Anmerkung: So, Teil 4 ist fertig. Puh. Jetzt fahre ich erst mal 3 Wochen in Urlaub...dann gibt es Nachschub..



Deirdre klopfte heftig an die Tür zu Snapes Büro. Ihre Wut war im Laufe des Tages nicht weniger geworden, im Gegenteil, sie musste nur an den Lehrer denken und raste vor Zorn. Sein "Test" war ganz klar eine Herausforderung an sie gewesen. Und bitte, wenn er sie reizen wollte, dann konnte er das haben. Sie war kein solcher Eisbrocken wie er. Sie hatte die Toten gesehen. Sie hatte einer Zentaurenfrau geholfen, ihr Kind zu begraben. Sie hatte einen Blutschwur abgegeben, dass sie die wenigen Waldbewohner, die noch lebten, in ihrem Kampf unterstützen würde. Sie hatte Snape seinen verdammten Hals gerettet und alles, was er tat, war, die Gründe des Vorfalls mit klinischem Interesse von seinen Schülern beschreiben zu lassen. Deirdre wusste, wie viele machtvolle Substanzen die Angreifer an diesem Abend erbeutet hatten, aber Snape tat so, als seien es nur tote Materialien gewesen und nicht Körperteile und Blut. Ihr war schwindelig von der Treppe, die man bewältigen musste, um sein Büro zu erreichen. Es war alles ein wenig viel für sie und besonders die vergangene Nacht hatte es in sich gehabt. Sie war vollkommen erschöpft.

Die Tür schwang auf. Snape saß hinter seinem Schreibtisch, einem steinzeitlichem Ungetüm, das mit Papieren bedeckt war. Wenn sie nicht wüsste, dass er nie lächelte, hätte sie schwören können, dass er genau dies in einer süffisanten Art und Weise tat, die sie rot sehen ließen. Mit einer gewissen Befriedigung warf Deirdre die Tür hinter sich zu und stellte sich vor seinen Schreibtisch, bereit, ihm an die Kehle zu springen, wenn er auch nur ein falsches Wort sagte.

"Wie.wie können Sie so etwas Grausames tun! Sie entehren die Toten und das wissen Sie ganz genau!", fauchte sie ihn an. Als Antwort fischte er ein Pergament hervor und hielt es ihr hin. Es war ihr Test, und unter ihm stand eine glatte 5. Deirdre war fassungslos.

"Sie sind zimperlich für eine Agentin des Ministeriums", bemerkte Snape kühl und mit undurchschaubarer Miene. "Sie haben keine Ahnung von Zaubertränken und erst recht nicht von der wissenschaftlichen Bedeutung des Vorfalls."

"Wissenschaftlich? Das war Mord!" Die Hände zu Fäusten geballt, redete sie sich ein, dass sie nicht provozieren lassen durfte. Das gefährdete ihren gesamten Auftrag und sie wusste, dass dem Ministerium ein Fehlschlag nicht gefallen würde. Und auch für sich selbst konnte sie ein Versagen nicht duldete. Immerhin ging es um das Schicksal ihres Volkes. Für eine Sekunde verschob sich ihre Welt vor ihren Augen und erschien doppelt. Sie blinzelte, dann war es vorbei, doch sie stellte beunruhigt fest, dass das Schwindelgefühl zunahm. "Ich kann verstehen, warum Sie mich nicht leiden können. Schließlich unterwandere ich Ihr Haus, bringe Ihre Schützlinge in Gefahr und arbeite darüber hinaus noch für eine Behörde, die Sie jederzeit wegen Ihrer Vergangenheit verhaften könnte. Aber wenn Sie sich gedacht haben, Sie könnten mich vergraulen, haben Sie sich geirrt."

Snape sagte gar nichts. Er wirkte noch nicht einmal verärgert, was Deirdre mehr beunruhigte als jeder Wutanfall. Er war völlig gleichgültig. Sie riss ihm den Test aus der Hand und zerknüllte ihn in der Faust. In gewissem Sinn war sie die richtige Frau für den Auftrag, doch was ihr Temperament anging, lag sie in vielem falsch. Sie war zwar in geheimem Auftrag unterwegs, aber sie war keine typische Slytherin, machte sich nichts aus Intrigen, Heimlichtuerei und Psychoterror.

In diesem Moment kippte ihre Realität. Sie versuchte sich noch an der Kante des Schreibtisches festzuhalten, doch ihre Hände folgten ihren Gedanken nicht mehr. Das letzte, was sie bewusst wahrnahm, war der kühle Steinboden des Büros an ihrer Wange.

