Severus stand neben Dumbledore in einem Kreis von Zentauren, die langsam
näher kamen. Vereinzelte Feuer brannten zwischen den Bäumen und sein Blick
zuckte immer wieder dorthin, ein Ablenkungsmanöver planend. Albus schien
seine Nervosität zu spüren, denn der alte Mann legte beruhigend die Hand
auf seine Schulter und bedeutete ihm, ruhig zu bleiben. Dieser Empfang war
ganz und gar nicht der, den er erwartet hatte. Normalerweise waren die
Zentauren friedlich, doch an diesem Abend lagen Klagen und Brandgeruch in
der Luft.
"Wo ist Firenze?" verlangte Dumbledore mit lauter Stimme zu wissen. "Ich möchte ihn sehen."
Ein mächtiger Zentaur mit struppigem, blondem Haar drängte sich nach vorn. Er schnaubte und trabte drohend auf den Schulleiter zu. Dumbledore blieb ungerührt, als der Halbmensch vor ihm stehen blieb.
"Firenze liegt verwundert danieder. Ich bin jetzt der Anführer. Man nennt mich Esekiel, den Starken." Zum Beweise seiner Stellung richtet er sich für einige Sekunden auf den Hinterbeinen auf. "Firenze liebt die Menschen, aber ich liebe sie nicht. Sie bringen das Verderben über diesen Wald. Hätte Firenze sich nicht dazu bereit erklärt, die Menschen im Kampf gegen das Böse zu unterstützen, würden wir alle in Ruhe leben können."
Er näherte sich Dumbledore noch einen Schritt und diesmal wich der greise Zauberer zurück. Severus eilte an seine Seite, um ihn zu beschützen. Esekiel war nun ernsthaft wütend, seine Hufe trommelten in einem schneller werdenden Rhythmus auf dem weiche Waldboden. "Unsere Frauen und Kinder wurden getötet, unsere Verbündeten vernichtet. Ihr müsst bezahlen! Jetzt!"
In diesem Moment zischte ein silberner Pfeil dicht an Esekiels Kopf vorbei und blieb zitternd im Stamm eines der uralten Bäume stecken, dessen lange Wurzeln wie die Arme eines Kraken aus dem Erdreich ragten. Severus blickte in die Dunkelheit und sah zuerst zwei fluoreszierende Augen, dann ein silbernes Glitzern. Der Neuankömmling betrat die Szene mit gespanntem Bogen und für eine Moment befürchtete Severus, dass nicht viel von der schmalen Gestalt ganz in Schwarz übrigbleiben würde. Doch seltsamerweise geschah rein gar nichts und als der Schütze mit dem silbernen Bogen den Kreis betrat, erkannte Severus, dass es sich dabei um niemand anderen als Miss Deirdre Zarathus handelte. Esekiel der Starke zog ihren Pfeil aus dem Baum und betrachtete ihn schweigend. Brummend wandte er sich schließlich um und brachte ihn zu seiner Besitzerin zurück.
"Dieser Pfeil spricht von Deinem Recht, hier zu sprechen", verkündete er, hörte sich dabei aber nicht ganz glücklich an. "Es mag geschehen. Aber fasse Dich kurz, es ist ein Trauertag."
Miss Zarathus verstaute den Pfeil in dem Köcher, de sie auf dem Rücken trug und begann zu reden, in einer klaren, singenden Sprache, die Severus noch nie zuvor gehört hatte. Sie vollführte Gesten, die wirkten, als gehörten sie zu einem bestimmten Zeremoniell und als seien sie schon tausend Mal geübt worden. Er sah zu Dumbledore hinüber. Dieser hörte überaus interessiert zu und ein Glitzern erschien hinter seinen Brillengläsern. In Anbetracht der Situation wagte es Severus nicht, nachzufragen, was das alles zu bedeuten hatte. Fest stand, dass sich während der Rede der Kreis auseinanderzog und einige Zentauren sogar zwischen den Bäumen verschwanden.
Irgendwann schwieg Miss Zarathus und einen atemlosen Moment geschah nichts. Dann senkte Esekiel der Starke eines seiner Vorderbeine und deutete eine Art Verbeugung an. Er sagte noch etwas, was selbst in Severus Ohren verdächtig nach einer Drohung klang, dann drehte er sich um und kehrte zu den Feuern zurück. Dumbledore atmete befreit auf.
"Warum sind Sie so spät?" erkundigte er sich seelenruhig bei Miss Zarathus, als sie zu ihm geschlendert kam. "Mögen Sie dramatische Auftritte?"
