Disclaimer:
Labyrinth und die dazugehörenden Charaktere gehören nicht mir. Colin, Daniel, Lucille, Darlene und Jasmina und alle anderen, die ganz allein aus meiner Feder geflossen sind, gehören mir allerdings schon.
Dieses Werk ist nicht profitorientiert und nur aus Spass an der Freude entstanden.
Zuerst begrüsse ich QueenBonnie und Hotaru-chan in unserem illustren Kreis! Je mehr, desto lustiger - sag' ich immer.
Ihr habt euch bestimmt schon gewundert, warum das hier so lange dauert, aber ich habe eine mega-gute Entschuldigung: Grippe! Also reden wir nicht mehr darüber und freuen uns vielmehr, dass ich wieder unter den Lebenden weile *g*
+++~~~ Die zauberhaften Jahre ~~~+++
Fanfiction by Lorelei Lee
Kapitel 11
Melanie stand versonnen am Fenster und sah hinaus in die Nacht. Die ersten Anzeichen für die nahende Morgendämmerung zeigten sich schon am Himmel. Sie seufzte glücklich. Endlich war sie wieder hier - hier im Königreich der Kobolde. Solange sie denken konnte war sie immer nur hier wirklich glücklich gewesen. Das lag sicher auch daran, dass sie sich schon als kleines Mädchen in Colin verliebt hatte. Jareth und Sarah hatten bald nach der Hochzeitszeremonie ihre Tante Allegra gebeten, ihnen Melanie für einen recht langen Besuch zu überlassen und Tante Allegra hatte - sicher auch im Hinblick auf ihre Flitterwochen - nicht lange gezögert und ihre Zustimmung erteilt. Als das Fest seinem Ende zu ging, hatten Jareth und Sarah sie auch gleich ohne viel Federlesens mitgenommen.
Melanie spielte gedankenverloren mit dem Elfenstein, den Colin ihr damals geschenkt hatte. Sie hatte ihn als Anhänger umarbeiten lassen und trug ihn ständig an einer langen Kette um ihren Hals. Melanie lächelte, als sie daran denken musste, wie Colin sie heute angesehen hatte. Seinen Blick, als er sie endlich erkannt hatte, würde sie nie vergessen. Die ganzen Jahre über hatte sie sich nicht nur nach diesem Land gesehnt - sie hatte immer auch an Colin gedacht.
Wie sehr hatte sie sich in der Schule immer über seine Briefe gefreut und wie sehr hatte sie geweint, als sie im Laufe der Jahre immer spärlicher geworden waren, bis er ihr am Schluss nur noch zwei- dreimal im Jahre einen sehr kurzen Brief geschickt hatte. Immerhin hatte er nie ganz aufgehört zu schreiben und die anderen Mädchen auf der Schule hatten sie damit getröstet, dass ihre Brüder und Freunde ihnen in der ganzen Zeit höchstens vier Briefe geschickt hatten oder sogar gar keinen.
Nun, da sie wieder in seiner Nähe war, würde sich hoffentlich wieder alles zum Guten wenden... sie liebte ihn doch so sehr!
"Wir sind füreinander bestimmt", flüsterte sie leise in die Dunkelheit, bevor sie sich in ihrem neuen Zimmer schlafen legte.
Bereits nach wenigen Tagen war Melanie wieder voll in das Leben der Familie integriert. Obwohl ihre Schulausbildung eigentlich offiziell abgeschlossen war, nahm sie dennoch gern an den Stunden teil, die Daniel, Lucille und Darlene vormittags erhielten. Die beiden jüngeren Mädchen hatten sie sofort wieder ins Herz geschlossen. Melanie kannte eine Unzahl neuer Spiele und Rätsel, die zu Sarah's grosser Freude besonders Darlene begeisterten und sie immer öfter von ihren Zaubereien ablenkten. Colin verbrachte die Vormittage hauptsächlich mit seinem Vater, der ihn langsam auf seine zukünftige Aufgabe als König vorbereitete. Nachmittags unternahmen meistens die beiden Brüder etwas mit Melanie. Sie ritten viel aus und benahmen sich, so fürchtete ihre Mutter, mehr wie kleine Jungs, als wie halbe Männer - die sie eigentlich schon waren. Auch Melanie verwandelte sich an diesen Nachmittagen wieder in den kleinen Wildfang in Wildlederhosen, der sie früher gewesen war. Doch genauso oft leistete Melanie auch Sarah Gesellschaft und verhielt sich dann auch ganz so, wie man es von einer adligen jungen Dame erwarten konnte.