***

Severus kam nicht mehr rechtzeitig, um sie aufzufangen. Er kniete sich neben sie und fühlte ihren Puls. Langsam, aber stetig, was bedeutet dass es nichts Schlimmes war. Der Schlafmangel forderte wohl seinen Tribut. Er hatte sich geirrt bei seiner Schätzung, sie werde nicht länger als einen Tag durchhalten. Sie war zäher, als er gedacht hatte. Für einen Moment erwog er seine Handlungsmöglichkeiten. Er konnte sie in die Krankenstation bringen und musste sich dann den bohrenden Fragen von Madame Pomfrey, die in medizinischen Dingen einem Spürhund glich, und Albus Dumbledore stellen. Es war nicht in seinem Interesse, wenn herauskam, dass Miss Zarathus während einer Auseinandersetzung mit ihm zusammengebrochen war. Oder dass sie sich eventuell blamiert fühlte und ihre Einfluss geltend machte, um ihm zu schaden. Die zweite Möglichkeit, sie einfach in ihr Bett im Schlaftrakt zu legen und schlafen zu lassen, schloss sich ebenfalls aus. Sie würde im Lauf der Nacht altern und wenn das jemand bemerkte, war sie aufgeflogen. Also blieb nur eins.

Severus raffte ihren schmalen Körper unsanft hoch in seine Arme und lehnte sich mit der Schulter gegen das Bücherregal, das den Durchgang in seine Privaträume verbarg. Es schwang zur Seite, und er trug sie durch einen halbdunklen Korridor, der in einer weiteren verborgenen Tür mündete, die sich in sein Wohnzimmer öffnete. Vorsichtig legte er sie auf seinem Sofa ab und betrachtete sie einen Moment. Sein Blick fiel auf eines ihrer Handgelenke, wo ein Stück eines Verbandes aus ihrem Pullover herausschaute. Er wollte gerade Anstalten machen, sich das näher anzusehen, als er ein Geräusch hörte. Er blickte auf und direkt in die Augen einer wahren Armee Hauselfen, die langsam näherrückte.

Normalerweise waren Hauselfen friedlich und zuvorkommend und sie hatten ihre eigene Magie, die man nicht unterschätzen sollte. Dieses Mal waren sahen sie nicht freundlich aus. Einige waren mit Küchenutensilien bewaffnet und richteten diese auf ihn. Severus richtete sich zu voller Größe auf und hob die Hände. Er hatte keinerlei Ambitionen, einen Kampf mit den Elfen zu bestreiten.

"Was soll dieses Verhalten?" erkundigte er sich und bemühte sich, nicht so erbost zu klingen, wie er war. Einer der Elfen, die es gewagt hatte, ungefragt in seine Räume einzudringen, trat vor. Severus erkannte Dobby, der schon einige Jahre in Hogwarts lebte, seitdem Lucius Malfoy ihn versehentlich freigelassen hatte.

"Wir beschützen sie! Sie tun Ihr nicht gut. Lassen Sie sie in Ruhe", erklärte Dobby in seiner holperigen Sprachweise, doch das Glitzern seiner Augen ließ keinen Zweifel an seinen Absichten. Er winkte ein paar seiner Freunde heran, die offensichtlich versuchen wollten, die Bewusstlose vom Sofa zu heben. Das ging Severus endgültig zu weit.

"Ihr könnt Sie hier lassen und Euch um sie kümmern. Ich muss sowieso noch arbeiten", bot er den Hauselfen an. "Das ist besser, als Sie in Eure Unterkünfte zu bringen."

Die Anführer der Elfen tauschten einige ratlose Blicke, bis Dobby schließlich nickte.

"Ja. Gehen sie." Severus zwang sich zu äußerster Ruhe. Von Hauselfen aus seiner eigenen Wohnung vertrieben. Das durfte niemand erfahren. Während er zu seinem Schreibtisch ging, um einige Unterlagen zu holen, beobachtete er aus den Augenwinkeln, wie die Elfen um Deirdre herumzuwuseln begannen. Sie zogen ihr den Umhang und den Pullover aus und Severus sah, dass ihre beiden Unterarme verbunden waren. Sie musste den Blutschwur, den sie im Wald erwähnt hatte, tatsächlich durchgeführt haben. Eine winzige kleine Elfe saß neben ihrem Kopf auf der Sofalehne und strich ihr durch das wirre Haar. Für einen winzigen Moment konnte Severus einen Blick auf ihre Ohren werfen, die in einer eleganten Spitze zuliefen und ihm wurde alles klar. "Gehen Sie jetzt!" befahl Dobby noch einmal mit mehr Nachdruck und Severus beschloss, der Aufforderung nachzukommen. Wen Elfen für ihresgleichen kämpften, waren sie unberechenbar.