"Nein, es hat bloß etwas gedauert, bis meine Zimmernachbarin schlief und ich an meine Ausrüstung kommen konnte." Sie stützte sich auf ihren Bogen, der aus Silberesche gemacht war, dem stärksten aller Hölzer zu diesem Zweck. "Ich habe Sie in Verdacht, dass Sie mir den kleine Elfen geschickt zu haben, damit er mir den Geheimgang zeigt und mich informiert."
Sie zeigte das erste echte Lächeln, das Severus bisher an ihr gesehen hatte. Aber da er im Moment kein Wort von dem, was gesprochen wurde, verstand, schaltete er sich ein.
"Warum sind Sie hier? Und was haben Sie den Zentauren gesagt?"
Sie schien nicht überrascht zu sein, dass er ungehalten reagierte. Geduldig erklärte sie:
"Ich habe ihm klargemacht, dass Voldemort niemanden in Ruhe leben lässt, egal auf welcher Seite man steht. Darüber hinaus habe ich meinen Blutschwur angeboten für den Fall, dass Albus Autorität nicht mehr reicht."
"Blutschwur?"
"Nicht, was Sie zu interessieren hat, Professor Snape." Wieder einmal wehrte sie seine Fragen ab. "Ich schlage vor, Sie beiden gehen jetzt. Ich werde bleiben und schauen, ob ich etwas tun kann. Wir sehen uns morgen."
In ihrer Stimme lag etwas absolute Bestimmtheit und so gesellte sich Severus trotz seiner Neugierde an Dumbledores Seite, der der fast im Befehlston ausgesprochenen Bitte folgte und sich zum Gehen wandte. Sie verließen das Revier der Zentauren, in dem Brandgeruch in der Luft lag und umgestürzte Bäume von den Kämpfen zeugten. Erst, als sie außer Sicht- und Hörweite waren, verlangte Severus:
"Ich habe das Recht, alles zu erfahren, was diese Person angeht! Es sind die Jugendlichen meines Hauses, die sie gefährdet."
Albus hob die Hand und Severus wusste, dass es besser war, zu schweigen. Der Direktor der Schule wirkte grimmig, und besorgt. Er schien über Miss Zarathus Feststellung nachzudenken dass seine Autorität vielleicht nicht mehr genügen würde, um die Waldbewohner auf seiner Seite zu halten.
"Alles zu seiner Zeit, Junge. Alles zu seiner Zeit."
***
Es war Donnerstag und für Gryffindor damit der schlimmste Tag der Woche. Eine Doppelstunden Zaubertränke zusammen mit den Slytherins. Harry, Ron und Hermine hatten den Fehler gemacht, sich in der allerersten Zaubertrankstunde nach ihrer Ankunft in Hogwarts einen Platz ganz vorn zu suchen. Das war, bevor sie Snape kennungelernt hatten. Und nun saßen sie schon das siebte Jahr in Folge auf denselben Plätzen, im Schussfeld des meistens schlechtgelaunten Lehrers, der in diesem Moment schwingvoll den Klassenraum betrat und sich hinter sein Pult stellte.
"Papier und Tinte raus, Bücher zu. Wir schreibe einen Test!" bellte er. Wie auf Stichwort begann Neville Longbottom zu zittern. Zaubertränke war sein schlechtestes Fach und obwohl er eine Menge Ahnung von Pflanzen und Kräutern hatte, so hieß das noch lange nicht, dass er sie auch richtig zusammenmischen konnte. Hermine, die vor ihm saß, warf ihm einen beruhigenden Blick zu. Dabei bemerkte sie, dass in den hinteren Reihen Verwirrung herrschte. Draco Malfoy, der meistens damit prahlte, dass Snape seine Tests bei den Slytherins stets einen Tag vorher ankündigt, warf seinen Freunden einen fragenden Blick zu. Schulterzucken folgte. Neben Draco saß die neue Schülerin, die man stets an der Seite des blonden Jungen finden konnte, seit sie am Sonntag ausgelost worden war. Ausgelost war das falsche Wort, Hermine hatte noch nie erlebt, dass der Hut kein Urteil fällen konnte. Bei Harry hatte er immerhin zwischen zwei Alternativen geschwankt, doch sich nicht festzulegen, war absolut ungewöhnlich. Hermine musste neidlos eingestehen, dass die Neue hübsch war, aber ihr Gesicht, in dem ihre Augen wie grünes Feuer brannten, erschreckend blass. Sie wirkte wie kurz vor einem Kollaps. "Miss Granger! Wenn Sie dann die Güte hätten, mir zuzuhören."