Alles war eitel Freude und Sonnenschein, bis Jareth im Spätherbst gemeinsam mit Sir Dydimus zu einer kurze Reise aufbrach, um eines der entlegeneren Dörfer zu besuchen. Er wollte sich versichern, dass die Bewohner für den drohenden Winter genügend Vorräte zur Verfügung hatten.
Zwei Tage nach Jareth's Abreise hörte Melanie merkwürdige Geräusche aus dem Thronsaal. Sie war auf ihrem Weg zu Sarah, mit der sie neue Vorhänge aussuchen wollte, daran vorbei gekommen und warf deshalb einen kurzen Blick durch den offenen Durchgang. Was sie sah liess sie für einige Augenblicke an ihrem Verstand zweifeln. Doch nur Sekunden später rannte sie mit einem kleinen Bündel in den Armen wie von Furien gehetzt zu Sarah's Zimmer.
"Tante Sarah! Tante Sarah!" rief sie aufgeregt als sie in Sarah's Zimmer stürmte.
"Melanie?!" Sarah fuhr erschreckt von ihrem Sessel hoch. "Was um alles in der Welt..."
"Das hier habe ich im Thronsaal gefunden", unterbrach Melanie sie aufgelöst und drückte ihr das kleine Bündel in die Arme.
Sarah faltete die Decke vorsichtig auseinander, doch sie wusste schon, was sich dahinter verbarg, noch bevor der Säugling sie anlächelte.
"Ein Baby", hauchte Sarah und sank kraftlos in ihren Sessel zurück. "Oh mein Gott, ein fortgewünschtes Baby."
In diesem Moment fing das Baby zu schreien an und Colin streckte seinen Kopf durch die offene Tür.
"Was ist denn hier los?" fragte er neugierig. "Wo kommt das denn her?" stiess er hervor, als er das Baby in den Armen seinen Mutter entdeckte.
Sarah blickte ihren Sohn einen Moment verwirrt an, doch dann fasste sie sich wieder und straffte die Schultern.
"Du holst jetzt sofort deinen Vater", befahl sie unmissverständlich. "Wir haben hier ein fortgewünschtes Baby."
"Aber ich weiss doch nicht, wo er gerade ist", gab Colin zu Bedenken. "Ich müsste fliegen um ihn zu finden."
Sarah kämpfte kurz mit sich. Sie hatte ihrem Sohn trotz allem noch nie erlaubt, sich alleine in einen Falken zu verwandeln und zu fliegen. Sie hatte immer darauf bestanden, dass Jareth bei ihm war. Auch bei Daniel und Lucille, die mittlerweile ihre vollständigen Kräfte erhalten hatten, hatte sie die gleichen Vorbehalte. Schliesslich schloss sie gottergeben die Augen.
"Dann fliege eben, verdammt noch mal! Hauptsache du bringst deinen Vater so schnell wie möglich hierher zurück!"
Colin liess sich das nicht zwei Mal sagen. Mit einem flüchtigen Grinsen für Melanie ging er zum Fenster und verwandelte sich in einen Falken.
"Pass auf dich auf!" rief ihm Sarah noch nach, doch da war der Falke schon ihren Blicken entschwunden.
Jareth, Sir Dydimus und die kleine Begleitmannschaft, die sie bei sich hatten, legten gerade eine kurze Rast ein um ihren Pferden eine Pause zu gönnen.
Jareth dehnte vorsichtig seine Muskeln.
"Ich bin wirklich zu lange nicht mehr geritten", murmelte er vor sich hin und stöhnte leise. Er setzte sich langsam ins Gras und verzog leicht das Gesicht. Ein wenig neidisch betrachtete er Ambrosius, den gutgepolsterten Reituntersatz von Sir Dydimus, doch dann wurde sein Blick von einem Falken abgelenkt, der im Sturzflug auf die kleine Gruppe niederschoss.