Er blieb die nächsten drei Stunden in seinem Büro und korrigierte den Rest der Arbeiten. Hermine Granger verpasste er genüsslich eine Vier, da auch in ihrer Bearbeitung der letzten Aufgabe unterschwelliger Protest zu erkennen war. Auch die anderen Arbeiten waren am untersten Ende seine Erwartungsskala, selbst die der Slytherins. Draco hatte während des gesamten Tests sowieso die ganze Zeit völlig hingerissen seine Banknachbarin angestarrt, als sie sei eine Veela. Die Wahrheit lag näher, als Draco ahnen konnte.

Während Severus eine vernichtende Bewertung unter Ron Weasleys Arbeit schrieb, dachte er über die interessante Entwicklung der Dinge nach. Verständlich, dass das Ministerium eine Elfe schickte. Elfen mussten nicht oder nur selten schlafen und waren Meister der Täuschung, ganz gleich, in welcher Größe. Er hatte noch nie eine Hochelfe gesehen, nur darüber gelesen. Vor Jahrtausenden waren die Hochelfen die die Welt der Magie beherrschende Rasse gewesen, doch irgendwann waren sie nach einem blutigen Krieg mit den Menschen verschwunden. Einige wenige von ihnen lebten noch, doch sie bewegten sich selten in Gesellschaft der Menschen. Sie waren Kinder der Wälder und Gefährten der Tiere und Pflanzen, ebenso wie ihre weltoffeneren Verwandten, die Waldelfen. Wenn es sich Severus recht überlegte, hätte er die Zeichen schon früher deuten können. Was eine Elfe allerdings mit dem Ministerium zu schaffen hatte, konnte er sich nicht erklären.

Irgendwann stand er auf und beschloss nach einem Blick auf die Standuhr, sich nicht länger von einigen überspannten Hauselfen am Schlafen hindern zu lassen. Er kehrte durch den Geheimgang in sein Wohnzimmer zurück, das dieses Mal erstaunlich leer war. Dobby hockte in einem Sessel und beobachtete ihn aufmerksam. Doch er schwieg, als Snape an das Sofa herantrat und Deirdre Zarathus ansah, in deren Arm sich ein winzig kleiner Elf gekuschelt hatte und schlief. Er hatte sich wieder einmal geirrt. Deirdre war keine Mittvierzigerin.

Sie war um die Dreißig, vielleicht jünger. Sie war größer als die jugendliche Version ihres Selbst, und ihre Figur zeigte die typische Feingliedrigkeit, die ihrer Rasse eigen war, obwohl sie erschreckend dünn war. Ihre elfenbeinfarbene Haut schien aus sich selbst heraus zu leuchten, ein warmes, beruhigendes Licht. Die Hauselfen hatten sie mit einer Wolldecke zugedeckt, die sich in zugegebenermaßen ansprechende Weise um ihren Körper gewickelt hatte und ihm einen Blick auf ihre langen Beine unter einem nun etwas zu kurzen Schulrock erlaubte. Als Jugendliche mochte sie hübsch sein, als Erwachsenen war sie atemberaubend. Severus konnte sich gut vorstellen, warum sich Elfen und Menschen bekriegt hatten. Menschen ertrugen es einfach nicht, wenn irgendeine Geschöpf mächtiger und schöner war als sie selbst. Er warf einen Blick auf die Uhr. Es war drei Uhr morgens. Unter Dobbys wachsamen Blicken zog er sich in sein Schlafzimmer zurück.

***

Deirdre erwachte im ersten Moment völlig orientierungslos. Sie schreckte hoch und warf damit fast Glipp von der Couch, auf der sie lag. Im letzten Moment fing sie den Kleinen auf, der sie schlaftrunken anblinzelte und sich dann freudestrahlend an ihren Unterarm klammerte.

"Oh, Sie sind gesund!" piepste er, während ihn Deirdre vorsichtig abschüttelte. "Wir hatten Angst hatten wir."

"Gesund?" Deirdre versuchte, sich an den vergangenen Abend zu erinnern. Dass sie auf dem Weg zu Snape und dabei brodelnd vor Zorn gewesen war, fiel ihr noch ein. Und dass sie ihn angeschrieen hatte. Dann war da nichts mehr. "Wo bin ich eigentlich?"

