Karlin Daro stand an der Luftschleuse und sah erwartungsvoll nach vorn. Soeben
hatte der Druckausgleich stattgefunden und das runde Schott hatte sich zur Seite
geschoben. Die ersten Zivilisten verließen das Schiff... Sie stellte sich auf
die Zehenspitzen um besser sehen zu können. Dann sah sie sie. Ihr Mann Nanpart
winkte ihr zu, den zweijährigen Jeram trug er auf dem Arm. Ihr fünf Jahre alter
Sohn Joret kam aus der Menge auf sie zugesprungen.
"Mama!"
"Joret!" Glücklich hob sie ihren Sohn hoch und wirbelte ihn im Kreis herum. Dann
drückte sie ihn fest an sich. Seine kleinen Arme schlossen sich um ihren Hals.
"Ich habe Dich so vermisst, mein Kleiner, Mama hat Dich vermisst..."
Nanpart war herangetreten und Karlin Daro hob den Kopf um ihren Mann zu
begrüßen. Zärtlich strich er ihr mit der freien Hand über die Gesichtsridges.
"Wir haben Dich auch sehr vemisst!"
"Jetzt seid ihr endlich da!" Karlin sah lächelnd auf ihren jüngsten Sohn, der
still auf dem Arm seines Vaters saß. "Und hier ist mein Baby. Hallo Jeram!"
Zärtlich strich sie ihm mit dem Finger über die Wange, doch der Junge drehte
sein Gesicht mit einem Ruck an die Brust seines Vaters.
"Ich fürchte, Du bist ihm fremd geworden, er ist noch so klein..."
Karlin nickte bedrückt. "Ja, das war zu erwarten."
Nanpart sah sie aufmerksam an. "Das wird schon wieder, Du wirst sehen. In ein
paar Tagen hat er vollkommen vergessen, dass wir je getrennt waren."
Karlin lächelte. "Ich hoffe, nicht nur er! Aber nun kommt, ich habe den Rest des
Tages dienstfrei. Ihr seid sicher müde, ich bringe Euch in unser Quartier!"
Sie küsste Joret, setzte ihn auf den Boden und nahm seine Hand. "Es wird Euch
hier gefallen, da bin ich ganz sicher!"
Lieutenant Hernandez rieb sich verstohlen die Stirn und wies dann dem kleinen
cardassianischen Frachter, der soeben auf Empok Nor eingetroffen war, eine
Andock-Klammer zu. Er hatte keine Ahnung, warum er so starke Kopfschmerzen
hatte, noch, warum ihm am Morgen übel gewesen war. Er hatte lediglich drei
Gläser Kanar getrunken! Trotzdem fühlte er sich so verkatert, wie nach einer
durchzechten Nacht.
Er kniff die Augen zusammen und bestätigte den erfolgreichen Andock-Vorgang des
Frachters Lavok. Vorsichtig sah er sich um. Es schien ein ruhiger Moment auf der
Ops zu sein, also stand er auf und trat an die kleine Replikator-Einheit. So
leise wie möglich wieß er den Computer an, einen starken Kaffe mit Schmerzmittel
zu replizieren. Erfreut sah er zu, wie der Becher sich aus funkelndem Licht
materialisierte. Eilig führte er ihn zum Mund und verzog das Gesicht, als er den
ersten Schluck trank. Die Mischung schmeckte grässlich. Doch es musste sein! Gul
Basra stand dem Austauschprogramm schon skeptisch genug gegenüber, er konnte
unmöglich wegen Kopfschmerzen dienstfrei beantragen.
An seinem Platz angekommen, sah er sich erneut um. Hatte Glinn Dukat schon die
ganze Zeit dort gestanden? Warum sah er ihn so nachdenklich an? Ltd. Hernandez
entschloss sich, dem ersten Offizier ein freundliches Lächeln zu schenken, und
wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu.
***
Anan und Gilora verließen gemeinsam die Lavok und betraten den Turbolift. Da sie
allein im Lift waren, lehnte Gilora sich leicht an Anans Brust. "Bleibst Du bei
mir?"
Anan sah lächelnd zu ihr herab. "Natürlich, wenn Du das möchtest."
Gilora gähnte. "Ich bin todmüde. Ich habe die halbe Nacht gegrübelt."
