Hunter

Es war ein schöner Tag in Nerima. Und das war das Problem. Seit zwei Wochen war Ranma Saotome verschwunden und seit dem war es ruhig. Das hatte dazu geführt, daß etwa zehn Prozent der Bevölkerung von Nerima umgezogen ist, genauso sind die Prämien für Versicherungen in die Höhe geschnellt. Nicht daß irgendeine Versicherung wirklich so verrückt wäre, irgendjemandem in Nerima eine Versicherung anzudrehen. Jeder der Nerima kannte, wußte daß es die Ruhe vor dem Sturm war. Und der Sturm würde hart zuschlagen. Sehr hart.

Über dem leeren Schulhof der Furrikan High braute sich eine Art Gewitter zusammen. Blitze schlugen in den Boden und versengten das Pflaster. Aus erst zufälligen Einschlägen begann sich ein Muster zu formen. Nach zwei Minuten schlugen die Blitze in einem kreisförmigen Muster mitten im Schulhof ein und erzeugten einen versengten Kreis. Dieses unnatürliche, magische Gewitter lockte mehrere Personen an, die für Magie empfindlich waren, auch wenn einige es nicht wußten. Cologne, Matriarch der chinesischem Amazonen, Dr. Ono Tofu, Chiropraktiker und Hausarzt, Hikaru Gosonkogi, Möchtegern-Magier, und Kodachi Kuno, die Schwarze Rose und versierte Drogen-Designerin. Drogen-Designerin? Ja, sie hat das erste XTC hergestellt, und das mit nur zehn Jahren. Innerhalb von fünf Minuten verstärkte sich das Blitzgewitter so stark, daß die Blitze den Blick in den Kreis verwehrten. Und es blieb genug Zeit, damit auch andere Leute ankamen. Namentlich der gesammte Rest der Nerima Wrecking Crew, kurz NWC. Ein eingetragener Club in Tokio. Dann war alles schlagartig vorbei. Die Blitze verschwanden und die dunklen Wolken lösten sich innerhalb von wenigen Sekunden auf. Inerhalb des Kreises standen zwei klobige Gestalten, umgeben von jede Menge Rauch, den das Gewitter erzeugt hatte. Als sich der Rauch verzogen hatte konnten alle Anwesenden die Gestalten erkennen. Es waren Personen, die in Raumanzügen steckten! Russischen Raumanzügen! Russischen Raumanzügen mit einem improvisierten, hydraulischen Exoskelett! Aber niemand konnte die Geischter durch die goldbedampften Visiere erkennen. Die Gestalten in den Anzügen wurden eine Minute lang angestarrt, dann fielen den Anwesenden die Waffen auf. Sie waren ziemlich ungewöhnlich. Die eine Person trug etwas, was wie eine große Axt aussah. Die andere eine moderne Armbrust, mit hölzernen Bolzen und der Möglichkeit, sie wie eine Pump-Gun nachzuladen. Die Waffen waren nun auf sie gerichtet. Dann sah eine der beiden Gestalten auf ein Display an seinem Arm. Sie ließen die Waffen sinken und hoben ihre Hände zu den Visieren, um sie zu öffnen. "Ich kann nicht glauben, daß du den Portal-Spruch versaut hast, Yasha," sagte eine männliche Stimme, die zu einem freundlichen Gesicht gehörte, daß von blau-weißen, stacheligen Haaren umgeben war. "Jeder kann mal einen Fehler machen, auch ich. Nobody is perfect." Die zweite Stimme war den Anwesenden bekannt, das dazugehörige Gesicht ebenfalls. Es gehörte zu der weiblichen Form von Ranma Saotome. 'Aber warum nannte der Mann ihn...sie Yasha?' war der Gedanke von jedem Anwesenden. Es war interessant anzumerken, daß sich jeder mit einem Angriff zurückhielt. "Das Portal hätte uns doch eigentlich in eine Art Hölle bringen sollen." Yasha schüttelte den Kopf. "Wir sind hier in Nerima, Toji. Dies ist meine private Hölle." Sie seufzte. "Naja. Ich hatte wenigstens zehn Jahre Ruhe." "Wenn man mal davon absieht, daß wir einen aufregenden Job haben." Sie schüttelte wieder den Kopf. "Glaub mir, die Dämonenjagd ist im Vergleich hierzu eine Erhohlung." Toji hob eine Augenbraue und sah dann wieder auf das Display an seinem Arm. Dann fluchte er. Auf Englisch mit einem sehr starken australischen Akzent. "Houston wir haben ein Problem," sagte er und sah Yasha an. "Was?" "Sieht so aus als könnten wir in der nächsten Zeit nicht mehr zurück." "Was meinst du mit 'nächster Zeit'." "Die nächsten etwa dreihundertneunundsiebzig Jahre. So lange dürfte es dauern, bis dieser Nexus wieder genug Energie hat." Yasha schloß die Augen. "Shit. Und andere Nexi?" "Moment." Toji fingerte mit den Handschuhen auf dem Dislay herum. Dann fluchte er wieder und senkte den Kopf. "Dies hier ist der einzige Nexus mit der richtigen, magischen Signatur." Yasha ließ den Kopf hängen. "Bitte sag, daß dies hier ein böser Traum ist. Ich will nicht wieder in Nerima sein." "Das kann ich nicht." "Shit." Dann hellte sich ihr Gesicht auf und sie grinste böse. "Dann kann ich aber wenigsten meinem alten Herrn danken." Sie hob die Armbrust, legte die Schinge in einen Karabinerharken und ging, trotz des klobigen Raumanzuges, zügig und flüssig auf Genma Saotome zu, der inzwischen gehetzt nach einem Ausweg