So, heute geht's wieder ein Stückchen vorwärts. Mittlerweile sind seit Melanie's Ankunft fast zwei Jahre vergangen und Colin's 15. Geburtstag steht kurz bevor.

Disclaimer:

Labyrinth und die dazugehörenden Charaktere gehören nicht mir. Colin, Daniel, Lucille, Darlene und Jasmina und alle anderen, die ganz allein aus meiner Feder geflossen sind, gehören mir allerdings schon.
Dieses Werk ist nicht profitorientiert und nur aus Spass an der Freude entstanden.



+++~~~ Die zauberhaften Jahre ~~~+++


Fanfiction by Lorelei Lee


Kapitel 5

Jareth durchstreifte suchend die Koboldstadt. Die Torwachen hatten ihm gesagt, dass sie Colin und Melanie zuletzt gesehen hatten, wie sie in eine der Gassen gerannt waren. Hier und da erwiderte er einen höflichen Gruss, doch sein Blick blieb wachsam auf alle Gassen, Ladentüren und Torbogen gerichtet. Endlich hatte er sie gefunden. Sie hockten zusammen auf einer Treppe und steckten die Köpfe zusammen. Sie waren so vertieft, dass sie Jareth erst bemerkten, als er direkt vor ihnen stand und sie ansprach.
"Was heckt ihr beiden denn jetzt wieder aus?"
Ruckartig schossen ein rotbrauner und ein schwarzer Haarschopf in die Höhe und auf den jungen Gesichter spiegelte sich deutlich ein ausgeprägtes Schuldbewusstsein. Jareth schmunzelte.
"Seid ihr nicht schon ein bisschen zu alt für diese kindischen Streiche?" tadelte er lächelnd, denn Colin war es nicht gelungen, die Knallfrösche vor den scharfen Augen seines Vaters zu verstecken. Jareth streckte fordernd die Hand aus und Colin händigte ihm widerstrebend die Knallfrösche aus.
"Was hattet ihr denn damit vor?" fragte Jareth während er die Knallfrösche in seiner Hand betrachtete.
Colin und Melanie waren mittlerweile aufgestanden und Colin trat nun etwas verlegen von einem Bein aufs andere.
"Nichts Schlimmes, Dad."
"Nur ein bisschen Schabernack", ergänzte Melanie ungefragt, die in mehr denn je wie ein Junge aussah, da sie in den letzten zwei Jahren zu schnell in die Höhe geschossen war und nun nur noch aus Armen und Beinen zu bestehen schien. Obwohl sie schon 14 Jahre alt war, war von etwaigen weiblichen Rundungen noch nichts zu sehen.
"Ich denke, solange ihr sie nicht wieder an Ambrosius' Schweif anbindet, könnt ihr sie wieder haben." Mit diesen Worten drückte er die Knallfrösche seinem Sohn wieder in die Hand. "Sir Dydimus war das letzte Mal sehr aufgebracht darüber", erklärte er mit dem Anflug eines Lächelns.
"Danke, Dad", sagte sein Sohn. "Können wir jetzt wieder gehen?"
"Nein, ich habe euch gesucht, weil ich mit Mel sprechen muss."
"Mit mir?" fragte Melanie erstaunt. "Warum denn, Onkel Jareth?"
"Deine Tante ist im Schloss und wartet auf dich..."
"Oh, Tante Allegra besucht mich?" fragte sie erfreut.
"Nein, Mel, ganz so ist es nicht. Sie ist hier um dich abzuholen", sagte Jareth so behutsam wie möglich.
"Was?!" schrie Melanie entsetzt auf. "Ich soll weg von hier? Warum denn?! Ich will nicht weg! Ich stelle auch nie wieder etwas an. Bitte, Onkel Jareth, schick mich nicht weg!"
Auch Colin sah bestürzt von einem zum anderen. "Dad, das kann nicht dein Ernst sein! Sie soll nicht weggehen."
"Melanie, es liegt doch nicht an mir. Es ist nur so, dass dein Vater sich in Zukunft wieder um dich kümmern möchte", versuchte Jareth das aufgebrachte Mädchen zu beruhigen.
"Ich habe keinen Vater!" rief Melanie wild und rannte davon, Colin rannte ihr sofort nach und Jareth blieb allein zurück.
"Wilde Brut", murmelte er bei sich, während er ins Schloss zurück ging, doch es klang nicht so fröhlich wie sonst.