"Was zum...", rief er aus, doch da stand schon sein ältester Sohn vor ihm und sah ihn mit einem seltsamen Blick an, der Jareth das Schlimmste befürchten liess.
"Colin!" Beunruhigt sprang er auf. "Ist etwas passiert? Mit deine Mutter? Mit deinen Geschwistern?"
"Nein, Dad. Es ist alles in Ordnung", beruhigte Colin seinen Vater. "Naja, bis auf das fortgewünschte Baby, das wir im Schloss haben. Mum hat gesagt, ich soll dich sofort zurückholen."
Jareth musterte seinen Sohn ungläubig. "Ein fortgewünschtes Baby?" Er starrte einige Augenblicke auf den Boden. "Sarah hat Recht. Wir müssen sofort zurück." Dann wandte er sich an Sir Dydimus. "Es tut mir leid, aber Ihr müsst die Reise vorerst ohne mich fortsetzen. Meine Anwesenheit im Schloss ist unerlässlich. Ich werde versuchen, später wieder zu Euch zu stossen."
Ohne eine Antwort abzuwarten verwandelte er sich in eine weisse Eule und flog davon. Colin starrte ihm zuerst verblüfft nach, doch dann verwandelte er sich zurück in seine Vogelgestalt und beeilte sich, seinen Vater einzuholen.
Als Jareth und Colin wieder im Schloss eintrafen, hatte sich die ganze Familie um Sarah und das Baby versammelt.
Wortlos trat Jareth zu seiner Frau und nahm das Baby behutsam an sich.
"Ich hätte nicht gedacht, dass es noch funktioniert", sagte er leise zu Sarah.
"War Toby... war es das letzte Mal?" fragte sie genauso leise zurück.
Jareth nickte knapp und richtete seine Aufmerksamkeit auf seine Kinder und auf Melanie, die ihn mit grossen Augen umstanden.
"Colin, du bleibst hier - ich brauche dich noch. Melanie? Gehst du mit Daniel und den Mädchen bitte nach oben ins Schulzimmer?"
"Ja, natürlich", antwortete Melanie, nahm Darlene an die Hand und verliess den Raum. Daniel und Lucille folgten ihr etwas widerwillig, doch schliesslich waren Sarah, Colin, Jareth und das Baby allein.
"Ist es ein Junge oder ein Mädchen?" fragte Jareth.
"Ein Mädchen." Sarah lächelte und nahm ihm das Baby wieder ab.
"Colin, du weißt, dass es früher sehr oft vorgekommen ist, dass Babys hierher gewünscht wurden. Seit der Fluch, der über diesem Reich lag gebrochen wurde, ist es allerdings nicht mehr vorgekommen und ich hatte schon gedacht, es wäre überhaupt nicht mehr möglich. Doch offenbar hatte ich mich getäuscht", erläuterte Jareth mit einem Seiten blick auf das Baby.
"Folglich musst du auch lernen, wie man diese Situation bewältigt", fuhr Jareth fort. "Ich werde gleich auf die Erde reisen und zwar zu der Person, die dieses Baby fortgewünscht hat und du wirst mich begleiten. Du musst nichts tun", ergänzte Jareth, als er Colin's Verunsicherung bemerkte. "Bleib einfach nur bei mir und sieh mir zu. In Ordnung?"
"Ja, ich denke schon", antwortete Colin, obwohl ihm langsam aber sicher mulmig wurde.
"Gut. Aber vorher werden wir uns noch kurz umziehen", sagte Jareth mit einem Blick auf Colin's Jeans trocken. Er pflückte eine Kristallkugel aus dem Nichts und warf sie in die Luft, wo sie in einem Glitzerregen verpuffte. Als sich der Glitzernebel verzogen hatte, sah Colin entsetzt an sich herunter.
Statt Hemd und Jeans trug er jetzt fast das Gleiche wie sein Vater. Enge, schwarze Hosen, ein schwarzes Oberteil mit einer seltsam gemusterten Weste und ein schwarzes Cape.