"Und, bist Du zu einem Ergebnis gekommen?"
"Ja. Bin ich."
"Gut. Ich wollte es Dir schon vorhin sagen: Du hattest Recht, mit der
Erkenntnis!"
Gilora sah hoch. "Du auch?"
Anan nickte. "Nichts wichtiges, aber irgendwie ist es doch ganz nützlich zu
wissen."
"Wie bei mir."
Der Turbolift hielt und sie betraten den Gang, auf dem ihr Quartier lag. Anan
reckte sich. "Ich bin auch müde. Ich habe zwar nicht gegrübelt, aber etwas wirr
geträumt. Es scheint, dass das Gift noch nicht vollständig abgebaut ist."
"Oh nein!" Sie waren an ihrem Quartier angekommen und Gilora betätigte den
Türöffner. Die Tür schob sich zur Seite. "Ich möchte nicht mehr träumen. Ich
möchte schlafen, tief und fest schlafen!" Sie betrat die Wohneinheit und ließ
sich auf das Sofa fallen. Anan setzte sich neben sie.
"Was ist eigentlich aus Rekelen geworden?"
"Sie war nicht mehr lange in der Zelle. Ich habe noch eine Zeitlang Kontakt mit
ihr gehalten, soweit das möglich war. Sie ist befördert worden, sie hatte
mehrere gute Aufträge. Interessanterweise hatte sie oft mit dem Tutor eine
Affäre, der den Auftrag zu vergeben hatte."
"Du meinst, sie hat sich hochgeschlafen?"
"Naja," Gilora dachte einen Moment nach, "So würde ich das nicht nennen. Sie war
ja nie schlecht. Sie hätte wesentlich besser abschließen können, sie war nur...
abgelenkt."
Anan lachte auf. "Das kann man wohl sagen."
"Sie ist dann für einen Under-Cover-Mission ausgewählt worden. Sie musste sich
operieren lassen, aber ihr Gedächtnis wurde nicht manipuliert. Es war wohl keine
Langzeit-Mission."
"Hast Du wieder von ihr gehört?"
"Nein. Ich war dann mit Tain im Gamma-Quadranten und danach gab es ein paar
Verwicklungen... Ich habe sie nicht wiedergefunden."
"Glaubst Du, sie ist tot?"
"Möglicherweise. Andererseits hat Rekelen das Talent dazu, sich aus jeder
gefährlichen Situation herauszuwinden. Sie kann genauso gut noch am Leben sein."
Anan nickte. "Ja, das klingt nach Rekelen." Er reckte sich und sah Gilora an.
"Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich will jetzt ins Bett!"
Gilora lehnte sich zurück. "Geh nur, ich komme gleich nach."
Nachdem Anan gegangen war, stand Gilora auf und trat an das Fenster des
Quartiers. Schräg unter sich konnte sie die Wand eines der Pylonen erkennen.
Geradeaus sah sie auf den Andockring. Ihr Leben war ruhig. Zu ruhig. Mit der
Lavok Fracht zu befördern sicherte zwar ihren Lebensunterhalt, aber eine
Herausforderung war es nicht. Und diese Station war auch nicht der Inbegriff
eines guten Ausgangspunktes für eine Karriere.
Gilora seufzte. Noch vor wenigen Monaten war sie froh darüber gewesen. Nach
allem was seit ihrer Gefangenschaft im Gamma-Quadranten passiert war, war sie
dankbar gewesen für diesen ruhigen Platz in der Zelle. Aber auf lange Sicht
hatte sie kaum Möglichkeiten. Wenn Garak den Obsidian Order wieder aufbaute,
dann wollte sie auf Cardassia sein. Die Erinnerung an ihre erste Zeit beim Orden
hatte ihren Ehrgeiz wieder geweckt. Sie konnte mehr, als Fracht befördern und ab
und zu einen kleinen Auftrag erfüllen. Sie wollte wieder eine Karriere. Die
Karriere, die Tain ihr mit seiner unsinnigen Aktion genommen hatte.
Gilora ballte die Fäuste. Endlich hatte sie wieder ein Ziel. Sie würde es nicht
noch einmal aus den Augen verlieren.