Im Schloss besprachen derweil Sarah und Allegra die Auswirkungen für Melanie's Zukunft.
"Es ist unglaublich, dass es ihrem Vater nach all den Jahren doch noch einfällt, sich um seine Tochter zu kümmern", bemerkte Sarah spitz.
"Du brauchst nicht mich so anzugiften. Ich führe lediglich seine Anweisungen aus", gab Allegra gereizt zurück.
"Oh, es tut mir leid", bereute Sarah ihren Ausbruch. "Es regt mich nur so auf. Melanie kommt mir mittlerweile vor wie mein eigenes Kind. Immerhin war sie fast zwei Jahre bei uns."
"Dann kam sein Entschluss wahrscheinlich keinen Tag zu spät", sagte Allegra trocken. "Ich denke, dass du sonst in einem halben Jahr so weit gewesen wärst, ihn wegen Kindesentziehung zu verklagen, wenn er sie erst dann deinen Armen entrissen hätte."
"Das ist gar nicht wahr", schmollte Sarah halbherzig. "Das hätte ich nie..." plötzlich musste sie unter dem skeptischen Blick ihrer Freundin kichern. "Doch, du hast recht. Genau das hätte ich getan." Sie seufzte. "Die Kleine wird mir fehlen. Ich hoffe nur, sie fühlt sich in diesem Internat wohl. Meinst du er wird sie die Ferien bei uns verbringen lassen?" fragte Sarah hoffnungsvoll.
"Ich weiss es nicht", gab Allegra zu. "Es ist genau so gut möglich, dass er sie in den Ferien auf seine Expeditionen mitnimmt."
"Ins Troll-Land?" rief Sarah entgeistert.
"Was soll ich machen - er ist ihr Vater!" erwiderte Allegra aufgebracht. "Glaubst du mir gefällt das alles? Wie konnte meine Schwester nur diesen Schwachkopf heiraten!"
"Oh, Jareth, da bist du ja endlich!" wandte sich Sarah an ihren Mann, der gerade den Raum betreten hatte. "Hast du die Kinder endlich gefunden?"
"Ja, natürlich", entgegnete er gleichmütig.
"Na und? Wo sind sie dann?" Sarah sah suchend an Jareth vorbei.
"Sie sind davon gelaufen."
"Davon gelaufen? Aber warum das denn?" mischte sich Allegra ein.
"Warum wohl", entgegnete Jareth kurz angebunden. "Ich habe Melanie gesagt, dass du hier bist um sie abzuholen und da war sie auch schon fort. Ist einfach weggerannt. Und Colin immer hinter ihr her." Er liess sich in einen Sessel sinken.
"Und du bist ihnen nicht nach?" fragte Sarah aufgebracht.
"In meinem Alter? Du scherzt", erwiderte er mit einem leisen Lächeln. Sarah hatte bereits den Mund geöffnet, doch seine beschwichtigende Handbewegung brachte sie zum Schweigen und sie klappte den Mund wieder zu.
"Ich habe schon nachgesehen, meine Damen. Sie sind beide in ihr Baumhaus geflüchtet. Und da Colin bei ihr ist, müssen wir uns auch keine übermässigen Sorgen machen. Ich würde sagen, wir lassen die beiden erst eine Weile in Ruhe und essen in der Zwischenzeit zu Abend. Danach werden sich die Wogen geglättet haben und ich hole die beiden Ausreisser wieder zurück."
"Du hast es so eben selbst gehört, Allegra", wandte sich Sarah empört an ihre Freundin. "Die Kinder sind ausgerissen, draussen wird es dunkel und er denkt in dieser Situation nur ans Essen."
"Nicht nur ans Essen, mein Liebling, aber da Allegra bei uns zu Gast ist, wäre alles andere höchst unschicklich." Jareth grinste.
"Du bist unmöglich", sagte Sarah schwankend. "Und du hör' auf zu lachen", tadelte sie Allegra, die leise in sich hinein kicherte.
"Tut mir leid", entschuldigte sich diese. "Aber ich denke, Jareth hat Recht. Vielleicht lassen sie sich etwas später viel leichter einfangen."
"Also gut", Sarah stand auf. "Ich beuge mich der gefrässigen Mehrheit. Ich hole die restliche Brut aus ihrer Höhle. Jareth, wenn du schon einmal Allegra begleitest, dann können wir uns gleich wieder im Speisezimmer treffen."