Er schnappte nach Luft. "Dad!" Der Blick, der seinen Vater traf, war ein einziger Vorwurf.
Doch sein Vater grinste nur. "Das gehört eben dazu. Nenne es von mir aus Arbeitskleidung."
"Mum, sag' doch du auch mal was!"
"Ich muss allerdings zugeben, dass es deinem Vater wesentlich besser steht", erwiderte Sarah, was ihr einen Kuss von ihrem Mann eintrug. "Aber ich finde, du solltest erst lernen, wie dein Vater diese Dinge handhabt, bevor du es auf eine andere Art ausprobierst. Und ein Koboldkönig in Jeans und Turnschuhen ist nun einmal nicht sehr glaubwürdig."
Colin seufzte ergeben. "Na gut. Alles im grünen Bereich. Aber dann lass' uns das bitte schnell erledigen."
"Gern, mein Sohn." Er blickte Sarah fragend an. "Wann ist das Baby hier angekommen?"
"Ich weiss nicht genau, Melanie hat es im Thronsaal gefunden." Sie blickte auf die Standuhr. "Aber es dürfte ungefähr eine halbe Stunde her sein."
"Lektion Nummer eins, mein Sohn. Sei immer pünktlich." Mit diesen Worten streckte Jareth die Hand aus und die Zeiger der Uhr bewegten sich um fast eine halbe Stunde rückwärts.
"Wie hast du das gemacht?" fragte Colin begeistert.
"Das erkläre ich dir später. Nimm' meine Hand, damit du nicht verloren gehst."
Kaum hatte Colin getan, wie ihm geheissen, wurde alles schwarz, doch schon Sekunden später standen sie in einem ihm fremden Zimmer.
**********************
Soviel zu Kapitel 11 - ich würde ja gerne noch weiterschreiben, aber durch meine Grippe ist derartig viel liegengeblieben, so dass ich jetzt leider noch einiges andere zu erledigen habe. Nicht böse sein! Ich hoffe, dass ich noch diese Woche ein weiteres Kapitel hier einstellen werde!!!!!
Labyrinth und die dazugehörenden Charaktere gehören nicht mir. Colin, Daniel, Lucille, Darlene und Jasmina und alle anderen, die ganz allein aus meiner Feder geflossen sind, gehören mir allerdings schon.
Dieses Werk ist nicht profitorientiert und nur aus Spass an der Freude entstanden.
Zuerst begrüsse ich QueenBonnie und Hotaru-chan in unserem illustren Kreis! Je mehr, desto lustiger - sag' ich immer.
Ihr habt euch bestimmt schon gewundert, warum das hier so lange dauert, aber ich habe eine mega-gute Entschuldigung: Grippe! Also reden wir nicht mehr darüber und freuen uns vielmehr, dass ich wieder unter den Lebenden weile *g*
+++~~~ Die zauberhaften Jahre ~~~+++
Fanfiction by Lorelei Lee
Kapitel 11
Melanie stand versonnen am Fenster und sah hinaus in die Nacht. Die ersten Anzeichen für die nahende Morgendämmerung zeigten sich schon am Himmel. Sie seufzte glücklich. Endlich war sie wieder hier - hier im Königreich der Kobolde. Solange sie denken konnte war sie immer nur hier wirklich glücklich gewesen. Das lag sicher auch daran, dass sie sich schon als kleines Mädchen in Colin verliebt hatte. Jareth und Sarah hatten bald nach der Hochzeitszeremonie ihre Tante Allegra gebeten, ihnen Melanie für einen recht langen Besuch zu überlassen und Tante Allegra hatte - sicher auch im Hinblick auf ihre Flitterwochen - nicht lange gezögert und ihre Zustimmung erteilt. Als das Fest seinem Ende zu ging, hatten Jareth und Sarah sie auch gleich ohne viel Federlesens mitgenommen.