Sie fuhr zusammen, denn Snape stand jetzt genau vor ihr. Sie richtete ihren Blick auf ihn und hatte das Pech, genau in seine rabenschwarzen Augen zu sehen, in denen nichts zu erkennen war als eine hypnotische Leere. Sie wusste schon, warum sie manchmal Angst vor ihm hatte. Doch dieses eine Mal ließ er von ihr ab und setzte sich wieder in Bewegung. Während er mit langsamen Schritten vor der Klasse auf und ab ging, diktierte er die Aufgaben.
"Beschreiben Sie den Brauvorganges eines beliebigen Trankes, der mehr als fünfzehn Zutaten hat. Vergleichen Sie die Wirkungsweise der verschiedenen Körpersäfte des Lindwurms. Und drittens: Exzerpieren Sie kurz, sagen wir in 700 Worten, die Anwendung von Elfenblut, Einhornblut und Zentaurenknochen in Tränken."
Hermine konnte es nicht fassen. Die furchtbaren Vorfälle im Wald vor zwei Nächten hatten sich in der gesamten Schule herumgesprochen. Und Snape wagte es, sich auch noch über die unschuldigen Opfer lustig zu machen? Sie mochte Elfen, vor allem die Hauselfen, die ihrer Meinung nach ausgenutzt wurden. Andere hatte sie noch nicht getroffen, doch es gab viele Legenden über Stämme von Hochelfen, die verborgen in Wäldern und Gebirgen lebten. Auch im Verbotenen Wald musste es welche gegeben haben, die nun ihr Leben verloren hatte, ebenso wie zahlreiche Zentauren. Dumbledore hatte die Gerüchte bestätigt und den Vorfall als einen schwarzen Tag in der Geschichte Hogwarts bezeichnet. Es gab noch keine Hinweise auf den Grund des Verbrechens, doch wenn es tatsächlich Voldemort gewesen sein sollte, dann war es wahrscheinlich grausame Willkür gewesen.
In Hermine begann es zu brodeln, doch Harry, der neben ihr saß, bedeutete ihr, sich ruhig zu verhalten. Es lohnte sich nicht, sich mit dem Professor anzulegen. Obwohl sie das Gefühl hatte, dass für das Andenken der Toten fünfzig Punkte ein leichtes Opfer waren, hatte sie nicht vor, das gesamte Haus zu schädigen. Und so biss sie die Zähne zusammen und begann zu schreiben.
"Wo ist Firenze?" verlangte Dumbledore mit lauter Stimme zu wissen. "Ich möchte ihn sehen."
Ein mächtiger Zentaur mit struppigem, blondem Haar drängte sich nach vorn. Er schnaubte und trabte drohend auf den Schulleiter zu. Dumbledore blieb ungerührt, als der Halbmensch vor ihm stehen blieb.
"Firenze liegt verwundert danieder. Ich bin jetzt der Anführer. Man nennt mich Esekiel, den Starken." Zum Beweise seiner Stellung richtet er sich für einige Sekunden auf den Hinterbeinen auf. "Firenze liebt die Menschen, aber ich liebe sie nicht. Sie bringen das Verderben über diesen Wald. Hätte Firenze sich nicht dazu bereit erklärt, die Menschen im Kampf gegen das Böse zu unterstützen, würden wir alle in Ruhe leben können."
Er näherte sich Dumbledore noch einen Schritt und diesmal wich der greise Zauberer zurück. Severus eilte an seine Seite, um ihn zu beschützen. Esekiel war nun ernsthaft wütend, seine Hufe trommelten in einem schneller werdenden Rhythmus auf dem weiche Waldboden. "Unsere Frauen und Kinder wurden getötet, unsere Verbündeten vernichtet. Ihr müsst bezahlen! Jetzt!"
In diesem Moment zischte ein silberner Pfeil dicht an Esekiels Kopf vorbei und blieb zitternd im Stamm eines der uralten Bäume stecken, dessen lange Wurzeln wie die Arme eines Kraken aus dem Erdreich ragten. Severus blickte in die Dunkelheit und sah zuerst zwei fluoreszierende Augen, dann ein silbernes Glitzern. Der Neuankömmling betrat die Szene mit gespanntem Bogen und für eine Moment befürchtete Severus, dass nicht viel von der schmalen Gestalt ganz in Schwarz übrigbleiben würde. Doch seltsamerweise geschah rein gar nichts und als der Schütze mit dem silbernen Bogen den Kreis betrat, erkannte Severus, dass es sich dabei um niemand anderen als Miss Deirdre Zarathus handelte. Esekiel der Starke zog ihren Pfeil aus dem Baum und betrachtete ihn schweigend. Brummend wandte er sich schließlich um und brachte ihn zu seiner Besitzerin zurück.