suchte. Yasha murmelte etwas und als Genma versuchte, in eine Richtung zu rennen, prallte er gegen ein unsichtbares Hindernis, daß milchig aufflammte. Alle anderen kamen inzwischen aus ihrer Trance und sahen Ranma/Yasha auf Genma zugehen, der inzwischen auch in anderen Richtungen gegen die Barriere geprallt war. "Ein Schildzauber," murmelte Cologne," Wo hat Schwigersohn den gelernt?" Dann stand Yasha vor der Barriere. Das böse Grinsen wurde immer stärker. "Weist du was, Pops? Ich möchte dir danken. Für das Neko-Ken Training. Und die Tatsache, daß dabei ein Dämon mit meinem Körper verbunden wurde." Allen anwesenden stoppte der Atem. Hatte Ranma/Yasha grade gesagt, daß sie besessen sei? "Und für das Training in Jusenkyo." Sie griff durch die Barriere hindurch und umgriff mit den behandschuten Fingern einen Großteil seines Halses. "Nachdem ich, von Ryoga, mit diesem hübschen kleinen Spielzeug, in eine andere Welt versetzt wurde, bin ich jemandem begegnet, der den Dämon aufgespürt hat. Und er hat versucht in zu exorzieren. Nur ging es leider schief." Damit materialisierten katzenähnliche Ohren auf Yasha's Kopf, die menschlichen verschwanden, die Augen verändeten sich und kurze Fänge wuchsen anstelle der normalen Eckzähne. "Die magische Energie des Exorzismus, zusammen mit der Magie von Jusenkyo und den, ach so vielen verschiedenen magischen Restenergien sorgten dafür, daß der Dämon mit mir verschmolzen ist!" Dabei traten alle einen Schritt zurück. Toji stand inzwischen zwischen Tofu und Cologne. Er verzog das Gesicht. "Das letzte mal war sie so wütend, als ein Jigar-Wolf-Damön versucht hat sie zu vergewaltigen. Hat die nächsten fünf Minuten nicht überlebt." Yasha ignorierte Toji. "Seitdem bin ich eine vollkommen neue Art von Katzen-Dämon. Und zwar ein weiblicher" Sie warf Genma mit einer Armbewegung in einen nahestehenden Baum. "Aber ich jage andere Dämonen," sagte sie und wurde äußerlich wieder zum Menschen," sie sah ihren Vater an," Aber es hat seine guten Seiten. Deshalb wollte ich mich bedanken. Mein Dank ist, daß du noch lebst." Sie drehte sich zu Toji um. "An dem Tag des Exorzismus hat Ranma Saotome aufgehört zu existieren. Ich bin jetzt Yasha. Und alles was Ranma Saotome betrifft ist abgesagt. Ich halte es aber nicht gegen euch. Ihr wustet es nicht besser." Toji klatschte in die Hände. Es hörte sich mit den Handschuhen etwas seltsam an. "Gute Ansprache. Aber was jetzt? Unseren Auftrag können wir vergessen. Und die zwei Millionen von 'Wolfram & Hard' auch." Yasha sah ihm in die Augen. "Gut daß wir jetzt aus dem Vertrag mit denen raus sind. Die waren mir nicht ganz geheuer. Ich meine, Angel war ein guter Kollege, warum sollten die an seinem Tod interessiert sein. Und an einem Dajir-Teufel?" Toji zuckte mit den Schultern, man konnte es durch den Anzug nur nicht erkennen. "Keinen Schimmer. Was hat eine Anwaltskanzlei im Allgemeinen mit Untoten und Dämonen am Hut?" "Ich schätze wir werden es nie erfahren." Sie sahen sich an. Dann betätigte Yasha einen Hebel an der Seite ihres Anzuges. Die NWC stand tatenlos daneben, immer noch wie gelämt. Der, fest mit dem Anzug verbundene, Rückentornister öffete sich und das Exoskelett wurde im Bein- und Unterkörperbereich steif. Toji tat es ihr gleich. Damit stiegen sie aus den Anzügen. Beide trugen pechschwarze, hautenge Anzüge, die den ganzen Körper mit Ausnahme des Kopfes und der Hände umgaben. Einen kurzen Augenblick später trugen sie normale Straßenkleidung, normal für die USA. Beide im Partnerlook. Blue Jeans, Nike's, schwarze Sweatshirts und Lederjacken. Schließlich verschlossen sie die Anzüge wieder und beide verschwanden. "Ich werde mich nachher um die Anzüge kümmern," sagte Toji. Yasha nickte nur. Jetzt bekamen die NWC den ersten richtigen Blick auf die Dämonin Yasha und ihren Begleiter Toji. Yasha hatte sich im Vergleich zu vorher nicht viel verändert, wenn man von der Länge der roten Haare, die ihr bis knapp über den Hintern hingen, und den stärker ausgepragten sekundären Sexualattributen absah. Toji sah aus wie ein fleischgewordener griechischer Liebesgott, die weißblauen Haare waren kurz geschnitten und standen in jede Richtung ab. Aber die Augen schreckten doch etwas ab. Cologne hüpfte auf ihrem Stab auf Toji zu. "Bist du auch ein Dämon?" Toji lächelte und schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin zu einem Teil Mazu. Außerirdisch." Cologne nickte. "Und wie heist du?" "Toji Habuki. Ich bin der Sohn von Washuu Habuki und Tenschi Masaki, obwohl Mom gesagt hat daß es schwierig gewesen sei an die Spermaprobe zu kommen. Dann hat sie meinen Genocode mit Mazugenen modifiziert." "Was hat es mit diesem Akzent auf sich." "Ich bin in Australien aufgewachsen."