Nach dem Essen begab sich Jareth wie versprochen zu Colin's Baumhaus. Schon von weitem hörte er Melanie's gedämpfte Schluchzer. Vor dem Baum blieb er stehen und rief nach den beiden Ausreissern.
"Melanie! Colin! Ich weiss, dass ihr da seid!"
Augenblicklich streckte Colin seinen Kopf durch den Eingang des Baumhauses.
"Gut, dass du da bist, Dad", sagte er erleichtert. "Ich wollte dich gerade holen."
Im Baumhaus war das Schluchzen erst verstummt, doch dann war es wieder lauter geworden.
"Mel benimmt sich wie ein Mädchen. Egal was ich auch zu ihr sage, sie weint", äusserte Colin empört und mit einem sehr sprechenden Gesichtsausdruck.
Jareth kletterte mittlerweile gewandt an der Strickleiter zum Baumhaus empor.
"Melanie ist ein Mädchen, mein Junge", belehrte er seinen Sohn, als er oben angekommen war. "Ich vergesse es sicher oft genug. Aber dir scheint es noch nie aufgefallen zu sein."
Drinnen im Baumhaus kauerte Melanie wie ein Häufchen Elend. Als sie Jareth bemerkte hob sich ihm ein tränenverschmiertes Gesichtchen entgegen und kurz darauf hatte auch schon das zitternde Mädchen heftig weinend die Arme um Jareth geschlungen.
"Onkel Jareth, ich will nicht weg. Ich will nicht, ich will nicht", schluchzte Melanie.
"Ich will es auch nicht, Melanie. Aber das haben wir nicht zu entscheiden", versuchte Jareth sie zu beruhigen. "Das hat ganz allein dein Vater zu entscheiden."
"Die ganze Zeit hat er sich nicht um mich gekümmert. Warum auf einmal jetzt?" schniefte Melanie schon nicht mehr so Herz zerreissend.
"Ich würde sagen: besser spät als nie. Manchmal dauert es etwas länger bis sich jemand seiner Verantwortung voll bewusst wird. Aber jetzt will sich dein Vater seiner Verantwortung für dich stellen. Und da solltest du nicht rufen: ich will nicht, ich will nicht. Immerhin hat er dafür gesorgt, dass du von nun an in einer sehr schönen Schule erzogen werden sollst", erklärte Jareth ihr mit sanfter Stimme, während er sie kaum merklich in seinen Armen wiegte. Er schien damit Erfolg zu haben, denn Melanie wurde nur noch von vereinzelten Schluchzern geschüttelt.
"Ich komme auf eine Schule? Auf ein Internat? Und was mache ich dann in den Ferien?" fragte sie skeptisch. "Kann ich euch dann besuchen kommen?" fragte sie hoffnungsvoll.
"Auch das hat dein Vater zu entscheiden wenn es so weit ist. Aber du bist uns immer und jederzeit willkommen." Jareth reichte ihr sein Taschentuch und Melanie löste ihren Klammergriff um ihn um sich laut und vernehmlich die Nase zu putzen.
"Na, geht es jetzt wieder?" fragte Jareth besorgt.
Melanie nickte schwach.
"Möchtest du jetzt mit kommen und deine Tante Allegra begrüssen?" Es war eigentlich keine Frage, sondern eine Feststellung und Melanie nickte wieder. Ihr Blick richtete sich unsicher auf Colin, der schweigend in einer Ecke sass.
"Kann Mel nicht noch eine Woche bleiben? Bis nach meinem Geburtstag?", wandte er sich bittend an seinen Vater.
"Nein, Colin." Jareth schüttelte bedauernd den Kopf. "Allegra soll Melanie heute bei uns abholen und nicht erst nächste Woche."
"Schade", flüsterte Colin und sah Melanie traurig an.