"Dieser Pfeil spricht von Deinem Recht, hier zu sprechen", verkündete er, hörte sich dabei aber nicht ganz glücklich an. "Es mag geschehen. Aber fasse Dich kurz, es ist ein Trauertag."
Miss Zarathus verstaute den Pfeil in dem Köcher, de sie auf dem Rücken trug und begann zu reden, in einer klaren, singenden Sprache, die Severus noch nie zuvor gehört hatte. Sie vollführte Gesten, die wirkten, als gehörten sie zu einem bestimmten Zeremoniell und als seien sie schon tausend Mal geübt worden. Er sah zu Dumbledore hinüber. Dieser hörte überaus interessiert zu und ein Glitzern erschien hinter seinen Brillengläsern. In Anbetracht der Situation wagte es Severus nicht, nachzufragen, was das alles zu bedeuten hatte. Fest stand, dass sich während der Rede der Kreis auseinanderzog und einige Zentauren sogar zwischen den Bäumen verschwanden.
Irgendwann schwieg Miss Zarathus und einen atemlosen Moment geschah nichts. Dann senkte Esekiel der Starke eines seiner Vorderbeine und deutete eine Art Verbeugung an. Er sagte noch etwas, was selbst in Severus Ohren verdächtig nach einer Drohung klang, dann drehte er sich um und kehrte zu den Feuern zurück. Dumbledore atmete befreit auf.
"Warum sind Sie so spät?" erkundigte er sich seelenruhig bei Miss Zarathus, als sie zu ihm geschlendert kam. "Mögen Sie dramatische Auftritte?"
"Nein, es hat bloß etwas gedauert, bis meine Zimmernachbarin schlief und ich an meine Ausrüstung kommen konnte." Sie stützte sich auf ihren Bogen, der aus Silberesche gemacht war, dem stärksten aller Hölzer zu diesem Zweck. "Ich habe Sie in Verdacht, dass Sie mir den kleine Elfen geschickt zu haben, damit er mir den Geheimgang zeigt und mich informiert."
Sie zeigte das erste echte Lächeln, das Severus bisher an ihr gesehen hatte. Aber da er im Moment kein Wort von dem, was gesprochen wurde, verstand, schaltete er sich ein.
"Warum sind Sie hier? Und was haben Sie den Zentauren gesagt?"
Sie schien nicht überrascht zu sein, dass er ungehalten reagierte. Geduldig erklärte sie:
"Ich habe ihm klargemacht, dass Voldemort niemanden in Ruhe leben lässt, egal auf welcher Seite man steht. Darüber hinaus habe ich meinen Blutschwur angeboten für den Fall, dass Albus Autorität nicht mehr reicht."
"Blutschwur?"
"Nicht, was Sie zu interessieren hat, Professor Snape." Wieder einmal wehrte sie seine Fragen ab. "Ich schlage vor, Sie beiden gehen jetzt. Ich werde bleiben und schauen, ob ich etwas tun kann. Wir sehen uns morgen."
In ihrer Stimme lag etwas absolute Bestimmtheit und so gesellte sich Severus trotz seiner Neugierde an Dumbledores Seite, der der fast im Befehlston ausgesprochenen Bitte folgte und sich zum Gehen wandte. Sie verließen das Revier der Zentauren, in dem Brandgeruch in der Luft lag und umgestürzte Bäume von den Kämpfen zeugten. Erst, als sie außer Sicht- und Hörweite waren, verlangte Severus:
"Ich habe das Recht, alles zu erfahren, was diese Person angeht! Es sind die Jugendlichen meines Hauses, die sie gefährdet."
Albus hob die Hand und Severus wusste, dass es besser war, zu schweigen. Der Direktor der Schule wirkte grimmig, und besorgt. Er schien über Miss Zarathus Feststellung nachzudenken dass seine Autorität vielleicht nicht mehr genügen würde, um die Waldbewohner auf seiner Seite zu halten.
"Alles zu seiner Zeit, Junge. Alles zu seiner Zeit."