Zufrieden über ihren Entschluss drehte Gilora sich um und folgte Anan in die
Schlafeinheit.
hatte der Druckausgleich stattgefunden und das runde Schott hatte sich zur Seite
geschoben. Die ersten Zivilisten verließen das Schiff... Sie stellte sich auf
die Zehenspitzen um besser sehen zu können. Dann sah sie sie. Ihr Mann Nanpart
winkte ihr zu, den zweijährigen Jeram trug er auf dem Arm. Ihr fünf Jahre alter
Sohn Joret kam aus der Menge auf sie zugesprungen.
"Mama!"
"Joret!" Glücklich hob sie ihren Sohn hoch und wirbelte ihn im Kreis herum. Dann
drückte sie ihn fest an sich. Seine kleinen Arme schlossen sich um ihren Hals.
"Ich habe Dich so vermisst, mein Kleiner, Mama hat Dich vermisst..."
Nanpart war herangetreten und Karlin Daro hob den Kopf um ihren Mann zu
begrüßen. Zärtlich strich er ihr mit der freien Hand über die Gesichtsridges.
"Wir haben Dich auch sehr vemisst!"
"Jetzt seid ihr endlich da!" Karlin sah lächelnd auf ihren jüngsten Sohn, der
still auf dem Arm seines Vaters saß. "Und hier ist mein Baby. Hallo Jeram!"
Zärtlich strich sie ihm mit dem Finger über die Wange, doch der Junge drehte
sein Gesicht mit einem Ruck an die Brust seines Vaters.
"Ich fürchte, Du bist ihm fremd geworden, er ist noch so klein..."
Karlin nickte bedrückt. "Ja, das war zu erwarten."
Nanpart sah sie aufmerksam an. "Das wird schon wieder, Du wirst sehen. In ein
paar Tagen hat er vollkommen vergessen, dass wir je getrennt waren."
Karlin lächelte. "Ich hoffe, nicht nur er! Aber nun kommt, ich habe den Rest des
Tages dienstfrei. Ihr seid sicher müde, ich bringe Euch in unser Quartier!"
Sie küsste Joret, setzte ihn auf den Boden und nahm seine Hand. "Es wird Euch
hier gefallen, da bin ich ganz sicher!"
Lieutenant Hernandez rieb sich verstohlen die Stirn und wies dann dem kleinen
cardassianischen Frachter, der soeben auf Empok Nor eingetroffen war, eine
Andock-Klammer zu. Er hatte keine Ahnung, warum er so starke Kopfschmerzen
hatte, noch, warum ihm am Morgen übel gewesen war. Er hatte lediglich drei
Gläser Kanar getrunken! Trotzdem fühlte er sich so verkatert, wie nach einer
durchzechten Nacht.
Er kniff die Augen zusammen und bestätigte den erfolgreichen Andock-Vorgang des
Frachters Lavok. Vorsichtig sah er sich um. Es schien ein ruhiger Moment auf der
Ops zu sein, also stand er auf und trat an die kleine Replikator-Einheit. So
leise wie möglich wieß er den Computer an, einen starken Kaffe mit Schmerzmittel
zu replizieren. Erfreut sah er zu, wie der Becher sich aus funkelndem Licht
materialisierte. Eilig führte er ihn zum Mund und verzog das Gesicht, als er den
ersten Schluck trank. Die Mischung schmeckte grässlich. Doch es musste sein! Gul
Basra stand dem Austauschprogramm schon skeptisch genug gegenüber, er konnte
unmöglich wegen Kopfschmerzen dienstfrei beantragen.
An seinem Platz angekommen, sah er sich erneut um. Hatte Glinn Dukat schon die
ganze Zeit dort gestanden? Warum sah er ihn so nachdenklich an? Ltd. Hernandez
entschloss sich, dem ersten Offizier ein freundliches Lächeln zu schenken, und
wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu.
***
Anan und Gilora verließen gemeinsam die Lavok und betraten den Turbolift. Da sie
allein im Lift waren, lehnte Gilora sich leicht an Anans Brust. "Bleibst Du bei
mir?"
Anan sah lächelnd zu ihr herab. "Natürlich, wenn Du das möchtest."
Gilora gähnte. "Ich bin todmüde. Ich habe die halbe Nacht gegrübelt."