"Dies sind die Räume von Professor Snape", antwortete ihr ein weiterer Elf, der gerade mit einem Frühstückstablett auf den Armen in den Raum schwankte. Er wuchtet seine Last auf einen Beistelltisch neben dem Sofa und das Porzellan klirrte leise. "Ich bin Dobby."

"Danke schön." Heißhungrig langte sie nach einem mit Käse belegten Brötchen. "Was ist gestern Abend eigentlich passiert?" erkundigte sie sich zwischen zwei Bissen. Dobby goss ihr eine Tasse Kaffee ein und erzählte:

"Sie sind in seinem Büro zusammengebrochen, wissen Sie. Die anderen dachten, er wollte Ihnen antun etwas. Er hat gesagt, Sie können bleiben und wir auf Sie aufpassen. Hat Ihnen bestellt, dass Sie hier bleiben sollen, bis er heute Mittag wiederkommt. Hat Sie für den Unterricht entschuldigt."

In diesem Moment fiel Deirdre auf, dass sie halb bekleidet in ihrer normalen Gestalt auf dem Sofa lag und ließ stöhnend den Kopf gegen die Lehne fallen.

"Hat er mich so gesehen? Habe ich geleuchtet?"

Dobby wackelte mit dem unförmigen Kopf.

"Haben Sie, haben Sie. Aber Snape ist anders, als alle anderen Hauselfen denken. Haben Angst vor ihm."

Deirdre antwortete nicht. Eine überaus seltsame Situation, in der sie sich erst zurechtfinden musste. In der Wohnung des unsympathischen Snape. Es gab wohl nur ein Dutzend Personen, die keine Angst vor dem Lehrer für Zaubertränke hatten. Selbst sie konnte nicht verhindern, dass sich alles in ihr verkrampfte, wenn er sie ansah. Dennoch, er hatte sie gestern Nacht nicht etwa in die Krankenstation geschleppt. Damit war ihr eine große Blamage erspart geblieben, denn nichts war peinlicher als der Eindruck, sie wäre ihrem Auftrag nicht gewachsen. Der kleine Schönheitsfehler an dieser Überlegung war, dass er Bescheid wusste. Und er war sich wohl inzwischen im Klaren, dass sie elfisches Blut hatte, was die Sache noch ein Stück schwieriger gestaltete. Nur wenige Zauberer vertrauten Elfen bedingungslos, Folge der alten Erbfeindschaft zwischen ihren Völkern.

Wenn Snape auch nur eine Andeutung darüber fallen ließ, was sie wirklich war, musste sie ihren Auftrag abbrechen. Das wäre sehr ärgerlich, denn trotz einiger Probleme lief es sehr gut. Draco hatte sie für die Weihnachtsferien zu sich nach Hause eingeladen. Nicht schlecht für eine Woche Aufenthalt in Hogwarts. Sie stürzte in kurzer Folge drei Tassen Kaffee herunter und stand dann vom Sofa auf. Auf nackten Füßen -ihre Schuhe waren nun sowieso zu klein und ihre Socken nirgends zu sehen, wahrscheinlich war einer der Hauselfen über sein Ziel herausgeschossen - tappte sie in Richtung einer halb geöffneten Tür, hinter der sie schwarze Kacheln ausmachen konnte. Snapes Räume lagen unterirdisch, doch es war überraschend, dass sie nicht so muffig rochen wie etwa sein Büro oder die Kerkerräume, in denen er unterrichtete, obwohl die ganze Zeit über ein Feuer im Kamin brannte oder Kerzen entzündet waren. Sein Bad war spartanisch eingerichtet, aber sauber. Sie schätzte einen gewissen Minimalismus. Ihr wahres Ich blickte ihr aus dem Spiegel über dem Waschbecken entgegen. Es tat gut, aus der zerbrechlichen Hülle des Mädchens herauszuschlüpfen, das sie einmal gewesen war. Nun fühlte sie sich jeder Auseinandersetzung, die noch folgen würde, gewachsen.