***
Es war Donnerstag und für Gryffindor damit der schlimmste Tag der Woche. Eine Doppelstunden Zaubertränke zusammen mit den Slytherins. Harry, Ron und Hermine hatten den Fehler gemacht, sich in der allerersten Zaubertrankstunde nach ihrer Ankunft in Hogwarts einen Platz ganz vorn zu suchen. Das war, bevor sie Snape kennungelernt hatten. Und nun saßen sie schon das siebte Jahr in Folge auf denselben Plätzen, im Schussfeld des meistens schlechtgelaunten Lehrers, der in diesem Moment schwingvoll den Klassenraum betrat und sich hinter sein Pult stellte.
"Papier und Tinte raus, Bücher zu. Wir schreibe einen Test!" bellte er. Wie auf Stichwort begann Neville Longbottom zu zittern. Zaubertränke war sein schlechtestes Fach und obwohl er eine Menge Ahnung von Pflanzen und Kräutern hatte, so hieß das noch lange nicht, dass er sie auch richtig zusammenmischen konnte. Hermine, die vor ihm saß, warf ihm einen beruhigenden Blick zu. Dabei bemerkte sie, dass in den hinteren Reihen Verwirrung herrschte. Draco Malfoy, der meistens damit prahlte, dass Snape seine Tests bei den Slytherins stets einen Tag vorher ankündigt, warf seinen Freunden einen fragenden Blick zu. Schulterzucken folgte. Neben Draco saß die neue Schülerin, die man stets an der Seite des blonden Jungen finden konnte, seit sie am Sonntag ausgelost worden war. Ausgelost war das falsche Wort, Hermine hatte noch nie erlebt, dass der Hut kein Urteil fällen konnte. Bei Harry hatte er immerhin zwischen zwei Alternativen geschwankt, doch sich nicht festzulegen, war absolut ungewöhnlich. Hermine musste neidlos eingestehen, dass die Neue hübsch war, aber ihr Gesicht, in dem ihre Augen wie grünes Feuer brannten, erschreckend blass. Sie wirkte wie kurz vor einem Kollaps. "Miss Granger! Wenn Sie dann die Güte hätten, mir zuzuhören."
Sie fuhr zusammen, denn Snape stand jetzt genau vor ihr. Sie richtete ihren Blick auf ihn und hatte das Pech, genau in seine rabenschwarzen Augen zu sehen, in denen nichts zu erkennen war als eine hypnotische Leere. Sie wusste schon, warum sie manchmal Angst vor ihm hatte. Doch dieses eine Mal ließ er von ihr ab und setzte sich wieder in Bewegung. Während er mit langsamen Schritten vor der Klasse auf und ab ging, diktierte er die Aufgaben.
"Beschreiben Sie den Brauvorganges eines beliebigen Trankes, der mehr als fünfzehn Zutaten hat. Vergleichen Sie die Wirkungsweise der verschiedenen Körpersäfte des Lindwurms. Und drittens: Exzerpieren Sie kurz, sagen wir in 700 Worten, die Anwendung von Elfenblut, Einhornblut und Zentaurenknochen in Tränken."
Hermine konnte es nicht fassen. Die furchtbaren Vorfälle im Wald vor zwei Nächten hatten sich in der gesamten Schule herumgesprochen. Und Snape wagte es, sich auch noch über die unschuldigen Opfer lustig zu machen? Sie mochte Elfen, vor allem die Hauselfen, die ihrer Meinung nach ausgenutzt wurden. Andere hatte sie noch nicht getroffen, doch es gab viele Legenden über Stämme von Hochelfen, die verborgen in Wäldern und Gebirgen lebten. Auch im Verbotenen Wald musste es welche gegeben haben, die nun ihr Leben verloren hatte, ebenso wie zahlreiche Zentauren. Dumbledore hatte die Gerüchte bestätigt und den Vorfall als einen schwarzen Tag in der Geschichte Hogwarts bezeichnet. Es gab noch keine Hinweise auf den Grund des Verbrechens, doch wenn es tatsächlich Voldemort gewesen sein sollte, dann war es wahrscheinlich grausame Willkür gewesen.
In Hermine begann es zu brodeln, doch Harry, der neben ihr saß, bedeutete ihr, sich ruhig zu verhalten. Es lohnte sich nicht, sich mit dem Professor anzulegen. Obwohl sie das Gefühl hatte, dass für das Andenken der Toten fünfzig Punkte ein leichtes Opfer waren, hatte sie nicht vor, das gesamte Haus zu schädigen. Und so biss sie die Zähne zusammen und begann zu schreiben.
