Nur eine kleine Sache, die mir schon die ganze Zeit im Kopf herumspukt. (Könnte eine ungeschriebene Szene aus einer meiner Storys sein - .) Es geht um die Schwierigkeiten, wenn man einen Elben liebt. ;o) Viel Spaß.

Grenzen

Sein schönes Gesicht war blass und ließ jeden Ausdruck vermissen. Er stand am Fenster und blickte hinaus in den Regen, aber sie bezweifelte, dass er überhaupt etwas sah.

So war er stets, und es machte sie verrückt. Sie würde niemals so sein wie er, gefasst in jeder Situation, so unbewegt und distanziert. Selbst, wenn sie zusammen waren.

"Was geht in Dir vor?", fragte sie leise und ging zu ihm, weil sie es nicht mehr aushalten konnte, ihn so zu sehen.

Er bewegte sich kaum, blickte nur kurz zu ihr. Selbst das kurze Lächeln, das er ihr schenkte, beruhigte sie nicht. Natürlich, Elben waren nicht gefühllos, aber sie konnten nicht alles das zeigen, was sie bewegte. Zu starr waren ihre Regeln ihres Lebens, zu drückend die Last der Jahre.

Sie war nicht wie er. Anfangs hatte sie gedacht, sie könnte darüber hinwegsehen, dass die Gefühle, die sie für ihn empfand, genügen würden.

"Du bist unglücklich", sagte er irgendwann leise. Sie schluckte und schwieg. Ihm nichts zu entgegen würde ihm als Antwort genügen. Sie starrte nun ebenfalls hinaus in den Wald, in dessen Mitte sie sich stets beschützt gefühlt hatte. So wie bei dem Mann, der schweigend neben ihr stand, wie eine Statue aus Eis. "Es tut mir leid."

"Es ist nicht Deine Schuld", flüsterte sie und kämpfte gegen den Drang an, einfach fortzulaufen und zu weinen. Doch sie widerstand. "Es ist niemandes Schuld. Wir wussten beide, dass es passieren kann."

Sein Kopf sank ein Stück herab, einziges Zeichen dafür, dass auch ihn die Situation traf. Eine längere Zeit geschah wieder gar nichts.

"Sag mir, was ich tun kann", forderte er dann und sah sie an. Seine blauen Augen durchdrangen sie, dieses Mal jedoch voller widersprüchlicher Regungen. Diese Augen hatten sie gefesselt, als sie ihn zum ersten Mal getroffen hatte.

Verzweiflung machte sich in ihr breit. Sie waren beide, wer sie waren. Es ändern zu wollen war unmöglich, ohne sich vollkommen aufzugeben. Das durfte sie nicht verlangen, von keinem von ihnen. Die Hoffnung, dass sich alles regeln würde, drohte zum einzigen Grund werden, auf dem ihre Beziehung stand.

Natürlich liebte sie ihn. Aber dieses Gefühl, das flüchtig war wie alles in dieser Welt, war inzwischen nur noch der einzige gemeinsame Nenner, der sie noch vereinigte.

Ihr Herz schmerzte, als sie sich wegdrehte und zur Tür ging. Noch erwartete sie in törichter Hoffnung, dass er ihr folgen würde, ihr das versprach, was sie sich insgeheim wünschte.

Doch es geschah nicht.

Sie sah noch einmal zurück, wie er dort stand, sah ihn, dessen Körper und Seele sie so gut kannte wie sich selbst. Ein Teil von ihr.

Dann ging sie.