Nachdem sie im Bad fertig war, sah sie sich im Wohnzimmer um. Der ganze Raum bestand nur aus Regalen, die mit Büchern vollgepfropft waren, einer Sitzgruppe aus dunklem Leder undefinierbarer Farbe und einem überquellenden Schreibtisch. Keine Photos, keine Schmuckgegenstände, nichts. Er musste ein ziemlich einsamer Mensch sein, schoss es ihr durch den Kopf. Verheiratet war er garantiert nicht und potentielle Freunde vergraulte er wohl mit seinem Auftreten. Er musste seine Gründe haben. Es lag vermutlich daran, dass er für Dumbledore als Spion bei den Todessern arbeitete. Im Ministerium beobachtete man ihn argwöhnisch. Sie hatte nicht umsonst behauptet, dass seine Freiheit auf dem Wort eines einzigen Mannes beruhte. Wenn Albus Dumbledore seine schützende Hand nicht mehr über ihn hielt, würde Snape unweigerlich in Askaban landen. Es war eine Schande, dass er sich für die falsche Seite entschieden hatte. Er war ein gebildeter Mann und ein angsteinflößender Gegner für die, die sich ihm entgegenstellten. Aber er war gleichzeitig bösartig und hassenswert und so fiel es ihr auch nicht schwer, darüber nachzudenken, dass er vielleicht wirklich nach Askaban gehörte.

***

Der Vormittag war eine Katastrophe gewesen und als Severus durch den Geheimgang sein Wohnzimmer betrat, ahnte er, dass es noch schlimmer werden würde. Seine Besucherin saß auf dem Sofa und unterhielt sich mit dem kleinen Hauselfen in seiner eigenen Sprache. Die Schuluniform passte nun nicht mehr, weil sie ihr zu klein war und das sah irgendwie lächerlich aus. Ihre Haare waren in einen zerzausten Zopf gebunden und ihre spitzen Ohren deutlich zu sehen. Es wunderte Severus dass diese unbedeutende Kleinigkeit noch niemandem aufgefallen war. Wahrscheinlich blendete sie die Schüler mit ihrem Aussehen. In gewissen Dingen war sie Harry Potter nicht unähnlich, da sich beide auf etwas verließen, das weder von Bestand noch von Wert war.

Der Hauself bemerkte ihn als erster, hüpfte erschrocken vom Sofa und versteckte sich blitzschnell hinter dem nächsten Sessel. Miss Zaratus erhob sich und bot ein erstaunlich selbstsicheres Bild. Als Schülerin hatte sie ihm bis zur Schulter gereicht und es war einfach gewesen, sie zu ignorieren. Nun konnte sie ihm auf gleicher Höhe arrogant in die Augen schauen, so als habe ihr ihr wirklicher Körper noch mehr Selbstvertrauen gegeben, als sie ohnehin schon hatte.

"Ich nehme mal an, Sie hatten Ihre Gründe, warum Sie mich hierher gebracht haben", sagte sie knapp und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich erwarte von Ihnen, dass nichts, was geschehen ist, auch nur irgendeine Auswirkung auf meinen Auftrag haben wird." Severus antwortete nicht. Sie trat unglaublich selbstsicher auf und es war auch nicht eine Spur von Unsicherheit zu erkennen. Dabei wusste sie so gut wie er, dass er sie in der Hand hatte. Nicht-Menschen aufzunehmen war eines der Tabus der Zauberschule und wenn einer seiner Schüler die Wahrheit herausfand, hätte sie jeden Boden verloren, den sie in den letzten Tagen gewonnen hatte. "Wenn Sie nicht kooperieren, werden Sie schneller diese Schule verlassen, als Ihnen lieb ist. Und dann finden Sie einmal jemanden, der bereit wäre, eine zweite Chance zu geben."

Ihre Drohung machte ihm einmal mehr klar, dass sie seine Feindin war, ganz gleich, wie alt sie war oder wie anziehend sie aussah und alle anderen einzuwickeln wusste. Selbst Professor McGonagall hatte ihren Groll Miss Zarathus gegenüber aufgegeben und duldete stillschweigend, dass sich die Spionin mit Gryffindors anfreundete. Er hingegen würde nie vergessen, was für ein berechnender Verstand hinter der perfekten Fassade schlummerte und wenn sich ihm noch einmal die Gelegenheit bieten würde, ihr zu schaden, dann würde er sie nicht vergehen lassen. Dies war noch nicht der richtige Zeitpunkt, aber er würde ohne Zweifel kommen. Dann würde er ihr heimzahlen, dass sie seine Schüler hinterging. Und es wagte, ihm zu drohen. Er holte eine Portion des Iuvenis-Trankes aus seiner Tasche und reichte ihr die kleine Phiole.

"Wenn Sie jemand fragt, Sie haben den ganzen Tag bei mir nachgesessen", meinte er barsch. "Trinken Sie das und machen Sie, dass Sie rauskommen. Ich habe nicht vor, mich noch mehr als nötig mit Ihnen zu belasten."

Dann machte er kehrt, ohne auf irgendeine Antwort zu warten.