Melanie spielte gedankenverloren mit dem Elfenstein, den Colin ihr damals geschenkt hatte. Sie hatte ihn als Anhänger umarbeiten lassen und trug ihn ständig an einer langen Kette um ihren Hals. Melanie lächelte, als sie daran denken musste, wie Colin sie heute angesehen hatte. Seinen Blick, als er sie endlich erkannt hatte, würde sie nie vergessen. Die ganzen Jahre über hatte sie sich nicht nur nach diesem Land gesehnt - sie hatte immer auch an Colin gedacht.
Wie sehr hatte sie sich in der Schule immer über seine Briefe gefreut und wie sehr hatte sie geweint, als sie im Laufe der Jahre immer spärlicher geworden waren, bis er ihr am Schluss nur noch zwei- dreimal im Jahre einen sehr kurzen Brief geschickt hatte. Immerhin hatte er nie ganz aufgehört zu schreiben und die anderen Mädchen auf der Schule hatten sie damit getröstet, dass ihre Brüder und Freunde ihnen in der ganzen Zeit höchstens vier Briefe geschickt hatten oder sogar gar keinen.
Nun, da sie wieder in seiner Nähe war, würde sich hoffentlich wieder alles zum Guten wenden... sie liebte ihn doch so sehr!
"Wir sind füreinander bestimmt", flüsterte sie leise in die Dunkelheit, bevor sie sich in ihrem neuen Zimmer schlafen legte.
Bereits nach wenigen Tagen war Melanie wieder voll in das Leben der Familie integriert. Obwohl ihre Schulausbildung eigentlich offiziell abgeschlossen war, nahm sie dennoch gern an den Stunden teil, die Daniel, Lucille und Darlene vormittags erhielten. Die beiden jüngeren Mädchen hatten sie sofort wieder ins Herz geschlossen. Melanie kannte eine Unzahl neuer Spiele und Rätsel, die zu Sarah's grosser Freude besonders Darlene begeisterten und sie immer öfter von ihren Zaubereien ablenkten. Colin verbrachte die Vormittage hauptsächlich mit seinem Vater, der ihn langsam auf seine zukünftige Aufgabe als König vorbereitete. Nachmittags unternahmen meistens die beiden Brüder etwas mit Melanie. Sie ritten viel aus und benahmen sich, so fürchtete ihre Mutter, mehr wie kleine Jungs, als wie halbe Männer - die sie eigentlich schon waren. Auch Melanie verwandelte sich an diesen Nachmittagen wieder in den kleinen Wildfang in Wildlederhosen, der sie früher gewesen war. Doch genauso oft leistete Melanie auch Sarah Gesellschaft und verhielt sich dann auch ganz so, wie man es von einer adligen jungen Dame erwarten konnte.
Alles war eitel Freude und Sonnenschein, bis Jareth im Spätherbst gemeinsam mit Sir Dydimus zu einer kurze Reise aufbrach, um eines der entlegeneren Dörfer zu besuchen. Er wollte sich versichern, dass die Bewohner für den drohenden Winter genügend Vorräte zur Verfügung hatten.
Zwei Tage nach Jareth's Abreise hörte Melanie merkwürdige Geräusche aus dem Thronsaal. Sie war auf ihrem Weg zu Sarah, mit der sie neue Vorhänge aussuchen wollte, daran vorbei gekommen und warf deshalb einen kurzen Blick durch den offenen Durchgang. Was sie sah liess sie für einige Augenblicke an ihrem Verstand zweifeln. Doch nur Sekunden später rannte sie mit einem kleinen Bündel in den Armen wie von Furien gehetzt zu Sarah's Zimmer.
"Tante Sarah! Tante Sarah!" rief sie aufgeregt als sie in Sarah's Zimmer stürmte.
"Melanie?!" Sarah fuhr erschreckt von ihrem Sessel hoch. "Was um alles in der Welt..."
"Das hier habe ich im Thronsaal gefunden", unterbrach Melanie sie aufgelöst und drückte ihr das kleine Bündel in die Arme.
Sarah faltete die Decke vorsichtig auseinander, doch sie wusste schon, was sich dahinter verbarg, noch bevor der Säugling sie anlächelte.
"Ein Baby", hauchte Sarah und sank kraftlos in ihren Sessel zurück. "Oh mein Gott, ein fortgewünschtes Baby."
In diesem Moment fing das Baby zu schreien an und Colin streckte seinen Kopf durch die offene Tür.