Noch am selben Abend hiess es für Melanie Abschied nehmen. Obwohl ihre Augen verdächtig feucht schimmerten weinte sie nicht mehr. Sie hatte sich hier so wohlgefühlt, sie würde alle ganz schrecklich vermissen.
Lucille und Darlene hängten sich an Melanie und wollten sie durchaus nicht gehen lassen, bis ihre Mutter ein Machtwort sprach. Daniel schüttelte ihr nur die Hand und biss sich auf die Lippen, was ein seltenes Ereignis war, da er sonst nie um Worte verlegen war. Schliesslich musste sich Melanie nur noch von Colin verabschieden. Dieser Abschied war ihr der Schwerste von allen, war er doch ihr bevorzugter Freund und Spielkamerad gewesen. Auch für Colin war ihr Weggang sehr schmerzhaft, hatte er mit ihr doch viel lieber seine Zeit verbracht als mit seinen Geschwistern oder seinen anderen Kameraden.
"Ich habe mein Geschenk für dich deiner Mum gegeben. Sie gibt es dir dann nächste Woche", sagte Melanie leise.
"Mir wäre lieber..." , murmelte Colin, doch dann besann er sich. "Danke", sagte er stattdessen.
"Ich werde dir schreiben, Colin. Schreibst du mir auch?" fragte sie zaghaft.
Colin nickte. "Ich habe hier noch was für dich." Er kramte in seiner Hosentasche und streckte Melanie einen seltsam glänzenden, weissen Stein hin.
"Ich habe ihn von Hoggle, er behauptet, es ist ein Elfenstein. Vielleicht ist es aber auch nur ein gewöhnlicher Kiesel. Aber ich möchte, dass er jetzt dir gehört."
Trotz ihrer Sorgen lächelte Melanie Colin an und nahm den Stein an sich.
"Danke." Ein Blick auf ihre Tante sagte ihr, dass es Zeit war endgültig Abschied zu nehmen.
"Auf Wiedersehen!" sagte sie laut und machte dabei ein ziemlich unglückliches Gesicht. Dann hob ihre Tante den Zauberstab und schon waren beide verschwunden.
Jareth trat zu seinem Sohn und legte ihm den Arm um die Schultern.
"Nimm's nicht so schwer, mein Junge. Es ist ja kein Abschied für immer."
"Nein, das nicht. Aber es wird nie wieder so sein, wie es einmal war", sagte Colin resigniert und verblüffte seinen Vater damit ungemein.
Insgeheim beschloss Jareth, sich mehr um seinen ältesten Sohn zu kümmern, der oft so verschlossen und schweigsam war und das Leben offenbar nicht allzu leicht nahm, trotz dem vielen Blödsinn, den er sonst den lieben langen Tag trieb.

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Soviel zu Kapitel 5 - Melanie wird in einem der späteren Kapitel natürlich wieder auftauchen und auch Jasmina's Sorgen werden wir noch genauer unter die Lupe nehmen.

Ein paar Reviews wären zu Abwechslung auch wieder ganz nett - ich könnte ein wenig Ansporn vertragen.
Ja, ich weiss, das ist Erpressung *ganzliebguck*, aber dafür gehe ich dann auch wieder mit neuem Elan an die Sache ran!!!! Versprochen!! *ärmelaufkrempel*