WO ???... Mal scharf nachdenken... Hmm... Da war doch was... Ach ja, Koushiro hat doch am ersten Abend etwas vom Computerraum der Schule erzählt, war das nicht auch der allgemeine Treffpunkt ? Schauen wir mal.
Als ich die Mädchen-Umkleideraum verlasse, sehe ich schon meinen Lieblings-Blondschopf warten. Das hätte er doch nicht tun müssen... Aber wieso auch nicht, bringe ich ihn doch gleich zum Treffen mit, so habe ich einen Bekannten mehr beim Treffen...
Ich bewege mich auf Takeru zu, und als ich ihn erreiche, frage ich ihn :
„Stört es dich, wenn wir einen kleinen Umweg über den Computerraum hier machen ?"
Dadurch ernte ich einen leicht verwirrten mit einem Hauch Angst versehenen Blick, bevor er verneinend leicht den Kopf schüttelt. Nun bin ich mir sicher, dass der Computerraum der übliche Treffpunkt ist.
Während des Weges kommen mir einige Gedanken, was eigentlich während des Sportunterrichts passiert ist. Ich meine, hat er wirklich seinen Arm um meine Schulter gelegt ? Oder war das nur ein Wunschtraum ? Nein, es fühlte sich einfach zu gut an, um ein einfacher Mädchentraum zu sein...
Dann spüre ich Takerus Arm, welcher sich um meine Schultern legt. Es bedarf schon viel Selbstkontrolle, um nicht wie der Wolf aus einem Tex-Avery-Cartoon balzend loszuheulen. Da es sich jedoch so richtig anfühlt, platziere ich meinen Arm um seine Schulter. Ich weiß nicht, ich könnte so Stunden verbringen, ohne dass ich es jemals müde würde.
Nun stehen wir beide vor der Tür zum Computerraum... Was wird mich erwarten ? Wie werden die anderen mich aufnehmen ? Sora und Koushiro sind ganz cool, mehr Sorgen mache ich mir bei ‚Yamato' und ‚Taichi'... Natürlich könnten wir vor der Tür noch Stunden über alle „Wenns" und „Abers" nachgrübeln, jedoch brächte es partout nichts... Nein, ich kann's nur herausfinden, wenn ich mich ins Wasser traue... Takerus Gesicht zeichnet ebenfalls leichte Sorge aus... Stimmt ja, die letzten Monate war er laut Koushiro und Sora nicht aktiv, er muss Angst haben, dass einige seiner Freunde etwas enttäuscht reagieren werden...
„Takeru, wenn du nicht willst, brauchst du nicht bei mir bleiben..."
Daraufhin erhalte ich von Takeru einen leicht verwirrten Blick als Antwort.
„Ich muss leider zugeben, dass ich etwas verheimlicht habe... Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte..." Dabei greife ich in meine Tasche und hole meinen Glücksbringer heraus und reiche es ihm. „... Dieses hier fand ich vor einigen Monaten vor meinem Computer, doch erfuhr ich erst von dessen Bedeutung vor gut einandhalb Tagen von Koushiro."
Blicke können Romane erzählen... zumindest Takerus. Es bedarf keines Telepathen, um herauszufinden, wie überrascht er von dieser Entdeckung ist... Ich hoffe jedoch, dass es keine negative Überraschung für ihn ist.
„Und bevor du ‚fragst', das wird heute das erste Mal für mich sein, dass ich eure Welt sehe..."
Takeru entspannt sich, jedoch kann ich seinen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten... Irgendwie ist es eine Mischung aus Angst, Freude, Wut, Rührung, Verantwortlichkeit und so weiter... Ich weiß einfach nicht, was ich ihm noch sagen soll... aber ich hoffe inständig, dass er mir seine Welt zeigen würde...
Schlagartig hellt sich Takerus Miene auf und er gibt mir meinen Glücksbringer zurück, welchen ich sofort wieder in die Tasche stecke, bevor er lächelnd in seiner Tasche kramt...
Es dauert einige Sekunden, bevor er eine gelbe Replika meines Glücksbringers hervorholt und seinen freien Arm wieder um meine Schulter legt...
ER WILL MITKOMMEN.... Am liebsten würde ich ihn küssen wollen... doch wäre es einfach viel zu früh dazu... Es ist seltsam, er ist der erste Junge, der mich so aufregt... so anregt...
Allen Mut fassend, öffne ich uns beiden die Tür und wir betreten den Raum. In selbigen befinden sich mehrere Personen, die ich größtenteils schon am ersten Schultag während der Mittagspause gesehen habe, darunter auch Sora, Koushiro, Yamato und Taichi. Zu erwähnen wäre vielleicht, dass alle außer Koushiro und Sora uns mit Riesenaugen anschauen...
Ich bemerke, wie Yamato den Mund öffnen will, genauso wie Taichi, doch beide werden ‚dezent' mit einem leicht festen Schlag in die Rippen von Sora zum Schweigen gebracht.
Mit einem Grinsen beginnt Koushiro zu sprechen, „So, wie ich sehe, sind wir jetzt komplett. Hallo, Rena."
Allein diese zwei Sätze lassen Kinnladen fallen, und zwar Yamatos, Taichis und die des lilafarbenen Mädchens, ich glaube, ihr Name war Miyako. Aber auch der Rest wirkt leicht überrascht, darunter auch der ‚kleine Junge'. Mit der freien Hand greife ich in meine Tasche und hole meinen Glücksbringer hervor.
Da fällt mir ein, habe ich nicht noch immer eine Hand um Takerus Schulter ??? Stimmt ja... Jetzt ist's sowieso zu spät... also soll es egal sein. Als die anderen meinen Glücksbringer sehen, strahlen total verwunderte Blicke in unsere, bzw. in meine, Richtung aus... Einfach göttlich, das Bild...
„So, meine Freunde, ich glaube, es bedarf kaum Worte der Vorstellung, außer dass Rena das jüngste Mitglied in unserem Team ist. Wenn keine weiteren Fragen bestehen, schlage ich vor, dass wir uns auf in die Digiwelt machen..."
Irgendwie ist es seltsam, vor gut einandhalb Tagen hatte er alle Zeit der Welt für Fragen und heute kann er kaum die Pferde im Zaum halten... Ich schätze mal, er kann kaum erwarten, Mimi zu sehen... Jetzt verstehe ich auch, wieso sie so häufig verschwunden war... Sie war in dieser Welt...
Ich habe zwar noch Tausende von Fragen, bezweifle jedoch, dass ich diese hier in kurzer Zeit beantwortet bekomme. Besser ich warte mit meinen Fragen, bis sich selbige ergeben.