"Was ist denn hier los?" fragte er neugierig. "Wo kommt das denn her?" stiess er hervor, als er das Baby in den Armen seinen Mutter entdeckte.
Sarah blickte ihren Sohn einen Moment verwirrt an, doch dann fasste sie sich wieder und straffte die Schultern.
"Du holst jetzt sofort deinen Vater", befahl sie unmissverständlich. "Wir haben hier ein fortgewünschtes Baby."
"Aber ich weiss doch nicht, wo er gerade ist", gab Colin zu Bedenken. "Ich müsste fliegen um ihn zu finden."
Sarah kämpfte kurz mit sich. Sie hatte ihrem Sohn trotz allem noch nie erlaubt, sich alleine in einen Falken zu verwandeln und zu fliegen. Sie hatte immer darauf bestanden, dass Jareth bei ihm war. Auch bei Daniel und Lucille, die mittlerweile ihre vollständigen Kräfte erhalten hatten, hatte sie die gleichen Vorbehalte. Schliesslich schloss sie gottergeben die Augen.
"Dann fliege eben, verdammt noch mal! Hauptsache du bringst deinen Vater so schnell wie möglich hierher zurück!"
Colin liess sich das nicht zwei Mal sagen. Mit einem flüchtigen Grinsen für Melanie ging er zum Fenster und verwandelte sich in einen Falken.
"Pass auf dich auf!" rief ihm Sarah noch nach, doch da war der Falke schon ihren Blicken entschwunden.
Jareth, Sir Dydimus und die kleine Begleitmannschaft, die sie bei sich hatten, legten gerade eine kurze Rast ein um ihren Pferden eine Pause zu gönnen.
Jareth dehnte vorsichtig seine Muskeln.
"Ich bin wirklich zu lange nicht mehr geritten", murmelte er vor sich hin und stöhnte leise. Er setzte sich langsam ins Gras und verzog leicht das Gesicht. Ein wenig neidisch betrachtete er Ambrosius, den gutgepolsterten Reituntersatz von Sir Dydimus, doch dann wurde sein Blick von einem Falken abgelenkt, der im Sturzflug auf die kleine Gruppe niederschoss.
"Was zum...", rief er aus, doch da stand schon sein ältester Sohn vor ihm und sah ihn mit einem seltsamen Blick an, der Jareth das Schlimmste befürchten liess.
"Colin!" Beunruhigt sprang er auf. "Ist etwas passiert? Mit deine Mutter? Mit deinen Geschwistern?"
"Nein, Dad. Es ist alles in Ordnung", beruhigte Colin seinen Vater. "Naja, bis auf das fortgewünschte Baby, das wir im Schloss haben. Mum hat gesagt, ich soll dich sofort zurückholen."
Jareth musterte seinen Sohn ungläubig. "Ein fortgewünschtes Baby?" Er starrte einige Augenblicke auf den Boden. "Sarah hat Recht. Wir müssen sofort zurück." Dann wandte er sich an Sir Dydimus. "Es tut mir leid, aber Ihr müsst die Reise vorerst ohne mich fortsetzen. Meine Anwesenheit im Schloss ist unerlässlich. Ich werde versuchen, später wieder zu Euch zu stossen."
Ohne eine Antwort abzuwarten verwandelte er sich in eine weisse Eule und flog davon. Colin starrte ihm zuerst verblüfft nach, doch dann verwandelte er sich zurück in seine Vogelgestalt und beeilte sich, seinen Vater einzuholen.
Als Jareth und Colin wieder im Schloss eintrafen, hatte sich die ganze Familie um Sarah und das Baby versammelt.
Wortlos trat Jareth zu seiner Frau und nahm das Baby behutsam an sich.
"Ich hätte nicht gedacht, dass es noch funktioniert", sagte er leise zu Sarah.
"War Toby... war es das letzte Mal?" fragte sie genauso leise zurück.
Jareth nickte knapp und richtete seine Aufmerksamkeit auf seine Kinder und auf Melanie, die ihn mit grossen Augen umstanden.