"Und, bist Du zu einem Ergebnis gekommen?"
"Ja. Bin ich."
"Gut. Ich wollte es Dir schon vorhin sagen: Du hattest Recht, mit der
Erkenntnis!"
Gilora sah hoch. "Du auch?"
Anan nickte. "Nichts wichtiges, aber irgendwie ist es doch ganz nützlich zu
wissen."
"Wie bei mir."
Der Turbolift hielt und sie betraten den Gang, auf dem ihr Quartier lag. Anan
reckte sich. "Ich bin auch müde. Ich habe zwar nicht gegrübelt, aber etwas wirr
geträumt. Es scheint, dass das Gift noch nicht vollständig abgebaut ist."
"Oh nein!" Sie waren an ihrem Quartier angekommen und Gilora betätigte den
Türöffner. Die Tür schob sich zur Seite. "Ich möchte nicht mehr träumen. Ich
möchte schlafen, tief und fest schlafen!" Sie betrat die Wohneinheit und ließ
sich auf das Sofa fallen. Anan setzte sich neben sie.
"Was ist eigentlich aus Rekelen geworden?"
"Sie war nicht mehr lange in der Zelle. Ich habe noch eine Zeitlang Kontakt mit
ihr gehalten, soweit das möglich war. Sie ist befördert worden, sie hatte
mehrere gute Aufträge. Interessanterweise hatte sie oft mit dem Tutor eine
Affäre, der den Auftrag zu vergeben hatte."
"Du meinst, sie hat sich hochgeschlafen?"
"Naja," Gilora dachte einen Moment nach, "So würde ich das nicht nennen. Sie war
ja nie schlecht. Sie hätte wesentlich besser abschließen können, sie war nur...
abgelenkt."
Anan lachte auf. "Das kann man wohl sagen."
"Sie ist dann für einen Under-Cover-Mission ausgewählt worden. Sie musste sich
operieren lassen, aber ihr Gedächtnis wurde nicht manipuliert. Es war wohl keine
Langzeit-Mission."
"Hast Du wieder von ihr gehört?"
"Nein. Ich war dann mit Tain im Gamma-Quadranten und danach gab es ein paar
Verwicklungen... Ich habe sie nicht wiedergefunden."
"Glaubst Du, sie ist tot?"
"Möglicherweise. Andererseits hat Rekelen das Talent dazu, sich aus jeder
gefährlichen Situation herauszuwinden. Sie kann genauso gut noch am Leben sein."
Anan nickte. "Ja, das klingt nach Rekelen." Er reckte sich und sah Gilora an.
"Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich will jetzt ins Bett!"
Gilora lehnte sich zurück. "Geh nur, ich komme gleich nach."
Nachdem Anan gegangen war, stand Gilora auf und trat an das Fenster des
Quartiers. Schräg unter sich konnte sie die Wand eines der Pylonen erkennen.
Geradeaus sah sie auf den Andockring. Ihr Leben war ruhig. Zu ruhig. Mit der
Lavok Fracht zu befördern sicherte zwar ihren Lebensunterhalt, aber eine
Herausforderung war es nicht. Und diese Station war auch nicht der Inbegriff
eines guten Ausgangspunktes für eine Karriere.
Gilora seufzte. Noch vor wenigen Monaten war sie froh darüber gewesen. Nach
allem was seit ihrer Gefangenschaft im Gamma-Quadranten passiert war, war sie
dankbar gewesen für diesen ruhigen Platz in der Zelle. Aber auf lange Sicht
hatte sie kaum Möglichkeiten. Wenn Garak den Obsidian Order wieder aufbaute,
dann wollte sie auf Cardassia sein. Die Erinnerung an ihre erste Zeit beim Orden
hatte ihren Ehrgeiz wieder geweckt. Sie konnte mehr, als Fracht befördern und ab
und zu einen kleinen Auftrag erfüllen. Sie wollte wieder eine Karriere. Die
Karriere, die Tain ihr mit seiner unsinnigen Aktion genommen hatte.
Gilora ballte die Fäuste. Endlich hatte sie wieder ein Ziel. Sie würde es nicht
noch einmal aus den Augen verlieren.
Zufrieden über ihren Entschluss drehte Gilora sich um und folgte Anan in die
Schlafeinheit.