"Colin, du bleibst hier - ich brauche dich noch. Melanie? Gehst du mit Daniel und den Mädchen bitte nach oben ins Schulzimmer?"
"Ja, natürlich", antwortete Melanie, nahm Darlene an die Hand und verliess den Raum. Daniel und Lucille folgten ihr etwas widerwillig, doch schliesslich waren Sarah, Colin, Jareth und das Baby allein.
"Ist es ein Junge oder ein Mädchen?" fragte Jareth.
"Ein Mädchen." Sarah lächelte und nahm ihm das Baby wieder ab.
"Colin, du weißt, dass es früher sehr oft vorgekommen ist, dass Babys hierher gewünscht wurden. Seit der Fluch, der über diesem Reich lag gebrochen wurde, ist es allerdings nicht mehr vorgekommen und ich hatte schon gedacht, es wäre überhaupt nicht mehr möglich. Doch offenbar hatte ich mich getäuscht", erläuterte Jareth mit einem Seiten blick auf das Baby.
"Folglich musst du auch lernen, wie man diese Situation bewältigt", fuhr Jareth fort. "Ich werde gleich auf die Erde reisen und zwar zu der Person, die dieses Baby fortgewünscht hat und du wirst mich begleiten. Du musst nichts tun", ergänzte Jareth, als er Colin's Verunsicherung bemerkte. "Bleib einfach nur bei mir und sieh mir zu. In Ordnung?"
"Ja, ich denke schon", antwortete Colin, obwohl ihm langsam aber sicher mulmig wurde.
"Gut. Aber vorher werden wir uns noch kurz umziehen", sagte Jareth mit einem Blick auf Colin's Jeans trocken. Er pflückte eine Kristallkugel aus dem Nichts und warf sie in die Luft, wo sie in einem Glitzerregen verpuffte. Als sich der Glitzernebel verzogen hatte, sah Colin entsetzt an sich herunter.
Statt Hemd und Jeans trug er jetzt fast das Gleiche wie sein Vater. Enge, schwarze Hosen, ein schwarzes Oberteil mit einer seltsam gemusterten Weste und ein schwarzes Cape.
Er schnappte nach Luft. "Dad!" Der Blick, der seinen Vater traf, war ein einziger Vorwurf.
Doch sein Vater grinste nur. "Das gehört eben dazu. Nenne es von mir aus Arbeitskleidung."
"Mum, sag' doch du auch mal was!"
"Ich muss allerdings zugeben, dass es deinem Vater wesentlich besser steht", erwiderte Sarah, was ihr einen Kuss von ihrem Mann eintrug. "Aber ich finde, du solltest erst lernen, wie dein Vater diese Dinge handhabt, bevor du es auf eine andere Art ausprobierst. Und ein Koboldkönig in Jeans und Turnschuhen ist nun einmal nicht sehr glaubwürdig."
Colin seufzte ergeben. "Na gut. Alles im grünen Bereich. Aber dann lass' uns das bitte schnell erledigen."
"Gern, mein Sohn." Er blickte Sarah fragend an. "Wann ist das Baby hier angekommen?"
"Ich weiss nicht genau, Melanie hat es im Thronsaal gefunden." Sie blickte auf die Standuhr. "Aber es dürfte ungefähr eine halbe Stunde her sein."
"Lektion Nummer eins, mein Sohn. Sei immer pünktlich." Mit diesen Worten streckte Jareth die Hand aus und die Zeiger der Uhr bewegten sich um fast eine halbe Stunde rückwärts.
"Wie hast du das gemacht?" fragte Colin begeistert.
"Das erkläre ich dir später. Nimm' meine Hand, damit du nicht verloren gehst."
Kaum hatte Colin getan, wie ihm geheissen, wurde alles schwarz, doch schon Sekunden später standen sie in einem ihm fremden Zimmer.
**********************
Soviel zu Kapitel 11 - ich würde ja gerne noch weiterschreiben, aber durch meine Grippe ist derartig viel liegengeblieben, so dass ich jetzt leider noch einiges andere zu erledigen habe. Nicht böse sein! Ich hoffe, dass ich noch diese Woche ein weiteres Kapitel hier einstellen werde!!!!!
